Übungen zur Physik III Blatt 10 — WS 09/10 Prof. Dr. Th. Mannel, Dr. W. Walkowiak, H. Czirr, S. Faller, M. Pontz — Abgabe: Donnerstag, 17.12.2009 Ausgabe: 10.12.2009 Aufgabe 1: (Stern-Gerlach-Versuch) Untenstehende Abbildung zeigt den prinzipiellen Aufbau des Stern-Gerlach Versuches. In einem Atomstrahlofen werden neutrale Silberatome auf die Temperatur T D 473 K erhitzt. Der Atomstrahl wird durch eine Blende B kollimiert. Nach durchfliegen der Strecke `1 D 0; 03 m tritt er in das in z-Richtung gerichtete inhomogene Magnetfeld der Länge `0 D 0; 20 m ein. Der Magnet hat vom Detektor D einen Abstand von `2 D 0; 135 m. Der Elektronenkonfiguration ŒKr4d10 5s für Silber entnimmt man, dass sich in der 5s-Schale ein ungepaartes Elektron befindet. D z B z z T = 473 K x x y 47 Ofen Ag `1 `0 107,87 `2 [Kr]4d 105s Zunächst werden die Vorgänge im Ofen betrachtet. Im thermischen Gleichgewicht ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebiges Silberatom eine Geschwindigkeit im Intervall ŒE v ; vE Cd vE besitzt gegeben durch die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung mv 2 3 d 3v : w.E v/ d v D c exp 2kB T w.v/ v vmax Mit c als der Normierungskonstanten und kB D 1; 3807 10 23 JK 1 als der BoltzmannKonstanten. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Geschwindigkeitsbeitrages. R a) Bestimmen Sie aus der Normierungsbedingung 1 D d 3 v w.E v / die Normierungskon3 2 stante c. Nutzen Sie dazu d v D v dv d cos d'. Zeigen Sie sodann, dass für die Wahrscheinlichkeitsverteilung w.v/ dv D 4 gilt. m 2kB T 3=2 2 v exp mv 2 2kB T q Begründen Sie, dass der wahrscheinlichste Geschwindigkeitsbeitrag durch vmax D 2kmB T gegeben ist. Nutzen Sie an geeigneter Stelle die Integralformel (2 Punkte) Z 1 2n dx x e ax 2 0 1 3 .2n 1/ D 2nC1 an r : a b) Bestätigen Sie durch Rechnung, dass für die Geschwindigkeitsunschärfe r q 3 v 2 i hE v i2 D vmax E v D hE 2 gilt. R v/ Hinweis: hE v i D d 3 v vE w.E (1 Punkt) Der feine Silberatomstrahl besitzt nach der Blende B der Einfachheit halber die Geschwindigkeit vmax in x-Richtung. c) Erklären Sie, weshalb der Strahl beim Durchfliegen des Magneten in zwei Teilstrahlen aufspaltet. Zeigen Sie, dass für die Kraft FE welche auf die Silberatome im inhomogenen Magnetfeld wirkt, @B FE D z eEz @z gilt, mit z als der z-Komponente des magnetischen Moments . E d) Zeigen Sie, das für z D (1.5 Punkte) e„ 2me gilt. Gehen Sie von einem Elektron aus, dass sich auf einer E D „E Kreisbahn um den Atomkern bewegt, für das L ez ist. (1.5 Punkte) e) Auf dem Detektor mißt man einen Abstand von z D 2 mm der beiden Strahlen. Berechnen Sie für die gegebene Anordnung den Feldgradienten @B=@z. Verwenden Sie 1 . (4 Punkte) ggf. die Avogadro-Zahl NA D 6; 0221 1023 mol Aufgabe 2: (Spin-Bahn-Kopplung im Wasserstoffatom) O Das Elektron im Wasserstoff besitzt neben seinem Bahndrehimpuls lE einen Spin sEO. Spin und O O Bahndrehimpuls koppeln zum Gesamtdrehimpuls jE D lE C sEO. Für die magnetischen Momente gelte: EO l D gl B EO l „ bzw. B O sE : EO s D gs „ Betrachten Sie zunächst das Elektron als ruhend. Klassisch bewegt sich das Proton auf einer Kreisbahn mit Radius r um das Elektron. Die Betrachtungen seien auf ein reines CoulombPotential VC .r/ beschränkt. (a) Zeigen Sie, dass sich mit dem Biot-Savart-Gesetz I0 d È rE E d B.r/ D 4 r3 mit d È als dem Kreislinienelement des Kreisstromes I , am Ort des Elektrons das Magnetfeld E B.r/ D ergibt, mit 1 c2 E vE E.r/ c2 E als dem elektrischen Feld am Ort des Elektrons. D "0 0 und E(r) (1.5 Punkte) b) Bestimmen Sie, vermittelst Ihres Ergebnisses aus Teilaufgabe a), den Zusammenhang E Verwenden Sie dabei den Zuzwischen dem Magnetfeld BE und dem Bahndrehimpuls l. E sammenhang zwischen dem elektrischen Feld E.r/ und dem Coulomb-Potential VC .r/. O EO (1.5 Punkte) Zwischenergebnis: B.r/ D mec12 r @[email protected] / lE Die Rücktransformation des Magnetfeldes BE aus Teilaufgabe b) in das Schwerpunktsystem E In diesem Feld richtet sich der Spin sEO des Elektrons aus. ergibt BE l D 12 B. O c) Zeigen Sie, dass lE sEO D .„2 =2/ j.j C 1/ l.l C 1/ 43 gilt. Bestimmen Sie die ma2 0„ gnetische Energie Els im Magnetfeld BE l . Setzen Sie a0 D 4 und gs D 2. me2 (1.5 Punkte) d) Geben Sie den Erwartungswert Els D hEls i an, verwenden Sie 1 1 1 ; D 3 3 3 r a0 n l.l C 12 /.l C 1/ a0 D (1 Punkt) „ : ˛mc e) Gegeben sei ein Niveau mit den Quantenzahlen n und l ¤ 0. Geben Sie die Anzahl der Aufspaltung dieses Niveaus aufgrund der Spin-Bahn-Kopplung an. Verwenden Sie hierzu nur Ihr Ergebnis aus Teilaufgabe c). Geben Sie sodann Els aus Teilaufgabe d) 1 für den Zustand mit den Quantenzahlen n D 1, l D 1 an. Verwenden Sie ˛ D 137 . (2.5 Punkte) Lösungsvorschlag 1. a) Bestimmung der Normierungskonstanten c: Z Z mv2 3 1 D d v w.v/ D v 2 dv d cos d' c e 2kB T Z 1 Z 2 Z 1 mv2 Dc cos d' dv v 2 e 2kB T „ 1 ƒ‚ 0 … 0 D4 r Z 1 mv2 2k T 2kB T 2kB T 3=2 B 2 2kB T D 4c dv v e D 4c Dc 4m m m 0 3=2 m cD : ) 2kB T Die Wahrscheinlichkeitsverteilung ergibt sich durch Integration über den Raumwinkel, mit der vorigen Rechnung folgt: 3=2 mv2 mv2 m 2 2 2kB T w.v/dv D 4 c v e e 2kB T dv : dv ) w.v/dv D 4v 2kB T Das Maximum dieser Verteilung ist der wahrscheinlichste Geschwindigkeitsbeitrag: r mv2 mv 2kB T Š dw.v/ vmax D : D 4 c 2v 2v 3 e 2kB T 0D ) dv 2kB T m b) Mit dem Hinweis aus a) dv D v 2 dv d cos d' berechnet man in Kugelkoordinaten mit vE D vE er , Z 1 Z Z 2 Z 1 mv 2 3 3 dv v exp hE v i D d v vE w.E v/ D c d' d cos eEr D 0E ; 2kB T 0 0 1 ƒ‚ … „ E D0 und 3=2 Z 1 mv2 m dv 2 v 4 e 2kB T dv hE v i D 4 2kB T 0 s s 3 m 13 kB T 4 3 2kB T D 4 D3 D m m 3 2 2kB T 2 . 2kB T / 8 m m 2kB T 2 D 3 2 v : 2 max Somit ist E vD q hE v2i D r 3 vmax : 2 c) Das Silberatom besitzt in der äußersten Schale nur ein Elektron im Zustand 5s. Der Bahndrehimpuls ist gleich Null. Damit ist nur die Aufspaltung in zwei Teilstrahlen möglich. Das Elektron besitzt ein magnetisches (Dipol-)Moment . E Im Magnetfeld BE ist dann die Energie des magnetischen Moments gegeben durch E BE D E B.z/E ez D z B.z/ : ED Auf das Elektron wirkt die Kraft E E z B.z/ C z rB.z/ D z @z B eEz z @z B.z/E ez FE D grad z B.z/ D r „ƒ‚… D0 @B.z/ eEz : FE D z @z ) (d) Für das magnetische Moment E gilt Z 1 ED d 3 r rE jE : 2 Für eine vom Strom I umflossene ebene Fläche AE D AE ez D r 2 eEz ist das magnetische Moment E D I AE D I r 2 eEz : Das Elektron bewegt sich auf einer ebenen Kreisbahn mit Radius r, dies entspricht dem Strom I D q qv ev D D : T 2 r 2 r Eingesetzt in das magnetische Moment ergibt E D r2 ev eEz D 2 r evr eEz : 2 E D me vr eEz . Mit L E D „E Das Elektron besitzt auf seiner Kreisbahn den Drehimpuls L ez folgt damit ED e„ eEz 2me ) z D e„ 2me (e) Bahn der Silberatome: Der Ursprung des Koordinatensystems wird an den Eintrittspunkt der Silberatome in das inhomogene Magnetfeld gelegt: z z 2 z2 z1 x `0 `2 Magnetfeld Die Kraft FE wirkt in z-Richtung, damit folgt: z @B.z/ Fz D ) z.t/ D z.t/ R D m m @z Z t dt 0 0 Z 0 t0 dt 00 z @B.z/ 2 z @B.z/ D t : m @z 2 @z In x-Richtung wirkt keine Kraft auf die Atome, damit findet eine gleichförmige Bewegung in dieser Richtung statt: Z t x xP D vx ) x.t/ D dt 0 vx D vx t ) t D ; vx 0 eingesetzt in z.t/ z.x/ D z @B.z/ x 2 2m @z vx2 8 0 < x < `0 : An der Stelle x D `0 ist z.`0 / D z1 D z @B.z/ `20 : 2m @z vx2 (10.1) Zwischen `0 < x < .`0 C`2 / wirkt keine Kraft auf die Atome, die Bewegung der Atome ist gleichförmig. Für die Steigung der Geraden erhält man ˇ z @B.z/ `0 dz.x/ ˇˇ D : ˇ dx xD`0 m @z vx2 Der Skizze entnimmt man, dass ˇ z @B.z/ `0 dz.x/ ˇˇ z2 D D ˇ `2 dx xD`0 m @z vx2 gilt, d.h. z2 D z @B.z/ `0 `2 m @z vx2 Die beiden Strahlen haben den gleichen Abstand zur x-Achse, damit @B.z/ `0 `2 z @B.z/ `20 C 2`0 `2 z z @B.z/ `20 C D D z1 C z2 D z 2 2m @z vx2 @z vx2 2m @z vx2 @B.z/ z m v2 : ) D @z z .`20 C 2`0 `2 / x Die Masse des Silberatoms wird aus den Daten des PSE bestimmt: Ist N die Anzahl der Teilchen, NA ist AVOGADRO-Zahl, m die Masse des Atoms und M seine Molmasse, dann ist N m M N M D ; somit für N =1: m D : ) mD NA M NA NA g Die Silberatome, M D 0; 10787 mol aus PSE, haben in x-Richtung die Geschwindigkeit vmax, d.h. r r 2kB T 2kB T NA D : vmax D vx D m M Einsetzen der Zahlenwerte: s 2 1; 3807 10 vx D 473 6; 0221 1023 m m D 270 D 9 10 0; 10787 s s 23 7 c; d.h. vmax 0; 1c. Die Masse des Silberatoms ist mD M e c2 0; 10787 .3 108 /2 D NA e c2 6; 0221 1023 1; 6022 10 Mit z D e D e„ 2me D e„c 2 2me c2 19 eV eV D 0; 101 1012 2 : 2 c c erhält man für den Feldgradienten @B.z/ z m 2z m me c2 2 D v D v2 @z z .`20 C 2`0 `2 / x e„c2 .`20 C 2`0 `2 / x 4z m mec2 v2 : D ehc2 .`20 C 2`0 `2 / x Einsetzen der Zahlenwerte ergibt @B.z/ 4z m mec2 D v2 @z ehc2 .`20 C 2`0 `2 / x 4 2 10 3 0; 101 1012 511 103 81 10 D 4; 1357 10 15 .3 108 /2 .0; 202 C 2 0; 20 0; 135/ ) @B.z/ T D 30; 03 : @z m 14 Vs m3 2. a) Das Proton bewege sich auf einer Kreisbahn mit Radius r um das Elektron. Bei einem Umlauf legt das Elektron den Weg ` D 2 r zurück, dafür benötigt es die Zeit T , damit folgt für den Strom I D Q , T I D Q Š ev D : T 2 r Für das Kreislinienelement gilt d ` D rd', das Biot-Savart-Gesetz schreibt sich für einen Kreisstrom I0 d È rE I0 r d' eE' rE E d B.r/ D D : 3 4 r 4 r 3 Integration über den Winkel und einsetzen von I D ev 2r und vE D vE e' ergibt I0 2 r eE' rE e rE e 0 2 r vE e 0 e' rE E B.r/ D D D vE Er D 0 vE : 4 r 3 2 r 4 r 3 4 r 3 4 r 3 E am Ort r des Elektrons gilt Für das elektrische Feld E(r) E E.r/ D e rE e rE E ) "0 E.r/ D ; 3 4"0 r 4 r 3 E eingesetzt in B.r/ ergibt E E E B.r/ D "0 0 vE E.r/ ) B.r/ D E vE E.r/ : c2 b) Zwischen dem Potential VC .r/ und dem radialsymmetrischen Feld steht der Zusammenhang 1 @VC .r/ 1 FE D gradVC .r/ ) EE D gradVC .r/ D e e @r FE D eEE Mit dem Ergebnis aus (a) für das Magnetfeld folgt rE @VC .r/ 1 E : B.r/ D 2 vE ec r @r O Der Bahndrehimpuls lE in der Ortsdarstellung lautet, O lE ¶ lE D rE pE D pE rE D m rE rE eingesetzt ergibt den Zusammenhang EO B.r/ D @VC .r/ EO 1 l: 2 mec r @r ) vE rE D lE ; m E E.r/ D E.r/ rrE berE : r Für ein reines Coulomb-Potential gilt VC .r/ D e2 , 40 r somit e2 @VC .r/ D ; @r 4"0 r 2 eingesetzt ergibt schließlich EO B.r/ D e O lE 2 3 40 mc r O c) Es gilt lE2 D „2 l.l C 1/ und sEO2 D „2 s.s C 1/ und für die Quantenzahl s D 21 , 1 O O O O O O jE2 D .lE C sEO/2 D lE2 C sEO2 C 2lE sEO ) lE sEO D jE2 2 sEO/2 d.h. sEO2 ; „2 Œj.j C 1/ l.l C 1/ s.s C 1/ O lE sEO D 2 2 „ 3 OE O l sE D j.j C 1/ l.l C 1/ ) 2 4 EO aus b) und EO s D Für die magnetische Energie gilt mit B e gs B O lE sEO 2 3 80 „mc r e gs B „2 D j.j C 1/ l.l C 1/ 80 „mc2 r 3 2 gs „B sEO EO l D Els D EO s B und mit B D e„ , 2m a0 D 3 4 ; 4"0 „2 me2 und gs D 2 folgt „2 3 me2 2 „2 j.j C 1/ l.l C 1/ Els D 4 40 „2 m3 c2 r 3 2 4 3 „4 j.j C 1/ l.l C 1/ Els D : 4m3 c2 a0 r 3 4 d) Mit dem Ergebnis aus c) und dem Erwartungswert für hr 3 i folgt 1 3 „4 j.j C 1/ l.l C 1/ hEls i D 4m3 c2 a0 r 3 4 4 1 1 „ j.j C 1/ l.l C 1/ D 3 3 3 2 4m c a0 a0 n l.l C 12 /.l C 1/ D j.j C 1/ l.l C 1/ „4 4 3 2 4m c a0 n3 l.l C 21 /.l C 1/ 3 4 3 4 einsetzen von a0 D „ ˛mc ergibt mc2 4 j.j C 1/ l.l C 1/ Els D ˛ 4 n3 l.l C 12 /.l C 1/ 3 4 : e) Den Erwartungswert der Energie Els aus (c) kann man schreiben als 3 Els D h.r/inl j.j C 1/ l.l C 1/ : 4 Die Quantenzahl j kann nur die Werte j D l ˙ 12 einnehmen, d.h. 3 3 1 lC l.l C 1/ Els D h.r/inl l C 2 2 4 1 D ` h.r/inl für j D l C 2 3 3 1 l l.l C 1/ Els D h.r/inl l 2 2 4 1 D .` C 1/ h.r/inl für j D l 2 Jedes Niveau mit gegebenen Quantenzahlen n, l ¤ 0 spaltet in zwei Niveaus auf. Für den Zustand mit n D 1 und ` D 1 erhält man für die Energie Els aus (d): mc2 4 j.j C 1/ l.l C 1/ Els D ˛ 4 n3 l.l C 21 /.l C 1/ j DlC 3 4 1 2 4 mc2 4 1 511 103 eV 1 Els D ˛ D D 1; 21 10 4 3 12 137 j Dl 4 eV 1 2 mc2 4 2 ˛ D Els D 4 3 511 103 eV 1 4 D 6 137 2; 42 10 4 eV