Relevanz des liquordiagnostischen Nachweises einer Blut

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FV 690
Relevanz des liquordiagnostischen Nachweises einer Blut-Hirn-Schrankenstörung bei
Patienten mit viraler Meningitis/Enzephalitis
Carolin Hoyer1, Philipp Eisele2, Achim Gass2, Marc Fatar2, Kristina Szabo2, Angelika Alonso2
1Universitätsmedizin
2Universität
Mannheim, Neurologische Klinik, Mannheim, Germany
Heidelberg, Universitätsmedizin Mannheim, Neurologie, Mannheim, Germany
Hintergrund: Virale Infektionen stellen die häufigste Ätiologie von Meningitiden dar und verlaufen in
der Regel selbstlimitierend und benigne. Bei Befall des Hirnparenchyms im Sinne einer
enzephalitischen Beteiligung kann der Verlauf jedoch schwer und komplikationsreich sein.
Voraussetzung für einen Übertritt der Erreger ins Hirnparenchym ist eine Störung der Blut-HirnSchranke (BBB).
Ziele: Bestimmung von liquordiagnostischen Kriterien, die das Risiko für die Entwicklung einer
enzephalitischen Beteiligung voraussagen können.
Fragestellung: Ist die Schwere der Blut-Hirn-Schrankenstörung assoziiert mit der Entwicklung einer
Enzephalitis? Welche Prädiktoren für eine schwere BBB-Störung finden sich in der Liquordiagnostik?
Methoden: Retrospektive Auswertung des klinischen Verlaufs und der Befunde der Liquordiagnostik
bei allen Patienten, die zwischen 2005 und 2014 unter der Diagnose einer viralen Meningitis (VM)
bzw. einer Meningoenzephalitis/Enzephalitis (VE) stationär behandelt wurden.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum wurden 173 Patienten mit einer VM und 55 Patienten mit einer
VE behandelt. Patienten, die an einer VE erkrankten, waren signifikant älter als Patienten mit VM
(52,7 Jahre vs. 35,5 Jahre, p<0.001). Bei Klassifizierung der BBB-Störung in Abhängigkeit vom
Liquor/Serum-Albuminquotient (L/SQAlb) als leicht, mittelgradig oder schwer zeigten Patienten mit VE
signifikant schwerere Störungsgrade als Patienten mit VM (p=0.009). Der Absolutwert für L/SQAlb
sowie der Totalproteingehalt im Liquor waren bei Patienten mit VE signifikant höher (p=0.033 bzw.
p=0.025). Ein spezifischer viraler Erreger wurde bei Patienten mit VE signifikant häufiger identifiziert
als bei Patienten mit VM (32/55 vs. 68/173, p=0.019). Die Infektion mit einem Erreger der Familie der
Herpesviridae (HSV, VZV, CMV, EBV) war ebenso wie der Anteil der Lymphozyten an der Zellzahl im
Liquor positiv assoziiert mit dem Grad der BBB-Störung. Zudem korrelierte das Ausmaß der BBBStörung positiv mit der Dauer des Krankenhausaufenthaltes (p<0.001).
Schlussfolgerungen: Eine schwere Störung der Blut-Hirn-Schranke bei Patienten mit viraler
Meningitis sollte an eine mögliche enzephalitische Beteiligung mit potentiell komplizierterem sowie
protrahiertem Krankheitsverlauf denken lassen. Gefährdet scheinen insbesondere Patienten mit
Infektionen durch Viren der Herpesgruppe zu sein.
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