Karl V. und die Entstehung der „Erbfeindschaft“ mit Frankreich

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Karl V. und die
Entstehung der
„Erbfeindschaft“ mit
Frankreich
Karl vereinte in seiner Person mehrere Kronen und
noch mehr Ansprüche, die als Fundament für seinen
Versuch dienten, eine dynastische Universalmonarchie
mit habsburgischer Hegemonie über Europa zu
begründen. Sein erbittertster Gegner waren
Frankreich und sein König Franz I.
Frankreich sah sich eingekesselt: Im Süden lag das iberische
Kerngebiet der aufsteigenden Großmacht Spanien. Im Norden
und Osten entlang der Grenze Frankreichs zum Heiligen
Römischen Reich fand sich die bunte Agglomeration von
Territorien, die als burgundisches Erbe unter die Herrschaft
Habsburgs gelangt waren.
Nachdem die Herzöge von Burgund, die ja einer Nebenlinie der
Valois entstammten, nach dem Tod von Karl dem Kühnen 1477
in männlicher Linie ausgestorben waren, zog Frankreich, regiert
vom Haus Valois, jene burgundischen Gebiete ein, die als Lehen
unter der Herrschaft der französischen Krone
gestanden waren.
Frankreich festigte seine Position auch in Italien und konnte
Mailand unter seine Kontrolle bringen. König Franz I. meldete
zudem Ansprüche auf Territorien in Süditalien an, die seit dem
Ende des 15. Jahrhunderts zunächst Teil der Krone Aragons
und später Gesamtspaniens geworden waren.
Karl wiederum leitete als Erbe der Krone Aragons Ansprüche
auf Teile Südfrankreichs ab. Auch beanspruchte er in
Konkurrenz zu Franz I. ebenfalls Mailand, wie überhaupt in
antiker und mittelalterlicher Tradition die Herrschaft über Italien
als Schlüssel für eine Vormachtstellung in Europa gesehen
wurde, für die sich beide Monarchen prädestiniert sahen.
Der Konflikt mündete in einen Krieg, dessen Schauplätze Italien
und Frankreich waren. Während Karl in Frankreich keine
großen Erfolge erzielen konnte, errang seine Armee in Italien
einige Siege. In der Schlacht bei Pavia 1525 geriet sogar der
französische König Franz I. in spanische Gefangenschaft. Franz
wurde 1526 zum Madrider Frieden gezwungen, worin er auf
seine Ansprüche auf Burgund, Neapel und Mailand verzichtete.
Nach seiner Freilassung widerrief Franz umgehend die
erzwungene Unterwerfung. Die Situation beruhigte sich erst
durch den neuerlichen Frieden von Cambrai 1529, nach dem
Frankreich die altburgundischen Gebiete behielt, aber auf
Ansprüche auf die italienischen Territorien verzichtete.
Unterdessen eskalierte die Situation in Italien. Die kaiserlichen
Truppen zogen führerlos durch Italien, und 1527 kam es zur
Plünderung Roms durch deutsche Söldner („Sacco di Roma“).
Diese Entgleisung war von Karl nicht angeordnet gewesen, und
er distanzierte sich davon. Dennoch erwuchsen ihm daraus
politische Vorteile, denn der Papst wurde als Gegner Karls
entmachtet, der somit seine Dominanz in Italien bewiesen hatte.
Der Triumph Karls wurde 1530 durch seine Krönung zum
Kaiser durch den Papst in Bologna bestätigt. Nachdem Mailand
1535 unter habsburgische Herrschaft gelangt war, und Karls
Truppen einen Sieg gegen die Osmanen bei der Belagerung von
Tunis errungen hatten, sah sich Karl am Höhepunkt
seiner Macht.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Hamann, Brigitte (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches
Lexikon, Wien 1988
Kohler, Alfred: Karl V., Kaiser, in: Neue Deutsche Biographie 11,
Berlin 1977, S. 191–211
Kohler, Alfred: Karl V. 1500–1558. Eine Biographie, München 2001
Kohler, Alfred /Haider, Barbara / Ortner, Christine (Hg.): Karl V.
1500–1558. Neue Perspektiven seiner Herrschaft in Europa und
Übersee, Wien 2002
Seibt, Ferdinand: Karl V., München 1999
Vocelka, Karl / Heller, Lynne: Die Lebenswelt der Habsburger.
Kultur- und Mentalitätsgeschichte einer Familie, Graz 1997
Wandruszka, Adam: Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
europäischen Dynastie (5. Aufl.), Wien u. a. 1984
Winkelbauer, Thomas: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder
und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter
(= Österreichische Geschichte 1522–1699, hg. von Herwig
Wolfram), 2 Teile, Wien 2003
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