Abstract Titel: Sexualpädagogik innerhalb der sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendliche im Heimkontext Kurzzusammenfassung: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Integration sexualpädagogischer Themen in die praktische Arbeit mit Jugendlichen in Wohnheimen. Es wird aufgezeigt, was zentrale Bewältigungsanforderungen der Jugend sind und ob und wie die Sozialpädagogik einen Beitrag zur Entwicklung einer sexuellen Identität leisten kann. Autor(en): Fabienne Schmid Referent/-in: Claudia Reber, lic. phil. Publikationsformat: BATH MATH Semesterarbeit Forschungsbericht Anderes Veröffentlichung (Jahr): 2011 Sprache: deutsch Zitation: Schmid, Fabienne. (2011). Sexualpädagogik innerhalb der sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen im Heimkontext. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit. Schlagwörter (Tags): Sexualität, Adoleszenz, Sexualpädagogik, Jugendwohnheim 1 Ausgangslage: Sexualität ist mehr als nur „Geschlechtlichkeit“ und ermöglicht das Geben und Nehmen von Selbstbestätigung und Anerkennung. Speziell die Jugendphase wird als Integration und Manifestierung sexueller Orientierung und Begehrensstrukturen verstanden. Vor der Manifestierung werden Jugendliche in der Adoleszenz jedoch mit neuen Anforderungen aus der Umwelt sowie körperlichen Veränderungen konfrontiert. Diese Herausforderungen heisst es zu bewältigen. Bezüglich Fragen und Unsicherheiten zur körperlichen Entwicklung und einer möglichen Orientierungslosigkeit betreffend der sexuellen Identität oder -Ausrichtung, bedürfen Jugendliche einer Unterstützung. In der Jugendarbeit tätige, sexualpädagogische Fachpersonen begegnen zwangsläufig Themen der Sexualität. Die Fragen, Probleme und Inhalte des Sexuellen sind sehr vielfältig und können auf unterschiedliche Weise bearbeitet werden. So haben in den letzten Jahren spezialisierte Fachpersonen sexualpädagogische Konzepte für Jugendwohnheime entwickelt, welche sowohl Chancen, als auch Grenzen mit sich bringen. Ziel: Ausgangslage dieser Arbeit ist der Gedanke, dass Themen der Sexualität eine hohe Relevanz in der Adoleszenz haben. Die Fragestellung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Welche Bedeutung kann dem Begriff Sexualität zugeschrieben werden? Welche relevanten Entwicklungsaufgaben heisst es in der Jugendphase zu bewältigen? Welche Sexualpädagogischen Methoden und Inhalte werden aktuell angewendet? Es wird untersucht, ob und wie die Professionellen der Sozialpädagogik im Heimkontext einen Beitrag zur Entwicklung der sexuellen Identität von Jugendlichen leisten können. Zudem wird aufgezeigt, welche Aspekte ein zielführendes, sexualpädagogisches Konzept beinhalten kann und welche Chancen und Grenzen dabei auszumachen sind. Vorgehen: Das erste Kapitel thematisiert den Bedeutungsraum des Begriffs Sexualität. Wie entwickelt sich die menschliche Sexualität und wodurch zeichnet sie sich aus? Nebst der Definition von Sexualität werden erste Zusammenhänge von Sexualität und der Jugendphase hergestellt. Im zweiten Kapitel wird ein Überblick über die Adoleszenz geschaffen. In dieser Phase werden Fragen zu wichtigen Entwicklungsaufgaben gestellt. Welche entwicklungspsychologischen Themen sind im vorliegenden Kontext relevant für die Jugendphase? Wie verläuft die psychosoziale Entwicklung? Wodurch unterscheiden sich die körperlichen, emotionalen und kognitiven Entwicklungsprozesse von Jungen und Mädchen? Die Bewältigungstheorie nach Böhnisch gibt Aufschluss darüber, wie Herausforderungen der Adoleszenz gemeistert 2 werden können, damit ein Gleichgewicht der drei Komponenten Selbstwert, soziale Anerkennung und Selbstwirksamkeit erzielt werden kann. Anschliessend wird im dritten Kapitel der Bereich Sexualpädagogik betrachtet. Wie kann Sexualpädagogik definiert werden und welche Instanzen haben einen sexualpädagogischen Auftrag? Daneben werden Themen und Methoden der Sexualpädagogik erläutert. Schliesslich handelt das vierte Kapitel vom sexualpädagogischen Auftrag im Kontext der Heimerzeihung. Es wird thematisiert ob ein Auftrag in dieser Hinsicht besteht und wie er sich gestaltet. Wie können Themen der Sexualerziehung den Jugendlichen vermittelt werden? Besteht ein gleichgeschlechtlicher Auftrag seitens der Professionellen der Sozialpädagogik im Heimkontext? Welche Kompetenzen werden von Fachpersonen, die mit Jugendlichen und den Themen um die Sexualität konfrontiert sind, gefordert? Schliesslich wird aufgezeigt, welche Elemente Bestandteil eines sexualpädagogischen Konzepts sein könnten. Erkenntnisse: Für Professionelle der Sozialpädagogik in der Jugendarbeit ist es von zentraler Bedeutung, sich dem komplexen und bedeutungsvollen Thema der Sexualität bewusst zu sein. Alle Menschen bringen unterschiedliche Haltungen, Erwartungen und Einstellungen betreffend sexuellen Themen mit, was eine Auseinandersetzung mit der Thematik erfordert. Gemeinsame Haltungen und Vereinbarungen im Bereich der Sexualpädagogik sind wünschenswert. Sexualpädagogik verfolgt das Ziel, den Menschen in der Weiterentwicklung seiner sexuellen Identität zu begleiten mit dem Zweck, Sexualität verantwortungsvoll und selbstbestimmt zu leben. Die Jugendlichen haben ein Anrecht darauf, in ihrer (Weiter-) Entwicklung zu einer sexuellen Identität begleitet zu werden. Lernmöglichkeiten und Wissensvermittlung zur Entwicklung entsprechender Kompetenzen sind gefragt. Sexualpädagogik die lebensweltlich gestaltet ist, orientiert sich sowohl an den Zielgruppen, als auch an deren individuellen Fragen und Unsicherheiten betreffend Themen der Sexualität. In der sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen ist es wichtig, dass die Jugendlichen befähigt werden (sexuelle) Grenzen zu setzen und diese gleichzeitig zu respektieren. Mittels verschiedener Methoden und Themenblöcken kann dies unterstützt werden. So sind Körperund Sexualaufklärung ebenso wichtig wie die Vermittlung von ethischen und moralischen Orientierungspunkten. Grenzüberschreitungen und sexuelle Belästigung werden unterschiedlich und individuell erlebt, dies heisst es aufzuzeigen. Nötig ist seitens der Professionellen der Sozialpädagogik Sicherheit und Klarheit im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Institution zu geben. Aufgrund unterschiedlicher Haltungen und Einstellungen zwischen Fachpersonen und Jugendlichen ist es wünschenswert, als gemeinsame Basis beidseits 3 akzeptierte Haltungen und Vereinbarungen im Bereich der Sexualpädagogik zu schaffen. Diese Vereinbarungen können schriftlich in einem Konzept festgehalten werden. In der Adoleszenz werden sich Jungen und Mädchen ihrer Sexualität bewusst, dies heisst es für die Professionellen der Sozialpädagogik im Heimkontext zu berücksichtigen. Räume und Bildungsangebote, in welchen sich die Jugendlichen produktiv mit gesellschaftlichen Normen auseinandersetzten können, heisst es zu schaffen. Die Sozialpädagogik sieht es als ihre Aufgabe, Kompetenzen für die Bewältigung, beispielsweise der körperlichen Veränderung, zu vermitteln. Seitens der Professionellen der Sozialpädagogik ist es wichtig, dass personale und gesellschaftliche Wertmuster vermittelt werden. Zudem kann die Sprache auch ein Weg zur Selbstwirksamkeit und Anerkennung sein. Das Thematisieren von Sexuellem gehört zu den Grundvoraussetzungen für die Verwirklichung von sexualpädagogischen Zielen. Da ungefähr korrespondierende Entwicklungsabschnitte zwischen Mädchen und Jungen, bei Mädchen rund zwei Jahre früher einsetzen, ist es hilfreich, geschlechtergetrennte Settings für die Aufklärung und weitere Gespräche zu gestalten. Die gelingende Umsetzung eines sexualpädagogischen Konzeptes auf einer Jugendwohngruppe kann nebst der Verdeutlichung von Regeln und Massnahmen von sexuellen Thematiken im besten Falle präventive Auswirkungen haben und beispielsweise vor sexuellen Übergriffen schützen. Schliesslich können die Jugendlichen durch gezielte Lernangebote zu eigenständigen, selbstwussten Erwachsenen heranwachsen, welche eine sexuelle Identität geschaffen haben und die eigene Sexualität verantwortungsbewusst (aus-)leben. Literaturquellen: Böhnisch, Lothar. (2008). Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung (5., überarb. Aufl.). Weinheim und München: Juventa Verlag Oerter, Rolf & Montada, Leo (Hrsg.) (2008). Entwicklungspsychologie (6., überarb. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Verlag Schmidt, Renate-Berenike & Sielert, Uwe (Hrsg.). (2008). Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bindung. Weinheim und München: Juventa Verlag Weidinger, Bettina, Kostenwein, Wolfang & Dörfler, Daniela. (2007). Sexualität im Beratungsgespräch mit Jugendlichen (2., überarb. Aufl.). Wien und New York: Springer Verlag 4