241-250.qxd 02.04.2007 13:28 Seite 241 ORIGINALARBEIT WISSENSCHAFT • 241 S. Wentaschek1, H.M. Schaffner1, N. Behneke1, H. Scheller1, G. Weibrich1,2 Sofortbelastung von enossalen Schrauben-Implantaten im zahnlosen Kiefer mit verschraubten Brückenprovisorien – Methodendarstellung und Ergebnisse – Diese Studie untersucht die primäre Erfolgsrate und die kurz- bis mittelfristigen Ergebnisse von sofort belasteten Implantaten in zahnlosen Kiefern. Im Rahmen einer prospektiven offenen Fallkontrollstudie wurden 81 Implantate mit verschraubten provisorischen Brücken sofort belastet. Die Implantate wurden bei neun Patienten in sieben zahnlosen, umfangreich augmentierten Oberkiefern und sechs zahnlosen, eine gute knöcherne Ausgangssituation aufweisenden Unterkiefern inseriert. Bis zum Ende der dreimonatigen Einheilphase gingen zehn Implantate verloren. Im interforaminalen Unterkiefer mussten eines von 28 Implantaten, im anterioren Oberkiefer (regio 14 bis 24) zwei von 28 Implantaten, im posterioren Oberkiefer sieben von 25 Implantaten entfernt werden. Alle explantierten Oberkieferimplantate zeigten bei der Implantatinsertion ein Eindrehmoment unter 13 Ncm: Die Verlustrate der Oberkieferimplantate mit einem Eindrehmoment < 13 Ncm (30 % aller Oberkieferimplantate) lag bei 50 %. Die Hälfte aller Oberkieferimplantate zeigten Periotestwerte ≥ -2 bei einer Verlustrate von 36 %. Bei Implantaten mit Periotestwerten ≤ -3 traten keine Verluste auf. 60 % aller Oberkieferimplantate erreichten RFA-Werte ≤ 64 (Misserfolgsrate 28 %), während 40 % RFA-Werte ≥ 65 aufwiesen (Verlustrate 0 %). 1 2 Immediate loading of endosseous screwtype implants in edentulous jaws with screw retained provisional bridges – method and results – This study analyses the primary success rate and the short and middle-term outcome of immediate loaded implants in edentulous arches. In a prospective cohort study, 81 implants were loaded immediately with screw-retained provisional bridges. These implants were inserted in nine patients with seven maxillae after extensive bone augmentation and six mandibles, where no bone substitution was necessary. After a three month healing period, ten implants were lost. In the parasymphyseal region one of 28 implants, in regio 14 to 24 two of 28 implants and in the posterior region of the maxilla seven of 25 implants had to be removed. All implants in the upper jaw which had to be explantated were placed with a insertion torque of less than 13 Ncm: the loss of the maxillary implants with a insertion torque < 13 Ncm (30 % of all maxillary implants) was 50 %. Half of all maxillary implants had Periotest values ≥ -2 with a loss ratio of 36 %. Implants with Periotest values ≤ -3 evaluated no implant loss. 60 % of all maxillary implants showed RFA-values of ≤ 64 (loss-ratio 28 %), whereas 40 % of the implants showed RFA-values of ≥ 65 (loss-ratio 0 %). Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, (Direktor: Univ.-Prof. Dr. H. Scheller), Johannes Gutenberg-Universität Mainz Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. W. Wagner), Johannes Gutenberg-Universität Mainz Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 • © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 241-250.qxd 30.03.2007 11:17 Seite 242 242 • WISSENSCHAFT S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Im Vergleich zum Eindrehmoment waren Periotest und RFA deutlich weniger spezifische Parameter bei der Identifizierung von Risikoimplantaten für die Sofortbelastung im zahnlosen Oberkiefer. Compared to insertion torque, Periotest and RFA (resonance-frequency analysis) were less specific parameters for identification of risk-implants for immediate loaded implants in edentulous upper jaws. Schlüsselwörter: dentale Implantate, Sofortbelastung, zahnloser Kiefer, primäre Verlustrate, Eindrehmoment, Periotest, Resonanzfrequenzanalyse Key words: dental implants, immediate loading, edentulous jaw, implant loss, insertion torque, periotest, resonance frequency analysis 1 • Einleitung Die Versorgung von zahnlosen Kiefern mit verschraubten Brücken ist seit vielen Jahren eine klinisch häufig und erfolgreich eingesetzte Methode und gewinnt durch innovative Techniken wie CAD/CAM-Verfahren bei Zahnärzten und Patienten immer mehr an Bedeutung. Implantatgetragene Rekonstruktionen, die nach einer Einheilphase der Implantate von mehreren Wochen bis Monaten eingefügt wurden, konnten eine gute Prognose nachweisen [1,15,16,17]. In jüngster Zeit möchten jedoch zunehmend mehr Patienten, die einen kompromissbehafteten herausnehmbaren totalen Zahnersatz kennen gelernt haben, von der Möglichkeit Gebrauch machen, schon ab dem Tag der Implantation festsitzend versorgt zu sein und sind nicht bereit, sich weitere sechs bis zwölf Wochen zu gedulden, um so eine vermeintlich sichere Osseointegration abzuwarten. Eine Voraussetzung für die Sofortbelastung von Implantaten ist, dass die Wahrscheinlichkeit der Implantateinheilung nicht deutlich schlechter als bei klassischen zweiphasigen Protokollen ist. Ein Vorteil der Sofortbelastung im Vergleich zum konventionellen zweistufigen Implantations- und Freilegungskonzept liegt in der Vermeidung einer provisorisch angepassten herausnehmbaren Prothese, welche nach einem chirurgischen Eingriff oft nicht mit einem ausreichendem Tragekomfort zu realisieren ist (bzw. dass der Patient sogar aufgefordert werden muss, zehn bis 14 Tage ganz auf seinen Zahnersatz zu verzichten) [3,18]. Der Patient, der den Operationssaal unmittelbar mit einer provisorischen verschraubten Brücke verlässt, muss diese Unannehmlichkeiten nicht zusätzlich zu den chirurgisch bedingten Nachwehen der Operation in Kauf nehmen. Zudem werden die Implantate weit seltener als bei einer unzureichend gelagerten Prothese unkontrolliert transversal belastet, sondern jede Krafteinwirkung wird bei einer einteiligen Brücke von mehreren miteinander verblockten Implantaten getragen bzw. auf diese verteilt und verhindert somit das Auftreten von Kraftspitzen. Hinzu kommen die in letzter Zeit zunehmend an Bedeutung gewinnenden frühzeitigen Möglichkeiten der Ausformung des frisch vernähten Weichgewebes. Erkauft werden diese Vorteile jedoch durch ein erhöhtes Risiko unterschiedlicher Komplikationen wie Wunddehiszenzen, Schraubenlockerungen oder Fraktur der provisorischen Kunststoffbrücke. Ein vielleicht mehrgliedriges Stück der Brücke auf nur einem Implantat verschraubt kann sicher in der Abbildung 1 Anzahl und Verteilung der sofort belasteten Implantate. Figure 1 Number and distribution of the immediate loaded implants. sensiblen Einheilphase zu dessen Lockerung beitragen oder dafür verantwortlich sein. Diese Studie untersucht die kurzfristigen Ergebnisse von sofort belasteten Implantaten im zahnlosen Ober- und Unterkiefer, bei denen man direkt intraoperativ provisorische Brücken, die aus einer vorliegenden Vollprothese umgearbeitet und über konfektionierte Zylinder verschraubt wurden, einsetzte. Es sollen objektive Messkriterien als intraoperative Entscheidungshilfe erarbeitet werden, welche bereits bei der Implantatinsertion eine valide Abschätzung der Erfolgs- bzw. Misserfolgsrate eines Implantats im Falle einer Sofortbelastung – getrennt für Ober- und Unterkiefer – ermöglichen. 2 • Material und Methode 2.1 Patientenkollektiv und Hartgewebesituation Bei neun Patienten (fünf Männer, vier Frauen) im durchschnittlichen Alter von 55 Jahren (Min. 35, Max. 84; Standardabweichung 13) wurden zwischen dem 1. Februar 2004 und dem 30. April 2005 in 13 zahnlosen Kiefern (sieben OK, sechs UK) insgesamt 90 Titan-Schrauben-Implantate (Replace Select Tapered Implantate, Nobel Biocare AB, Göteborg, Schweden) (56 im OK, 34 im UK) inseriert. Die zahnlosen Oberkiefer wur- Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:17 Seite 243 S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung a b c d e Abbildung 2 Typische Knochenblockaugmentation der stark atrophierten Oberkiefer unter dem Ziel eines festsitzenden implantatgetragenen Zahnersatzes: a.) Sinuslift und Nasenlift bds., b.) Knochenentnahme am Kieferwinkel bds., c.) Osteosynthese der Knochenblöcke, d.) Alveolarfortsatzausformung mit Knochenspänen und Hydroxylapatit bovinen Ursprungs, e.) Abdeckung mit Kollagenmembran und Titanpinfixierung. Figure 2 Typical bone block graft of the severely resorbed maxilla with the aim of an implant fixed prosthesis: a.) Sinus- and nose floor augmentation on both sides, b.) Removal of bone at the angle of the jaw on both sides, c.) Osteosynthesis of the bone block, d.) Molding of the alveolar bone by bone chips and bovine hydroxyapatite, e.) Covering with collagen membrane fixed in place with titanium pins. WISSENSCHAFT • 243 den jeweils mit acht Implantaten versorgt, während die Zahl der eingesetzten Implantate im Unterkiefer abhängig von der geplanten definitiven prothetischen Versorgung und/oder der anatomischen Ausgangssituation zwischen vier und acht Implantaten variierte (einmal acht, dreimal sechs und zweimal vier Implantate). Dabei wurden 56 Implantate in sieben augmentierten zahnlosen Oberkiefern und 34 Implantate in sechs zahnlosen nicht augmentierten Unterkiefern implantiert. 81 Implantate, davon 53 im Oberkiefer und 28 im Unterkiefer, wurden sofort belastet, bei neun Implantaten fand wegen ungenügender Primärstabilität oder konstruktionsbedingt keine Sofortbelastung statt. Die Verteilung der sofort belasteten Implantate nach der Implantationsregion ist in Abb. 1 dargestellt, die verwendeten Implantatlängen und -durchmesser finden sich in Tab. 1 wieder. Bei der klinischen Beurteilung der Ausgangssituation lagen in keinem zahnlosen Oberkiefer günstige anatomische Voraussetzungen vor. Aufgrund der vorliegenden stark ausgeprägten Knochenatrophie mussten bei sechs Oberkiefern umfangreiche vestibuläre Knochenblockaugmentationen vom Kieferwinkel in Kombination mit beidseitiger Sinusbodenelevation, in einigen Fällen auch Nasenbodenelevation durchgeführt werden. Zusätzlich zu den mit Osteosyntheseschrauben fixierten Knochenblöcken wurde der Alveolarkamm mittels Knochenspänen/Knochenersatzmaterial/Eigenblut-Gemisch ausgeformt und mit Hilfe von titanpinfixierter Kollagenfolie abgedeckt (s. Abb. 2 a–e). Nur in einem Oberkiefer war es möglich, primär nur mit beidseitiger Sinusbodenelevation, dafür aber sekundär bei der Implantatinsertion mit zusätzlichem ausgedehntem Bonesplitting von regio 15 bis 25 und umschriebener Knochenspäneanlagerung die prothetisch geplante Implantatposition umzusetzen. Vor der Durchführung von augmentativen oder implantologischen Maßnahmen wurde ein Intervall von mindestens sechs Wochen nach Zahnextraktion abgewartet. Alle Implantate im Oberkiefer wurden zweizeitig, etwa drei bis vier Monate nach Knochenaugmentation, inseriert. Die knöcherne Ausgangssituation im zahnlosen Unterkiefer ermöglichte in allen Fällen eine Implantation ohne vorausgegangene primäre Knochenaugmentation und ohne den Einsatz von Bonesplittingverfahren. Eine Augmentation des Unterkieferalveolarfortsatzes zur verbesserten Lippenunterstützung war in dem hier vorgestellten Patientenkollektiv ebenfalls nicht erforderlich. Bei der Implantation wurden allenfalls kleinere augmentative Maßnahmen zur Verdickung der vestibulären periimplantären Knochenlamelle im Sinne einer Knochenspäne-Anlagerung (n = 1 Implantat) durchgeführt. 81 Implantate konnten nach der im folgenden beschriebenen Methode provisorisch sofort versorgt und belastet werden. Bei neun Implantaten wurde nach intraoperativer Entscheidung auf eine Sofortbelastung verzichtet. Zum einen wurden Implantate mit sehr geringer Primärstabilität (n = 3 Implantate) von der Sofortbelastung ausgeschlossen, zum anderen wurden postforaminale Implantate (n = 6 Implantate) wegen der Deformierbarkeit der Mandibel nicht in die provisorische einteilige implantatgetragene Konstruktion mit einbezogen. Insgesamt erhielten drei Patienten nur im Oberkiefer, zwei Patienten nur im Unterkiefer und vier Patienten sowohl im Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:17 Seite 244 244 • WISSENSCHAFT S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Ober- als auch im Unterkiefer provisorische, totale, bedingt herausnehmbare verschraubte Brücken auf vier bis acht Implantaten (Abb. 3). Nur ein Patient erhielt eine provisorische Brücke im Oberkiefer, die auf drei dorsalen Implantaten verschraubt und auf vier anterioren Implantaten provisorisch zementiert war. Die Brücken wurden eine bis drei Stunden nach der Implantatinsertion eingesetzt. 2.2 Diagnostische Planung Eine prinzipielle Voraussetzung zur Realisierung eines implantatgetragenen Zahnersatzes im zahnlosen Kiefer, ob festsitzend oder herausnehmbar, ist das Vorhandensein oder Erstellen einer totalen Prothese bzw. einer entsprechenden Zahnaufstellung, die für einen geplanten festsitzenden Zahnersatz ohne vestibulären Kunststoffschild vorliegen muss. Anhand dieser Prothese oder Aufstellung wird beurteilt, ob die individuell notwendige Zahnposition durch Implantate im ortsständigen Knochen erreicht werden kann oder ob und ggf. in welchem Ausmaß knöcherne augmentative Maßnahmen erforderlich sind. Insbesondere bei festsitzenden Versorgungen im Oberkiefer ist die Beurteilung der frontalen Ansicht und des Profils des Patienten mit der Zahnaufstellung ohne vestibulären Kunststoffanteil besonders bedeutungsvoll, um beurteilen zu können, ob der notwendige Weichgewebssupport dental geschaffen werden kann oder ob hierzu ein alveolärer Aufbau nötig ist. Bei dem hier vorgestellten Patientenkollektiv wurde für den Fall, dass keine solche Prothese mit anzustrebender Zahnstellung vorhanden war, auf dem in der Totalprothetik üblichen Weg eine solche Planungsbasis geschaffen. Entsprechend dieser Planungsvorgabe mussten alle sieben später implantierten Oberkiefer im oben beschriebenen Umfang augmentiert werden, was bei keinem Unterkiefer in analogem Umfang notwendig war. Die Indikationen für knöcherne Augmentationen waren im vorliegenden Patientenkollektiv 1.) die Notwendigkeit einen ausreichenden alveolären Weichteilsupport bei festsitzenden Versorgungen ohne vestibuläre Kunsstoffbasis zu erzielen, 2.) der Wunsch durch vertikale Auflagerung bei entsprechender Oberlippenlänge (wieder) eine physiologische Zahnlänge zu erreichen oder 3.) die chirurgische Erfordernis, das Knochenlager in jenen Bereichen zu vergrößern, in denen der vorhandene ortsständige Knochen für eine ausreichende Implantatlänge bzw. den gewünschten Implantatdurchmesser nicht ausreicht. Nach den Oberkieferaugmentationen wurden die Zahnaufstellungen mit der neuen Situation erneut angefertigt. Diese Aufstellungen wurden zum einen in Form von konventionell gestalteten Vollprothesen, dann auch mit vestibulär ausgedehntem Prothesenlager, für die spätere Herstellung des Brückenprovisoriums umgesetzt. Zum anderen entstanden aus den Zahnaufstellungen Operationsschablonen, deren Erstellung jedoch nicht bei allen Patienten gleich war. Bei vier zu operierenden Oberkiefern und vier Unterkiefern wurde eine Computertomographie-gestützte Planung (implant 3D, Fa. med 3D, Heidelberg) durchgeführt. Hierzu Abbildung 3 Implantatpositionen und provisorische Sofortbelastung im Oberkiefer. Figure 3 Implant sites and provisional bridges in the maxilla. wurde die Aufstellung in einen Prothesenkörper aus klarsichtigem Kunststoff mit Zähnen aus einem bariumsulfathaltigen, also röntgenopaken Kunststoff (Orthopac-Zähne, Fa. Vitapan) umgesetzt, wobei wichtig war, dass die Zähne mit ihrer Basis bis auf die Oberfläche des Gipsmodells reichten. Nach einer CT-Untersuchung des Patienten mit eingesetzter Schablone konnte mit der entsprechenden Software eine dreidimensionale, prothetisch ausgerichtete „backwards“-Planung der Implantatpositionen, -achsneigung, -durchmesser und -länge erfolgen. Da die bariumsulfathaltigen Zähne vorher bis auf das Gipsmodell reichten, konnte jetzt in der computergestützten Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:17 Seite 245 S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Abbildung 4 Anzahl und Verteilung der nicht osseointegrierten sofort belasteten Implantate (n = 10). Figure 4 Number and distribution of the non-osseointegrated immediate loaded implants (n = 10). Analyse auch der Abstand des Zahnhalses zum Knochen und so die Schleimhautdicke erkannt werden. Dies half bei der Festlegung der erforderlichen Implantatposition in Achsrichtung (Implantattiefe) zur Sicherstellung eines günstigen Emergenzprofils. Bei den nicht CT-gestützt geplanten Kiefern (n = 3 Oberkiefer, n = 2 Unterkiefer) fand eine konventionelle Implantatplanung mit Schleimhautdickenmessung und deren Übertragung auf ein Sägeschnittmodell statt. Dieses Modell wurde inmitten jeder gewünschten Implantatposition gesägt. Auf den entstandenen Flächen wurde die Schleimhaut eingezeichnet, und so konnte die Realisierbarkeit einer gewünschten Implantatposition überprüft und in eine entsprechende Bohrschablone übertragen werden. 2.3 Operationsmethode und Brückenprovisorium (Pickup-Methode) Um ein intraoperatives Verrutschen der Bohrschablonen im zahnlosen Kiefer zu vermeiden, wurden diese in Okklusionsposition mittels Mikroschraubenosteosynthese fixiert. Nach den transmukosalen Pilotbohrungen wurde die Schablone herausgenommen und ein Mukosa-Periostlappen präpariert. Jetzt konnten nach dem vom Hersteller empfohlenen Procedere die Implantatkavitäten präpariert werden. Nach dem Einsetzen der Implantate unter Erfassung der Eindrehmomente (Elcomed SA 200C, Fa. W+H) wurden Resonanzfrequenzanalysen durchgeführt (Osstell/Integration Diagnostics, Göteborg/ Schweden) und Periotestwerte ermittelt (Medizintechnik Gulden, Bensheim). Es wurden nur je nach Einschätzung der Knochenqualität durch den Operateur und unter Berücksichtigung der vorliegenden Eindrehmoment-, RFA- (ResonanzFrequenz-Analyse)- und Periotest-Messwerte ausreichend primärstabile Implantate zur Sofortbelastung herangezogen. Auf die sofort zu belastenden Implantate wurden provisorische Titanzylinder mit den entsprechenden Multi-unit Abutments (Nobel Biocare AB, Göteborg, Schweden) aufgeschraubt. Jetzt wurde die Totalprothese an den entsprechenden Implan- WISSENSCHAFT • 245 tatpositionen perforiert, bis sie in der ursprünglichen Position, korrekt in Okklusion und Ästhetik, eingefügt werden konnte. Anschließend wurde der Prothesenkörper mit einem klarsichtigen intraoral aushärtendem Modellierkunststoff (Pi-KuPlast Bredent, Senden) mit den Titanzylindern fixiert. Nach dem Lösen des Prothesenkörpers wurden alle Titanzylinder überprüft, ob sie zuverlässig mit dem Prothesenkunststoff verbunden waren, da die intraorale Fixierung die Herstellung eines Modells ersetzte und es bis zur abschließenden Röntgenkontrollaufnahme keine weitere Möglichkeit zur Überprüfung gab. Während im Operationssaal die Implantate mit Einheilkappen versehen und die Schleimhautwunde mit Nähten verschlossen wurden, konnte die Prothese mit den fixierten Titanzylindern im Dentallabor zur provisorischen Sofortbrücke umgearbeitet werden. Hierzu wurden die verbliebenen Spalten mit zahn- oder schleimhautfarbenem Kunststoff aufgefüllt. Anschließend konnten die palatinalen und lingualen Teile der Prothese entfernt werden. Oral wurde zur Verstärkung ein nach zervikal abgeflachter Anteil belassen. Im Bereich der Brückenpfeiler wurde der Kunststoff in Form eines erwünschten oder zu erwartenden Emergenzprofils ausgearbeitet, wobei darauf zu achten war, dass basal ausreichend Platz für die in den nächsten drei Tagen entstehende Schleimhautschwellung geschaffen wurde, damit durch diese kein zu hoher Druck mit konsekutiven Schleimhautnekrosen ausgeübt wurde. Nach einer abschließenden Politur konnte das schraubenfixierte Brückenprovisorium eingesetzt werden. Hierauf folgte die Okklusionskontrolle, das Verschließen der Schraubenzugangskanäle und das Anfertigen einer Panoramaschichtaufnahme, mit der der Randschluss der Titankappen kontrolliert werden konnte. Konnten auf der Röntgenaufnahme Randspalten erkannt werden, lag es in allen Fällen an eingeklemmter Gingiva, dieses Problem konnte durch erneutes Abnehmen und Wiedereinschrauben behoben werden. Die Patienten wurden aufgefordert, für einen Zeitraum von zehn Tagen Flüssignahrung und insgesamt sechs Wochen weiche Kost zu sich zu nehmen. Kontrollen erfolgten am ersten postoperativen Tag, nach zehn Tagen zur Nahtentfernung, sowie anschließend im Intervall von zwei bis drei Wochen. Drei Monate nach dem Implantationstermin wurden die Brücken zum ersten Mal entfernt und eine RFA- und PeriotestMessung, sowie eine Röntgenkontrollaufnahme (OPT) durchgeführt, bevor dann die definitive prothetische Versorgung erfolgen konnte. 3 • Ergebnisse Der mittlere Beobachtungszeitraum für die Implantate (n = 90) betrug 14 (Min. 7, Max. 22) Monate. Insgesamt gingen elf Implantate bei vier Patienten bei fehlender Osseointegration verloren, davon waren zehn sofort belastet (Kieferlokalisation s. Abb. 4). Die Überlebensrate der sofort belasteten Implantate (n = 81) betrug 87,7 %. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:18 Seite 246 246 • WISSENSCHAFT S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Abbildung 5 Eindrehmomente der sofort belasteten und osseointegrierten Implantate im Vergleich zu den sofort belasteten und später explantierten Implantaten. Abbildung 6 Intraoperativer Periotestwert der sofort belasteten und osseointegrierten Implantate im Vergleich zu den sofort belasteten und später explantierten Implantaten. Figure 5 Insertion torque of the immediate loaded and osseointegrated implants compared to the immediate loaded and non-osseointegrated implants. Figure 6 Intraoperative Periotest values of the immediate loaded and osseointegrated implants compared to the immediate loaded and nonosseointegrated implants. Bei einem Patienten gingen im Oberkiefer fünf, bei einer Patientin im Oberkiefer drei (von denen zwei sofort belastet waren), bei einem Patienten im Oberkiefer zwei und bei einer weiteren Patientin im Unterkiefer ein Implantat verloren. Die Längen und Durchmesser der nicht osseointegrierten sofort belasteten Implantate zeigt Tab. 2. Die während der Implantation intraoperativ gemessenen Eindrehmomente lagen bei den nicht osseointegrierten Implantaten mit einem Medianwert von 9,1 Ncm (Min. 6, Max. 45; Standardabweichung 12,8) deutlich niedriger als die der gesamten Implantatanzahl mit 24,5 Ncm (Min. 5,6, Max. 45; Standardabweichung 14,0) oder dem Medianwert der Eindrehmomente der erfolgreich osseointegrierten sofort belasteten Implantate mit 27,5 Ncm (Min.5,6, Max. 45; Standardabweichung 13,0) (Abb. 5). Auch die intraoperativ gemessenen Periotestwerte und der RFA-Messwert der später verlorengegangenen Implantate unterschieden sich von denen der osseointegrierten Implantate (Abb. 6 und Abb. 7). Die Periotest- und RFA-Werte von Oberkiefer- und Unterkieferimplantaten insgesamt unterschieden sich im Verlauf vom Operationstag im Vergleich zum Kontrolltermin nach drei Monaten kaum, ebenso wie die isolierte Betrachtung der Unterkiefermesswerte. Die Eindrehmomente der sofortbelasteten Unterkieferimplantate lag im Mittel bei 38,0 Ncm ± 10,1 (Min. 15,0, Max. 45 ), die Periotestmessung zeigte Werte von -5,2 ± 1,6 (Min. -8, Max. -2), die RFA-Messung zeigte ISQ-Werte im Mittel von 74,4 ± 3,5 (Min. 68, Max. 82). Bei der Nachkontrolle nach ca. drei Monaten lag der Periotestwert bei -4,5 ± 1,9 (Min. -7, Max. 0) und der ISQ bei 74,5 ± 5,3 (Min. 62, Max. 81). Von allen sofortbelasteten Implantaten im Unterkiefer zeigte nur ein einziges Implantat eine feh- Abbildung 7 Intraoperativer RFA-Messwert (ISQ=Implantatstabilitätsquotient) der sofort belasteten und osseointegrierten Implantate im Vergleich zu den sofort belasteten und später explantierten Implantaten. Figure 7 Intraoperative RFA-values of the immediate loaded and osseointegrated implants compared to the immediate loaded and non-osseointegrated implants. lende Osseointegration (reduzierter Durchmesser NP, Länge 16 mm, Eindrehmoment 45 Ncm, Periotestwert -5, ISQ 72). Die im augmentierten Oberkiefer sofort belasteten und erfolgreich osseointegrierten Implantate zeigten jedoch unterschiedliche Messwerte intraoperativ und drei Monate postoperativ: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:18 Seite 247 WISSENSCHAFT • 247 S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung 10 mm 13 mm 16 mm Summe NP 3,5 mm 0 0 6 6 RP 4,3 mm 1 12 60 WP 5,0 mm 0 1 Summe 1 13 10 mm 13 mm 16 mm Summe NP 3,5 mm 0 0 1 1 73 RP 4,3 mm 0 1 6 7 1 2 WP 5,0 mm 0 1 1 2 67 81 Summe 0 2 8 10 Tabelle 1 Implantatlängen und -durchmesser der sofort belasteten Implantate. Tabelle 2 Implantatlängen und -durchmesser der nicht osseointegrierten sofort belasteten Implantate. Table 1 Implant length and diameter of the immediate loaded implants. Table 2 Implant length and diameter of the non-osseointegrated immediate loaded implants. Eindrehmoment 22,0 Ncm ± 10,7 (Min. 5,6, Max. 45,0); Periotest -2,5 ± 2,7 (Min. -6, Max. +5); ISQ 63,7 ± 6,9 (Min. 46, Max. 74); Periotest-Dreimonatsmessung -4,4 ± 2,0 (Min. -7, Max. +0); ISQ-Dreimonatsmessung 70,1 ± 6,2 (Min. 57, Max. 80). Diese intraoperativen Messwerte der erfolgreich osseointegrierten Oberkieferimplantate unterschieden sich auch deutlich von den intraoperativen Messwerten der später explantierten Implantate im Oberkiefer: Eindrehmoment 9,1 Ncm ± 1,9 (Min. 6,0, Max. 12,0); Periotestwert 2,3 ± 3,2 (Min. -2, Max. +6); ISQ 54,7 ± 6,2 (Min. 44, Max. 64). 57 % aller sofort belasteten Implantate wurden in Knochenqualität D1 oder D2 nach Lekholm und Zarb [12] inseriert, entsprechend 43 % in Knochenqualität D3/D4. Es fanden sich jedoch nur 18 % der Implantatverluste unter den Implantaten der D1/D2-Gruppe, während 82 % der Implantate, die verloren gingen, in Knochen der Qualität D3/D4 inseriert wurden (s. Abb. 8). Acht der zehn nicht osseointegrierten und sofort belasteten Implantate wurden in Knochenqualität D3 oder D4 implantiert. Insgesamt wurden 36 Implantate in Knochen der Qualität D3 oder schlechter eingesetzt und belastet, wobei die Überlebensrate bei diesem Kriterium somit nur 77,8 % betrug. einem akzeptablen Rahmen zu liegen scheint (Implantatverluste n = 2 von 28 Implantaten), findet sich im distalen Oberkiefer eine deutlich erhöhte Implantatverlustrate von 28 % (Implantatverlust n = 7 von 25 Implantaten). Dies unterstreicht neben der Bedeutung der Kieferzuordnung (Unterkiefer deutlich besser als Oberkiefer) auch die Relevanz der Implantationsregion (ab regio 5 prognostisch deutlich schlechter). Der Patient, bei dem fünf Implantate verloren gingen, war der einzige, bei dem keine rein verschraubte Brücke, sondern eine im anterioren Bereich provisorisch zementierte Konstruktion eingesetzt wurde. Diese war schon am Tag der Nahtentfernung gelockert und musste erneut befestigt werden. Die gemessenen Eindrehmomente für die später verloren gegangenen Implantate lagen zwischen sechs und zwölf Ncm und damit deutlich unter dem Durchschnittswert der erfolgreich osseointegrierten Implantate. Am Tag der Explantation konnte in gleicher Anzahl und identischer Implantatposition nachimplantiert werden. Diese Implantate wurden zur Einheilung mit den schon vorher inserierten schleimhautgedeckt und sind seit der Freilegung bis auf eines erfolgreich osseointegriert und festsitzend versorgt. Die Patientin, die im Oberkiefer drei Implantate verlor, von denen zwei sofort belastet wurden, war diejenige, bei der im Vorfeld keine Knochenblockaugmentation, sondern nur ein beidseitiger Sinuslift mit alloplastischem Material für erforderlich gehalten wurde. Bei dieser Patientin wurde im anterioren Bereich während der Implantation ein umfangreiches Bonespreading durchgeführt. Die Patientin lehnte eine Nachimplantation ab, so dass abweichend von dem geplanten Konzept zum definitiven Ersatz keine verschraubte Brücke, sondern eine implantatgetragene Prothese angefertigt wurde. Ein Patient verlor im Oberkiefer zwei Implantate in regio 25 und 26; die Eindrehmomente dieser Implantate lagen bei 8,4 und 9,1 Ncm. Auch hier wurde erfolgreich nachimplantiert, in diesem Fall jedoch sechs Wochen nach der Explantation. Bei der Patientin, bei der ein durchmesserreduziertes Implantat im Unterkiefer verloren ging, wurde nicht nachim- 4 • Diskussion Von 81 sofort belasteten Implantaten gingen zehn bei fehlender Osseointegration verloren. Alle nicht osseointegrierten Implantate wurden am Tag der ersten Abnahme der provisorischen Brücke identifiziert. Neun dieser Implantate mussten im Oberkiefer explantiert werden, in dem von 56 inserierten Implantaten 53 sofort belastet wurden. Die Überlebensrate der hier untersuchten sofort belasteten Oberkieferimplantate ist mit 83 % im Vergleich zum Unterkiefer mit 96,4 % (n=1 Implantatverlust bei 28 sofort belasteten Implantaten im Unterkiefer) deutlich reduziert. Eine Differenzierung der Implantatverlustrate im Oberkiefer nach der Region der Implantatinsertion lässt jedoch weitere Unterschiede erkennen: während im Oberkieferfrontbereich (regio 14 bis 24) die Implantatverlustrate mit 7,1 % in Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:18 Seite 248 248 • WISSENSCHAFT plantiert, da nach der erfolgreichen Einheilung der anderen fünf Implantate im Unterkiefer das Konzept der festsitzenden Brücke beibehalten werden konnte. Die hier analysierten Fallzahlen ermöglichen keine Untersuchung auf statistische Signifikanz, dennoch sind einige mögliche Ursachen für die hier eingetretenen Implantatverluste zu diskutieren. Im Oberkiefer kommen neben dem offensichtlich insuffizienten Provisorium des Patienten, bei dem fünf sofort belastete Implantate verloren gingen, bei der Patientin mit den drei Implantatverlusten (zwei sofort belastet) auch ungenügende primäre Knochenaugmentation (mit der Folge des erforderlichen Bonespreadings im anterioren Bereich und begrenzter Knochenqualität im distalen Bereich), sowie bei allen im Oberkiefer verlorenen Implantaten eine zu geringe Primärstabilität (Eindrehmoment) der sofort belasteten Implantate als Ursache für den Verlust in Frage. Im Unterkiefer könnte die verminderte Implantatoberfläche des explantierten durchmesserreduzierten Implantats zum Verlust beigetragen haben. Möglich wäre auch zusätzlich eine Kombination mit einem chirurgischen Trauma durch reduzierte Kühlung des 16 mm langen Implantatlagers in sehr kortikalem Knochen. Interessante Zusammenhänge lassen sich aber vor allem im augmentierten Oberkiefer zwischen den Implantat-Misserfolgen und den dort gemessenen RFA-Messwerten, Periotestwerten, Eindrehmomenten und den intraoperativ geschätzten Knochenqualitäten aufzeigen. Die Eindrehmomente aller sofort belasteten Implantate im Oberkiefer lagen zwischen 5,6 und 45 Ncm. 30 % dieser Implantate zeigten Werte < 13 Ncm, entsprechend zeigten 70 % aller Implantate im Oberkiefer Werte ≥ 13 Ncm. Die Gruppe der sofort belasteten Implantate mit Eindrehmomentmesswerten < 13 Ncm zeigten eine Misserfolgsrate von 50 %, während in der Gruppe der Implantate mit einem Eindrehmoment von > 13 Ncm alle Implantate erfolgreich osseointegrierten. Dies galt auch für Implantate im üblicherweise prognostisch ungünstigeren umfangreich augmentierten Oberkiefer-Knochenlager. Die Periotestwerte lagen für die sofort belasteten Oberkieferimplantate in einem Bereich von -6 bis +6. 50 % der Implantate zeigten Werte ≤ -3 und entsprechend die andere Hälfte der Implantate Periotestwerte ≥ -2. Die Gruppe der sofort belasteten Implantate im Oberkiefer mit Periotestwerten ≥ -2 zeigte eine Misserfolgsrate von 36 %, während in der Gruppe der Implantate mit einem Periotestwert von -3 und kleiner alle Implantate erfolgreich osseointegrierten. Die RFA-Messung evaluierte im sofort belasteten Oberkiefer Messwerte in einem Bereich von 44 bis 74. 60 % der Implantate zeigten Werte ≤ 64, und entsprechend hatten die anderen 40 % der Implantate RFA-Messwerte ≥ 65. Die Gruppe der sofort belasteten Implantate im Oberkiefer mit RFA-Messwerten ≤ 64 zeigten eine Misserfolgsrate von 28 %, während in der Gruppe der Implantate mit einem RFA-Messwert ≥ 65 immer eine erfolgreiche Osseointegration zu verzeichnen war. Eine solche klare Identifizierung der risikobehafteten Implantate bzw. der auch unter Sofortbelastung sehr sicher osseointegrierenden Implantate ließ sich für das Kriterium intraoperative Knochenqualitätseinsschätzung durch den Operateur nicht erkennen, es fand sich jedoch auch hier ein Zusammen- S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Abbildung 8 Knochenqualitätsschätzung nach Lekholm und Zarb durch den Operateur für die sofort belasteten Implantate. Figure 8 Bone quality estimate according to Lekholm and Zarb by the surgeon for the immediate loaded implants. hang. Von den Implantaten mit D1-Knochenqualität (n = 4) ging kein Implantat verloren. Die Verlustrate bei Knochenqualitätsschätzung D2 lag bei 5,6 %, während die Verlustquote bei D3-Knochen auf 17,4 % und bei D4 50 % anstieg. Insgesamt identifizierte die RFA-Messung somit 60 % der Implantate (RFA ≤ 64) als Risikogruppe im Falle der Sofortbelastung im Oberkiefer (Implantatmisserfolgsrate 28 %). Die Periotestmessung ermöglicht eine Reduktion der risikobehafteten Implantatgruppe (Periotest ≥ -2) auf 50 % aller hier untersuchten sofort belasteten Oberkieferimplantate (Misserfolgswahrscheinlichkeit 36 %). Der präziseste Risikoausschluss, bzw. die zuverlässigste Identifizierung der risikobehafteten Implantate ermöglichte das intraoperativ erhobene Implantat-Eindrehmoment, welches mit 70 % der sofort belasteten Implantate den weitaus größten Teil der Implantate als risikoarm auch unter Sofortbelastung identifizieren konnte. Die mit diesem Parameter hinsichtlich einer Osseointegration unter Sofortbelastung als Risikogruppe identifizierten Implantate beschränken sich auf insgesamt nur noch 30 % der sofort belasteten Implantate im Oberkiefer mit einer dann sehr hohen Misserfolgswahrscheinlichkeit von 50 %. Somit empfiehlt sich die intraoperative Eindrehmomentmessung als Parameter mit der höchsten Spezifität zur Identifizierung von im Rahmen der Sofortbelastung im augmentierten Oberkiefer gefährdeten Implantaten, gefolgt von den weit weniger geeigneten Methoden der Periotestwert- und der RFA-Messung. Im zahnlosen Unterkiefer osseointegrierten nahezu alle primär verblockten und sofort belasteten Implantate unabhängig von gemessenem Eindrehmoment, RFA-Messwert, Periotestwert und der Knochenqualitätsschätzung. Die hier beschriebenen Ergebnisse im zahnlosen Unterkiefer decken sich weitgehend mit den Erfahrungen anderer Autoren [2,4,5,6,7,8] . Für den zahnlosen Oberkiefer trifft dies nur auf den anterioren Bereich (regio 14 bis 24) zu, wo in dieser Untersuchung eine Erfolgsrate von 92,8 % erreicht wurde [2]. Im posterioren Bereich wurde mit 72 % eine deutlich geringere Osseointegrationsrate als in vergleichbaren Arbeiten in der Literatur erzielt. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4 241-250.qxd 30.03.2007 11:18 Seite 249 WISSENSCHAFT • 249 S. Wentaschek et al.: Sofortbelastung Ursache hierfür könnte sein, dass in der vorliegenden Untersuchung die Implantate häufiger auch im distalen Oberkiefer zur Sofortbelastung herangezogen wurden, während in anderen Studien zum Teil nur anterior positionierte Implantate, die auch hier erfolgreicher osseointegriert waren, belastet wurden [2,10,11,14]. Ein weiterer Grund könnte in der Tatsache bestehen, dass in der vorliegenden Studie im Oberkiefer bis auf einen Fall nur in umfangreich augmentiertem Knochen implantiert wurde. Andere Autoren nutzten vorwiegend Implantate in originärem Kieferknochen zur Sofortbelastung [9,10,14]. Ebenfalls könnte die Dauer der KnochenaugmentatEinheilphase von drei Monaten bis zur Implantation mit Sofortbelastung zu kurz bemessen sein. Auch hatten einige Autoren ein minimales Eindrehmoment mit einem bestimmten Schwellenwert (beispielsweise 40 Ncm) als Ausschlusskriterium definiert [10,13]. Wären in der vorliegenden Untersuchung nur Implantate mit einem Eindrehmoment ≥ 13 Ncm zur Sofortbelastung herangezogen worden, wäre auch hier im Oberkiefer kein einziges Implantat verloren gegangen. Eine Überlebensrate von 87,7 % bezogen auf alle sofort belasteten Implantate oder von 83 % der belasteten OberkieferImplantate, wobei die verlorengegangenen Implantate schon nach drei Monaten entfernt werden mussten, lässt die Herstellung und Eingliederung einer provisorischen Brücke bei zahnlosen Patienten am Tag der Implantation als nicht adäquates Behandlungskonzept erscheinen. Im interforaminalem Unterkiefer ging jedoch nur eins von 28 und im anterioren Oberkiefer (regio 14 bis 24) zwei von 28 sofort belasteten Implantaten verloren. Erkennt man dann ein Eindrehmoment von unter 13 Ncm als Ausschlusskriterium für die Sofortbelastung an, dann lässt diese Studie keinen Rückschluss auf ein erhöhtes Risiko der Implantatsofortbelastung gegenüber klassischen zweiphasigen Protokollen zu. Unter dieser Voraussetzung wäre bei dem hier vorgestellten Patientenkollektiv nur ein einziges, zudem durchmesserreduziertes Implantat im Unterkiefer verlorengegangen. In diesem Fall überwiegen die Vorteile für den Patienten. 5 • Schlussfolgerungen Im vorliegenden Patientengut ließen sich im augmentierten Oberkiefer Veränderungen während der Osseointegrationsphase von Implantaten mittels RFA- und Periotest-Messung nachweisen. Dies war im nicht augmentierten knöchernen Lager im Unterkiefer nicht der Fall. Die Daten dieser Studie sprechen dafür, dass sich eine Risikoabschätzung für Implantatverlust bei Sofortbelastung an Schraubenimplantaten im augmentierten zahnlosen Oberkiefer am zuverlässigsten mittels der intraoperativen Eindrehmomentmessung durchführen lässt. Weit schlechter gelingt dies anhand der Periotest- und RFA-Messung oder der Knochenqualiätsschätzung nach intraoperativem Bohrgefühl des Operateurs. Im zahnlosen Unterkiefer gelingt die Sofortbelastung von primär verblockten Implantaten regelhaft, weitgehend unabhängig von den gemessenen Implantat-Stabilitätsparametern. Eine Sofortbelastung von Implantaten im zahnlosen Oberkiefer ist bei primärer Verblockung der inserierten Implantate und bei Einhaltung bestimmter Schwellenwerte hinsichtlich der gemessenen Implantatprimärstabilität (z.B. Eindrehmoment ≥ 13 Ncm) auch nach umfangreichen Knochenaugmentationen zuverlässig und mit ähnlich hohen Erfolgsraten wie bei klassischen zweiphasigen Implantatkonzepten durchführbar. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Aussage, dass die Sofortbelastung von primär verblockten Implantaten bei entsprechender Indikationsstellung heute ein adäquates Behandlungskonzept für den zahnlosen Ober- und Unterkiefer darstellt. Danksagung Die Durchführung der vorliegenden Studie wurde von Noble Biocare, Schweden finanziell und materiell unterstützt. Die Autoren danken Dr. Dr. D. Haessler, Oppenheim, für die Bereitstellung der verwendeten Räumlichkeiten. Literatur 1. Adell R, Erikson B, Lekholm U, Brånemark PI, Jemt T: Long-term follow-up study of osseointegrated implants in the treatment of totally edentulous jaws. Int J Oral Maxillofac Implants 5, 347-359 (1990) 2. Attard NJ, Zarb GA: Immediate and early implant loading protocols : a literature review of clinical studies. J Prosthet Dent 94, 242-258 (2005) 3. Brånemark PI, Hansson BO, Adell R, et al.: Osseointegrated implants in the treatment of the edentulous jaw. Experience from a 10-year period. 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Zarb GA, Schmitt A: The longitudinal clinic effectiveness of osseointegrated dental implants: The Toronto study. Part II: The prosthetic results. J Prosthet Dent 64, 53-61 (1990) 17. Zarb GA, Schmitt A: The longitudinal clinic effectiveness of osseointegrated dental implants: The Toronto study. Part III: Problems and complications encountered. J Prosthet Dent 64, 185-194 (1990) 18. Zarb GA, Schmitt A: Osseointegration and the edentulous predicament. The 10-year-old Toronto study. Br Dent J 170, 439-444 (1991) • Korrespondenzadresse Dr. Stefan Wentaschek Poliklinik für zahnärztliche Prothetik (Direktor: Univ.-Prof. Dr. H. Scheller) Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz Tel.: +49 / 6131 / 17-7256 Fax: +49 / 6131 / 17-5517 E-Mail: [email protected] Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 4