Morgens und abends die Zähne putzen – das reicht

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ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 26.09.2013
THEMA:
Autorin:
EXPERTE VOR ORT:
Funktion:
DIE RICHTIGE ZAHNPFLEGE
Uschi Müller
HANS-PETER JÖHREN
Oralchirurg und Implantologe
Morgens und abends die Zähne putzen – das reicht nach Ansicht von Experten nicht aus, um
Karies und Parodontose zu verhindern. Wer bis ins hohe Alter schöne und gesunde Zähne haben
möchte, sollte sie gründlicher pflegen. Zahnseide, elektrische Zahnbürste und Spezialpflege für
die Zunge – Mundhygiene-Experten haben erforscht, was Zähne wirklich brauchen.
Der Zeitpunkt
Wer seine Zähne optimal pflegen möchte, sollte dreimal täglich (nach jeder größeren Mahlzeit)
zur Zahnbürste greifen und einmal am Tag – am besten abends – eine gründliche Zahnpflege
(Reinigung der Zahnzwischenräume) vornehmen. Mindestens aber nach dem Frühstück und vor
dem Zubettgehen müssen die Zähne geputzt werden. Das regelmäßige Zähneputzen dient übrigens nicht nur der Entfernung von Zahnbelägen, sondern auch einer regelmäßigen Fluoridzufuhr
durch die Zahncreme.
WICHTIG: Nach dem Genuss von „sauren“ Lebensmitteln (z.B. Obst, Fruchtsäften, Softdrinks,
Joghurtspeisen, Salatdressings mit Essig), sollten Sie eine halbe Stunde mit der Zahnpflege warten. Die in den Lebensmitteln enthaltene Säure greift in Kombination mit dem Druck durch die
Zahnbürste die Schutzschicht der Zähne an.
Die Methode
 Bewegen Sie die Zahnbürste immer von rot (Zahnfleisch) nach weiß (Zahn); nie horizontal
schrubben.
 Wer mit zu großem Druck putzt, fördert den Rückgang des Zahnfleisches und die Freilegung
von Wurzeloberflächen. Der maximale Druck sollte 150 bis 200 g betragen. Das können Sie
mit Hilfe einer Briefwaage testen.
 Putzen Sie systematisch: Wer wild hin- und herputzt läuft Gefahr, einzelne Zahnflächen mehrfach, andere dagegen gar nicht zu reinigen.
 Bürsten Sie Ihre Zähne mindestens zwei Minuten lang, damit alle Zahnflächen bearbeitet werden können. Ein paar Minuten länger ist aber auch nicht schädlich.
Menschen mit freiliegenden Zahnhälsen oder Brücken müssen andere Techniken anwenden.
Eine individuelle Empfehlung kann hier nur der Zahnarzt nach einer ausführlichen Diagnose geben.
Das Handwerkzeug
Handzahnbürste: Der Bürstenkopf sollte nicht länger als 2,5 Zentimeter sein, drei bis vier Borstenreihen aufweisen und über abgerundete, polierte Borsten verfügen. Kinder brauchen natürlich
entsprechend kleinere Zahnbürsten. Weiterhin wichtig ist ein stabiler Griff, der auch abgewinkelt
sein darf. Kunststoffborsten sind Naturborsten vorzuziehen, da diese aufgrund des Hohlkanals in
ihrer Mitte unhygienischer und zudem meistens auch scharfkantig sind (Verletzungsgefahr für die
Mundschleimhäute). Die Borsten sollten dicht angeordnet sein. Ein mittlerer Härtegrad ist optimal, bei angegriffenen Zähnen sollte eine Zahnbürste mit weichem Bürstenkopf verwendet werden.
Elektrische Zahnbürste: Sie bietet mehr Komfort als die Handzahnbürste und ist bei einer weniger systematischen Putzmethode aufgrund ihrer Eigenbewegung effektiver – besonders in den
Zahnzwischenräumen. Außerdem legt die elektrische Bürste im Mund in der gleichen Zeit eine
deutlich längere Wegstrecke zurück, wodurch die Zahnoberflächen öfter bearbeitet werden. Besonders zu empfehlen ist die elektrische Zahnbürste deshalb für Kinder und ältere, pflegebedürftige oder behinderte Menschen. Aber Achtung: Auch der richtige Umgang mit dem elektrischen
Helfer muss erlernt werden.
Ob herkömmliche oder elektrische Zahnbürste: Achten Sie darauf, dass Sie die Bürste nach Gebrauch so lagern, dass der Kopf gut trocknen kann (am besten mit dem Griff nach unten in den
Zahnputzbecher stellen). Wechseln Sie Ihre Bürste alle sechs bis acht Wochen aus – nach regelmäßigem Gebrauch ist sie dann abgenutzt und kann nicht mehr optimal wirken.
ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 26.09.2013
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Zahnpasta: Die Vielfalt an im Handel erhältlichen Zahnpasten ist oft verwirrend und macht eine
eindeutige Empfehlung schwierig. Gut sind aber Zahncremes mit Wirkstoffen, die Zähne und
Zahnfleisch schützen. Unbedingt enthalten sein sollte Fluorid, das hervorragend zur Zahnhärtung
beiträgt. Aber auch Vitamin A ist von Vorteil, da es den Feuchtigkeitshaushalt der Schleimhäute
positiv beeinflusst. Für Kinder gibt es verschiedene Pasten mit altersgerecht dosierten Fluoridanteilen.
Wichtig ist auch, dass die Schmirgelwirkung (Abrasivität) der Zahnpasta nicht zu groß ist, da
sonst gesunde Zahnsubstanz abgerieben wird. Besonders schädlich kann das bei frei liegenden
Wurzeloberflächen werden. So genannte Raucherzahncremes sind extrem abrasiv und sollten
daher nur von Zeit zu Zeit verwendet werden.
Wer unsicher bei der Wahl der richtigen Zahnpasta ist, sollte seinen Zahnarzt um Rat fragen.
Zahnseide, Zahnhölzchen, Zahnzwischenraumbürste: Da die Zahnbürste die Zahnzwischenräume nicht erreicht, können sich hier Zahnbeläge besonders gut festsetzen und Entzündungen
des Zahnfleischs oder des Zahnhalteapparates verursachen. Für die Gesunderhaltung der Zähne
ist daher die Reinigung der Zahnzwischenräume unerlässlich. Hilfreich sind hier – je nach Größe
der Zwischenräume – Zahnseide, -hölzchen oder -zwischenraumbürste. Was genau für Sie am
besten geeignet ist, erfahren Sie bei Ihrem Zahnarzt.
Mundspülung: Eine fluoridhaltige Spüllösung (ca. 0,05 % Fluorid) sorgt nicht nur für einen frischeren Atem, sondern dient auch der Kariesprophylaxe. Empfehlenswert ist das Spülen mit einer solchen Lösung als Ersatz für das Zähneputzen nach dem Genuss von sauren Speisen oder
Getränken (s.o.).
Zahnpflegekaugummi: Haben Sie keine Gelegenheit für eine richtige Zahnpflege, können Sie
sich mit speziellen Zahnpflegekaugummis behelfen. Kaugummikauen hilft, die Speichelproduktion anzuregen. Speichel neutralisiert Säuren, die entweder von Bakterien im Mund produziert
werden oder von Speiseresten stammen. Außerdem enthält Speichel Phosphat und Kalzium, die
zur Härtung des Zahnschmelzes beitragen. Achten Sie darauf, dass die Kaugummis zuckerfrei
sind, also mit Xylit oder Sorbit gesüßt sind. Der Gebrauch von Zahnpflegekaugummis kann natürlich nie die Bürste ersetzen und sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen.
Zungenreiniger: Auch die Pflege der Zunge sollte nicht zu kurz kommen. Im Zungenbelag tummeln sich nämlich besonders viele Bakterien, die Mundgeruch verursachen können. Zungenreiniger sind in der Apotheke erhältlich und leicht in der Anwendung: Nach jedem Zähneputzen einfach die ausgestreckte Zunge von hinten nach vorne damit sanft abschaben. Der dabei oft entstehende Würgereiz verschwindet, wenn Sie die ausgestreckte Zungenspitze mit einem Tuch
nach unten drücken.
Professionelle Zahnreinigung
Ein- bis zweimal pro Jahr sollte – nicht nur zur Früherkennung – der Zahnarzt aufgesucht werden. Er bietet eine professionelle Reinigung der Zähne (Entfernen von Zahnstein) an. Einmal
jährlich übernehmen hier sogar die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Wer diese Behandlung seinen Zähnen öfter zugute kommen lassen möchte, muss selbst bezahlen: Für die etwa einstündige Reinigung, zu der auch immer eine umfangreiche Beratung gehört,
werden durchschnittlich rund 100 Euro fällig.
Die richtige Ernährung
Wer seinen Zähnen Gutes tun möchte, verzichtet über einen längeren Zeitraum hinweg auf allzu
zuckerhaltige oder saure Nahrung und Getränke (Wein, Fruchtsäfte, Zitrusfrüchte, Joghurt, Salat
mit saurem Dressing).
Aber neben den für die Zähne schädlichen Lebensmitteln gibt es auch solche, die zahnschützende Stoffe enthalten. Hierzu gehören Käse, Grüner Tee, Avocados, Cranberries, rohe Zwiebeln
oder auch Lakritz. Die Vitamine C und D sind zudem gut für das Zahnfleisch. Jogurt und Petersilie vertreiben Mundgeruchbakterien.
Übrigens: Auch Stress kann die Zähne schädigen. Denn dieser lässt einen oft im Schlaf mit den
Zähnen knirschen, und dabei werden diese unnatürlich abgenutzt.
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