ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 09.02.2015 THEMA: Autorin: EXPERTIN IM STUDIO: Funktion: GESUNDHEIT FÜR DIE ZÄHNE Uschi Müller ANNETT KLEINER Zahnärztin Morgens und abends die Zähne putzen – das reicht nach Ansicht von Experten nicht aus, um Karies und Parodontose zu verhindern. Wer bis ins hohe Alter schöne und gesunde Zähne haben möchte, sollte sie gründlicher pflegen. Zahnseide, elektrische Zahnbürste und Spezialpflege für die Zunge – Mundhygiene-Experten haben erforscht, was Zähne wirklich brauchen. Wann putze ich? Wer seine Zähne optimal pflegen möchte, sollte dreimal täglich (nach jeder größeren Mahlzeit) zur Zahnbürste greifen und einmal am Tag – am besten abends – eine gründliche Zahnpflege (Reinigung der Zahnzwischenräume) vornehmen. Mindestens nach dem Frühstück und vor dem Zubettgehen müssen die Zähne geputzt werden. Das regelmäßige Zähneputzen dient übrigens nicht nur der Entfernung von Zahnbelägen, sondern auch einer regelmäßigen Fluoridzufuhr durch die Zahncreme. WICHTIG: Nach dem Genuss von „sauren“ Lebensmitteln (z.B. Obst, Fruchtsäften, Softdrinks, Joghurtspeisen, Salatdressings mit Essig), sollten Sie eine halbe Stunde mit der Zahnpflege warten. Die in den Lebensmitteln enthaltene Säure greift in Kombination mit dem Druck durch die Zahnbürste die Schutzschicht der Zähne an. Wie putze ich? • Bewegen Sie die Zahnbürste immer von rot (Zahnfleisch) nach weiß (Zahn); nie horizontal. • Wer mit zu großem Druck putzt, fördert den Rückgang des Zahnfleisches und die Freilegung von Wurzeloberflächen. Der maximale Druck sollte 150 bis 200 Gramm betragen. Das können Sie mit Hilfe einer Briefwaage testen. • Putzen Sie systematisch: Wer wild hin- und her putzt läuft Gefahr, einzelne Zahnflächen mehrfach, andere dagegen gar nicht zu reinigen. • Bürsten Sie Ihre Zähne mindestens zwei Minuten lang, damit alle Zahnflächen bearbeitet werden. Ein paar Minuten länger ist nicht schädlich. Menschen mit freiliegenden Zahnhälsen oder Brücken müssen andere Techniken anwenden. Eine individuelle Empfehlung kann hier nur der Zahnarzt nach einer ausführlichen Diagnose geben. Womit putze ich? Handzahnbürste: Der Bürstenkopf sollte nicht länger als 2,5 Zentimeter sein, drei bis vier Borstenreihen aufweisen und über abgerundete, polierte Borsten verfügen. Kinder brauchen entsprechend kleinere Zahnbürsten. Weiterhin wichtig ist ein stabiler Griff, der auch abgewinkelt sein darf. Kunststoffborsten sind Naturborsten vorzuziehen, da diese aufgrund des Hohlkanals in ihrer Mitte unhygienischer und meistens auch scharfkantig sind (Verletzungsgefahr für die Mundschleimhäute). Die Borsten sollten dicht angeordnet sein. Ein mittlerer Härtegrad ist optimal, bei angegriffenen Zähnen sollte eine Zahnbürste mit weichem Bürstenkopf verwendet werden. Elektrische Zahnbürste: Sie bietet mehr Komfort als die Handzahnbürste und ist bei einer weniger systematischen Putzmethode aufgrund ihrer Eigenbewegung effektiver. Das gilt besonders in den Zahnzwischenräumen. Außerdem legt die elektrische Bürste im Mund in der gleichen Zeit eine deutlich längere Wegstrecke zurück, wodurch die Zahnoberflächen öfter bearbeitet werden. Besonders zu empfehlen ist die elektrische ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 09.02.2015 -2- Zahnbürste deshalb für Kinder, ältere oder pflegebedürftige Menschen. Achtung: Der richtige Umgang mit dem elektrischen Helfer muss erlernt werden. Ob herkömmliche oder elektrische Zahnbürste: Achten Sie darauf, dass Sie der Bürstenkopf nach Gebrauch gut trocknen kann. Am besten trocknet Sie mit dem Kopf nach oben in einem Zahnputzbecher. Nach regelmäßigem Gebrauch ist sie abgenutzt und kann nicht mehr optimal wirken. Wechseln Sie Ihre Bürste daher alle sechs bis acht Wochen aus Zahnpasta: Die Vielfalt an im Handel erhältlichen Zahnpasten ist oft verwirrend und macht eine eindeutige Empfehlung schwierig. Gut sind Zahncremes mit Wirkstoffen, die Zähne und Zahnfleisch schützen. Unbedingt enthalten sein sollte Fluorid, das zur Zahnhärtung beiträgt. Aber auch Vitamin A ist von Vorteil, da es den Feuchtigkeitshaushalt der Schleimhäute positiv beeinflusst. Für Kinder gibt es verschiedene Pasten mit altersgerecht dosierten Fluoridanteilen. Wichtig ist, dass die Schmirgelwirkung (Abrasivität) der Zahnpasta nicht zu groß ist, da sonst gesunde Zahnsubstanz abgerieben wird. Besonders schädlich kann das bei frei liegenden Wurzeloberflächen werden. So genannte Raucherzahncremes sind extrem abrasiv und sollten daher nur von Zeit zu Zeit verwendet werden. Wer unsicher bei der Wahl der richtigen Zahnpasta ist, sollte seinen Zahnarzt um Rat fragen. Zahnseide, Zahnhölzchen, Zahnzwischenraumbürste: Da die Zahnbürste die Zahnzwischenräume nicht erreicht, können sich hier Zahnbeläge besonders gut festsetzen. Die verursachen Entzündungen des Zahnfleischs. Für die Gesunderhaltung der Zähne ist daher die Reinigung der Zahnzwischenräume unerlässlich. Hilfreich sind hier – je nach Größe der Zwischenräume – Zahnseide, -hölzchen oder -zwischenraumbürste. Was für Sie am besten geeignet ist, erfahren Sie bei Ihrem Zahnarzt. Mundspülung: Eine fluoridhaltige Spüllösung (ca. 0,05 % Fluorid) sorgt nicht nur für einen frischeren Atem, sondern dient auch der Kariesprophylaxe. Empfehlenswert ist das Spülen mit einer solchen Lösung als Ersatz für das Zähneputzen nach dem Genuss von sauren Speisen oder Getränken (s.o.). Zahnpflegekaugummi: Haben Sie keine Gelegenheit für eine richtige Zahnpflege? Spezielle Zahnpflegekaugummis können helfen. Kaugummikauen hilft die Speichelproduktion anzuregen. Speichel neutralisiert Säuren, die entweder von Bakterien im Mund produziert werden oder von Speiseresten stammen. Außerdem enthält Speichel Phosphat und Kalzium, die zur Härtung des Zahnschmelzes beitragen. Achten Sie darauf, dass die Kaugummis zuckerfrei sind, also mit Xylit oder Sorbit gesüßt sind. Der Gebrauch von Zahnpflegekaugummis kann nie die Bürste ersetzen und sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen. Zungenreiniger: Die Pflege der Zunge sollte nicht zu kurz kommen. Im Zungenbelag tummeln sich besonders viele Bakterien, die Mundgeruch verursachen können. Zungenreiniger sind in der Apotheke erhältlich und leicht in der Anwendung. Nach jedem Zähneputzen einfach die ausgestreckte Zunge von hinten nach vorne damit sanft abstreichen. Der dabei oft entstehende Würgereiz verschwindet, wenn Sie die ausgestreckte Zungenspitze mit einem Tuch nach unten drücken. Andrea Wild 8.2.15 KW日 18:35 Gelöscht: oder des ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 09.02.2015 -3- Professionelle Zahnreinigung Ein- bis zweimal pro Jahr sollte der Zahnarzt aufgesucht werden. Die Kosten für Entfernen von Zahnstein werden einmal jährlich von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Für die professionelle Reinigung der Zähne erhebt der Zahnarzt ein Honorar. Wer sich diese Behandlung gönnen möchte, muss selbst bezahlen. Im Schnitt liegt der Preis bei 100€, inklusive Beratungsgespräch. Die richtige Ernährung Wer seinen Zähnen Gutes tun möchte, verzichtet über einen längeren Zeitraum hinweg auf zuckerhaltige oder saure Nahrung und Getränke (Wein, Fruchtsäfte, Zitrusfrüchte, Joghurt, Salat mit saurem Dressing). Neben den für die Zähne schädlichen Lebensmitteln gibt es auch solche, die zahnschützende Stoffe enthalten. Hierzu gehören Käse, Grüner Tee, Avocados, Cranberries, rohe Zwiebeln oder auch Lakritz. Die Vitamine C und D sind gut für das Zahnfleisch. Jogurt und Petersilie vertreiben Mundgeruchbakterien. Übrigens: Auch Stress kann die Zähne schädigen. Dieser führt zu Zähneknirschen und einer verhältnismäßig starken Abnutzung. Zähneknirschen Wenn es stressig wird, rät eine alte Volksweisheit, „die Zähne zusammenzubeißen“. Ein Rat, den der Körper von sich aus in der Nacht beherzigt. Abgeschlagenheit, Kopf- und Kieferschmerzen und ein steifer Nacken sind in der Regel die Folge. Vor allem werden mögliche Auswirkungen der Psyche auf den Körper ignoriert. Grund: Während des Schlafs versucht der Körper, täglichen Stress über Knirschen, Pressen und Reiben der Zähne zu kompensieren. Die Folge: die Zahnhöcker werden abgerieben, der Zahnschmelz geschädigt und das Zahnfleisch kann sich entzünden. Doch damit nicht genug. Der Druck wird vom Kiefergelenk weitergegeben an die Kaumuskeln, sie verspannen und verhärten. Und das überträgt sich auch auf die Muskulatur von Kopf, Hals und Nacken. Die Betroffenen können Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, ja sogar Tinnitus bekommen. Der Zahnarzt kann für eine Entlastung der Zähne sorgen. Wichtig ist aber, dass nach den Ursachen des Knirschens gesucht wird.