Mama, mein Ohr tut soooo weh! Wer kennt das nicht? Meist nachts kommt das Kind plötzlich mit Tränen in den Augen und der Hand auf einem Ohr ins Schlafzimmer gelaufen und ist untröstlich vor Schmerz! Vorher bestand ein harmloser Schnupfen, manchmal tritt es auch aus heiterem Himmel auf. Am Häufigsten handelt es sich hierbei um eine plötzlich aufgetretene Mittelohrentzündung (= akute Otitis media, im weiteren AOM genannt). Sie ist die häufigste Ursache für einen Arztbesuch im Kindesalter. Was ist eine Mittelohrentzündung (AOM)? Die AOM ist eine äußerst schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute des Mittelohres, welche im Allgemeinen Folge oder Begleiterscheinung einer vorangegangenen oder bestehenden Infektion der oberen Luftwege ist. Der Infektionsweg führt dabei über die Ohrtrompete, über welche das Mittelohr mit dem Rachen aus Belüftungsgründen verbunden ist. Die infizierte Schleimhaut produziert eine eitrig-seröse Flüssigkeit, welche aufgrund der Schwellung der Ohrtrompete nicht abfließen kann. Es entsteht ein Erguss im Mittelohr. Bei besonders starken Entzündungen können auch die Hörzellen, also das Innenohr, geschädigt werden, so dass im schlimmsten Fall eine dauerhafte Schwerhörigkeit bleibt. Wie erkenne ich sie? Meist finden sich Schnupfen und Appetitlosigkeit, gepaart mit Kopf- oder Bauchschmerzen (bei kleinen Kindern) und gelegentlich auch Erbrechen. Es kommt zusätzlich zu plötzlichen, heftigen, pochenden Schmerzen, auch mit Hörminderung auf der betroffenen Seite. Druckschmerz am Gehörgangseingang ist typisch. Oft sind begleitend Fieber, Ohrensausen und manchmal auch Schwindel anzutreffen. Bei sehr kleinen Kindern sind die Anzeichen eher unspezifisch, jedoch selbst beim Säugling fällt neben allgemeiner Unruhe, Fieber und untröstbarem Schreien ein häufiges Angreifen des betroffenen Ohres auf. Bei Vorliegen solcher Anzeichen sollte umgehend ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Tritt eine Rötung im Knochenbereich hinter dem Ohr auf oder steht das Ohr sogar schon ab, ist das ein Zeichen für eine sehr fortgeschrittene Entzündung und sollte umgehend der stationären Therapie an einer geeigneten Klinik (HNO) zugeführt werden. Was hilft? Die Schmerzminderung und Beendigung der Symptome der Erkrankung sind sicherlich vorrangiges Ziel der Therapie. Zusätzlich sollen natürlich auch Komplikationen, Wiederaufflammen und Dauererkrankungen vermieden werden. Eine rein symptomatische Behandlung, also ohne Antibiotikum, führt in 80% der Fälle zu einer Heilung. Geeignet dazu sind z.B. Ibuprofen oder Paracetamol. Eine zusätzliche Gabe von abschwellenden Nasentropfen ist meines Erachtens sinnvoll. Üblicherweise reicht dies in den ersten drei bis vier Tagen. Bleibt die Besserung aus, oder ist die Erkrankung sehr ausgeprägt, gibt man zusätzlich Antibiotika (5-7 Tage), der Arzt entscheidet, welches. Kontrollen und Nachuntersuchungen Grundsätzlich sollte jedes Kind nachuntersucht werden. Kleinkinder unter 2 Jahren schon nach 24 Stunden, über 2 Jahre nach zwei bis drei Tagen. Eine Kontrolle mit Ohrmikroskopie, Druckmessung und Hörtest erfolgt drei bis vier Wochen nach Behandlungsbeginn. Dr. Monika Thumfart Fachärztin für HNO Hauptplatz 2 82131 Gauting Tel. 089- 850 7022 www.hnogauting.de