Lachgas bei der Geburt

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Erstelldatum:18.08.2014
1931
Geburtshilfe
Nr. 1931126/2
Seite 1 von 2
Lachgas bei der Geburt
Verfasser:
K. Bütkofer, B. Baur
Genehmigt am:
22.01.2016
Ersetzt Versionen:
Anlaufstelle:
Barbara Baur
Genehmigt durch:
M. Todesco
Bernasconi
1931126/1 v. 26.9.2014
Telefon:
5193
Gültig ab:
22.01.2016
E-Mail:
[email protected] Gültig bis:
21.01.2019
Link:
Fragebogen Lachgas-Anwendung
Vom Internet ins Intranet am 21.12.2015
1. Allgemeines
Lachgas (N2O/O2) ist ein Narkosegas mit analgetischer und amnestischer Wirkung. Der Wirkungseintritt erfolgt
rasch (innerhalb einer Minute) und die Wirkung hört schnell (ca. 60 Sek.) nach Beendigung der Applikation auf.
Es bewirkt eine Analgesie bei erhaltenem Bewusstsein und erlaubt, aktiv mitzumachen. Lachgas wird im
Körper nicht verstoffwechselt, sondern direkt über die Lunge wieder ausgeschieden mittels Abatmung. Die
Schutzreflexe der Luftwege bleiben erhalten und die Anwenderin muss nicht nüchtern sein. Es gibt keine
bekannten Nebenwirkungen beim Fetus.
2. Richtlinien – Rahmenbedingungen
Die arbeitsmedizinischen Grenzwerte der Anästhesiegasexposition zum Schutz des Personals müssen eingehalten werden. Maximale Arbeitsplatzkonzentration von 100 ppm für eine 8h-Arbeitsschicht entspricht ca. einer
kontinuierlichen Anwendung von 4h. Es ist zu beachten, dass die Maske dicht sitzt und die Ausatmung über die
Maske erfolgt. Die relative Dichte von Lachgas ist 1.53, es sinkt also zu Boden. Es ist geschmacks- und
geruchlos.
3. Indikationen
Wehenintoleranz, Zeitüberbrückung bis PDA, Versorgung von Geburtsverletzungen postpartal zus. zur LA,
Zervixrevision
4. Kontraindikation
Absolute Kontraindikationen
• Bewusstlosigkeit oder Somnolenz
• Hauptmahlzeit innerhalb der letzten Stunde
• Vorbestehende Übelkeit und/oder Erbrechen
• Präeklampsie: Dilatation der Hirngefässe, demzufolge nicht zu verwenden bei erhöhtem intrakraniellem
Druck
• Epilepsie
• Pneumothorax: Lachgas diffundiert in luftgefüllte Hohlräume, kann zu einem Spannungspneu führen
• Verdacht auf Ileus: da auch der Darm luftgefüllt ist, diffundiert Lachgas ins Darmlumen, Gefahr der
Darmischämie bei Überdehnung
• Sinusitis, Otitis media: Lachgas diffundiert ins Mittelohr und in Nasennebenhöhlen, erhöhter Druck
• Fehlbildungen beim Kind
• Funktionsstörungen des Herzens (d. h. immer, wenn eine Endocardititsprophylaxe erforderlich)
Relative Kontraindikationen
respiratorische Vorerkrankungen z. B. Asthma, COPD
Verabreichung von Opiaten wie Pethidin i. v. oder ventrogluteal in der letzten Stunde: es findet eine additive
Wirkung statt, keine gleichzeitige Gabe mit Opiaten
5. Anwendungen
Allgemein
Die Indikation ist immer durch eine Ärztin/einen Arzt zusammen mit der Hebamme zu stellen und die
Anwendung erfolgt nur durch instruiertes Personal. Es muss immer eine 100% Sauerstoffgabe möglich sein.
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Lachgas bei der Geburt
Die Gebärende muss kooperativ und jederzeit ansprechbar sein und die Maske unbedingt selber halten
(verhindert Überdosierung). Langsames Ein- und Ausatmen in die Maske (verhindert Gasakkumulation im
Gebärzimmer). Es wird standartmässig eine Mischung von 50 % Lachgas und 50 % Sauerstoff verwendet. Ein
höherer Anteil von Lachgas ist aufgrund technischer Probleme momentan nicht sicher herstellbar. Es können
daher schwerwiegende Komplikationen auftreten.
Nicht alle Patienten reagieren auf Lachgas gleich gut. Wenn die Wirkung ungenügend ist resp. wenn NW
auftreten, andere Form der Analgesie (z. B. PDA, Remifentanil) wählen.
Die Anwendung soll bei einer Patientin auf maximal 30 – 60 Min. begrenzt sein, in Ausnahmefällen
länger. Die Gebärende sollte mit der Inhalation 30 - 50 Sekunden vor Wehenbeginn anfangen, eine gute
Instruktion ist für den Erfolg der Methode wichtig.
6. Aufklärung
Die Gebärende muss über die Schmerzbehandlung (inkl. NW) aufgeklärt sein und ein mündliches
Einverständnis geben.
Mögliche Nebenwirkungen
• Übelkeit und Erbrechen (Gaszufuhr stoppen)
• Kopfschmerzen (Gaszufuhr stoppen)
• Benommenheit, Schwindel (keine Massnahmen)
• Mundtrockenheit (keine Massnahmen)
• leichte Parästhesien (keine Massnahmen)
• Tinnitus (keine Massnahmen)
• Euphorie (harmlos, beobachten, Patientin beruhigen)
• möglicherweise getrübte Erinnerung an die Geburt (Nachbesprechung Geburt anbieten)
7. Dokumentation
Die Aufklärung und die Ausführung der Schmerzbehandlung werden durch die Hebamme schriftlich im
Geburtsverlauf dokumentiert. Nach der Geburt wird der Fragebogen ausgefüllt und im Ordner „Analgesie“ im
Gebs abgelegt.
8. Detailliertes Vorgehen
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Indikation gestellt und Kontraindikation ausgeschlossen
Instruiertes Personal vorhanden
Kontrolle der Sauerstoffvorrichtung
Ventyo angeschlossen, Dichtigkeitsprüfung
Frau durch die Maske ein- und ausatmen lassen. Gebärende müssen die Maske selber halten,
Begleitpersonen dürfen nicht helfen, in der Wehenpause soll die Frau die Maske entfernen
Die Frau muss jederzeit ansprechbar sein, ansonsten ist die Gaszufuhr zu unterbrechen und O2 zu
applizieren
Nach dem Eingriff Bakterienfilter Maske und Schläuche wegwerfen
Ausfüllen des Fragebogens: (Link) Fragebogen Lachgas-Anwendung und Ablage im Ordner Analgesie im
Gebs
9. Verantwortliche Person für die Einhaltung der Richtlinie
Zuständig ist die ärztliche Leitung der Frauenklinik. Sie sind für die Personalschulung und richtige Handhabung
verantwortlich.
10. Schulung
Einführungs- bzw. Weiterbildungskurse werden regelmässig angeboten. Sie umfassen Gaskenntnisse,
Kenntnisse dieser Richtlinien und die praktische Handhabung.
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