Wundarten und – heilung Einteilung von Wunden Störfaktoren der Wundheilung Johannes Timmer Intensivfachpfleger Praxisanleiter zert. Wundmanager Oktober 2016 Die Wunde = gewaltsame Durchtrennung oder umschriebene Schädigung / Zerstörung von Gewebe Substanzverlust Gefäßstörung Funktionseinschränkung Seite 2 Man unterscheidet 3 Arten der Wunde: • traumatische Wunden • iatrogene Wunden • chronische Wunden Zu den traumatischen Wunden zählen: 1. mechanischen Verletzungen • Schürfwunde • Schnittwunde, Stichwunde • Risswunde, Bisswunde • Quetschwunde • Platzwunde • Schusswunde • Ablederungen • Amputationen Seite 3 2. thermischen Verletzungen • Verbrennungen • Erfrierungen • Stromverletzung 3. chemische Verletzungen • Verätzungen durch Säuren • Verätzungen durch Laugen 4. strahlenbedingte Wunden Seite 4 Iatrogene Wunden entstehen durch operative-, diagnostischeoder therapeutische Eingriffe. Dazu gehören z.B. Inzisionen, Punktionen, Gewebeentnahmen (Spalthaut) und Laserbehandlungen. Wunden werden als chronisch bezeichnet, wenn sie nach einer definierten Zeit von 4 – 12 Wochen, unter fachgerechter Therapie, keine Heilungstendenzen zeigen. Seite 5 Seite 6 Der Wundenmann Gersdorf (ca. 1450-1529) Seite 7 Phasen der Wundheilung 1. Exsudationsphase Reinigungsphase oder inflammatorische Phase - Blutstillung durch Bildung eines Fibringerüstes - Phagozytose durch Makrophagen und Granulozyten - verstärkte Exsudation - leichte Entzündungsreaktion bedingt durch Hyperpermeabilität der Kapillaren - Aktivierung von Mediatoren dadurch Freisetzung von Wachstumshormonen Seite 8 Ulcus cruris, rechter Unterschenkel in der Exsudationsphase Seite 9 2. Granulationsphase oder Proliferationsphase - Makrophagen produzieren Wachstumsfaktoren - Vermehrung der Fibroblasten, die kollagenreiches Granulationsgewebe bilden - Einsprossung von Kapillaren ( Rekapillarisierung ) - Defektauffüllung mit neuem Bindegewebe - Verkleinerung der Wunde vom Rande her durch beginnende Epithelisierung Seite 10 Dekubitus, rechte obere Gesäßhälfte, granulierend mit dünnen Fibrinbelägen in der Randzone der Wunde Seite 11 3. Epithelisierungsphase oder Reparationsphase - Verfestigung der Kollagenfasern - das Granulationsgewebe wird wasser – und gefäßärmer - Wundkontraktion durch Umwandlung von Fibroblasten in Fibrozyten - Einwanderung von Epithelzellen ausgehend vom der Epidermis des Wundrandes (Keratinozyten) - Ausbildung von Narbengewebe ( Dauer 1 – 2 Jahre ) Seite 12 Ulcus cruris, linker Unterschenkel, granulierend mit beginnender Epithelisierung Seite 13 Einteilung der Wunden nach Wundheilung Primäre Wundheilung -Wunde primär verschlossen - keine Infektion - geringe Narbenbildung - kurzer Heilungsverlauf Chronische Wundheilung -Wunde, die nach 4 – 12 Wo keine Heilungstendenz zeigt Sekundäre Wundheilung - kein primärer Verschluss - Wunde wird offen behandelt - meist kontaminiert oder infiziert - Heilung durch Gewebeneubildung - relativ langer Heilungsverlauf - Ausbildung von Narbengewebe Seite 14 Klassifizierung von Wunden Morphologische Einteilung - offene Wunde - geschlossene Wunde Einteilung nach der Entstehungsursache - mechanische Verletzungen - thermische Verletzungen - Verletzungen durch Strom - chemische Verletzungen - Strahlenschäden Einteilung nach Bestandsdauer - akute Wunden - chronische Wunden Seite 15 Kausalpathogenetische Einteilung von Wunden - exogen bedingte Wunden - mikrobiell bedingte Wunden - neoplastisch bedingte Wunden - hämatogen bedingte Wunden - genetisch bedingte Wunden - autoimmunologisch bedingte Wunden - neurogen bedingte Wunden - vaskulär bedingte Wunden Seite 16 Einteilung der Wunden nach RKI Aseptische Wunden - durch Naht verschlossene Wunden, die keine Zeichen von Wundheilungsstörungen aufweisen Bedingt aseptische Wunden - z.B. nach Eingriffen in keimhaltigen Körperhöhlen Kontaminierte Wunden - offen behandelte Wunden, die zwar mit Keimen besiedelt sind, aber keine Zeichen einer Infektion aufweisen Infizierte, septische Wunden - kontaminierte Wunden mit den klassischen Entzündungszeichen ( Rötung, Überwärmung, Schwellung, Schmerz und Funktionseinschränkung ) Seite 17 Einflussfaktoren auf die Wundheilung Lokale und systemische Störfaktoren der Wundheilung Lokale Störfaktoren Lokalisation der Wunde z.B. in Anusnähe Druck oder mechanische Belastung Infektionen, Nekrosen, Beläge, Ödem, Hämatom Zustand der Wundränder z.B. Mazerationen Ausmaß der Wunde fach – und sachgerechte Wundbehandlung Einhalten der hygienischen Richtlinien Austrocknen und Auskühlen der Wunde bereits vorgeschädigtes Gewebe Alter der Wunde Seite 18 Systemische Störfaktoren Alter des Patienten Allgemeinzustand ( welche Grunderkrankungen liegen vor ? ) Ernährungszustand (Übergewicht, Untergewicht, Mangelernährung, Wasser – Elektrolyt – Haushalt ) Immunstatus ( liegt z.B. eine Immunsuppression vor ) Medikamenteneinnahme ( Cortison, Antibiotika, Zytostatika ) Durchblutungsstörungen / CVI Stoffwechselstörungen z.B. Diabetes mellitus Anämie psychosoziale Situation ( psychosozialer Background, psychische Erkrankungen, Demenz, Alkohol – Drogenprobleme ) Mobilität Infektionen Kontinenzsituation Seite 19 Quellennachweis 1. Kerstin Protz Moderne Wundversorgung URBAN & FISCHER, 1. Auflage 2004 ISBN 3-437-27208-X 2. Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege 2008 ISBN 978-3-00-023708-9 3. Wundtherapie Wunden professionell beurteilen und erfolgreich behandeln Gregor Voggenreiter, Chiara Dold Thieme Verlag 2004, ISBN 3-13-136141-7 Seite 20 Quellennachweis 4. Die Prinzipien der Wundheilung Peter D. Asmussen, Brigitte Söllner Herausgeber G. Kammerlander Offizielles Lehrbuch zum Kurs zertifizierter Wundmanager Seite 21