Leseprobe Grundlagen – Elektronik

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Leseprobe
Kuckertz
Grundlagen – Elektronik
ELEKTROTECHNIK / ELEKTRONIK
Studienbrief 2-050-1003
3. Auflage 2014
Grundlagen – Elektronik
Impressum
Verfasser:
Prof. Dipl.-Ing. Heinz Kuckertz
em. Professor für Elektrotechnik und Regelungstechnik
im Fachbereich Produktions- und Verfahrenstechnik
an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Wolfenbüttel
Der Studienbrief wurde auf der Grundlage des Curriculums für das Studienfach „Elektrotechnik/Elektronik“ verfasst. Die Bestätigung des Curriculums und des Studienbriefes erfolgte durch den
Fachausschuss Wirtschaftsingenieurwesen,
dem Professoren und Dozenten von HDL-Mitglieds- und kooperierenden Hochschulen als Mitglieder angehören.
3. Auflage 2014
ISBN
978-3-86946-186-1
Redaktionsschluss: Februar 2014
Studienbrief
2-050-1003
© 2014 by Service-Agentur des Hochschulverbundes Distance Learning.
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das Recht der
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Grundlagen – Elektronik
Inhalt
Impressum .......................................................................................................................................................................................2
Verzeichnis der Formelzeichen.................................................................................................................................................5
Einleitung .........................................................................................................................................................................................7
Literaturempfehlung ....................................................................................................................................................................8
1
Bauelemente der Elektronik
und ihre Anwendungen ..........................................................................................................................................8
1.1
Lineare Widerstände für die Elektronik ............................................................................................................................................8
1.1.1
Definition und Anwendung ..................................................................................................................................................................8
1.1.2
Bauformen von ohmschen Widerständen ................................................................................................................................... 10
1.1.3
Normreihen und Codierung .............................................................................................................................................................. 12
1.2
Homogene Halbleiter ........................................................................................................................................................................... 15
1.2.1
Grundbegriffe der Halbleiter ............................................................................................................................................................. 15
1.2.2
NTC-Widerstand (Heißleiter) .............................................................................................................................................................. 18
1.2.3
PTC-Widerstand (Kaltleiter) ................................................................................................................................................................ 20
1.2.4
Fotowiderstände (LDR) ........................................................................................................................................................................ 21
1.2.5
Feldplatte (MDR)..................................................................................................................................................................................... 23
1.2.6
Hallgenerator ........................................................................................................................................................................................... 24
1.3
Halbleiterdioden .................................................................................................................................................................................... 27
1.3.1
Der pn-Übergang ................................................................................................................................................................................... 27
1.3.2
Schaltdiode............................................................................................................................................................................................... 28
1.3.3
Gleichrichter ............................................................................................................................................................................................. 31
1.3.4
Z-Diode ......................................................................................................................................................................................................34
1.3.5
Kapazitätsdiode ...................................................................................................................................................................................... 37
1.3.6
Leuchtdioden (LED) ............................................................................................................................................................................... 38
1.4
Thyristor .....................................................................................................................................................................................................40
1.5
Der bipolare Transistor ......................................................................................................................................................................... 43
1.5.1
Aufbau und Wirkungsweise ............................................................................................................................................................... 43
1.5.2
Der Transistor als Verstärker ............................................................................................................................................................... 47
1.5.3
Der npn-Transistor als Schalter ........................................................................................................................................................48
1.5.4
Der pnp-Transistor als Schalter ......................................................................................................................................................... 53
1.6
Der Feldeffekt-Transistor (FET) .......................................................................................................................................................... 56
1.6.1
Aufbau und Wirkungsweise
von Sperrschicht-Feldeffekt-Transistoren ..................................................................................................................................... 56
1.6.2
Feldeffekt-Transistoren
mit isolierter Gate-Elektrode (IGFET) .............................................................................................................................................. 58
1.7
Flüssigkristall-Anzeigen (LCD) ........................................................................................................................................................... 59
HDL
4
Grundlagen – Elektronik
1.8
Operationsverstärker (OP) ..................................................................................................................................................................60
1.8.1
Der unbeschaltete Operationsverstärker (Leerlauf) ................................................................................................................. 61
1.8.2
Invertierender Verstärker .................................................................................................................................................................... 63
1.8.3
Nichtinvertierender Verstärker .........................................................................................................................................................66
1.8.4
Der Summierer ........................................................................................................................................................................................ 67
1.8.5
Einfacher Komparator...........................................................................................................................................................................68
2
Elektronische Geräte und Baugruppen .......................................................................................................... 69
2.1
Digitalmultimeter (DMM) .................................................................................................................................................................... 69
2.2
Oszilloskop................................................................................................................................................................................................ 72
2.3
Wandlung von elektrischen Signalen............................................................................................................................................. 74
2.3.1
Analog-Digital-Wandler....................................................................................................................................................................... 75
2.3.2
Digital-Analog-Wandler.......................................................................................................................................................................80
Antworten zu den Kontrollfragen und Lösungshinweise zu den Übungsaufgaben ......................................... 83
Literaturverzeichnis ................................................................................................................................................................... 87
Sachwortverzeichnis ................................................................................................................................................................. 88
HDL
Grundlagen – Elektronik
Verzeichnis der Formelzeichen
Physikalische Größe
Formelzeichen
Einheitenzeichen
Physikalische Einheit
Differenz

Magnetische Induktion
B
1 T = 1 Vs/m2
Tesla
Gleichstromverstärkung des Transistors
B
Maximaler Kapazitätswert
Cmax
1 F = 1 As/V
Farad
Minimaler Kapazitätswert
Cmin
1 F = 1 As/V
Dicke
d
m
Meter
Höchste Nutzfrequenz
fNmax
1 Hz = 1/s
Hertz = 1/Sekunde
Obere Grenzfrequenz
fo
1 Hz = 1/s
Abtastfrequenz
fS
1 Hz = 1/s
Abtastrate in samples per second
fS
sps/s
Untere Grenzfrequenz
fu
1 Hz = 1/s
Strom
I
A
Ausgangsstrom
IA
A
Basisstrom des Transistors
IB
A
Basisstrom des zweiten Transistors
IB2
A
Benötigter Basisstrom
IBnötig
A
Basisstrom des Transistors bei Übersteuerung
IBü
A
Kollektorstrom des Transistors
IC
A
Kollektorstrom des zweiten Transistors
IC2
A
Drainstrom
ID
A
Emitterstrom des Transistors
IE
A
Eingangsstrom
IE
A
Diodenstrom im Durchlassbetrieb
IF
A
Maximaler Diodenstrom im Durchlassbetrieb
IFmax
A
Minimaler Diodenstrom im Durchlassbetrieb
IFmin
A
Gatestrom
IG
A
Strom im Rückkopplungszweig
IK
A
Laststrom
IL
A
Strom durch Widerstand
IR
A
Strom durch Z-Diode
IZ
A
Leistung
P
W
Im Widerstand umgesetzte Leistung
PR
W
Elektrischer Widerstand
R

Samples/Sekunde
Ampere
Watt
Ohm
HDL
5
6
HDL
Grundlagen – Elektronik
Physikalische Größe
Formelzeichen
Einheit
Ausgangswiderstand
RA

Basiswiderstand
RB

Kollektorwiderstand
RC

Eingangswiderstand
RE

Hallkonstante
RH
m³/C (1 C = 1 As)
Widerstand im Rückkopplungszweig
RK

Maximaler Widerstandswert
Rmax

Minimaler Widerstandswert
Rmin

Vorwiderstand
RV

Widerstand in der Zündleitung
RZ

Spitzenwert (Amplitude) einer Wechselspannung
û1
V
Ausgangsspannung
UA
V
Maximale Ausgangsspannung
UAmax
V
Versorgungs-(Batterie-)Spannung
UB
V
Spannung zwischen Basis und Emitter
UBE
V
Spannung zwischen Kollektor und Emitter
UCE
V
Spannung zwischen Kollektor und Emitter
im Sättigungsbetrieb
UCEsat
V
Diffusionsspannung
UD
V
Differenzspannung
UD
V
Spannung zwischen Drain- und Source-Anschluss
UDS
V
Eingangsspannung
UE
V
Durchlassspannung einer Diode
UF
V
Hallspannung
UH
V
Spannung am Minus-Eingang
UN
V
Spannung am Plus-Eingang
UP
V
Spannungsabfall am Widerstand
UR
V
Sperr- oder Durchbruchspannung (bei Diode)
UR
V
Referenzspannung (Vergleichsspannung)
Uref
V
Zenerspannung (Betriebsspannung der Z-Diode)
UZ
V
Idealisierte Zenerspannung (Knickspannung)
UZ0
V
Leerlauf-Verstärkung
V0
Spannungsverstärkung
Vu
Physikalische Einheit
Kubikmeter/Coulomb
Volt
Grundlagen – Elektronik
7
Einleitung
Die Elektrotechnik wurde durch die Erfindung des Transistors 1948 revolutioniert. Diese moderne Anwendung der Halbleitertechnik eröffnete vollkommen neue Wege in der Nachrichtentechnik, der Mess- und Regelungstechnik
und in der Prozesstechnik. Die moderne Informationstechnik ist ohne Halbleitertechnik überhaupt nicht denkbar. Wir alle begegnen den Auswirkungen und Anwendungen dieser Technik täglich, sei es bei der drehzahlgesteuerten Bohrmaschine, dem Computer oder der Sensorik und dem Steuergerät
im Kraftfahrzeug. Die Halbleitertechnik ist so bedeutsam geworden, dass man
ihr ein eigenes Fachgebiet, die Elektronik, zugeordnet hat. Ein Wissen um die
grundsätzlichen Mechanismen und die Bauelemente der Elektronik ist heute
unerlässlich.
Im Kapitel 1 dieses Studienbriefs wird daher auf die Bauelemente der Elektronik und deren Anwendung eingegangen. Gleichzeitig werden zum besseren
Verständnis einige Grundschaltungen gezeigt und erläutert. Wegen des Umfangs dieses Fachgebietes kann dieser Studienbrief die Elek-tronik nicht abschließend behandeln. Es wird deshalb versucht, die wesentlichen Elemente
und die Grundlagen der Halbleitertechnik so darzustellen, dass ein weiteres
Selbststudium von speziellen Teilgebieten bei Bedarf möglich ist. Der Bereich
der Digitaltechnik wird in diesem Kapitel bewusst ausgespart. Auch werden Digital-Bausteine nicht erläutert, denn dies würde den Rahmen dieses Studienbriefs sprengen oder ihn zu einer reinen Aufzählung machen.
Wegen der Bedeutung der Messtechnik werden im Kapitel 2 einige Messgeräte vorgestellt. Ebenso wird auf einige Problemstellungen dieser Technik eingegangen.
Da die vielfältigen Bauformen von Halbleiterbauelementen zu groß sind, um
in diesem Studienbrief genannt zu werden, sei hier auf das Internet verwiesen.
Die entsprechenden Adressen finden Sie im Literaturverzeichnis.
Für diesen Studienbrief gilt wiederum, dass bei möglichst wissenschaftlich exakter Darstellung die Verständlichkeit im Vordergrund steht.
Folgende Studienziele sollen mit diesem Studienbrief erreicht werden:
 Kennenlernen der wichtigsten Bauelemente der Elektronik,
Studienziele
 Kenntnis der grundlegenden Mechanismen der Halbleitertechnik,
 Kennenlernen der wichtigsten Anwendungen der einzelnen Bau-elemente,
 Kenntnis von einfachen Grundschaltungen aus der Elektronik,
 Anwenden von gängigen Berechnungsverfahren in elektronischen Netzwerken,
 Kennenlernen von modernen Messgeräten.
Das Studienmaterial ist so aufgebaut, dass auf die einzelnen Theorieabschnitte
jeweils ein Beispiel folgt. Rechnen Sie diese Beispiele auf jeden Fall nach. Danach sollten Sie die zugehörige Übungsaufgabe selbst rechnen. Am Ende des
HDL
8
Grundlagen – Elektronik
Studienbriefes finden Sie die Lösungen der Übungsaufgaben. Bevor Sie jedoch
nachschauen, versuchen Sie unbedingt, diese Aufgaben selbst zu lösen.
Literaturempfehlung
Ergänzend zum Studienbrief und den Präsenzveranstaltungen werden folgende Bücher empfohlen:
– BÖHMER, E. et al. (2010): „Elemente der angewandten Elektronik“
Ein sehr gut beschreibendes Buch, das auch die Grundlagen nicht vernachlässigt. Zur Anschaffung empfohlen.
– BYSTRON, K./BORGMEIER, J. (1990): „Grundlagen der technischen Elektronik“;
vermittelt ein gutes Grundlagenwissen; mehr gedacht für angehende Elektroingenieure, aber sehr gut zum Nachschlagen geeignet.
– BAUER, W./WAGENER, H. H. (2001): „Bauelemente und Grundschaltungen der
Elektronik“
Ein Buch, das sich gut zum ergänzenden Selbststudium eignet.
1
Bauelemente der Elektronik
und ihre Anwendungen
1.1
Lineare Widerstände für die Elektronik
1.1.1
Definition und Anwendung
Auf lineare Widerstände wurde schon in KUCKERTZ (2014a) im Abschnitt 1.2 eingegangen. Hier werden nun die Anwendungen in der Elektronik behandelt.
Elektrische Widerstände sind „Zweipole“ mit Widerstandsmaterial zwischen
zwei Anschlüssen. Sie werden in der Elektronik hauptsächlich zum Begrenzen
von Strömen oder zum Festlegen von Spannungen benutzt. Das Schaltzeichen
ist in Bild 1.1 dargestellt:
R
IR
Bild 1.1
HDL
UR
Schaltzeichen für einen linearen Widerstand
Grundlagen – Elektronik
9
Lineare oder ohmsche Widerstände besitzen im zulässigen Betriebsbereich
eine lineare Strom-Spannungskennlinie mit der Gesetzmäßigkeit
UR = R · IR (Ohmsches Gesetz).
(1.1)
Bild 1.2 zeigt die zugehörige Kennlinie. Die Widerstandswerte dieser Widerstände sind nur in geringem Maß von der Temperatur abhängig, die Widerstandsänderung liegt je nach Widerstandsmaterial zwischen +0,3 %/Grad bis
−0,5 %/Grad.
UR
IR
Bild 1.2
UI-Kennlinie eines linearen Widerstandes
B 1.1
Eine rot leuchtende Leuchtdiode mit einem Spannungsbedarf von
UF = 1,7 V soll von einer Spannungsquelle UB = 5 V mit einem Strom
IF = 5 mA versorgt werden. Dazu wird zur Strombegrenzung ein Vorwiderstand in Reihe vor die Leuchtdiode geschaltet.
Beispiel
a) Zeichnen Sie die Schaltung!
b) Berechnen Sie den Vorwiderstand!
c) Welche Leistung wird in dem Vorwiderstand umgesetzt?
Lösung:
a) Die Schaltung ist in Bild 1.3 gezeigt.
I
UR
R
UB
UF
Bild 1.3
D1
Leuchtdiode mit Vorwiderstand
HDL
10
Grundlagen – Elektronik
b) Maschenregel: UR + UF − UB = 0 und mit UR = IF · R folgt
R=
UB - UF
IF
=
5 V - 1, 7 V
5 mA
= 660  .
c) Die im Widerstand umgesetzte Leistung berechnet sich zu:
PR = UR · IR
(1.2)
oder mit Gl. (1.1):
PR = R ⋅ IR2 .
(1.3)
Aus Gl. (1.3) ergibt sich:
PR = R ⋅ IR2 = 660  ⋅ (5 mA)2 = 660
Merksatz
V
⋅ 25 ⋅ 10-6 A 2 = 16, 5 mW .
A
Die im Widerstand umgesetzte Leistung hängt vom Quadrat des Stromes
ab (Belastbarkeit; vgl. Gl. (1.3)) und wird an die Umgebung als Wärme abgegeben.
Der Widerstand wird dabei warm, die erreichte Temperatur hängt im Wesentlichen von der Oberfläche und damit von der Baugröße ab. Diese Belastbarkeit
ist eine wichtige Kenngröße des Widerstands und ist daher im Datenblatt angegeben.
Übliche Werte für die Belastbarkeit:
1/8 W; 1/4 W; 1/3 W; ½ W; 1 W; 2 W.
In obigem Beispiel (B 1.1) würde man einen 1/8-W-Widerstand wählen.
1.1.2
Bauformen von ohmschen Widerständen
a) Drahtwiderstände
Bei dieser Bauform wird ein Draht (meist Chrom-Nickel-Legierung) auf ein
Keramikrohr gewickelt. Häufig erhält die Oberfläche eine Zement- oder
Glasabdeckung, wodurch trotz kleiner Oberfläche die Belastbarkeit bis
200 W bei einer Oberflächentemperatur von 300 bis 400 °C (!) gebracht werden kann. In der Bauform von Bild 1.4 c) wird der Widerstand zusätzlich in
einen Kühlkörper zur Vergrößerung der wärmeabgebenden Fläche eingebaut.
a)
Bild 1.4
HDL
b)
Leistungswiderstände
c)
Grundlagen – Elektronik
b) Schichtwiderstände
Bei dieser Bauform wird eine Kohleschicht oder Metalloxidschicht auf einen
Keramikkörper aufgedampft. Die Belastbarkeit beträgt 1/8 W bis 2 W. In Bild
1.5 a) wird die Kontaktierung über Metallkappen erreicht. Bild 1.5 b) zeigt
eine kappenlose Ausführung. Hier werden die Anschlussdrähte mit der Widerstandsschicht verlötet:
a)
Bild 1.5
b)
Schichtwiderstände
c) Massewiderstände
Bei diesem Widerstandstyp werden die Anschlussdrähte direkt mit der
Widerstandsmasse und einem Bindemittel verpresst. Diese Widerstände
sind sehr klein, da der gesamte Querschnitt zur Stromleitung zur Verfügung
steht. Die Bauform entspricht Bild 1.5 b).
d) Dickschichtwiderstände
Bei dieser Bauform wird eine „Widerstandspaste“ (Mischung aus Glas, Metall und Metalloxid) auf einen Keramikträger aufgedruckt und dann eingebrannt. Der exakte Abgleich des Widerstandswertes kann über einen LaserSchnitt erfolgen. Solche Widerstände sind wegen des hohen Glasanteils
sehr resistent gegen Umwelteinflüsse.
Deswegen und wegen der genauen Abgleichmöglichkeit werden sie z. B.
als Widerstandsnetzwerke bei der Tankfüllanzeige von Kfz vor das Messinstrument geschaltet. Dadurch kann bei fast beliebiger Tankform eine lineare Anzeige erzeugt werden. Bild 1.6 zeigt einen Teilwiderstand eines solchen Netzwerks:
Trägerplatte
R-Material
Leitermaterial
Laser-Schnitt
Lötkontakt
Bild 1.6
Dickschichtwiderstand
Eine zweite häufige Anwendung dieser Dickschichtwiderstände ist die
SMD-Technik (Surface-Mounted Device). Hier werden die Widerstände als
HDL
11
12
Grundlagen – Elektronik
kleine Quader (Bild 1.7) angefertigt und können direkt auf die Anschlussfahnen gelötet werden:
Lötkontakt
0,8
1,4
3
Bild 1.7
1.1.3
Dickschichtwiderstand (SMD)
Normreihen und Codierung
Widerstände sind aus Kostengründen nur in bestimmten Werten erhältlich.
Diese Werte sind in Normreihen festgelegt, z. B. E 6, E 12 und E 24 (vgl. Tab. 1.1):
Normreihe
Toleranz
E 6
± 20 %
E 12
± 10 %
E 24
± 5 %
E 48
± 2 %
E 96
± 1 %
E 192
± 0,5 %
Tabelle 1.1 Normreihen
Durch die Toleranzen sind – falls nötig – auch Zwischenwerte ausmessbar.
Jede Widerstandsreihe enthält bestimmte Staffelwerte, in der E-6-Reihe
sind dies die sechs Werte 1; 1,5; 2,2; 3,3; 4,7; 6,8. Diese Staffelwerte wiederholen sich in jeder Dekade, so dass es z. B. für den Staffelwert 3,3 folgende
Widerstandswerte gibt: 0,33 ; 3,3 ; 33 ; 330 ; 3,3 k; 33 k; 330 k; 3,3
M; … Nach DIN 41 426 sind die in Tabelle 1.1 aufgeführten E-Reihen genormt
(zu Staffelwerten siehe Tabelle 1.2):
HDL
Grundlagen – Elektronik
E 6
E 12
E 24
1,0
1,0
1,2
1,0
1,1
1,2
1,3
1,5
1,5
1,8
1,5
1,6
1,8
2,0
2,2
2,2
2,7
2,2
2,4
2,7
3,0
3,3
3,3
3,9
3,3
3,6
3,9
4,3
4,7
4,7
5,6
4,7
5,1
5,6
6,2
6,8
6,8
8,2
6,8
7,5
8,2
9,1
Tabelle 1.2 Staffelwerte
Für eine überschaubare Lagerhaltung in einem Elektroniklabor empfiehlt sich
die E-6- oder E-12-Reihe. Alle anderen Zwischenwerte lassen sich ausmessen
oder dazukaufen.
Die Kennzeichnung von Widerständen erfolgt meist über einen Farbcode
nach DIN 41 429. Die Farben werden dann als Ringe auf das Bauelement gedruckt (vgl. Bild 1.8 und Tabelle 1.3):
1. Ring
Bild 1.8
Kennzeichnung von Widerständen
HDL
13
14
Grundlagen – Elektronik
Kennfarbe
1. Ring =
1. Wertziffer
2. Ring =
2. Wertziffer
3. Ring =
Multiplikator
4. Ring =
Toleranz
farblos
–
–
–
 20 %
silber
–
–
× 10 –2 
 10 %
gold
–
–
× 10 –1 
 5 %
schwarz
(0)
0
× 100 
–
braun
1
1
× 101 
 1 %
rot
2
2
× 102 
 2 %
orange
3
3
× 103 
–
gelb
4
4
× 104 
–
grün
5
5
× 105 
 0,5 %
blau
6
6
× 106 
–
violett
7
7
× 107 
–
grau
8
8
× 108 
–
weiß
9
9
× 109 
–
Tabelle 1.3 Standard-Farbcodierung mit vier Ringen
Beispiel
B. 1.2
Im Beispiel 1.1 wurde der Vorwiderstand errechnet zu R = 660 . Für
die Fertigung sei nur die E-6-Reihe zugelassen.
a) Welcher Widerstandswert wird dann gewählt?
b) Welcher Minimalwert und welcher Maximalwert für den
Diodenstrom stellen sich ein, wenn das volle Toleranzband ausgenutzt wird?
Lösung:
zu a) Damit der maximal zulässige Strom nicht überschritten wird,
muss ein Widerstand von R = 680  aus der E-6-Reihe gewählt werden. Damit ergibt sich:
IF =
UB - UF
R
=
5 V - 1, 7 V
680 
= 4, 85 mA .
zu b) mit Rmax = R + 20 % R = 1,2 R = 816  und
Rmin = R – 20 % R = 0,8 R = 544  ergibt sich
IFmin =
UB - UF
Rmax
=
5 V - 1, 7 V
816 
= 4, 04 mA und IFmax = 6,06 mA.
Wenn diese Toleranzbreite für den Diodenstrom zu groß ist, muss
auf die E-12- oder E-24-Reihe zurückgegriffen werden.
Anmerkung: Der Preisunterschied zwischen Widerständen der
E-12- und der E-24-Reihe ist so gering, dass sich bei einer Fertigung
von elektronischen Schaltungen durchaus der Einsatz von Bautei-
HDL
Grundlagen – Elektronik
15
len engerer Toleranz lohnen kann. Deshalb sollte man gleich die
E-24-Reihe wählen.
Ü 1.1
Bei der Untersuchung des Kühlkreislaufs eines PKW soll die Einschaltdauer des Lüftermotors über eine Leuchtdiode (UF = 2,0 V;
5 mA ≤ IF ≤ 10 mA) angezeigt werden.
Übungsaufgabe
a) Entwerfen Sie eine einfache Schaltung, die einen Betrieb dieser
Leuchtdiode über das Bordnetz erlaubt, und berechnen Sie den
Vorwiderstand, wenn die Netzspannung zwischen 10 V und 15 V
liegt! Es soll nur ein Vorwiderstand benutzt werden.
b) Wählen Sie aus der E-12-Reihe einen Widerstandswert aus und
berechnen Sie damit die Ströme und Verlustleistungen im
Vorwiderstand bei den beiden Spannungsgrenzwerten! Welche
Leistungsklasse würden Sie wählen?
1.2
Homogene Halbleiter
1.2.1
Grundbegriffe der Halbleiter
Halbleiter sind in der Regel kristalline Werkstoffe, deren Leitfähigkeit zwischen der von Metallen und der von Isolatoren liegt.
Definition
Zu den Halbleitern gehören Germanium, Silizium, Selen und Verbindungshalbleiter, wie Bleisulfid, Indiumantimonid, Galliumarsenid und Silziumkarbid.
Zur Erläuterung des Leitungsmechanismus beim Halbleiter wird ein SiliziumEinkristall betrachtet. Silizium besitzt 4 Valenzelektronen: Es ist also vierwertig.
Silizium kristallisiert im Diamantgitter; jedes Atom ist an 4 Nachbaratome gebunden (Bild 1.9).
−
−
Si
Si
Si
−
−
−
−
−
−
−
Si
−
−
Si
−
Bild 1.9
−
Si
−
Silizium-Kristall (schematische Darstellung)
Da es beim ungestörten Kristallaufbau (technisch nicht realisierbar) somit keine freien Elektronen gibt, wäre ein solcher Kristall ein reiner Isolator. Im BänHDL
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