Statistische Thermodynamik II Lösungen zur Serie 7 Photonengas 4. Novomber 2016 1. Energiedichte des Photonengases. (a) Überprüfe unter Benutzung der unendlichen Reihe Z ∞ x3 π4 dx = . ex − 1 15 0 P∞ n=1 1/n 4 = π 4 /90, dass Wir schreiben den Integranden etwas um und identifizieren den Bruch als geometrische Reihe: Z ∞ Z ∞ ∞ ∞ Z ∞ X X 1 3 −x −kx 3 −x x e e dx = x3 e−kx dx dx = = x e 1 − e−x 0 0 0 k=0 k=1 ∞ ∞ X π4 π4 ∂ 3 1 X −4 = 6k = 6 · = . =− ∂k 3 k 90 15 k=1 k=1 (b) Berechne mit Hilfe dieses Resultates die Energiedichte U 1 X u(T ) = = ~k hn(~k, α)i , V V ~k,α wobei α = 1, 2 die zwei Polarisationen des Photons bezeichnet und ~k den Wellenvektor des Photons mit Energie ~k = ~ωk = ~c|~k|. Da Photonen Bosonen sind, gilt 1 X 2 X 1 . u(T ) = ~k hn(~k, α)i = k β V V e k −1 ~k,α ~k Der Betrag des Photonenimpuls ist pk = k /c = ~|~k|. Nun kann die Summe über die Zustände als Integral über den Phasenraum ausgedrückt werden mit Z Z ∞ 2 V 1 8π 1 3 = c|~ p| βc|~p| cp3 βcp dp . dp= 3 3 V (2π~) (2π~) 0 e −1 e −1 Die Variablentransformation zu x = βcp ergibt Z ∞ 4 T4 π 2 kB 1 π2 1 1 = 2 3 4 3 x3 x dx = = . π ~ β c 0 e −1 15β 4 ~3 c3 15~3 c3 Alternativ summieren wir über die dreier Tupel der ganzen Zahlen ~n und wählen als mögliche Zustände ~k = 2π/L · ~n mit der Seitenlänge des Systems L Z 1 2 X 2π|~n| 1 16π 2 ~c ∞ 3 ~c = n β~c2πn/L dn . = V L eβ~c2π|~n|/L − 1 LV e −1 0 ~ n Die Substitution x = 2πβ~cn/L und L3 = V liefert ebenfalls Z ∞ 1 1 π2 = 2 4 3 3 x3 x dx = . π β ~ c 0 e −1 15β 4 ~3 c3 1 2. Gib die mittlere Anzahl hNPhoton i der Photonen in einem gegebenen Strahlungshohlraum mit Volumen V und Temperatur T an. Die mittlere Besetzungszahl für ein bosonisches ideales Quantengas kennen wir bereits 1 hn~k i = hnk i = . (1) exp[β(k − µ)] − 1 Die Anzahl der Photonen im Strahlungshohlraum ist nicht konstant (sie können an den Wänden erzeugt und vernichtet werden): X nPhoton (~k, α) = n~m 6= const. (2) k m,~k Das chemische Potential verschwindet µ= ∂Er (V ) = 0, ∂NPhoton (3) da der Hamiltonoperator für freie Teilchen und damit das Energiespektrum Er (V ) nicht von NPhoton abhängen. Für µ = 0 vereinfacht sich nun die mittlere Besetzungszahl pro Mode zu 1 hnPhoton (~k, α)i = . (4) exp(βk ) − 1 Die Energie ist hier k = ~ck ∝ V −1/3 . Nun muss noch über alle Moden summiert werden, um die Gesamtzahl der Photonen im Strahlungshohlraum auszurechnen: Z Z X 1 1 3 ~ hNPhoton i = hnPhoton (k, α)i = 2 d x d3 k (5) 3 (2π) exp(βk ) − 1 ~k,α V = 2 π Z∞ dk k2 exp(β~ck) − 1 (6) 0 2V ζ(3) = 2 3 3 3 π β ~ c . (7) 3. Strahlungsdruck des Photonengases. (a) Thermodynamische Betrachtung: Berechne den Druck des Photonengases aus der Zustandssumme des thermischen Photonengases. Beachte, dass in einem Photonengas für das chemische Potential µ = 0 gesetzt werden kann. Der Druck des Photonengases kann bestimmt werden unter Verwendung von ∂F (T, V ) ∂ P =− = kT ln Z(T, V ) . ∂V ∂V T 2 Die Zustandssumme Z(T,V) für das Photonengas vereinfacht sich durch das Verschwinden des chemischen Potentials. Die freie Energie wird somit zu F (T, V ) = kT ∞ X ln 1 − eβ(µ−i ) i=0 = kT X ln 1 − e−βhν , ν wobei wir hier den expliziten Ausdruck der Energie eines Photons mit Frequenz ν schon eingesetzt haben. Dies nun bei konstanter Temperatur nach dem Volumen abgeleitet ergibt −1 X ∂ ∂ν kT e−βhν 1 − e−βhν , ln Z(T, V ) = −kT βh ∂V ∂V ν mit ν = λc V −1/3 , was in Aufgabe 3(b) Gleichung (8) erläutert wird, ergibt sich ν ∂ν =− , ∂V 3V und somit −1 ∂ν P = −kT βh e−βhν 1 − e−βhν ∂V ν −1 X ν = h e−βhν 1 − e−βhν 3V ν −1 1 X hνe−βhν 1 − e−βhν = 3V ν X = E . 3V Definieren wir die Energiedichte u = E/V , so erhalten wir für den Druck P = u . 3 (b) Quantenmechanische Betrachtung: Berechne den Druck des Photonengases mithilfe des Ausdrucks X ∂E ∂i = hni i − , P =− ∂V ∂V i wobei i = (~k, α) die quantenmechanischen Schwingungsmoden indiziert. Für die Impulse in einem kubischen Volumen V = L3 mit periodischen Randbedingungen gilt 2π 1 k~i = (nx , ny , nz ) −→ ki = |k~i | ∝ L L 3 (8) und damit für die Energie i eines relativistischen Teilchens i = ~cki ∝ 1 1 = V −3 . L Die Ableitung nach V lässt sich dann schreiben als − ∂i 1 i = ∂V 3V un der Druck lautet P = 1X i 1E 1 hni i = = u. 3 V 3V 3 i Bemerkung: Wie bereits in früheren Übungsserien erwähnt, hängt das Resultat im thermodynamischen Limes nur vom Gesamtvolumen ab, jedoch nicht von dessen Form oder den Randbedingungen. (c) Kinetische Betrachtung: Betrachte die Photonen als spezielle, relativistische Teilchen, welche an einer Wand reflektiert werden. Die Wand sei als perfekter Spiegel realisiert: keine Absorption oder Emmission, nur Reflektion. Berechne den Druck des Photonengases mithilfe des Impulsübertrages im Zeitraum dt pro Einheitsfläche. Benutze dazu, dass für eine allgemeine Funktion φ(k) mit k = |~k| wegen der Rotationssymmetrie Z Z k2 1 d3 k φ(k) z = d3 k φ(k) · k k 3 gilt. Der Einfachheit halber betrachten wir zuerst eine Fläche in der xy-Ebene. Die Anzahl der Photonen eines bestimmten Impulses, welche diese Fläche A im Zeitintervall dt erreichen, ist dN = (A cos (θ) c · dt) 2φ(k)d3 k , wobei cos (θ)c die Geschwindigkeit des Photons in z-Richtung ist (vgl. Abbildung 1). φ(k) ist die Teilchendichte für Photonen mit Wellenvektor ~k mit einem Faktor 2 für die Polarisierung. Bei einer Reflektion ändert sich der Wellenvektor ~k → k~0 : (kx , ky , kz ) → (kx , ky , −kz ) und der Impulsübertrag ∆p auf die Wand ist ∆p = 2pz = 2~kz . Ausserdem ist cos (θ) = kz /k. Der Druck ist nun der Impulsübertrag aller Teilchen im Zeitraum dt pro Einheitsfläche Z 1 kz 2~kz A c · dt 2φ(k)d3 k . P = Adt kz >0 k Da der Integrand eine gerade Funktion in kz ist, können wir Z Z 1 ∞ ⇒ dkz = dkz , 2 −∞ kz >0 4 Wand A c · dt θ ~k ~k 0 Abbildung 1: Illustration zu Aufgabe 3. benutzen. Mithilfe der Rotationssymmetrie ergibt sich dann k2 z }| { Z Z Z 2 2 2 kx + ky + kz2 1 kz 1 1 3 3 P = d k ~c 2φ(k) = d k ~c 2φ(k) = d3 k |{z} ~ck 2φ(k) = u. | {z } k 3 k 3 3 In Abbildung 1 wird die Rechnung graphisch illustriert. 5 Dichte