Binot, F., Grinat, M., Noell, U. (GGA-Institut), Ringelhan, A. (Universität Bremen), Suckow, A., Wonik, T. (GGA-Institut) Kartierung von Eem-Tonen mit geophysikalischen Methoden: Ein Beitrag zur regionalen Hydrogeologie? Seit 1999 bearbeitet das Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben (GGA-Institut) in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (NLfB) das Projekt Coastal Aquifer Testfield (CAT). In diesem Projekt werden geophysikalische, hydrogeologische und geochemische Untersuchungen im Gebiet Bremerhaven/Cuxhaven zur Erforschung der hydrogeologischen Prozesse durchgeführt. Die eingesetzten Methoden umfassen neben traditionellen Verfahren wie Geoelektrik, Bohrlochgeophysik und Seismik auch Isotopenhydrologie und hubschraubergestützte elektromagnetische Messungen (HEM). Das CAT umfasst eine Fläche von ca. 800 km2 im nordwestlichen Niedersachsen.Hier befinden sich mindestens zwei glaziale Rinnen, die durch subglaziale Strömungen am Ende der Elster-Eiszeit entstanden sind. Die Bremerhaven-Cuxhavener Rinne ist an der Rinnenbasis (z. T. tiefer als 300 m unter NN) teilweise mit Grobsanden und Kiesen gefüllt. Sie wird zur Wasserversorgung genutzt. Im überwiegenden Teil der Rinne ist in Tiefen zwischen 50 m und 120 m Ton abgelagert, der als Lauenburger Ton angesprochen wird. In den HEM-Messungen zeigen sich diese Tone mit spezifischen Widerständen von 8-30 Ωm. Nahe Cuxhaven wurden in der Forschungsbohrung CAT_ LUD 1/1a in Tiefen zwischen 13 m und 25 m unter NN grüne und schwarze, z.T. schillführende Tone und Mergel erbohrt. Diese wurden in ähnlicher Ausprägung in über 20 Bohrungen im Umfeld angetroffen. Durch pollenanalytische Untersuchungen konnten sie als eemzeitliche Sedimente identifiziert werden. Ihre Ablagerung erfolgte unter marinen und limnischen Bedingungen. Bohrlochgeoelektrische Messungen sowohl in der Forschungsbohrung wie in PVC-verrohrten Grundwassermessstellen der Umgebung weisen in diesem Schichtpaket auffällig niedrige spez. Widerstände auf (Abb. 1). Die geoelektrischen Oberflächenmessungen (Schlumberger-Sondierungen, Dipol-Dipol-Messungen) entlang eines Profils in diesem Bereich zeigen für diese Tone spez. Widerstände unter 3 Ωm. Die Auswertung der HEM-Messungen zeigt eine Zone niedriger spez. Widerstände (< 8 Ωm) im Tiefenbereich 0 m bis 30 m, die sich 16 km2 sichelförmig von Lüdingworth bis Cuxhaven erstreckt. An 65 Bohrkernhälften der Forschungsbohrung CAT LUD 1 wurden im Rahmen eines Praktikums mit dem Messgerät 4-Punkt light C der Firma LGM Messungen des spezifischen Widerstandes in Wenner-Elektrodenanordnung mit einem Elektrodenabstand von 2 cm durchgeführt. Der Messpunktabstand betrug 5 cm. An den Kernen aus dem Tiefenbereich 13 m bis 25 m unter NN treten i.a. niedrige scheinbare spez. Widerstände von 2 Ωm bis 8 Ωm auf. Lediglich die Sandschicht zwischen 15 m und 16 m Tiefe tritt mit deutlich erhöhten scheinbaren spez. Widerständen bis 40 Ωm in Erscheinung. Eine Kalibrierung der Messapparatur an Wässern mit unterschiedlichen NaCl-Gehalten zeigt, dass die wahren spez. Widerstände noch etwa ein Drittel niedriger sein dürften. Auch in der Oberflächengeoelek1 0 Tiefe in m -20 -40 -60 -80 1 10 ρa in Ωm 100 Abbildung 1: Scheinbare spez. Widerstände ρa aus Kernmessungen [*] und Dual Laterolog [deep, shallow)zusammen mit dem Untergrundmodell aus geoelektrischen Messungen trik und im Dual Laterolog, das aufgrund der Stahlverrohrung in der Bohrung erst unterhalb von 18 m Tiefe messen konnte, treten spez. Widerstände unter 10 Ωm auf. Spezifische Widerstände von weniger als 8 Ωm sind für Tone außerordentlich niedrig. Die Auswertung der Daten (Lithologie, spez. Widerstand, elektrische Leitfähigkeit des Wassers) im Bereich Bremerhaven/Cuxhaven zeigt, dass in fast allen Fällen spez. Widerstände unter 8 Ωm nur in Gebieten festgestellt werden, in denen salz- bzw. brackwasserführende Sande oder Tone vorkommen. Selbst der stratigraphisch ältere Lauenburger Ton hat für Quartärtone bereits einen ungewöhnlich niedrigen spez. Widerstand, meist aber Werte größer als 8 Ωm. Wasserproben in zwei Bohrungen zeigten in Tiefen direkt oberhalb der Eem-Tone erhöhte Salzgehalte. Die Genese dieser Salzwässer wird momentan durch weitere Untersuchungen erforscht. Isotopenhydrologische Untersuchungen ergeben für diese Wässer holozäne Alter größer als 50 Jahre. Oberflächennahe Brackwasservorkommen sind für die regionale Hydrogeologie von Bedeutung. Ihr Auftreten ist im norddeutschen Raum nicht ungewöhnlich. Bisher war im Bereich der Eem-Tone mit Süßwasser gerechnet worden, denn das hydrogeologische Konzeptmodell geht von Grundwasserneubildung in der Geest und Aufstieg dieses neugebildeten Süßwassers im Marschbereich aus. Die Auswertung der HEM-Messungen erlaubt die Kartierung der Bereiche mit oberflächennahen Brackwasservorkommen mit hoher Genauigkeit und liefert dadurch Beiträge zur hydrogeologischen Konzeptbildung. 2 Kontaktperson Name: Anschrift: Telefon: Telefax: E-Mail: Beitrag Titel: Präsentationsform: gewünschte Vortragsreihe: Stichworte: Beitrag zum Schwerpunktthema: Info WWW: Info E-Mail: Spezielle Geräte: Dr. Ursula Noell Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben Stilleweg 2 Hannover (0511) 643 3489 [email protected] Kartierung von Eem-Tonen mit geophysikalischen Methoden: Ein Beitrag zur regionalen Hydrogeologie? Vortrag EE - Elektromagnetik und Geoelektrik Alter des Erstautors: 3