Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz Interview zum Weltkopfschmerztag mit dem Neurologen Dr. Stephan Hofer Freising, 2. September 2014: Es hämmert und drückt im Kopf – mal auf der rechten, mal auf der linken Seite, mal legt sich ein dicker „Schmerzring“ um die Stirn und auch die dritte Tasse Kaffee bringt keine Besserung. Kopfschmerzen – ein Schicksal, das rund 54 Millionen Deutsche teilen. Oft beginnen die Schmerzen schon mitten in der Nacht. Dann ist für die Betroffenen der Tag gelaufen, bevor er überhaupt begonnen hat. Am 5. September ist offizieller Weltkopfschmerztag. Wir haben uns deshalb mit dem Neurologen und Leiter der Schlaganfallstation im Klinikum Freising, Dr. Stephan Hofer, unterhalten. Herr Dr. Hofer, welche Arten von Kopfschmerzen gibt es? Insgesamt gibt es rund 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen, die man in zwei Gruppen einteilen kann. Zum einen die sogenannten primären Kopfschmerzen. Sie treten selbstständig auf und sind keiner Ursache zuzuordnen. Dazu gehören zum Beispiel Migräne, Spannungs- und Clusterkopfschmerzen. Der Clusterkopfschmerz ist ein attackenartig auftretender, streng einseitiger Kopfschmerz extremster Ausprägung. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Kopfschmerzen, die infolge von Krankheiten auftreten. Man nennt sie auch sekundäre Kopfschmerzen. Darunter fallen beispielsweise Schmerzen bei Infektionen der Nasennebenhöhlen oder der Hirnhäute, nach Verletzungen des Kopfes oder als Nebenwirkungen von Medikamenten. Wie entstehen Kopfschmerzen? Kopfschmerzen können von schmerzempfindlichen Strukturen im Bereich des Kopfes ausgehen, z.B. von Hirnhäuten oder Blutgefäßen. Die Wahrnehmung „Schmerz“ entsteht im Gehirn. Paradoxerweise ist das Gehirn selbst nicht schmerzempfindlich. Wie kann der Arzt erkennen, um welche Art von Kopfschmerz es sich bei dem Patienten handelt? Dazu erhebt der Arzt eine genaue Krankengeschichte. Er fragt unter anderem nach Häufigkeit, Art und Dauer der Schmerzen. Außerdem will er wissen, in welchem Kopfbereich die Schmerzen meistens auftreten und ob Begleitsymptome wie zum Beispiel Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen oder tränende Augen vorhanden sind. Interessant ist auch, wann die Schmerzen genau auftreten, wie lange sie andauern und was sie lindert oder verschlimmert. Hier kann ich Patienten mit häufigen Kopfschmerzen auf jeden Fall empfehlen, ein „Kopfschmerz-Tagebuch“ zu führen. Anschließend wird der Patient vom Arzt untersucht. Dabei gilt seine besondere Aufmerksamkeit dem Erkennen neurologischer Störungen. Ist die Krankheitsgeschichte typisch für beispielsweise eine Migräne und verläuft die körperliche Untersuchung normal, kann der Arzt die richtige Diagnose stellen, ohne weitere Untersuchungsverfahren anwenden zu müssen. Die häufigste Form sind die gelegentlichen Spannungskopfschmerzen. Rund 60% aller Menschen leiden darunter. Frauen etwas häufiger als Männer. Wie kann man sie erkennen und vor allem bekämpfen? Spannungskopfschmerzen fühlen sich dumpf und drückend an und betreffen den ganzen Kopf. Sie dauern typischerweise zwischen 30 Minuten und einer Woche. Und bei körperlicher Betätigung nimmt die Belastung nicht zu. Die Betroffenen entwickeln eventuell eine geringe Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Bei Spannungskopfschmerzen an mehr als zehn Tagen pro Monat sollten sie sich unbedingt von einem Arzt beraten lassen, da dann Schmerzmittel häufig nicht mehr sinnvoll sind. Dann kommen Antidepressiva, Entspannungsübungen, Ausdauertraining sowie andere Maßnahmen zur Stressbewältigung zum Einsatz. Zu den primären Kopfschmerzerkrankungen gehört auch die Migräne. Rund 6-8% aller Männer und 1214% aller Frauen sind davon betroffen. Herr Dr. Hofer, was ist eigentlich die Ursache von Migräne? Die Ursachen von Migräne sind noch nicht endgültig geklärt. Grundlage der Migräne ist eine genetische Pressemitteilung 1/2 Veranlagung. Dadurch werden übermäßig viele Botenstoffe freigesetzt, die zu einer schmerzhaften Entzündung der Gefäße führen. Bei der Migräne kommt es attackenweise zu heftigen, häufig einseitigen und pulsierenden Kopfschmerzen, die bei körperlicher Betätigung zunehmen können. Dazu kommen Begleitsymptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Harnflut, Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit sowie Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen. Die Dauer der Schmerzen kann zwischen vier und 72 Stunden dauern. Die Migräneattacke kann sich mit bestimmten Symptomen wie Sehstörungen oder Taubheitsgefühl ankündigen. Dieses Phänomen dauert meistens 30 bis 60 Minuten und wird Aura genannt. Wie kann man denn Migräne behandeln? Betroffene, bei denen sich eine Migräneattacke ankündigt, sollten frühzeitig ein Schmerzmittel nehmen. Je später reagiert wird, desto höher ist die Dosis, die benötigt wird. Auslöser einer Migräneattacke können bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel wie Käse, Wein, Kaffee oder Stress, Schlafmangel sowie ein veränderter Tagesrhythmus sein. Deshalb sollten Betroffene über ein Kopfschmerz-Tagebuch individuelle Auslöser identifizieren und meiden. Vorbeugend wirken regelmäßige Schlafzeiten und Ausdauersport, mindestens zwei Mal pro Woche. Die meisten Deutschen halten sich für wetterfühlig. Gibt es tatsächlich Kopfschmerzen bei Wetterwechsel? Wissenschaftlich konnte bislang kein Zusammenhang zwischen Wetter und Kopfschmerzen gefunden werden. Bestimmte Wetterkonstellationen, wie starker Wind, können jedoch individuell Migräneattacken auslösen. Pressekontakt: Karin Schinnerl Klinikum Freising GmbH Alois-Steinecker-Str. 18 85354 Freising T 08161 24-3005 F 08161 24-3099 Mobil 0172 8683408 [email protected] Das Klinikum Freising ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München. In zehn medizinischen Hauptabteilungen und drei Belegabteilungen mit 353 Betten werden jährlich rund 17.000 Patienten versorgt. Das Klinikum bietet das klassische Spektrum an operativer und konservativer Medizin und ist durch ein Linksherzkatheterlabor, komplette radiologische Diagnostik und eine eigene Schlaganfalleinheit erste Adresse in der Notfallversorgung. Darüber hinaus bestehen Therapiemöglichkeiten in den Bereichen Wirbelsäulenchirurgie, Palliativmedizin, Lymphangiologie und Psychosomatik. Durch die Kooperation mit dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München können den Patienten zusätzliche Leistungen angeboten werden. Das Klinikum ist nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Es hat die Rechtsform einer GmbH, Geschäftsführer ist Dipl.-Kfm. Andreas Holzner. Einziger Gesellschafter ist der Landkreis Freising, der durch den Landrat Josef Hauner vertreten wird. Weitere Informationen unter www.klinikum-freising.de. Pressemitteilung 2/2