16.09.2010 Eine randomisierte Studie zum Vergleich von konventioneller Zytologie und Dünnschichtzytologie zur Früherkennung des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen: Die RheinSaar-Studie S.J. Klug, K. Neis, B. Jordan, S. Spieth, W. Harlfinger, A. Malter, F. Brinkmann-Smetanay, J. König, V. Weyer, H. Ikenberg Rhein - Saar - Studie Ein Projekt der Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saar des Berufsverbandes der Frauenärzte, mit finanzieller Förderung durch die Firma Cytyc/Hologic W. Harlfinger Mainz A. Malter Merzig K. Neis Saarbrücken H. Ikenberg Frankfurt B. Jordan Köln S. Spieth, Köln F. Brinkmann-Smetanay S.J. Klug, Mainz J. König, V. Weyer Gynäkologische Studienleitung Mainz Gynäkologische Studienleitung Saarbrücken Gynäkologische Studienleitung Saarbrücken Wissenschaftliche Studienleitung Leitung der Dünnschichtzytologie Pathologie Planung, Qualitätskontrollen, Datenzusammenführung und Auswertung 1 16.09.2010 Hintergrund Zervixkarzinom • Zervixkarzinom weltweit dritthäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen – Infektion mit Hochrisiko-Typen des Humanen Papillomavirus (HPV) ursächlich • Früherkennung: – Seit 1971 hat jede Frau in Deutschland, die das zwanzigste Lebensjahr überschritten hat, einmal jährlich ein Anrecht auf einen zytologischen Abstrich (Pap-Abstrich) zur Früherkennung des Zervixkarzinoms – Mortalitäts- und Inzidenzraten im internationalen Vergleich in Deutschland noch immer hoch Hintergrund Zytologie • Früherkennungsuntersuchung mit dem Pap-Abstrich wurde noch nie in einer randomisierten Studie evaluiert. – Zunehmende Kritik an der Qualität und der Effizienz – Sensitivität des Pap-Abstrichs für die Detektion eines Zervixkarzinoms liegt bei 80% – Sensitivität für die Erkennung einer präkanzerogenen Läsion liegt hingegen nur bei ca. 50% [95% Konfidenzintervall: 37-66] • Alternative zum konventionellen zytologischen PapAbstrich ist die flüssigkeitsbasierte Zytologie (Dünnschichtzytologie, ThinPrep) ? 2 16.09.2010 Literatur zum Vergleich Pap-Abstrich und Dünnschichtzytologie • Viele Studien, die die Überlegenheit der Dünnschichtzytologie zeigen. • HTA und systematischer Review:1,2 Höhere Sensitivität und Spezifität nicht belegt • Zwei neue Originalarbeiten:3,4 Im Rahmen von organisierten Zervixkarzinom-Screeningprogrammen in Italien und den Niederlanden wurde kein Unterschied nachgewiesen 1 Siebert U, Muth C, Sroczynski G et al. Dünnschichtpräparationen und computergestütze Untersuchungen von Zervixabstrichen – Medizinische Effektivität, gesundheitsökonomische Evaluation und systematische Entscheidungsanalyse. Unter: www.dimdi.de 2 Davey E, Barnatt A, Irwig L et al. Effect of study design and quality on unsatisfactory rates, cytology classifications, and accuracy in liquid-based versus conventional cervical cytology: a systematic review. Lancet 2006 3 Ronco G, Cuzick J, Pierotti P et al. Accuracy of liquid-based versus conventional cytology: a randomized controlled trial. BMJ 2007 4. Siebers A, Klinkamer P, Grefte J et al. Comparison of Liquid-based Cytology with Conventional Cytology for Detection of Cervical Cancer Precursors. JAMA 2009 Studiendesign • Randomisierte Studie mit 2 Studienarmen: – Ort: 20 Praxen niedergelassener Gynäkologen in Rheinland-Pfalz (Region Mainz und Worms) und im Saarland – Rekrutierungszeitraum: August 2007 bis Oktober 2008 – Teilnehmerinnen: 21.000 Frauen im Alter ab 20 Jahre nahmen im Rahmen der regulären Krebsvorsorge teil • In dem einen Studienarm wurden die Probandinnen mit dem konventionellen Pap-Abstrich gescreent (Pap), im anderen Studienarm mit der Dünnschichtzytologie (ThinPrep). 3 16.09.2010 Randomisierungsschema – Zuordnung der zytologischen Methode erfolgte mittels computergenerierten Zufallsverfahren für jede Praxis wöchentlich – Zytologische Methode wurde den Praxen jeweils für die folgende Woche am Freitagmittag per Fax mitgeteilt Rhein - Saar - Studie Algorithmus Routinevorsorge EBM-Patientinnen Konventioneller Pap Regionale Labore Manuell ThinPrep ZPZ Köln Imager 4 16.09.2010 Kolposkopische Abklärung • Patientinnen mit positivem zytologischem Befund wurden zu einer Studienkolposkopie eingeladen. • Die Ergebnisse der Kolposkopie wurden von jeweils zwei voneinander unabhängigen Pathologen begutachtet. Hauptzielgrößen • Vergleich von flüssigkeitsbasierter und konventioneller Zytologie bezüglich histologisch bestätigter, zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN): – – – – Detektionsrate Relative Sensitivität Positiver Prädiktiver Wert Relativer Positiver Prädiktiver Wert • Primärer histologischer Cut-off war CIN2 und höher. • Zytologischer Cut-off: LSIL+ 5 16.09.2010 A b l a u f s c h e m a Konventionelle Zytologie versus TP manuell Histologie CIN I + CIN II + CIN III + CC 0.62% 0.37% 0.19% TP man 1.70% 1.04% 0.57% Relative Sensitivität (95% KI) 2.69 (1.81 - 4.00) 2.74 (1.66 - 4.53) 3.02 (1.57 - 5.81) Relative PPVs (95% KI) 1.15 (0.92 - 1.43) 1.17 (0.81 - 1.67) 1.36 (0.78 - 2.38) Detektionsrate % (n) 6 16.09.2010 Sensitivitäts- und Subgruppenanalysen • Complete-case Analyse • Ausschluss aller Praxen mit niedriger histologischer Verifikation • Ausschluss von Praxen nach anderen Qualitätskriterien (z.B. Unterschiede in der Altersverteilung zwischen den Wochen und Methoden) • Beide Studienregionen separat • Subgruppenanalysen nach Altersgruppen Unterschied zwischen konventioneller Zytologie und flüssigkeitsbasierter in einigen Sensitivitäts- und Subgruppenanalysen zwar meist etwas geringer, aber Effektschätzer zwischen 2.0 und 2.5 Fazit Die flüssigkeitsbasierte Zytologie zeigt im Vergleich zur konventionellen Zytologie unter den Feldbedingungen eines opportunistischen Screenings eine signifikant höhere Sensitivität zur Detektion zervikaler, intraepithelialer Neoplasien 7 16.09.2010 Limitationen • Randomisierung nicht auf individueller Ebene • Konventionelle Zytologie in verschiedenen Labors, Dünnschichtzytologie in einem Labor • Anzahl und Altersverteilung zwischen den Studienarmen in einzelnen Praxen nicht gleich • Niedrige kolposkopische Abklärung geringgradiger Läsionen Rhein - Saar - Studie Dank • Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Ärzten/innen und Praxismitarbeiterinnen • Studienassistentinnen S. Salzbrunn (MZ) und A. Woll-Hermann (SB) • Eingabeassistentinnen B. Adamopoulos, N. Osman (MZ) und K. Herrmann (SB) • Ltd. Zytoassistentinnen H. Emondts und A. Weiß in Köln • Randomisierung, Datenbankerstellung, Datenzusammenführung, Qualitätskontrollen am IMBEI in Mainz: D. Lautz, M. Claus, S. Czech 8