Ballschule - Vorstellung einer innovativen Methodikkonzeption für Spielanfänger Schulsporttagung September 2015 Duisburg - Institut für Sportwissenschaft Dr. Christian Kröger Gliederung 1. Idee und Zielsetzung der Ballschule 2. Wo-waren-sie-Strategie 3. Wohin-gehen-sie-Strategie 4. Wissenschaftlicher Hintergrund 5. ABC des Spielen-Lernens 6. Paten der Ballschule 7. Fazit „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ (Afrikanisches Sprichwort)!“ „Die Zweige geben Kunde von der Wurzel!“ (arabisches Sprichwort) Die spielerische Kinderstube prägt und begleitet das gesamte individuelle Ballspielleben. Spielerische Lernorte in den 50er und 60er Jahren Lebensinseln von Kindern heute Status Quo? Status Quo? Status Quo? Generation @ = Generation f@t 15% der Kinder und Jugendlichen von 3 – 17 Jahren sind übergewichtig; davon leiden 65,5 % unter Adipositas (KIGGS) Tracking: Im Jahre 2040 wird der Anteil von Erwachsenen mit einem BMI > 30 auf ca. 30% geschätzt Status Quo Mehr als 50 % der Heranwachsenden in Europa genügen nicht mehr den Richtwerten für gesundheitsbezogene körperliche Aktivität! (eine Stunde kumulierte moderate Bewegung pro Tag) Oder auf deutsch: Unsere Kinder haben den Spaß an der Bewegung verloren, werden falsch ernährt, sind zu Playstation-spielenden Stubenhockern mutiert und oft schon in ganz jungen Jahren übergewichtig! Dieser Zustand hat eine Reihe negativer Effekte auf die allgemeine Konstitution und den Gesundheitszustand der Kinder! Ändern wir das!!! Status Quo: Der grobe Durchschnitt 9 Stunden liegen 9 Stunden sitzen 5 Stunden stehen (Bös u.a., 2001) 1 Stunde bewegen davon 15-30 Minuten Sport Ein bewegungsarmer Lebensstil „trackt“ zumeist bis ins hohe Lebensalter hinein! Direkte Effekte: Motorik 6-min-Lauf 12-min-Lauf 3,0 5,2 2,9 5,0 (m/s) 2,8 m/s (m/s) 4,3 4,1 3,9 3,7 3,5 3,3 3,1 2,9 2,7 2,5 20m-Lauf 20m-Lauf 12-Min-Lauf 6-Min-Lauf 2,7 2,6 2,5 4,8 4,6 4,4 2,4 4,2 2,3 2000 1975 2000 2000 1975 1975 Differenz in Prozent: Jungen = -24,7; Mädchen = -15,8Differenz in Prozent: Jungen = -11,3; Mädchen = -14,1Differenz in Prozent: Jungen = -10,3; Mädchen = -10,3 1975 1975 2000 Rumpfbeugen Standweitsprung 7 175 5 170 4 165 cm cm 6 2 1975 Standweitsprung Rumpfbeugen 3 2000 160 155 1 0 150 -1 145 -2 1975 1975 2000 2000 2000 1975 Differenz in Prozent: Jungen = -10,3; Mädchen = -6,5 1975 2000 (Bös, 2003) 2000 Direkte Auswirkungen Schulkinder von heute haben in 40-60% Haltungsschwächen, in 30-40% Koordinationsschwächen, in 20-30% ein leistungsschwaches HerzKreislaufsystem, in 25-30% Übergewicht und etwa 10% leiden an dem Aufmerksamkeits-DefizitSyndrom! (Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung haltungs- und bewegungsauffälliger Kinder und Jugendlicher) Zielsetzung: Mehr Bewegung für mehr Kinder Kinder sollen wieder spüren, dass Bewegung Spaß macht und Ihnen gut tut! Vielseitigkeit – Kindgemäßheit „Um Sport zu einem lebenslangen Stilelement für alle Heranwachsende zu entwickeln, muss die Bereitstellung von offenen Bewegungsangeboten, die breit gefächert, sportartübergreifend und spielorientiert sind, … einen hervorgehobenen Stellenwert in der Kinder- und Jugendarbeit erhalten“ (Erster Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht, 2003, S. 409) „Toben macht schlau!“ National und international liegen mehr als 300 Untersuchungen zum Einfluss von Bewegung auf kognitives Lernen (Schulleistungen) vor. Sie zeigen fast durchgängig positive Wirkungen oder Zusammenhänge auf : …. Studien zu den unmittelbaren Effekten belegen z. B., dass Schüler mit bewegungsaktiven Pausen ihre Aufmerksamkeit/Konzentration von der ersten bis zur fünften Stunde erhöhen. Bei nicht-aktiven Kindern nimmt diese demgegenüber signifikant ab …. In einer groß angelegten Querschnittstudie des California Department of Education aus dem Jahre 2002 mit 954.000 Schülerinnen und Schülern haben sich in allen Altersstufen bedeutsame Korrelationen zwischen der Physical Fitness und den Schulnoten ergeben. …. (Roth & Kröger, 2011) Vielseitigkeit – Kindgemäßheit „Die …Befunde, anhand derer sich sportartübergreifende Trainings- und Wettkampfvariabilität in der jugendlichen Entwicklung als zentraler Erfolgsfaktor herausschält, lassen Effekte dahingehend vermuten, dass vielfältige motorische Entwicklungsreize in den meisten Sportarten langfristig erfolgsdifferenzierend wirken“ (Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht, 2008, S. 424) Vielseitigkeit Genese elementarer Bewegungen (nach Roth, 1982) Genese elementarer Bewegungen (nach Roth, 1982) • 6.-7.jährige können aus dem Laufen heraus zu 95% ein quer gelegtes Kastenteil durchkriechen 65% einen längs gestellten Sprungkasten überwinden 42% mit einbeinigem Absprung heraus einen kleinen Turnkasten überspringen 25% mit beidbeinigem Absprung heraus einen kleinen Turnkasten überspringen 9% mit einer 180°-Körperdrehung eine Turnbank überspringen Genese elementarer Bewegungen (nach Bös, 2008) • KIGGS / MoMo Beim Vergleich der Extremgruppen „hoch Aktive“ versus „Inaktive“ erzielen die 4. – 5.jährigen „hoch Aktiven“ um 15% bessere Leistungen In den letzten 30 Jahren hat sich die Leistungsfähigkeit im Kindesalter um 5,5% und im Jugendalter um 13% verschlechtert Ziele: Kindgemäßheit „Kinder dürfen nicht wie verkleinerte Erwachsene behandelt werden!“ „Kinder sind keine Spezialisten, sondern Allrounder!“ • A: taktische Basiskompetenzen (Spielen vor Üben!) • B: motorische Basisfähigkeiten (Koordination vor Kondition!) • C: motorische Basisfertigkeiten (übertragbare vor spezifische Technikmodule!) Wo-waren-sie-Strategie? Mehmet Scholl (Fußballspieler) „…..Ich war immer ein bewegliches Kind, und wenn ein Ball dabei war, egal was für einer, war ich glücklich. Mittags bin ich aus dem Haus und abends heim, ob Regen oder Schnee war nebensächlich. Ich habe einfach gespielt, wie ich Spaß hatte: mal Tischtennis, dann Basketball oder Handball, also alles, was mit Bällen zu tun hatte…..“ Wo-waren-sie-Strategie? Olaf Thon (Fußballspieler) „…..Auf den Kinderbildern bin ich schon immer mit einem Ball zu sehen. Ich bin mit dem Ball umgegangen, seit ich laufen konnte. Ich hatte fortwährend Lust zu spielen, ganz viel Fußball, aber auch andere Spiele haben mich fasziniert…..“ Wo-waren-sie-Strategie? Jackson Richardson (Handballspieler) „….Ich habe auf Réunion angefangen. Es ging gar nicht darum, in einer Sportart unbedingt weiterzukommen oder etwas dazuzulernen. Ich wollte einfach Spaß haben und alles ausprobieren. In meinem kleinen Heimatdorf haben wir Kinder uns jeden Tag auf dem Dorfplatz, am Strand oder sonst irgendwo getroffen und irgendetwas gespielt…...“ Wo-waren-sie-Strategie? Magnus Wislander (Handballspieler) „….Wichtig in meiner Jugendzeit ist gewesen, dass wir viel Freude hatten, und es war nicht so wichtig, wie wir trainiert haben. Nach Schulschluss sind wir sofort auf den Sportplatz gegangen, um zu spielen. In meiner Freizeit habe ich nur mit dem Ball gespielt; manchmal Fußball, manchmal Eishockey oder auch Handball….“ Wohin-gehen-sie-Strategie? ARISTOTELES (350 v. Chr.) „Bis zur Pubertät muss man leichtere Übungen vornehmen und dabei erzwungene Diät und gewaltsame Anstrengungen meiden, damit dem Wachsrum kein Hindernis bereitet werde. Denn ein nicht geringes Zeichen dafür, dass dieses dazu führen kann, ist folgender Umstand: Unter den olympischen Siegern findet man wohl keine zwei oder drei, die zugleich als Männer und als Knaben gesiegt haben, weil sie durch die gewaltsamen Übungen in der Jugend ihre Kraft aufrieben.“ Wohin-gehen-sie-Strategie? Jean-Jacques Rousseau (Philosoph 1712-1778) „Kinder sind Kinder bevor sie Erwachsene werden. Kehren wir die Ordnung um, erzeugen wir frühreife Früchte, die weder Saft noch Kraft haben, sondern bald verfault sein werden“ Wohin-gehen-sie-Strategie? Punkte Alter Vergleich der Durchschnittswerte der Leistungsentwicklung von Schwimmern bei früher Spezialisierung und bei entwicklungsgemäßem Leistungsaufbau (Feige, 1973) Wohin-gehen-sie-Strategie? Punkte Alter Vergleich der Durchschnittswerte der Leistungsentwicklung von Läufern bei früher Spezialisierung und bei entwicklungsgemäßem Leistungsaufbau (Feige, 1978; 1981) Wohin-gehen-sie-Strategie? Frühspezialisierte weisen gegenüber vielseitig aufgebauten Sportlern folgende Charakteristika auf: 1. Schneller und damit steiler Leistungsanstieg 2. Überdurchschnittliche Leistungen im Jugendalter 3. Früh beginnender, schneller Leistungsabfall 4. Niedrige Mittel- und Höchstwerte der persönlichen Bestleistung Wohin-gehen-sie-Strategie? Frühspezialisierung • kontinuierliches Training an den Grenzen der psycho-physischen Belastbarkeit • Monotone Trainingsanforderungen und stereotype Trainingsgestaltung Vielseitigkeit • Nutzung von Entwicklungsprozessen • Entwicklung und Sicherung von Leistungsvoraussetzungen durch ein breites motorisches Angebot Sportwissenschaft Matwejew, 1972 Die motorische Vielseitigkeit gehört zum allseitigen Unterricht in den verschiedenen Sportdisziplinen Meinel & Schnabel, 1975 „ Die Spezialisierung ...muss ... in zweckmäßiger Verbindung mit der Ausbildung vielseitiger koordinativer und konditioneller Grundlagen erfolgen“ Sportwissenschaft Martin u.a., 1999 „Die allgemeine Grundausbildung ist dem langfristigen Leistungsaufbau vorgeschaltet. Sie ist die Vorbereitungsstufe für ein Training in einer Sportart mit weitgehend sportartübergreifender allgemein-vielseitiger Bewegungsschulung“ Verhältnis von allgemeiner und spezieller Ausbildung Struktur des langfristigen Leistungsaufbaus im nationalen Trainingssystem (nach Pechtl, Ostrowski & Klose 1993) Aufbau und System der Talentsuche und Talentförderung in Hessen ( Hessisches Kultusministerium, 2008) Verhältnis von allgemeiner und spezieller Ausbildung Die langfristige Trainingsplanung (Frey, 1980) Verhältnis von allgemeiner und spezieller Ausbildung Anteil von allgemeiner und spezieller Ausbildung im Nachwuchstraining (vgl. Martin, 1999) Verhältnis von allgemeiner und spezieller Ausbildung Verhältnis allgemeiner & spezieller Ausbildung (vgl. Harre u.a., 2005) Blick in die Spielsportarten Handball (vgl. Platen u.a., 2009) Blick in die Spielsportarten Handball (vgl. Platen u.a., 2009) Blick in die Spielsportarten Hockey (vgl. DHB, 2009) Blick in die Spielsportarten Fußball (vgl. DFB, 2007) Blick in die Spielsportarten Fußball (vgl. DFB, 2007) „Es ist ein weiter Weg vom begeisterten Anfänger bis zum erfolgreichen Spitzensportler. Dabei ist bereits die erste ‚Teiletappe’ (sprich die sportliche Bewegung unserer Jüngsten) enorm wichtig. Kinder müssen bereits frühzeitig spielerisch die unverzichtbare koordinative Basis erwerben. Eine zukunftsorientierte Ausbildungskonzeption umfasst deshalb bereits die Jüngsten!“ (DFB, Sammer, 2007., S.9) Blick in die Spielsportarten Volleyball (vgl. Kröger, 1987) Vielseitigkeit versus Spezialisierung Kein Widerspruch: „Es gibt sinnvollerweise keine Spezialisierung ohne Vielseitigkeit; und die Vielseitigkeit ist ohne Spezialisierung aus leistungssportlicher und trainingspraktischer Perspektive ineffektiv“ (Joch, 1993, S. 3) Vielseitigkeit Allgemeine Ausbildung Spezielle Ausbildung „Philosophie“ Ballschule Nord sportspielspezifisches Lernen dritte Stufe Tennis Badminton … Volleyball Beachvoll. … Fußball Hockey … Basketball Handball … sportspielgerichtetes Lernen zweite Stufe erste Stufe Ballschule Rückschlagspiele Einzel Mannschaft Ballschule Zielschussspiele TorWurf schuss sportspielübergreifendes Lernen Ballschule: ABC des Spielenlernens A B C für Spielanfänger Implizites Lernen (Kreativitätsförderung) vielseitige Spielerfahrungen (1) (2) unangeleitete Spielerfahrungen (3) Kreativität (4) Aufmerksamkeitsumfang Implizites Lernen vielseitige Spielerfahrungen Zwei Hypothesen: direkte positive Effekte von vielseitigen sowie unangeleiteten Spielerfahrungen auf die taktische Kreativität. (1) Kreativität (2) (4) unangeleitete Spielerfahrungen (3) Aufmerksamkeitsumfang Darüber hinaus wird ein indirekter Pfad vom freien Spielen über den Aufmerksamkeitsumfang hin zur Kreativität der Kinder angenommen. Die Hypothesen (1) bis (4) sind in einem umfassenden Forschungsprogramm von Memmert (2007) auf den Prüfstand gestellt worden. Implizites Lernen Lernen kann man, indem man übt, z. B. Vokabeln oder Bruchrechnen. Das kennen wir alle aus der Schule. Psychologen nennen das explizites Lernen. Wir können uns aber auch „nebenbei“ Wissen oder Können aneignen, ohne uns anzustrengen. Dann spricht man von implizitem Lernen. Z. B. erwerben wir die Grammatiken von Sprachen vorwiegend implizit. Durch ständiges Sprechen beherrschen Heranwachsende irgendwann die wesentlichen Regeln, ohne dass ihnen das klar sein muss und ohne dass es ihnen möglich wäre, diese komplett zu benennen oder zu erklären („aus dem Bauch heraus“). Implizites Lernen Lernen ist leider normalerweise eine ziemlich mühsame Angelegenheit und mit einer entsprechenden Portion Willensanstrengung verbunden. Es gibt aber scheinbar auch die Möglichkeit, mühelos und automatisch zu lernen, also beiläufig und ohne dass man sich bewusst ist, dass man lernt“ (Buchner, 1992) Implizites Lernen Autoren Aufgabenbereiche Reber (1989) Weinert (1991) Grammatik für Buchstabensequenzen Nissen und Bullemer (1987) Cohen, Ivry und Keele (1990) Abfolgeregeln für Reaktionssignale Magill und Hall (1989) Magill (1991) Regeln für die Lösung von Trackingaufgaben Roth (1996) und Raab (2002) taktische Regeln im Basketball und Handball sportspielübergreifende & sportspielspezifische Kreativität Memmert & Roth (2007) Instruktionen Was ist Inattentional Blindness? Warum können dauernde Instruktionen und Korrekturen eines Lehrers oder Trainers stören? Instruktionen Inattentional Blindness enge Aufmerksamkeit • man übersieht Chancen und Möglichkeiten • man macht oft das Gleiche weite Aufmerksamkeit • man sieht mehr • man handelt vielseitiger und überraschender • wichtig für das Erkennen von Gefahren Inattentional Blindness Tostao (Spielmacher, neben Pelé populärste Fußball-Legende in Brasilien, Weltmeister, 1999): „Also, nach meiner Auffassung sollte man im Kleinkindalter die Kinder in freier Form spielen lassen und keinen großen Einfluss auf sie ausüben. Sie gehen auf den Platz und sollen alle Freiheiten haben, d.h. sie können spielen wie sie wollen. Erst in etwas späterem Alter sollte man ihnen dann auch taktische Disziplin beibringen und in organisierter Form Fußball vermitteln. Ich glaube, dass es diese Freiheit im frühen Kindesalter ist, die die typischen Charakteristiken des kreativen Spielens in Brasilien bewirkt. Es gilt, zuerst die Kreativität zu entwickeln und dann die anderen Eigenschaften ...“ A B C für Spielanfänger Taktische Basiskompetenzen Spielintelligenz (konvergentes taktisches Denken) „Männer, im Zweifelsfall tut immer das Richtige!“ (Herberger 1954) In diesem Sinn ist ein Spieler intelligent, wenn er in vielen Situationen weiß, welche Handlung normalerweise zum Erfolg führt. Spielkreativität (divergentes taktisches Denken) Ein Spieler agiert einfallsreich und wählt Handlungen , die auf den Gegner überraschend wirken; Kriterien sind Flüssigkeit, Originalität und Flexibilität A B C für Spielanfänger Spielkreativität (1) Ein Spieler sollte in der Lage sein sollte, in einer Situation viele Ideen zu entwickeln (Flüssigkeit) (2) Es sind auch seltene und originelle Antworten auf Spielaufgaben gefordert (Originalität). Diese müssen zugleich angemessen sein, sonst werden statt der Gegenspieler u. U. die eigenen Mitspieler überrascht (3) Es ist wichtig, dass der Sportler in unterschiedlichen Situationen nicht immer auf das gleiche Repertoire zurückgreift, sondern variable, situationsbezogene Lösungen berücksichtigt (Flexibilität) A B C für Spielanfänger 30 Spielfähigkeit 25 20 15 10 spez. Training Ballschule 5 0 first treatment phase second treatment phase Memmert & Roth (2006) A B C für Spielanfänger Koordinative Basiskompetenzen Wer ein hohes Koordinationsniveau besitzt, dem soll bewegungsmäßig alles leicht fallen, so wie im kognitiven Bereich Menschen mit überdurchschnittlichem IQ generell lern- und leistungsfähiger sind. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass koordinative Fähigkeiten zwar vermutlich nicht unabhängig von Talent und Erbanlagen sind, aber dennoch in beträchtlichem Maße trainiert werden können. A B C für Spielanfänger Koordinative Basiskompetenzen Koordinatives Fähigkeitsniveau Koordinative Entwicklung, Gesamtpopulation I II III IV V VI VII VIII I = Vorschulalter II = frühes Schulkindalter III = spätes Schulkindalter IV = Pubeszenz V = Adoleszenz VI = frühes Erwachsenenalter VII = mittleres Erwachsenenalter VIII = spätes Erwachsenenalter Heute weiß man, dass sich die koordinativen Kompetenzen über die gesamte Lebensspanne hinweg verbessern lassen. Dennoch gilt auch für sie, dass die Entwicklungsabschnitte vor der Pubertät als Phasen mit einer „besonders lohnenden Trainierbarkeit“ anzusehen sind (Roth & Roth 2009) AB C für Spielanfänger Technische Basiskompetenzen Es geht keineswegs um das Erlernen spezifischer Sportspielfertigkeiten. Es wird von einem abgrenzbaren und ableitbaren Pool sensomotorischer „Puzzleteile“ (Hossner 1995) ausgegangen, aus dem sich viele, vielleicht sogar mehr oder weniger alle Spieltechniken zusammenfügen lassen. In der Ballschule werden also unspezifische Bestandteile von Spieltechniken vermittelt. AB C für Spielanfänger Technische Basiskompetenzen ( Hossner, 1997). Die hypothetische Sportspielbewegung (a) besteht aus den Bausteinen A bis E, das Technikgebäude (b) setzt sich ebenfalls aus A bis E zusammen, jedoch in leicht veränderter Architektur , und die Fertigkeit (c) konstruiert sich aus B sowie F bis J. AB C für Spielanfänger Technische Basiskompetenzen Während (a) und (b) im Detail unterschiedliche Ausführungen eines TennisVorhandgrundschlags sein könnten, stellt (c) beispielsweise einen Topspinschlag dar oder das Baggern (Zuspiel) eines angenommenen Volleyball-Aufschlags ( Hossner, 1997). Alle drei Techniken enthalten – als Baustein B – die Abstimmung einer Schlag- oder Schubbewegung mit der Raum-Zeit-Kurve des jeweils anfliegenden Balles. Solche oder vergleichbare Fertigkeitsbausteine werden in diesem Sinne – wie die koordinativen Basiskompetenzen – quasi zu übergreifenden Basiskategorien der Sensomotorik, Die Säulen der Ballschule Taktik Koordination Technik Anbieten Ballgefühl Flugbahn erkennen Ball sichern (individuell) Zeitdruck Mitspieler erkennen Ball sichern (kooperativ) Präzisionsdruck Gegensp. Erkennen Überzahl (ind.) Komplexitätsdruck Laufweg bestimmen Überzahl (koop.) Organisationsdruck Spielpunkt bestimmen Lücke erkennen Variabilitätsdruck Ballbesitz kontrollieren Abschluss nutzen Belastungsdruck Ballabgabe kontrollieren Die Taktikbausteine der Ballschule ANBIETEN & ORIENTIEREN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt eine optimale Position auf dem Spielfeld einzunehmen (Freilaufen/Raumaufteilung) BALLBESITZ INDIVIDUELL SICHERN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, in 1:1-Situationen, also in der Auseinandersetzung mit einem Gegenspieler, den Ballbesitz zu behaupten und Angriffsaktionen einzuleiten BALLBESITZ KOOPERATIV SICHERN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, im Zusammenspiel mit Partnern den Ballbesitz zu behaupten und Angriffsaktionen einzuleiten Die Taktikbausteine der Ballschule ÜBERZAHL INDIVIDUELL HERAUSSPIELEN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, sich durch ein „Umgehen“ der Gegnerbehinderung – gegebenenfalls unter Einbeziehung einfacher Finten – einen Vorteil zu verschaffen ÜBERZAHL KOOPERATIV HERAUSSPIELEN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, sich im Zusammenspiel mit Partnern einen Vorteil zu verschaffen LÜCKE ERKENNEN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, sich ergebende Freiräume für die Chance eines „Durchbruchs“, eines Abspiels oder eines direkten Tor-/Punktgewinns zu erkennen ABSCHLUSSMÖGLICHKEIT NUTZEN: Taktische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt und von einer optimalen Position auf dem Spielfeld Lücken für einen Zielpass/-schuss/-wurf oder das Erreichen einer Zielzone zu nutzen Spielerisch-situationsorientiert Keine Verwechslung mit Spielreihenkonzepten? Eigenständigen Charakter, bereitet nicht exklusiv auf ein Zielspiel vor! Wahllos nach dem Prinzip „anything goes!“ zusammenstellen? Übergreifende Taktikbausteine erkennen! Anspruch auf Vollständigkeit? Ballschule bedeutet zwar vielseitig, jedoch keineswegs allumfassend! „Ball in die Mitte werfen-Strategie“? Keine Angst vor dem reinen Spielenlassen! Spielerisch-situationsorientiert Das Kind erwirbt allmählich ein immer vollständigeres Wissen darüber, welche Situationen innerhalb eines Taktikbausteines wie zu lösen sind. „Die Antizipationen werden durch die herrschenden Verhältnisse korrigiert. Sie folgen kontinuierlich den tatsächlichen Konsequenzen des Verhaltens und spiegeln diese zunehmend vollkommender wider“ (Hoffmann, 1993, S. 48) Spielerisch-situationsorientiert Menschen streben nach einer sicheren Vorhersagbarkeit unserer Verhaltenseffekte („instinct of master“). Wenn wir für bestimmte Ausgangsbedingungen wissen, welche Verhaltensweisen zu welchen Konsequenzen führen, dann erzeugt das Selbstsicherheit und das Gefühl, die Situation zu beherrschen und ihr nicht ausgeliefert zu sein. Spielerisch-situationsorientiert Menschen reagieren in Situationen, in denen die Konsequenzen ihres Verhaltens unklar sind, gewöhnlich zögerlich oder manchmal sogar ängstlich. Wir verfügen daher – so Hoffmann – über einen in der Menschheitsgeschichte sehr früh Aufgetretenen Lernmechanismus, der keiner expliziten Belehrung bedarf. Er verläuft vielmehr selbstbelehrend und bewirkt, dass wir auf Grund von freien Erfahrungssammlungen immer präziser abschätzen können, zu welchen Resultaten unser Handeln bei welchen Voraussetzungen führt. Spielerisch-situationsorientiert Aufbau verhaltenssteuernder Antizipationen (Hoffmann, 1993) Spielerisch-situationsorientiert Stellen wir uns vor, ein Kind handelt in einem Taktikbaustein wie LÜCKE ERKENNEN. Das Modell besagt, dass die gewählte Handlung R stets von Antizipationen KAnt begleitet wird. Sie beinhalten die Erwartungen des Kindes über das vermutliche Ergebnis seines Verhaltens. Es wird weiter davon ausgegangen, dass diese Antizipationen nach der Aktion mit den tatsächlich eintretenden Konsequenzen KReal verglichen werden. Vereinfacht ausgedrückt, lernt das Kind bei erfolgreichen Handlungen (KAnt = KReal), dass die konkret vorliegende Spielsituation (SAusg) durch R gelöst werden kann (Verstärkung). Bei Misserfolg (KAnt ≠ KReal) erfährt es dagegen, dass SAusg nicht zu der Klasse von Spielsituationen gehört, die mit der gewählten Handlung zu bewältigen ist und daher anders bewertet werden muss (Differenzierung). Spielerisch-situationsorientiert Da die Verhaltenseffekte KReal immer und zwangsläufig auftreten, bedingt alleine ein spielerisches Agieren in den Baustein-Spielen eine sich ständig effektivierende antizipative Verhaltenskontrolle. „Die Antizipationen werden durch die herrschenden Verhältnisse korrigiert. Sie folgen kontinuierlich den tatsächlichen Konsequenzen des Verhaltens und spiegeln diese ... zunehmend vollkommener wider“ (Hoffmann, 1993, S. 48). Die Erfahrungssammlungen in den Baustein-Spielen haben zur Folge, dass die Kinder Sicherheit gewinnen und lernen, die Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen vorherzusehen. Damit verbessern sich ihre Lösungskompetenzen für die Aufgaben im Bereich A der Ballschule. Fähigkeitsorientiert Anforderungsbausteine der Ballkoordination (modifiziert nach Neumaier & Mechling, 1995) Fähigkeitsorientiert Fähigkeitsorientiert Einfache Ballfertigkeiten Prellen + VIELFALT + optisch: vom Lehrer gezeigte Zahlen lesen akustisch: mehrere Bälle im gleichen Rhythmus prellen vestibulär: auf einer Bank balancieren und dabei prellen DRUCKBEDINGUNGEN Zeitdruck: im Slalom um Pylonen Präzisionsdruck: auf vorgegebenen Linien Variabilitätsdruck: Schattenprellen Druckbedingungen Ballgefühl Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine geschickte, gut dosierte Kontrolle bzw. Behandlung des Balls ankommt Druckbedingungen Zeitdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf Zeitminimierung / Geschwindigkeitsmaximierung ankommt Druckbedingungen Präzisionsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf höchstmögliche Genauigkeit ankommt Druckbedingungen Komplexitätsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine Bewältigung vieler hintereinandergeschalteter (sukzessiver) Anforderungen ankommt Druckbedingungen Organisationsdruck Koordinative Aufgabenstellungen, bei denen es auf eine Bewältigung vieler gleichzeitiger (simultaner) Anforderungen ankommt Fähigkeitsorientiert Annahme einer „sensomotorischen Intelligenz“: Es gibt allgemeine Leistungsfaktoren, die eine wesentliche Voraussetzung dafür bilden, motorische Fertigkeiten • schnell und gut zu erlernen • zielgerichtet und präzise zu kontrollieren • vielfältig und situationsangemessen zu variieren. Koordinative Fähigkeiten Fähigkeitsorientiert Koordinative Fähigkeiten • Angesichts der schnellen Entwicklung des zentralen Nervensystems „von klein auf“ lohnend trainierbar • Unüberschaubare Vielzahl von Systematisierungen • Statt Fähigkeiten vielmehr Anforderungsbausteine Ballschule C: Fertigkeitsorientiert 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Flugbahn des Balles erkennen Mitspielerpositionen/-bewegungen erkennen Gegenspielerpositionen/-bewegungen erkennen Laufweg zum Ball bestimmen Spielpunkt des Balles bestimmen Ballbesitz kontrollieren Ballabgabe kontrollieren Übergreifende Technikbausteine Flugbahn des Balles erkennen • Perzeptive Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, die Weite, die Richtung und die Geschwindigkeit eines heranfliegenden Balles zu antizipieren und wahrzunehmen Übergreifende Technikbausteine Mitspielerpositionen/-bewegungen erkennen Perzeptive Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, die Positionen sowie die Laufwege und -geschwindigkeiten eines oder mehrer Mitspieler zu antizipieren und wahrzunehmen Übergreifende Technikbausteine Gegenspielerpositionen/-bewegungen erkennen Perzeptive Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, die Positionen sowie die Laufwege und -geschwindigkeiten eines oder mehrerer Gegenspieler zu antizipieren und wahrzunehmen Übergreifende Technikbausteine Laufweg zum Ball bestimmen Perzeptiv-motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, die erforderliche Weite, Richtung und Geschwindigkeit des Laufwegs zum Ball zu antizipieren und festzulegen Übergreifende Technikbausteine Spielpunkt des Balles bestimmen Perzeptiv-motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, die Stellung/den Abstand zum Ball sowie den optimalen Zeitraum/Ort des Spielpunktes zu antizipieren und festzulegen Übergreifende Technikbausteine Ballbesitz kontrollieren Motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, heranfliegende Bälle an-/mitzunehmen und den Ball zu führen Übergreifende Technikbausteine Ballabgabe kontrollieren Motorische Aufgabenstellungen, bei denen es darauf ankommt, den Krafteinsatz und die Richtung (die Winkel) eines geschlagenen, geschossenen oder geworfenen Balles zu steuern Methoden: Die Lehrpläne Paten der Ballschule Stelian Moculescu (Männer-Bundestrainer Volleyball) „Wer früh vielseitige Bewegungserfahrungen mit Bällen gesammelt hat, besitzt das entscheidende Fundament. Auf so einer Basis lassen sich Spielmacher mit einer hohen taktischen Spielintelligenz und Kreativität herausbilden“ Paten der Ballschule Heiner Brand (Männer-Bundestrainer Handball) „ Die heutige Einbahnstraßen-Ausbildung ist weder kind- noch entwicklungsgerecht. Am Anfang müssen verschiedene Wege und Richtungen aufgezeigt werden, das Generalmotto lautet: Vielseitiges Spielen macht den Meister!“ Paten der Ballschule Svetislav Pesic (Internationaler Spitzentrainer Basketball) „ Im modernen Spitzenbasketball gibt es kaum noch Spieler, die nur auf einer Position spielen können. In der Nachwuchsarbeit ist daher eine möglichst vielseitige und umfassende technische und individualtaktische Ausbildung der Talente ohne eine zu frühe Festlegung auf eine bestimmte Sportart von größter Wichtigkeit“ Neurologische Grundlagen des Lernens Gehirn (lat. cerebrum) Großhirn mit zwei Hälften (Hemisphären) Linke Hirnhälfte: Sprache, Umgang mit Symbolen und Sequenzen (Mathematik, Musik…), Denkprozesse Rechte Hirnhälfte: Visuelle-räumliche Wahrnehmung, Gefühle, Kreativität, Phantasie, Körperkoordination Neurologische Grundlagen des Lernens Gehirn (lat. cerebrum) 2-4mm dicke Oberfläche des Gehirns (Cortex = Großhirnrinde) Cortex (19 Mrd. ♀ - 22 Mrd. ♂ Somata von Nervenzellen) Aktives Organ: nur 2% der Körpermasse, aber 20% des Sauerstoffbedarfs; 25% des Energiebedarfs (Kleinkinder bis zu 50%!) Kontinuierliche Produktion von rund 20 Watt an Elektrizität Neurologische Grundlagen des Lernens Cortex Lokalisation von Rindenfeldern Primäre Felder: nur Verarbeitung von Informationen einer bestimmten Qualität: Wahrnehmungen und über einfache Bewegungen Assoziationsfelder: Leistung von Aufgaben wie Gedächtnis und höherer Denkvorgänge Neurologische Grundlagen des Lernens Zwischenhirn Besteht aus Thalamus mit der Epiphyse und dem darunter liegenden Hypothalamus mit der Hypophyse Thalamus (= „Tor zum Bewusstsein“) Im Zwischenhirn entstehen Gefühle wie Freude, Angst, Wut etc. und reguliert lebenswichtige Körperfunktionen (Temeperatur, Wasserhaushalt etc.) FILTER: zuführende (afferente) Nervenzellen leiten Infos aus dem Körper/Sinnenorganen in den Thalamus, wo sie in den Thalamuskernen auf die Zelle umgeschaltet werden, die zur Großhirnrinde weitergeleitet werden Neurologische Grundlagen des Lernens Kleinhirn Besteht auch aus zwei Hemisphären Funktionen: Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und des Muskeltonus, Orientierung im Raum sowie Koordination der gesamten Muskelbewegung Bewegt man z.B. Ober- und Unterarm zum Ergreifen eines Gegenstandes gleichzeitig, so stimmt das Kleinhirn diese Teilbewegungen aufeinander ab Speicherung automatisierter Bewegungsabläufe: Lernt man z.B. Tanzen, so muss man die Schrittfolgen relativ bewusst nacheinander ausführen (Regelung: Großhirn). Nach einiger Übung muss man sich nicht mehr auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren (Regelung der Bewegungsfolgen: Kleinhirn) Neurologische Grundlagen des Lernens Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklung des Gehirns Bei jeder Interaktion zwischen Kind und Umwelt reagieren zunächst Tausende von Gehirnzellen. Bestehende Verbindungen zwischen ihnen werden intensiviert, neue ausgebildet. Treten nun wiederholt ähnliche Eindrücke, Wahrnehmungen und Erfahrungen auf, schleifen sich bestimmte Bahnen ein. Ähnliche Signale folgen zunehmend demselben Weg, der durch bestimmte chemische Signale in den Synapsen zwischen den Neuronen markiert wird. Haben diese Signale eine bestimmte Stärke erreicht, wird diese Bahn auf Dauer (bis ins Erwachsenenalter hinein) beibehalten. Die entlang der Bahnen liegenden Neuronen werden immer größer, d. h. sie bilden immer mehr Dendriten aus, die zudem länger werden und zu immer mehr anderen Nervenzellen führen. Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklung des Gehirns Eine Nervenzelle („Ganglienzelle“) bildet mit ihren Fortsätzen („Nervenfasern“) eine Einheit, ein NEURON. Funktionsweise: „Afferente“ Fortsätze (DENDRITEN) führen der Nervenzelle Impulse zu. Im Zellkern entsteht daraus ein Aktionspotential. Ein „efferenter“ Fortsatz (AXON) leitet diese weiter. Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklung des Gehirns SYNAPSEN sind die Übergangsstellen zu den Dendriten weiterer Neuronen. Die Übertragung erfolgt durch Freisetzung chemischer Stoffe = BOTENSTOFFE bzw. NEUROTRANSMITTER. Die Leistung der Neuronen besteht darin, aus der Information vieler verschiedener Eingangssignale ein Ausgangssignal zu erzeugen und weiterzuleiten. Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklung des Gehirns Zahl der SYNAPSEN nimmt in den erste drei Lebensjahren rasant zu. Mit zwei Jahren entspricht die Menge der Synapsen derjenigen von Erwachsenen, mit drei Jahren hat ein Kind doppelt so viele. Die Anzahl (rund 200 Bill.) bleibt bis zum Ende des ersten Lebensjahrzehnts konstant. Bis zum Jugendalter wird die Hälfte wieder abgebaut (typische Anzahl etwa 100 Bill.). Das Gehirn eines Dreijährigen ist deshalb auch doppelt so aktiv wie das eines Erwachsenen (größere Mengen bestimmter Neurotransmitter, doppelt so hoher Glukoseverbrauch…). Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklungsfenster („sensible/kritische Phasen“) des Gehirns Überproduktion und Selektion der SYNAPSEN erfolgen in verschiedenen Regionen des Gehirns mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität: Hinterhauptslappen (= visuelle Wahrnehmung) höchste Dichte bereits in den ersten Lebensmonaten Stirnlappen (= Planen von Handlungen, Urteilsvermögen…) zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr Die Ausbildung von doppelt so vielen Synapsen wie benötigt = Zeichen für die große Plastizität des Gehirns bzw. die enorme Lern- und Anpassungsfähigkeit des Säuglings (Kulturmilieus!) Neurologische Grundlagen des Lernens Entwicklungsfenster („sensible/kritische Phasen“) des Gehirns Dendritenverzweigung: Das Kind muss sich bewegen, um die nötigen Grundlagen zu entwickeln, welche es zum Greifen, Sitzen, Krabbeln, Gehen usw. braucht. Das Auswachsen neuer Verbindungen entwickelt zusätzliche Möglichkeiten, Sinneseindrücke zu verarbeiten. Je mehr Nervenverbindungen ein Kind entwickelt, desto größer ist sein Lernvermögen. Ältere Kinder können nicht mehr so leicht neue Verbindungen in ihrem Gehirn aufbauen. Ohne Bewegung keine Wahrnehmung und keine neue Erfahrung und jede Bewegung setzt Wahrnehmungsprozesse (also stimulierende Reize für das Gehirnwachstum) in Gang! Neurologische Grundlagen des Lernens Eye-Tracking Featured Researcher: Dr. Nicholas Murray Understanding Human Behavior in Dynamic Situations The mission of the Visual Motor Laboratory of East Carolina University in Greenville Neurologische Grundlagen des Lernens Zusammenfassung Fazit der Ballschule Kinder, aber auch Erwachsene lernen in der Ballschule „Spiele zu lesen“ (taktische Grundkompetenzen) und „sensomotorisch zu schreiben“ (koordinative Leistungsvoraussetzungen und Technikbausteine) Fazit der Ballschule Auch spätere Ballkünstler müssen zunächst einmal ihr Spiel-ABC umfassend üben. Schließlich gilt: Kunst kommt vom Können und nicht vom Wollen, sonst würde es vermutlich Wunst heißen! Beispiele von Kooperations-Partnern Mehr als nur ein Partner Aus der ursprünglichen Idee einer optimalen Förderung von Talenten ist ein Kindersportkonzept für Alle geworden. www.ballschule.de www.ballschule-nord.de Ausblick Viel Erfolg für die Zukunft! Anhang BMI Ball-Bewegungen Ballschule WERFEN & FANGEN Nord Ball-Bewegungen Ballschule KÖRPER-BALL-EINHEIT Nord * Körperspannung entwickeln beim Tragen, Schieben, Balancieren etc. Ball-Bewegungen Ballschule PRELLEN & ROLLEN Nord Ball-Bewegungen Ballschule Nord SCHLAGEN & SCHIEßEN Didaktisch-methodische Prinzipien Ballschule OFFENHEIT * begrenzte Vorausplanung * Zugänglich für Neues AUFFORDERUNGSCHARAKTER * anregungsreiche Umgebung * motivierende Lernmaterialien * adäquate Aufgaben * aktivierende Impulse Nord Didaktisch-methodische Prinzipien Ballschule FREIWILLIGKEIT & ZWANGLOSIGKEIT Nord * Jede/r bestimmt Dauer, Tempo, Intensität und Unterbrechungen * frei von Reglementierung, Konkurrenzkampf * persönlich geprägte Erfolgserlebnisse * veränderbare Regelvereinbarungen WAHL- UND ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN * Alternativen bereitstellen * eigener Antrieb * adäquate Aufgaben * kindgemäße Entscheidungsspielräume Didaktisch-methodische Prinzipien Ballschule OPTION FÜR INITIATIVEN Nord * selbst und/oder gemeinsam mit Anderen initiativ werden zu können * eigenen Interessen nachgehen * sich selbst erproben * Phantasie ausleben lassen * Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst Familienähnlichkeiten „Betrachte einmal die Vorgänge, die wir Spiele nennen. Was ist ihnen gemeinsam? Wenn du sie anschaust, wirst du … Ähnlichkeiten entdecken, und zwar eine ganze Reihe. Schau z. B. die Brettspiele an mit ihren mannigfachen Verwandtschaften. Nun gehe zu den Ballspielen über. Dann bleibt manches Gemeinsame erhalten, aber identische Züge verschwinden, andere treten auf. So können wir durch die vielen, vielen Gruppen von Spielen gehen, Ähnlichkeiten auftauchen und verschwinden sehen: Wir haben ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Ich kann diese nicht besser charakterisieren als durch das Wort Familienähnlichkeit – und ich werde sagen: die Spiele bilden eine Familie“ (Wittgenstein, 1960, § 66 und 67). Studien zur vorschulischen Bewegungsförderung Ballschule Nord KROMBHOLZ (2005) 1999 -2001 (Längsschnitt) 11 Versuchskindergärten und 11 Kontrollkindergärten (München) 339 – 430 Kinder Motorische Testbatterie (u.a. KTK, MOT) Nachweis u.a. unterschiedlicher Entwicklungsverläufe bei motorischen Leistungen wie Seitliches Hin- und Herspringen, Pendelläufe, Balancieren rückwärts, Halten an der Stange Mädchen bessere Ergebnisse bei koordinativen Aufgaben, Jungen bei Schnellkraftanforderungen Studien zur vorschulischen Bewegungsförderung Ballschule Nord AWO LANDESVERBAND THÜRINGEN (1997): Gelebte Psychomotorik im Kindergarten Mainstream-Ergebnisse: veränderte Erziehungseinstellung Motorische Entwicklung: signifikante Veränderungen (nicht KG) Kognitive Entwicklung: FB und FB+MA sehr hohe Fortschritte Verbale Intelligenz: MA leichte Niveauerhöhung signif. Unterschiede von FB+MA gegenüber KG Studien zur vorschulischen Bewegungsförderung Ballschule Nord 2007 2002 - 2005 (Längsschnitt) 13 Interventionskindergärten und 13 Kontrollkindergärten 81 – 57 Kinder (Karlsruhe) Motorische Testbatterie (u.a. KMS 3-6) Nachweis geschlechtsspezifischer Unterschiede: u.a. bei motorischen Leistungen wie Seitliches Hin- und Herspringen (Jungen), Standweitsprung (Jungen), Einbeinstand (Mädchen), Beweglichkeit (Mädchen) Konträr: Einbeinstand und Standweitsprung Studien zur vorschulischen Bewegungsförderung Ballschule Nord Studien zur vorschulischen Bewegungsförderung Ballschule Nord Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) 2003 - 2006 (bundesweiter Längsschnitt) 17.641 Kinder (4. – 17. Lebensjahr) Motorische Testbatterie (u.a. KTK, MoMo) Nachweis geschlechtsspezifischer Unterschiede (4. und 5. Lebensjahr): u.a. Mädchen erzielen bessere motorische Leistungen in den Tests wie Seitliches Hin- und Herspringen Standweitsprung, Einbeinstand , Beweglichkeit, Rückwärts Balancieren Konträr: Vertikalsprung auf der Kraftmessplatte Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS): Studienmanagement und Durchführung der Feldarbeit The German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS): Study management and conduct of fieldwork Zeitschrift Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Verlag Springer Berlin / Heidelberg ISSN 1436-9990 (Print) 1437-1588 (Online) Heft Volume 50, Numbers 5-6 / Mai 2007 ZIELSCHUSS-, WURF-, GRENZSPIELE RÜCKSCHLAGSPIELE SCHLAGBALLSPIELE mit Spielgerät