Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 8. Arbeit, kinetische und potentielle Energie, konservative Kräfte, Energieerhaltungssatz Literatur: Hauger, Schnell und Gross. Technische Mechanik III, 1.2.7 I. Eigenschaften der Arbeit. r2 -Arbeit ist als Integral W = ∫ F ⋅ dr definiert. r1 -Bei einer konstanten Kraft gilt r2 W = F ∫ dr = F ( r2 − r1 ) = F ∆r W ( P → Q ) = U ( P ) − U (Q ) r1 θ W = F ⋅ ∆r ⋅ cos θ F ∆r - Wann ist W=0? ⇒ F = 0 oder ∆r = 0 oder θ = 90° . - Die Arbeit von A nach B ist gleich Minus die Arbeit von B nach A. -Die Arbeit ist eine additive Größe (Die Arbeit mehrerer gleichzeitig wirkender Kräfte ist gleich der Summe der Arbeiten einzelner Kräfte). Folgt aus der Definition. II. Konservative Kräfte Gegeben sei ein Kraftfeld F ( x, y, z ) = F ( r ) . Das Kraftfeld (oder einfach die Kraft) heißt konservativ, wenn die von dieser Kraft auf einem beliebigen geschlossenen Weg geleistete Arbeit gleich Null ist: W = ∫ Fdr = 0 . Schlussfolgerung: Die Arbeit zwischen 1 und 2 hängt nicht vom Weg ab! Konservative Kräfte: Gravitationskraft, elastische Kraft, elektrostatische Kräfte. Nichtkonservative Kräfte: Widerstandskraft, Reibungskraft III. Potentielle Energie einer konservativen Kraft Wir definieren eine neue Funktion: P U ( P ) = − ∫ F (r )dr = −W (O → P ) O Q U (Q) = − ∫ F (r )dr = −W (O → Q) O Jetzt gehen wir den Weg O → P→Q →O. Die Arbeit ist gleich P Q O W (O → P ) + W ( P → Q ) + W (Q → O) = 0 oder −U ( P ) + W ( P → Q ) + U (Q ) = 0 . Daraus folgt Bei einer Bewegung unter der Wirkung von konservativen Kräften gilt K 2 − K1 = W = U1 − U 2 . Daraus folgt der Energieerhaltungssatz K 2 + U 2 = K1 + U 1 = konst IV. Wie stellt man fest, ob eine Kraft konservativ ist? • Ein homogenes Kraftfeld ist konservativ. r1 W = F ∫ dr = F ( r1 − r1 ) ≡ 0 P Q r1 R • Eine zentrale Kraft, die nur vom Abstand zu einem Zentrum abhängt, ist konservativ. • Die Summe konservativer Kräfte ist wieder eine konservative Kraft: Gravitationskraft einer beliebigen Massenverteilung Elektrostatische Kraft einer beliebigen Verteilung von Ladungen Elastische Kräfte (letztendlich nichts anderes als elektrische Kräfte) Eine beliebige Kombination aus elektrischen, elastischen und Gravitationskräften. V. Potentielle Energien: a) Einer elastischen Feder mit Steifigkeit c: x2 U ( x) = c (1) 2 b) Im Gravitationsfeld: mm U ( r ) = −G 1 2 . (2) r c) Der Zentrifugalkraft in einem rotierenden Bezugssystem: m U (r ) = − ω 2r 2 . (3) 2 VI. Kräfte, die senkrecht zur Bewegungsrichtung gerichtet sind, leisten keine Arbeit 1 und brauchen weder im allgemeinen Arbeitssatz, noch im Energieerhaltungssatz berücksichtigt zu werden: - Zwangs- oder Reaktionskräfte - magnetische Kräfte F = qv × B ( ) - Corioliskraft im rotierenden Bezugssystem F = 2mv × ω ( ) - (aerodynamische) Auftriebskraft. Erläuterung zur Arbeit von Zwangskräften Zwangskräfte in mechanischen Systemen sind Kräfte, die stets senkrecht zur Bewegungsrichtung gerichtet sind. Daraus folgt für die Arbeit: r2 r1 r2 r1 r2 r1 r1 r2 W = ∫ Fdr = ∫ FZwangs + Feingeprägt dr = ( ) r 2 ∫ FZwangs dr + ∫ Feingeprägt dr = ∫ Feingeprägt dr r1 Bei Berechnung der Arbeit können Zwangs(Reaktions-)kräfte außer Acht gelassen werden. VII. Arbeitssatz in Anwesenheit von konservativen und nicht konservativen Kräften? Der Arbeitssatz in der allgemeinen Form K 2 − K1 = W gilt immer. Die Arbeit können wir schreiben als K 2 − K1 = W = Wkons + Wnichtkons Für die Arbeit der konservativen Kräfte gilt Wkons = U1 − U 2 . Der Arbeitssatz nimmt die Form K 2 − K1 = U1 − U 2 + Wnichtkons an oder K1 + U1 = K 2 + U 2 − Wnichtkons . VIII. Gravitationsfeld einer Kugel Eine dünne Kugelschale mit Masse m . Masse des infinitesimalen Ringes: ds 2π h ⋅ adθ sin θ ⋅ dθ dm = m =m = m⋅ . 2 2 4π a 4π a 2 Die durch den Ring erzeugte potentielle EnerGm ' dm gie: dU = − = r m'm sin θ dϑ = −G 2 R 2 − 2 Ra cos θ + a 2 Die volle potentielle Energie: π Gm ' m sin θ dθ U =− = ∫ 2 2 0 R − 2 Ra cos θ + a 2 a Gm ' m ( R − a) 2 − ( R + a )2 2 Ra R >a: U = −Gm ' m / R b R<a: = U = −Gm ' m / a IX. Anwendungsbeispiele B1. Wie groß ist die Fluchtgeschwindigkeit für eine Rakete, die unter einem Winkel α zur Vertikale gestartet wird? α v Lösung: mv 2 Mm Am Anfang: K1 = , U 1 = −G 2 R R Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = 0 . Energieerhaltungssatz: mv 2 Mm −G =0. 2 R 2GM = 2 gR - hängt vom WinR kel α nicht ab! Daraus v = B2. Ein Fadenpendel wird nach links bis zur Höhe h ausgelenkt und losgelassen. In der vertikalen Position stößt der Faden auf ein Hindernis. Welche maximale Höhe erreicht das Pendel in der rechten Position? h Lösung: Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = mgh2 . Zwangskräfte bleiben unberücksichtigt. Aus dem Energieerhaltungssatz folgt h2 = h . B3. Im Abstand h über dem Ende einer ungespannten Feder befindet sich eine Masse m. Sie wird ohne Anfangsgeschwindigkeit losgelassen. Wie groß ist die maximale Zusammendrückung der Feder? m Lösung: Sowohl die Gravitationskraft als auch die elastische Kraft sind konh servativ. Es gilt der Energieerhaltungsx satz. Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh + 0 x2 Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = −mgx + c 2 2 x Energiesatz: mgh = − mgx + c . Daraus 2 mg 2hc x= 1 + 1 + . Sonderfall: Bei h = 0 c mg ist x = 2mg / c - zwei Mal größer, als bei statischer Belastung. 2