Das neue Gemeindehaus in Oberbüren Die Gemeindeverwaltung einst und jetzt Von Gemeindeammann Ernst Benz Die älteste Generation kann sich noch an die Gemeinderatskanzlei im ehemaligen «Rosengarten», dem heutigen Postgebäude in Oberbüren, erinnern. Bis zum Jahre' 1909 war die Gemeindeverwaltung dort einquartiert. Es war das Privathaus von. Sekretär Johann Elser. Im Jahre 1910 erwarb er das grosse Haus bei der Kirche, so dass mit seinem Wohnungswechsel auch die Kanzlei dorthin zügelte. So blieb es bis 1920. Der Sohn, Sekretär Karl Elser, erwarb sich das Messmerhaus in der Wiblen, und da die Gemeinde immer noch kein eigenes Haus besass, richtete er wiederum in seinem Privathaus die Gemeindebüros ein. Während der ersten. Jahrzehnte besorgte er die ganze Gemeindeverwaltung zusammen mit seiner Ehefrau allein. Mit der Zunahme der Arbeiten wurde ihm ein Lehrling zugeteilt. In der Kriegs- und Nachkriegszeit stieg die Arbeit auf der Kanzlei wesentlich an, 4o dass der Gemeinderat die Einstellung eines Kanzlisten beschloss. Dies bedingte ein zweites Büro. So blieb es mehrere Jahre: Das Gemeindekassieramt, das Betreibungsamt und die AHV-Zweigstelle waren nebenamtlich plaziert. Später erfolgte die Anstellung einer Kanzlistin, dafür wurde auf die Ausbildung weiterer Lehrlinge verzichtet. 1951 erfolgte die Wahl von Gemeinderatsschreiber Karl Eber zum Gemeindeammann.. 1956 kam das Betreibungsamt auf die Kanzlei. Nach der Demission von Karl Elser als Gemeindeammann und der Wahl des Schreibenden zu dessen Nachfolger auf den 1. Januar 1958, musste die Wohnstube als drittes Büro beansprucht werden. Bis zum Jahre 1942 hielt der Gemeinderat seine Sitzungen abwechslungsweise in den Wirtschaften «Rosengarten», «Hirschen» und «Rüti» ab. An der konstituierenden Sitzung vom 15. Juni 1942 wurde beschlossen, die Gemeinderatssitzungen nicht mehr in einer Wirtschaft, sondern auf der Kanzlei abzuhalten. Durch die Sitzungen wurde die Kanzlei mit der Einwohnerkontrolle für die Besucher gesperrt. Im Büro befanden sich aber auch mangels eines Materialzimmers sämtliche Büromaschinen, sb dass während der Sitzung auch diese vom übrigen Personal nicht benutzt werden konnten. Im Büro des Gemeindeammanns war auch das Steueramt untergebracht. Mangels eines anderen Raumes musste darum der Steuerkommissär die Einschätzungen dort vornehmen. Abgesehen vom ungenügenden Raum und Arbeitsplatz, hatte dieser Umstand zur Folge, dass weder der eine noch der andere ungestört arbeiten konnte. Bei Besprechungen zwischen Steuerkommissär und Steuerpflichtigen musste der Gemeindammann das Büro verlassen. Wände und Türen der drei Büros waren nicht schalldicht. Personen, die im Korridor warteten, konnten die Verhandlungen und Gespräche im Büro fast wortwörtlich mithören. Immer noch wurden das Gemeindekassieramt und die AHV-Zweigstelle nebenamtlich besorgt. In den vorhandenen Räumlichkeiten konnte eine Vollzentralisation gar nicht in Erwägung gezogen werden. Das Archiv der Gemeinde war ausserhalb der Kanzlei untergebracht, überfüllt und teilweise feucht. Zusammenfassend war die Situation so, dass die zur Verfügung stehenden Büroräume einfach nicht mehr genügten, und dass auf jeden Fall eine Erweiterung erfolgen musste. Neubau des Polizeihauses Am 15. Juni 1947 erwarb der Gemeinderat in Nähe der gefährlichen Kreuzung im Neudorf-Oberbüren ein Haus und richtete es als Wohnung und Büro für den Polizeiposten Oberbüren ein. Zwölf Jahre später musste festgestellt werden, dass das Gebäude sich trotz grösseren jährlichen Aufwendungen in Beilage zu «Wiler Zeitung», «Volksfreund» und «Gossauer Zeitung» Samstag, den 11. September 1965 Während einer Bauzeit von rund zwei Jahren wurde in der Gemeinde Oberbüren eine nach den Plänen von Architekt Albert Bayer, St. Gallen, gestaltete Gebäudegruppe bestehend aus Gemeindehaus, Polizeihaus, Feuerwehrdepot und Messstation erstellt. Damit konnten vier für die Gemeinde wichtige Bauaufgaben innert relativ kurzer Zeit gelöst werden. Die erstellten Bauten sind für ländliche Verhältnisse gedacht und daher einfach gehalten und auf das Notwendigste beschränkt. Trotzdem wurde bei allen Sparten an eine grössere Entwicklung gedacht. Es wurde versucht, soweit dies bei den heutigen Verhältnissen möglich war, weitsichtig zu planen und zu bauen. Erfreulich ist, dass diese bedeutenden Bauaufwendungen aus eigenen Mitteln finanziert werden konnten, und dass hiefür keine Schulden gemacht werden mussten. Am 11./12. September 1965 werden nun mit Ausnahme des Polizeihauses sämtliche Bauten der Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben. Auf Samstag, den 11. September 1965 hat sodann der Gemeinderat zu einer offiziellen Besichtigung verschiedene Behördemitglieder, aus Kanton, Bezirk und den umliegenden Gemeinden eingeladen. Wir hoffen, dass die ge ladenen Gäste mit uns die Freude am wohlgelungenen Mehrzweckbau teilen können und heissen sie in unserer Gemeinde herzlich willkommen. Der Gemeinderat einem teilweise unbefriedigenden Zustande befinde und nicht mehr genüge. Ein grösserer Umbau kam wegen der schlechten Raumeinteilung nicht in Frage. Auf Grund der Autobahnplanung musste mit einem späteren Abbruch des Objektes gerechnet werden. Der Gemeinderät entschloss sich deshalb aus den erwähnten Gründen zum sofortigen Verkauf an die Autobahri. Am 21. April 1960 stimmte die Bürgerschaft diesem Verkauf zum Preise von 58 000 Fr. zu. Nach Abzug von 13 000 Fr. für die Ablösung von bestehenden. Hypotheken konnten 45 000 Fr. dem Gemeindehausbaufond zugewiesen werden zwecks Vereinigung des Gemeindehauses mit einer Polizeiwohnung. Das Gemeindekieswerk besass ein bedeutendes Grundstück im Einschlag. Es lag somit auf der Hand, dass auch dieser Platz geprüft wurde. Aufgrund der Ortsplanung und der Dispositionen der Autobahn mit Anschlusswerk in der Haslen wurde mit aller Deutlichkeit klar, dass dieser Bauplatz an der künftigen Hauptverkehrsstrasse liegt, dass die kommende Entwicklung des Dorfes mehr in dieser Richtung zu erwarten ist. Da zudem eine unbeschränkte grosse Bodenfläche zur Verfügung stand, welche die Erstellung eines genügend grossen Parkplatzes erlaubte und auch für eine heute noch nicht* voraussehbare Erweiterung genügend _ Boden ausgeschieden werden konnte, entschied sich der Gemeinderat für diesen Standort. Neubau des Verwaltungsgebäudes Es wurde im Laufe der Zeit aufgrund der Erfahrungen oder Fehlgriffe anderer Gemeinden ein Raumprogramm zusammengestellt. Vom vorhandenen Wunschprogramm mussten aber dann aus Sparmassnahmen einige Abstriche gemacht werden. Es wurde auf alles nicht absolut Nötige verzichtet, Grosser Wert wurde jedoch auf eine klare Gliederung der Räumlichkeiten und deren Erweiterungsmöglichkeit gelegt. Ebenso wurde ganz klar die Polizeiwohnung vom Verwaltungstrakt getrennt. Der Kostenvoranschlag lautete inkl. 40 OH Fr. für Umgebungsarbeiten und 35 700 Franken für die Möblierung auf 450 000 Fr. Die Bauberechnung des Architekten wies eine Bausumme von 450 743 Fr. auf. Die Finanzierung erfolgte wie vorgesehen aus: Franken 212 181.10 Liquidation Gemeindehausbaufond 200 000 Fr. Miteigentumsanteil zur Hälfte durch Armenfonds, Rest aus Betriebsrechnungen 1963 1964 und 1965. Die neue Messstation Mit dem Rückkauf des Elektrizitätsversorgungsnetzes Oberbüren von den SAK im Jahre 1940 wurde auch der unästhetische und für die Anfangszeiten der Elektrizitätsversorgung so typische «Turm» mit der zentralen Messung übernommen. Schon 1948 wurde diese Station durch das eidg. Starkstrominspektorat in Zürich abgeschätzt_ Definitive Ausbauprojekte wurden von dieser Instanz aus nicht mehr bewilligt ohne gleichzeitige Vergrösserung oder Neuerstellung der zentralen Transformerstation. Sämtliche Änderungen und Erweiterungen mussten deshalb als Provisorium ausgeführt werden. Die neue Anlage wurde so plaziert, dass mit einem Minimalaufwand an Kosten die bestehenden Verteilnetze wieder angeschlossen werden konnten. Sämtliche im Bereich der zukünftigen Bauzone liegenden Hochspannungsfreileitungen wurden in Kabel ver- legt. Das Projekt für das Gebäude der neuen Messstation wurde von Architekt Albert Bayer, St. Gallen, ausgearbeitet, wobei dieses im Rahmen des Raumprogrammes auf das bestehende Gemeinde- und Polizeihaus abgestimmt wurde. Der Innenausbau und die elektr. Anlagen inkl. Kabel und Freileitungen wurden durch die PRO ET,F,KTRA AG WIL (Elektrotechn. H. Brändle, Oberbüren) projektiert. Der Kostenvoranschlag lautete für die ganze Anlage inkl. 53 500 Fr. für Gebäude und Platz auf 204 000 Fr. Die Bauabrechnung zeigt folgendes Bild: Gebäudekosten Abrechnung Architekt A. Bayer 38 807 Fr., Platzgestaltung und Umgebungs-Anteil 9258 Fr., Innenausbau, Kabel- und Freileitungen 151 571 Fr., (Abrechnung Pro Elektra Wil) total 199 636 Fr. Am 8. November 1964 konnte die Messstation in Betrieb genommen werden. Neues Feuerwehrdepot Es ist anzunehmen, dass bald nach der Dorfbrandkatastrophe vom 18./19. September 1849 ein Feurwehrdepot erstellt wurde. In dieses erfolgte später der Einbau eines_ Gemeindearrestes; dann wurde ein heizbarer Raum für die Motorspritze eingerichtet. Während man den Gemeindearrest nach Ankauf des Polizeihauses im Neudorf (1947) dorthin verlegte, diente das Feuerwehrdepot weit' über 110 Jahre seinem ursprünglichen Zweck. Dass es dabei trotz gutem Unterhalt und Ausbau altersschwach wurde, ist verständlich. Im alten Dorfteil selbst war ein Neubau wegen der Überbauung praktisch unmöglich, da ein neues Depot ja wieder für die nächsten Jahrzehnte geplant und gebaut werden sollte, also mit grossem Vor- und Parkplatz, auf dem Mannschaft, Geräte und Fahrzeuge bereitgestellt werden können, ohne den Verkehr auf der Strass. e zu behindern. Dieser Platz konnte dank glücklicher .Umstände und weitsichtiger Planung beim neuen Gemeindehaus an der künftigen Hauptdurchgangsstrasse zum Anschlusswerk Oberbüren gefunden werden. Darauf wurde von. der Feuerwehrkommission das für die nächsten Jahrzehnte wünschbare Raumprogramm des neuen Gebäudes festgelegt. Es wurde das nachstehende Platzbedürfnis ermittelt: Hydranten- und Leiterwagenraum 11,50 m x 6,80 m = 78,2 Quadratmeter, Motorspritzenraum (später auch für Bereitschaftswagen) 11,50 m x 3,80 m = 43,7 Quadratmeter, Schlauchpflegeraum (Reserve) 11,50 m x 3,00 m = 34,5 Quadratmeter, total nutzbare Fläche 156,4 Quadratmeter. Die heutige Lösung darf als überaus glückliche Kombination bezeichnet werden, die sich harmonisch in den Gesamtgebäudekomplex einfügt und dem Dorf Oberbüren sicher gut steht. Der ursprünglich höhere Kostenvoranschlag wurde durch den Gemeinderat nach eingehender Rücksprache mit der Feuerwehrkommission auf 97 500 Fr. reduziert. Dabei wurde berücksichtigt, dass wohl weitsichtig geplant werden soll, dass aber der Ausbau unseren finanziellen Verhältnissen und der Zweckbestimmung des Gebäudes und seiner Benützungsdauer angepasst sein soll. Die Bauabrechnung lautet auf: 70 027 Fr. Gebäudekosten, 17 231 Fr. Umgebungs- und Platzkosten, total 87 258 Fr. Die Baukosten liegen somit 10 242 Fr. = 10.5 Prozent unter dem Kostenvoranschlag. Gemeindehaus — Polizeihaus — Feuerwehrdepot — Messstation Von Architekt Albert Bayer, S t. Gallen Als Zielsetzung für den Neubau war dem Architekten von allem Anfang an aufgegeben, eine zwar einfache und für die Gemeinde preislich tragbare Lösung zu suchen, die aber doch beim verlangten Raumprogramm entsprechende Platzreserven für weitere Angestellte vorsah, um bei dem zu erwartenden Wachstum der Gemeinde bezw. bei der eventuellen Zuweisung weiterer Aufgaben an die Verwaltung nicht all zu bald in Verlegenheit zu kommen. Der schön gelegene und gut bemessene Bauplatz an der Strasse vom Dorf Oberbüren zur Thurbrücke beim Thurhof erlaubte bei günstiger Besonnungslage die eigentlichen Verwaltungsbüros gegen die ruhigere, der Strasse abgekehrten Seite zu legen, während gegen die Strasse Räume zu liegen kamen, die nicht ständig benutzt werden müssen. Der Baubeschluss der Bürgerschaft vom 11. November 1962 ermöglichte noch die Inangriffnahme der Bauarbeiten vor dem einbrechenden Winter, so dass die Fundamente und ein Teil der Keller noch erstellt werden konnten. Die Räume für die Gemeindeverwaltung konnten nach knapp 11 Monaten Bauzeit am 21. Oktober 1963 bezogen werden, während die Polizeistation mit der Wohnung des Ortspolizisten bereits einen Monat früher belegt waren. Nachdem ursprünglich beabsichtigt war, die Messstation des gemeindeeigenen Elektrizitätswerkes im neuen Gemeindehaus unterzubringen, wurde diese Absicht vor Inangriffnahme der Bauaufgabe aus Kostengründen wieder fallen gelassen. Durch die Zweiteilung der Aufgabe - nämlich Räume für die Gemeindeverwaltung sowie für eine Polizeistation zu schaffen - ergab sich für die Gestaltung des Baukörpers der Wunsch, diese Zweiteilung auch nach aussen zum Ausdruck bringen zu lassen. Da zudem die Wohnräume und deren Fenster kleiner als jene des Verwaltungsgebäudes zu dimensionieren waren, zeigte ein Nebeneinanderstellen der Raumgruppen in abgesetzten Baukörper auf Grund der Vorstudien das günstigste Ergebnis. Beide Baugruppen erhielten getrennte Eingänge, sind aber im Untergeschoss durch eine Türe miteinander verbunden. Das neue Gemeindehaus enthält folgende Räume, Untergeschoss: Drei Archivräume, zwei davon als Luftschutzräume ausgebildet; Heizraum mit Öltank und zusätzlichem ReserveBrennstoff-Raum; ein Arrestlokal. Erdgeschoss: Drei Büroräume und ein Materialraum. Obergeschoss: Zwei Büroräume, ein Sitzungszimmer und ein Garderoberaum. Durch die zweibündige Anlage der Büros konnten die geräumigen Zwischen-Korridore in den Geschossen zugleich als Warteräume ausgebildet werden. Die Polizei-Station enthält eine grössere Fünfzimmer-Wohnung mit Büro und Garage sowie den üblichen Nebenräumen. Die Gebäudegruppe konnte glücklicherweise wegen des gut berrfessenen Bauplatzes genügend von der Strasse abgerückt werden, sodass ein grosser Vorplatz mit Parkierungsmögliehkeiten entstand, der durch den Einbau von Rabatten und entsprechend gärtnerischer Gestaltung die wünschbare Gliederung erhielt. Ohne Ansprüche auf grpsse repräsentative Wirkung erfüllen zu wollen, konnte dem Gebäude doch durch eine einfache wohlproportionierte Gliederung jener Ausdruck gegeben werden, der es als den Verhältnissen einer Dorfgemeinde angemessenes Verwaltungsgebäude in Erscheinung treten lässt. Nachdem dieser Neubau bereits ein halbes Jahr seiner neuen Aufgabe diente, stellt sich doch erneut das Problem der Unterbringung der Messstation sowie der Feuerwehrgeräte. Es war zu untersuchen, ob und auf welche Weise diese Räume in einem Anbau an das Gemeindehaus untergebracht werden könnten, oder ob ein anderer Bauplatz dafür beansprucht werden müsse. Die Studien am Modell ergaben die Möglichkeit des Zusammenbauens als günstige Lösung, wenn dem neuen Baukörper ein Flach-