Schriftliche Ergänzung Vorlesung

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Beitrag zum Verständnis der Folien zur Vorlesung Technologie des Weines TU München (Allgemeine Lebensmitteltechnologie) – Teil „Neue oenologische
Verfahren“
Diese schriftliche Zusammenfassung soll Ihnen, liebe Studierenden, das
Selbststudium der bereits vorliegenden Folien erleichtern und ich hoffe, dass sie zum
Verständnis beiträgt. Bei offenen Fragen wenden Sie sich bitten an mich per mail:
[email protected]!
2.4 Einsatz von Enzymen – Lysozym
Exkurs: Grundlagen 2: Biochemie des biologischen Säureabbaus (BSA).
Der biologische Säureabbau wird bei der Weinbereitung für alle roten Weine aber
auch vereinzelt bei Weißweinen (Burgundersorten wie Chardonnay) durchgeführt
(leider zeigt die Praxis, dass dieser häufig nicht aktiv gesteuert durchgeführt wird
sondern oftmals spontan z.T. ungewollt abläuft). Im Gegensatz zur alkoholischen
Gärung ist der biologische Säureabbau nicht auf Hefeaktivität sondern auf die
mikrobiologische Aktivität von Milchsäurebakterien zurückzuführen. Ziel des BSA ist
die
Säureverringerung
durch
die
enzymatische
(Malo-Lacto-Enzym)
Decarboxylierung der Äpfelsäure zur Milchsäure, hierbei reduziert sich die
Gesamtsäure um etwa die Hälfte des Äpfelsäureanteils. Bei diesem Vorgang entsteht
aus L-Äpfelsäure (L-Malat) L-Milchsäure (L-Lactat). Das ist insofern wichtig, da beim
Abbau von Glucose D-Lactat entsteht. Die Weine werden dadurch nicht nur in ihrer
Gesamtsäure reduziert, sondern auch mikrobiell stabiler auf der Flasche. Bei roten
Sotren konnte zudem gezeigt werden, dass sensorisch eine positive Intensivierung
dunkler
Beerenfrüchte
(Cassis,
Brombeere..)
erfolgt,
wenn
der
BSA
mit
Starterkulturen durchgeführt wird.
Leider gibt es eine große Menge an Fehlaromen, die durch einen unsachgemäßen
BSA entstehen können. Verantwortlich hierfür sind neben den auch als
Starterkulturen eingesetzten Oenococcen unterschiedliche Lactobacillus oder
Pediococcus – Arten. Diese treiben hauptsächlich dann ihr „Unwesen“, wenn der
BSA spontan abläuft. Einen Anstieg an flüchtiger Säure kann man beim BSA nicht
vermeiden (in der Regel 0,2g/L), ebenso wenig die Bildung von Diacetyl. Die Frage
nach gesteuertem oder ungesteuertem BSA dürfte sich in Hinblick auf das
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Bildungspotential weiterer Fehlaromen, der höheren Gefahr der Bildung flüchtiger
Säure aber auch der Bildung biogener Amine nicht stellen.
Nicht nur Äpfelsäure kann von Milchsäurebakterien verstoffwechselt werden, sondern
neben dem eigentlich erwünschten Abbau des Malats auch eine Reihe anderer
Weininhaltsstoffe, die zu mehr oder weniger erwünschten Stoffwechselprodukten
führen. In der Folie „Stoffwechsel heterofermentativer Milchsäurebakterien“ ist eine
vereinfachte
Darstellung
ausgewählter
Weininhaltsstoffe
und
deren
Umwandlungsprodukte dargestellt, die durch Milchsäurebakterien verstoffwechselt
werden. Diese unterliegen verschiedenen Bedingungen wie der intervenierenden
Bakterienart, aber auch den Millieubedingungen. Generell sind nur wenige Bakterien
an das Medium Wein adaptiert. Hoher Alkohol, Säure, niedriger pH-Wert, SO2 und
Nährstoffmangel sind die Hauptfaktoren, die die Bakterienaktivität erschweren. Im
Folgenden wird auf die Stoffwechselprodukte von heterofermentativen Bakterien
(u.A. Oenococcus oeni) eingegangen, die im Gegensatz zu homofermentativen
Bakterien (u.A. Pediococcen) niedrigere pH-Werte und Alkohol besser vertragen,
aber aus Zucker nicht nur Milchsäure, sondern auch die dargestellten Nebenprodukte
bilden können.
Neben dem bereits beschriebenen BSA werden im Stoffwechsel heterofermentativer
MSB auch Hexosen und Citrat umgewandelt. Sowohl Glucose als auch Fructose
werden hierbei in D-Lactat, CO2, Essigsäure (Acetat) und Ethanol umgewandelt.
Hierbei wird Acetyl-P zu Ethanol reduziert oder zu Acetat umgewandelt, wenn eine
andere Reoxydation des Coenzyms NADPH + H+ nicht möglich ist. In aerobem
Millieu bilden MSB (vor allem Leuconoctoc-Arten) Lactat und Acetat, in eher
reduktivem Millieu Lactat und Ethanol. Hieraus erschließt sich automatisch für die
Praxis, die Sauerstoffzufuhr während des BSAs zu reduzieren. Dennoch werden
Ethanol und Acetat immer durch heterofermentative Bakterien gebildet. Bei einem
induzierten BSA mit selektionierten Oenococcus oeni Stämmen konnte aber
nachgewiesen werden, dass die flüchtige Säure um maximal 0.2 g/L ansteigt,
insofern möglichst reduktiv während des BSAs gearbeitet wird.
Neben der Gefahr, dass die flüchtige Säure ansteigt, ist in der Regel auch die
Bildung der buttrigen Note des Diacetyls unerwünscht. Leider besitzen auch die
meisten eingesetzten Starterkulturen eine Citratlyase und somit wird Citrat in den
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meisten Fällen, wenn auch nicht vollständig, verstoffwechselt. Neben der Bildung von
Diacetyl kann auch in diesem Fall Acetat gebildet werden. Welches Endprodukt
vermehrt gebildet wird, bestimmen in diesem Fall die Millieubedingungen, die einen
Einfluss auf das Populationswachstum haben. Bei niedrigem pH-Wert und weiteren
wachstumshemmenden Effekten wird mehr Acetoin und Diacetyl gebildet. Hierbei
wird das Pyruvat nicht zum Aufbau von Zellmaterial verwendet, die Zelle muss aber
ihren intrazellulären pH-Wert halten und somit das Pyruvat eliminieren. Dies
geschieht durch die Bildung von Diacetyl und Acetoin, um die Zelle regelrecht zu
entgiften. Im Gegensatz dazu wird, wenn das Wachstum für die Bakterien einfach ist,
das Pyruvat zum Aufbau von Fettsäuren genutzt, aber gleichzeitig auch mehr Acetat
gebildet. Dieser Schritt bedeutet für die Bakterien auch einen Energiegewinn in Form
von ATP. Zitronensäure wird während des BSA immer abgebaut (es sei denn Citrat
negative Stämme werden eingesetzt). Dies führt aber wie der Äpfelsäureabbau
selbst auch zu einer mikrobiellen Stabilisierung des Weines für seine Reifung auf der
Flasche, da eine weitere Energiequelle abgebaut wird.
Hier können also schon zwei Dinge festgehalten werden. Sowohl Sauerstoff als auch
ein höherer pH-Wert können zum Anstieg an flüchtiger Säure führen.
Das entstehende Diacetyl prägt den Wein sensorisch und der Geruch erinnert an
Butter. In Bereichen von 2-3 mg/L bei Weißwein und etwa 5 mg/L bei Rotwein kann
sein sensorischer Beitrag sogar als positiv bewertet werden.
Vermehrt Gedanken um die mikrobiologische Stabilität der Weine macht man sich
international zwar schon lange aber in Deutschland rückt die Mikrobiologie
zunehmend in den Fokus der Weinbereitung. Dies liegt an den steigenden pHWerten, die in den letzten Jahren bei der Lese beobachtet werden. Steigende pHWerte haben nicht nur zur Folge, dass die Überlebensbedingungen für eine Vielzahl
von Bakterien verbessert wird, sondern auch an der Abnahme der mikrobioziden
Wirkung der schwefligen Säure, da bei höheren pH – Werten der Anteil der
molekularen SO2 abnimmt. Alternativen zur schwefligen Säure gibt es keine aber
zumindest
kann
der
Einsatz
von
Lysozym
einen
wichtigen
Beitrag
mikrobiologischen Stabilisierung und Prozesskontrolle leisten.
Ein kleiner Ausblick auf das sogenannte Diacetylmanagement sei noch angeführt.
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zur
Wie lässt sich die „Butternote“ also beeinflussen? Es bietet sich die Möglichkeit die
Butternote sprichwörtlich durch Reduktion zu reduzieren.
Das entstandene Diacetyl kann in zwei Schritten reduziert werden, wobei jeweils
NADH + H+, also Redoxpotential, verbraucht und oxydiert wird. Dies geschieht durch
das Enzym Diacetylreduktase, wie es bei Hefen oder auch Bakterien zu finden ist.
Zunächst wird Diacetyl zu Acetoin und dann weiter zu 2,3 Butandiol reduziert,
welches selbst nicht mehr nach Butter riecht. Eine Lagerung des Weines auf der
Hefe, noch verstärkt durch gleichzeitige bâtonnage, reduziert somit die Butternote im
Wein nach einem BSA. Dies ist einer der Gründe, weshalb auch bei Rotweinen im
Barrique manchmal die Hefe aufgerührt wird.
Ein grober Ablauf, wie Weininhaltsstoffe durch MSB abgebaut werden können, ist in
der letzten Folie dargestellt. Die Übergänge sind als fließend zu betrachten. Will man
den BSA von vorneherein unterbinden, muss bald nach der Gärung mit SO2
und/oder Lysozym gearbeitet werden. Ist die Äpfelsäure abgebaut und die Bakterien
gehen verstärkt an die Zitronensäure so werden beide oenologischen Maßnahmen
noch wichtiger. Verpasst man diesen Moment und die Bakterien greifen fast nur noch
Hexosen und Aminosäuren an, so muss mit entsprechen hoher Aufwandmenge mit
Lysozym und SO2 dem kompletten Verderb des Weines entgegengewirkt werden.
Lysozym:
Aus den in den Grundlagen bereits erläuterten Problemen, die während des BSA
auftreten können, verbunden mit steigenden pH-Werten der Moste, werden
Maßnahmen benötigt, die den Einsatz der SO2 ergänzen. Hierzu zählt als „neue“
oenologische Maßnahme der Einsatz von Lysozym.
Die ersten Folien zeigen noch einmal, wie sich die letzten Jahre das Klima erwärmt,
verbunden aber auch mit plötzlichen Starkregenereignissen, die sich bei uns als
problematisch erwiesen. Warmes Wetter während der Reifephase der Beeren
verbunden mit Starkregenereignissen führen a) zum Aufplatzen der Beeren
verbunden mit erhöhter Pilzinfektion sowie erhöhter mikrobiologischer Belastung b)
starke Aufnahme von Kalium aus dem Boden und einem rapiden Anstieg des pHWertes. Diese klimatischen Veränderungen führten zum Beispiel in Pfalz zu einer
Reifeverfrühung bei der Rebsorte Riesling von Anfang Oktober (1983) zu Mitte
August (2007).
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Bei steigendem Most pH-Wert ist im Laufe des Gärprozesses, des biologischen
Säureabbaus aber auch der Reifung und Lagerung ein Anstieg der Zellpopulation
nicht
nur
von
Oenococcen
sondern
auch
der
unerwünschten
Pediococcen/Lactobacillen, Acetobacter und Gluconobacter und letztendlich auch
der Hefen Brettanomyces/Dekkera zu beobachten.
Unter einfachen Bedingungen (sprich Temperatur >16°C, pH >3,2, niedrige SO2Werte) beginnt der BSA unter Verwendung von Starterkulturen direkt im Anschluss
and die alkoholische Gärung. Unter schwierigen Bedingungen verzögert sich der
BSA deutlich, wodurch andere Milchsäurebakterien eine lange Vermehrungsphase
haben.
Der Einsatz von Lysozym kombiniert mit SO2 ist somit mehr als gerechtfertigt, um
sowohl die alkoholische Gärung als auch den BSA zu steuern. Anfangs empfiehlt
sich der Einsatz vor der Gärung, um die natürliche Flora zu unterdrücken. Nach Ende
des
Äpfelsäureabbaus
durch
BSA-Kulturen
erfolgt
die
zweite
Gabe,
um
mikrobiologische Stabilität zu erreichen.
Die Wirkungsweise von Lysozym auf die Zellwandzerstörung Gram positiver
Bakterien ist der Folie zu entnehmen. Anhand eines Gewürztraminers Jahrgang 2001
kann gezeigt werden, wie bei einer Dosage von 200 mg/L Lysozym zum Most der
biologische Säureabbau unterdrückt werden kann. In der Kontrollvariante wurde nicht
nur die Äpfelsäure fast vollständig abgebaut sondern auch die Zitronensäure
verstoffwechselt, wobei auch die flüchtige Säure anstieg. Ein Lysozymeinsatz kann
auch einen bereits begonnen BSA stoppen. Wird Lysozym in Rotweinen eingesetzt,
so wirkt es hinsichtlich der Bakterien, man muss jedoch einen Farbverlust (E 520
„rot“) hinnehmen. Die Äpfelsäuregehalte unterschiedlicher BSA Varianten bei der
Rebsorte Chardonnay (Jahrgang 2008) stammen aus aktuellen Forschungsarbeiten
am DLR Rheinpfalz zum biologischen Säureabbau. Man sieht deutlich, wie eine
Lysozymzugabe von 100 mg/L zum Most den BSA gegenüber den anderen
Varianten verzögert. Erst 59 Tage nach Datenaufnahme beginnt der BSA (in diesem
Fall durch Spontanflora). Der BSA ist mit etwa 10 Tagen schnell durch, hatte jedoch
einen hohen Gehalt an biogenen Aminen zur Folge und belegt, dass ohne SO2 die
dauerhafte mikrobiologische Stabilisierung nicht möglich ist. Die aufgeführten neuen
Enzymcocktails wurden bisher positiv getestet. Wann und ob solche fast alle
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weinrelevanten Bakterien lysierende Enzyme aus Streptomyces jemals in der
Weinbereitung zum Einsatz kommen werden bleibt in Frage zu stellen.
3. Membranverfahren in der Oenologie – Schwerpunkt Alkoholreduzierung
Lag bei den Membranverfahren in den letzten Jahren der Schwerpunkt auf der Mostund zum Teil Weinkonzentrierung mittels Umkehrosmose oder Vakuumdestillation,
so wandelt sich in letzter Zeit der Schwerpunkt hin zu Möglichkeiten der
Alkoholreduzierung. Erlaubt ist eine Alkoholreduzierung um 2%vol, wobei der
Mindestalkohol nach Entalkoholisierung 8,5%vol. betragen muss. Zugelassene
Verfahren im Wein sind hierbei Membranverfahren oder destillative Verfahren. Grund
für eine Alkoholreduzierung sind weltweit steigende Alkoholgehalte, bedingt durch
eine höhere Mostzuckerkonzentration. Die Auswertung vorliegender Daten der
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz zeigen für rote und weiße Qualitätsweine,
dass der vorhandene Alkohol in den letzten zehn Jahren um 1,4 % vol. bzw. 1,1 %
vol. gestiegen ist. Diese steigenden Alkoholgehalte machen sich sensorisch negativ
bemerkbar. In einer aktuellen Studie konnte Fleischmann (2008) am DLR Rheinpfalz
nachweisen, dass mit steigendem Alkoholgehalt die Flüchtigkeit von Aromastoffen
abnimmt. Die Abnahme der Flüchtigkeit macht sich sensorisch dadurch bemerkbar,
dass die Geruchsschwellenwerte untersuchter Aromastoffe zunehmen und somit
vom Prüfer erst in höheren Konzentrationen wahrgenommen werden können. Im
Falle von Linalool sinkt der Geruchsschwellenwert jedoch wieder deutlich hin zu 15
% vol., der von 3 MH nur leicht. Dies spiegelt sich auch in der quantitativ
beschreibenden Sensorik wieder. Bei 10% vol. werden die Attribute Grapefruit und
blumig am geringsten bewertet. Warum also steigt der Schwellenwert für manche
Aromastoffe und warum werden manche Attribute bei der beschreibenden Sensorik
bei höherem Alkoholgehalt als intensiver empfunden? Einen Erklärungsansatz findet
man in der Publikation von Tsachaki et al. JAFC 2005. Bei der Betrachtung von
Aromastoffkonzentrationen im Headspace ist zwischen einer dynamischen und einer
statischen Analyse zu unterscheiden. Die Headspace – Analysen von Fleischmann
waren statische Analysen. Bei einem statischen Gasraum konnte eine Abnahme der
Aromastoffkonzentration auch von Tsachaki et al. JAFC 2005 beobachtete werden.
Bei der Schwellenwertsermittlung ist sicherlich im Vergleich ein statischer Gasraum
heranzuziehen, da die Verkoster in der Regel das Glas nicht schwenken. Dennoch
kann dies nicht ausgeschlossen werden. Wird ein Wein mit Aromaattributen und
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deren Intensität beschrieben, so wird der Wein geschwenkt, wie es auch später der
Käufer tun würde. Somit liegt ein dynamischer Gasraum vor, bei dem der Kopfraum
ständig abgerochen wird. Aus der Tiefe des Weines werden ständig Aromastoffe
nachgeliefert, ähnlich dem Prinzip der Marangoni-Konvektion. An der Oberfläche der
Flüssigkeit verdunstet Flüssigkeit, ein Temperaturgradient entsteht, was zu einer
Flüssigkeitskonvektion führt, somit befinden sich auch in einem Weinglas Regionen
absteigender Flüssigkeit und aufsteigender Flüssigkeit. Vergleicht man nun die
Aromastoffkonzentrationsveränderung in einem dynamischen Kopfraum, so kann
festgestellt werden, dass in alkoholischer Lösung ständig Aromastoffe nachgeliefert
werden. Je höher der Alkoholgehalt, desto geringer sogar der relative Verlust an
Aromastoffen am Ende der Analyse. Nicht alle Aromastoffe sind also bei höherem
Alkoholgehalt
plötzlich
in
geringerer
Kopfraumkonzentration
vorhanden,
der
maskierende Effekt des Ethanols spielt jedoch sensorisch gesehen eine nicht zu
unterschätzende Rolle. Auch geschmacklich wirkt sich ein höherer Alkoholgehalt auf
die sensorische Wahrnehmung von Wein (speziell von Weißwein) aus. Speziell der
bittere
Geschmackseindruck
und
dessen
zeitabhängige
Persistenz
werden
intensiviert. Auch ein brennender Eindruck sowie das olfaktorische Attribut Alkohol
können relativ unabhängig vom Glyceringehalt hohen Alkoholgehalten zugeordnet
werden. Sensorische Studien zur Terroirausprägung bei der Rebsorte Riesling
zeigen, wie hier an zwei Beispielen dargestellt, dass Jahrgänge mit höheren
Alkoholgehalten (Jhg. 2005 – hohe Alkoholgehalte) die Unterschiede zwischen
einzelnen Lagen reduzieren.
Möglichkeiten der Alkoholreduzierung:
1) Durch die oftmals höhere Alkoholausbeute bei der alkoholischen Gärung sind
die Anreicherungstabellen zu modifizieren. Man geht davon aus, dass 2,04
kg/Hl Zucker ausreichen, um den Alkoholgehalt um 10g/L zu erhöhen; bisher
wurden dafür 2,43 kg/Hl eingesetzt.
2) Je nach Rotweinbereitungsverfahren können durch höhere Gärtemperaturen
und Verflüchtigungsmöglichkeiten (offene Büttengärung) Alkoholverluste bis
zu 10 g/L erzielt werden.
3) Je höher die Temperatur der Rotweinmaische beim Pressen, desto höher die
Alkoholverluste
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4) Summiert man beide Verfahren so erzielt man am Beispiel Überschwallen und
Pressen bei 32°C bis zu 1,5% vol Alkoholreduzierung
5) Technische Reduzierung des Zuckergehaltes:
a) REDUX® - Verfahren
Hierbei wird versucht durch eine Kombination aus Ultra – und Nanofiltration Zucker
aus der Maische abzutrennen. Durch die Ultrafiltration wird eine Wasser-, Zucker-,
Säurenfraktion abgetrennt. Nach der Nanofiltration dieser Fraktion werden Wasser
und Säuren der Rotweinmaische wieder zugeführt, das Wasser. Zuckerkonzentrat
wird abgeführt. Dieses Verfahren ist jedoch noch nicht effizient genug, wie in der
Schweiz durch Ducruet J. et al. 2006 nachgewiesen wurde. Dadurch, dass nach der
Nanofiltration eine Zucker-Wasserfraktion abgetrennt werden hat man nicht nur eine
Zuckerreduzierung sondern auch eine Konzentrierung, wodurch am Beispiel eines
Cabernet Sauvignon mit anfänglich 240 g/L Zucker nur 55 g/L Zucker entfernt
werden konnten.
b) RAW® - Verfahren.
Auch hierbei wird Zucker aus der Maische entfernt, wobei der Ultrafiltration eine
Destillation nachgeschaltet wird und das destillierte Wasser der Rotweinmaische
rückgeführt wird. Das übrige Zuckerkonzentrat wird zusammen mit Säuren
abgetrennt.
c) Alkoholreduzierung im Wein durch Umkehrosmose und Destillation
Ähnlich dem Prinzip des RAW® - Verfahrens wird hier im Wein durch die
Ultrafiltration eine Wasser – Ethanolfraktion abgetrennt, der Alkohol abdestilliert und
das Wasser dem Wein wieder zugeführt. Eine Alkoholreduzierung um 2%vol ist
durch dieses Verfahren möglich.
d) WineBrane® Technologie
Die Firma INOXPA bietet ein Verfahren zur Alkoholreduzierung an, bei der im
Gegenstrom eine hydrophobe Membran von Wasser (ca. 55°C) und dem Wein
durchströmt wird. Das im Gegenstrom fließende Wasser reichert sich mit Ethanol an.
Ursprünglich wurde das verfahren zur Konzentrationseinstellung gelöster Gase im
Wein entwickelt. Ein auf diese Weise auf 10 % vol. abgereicherte Wein erhielt in
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einer Rangordnungsprüfung die höchste Bewertung. Dieses Verfahren scheint sich
momentan in der Praxis durchzusetzen.
e) Prinzip von Memstar
Das von memstar entwickelte Prinzip funktioniert ähnlich der WineBrane®
Technologie. Zunächst wird jedoch über eine Umkehrosmosemembran aus dem
Wein eine Wasser – Ethanolfraktion abgetrennt und diese dann einer hydrophoben
Perstraktionsmembran zugeführt. Das im Gegenstrom fließende Wasser dient als
Lösungsmittel für den Ethanol, wobei Ethanoldämpfe die Membran durchdringen und
sich im Wasserstrom anreichern, während die aus der UO stammende Fraktion im
Alkohol
abgereichert
wird.
Das
nach
der
Perstraktionsmembran
alkoholreduzierte/alkoholfreie Wasser wird dem Wein wieder zugeführt.
Ein Verkostungsergebnis am DLR Rheinpfalz zur Entalkoholisierung von Riesling
zeigte, dass sogar mittels Vakuumdestillation die Typizität sowie die Attribute
Maracuja, Pfirsich für einen 12% vol. Wein intensiviert werden können.
f) Reduzierung des Alkoholgehaltes bei Weißwein
In Franken wurde von Sauer, Mengler und Gessner (2007) ein Versuch zur
Maischegärung bei der Rebsorte Silvaner durchgeführt. Sicherlich keine sehr
gängige oenololgische Methode. Anlehnung fand die Idee bei der Rotweingärung
und den damit verbunden Alkoholverlusten. Immerhin konnte eine Reduktion des
Alkoholgehaltes von 1,7 %vol. erzielt werden, ohne Restzucker im Wein zu behalten
oder die Gärtemperatur in unrealistische Höhen zu treiben. Ein Anstieg von etwa 90
mg/L Polyphenole konnte nicht vermieden werde, als positiv ist der geringe Gehalt an
flüchtiger Säure zu verzeichnen. Der höhere Polyphenolgehalt machte den Wein
zwar bitterer bei intensiverem grünen Geschmack und krautigem Geruch, werden
jedoch 20% davon zur Kontrolle zuverschnitten, so erzielt man nicht nur eine
Alkoholreduzierung sondern auch ein besseres sensorisches Profil.
f) Wasserzusatz
Ein in den USA verwendetes Verfahren zur Alkoholreduzierung ist der von Jim
Harbertson „Jesus Units“ bezeichnete Wasserzusatz zur Maische. Hierbei wird
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dieselbe Menge Wasser der Maische zugeführt wie zuvor Saft entzogen wurde
(Saftentzug ein gängiges Verfahren in Europa um wertgebende Weininhaltsstoffe wie
Anthocyane durch ein besseres Saft/Beerenhautverhältnis zu konzentrieren).
g) Belassung von Restsüße
Es versteht sich von selbst, dass wenn nicht aller Zucker in Alkohol umgewandelt
wird auch weniger Alkohol entsteht
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