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Sturmerprobt dem Klimawandel trotzen
Guatemala
Voller Stolz zeigt Francisca Calel Sut auf die Bäumchen, die in Reih und Glied aus dem
Boden ragen. Die Diakonie Katastrophenhilfe hatte die Setzlinge gestellt - die Bauern im
Dorf La Giralda im Herzen Guatemalas pflanzten sie dann an. "Dank der Bäume geht
weniger Boden verloren, wenn der nächste Sturm kommt", erklärt Doña Francisca, die ein
typisch farbenfrohes Kleid des Cakchiquel trägt und auch ein Ausdruck dafür ist, dass die
Nachfahrin dieses alten Maya-Volks hoffnungsvoll in die Zukunft blickt.
Die ersten Folgen der globalen Klimawandels sind heute schon spürbar, doch treffen sie vor allem die
Ärmsten der Armen besonders hart. Deren speziellen Schutz hat sich die Diakonie Katastrophenhilfe in
einer gemeinsamen Initiative mit der Schwesterorganisation Brot für die Welt zum Ziel gesetzt. Über
zehn Jahre hinweg machen die Experten der beiden Hilfswerke besonders betroffene Gemeinden rund
um den Globus - von Äthiopien bis Bangladesch - fit für den Klimawandel. So auch die indigenen
Gemeinschaften in Guatemala. Sie lernen ihre bewährten Überlebensmechanismen mit neuen
Techniken der Klimaanpassung zu stärken.
Vom Regen in die Traufe
Die Natur spielt verrückt und die Bauern haben den Schaden. Davon kann Henry Sucuqui ein Lied
singen. Der Landwirtschaftsexperte von ASECSA, dem lokalen Partner der Diakonie Katastrophenhilfe
in Guatemala, berichtet: "Früher dauerte die Trockenzeit von Dezember bis Januar, heute kann sie sich
von November bis April erstrecken." Die Bauern säen aber seit Generationen Getreide wie Mais im
März aus. Beginnt der Regen später, verlieren sie ihre Saat.
Und auch in die Regenzeit selbst bringt immer häufiger Probleme. "Manchmal regnet es bis zu 15
Stunden am Stück. Überschwemmungen und Erdrutsche sind die Folge", sagt Sucuqui. 2010 zerstörte
der Tropensturm Agatha bis zu 90 Prozent der hiesigen Mais- und Bohnen-Ernten, die für die Maya
Grundnahrungsmittel darstellen wie Brot für die Deutschen. Die Bewohner von La Giralda, einem
typischen guatemaltekischen Bauerndorf, mussten ihre ohnehin schon kargen Mahlzeiten weiter
einschränken.
Großer Erfolg mit Kleingärten
In La Giralda lebt auch Doña Francisca. Sie hat von der Diakonie Katastrophenhilfe Pflanzen und das
Know-how erhalten, um einen Kleingarten anzulegen. Andere Familien bekamen Schweine oder
Hühner. Für Francisca und ihre Familie bedeutete das eine wertvolle Ausweitung ihres Speiseplans.
"Ich schnappe mir etwas Spinat, Zwiebeln, Tomaten und Koriander, und schon kann ich damit eine
leckere Tortilla zubereiten", freut sich die 54-Jährige. Zwischen den Beeten hat sie kleine Holzbretter
angebracht, ganz so wie es ihr die Berater von ASECSA gezeigt haben. Die sollen verhindern, dass das
Regenwasser die Erde abträgt.
Neue Einkommensquellen für Bauern
Wie alle Männer im Dorf muss sich auch Xaper Tucubal, der Ehemann von Maria Luisa, auswärts als
Tagelöhner verdingen, weil das eigene kleine Grundstück nicht genügend Erträge bringt. Sein
Tagesverdienst von 40 Quetzales (knapp vier Euro) reiche aber nicht, um ihre fünf Kinder zu ernähren,
klagt die Bäuerin.
Zehn Hühner hat sie vom evangelischen Hilfswerk erhalten, plus praktische Empfehlungen, wie das
Geflügel zu pflegen und zu impfen sei. "Eier gibt es das ganze Jahr über, unabhängig vom Regen",
freut sich Maria Luisa. Die überschüssige Ware verkaufen die Bauern von La Giralda untereinander
oder auf dem Markt - ein wertvoller Zuschuss für die Familienkasse.
Erster Einsatz des Notfallkomitees
Zur Vorbereitung auf künftige Naturkatastrophen gründeten 30 indigene Familien im Dorf mit
Unterstützung der Diakonie Katastrophenhilfe ein Notfallkomitee. Das erlebte seine Feuertaufe am 7.
November 2012, als ein Erdbeben in ganz Guatemala 53 Tote forderte. Auch in La Giralda wackelte der
Boden. "Wir sind sofort von Haus zu Haus gelaufen, und haben geschaut, ob jemand betroffen war",
erzählt Franciscas Ehemann, Emilio Bulux Canastuj. Glücklicherweise gab es aber keine Opfer.
Nächstes Leuchtturm-Projekt hat bereits begonnen
Die vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte
Initiative ist Ende Januar 2013 ausgelaufen. Der "Leuchtturm-Prozess" geht aber weiter. Bereits im
November hat ein neues Projekt mit ASECSA begonnen.
"Wir wollen nun die Risikoanalysen in den Gemeinden vertiefen und auf deren Grundlage praktische
Maßnahmen planen, die die direkten Auswirkungen der Naturereignisse auf die Bevölkerung
vermindern oder deren Anfälligkeit verringert", erklärt Daniela Simm, die Verantwortliche für
Lateinamerika bei der Diakonie Katastrophenhilfe. "Durch eine Studie zu den Auswirkungen des
Klimawandels auf die Landwirtschaft und der strategischen Verankerung dieses Themas bei unserer
Partnerorganisation sollen auch andere Beteiligte für dieses Thema sensibilisiert werden."
tw
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