Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 11. Sonntag im Jahreskreis C 2. Lesung 11. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C 2. Lesung: Gal 2,16.19-21 1. Hinführungstext zum Vortragen vor der Lesung Im Galaterbrief schreibt Paulus Mitte der 50er Jahre des ersten Jahrhunderts mahnende Worte an Gemeinden in Zentralanatolien. Sie sind allein aufgrund des Glaubens an Jesus Christus und die Taufe vollgültig Christen geworden. Nun wollen manche sich durch Befolgung von jüdischen Gesetzesvorschriften - wie zum Beispiel der Beschneidung - des Heiles versichern. Paulus erzählt unmittelbar dem heutigen Lesungstext vorausgehend, wie er Petrus vor allen zur Rede gestellt hat, als der in seinem Verhalten wankelmütig war und sich mal nach jüdischen Gesetzesvorschriften, mal ganz freizügig verhielt. Christus galt für manche wegen seines Kreuzestodes nach der Tora als verflucht, und wer zu ihm gehörte, wurde ebenso durch das äußere Gesetz verurteilt, ist aber durch den Glauben gerettet. Kurzer Alternativtext Paulus war aufgrund seiner eigenen Christusoffenbarung wichtig, dass Christen befreit sind von jüdischen Heiligkeitsgesetzen und damit verbundenen Riten wie Beschneidung und Speisevorschriften. Es genügt der Glaube an Jesus Christus, um gerettet zu sein. 2. Praktische Tipps zum Vorlesen a. Textumfang Vom Zusammenhang her geht es Paulus um die Wahrheit des Evangeliums: Müssen Christen sich nach jüdischen Gesetzten verhalten, müssen also Heiden Juden wie der Jude Jesus werden, um Christ werden zu können, oder reicht der Glaube an Jesus Christus? Um den Text gut zu verstehen, sollte die Lesung Gal 2,11-21 umfassen, weil in der Auseinandersetzung des Paulus mit Petrus deutlich wird, wogegen Paulus argumentiert und was er betonen will. Zumindest aber sollte eine kurze Einführung in die Lesung gegeben werden. Sonst können Sätze wie V 19 nicht verstanden werden. b. Betonen Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater. [11 Schwestern und Brüder! Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte. Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 12 13 14 11. Sonntag im Jahreskreis C 2. Lesung Bevor nämlich Leute aus dem Kreis um Jakobus eintrafen, pflegte er zusammen mit den Heiden zu essen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich von den Heiden zurück und trennte sich von ihnen, weil er die Beschnittenen fürchtete. Ebenso unaufrichtig wie er verhielten sich die anderen Juden, sodass auch Barnabas durch ihre Heuchelei verführt wurde. Als ich aber sah, dass sie von der Wahrheit des Evangeliums abwichen, sagte ich zu Kephas in Gegenwart aller: Wenn du als Jude nach Art der Heiden und nicht nach Art der Juden lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, wie Juden zu leben?...] 16 Wir haben erkannt, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. [17 Wenn nun auch wir, die wir in Christus gerecht zu werden suchen, als Sünder gelten, ist dann Christus etwa Diener der Sünde? Das ist unmöglich! Wenn ich allerdings das, was ich niedergerissen habe, wieder aufbaue, dann stelle ich mich selbst als Übertreter hin.] 19 Ich aber bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. 20 21 Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben. Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de Katholisches Bibelwerk Lektorenhilfe 11. Sonntag im Jahreskreis C 2. Lesung c. Stimmung, Modulation Der Text mit seiner komprimierten Theologie muss langsam vorgetragen werden. Die Argumentationssätze mit einem oder mehreren Nebensätzen mit Schlussfolgerungen und Gegensätzen sollten – wie sie Paulus gemeint hat – mit Nachdruck gelesen werden mit der inneren Vorstellung einer Erwiderung auf Verhaltensweisen, mit denen der Sprecher nicht einverstanden ist. Die Kontraste sollten gut hörbar sein (Gesetz-Glaube, gestorben – leben, Gnade/Gerechtigkeit – Gesetz). Bei den Sätzen, die Folgerungen in Nebensätzen enthalten, sollte der Vortrag den Bogen bis zu ihnen hin spannen. d. Besondere Vorleseform Der Text wird von einem/r Lektor/in langsam vorgetragen. Zwei weitere Personen wiederholen danach einige der Gegensatzpaare im Wechsel: Person 1: nicht durch Werke des Gesetzes dem Gesetz gestorben nicht mehr ich lebe Person 2: sondern durch den Glauben gerecht lebe ich für Gott Christus lebt in mir; er liebt mich und hat sich für mich hingegeben. 3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“ Der Brief des Paulus an die Galater, der theologisch dem Römerbrief nahe steht, ist aus einem aktuellen Anlass heraus geschrieben. Paulus erfährt von dem -für ihn alarmierenden - Wirken judaisierender Missionare in Galatien, als er gerade von Ephesus zu Titus eilt, um von der Entwicklung in Korinth zu erfahren (2 Kor 7,5ff). Da er nicht persönlich nach Galatien kommen kann, reagiert er sogleich mit einem persönlichen Brief, in dem er den Galatern nochmals die Grundlagen des Evangeliums einzuschärfen versucht. Paulus will die Gemeinden in Galatien davon überzeugen, dass die Botschaft der judaisierenden Missionare, die die Beachtung aller Vorschriften des jüdischen Gesetzes auch für Heidenchristen verlan- gen, eine Verfälschung des Evangeliums Christi darstellt und damit Abkehr von Gott bedeutet. Dabei wendet sich Paulus scharf gegen Petrus, der bei einem Aufenthalt in Antiochia zunächst ganz selbstverständlich Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen hielt. Das Eintreffen von Leuten aus dem Kreis um Jakobus, die die Beachtung des jüdischen Gesetzes für alle forderten, bewirkte aber, dass er und weitere Judenchristen diese Tischgemeinschaft aufkündigten. Paulus wirft Petrus nun vor, dass er durch sein Handeln das gnädige Handeln Gottes in Jesus Christus in Frage stelle. Dabei wendet er den Konflikt in Galatien ins Grundsätzliche, um eine grundsätzliche Lösung des Problems anzustreben und die entscheidenden Kernpunkte klarzustellen. Rechtfertigung vor Gott erfolgt allein aus dem Glauben und nicht aus " Werken des Gesetzes". Selbst durch die genaue Beachtung aller Vorschriften des Gesetzes kann niemand sein Heil vor Gott gewährleisten. Dagegen wendet sich Gott durch Christus, den Gekreuzigten, allen Menschen, Juden und Heiden zu. Diese sind daher nicht an die Vorschriften des jüdischen Gesetzes gebunden. Vor Gott zählt keine religiöse Leistung, sondern allein das Vertrauen in seine Liebe. Dabei beruft Paulus sich auf seine persönliche Offenbarungserfahrung, die er unabhängig von religiösen Autoritäten vom Herrn selbst erhalten hat. Er bekennt, dass er selber, früher ein eifriger Verfechter des Gesetzes, "durch das Gesetz dem Gesetz gestorben" ist. Der Glaube an Jesus Christus und die Heilsbedeutung seines Todes ist entscheidender als jede gesetzliche Leistung. (Gabriele Theuer, Gottes Volk 5/2004, 64f) Dipl.-Theol. Anneliese Hecht Kath. Bibelwerk e.V. www.bibelwerk.de