8. Jahrgang, 6. Ausgabe 2014, 197-214 - - - Rubrik Fortbildungsartikel - - - Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Schmerz im Alter Alterspharmakologie Erfassung von Schmerz Therapeutische Aspekte Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten - 198 - Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Prof. Dr. Georg Kojda Fachpharmakologe DGPT, Fachapotheker für Arzneimittelinformation Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf [email protected] Lektorat: Dr. med. Christina Ding-Greiner, Dipl. Gerontol., Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg Ute Adeneuer-Kojda, Apothekerin St. Peter-Apotheke, Köln Ehrenfeld Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier: http://www.uni-duesseldorf.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Abstract Pain is a very common health problem of the steadily growing number of geriatric patients which is often not properly addressed by health care providers. Untreated pain can cause a considerable impairment of physical, mental and social function which significantly impacts on quality of life and likely promotes the development of other diseases such as venous thromboembolism or fractures. Assessment of pain should follow the special features of geriatric patients including dementia or communication problems. Furthermore, suitable instruments such as validated questionnaires and pain scales are valuable tools to diagnose the quality (nociceptive, neuropathic or mixed) and intensity of pain. Likewise, factors either improving or worsening pain should be identified. Although pharmacologic treatment of pain remains the gold standard and is usually effective, non-pharmacologic approaches such as physical therapy should be considered any time. Despite the risk of liver damage caused by overdoses, paracetamol remains the drug of choice for pain treatment of older patients. In view of potentiated side effects such gastrointestinal bleeding or arterial thrombosis, non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDS) should be avoided. Instead, escalation of analgesia with opioids (except pethidin) starting with the lowest effective dose followed by careful titration and monitoring is recommended. Weak opioids are prodrugs being metabolized by the cytochrome P 450 liver enzymes and thus subject of numerous drug-drug interactions. However, therapy with strong opioids, especially morphine, might be difficult to control if kidney function is impaired. Constipation is very common side effect of all opioids which may rapidly cause serious discomfort, compromises drug adherence and requires effective treatment. - 199 - Nicht behandelter Schmerz kann bedeutsame Beeinträchtigungen der physischen, mentalen und sozialen Funktionalität und damit der Lebensqualität verursachen und die Entwicklung von Erkrankungen wie venöse Thromboembolie oder Knochenbrüche fördern. Die Erfassung von Schmerz sollte die Besonderheiten alter Menschen einschließlich Demenz oder eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit berücksichtigen. Darüber hinaus sind geeignete Instrumente wie validierte Fragebögen oder Schmerzskalen für die Erfassung von Qualität (nocizeptiv, neuropathisch, Mischformen) und Intensität des Schmerzes wertvoll. Dies gilt auch für die Identifizierung von Faktoren, die Schmerz verschlimmern oder lindern können. Auch wenn die Pharmakotherapie von Schmerz als Goldstandard gilt und üblicherweise auch effektiv ist, sollten nicht pharmakologische Maßnahmen immer berücksichtigt werden. Trotz der Gefahr von Leberschäden bei Überdosierung bleibt Paracetamol Mittel der Wahl für die Therapie bei geriatrischen Patienten. Dagegen sollten nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wegen der Potenzierung von Nebenwirkungen wie gastrointestinale Blutungen und arterielle Thrombosen vermieden werden. Stattdessen wird die Steigerung der Analgesie mit Opioiden (Ausnahme Pethidin), beginnend mit der niedrigsten effektiven Dosis und gefolgt von vorsichtiger Titration und engmaschiger Kontrolle, empfohlen. Allerdings sind die schwachen Opioide Prodrugs, die durch hepatische Cytochrom P450 Enzyme metabolisiert werden und daher häufig an Arzneistoff-Interaktionen beteiligt sind. Andererseits wird die Steuerung der Therapie mit starken Opioiden, insbesondere Morphin, durch Einschränkungen der Nierenfunktion erschwert. Obstipation ist eine sehr häufige Nebenwirkung aller Opioide, die rasch ernsthafte Beschwerden auslöst, die Compliance gefährdet und eine effektive Behandlung erfordert. Abstract Einleitung Schmerz ist ein sehr häufiges gesundheitliches Problem der stetig anwachsenden Zahl geriatrischer Patienten, welches bei der medizinischen Versorgung oft nicht ausreichend Beachtung findet. In den letzten 20 Jahren hat der Anteil von Menschen über 65 Jahre an der Gesamtbevölkerung in Deutschland um etwa die Hälfte auf nun ca. 20 % zuge- Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten nommen und wird nach Informationen des Bundesministeriums des Inneren bis zum Jahre 2060 auf etwa ein Drittel steigen. Dabei wird der Anteil der Hochbetagten (80 Jahre und älter) besonders markant zunehmen (Weblink 1). Nach Schätzungen der Behörden in den USA vollzieht sich dort eine ganz ähnliche Entwicklung (Weblink 2) (1). Danach soll dort bis 2030 der Anteil der Menschen über 65 Jahre von 22 % im Jahr 2010 auf ca. 35 % der Bevölkerung steigen. Auch in den USA sind die sehr alten Menschen (> 80 Jahre) die zahlenmäßig am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Dieser demographische Wandel stellt die gesamte Gesellschaft in Deutschland vor enorme Herausforderungen. Die gilt selbstverständlich auch für die medizinische Versorgung der zunehmenden Zahl alter und sehr alter Menschen einschließlich der altersgerechten Auswahl von Arzneimitteln sowie deren Dosierungen und Applikationsrouten. Zudem ist oft nicht bekannt, ob therapeutische Interventionen mit Arzneimitteln zur Prävention zukünftiger Ereignisse, beispielsweise die Behandlung mit Statinen (2), bei alten und sehr alten Menschen überhaupt nützlich sind. Dagegen hat sich bei der Behandlung der Hypertonie gezeigt, dass eine Kombination aus dem ACE-Hemmer Perindopril und dem Saluretikum Indapamid auch bei Menschen, die älter als 80 Jahre sind, der Entwicklung einer Herzinsuffizienz vorbeugen kann (3) (Weblink 3). Die Frage der Nützlichkeit einer Therapie mit Arzneimitteln stellt sich jedoch anders dar, wenn die Therapie der direkten Behandlung von Symptomen dient. Da Schmerz die Lebensqualität stark beeinträchtigt und anderen Erkrankungen Vorschub leisten kann (s.u.), ist die Therapie von Schmerz einschließlich adjuvanter Maßnahmen in jedem Lebensalter sehr wichtig. Hierbei leisten die seit mehreren tausend Jahren medizinisch verwendeten Alkaloide aus Papaver somniferum (Abb. 1) und deren heute verfügbaren synthetischen Derivate unverzichtbare Dienste. Schließlich hat die „International Association for the Study of Pain“ eine Deklaration veröffentlicht, in welcher der Zugang zur einer adäquaten Schmerztherapie als fundamentales Menschenrecht eingestuft wird (Weblink 4). - 200 - Schmerz im Alter Vor allem bei stark fortgeschrittenem Lebensalter spielt die adäquate Behandlung von Schmerzen eine wichtige Rolle. So ist bereits seit langem bekannt, dass die Prävalenz von Schmerz im Alter auf 50-75 % zunimmt (4). In einer Untersuchung aus den USA an Menschen beiderlei Geschlechts im Alter von etwa 75 Jahren berichteten 74 % der Teilnehmer über Schmerzen, 50 % über tägliche Schmerzen und 26 % über grässliche Schmerzen. Dabei verfügten viele dieser Patienten bereits über verordnete Analgetika oder Schmerzmittel aus der Selbstmedikation und hatten diese Präparate auch eingenommen (5). Abb. 1: Papaver somniferum (Schlafmohn). Der Milchsaft aus der Kapsel (nicht dargestellt) enthält etwa 40 Alkaloide, beispielsweise Morphin, Codein, Papaverin, Noscapin (Narkotin) oder Thebain. Der getrocknete Milchsaft wird Opium genannt (Abb. aus Weblink 19). Darüber hinaus haben frühere Berichte auch auf Defizite bei der Diagnose und Behandlung hingewiesen (6). Ursache für die vergleichsweise hohe Prävalenz von Schmerzen sind vor allem die mit dem Alter zunehmenden degenerativen Veränderungen und multiple Erkrankungen. Dementsprechend liegt in Deutschland der Anteil der Krankheitskosten pro Einwohner im Alter von mehr als 85 Jahren etwa 7-fach höher als in der Altersgrup- Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten pe 15-65 Jahre (Weblink 6). Besonders stark steigen die Krankheitskosten bei geriatrischen Patienten für psychische und Verhaltensstörungen (ca. 13-fach) sowie für Krankheiten des Kreislaufsystems an (ca. 14-fach). Dagegen findet sich bei der ICD Klassifizierung „Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems“ eine geringere Steigerung der Krankheitskosten (ca. 5,7-fach). Gleichzeitig steigt die Prävalenz von schmerzintensiven Erkrankungen wie Verletzungen, Knochenbrüche, Arthrose und Rückenschmerzen sowie Tumorerkrankungen nahezu exponentiell an (Weblink 7). Nicht adäquat behandelter akuter, periodisch wiederkehrender oder persistierender Schmerz kann insbesondere bei geriatrischen Patienten zu starken Einschränkungen der normalen täglichen Lebensaktivitäten führen aber auch Veränderungen von Stimmung und Kognition oder Schlaflosigkeit auslösen. Diese durch den Schmerz ausgelösten Veränderungen können weitere Erkrankungen bedingen, beispielsweise wegen der daraus entstehenden Immobilität oder Gangunsicherheiten, Erkrankungen wie tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie und Knochenbrüche (7). Neben den Besonderheiten, die sich durch den Alterungsprozess beim Menschen ergeben, gibt es weitere vielfältige Gründe für eine inadäquate Behandlung von Schmerz in hohem Lebensalter. Diese können aufseiten von Patienten, Ärzten, Apothekern oder den Besonderheiten der jeweiligen Gesundheitssysteme liegen (8-10). Patienten Viele ältere Patienten interpretieren Schmerz als Teil des Alterungsprozesses und kommunizieren Schmerz deshalb ungenügend oder überhaupt nicht. Oft liegen auch Ängste zugrunde, beispielsweise die Angst vor einer Sucht, vor anderen Nebenwirkungen von Analgetika, vor weiteren schmerzhaften medizinischen Interventionen, vor weiteren Verordnungen von Arzneimitteln oder auch davor sich dem Vorwurf des „Jammerns“ auszusetzen. Auch religiöse Überzeugungen, kulturelle Besonderheiten, wirtschaftliche Lage oder fehlende soziale Unterstützung kommen als Gründe infrage. Schließlich können auch Komorbiditäten wie Depressionen, Kognitionseinschränkungen oder manifeste Demenz dafür verant- - 201 - wortlich sein, dass vor allem geriatrische Patienten zu oft „mit ihrem Schmerz alleine bleiben“. Ärzte/Apotheker Wegen der o.g. Besonderheiten steht für die behandelnden Ärzte die Schmerzsymptomatik älterer Patienten nicht direkt im Vordergrund. Darüber hinaus ist ein entsprechendes Grundwissen zu den Besonderheiten dieser Altersgruppe hinsichtlich Erkennung von Schmerz sowie dessen Behandlung oft nicht ausreichend geschult. Dies betrifft beispielsweise die Diagnose selbst, die Bestimmung der Schmerzstärke, die korrekte Verordnung von Arzneimitteln hinsichtlich Schmerzstärke und Schmerzart (nozizeptiv, neuropathisch oder Mischform), die richtige Dosierung sowie die Erkennung der Potenzierung von Nebenwirkungen (s.u.). Diese können auf der höheren Empfindlichkeit der Patienten, Arzneimittel-Interaktionen (auch durch Selbstmedikation) und/oder Problemen mit der Compliance beruhen (810). Auch in Apotheken ist ein entsprechendes Grundwissen zu den Besonderheiten dieser Altersgruppe hinsichtlich der richtigen Anwendung verordneter Arzneimittel sowie der Auswahl und Beratung zur Selbstmedikation oft nicht ausreichend geschult. Dies betrifft u.a. Aspekte wie die effektive Vermittlung von Hinweisen zur Applikation oder zur verordneten Dosierung, die regelmäßige Prüfung auf Interaktionen bei verordneten und Selbstmedikations-Arzneimitten und der sich daraus ergebenden Konsequenzen, die Vermeidung von Analgetika oder anderen Arzneimitteln der Selbstmedikation, die für geriatrische Patienten nicht oder nur bedingt geeignet sind, eine entsprechende Bevorratung mit BTMpflichtigen Opioiden oder auch Hinweise zu Hilfsmitteln, die den richtigen Gebrauch der Arzneimittel ermöglichen bzw. erleichtern (Weblink 8). Schließlich wäre wünschenswert, dass beide Berufsgruppen wichtige Erkenntnisse zu den Besonderheiten der Schmerztherapie bei geriatrischen Patienten besser an Pflegekräfte und Angehörige vermitteln um die adäquate Umsetzung einer einmal gewählten Schmerztherapie bei dieser Gruppe von Patienten sicherzustellen. So zeigt beispielsweise eine Untersuchung an 285 Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten geriatrischen Patienten in Pflegeheimen in Australien, dass Pflegekräfte trotz der Verfügbarkeit von Opioiden zur Behandlung von Durchbruchschmerzen eher dazu neigen die Wirkung von Paracetamol abzuwarten statt die ärztlich verordneten Opioide zu verabreichen (11). Gesundheitssysteme In den meisten Gesundheitssystemen der entwickelten Länder spielen die Besonderheiten geriatrischer Patienten für die Erstattung von medizinischen Maßnahmen derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Dabei betreffen aus ökonomischen Gründen etablierte oder bereits immer vorhandene strukturelle Barrieren, die den Zugang zu medizinischen Leistungen erschweren, wegen der zunehmenden gesundheitlichen Probleme vor allem alte und sehr alte Patienten. Zu den in Deutschland etablierten strukturellen Barrieren zählen beispielsweise hohe Zuzahlungen bei verordneten Arzneimitteln (einschließlich Rabattarzneimittel!), die Selbstzahlungspflicht für alle nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und vor allem die derzeitige Praxis der Rabattverträge (Weblink 9). Multimorbidität und Polypharmakotherapie sind besonders häufig bei alten und sehr alten Menschen. Daher wirken sich die Rabattverträge vor allem bei geriatrischen Patienten aus, obwohl gerade diese Patientengruppe besondere Anforderungen an die Pharmakotherapie einschließlich der Schmerztherapie stellt. Der durch die Aut-Idem-Pflicht erzwungene unbeschränkte Austausch von Fertigarzneimitteln fördert u.a. Verwechslungen, Doppeleinnahmen, Nichteinnahmen, falsche Einnahmezeitpunkte und NoceboEffekte (Weblink 10) und behindert damit die Compliance und den Therapieerfolg (Weblink 11). Solche Probleme führen zu einer flächendeckenden und vermeidbaren Gefährdung der Arzneimittelsicherheit in Deutschland, vor allem bei schwierig einzustellenden Therapien, Polypharmakotherapie und/oder bei vorliegenden körperlichen, mentalen und kognitiven Einschränkungen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Versorgung von geriatrischen Schmerzpatienten mit Opioiden (Weblinks 10, 12). Darüber hinaus ist auch gerade offenbar geworden, dass 80 generische Arzneimittel von 16 Herstellern selbst dem mini- - 202 - malen Anspruch wenigstens gegenüber dem jeweiligen Original-Arzneimittel bioäquivalent zu sein möglicherweise nicht genügen (Weblink 13), darunter auch Antiepileptika wie Levetiracetam, Antiparkinsonmittel wie Pramipexol und Entacapon oder die Antidepressiva Venla-faxin und Escitalopram. Wie die erst kürzlich beschlossene „Aut-idemListe“ mit 7 Arzneistoffen, die vom Zwangstausch ausgeschlossen wurden, zeigt, ist die o.g. Problematik seitens des Gesetzgebers auch erkannt worden (Weblink 14). Die lange Verzögerung seit Einführung der Rabattverträge bedeutet aber auch, dass Patienten, die diese Arzneistoffe benötigen, mehr als 7 Jahre vermeidbaren Arzneimittelrisiken ausgesetzt worden sind. Erfassung von Schmerz Der multidimensionale Charakter der Pathophysiologie des Schmerzes und die besonderen Voraussetzungen bei der Behandlung geriatrischer Patienten machen bereits die Erfassung von Schmerz und Schmerzstärke zu einer besonderen Herausforderung. Es gibt keine objektiven Kriterien zur Beurteilung wie beispielsweise die Spirometrie zur Erfassung von Einschränkungen der Respiration bei Atemwegserkrankungen. Daher sind zur Erkennung des subjektiven Symptoms Schmerz sowie zur Erfassung der Schmerzstärke eine ausführliche körperliche Untersuchung einschließlich einer detaillierten Anamnese sowie Hilfsmittel, wie verschiedene Typen von Schmerzskalen oder Fragebögen erforderlich. Diese Instrumente erfordern jedoch eine Kommunikation mit den Patienten und dies gilt auch für die Erfassung von Intensität, Lokalisation, Dauer, Charakter, Ausstrahlung und möglicherweise verschlimmernde Begleitfaktoren (4, 7). Insbesondere die Differenzierung zwischen nocizeptiven, neuropathischen und gemischten Schmerzformen ist wegen der sich daraus ergebenden Unterschiede bei der Pharmakotherapie sehr wichtig. Bei geriatrischen Patienten mit kognitiven Einschränkungen oder Demenz ist dies oft nicht möglich. Hier bietet sich die Verwendung von Algorithmen an, die das Verhalten der Patienten, eine Beurteilung durch die Pflegekräfte bzw. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Angehörigen sowie eine Auflistung der Art und des Verbrauchs von Analgetika und deren Effektivität beinhalten (12). Aber auch bei nicht kognitiv eingeschränkten geriatrischen Patienten erfordert die Erkennung und korrekte Erfassung von Schmerz besondere Maßnahmen (Tab. 1). Bei schwerer Arthrose und/oder Muskelschwäche kann die genaue Beobachtung von Auffälligkeiten beim Gang, beispielsweise Gangunsicherheiten wie Schwanken, Taumeln oder Schwierigkeiten Treppen zu steigen, geradeaus zu gehen oder die Balance im Stand zu halten, Hinweise auf bislang nicht erkannte Schmerzen geben (13). Alterspharmakologie Der Einsatz von Analgetika ist neben der Physiotherapie nach wie vor die beste Möglichkeit Schmerzen bei geriatrischen Patienten zu behandeln. Allerdings stellen die Veränderungen der physischen und psychischen Gegebenheiten bei geriatrischen Patienten und die sich daraus ergebenden Änderungen der pharmakologischen Eigenschaften der Analgetika höhere Anforderungen an die analgetische Pharmakotherapie. Dies betrifft sowohl die • • Pharmakokinetik (Effekte von Körperfunktionen auf Analgetika), als auch die Pharmakodynamik (Effekte der Analgetika auf Körperfunktionen). Pharmakokinetik Grundsätzlich kommt es bei alten und sehr alten Menschen zu deutlichen Veränderungen im Umgang des Körpers mit Analgetika (Abb. 2). Dies trifft für alle Stationen zu, die das Schicksal des Arzneistoffs im Körper bestimmen. Allerdings führen nicht alle altersbedingten Veränderungen zu einer therapeutisch relevanten Modifikation der pharmakokinetischen Parameter von Arzneistoffen (1). Resorption Bei alten und sehr alten Menschen kommt es regelhaft zu einer Verzögerung der Magenentleerung sowie einer Erhöhung der Transitzeit durch den Dünndarm. Beides kann die Geschwindigkeit der Resorption vermindern. Dies führt zu einerseits einer Verzögerung des - 203 - Wirkungseintritts von Analgetika und KoAnalgetika und andererseits zu einer Verstärkung peripherer Nebenwirkungen wie Obstipation (Weblink 15). Hinweise zur Erfassung von Schmerz und Schmerzstärke Einstufung von Schmerz als Vitalzeichen, welches der Patient am besten erfassen kann Beachtung von atypischen Schmerzzeichen bei geriatrischen Patienten, beispielsweise Einschränkungen des Gangs (siehe Text), Verwirrung, Agitation Verwendung von standardisierten Hilfsmitteln wie Fragebögen oder Schmerzskalen zur Einschätzung von Gang, Funktion, Affekt und Kognition Einbeziehung von Pflegepersonal bzw. Angehörigen bei unzureichenden Möglichkeiten mit den Patienten zu kommunizieren Erfassung aller Aspekte des Schmerzes wie die Art (nozizeptiv oder neuropathisch), das Erleben, die Intensität und Faktoren, die den Schmerz verstärken bzw. lindern Verwendung von standardisierten Hilfsmitteln zur Erfassung von Analgetika-Nebenwirkungen, insbesondere der Obstipation bei Opioiden Wiederholen der Erfassung von Schmerz und Schmerzstärke in regelmäßigen Abständen Tab. 1: Nähere Erläuterungen zu diesen Hinweisen finden sich im Text (modifiziert nach (7)) Verteilung Im Alter verändert sich Verteilungsvolumen von Arzneimitteln, weil Zusammensetzung der Verteilungsräume im Körper verändert ist. Alte Menschen weisen weniger Skelettmuskel und weniger gesamtes Körperwasser auf, während der Fettanteil deutlich ansteigt (14). Deshalb sinkt das Verteilungsvolumen mehr hydrophiler Arzneistoffe wie Morphin. Standarddosierungen können daher bei alten Menschen zu höheren Plasmakonzentrationen und stärkeren Wirkungen führen als bei jüngeren Menschen. Andererseits ist das Verteilungsvolumen von mehr lipophilen Arzneistoffen wie Fentanyl erhöht. Dies begünstigt Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten - 204 - Abb. 2: Wichtige pharmakokinetische Ursachen für ernsthafte pharmakotherapeutische Probleme bei geriatrischen Patienten. bei länger dauernder Gabe eine Akkumulation und bewirkt eine Verlängerung der Halbwertszeit und der Wirkdauer (15). Metabolismus. Grundsätzlich muss von einem reduzierten hepatischen Metabolismus im Alter ausgegangen werden, denn Größe und Durchblutung der Leber sind im Alter vermindert. Von besonderer Bedeutung für die therapeutische Sicherheit und Effektivität ist der oxidative Metabolismus (Phase I) durch die Cytochrom-P-450 (CYP) Enzymfamilie. Die wichtigsten CYP-Isoenzyme sind CYP1A2, CYP3A4, CYP2C9, CYP2C19, CYP2D6, und CYP2E1, wobei mehr als 50 % der Arzneistoffe durch CYP3A4 metabolisiert werden (16). Im Gegensatz dazu laufen Konjugationsreaktionen wie Glukuronidierung, Sulfatierung oder Acetylierung (Phase II) im Alter unverändert ab. Dabei können jedoch auch wirksame Metabolite entstehen, deren pharmakokinetische Eigenschaften sich von dem Ursprungs-Arzneistoff deutlich unterscheiden. So entsteht aus Morphin nicht nur das unwirksame und renal eliminierte 3Glukuronid, sondern auch Morphin-6Glukuronid (Weblink 16). Dieser trotz seiner Hydrophilie ZNS-gängige Metabolit ist 2-mal stärker wirksam als Morphin selbst und liegt wegen der 2,5-fach längeren Halbwertszeit in 5-mal höherer Plasmakonzentration vor (17). Mit zunehmender Einschränkung der Nierenfunktion, die sich im Alter regelhaft entwickelt (s.u.), kumuliert Morphin-6Glukuronid und damit auch dessen Wirkung, so dass es möglicherweise zu Intoxikationen kommen kann. Bei Niereninsuffizienz kann die Halbwertszeit bis zu 20-fach länger sein (18, 19). Es gibt einige Hinweise dafür, dass im Alter die Aktivität von CYP1A2 und CYP2C19 reduziert, die von CYP3A4 und CYP2C9 unverändert bis reduziert und die von CYP2D6 meist unverändert ist (1). Allerdings ist die die Datenlage unklar und teils widersprüchlich und die Effizienz der Metabolisierung ist bei alten und sehr alten Menschen nur schlecht vorhersagbar. Ein wichtiger Grund hierfür sind auch Polymorphismen bei CYPEnzymen, die den Metabolismus von Arzneistoffen sowohl beschleunigen als auch hemmen und somit die Wirkung abschwächen oder zu Intoxikationen führen können (20). Hinzu kommt, dass die im Alter zunehmende Polypharmakotherapie einen deutlichen Anstieg von Arzneistoffinteraktionen nach sich zieht, die Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten häufig auf der gegenseitigen Beeinflussung des Metabolismus beruhen und deren Folgen bei alten und sehr alten Menschen oft ernsthafter ausfallen als bei jüngeren Menschen (21). Der hepatische Metabolismus von Arzneistoffen dient im Allgemeinen dazu, die Substanzen hydrophiler und damit für eine renale Elimination besser verfügbar zu machen. Es gibt jedoch auch viele als „Prodrugs“ bezeichnete Arzneistoffe, die erst über den hepatischen Metabolismus durch CYP-Enzyme in einen wirksamen Metaboliten überführt werden. Innerhalb der Gruppe der Opioide betrifft das vor allem die schwächer wirksamen Substanzen Codein, Dihydrocodein, Tramadol und Tilidin, die in Deutschland häufiger eingesetzt werden als die stark wirksamen Opioide (Abb. 3). Die so entstandenen aktiven Metabolite werden durch weitere CYP-Enzyme abgebaut. • • • • Codein über CYP2D6 zu wirksamem Morphin, über CYP3A4 zu unwirksamem Norcodein, Dihydrocodein über CYP2D6 zu wirksamem Dihydromorphin, über CYP3A4 zu unwirksamem Nordihydrocodein Tramadol über CYP2D6 zu wirksamem ODesmethyltramadol über CYP2B6 und CYP3A4 zu unwirksamem N-Desmethyltramadol Tilidin über CYP3A4 zu wirksamem Nortilidin, über CYP3A4 zu unwirksamem Bisnortilidin Eine Ausnahme macht Tilidin, welches über CYP3A4 sequentiell erst zu Nortilidin und dann zu Bisnortilidin demethyliert wird, wobei eine Hemmung von CYP3A4, beispielsweise durch Ritonavir, zur Akkumulation von Nortilidin führt (22). Dagegen scheint eine Beteiligung von CYP2C19 entgegen früherer Vermutungen keine Rolle zu spielen. Bei den stark wirksamen Opioiden, die in Deutschland in der ambulanten Versorgung häufig eingesetzt werden (Abb. 3), spielt die hepatische Metabolisierung nur im Fall von Buprenorphin und Fentanyl - 205 - eine Rolle. Das Thebainderviat Buprenorphin wird hauptsächlich über CYP3A4 durch N-Dealkylierung zu unwirksamen Metaboliten abgebaut (23, 24). Auch Fentanyl wird durch CYP3A4 metabolisiert (25). Insgesamt gesehen ist also das Potential für Arzneimittelinteraktionen bei allen schwachen Opioiden sowie bei Buprenorphin und Fentanyl als erheblich anzusehen. Dies muss bei der Therapie mit diesen Arzneistoffen besonders bei geriatrischen Patienten unbedingt beachtet werden, denn bei dieser Patientengruppe treten symptomatische und teilweise folgenschwere Interaktionen deutlich gehäuft auf (21). Elimination. Die Elimination von Arzneistoffen unterliegt während des Alterns schon bei Gesunden zunehmenden Einschränkungen. Im Alter entstehen strukturelle Änderungen, die vor allem die Glomeruli, die Tubuli und das renale Blutgefäßsystem betreffen (26). So sinkt die glomeruläre Filtrationsrate bei über 70-jährigen um 25-50 % bzw. auf unter 60 ml/min/1,73 m2 (27). Häufige Begleiterkrankungen wie Hypertonie und Diabetes mellitus Typ II beeinträchtigen die Nierenfunktion zusätzlich. Daher ist die korrekte Einschätzung der Nierenfunktion bei geriatrischen Patienten besonders wichtig. Allerdings beruhen solche Einschätzungen zumeist auf dem routinemäßig erhobenen Plasmaspiegel von Kreatinin (in mg/dl), welcher dann mithilfe der Cockcroft-Gault Formel in die Kreatinin-Clearance umgerechnet wird. Ein anderes derzeit in Australien und England favorisiertes Verfahren beruht auf der neueren MDRD Formel (Modification of Diet in Renal Disease Study Group) Formel. Beide Formeln können jedoch die wahre glomeruläre Filtrationsrate bei alten und sehr alten Menschen deutlich überschätzen (28). Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass der Plasmaspiegel von Kreatinin nicht nur von der Nierenfunktion sondern auch von der Bildungsrate im Skelettmuskel abhängt. Da die Skelettmuskelmasse im Alter deutlich abnimmt, kann die Einschätzung der Nierenfunktion über Plasma-Kreatinin besser erscheinen als sie in Wirklichkeit ist. So können im höheren Lebensalter trotz nachgewiesener chronischer Nierenerkrankung normale Plasmaspiegel Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten von Kreatinin vorliegen (28). Dieser Umstand ist auch bei der Pharmakotherapie mit Opioiden von Bedeutung, beispielsweise bei Morphin (s.o.). Abb. 3: Marktbedeutung nach der wichtigsten schwachen (obere Abbildung) und starken (untere Abbildung) Opioide in Deutschland im Jahr 2010. Dargestellt sind die über die gesetzliche Krankenversicherung erstatteten jeweiligen definierten Tagesdosen. Mit Ausnahme des vorwiegend als Pflaster eingesetzten Fentanyl handelt es sich hauptsächlich um orale Zubereitungen. Der Anteil von Morphinverordnungen innerhalb der BTM-pflichtigen Opioide beträgt lediglich 12,7 %. Insgesamt werden schwache Opioide (230,5 Millionen Tagesdosen) deutlich häufiger verordnet als BTMpflichtige Opioide (147,6 Millionen Tagesdosen, Daten aus (29)). Pharmakodynamik Opioide sind Arzneistoffe, deren Effekte durch eine Dämpfung der Neurotransmission zustande kommen, die auf der Aktivierung der verschiedenen Opioidrezeptoren beruht (Weblink 16). Dies gilt sowohl für zentral vermittelte Wirkungen wie Anal- - 206 - gesie, Atemdepression, Euphorie, Miosis oder Suchtentwicklung, als auch für peripher vermittelte Wirkungen wie die Verminderung der Peristaltik im Gastrointestinaltrakt und die sich daraus u.a. ergebende Obstipation. Grundsätzlich reagieren alte Menschen eher sensitiver auf Arzneistoffe, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (30). Ganz ähnlich verhält es sich auch mit peripher vermittelten Wirkungen im Gastrointestinaltrakt. Demnach spielen altersbedingte Änderungen der Pharmakodynamik bei Opioiden eine Rolle. Interessanterweise ist in Studien mit Alfentanil, Fentanyl und Remifentanil nicht der analgetische sondern der narkotische Effekt nach intravenöser Applikation der Opioide gemessen worden (31, 32). Dies erfolgte mittels Elektroenzephalogramm (EEG) über das Auftreten der für den Tiefschlaf typischen Delta-Wellen. Ältere Menschen zeigten eine höhere Empfindlichkeit gegenüber den Effekten der Opioide. Da die mittlere Zeit bis zum Auftreten der Delta-Wellen nach Beginn der Infusion nur wenige Minuten betrug, sind pharmakokinetische Effekte eher unwahrscheinlich. Auf welchen Mechanismen diese höhere Empfindlichkeit alter Menschen gegenüber Opioiden beruht ist nicht bekannt. Therapeutische Aspekte Analgetika wie Paracetamol, nicht steroidale (anti-inflammatorische) Antirheumatika (NSAR, NSAID) und Opioide sind vor allem bei nocizeptivem Schmerz wirksam, während bei neuropathischem Schmerz Adjuvantien, beispielsweise Antidepressiva wie Amitriptylin oder Antiepileptika wie Gabapentin als Kombinationspartner hilfreich sind. Daher setzt eine adäquate Schmerztherapie auch eine entsprechend detaillierte Erfassung der Art und Stärke des Schmerzes voraus (Tab. 1). Da es viele verschiedene Applikationsformen für Analgetika gibt, ist auch die Wahl der richtigen Arzneiform von Bedeutung. Bei geriatrischen Patienten sollte immer die am wenigsten invasive Applikationsmöglichkeit gewählt werden. Angesichts der genannten Besonderheiten der Pharmakologie bei geriatrischen Patienten (s.o.) ist auch eine vorsichtige Titration bis zu der Dosis mit ausrei- Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten chendem analgetischen Effekt erforderlich. Dies trifft auch auf die Auswahl der jeweiligen Gruppen von Analgetika nach dem Stufenschema für die Schmerztherapie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu (Abb. 4). Dieses ursprünglich für die Therapie von Tumorschmerz etablierte Schema wird inzwischen auch für die Therapie von Schmerz anderer Ursache bei geriatrischen Patienten empfohlen (4, 7, 33). Andererseits sind trizyklische Antidepressiva und NSAR vor allem wegen der Nebenwirkungen für eine längerfristige Anwendung bei geriatrischen Patienten nicht geeignet (Tab. 2, Weblink 15). Nicht-Opioide Analgetika Auch wenn NSAR zu der weltweit am häufigsten eingesetzten Gruppe von Arzneistoffen gehört, dürfen diese Analgetika nur mit besonderer Vorsicht und nur für kurze Zeit bei geriatrischen Patienten eingesetzt werden. Gründe hierfür sind vor allem die Nebenwirkungen dieser Substanzgruppe wie gastrointestinale Blutungen, Magen-Darm-Ulcera, Übelkeit und Niereninsuffizienz einschließlich akutem Nierenversagen (Tab. 2, Weblink 15) (4, 34). Neuere Daten zeigen zudem, dass nicht nur die Coxibe sondern die gesamte Substanzgruppe mit Ausnahme von Naproxen zu einer signifikan- - 207 - ten Erhöhung des relativen Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse führt (35). Es ist davon auszugehen, dass die Erhöhung dieses Risiko geriatrische Patienten stärker betrifft als jüngere Menschen. Alternativ sollte Paracetamol, ein mehr zentral wirksames Analgetikum ohne anti-inflammatorische Eigenschaften (Weblink 17), bevorzugt werden (4, 33). Paracetamol weist zwar nicht eine so große antinocizeptive Wirkstärke auf, lässt sich jedoch gut mit Opioiden kombinieren, verstärkt deren analgetische Wirkung und kann damit auch zur Einsparung von Opioiden beitragen. Die Substanz wird hepatisch metabolisiert und hauptsächlich renal eliminiert. Allerdings löst Paracetamol in höheren Dosierungen hepatotoxische Effekte aus. Daher müssen schon bei gesunden Erwachsenen eine Einzelhöchstdosis (1 g), eine Tageshöchstdosis (4 g) und ein minimales Dosierungsintervall (4-6 h) eingehalten werden. Bei vorliegender Einschränkung der Funktion von Nieren und Leber muss eine Dosisreduktion vorgenommen werden. Dies gilt beispielsweise bei Diabetikern, zu viel Alkohol (Alkoholkonsum erfragen!), chronischer Hepatitis oder bei Erkrankungen wie Epilepsie oder Tuberkulose, deren Pharmakotherapie eine Enzyminduktion bewirkt (Weblink 17). Abb. 4: Stufenschema zur Therapie von Tumorschmerz der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Im Fall von Schmerz sollte umgehend eine orale Gabe von Analgetika in der dargestellten Reihenfolge und Kombination eingeleitet werden. Um Schmerzfreiheit zu erhalten, sollten die Analgetika nach einem festgelegten Dosierungsintervall und nicht nach Bedarf eingenommen werden. Dieses Schema der Gabe des richtigen Analgetikums zur richtigen Zeit und in der richtigen Dosierung ist zu 80-90 % effektiv“ (Text nach WHO, Weblink 20,*Ko-Analgetika sind Arzneistoffe, die das Schmerzgeschehen günstig beeinflussen, ohne selbst eine analgetische Wirkung auszulösen. Wichtige Arzneistoffe sind Antikonvulsiva wie Gabapentin und das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin) Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut (auch im Rahmen einer Selbstmedikation) ist ebenfalls Vorsicht geboten. Im Allgemeinen werden dabei eine Halbierung der genannten Höchstdosierungen und/oder eine Verlängerung des minimalen Dosierungsintervalls auf 6-8 h empfohlen. Ähnliches gilt auch für geriatrische Patienten, bei welchen eine Tagesdosis von 2 g nicht überschritten werden sollte (4). Als weitere Alternative könnte, allerdings nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung, auch Metamizol eingesetzt werden, welches ebenso wie Paracetamol keine antiinflammatorischen Eigenschaften aufweist (Weblink 15). Opioide Im Gegensatz zu den NSAR bestehen mit Ausnahme von Pethidin (Tab. 2, Weblink 15) keine grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich der Toxizität. Allerdings existieren nur wenige Studien zur Effektivität bei geriatrischen Patienten und nur über einen kurzen Zeitraum hinweg, so dass die Datenlage hinsichtlich der Nutzen-Risiko-Relation bei länger dauernder Therapie unzureichend ist (33). Opioide werden bei geriatrischen Patienten oft eingesetzt, weil sie sich in kleinen Studien an geriatrischen Patienten mit muskulo-skeletalen Schmerzen einschließlich Osteoarthritis und Rückenschmerz sowie ebenfalls bei neuropathischen Schmerzen wie diabetischer Neuropathie oder einer Herpes Zoster Neuralgie als effektiv erwiesen haben (33). Angesichts der Veränderungen von Pharmakokinetik und Pharmakodynamik im Alter (s.o.) sollten Opioide grundsätzlich vorsichtig titriert und eng an den Bedarf der Patienten orientiert eingesetzt werden. Dies erfordert nicht nur eine korrekte Erfassung von Schmerzstärke und Schmerzart sondern auch eine engmaschige Überwachung der Therapie, insbesondere hinsichtlich der Notwendigkeit langwirksame Opioide einzusetzen. Eine Studie an 10.372 Heimbewohnern mit einen Durchschnittsalter >80 Jahre und ohne Demenzen oder Kommunikationsprobleme ergab, dass langwirksame Opioide eine relativ sichere und wirksame Option zur Behandlung von Schmerzen sind, die nicht durch Tumore ausgelöst werden (36). Dabei fanden sich jedoch nur grenzwertig signifikante Unterschiede zu kurzwirksamen Opioiden und der Anteil der 3.669 Patienten, deren - 208 - Daten in der Studie ausgewertet wurden und die langwirksame Opioide erhalten hatten, betrug insgesamt nur 3,3 %. Gehäuft und verstärkt auftretende Nebenwirkungen von Analgetika und Ko-Analgetika bei geriatrischen Patienten Antidepressiva (trizyklisch) Hypotonie Mundtrockenheit Obstipation Miktionsstörungen Anorexie Nervosität/Verwirrtheit Schlaflosigkeit Förderung der Entwicklung und Progression einer Demenz Nichtsteroidale Antirheumatika gastrointestinale Blutungen Magen-Darm-Ulcera Übelkeit Niereninsuffizienz (einschließlich akutem Nierenversagen) arterielle Thrombosen (Myokardinfarkt, Schlaganfall schwache Opioide Obstipation Übelkeit, reduzierte Krampf schwelle, Verwirrung (Tramadol) starke Opioide Obstipation Delir und Stürze (Pethidin) Tab 2: Verkürzte Darstellung von gehäuft und/oder verstärkt auftretenden Nebenwirkungen von Analgetika und KoAnalgetika bei geriatrischen Patienten (4, 33-35). Die Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen kann sich im Verlauf der Therapie mit Opioiden ändern. Während manche Nebenwirkungen wie Sedierung, Übelkeit und Erbrechen besonders während der Ersteinstellung und DosisEskalation auftreten, bleibt die Obstipation davon unberührt und muss mit Laxantien behandelt werden. Die Obstipation beruht auf der Aktivierung neuronaler Opioidrezeptoren im Meissner Plexus und Auerbach-Plexus in der Darm- Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten wand (Weblink 18). Daher ist es möglich die Obstipation durch orale Gabe von Opioidrezeptor-Antagonisten zu lindern, die nicht im zentralen Nervensystem verfügbar sind. Zu diesen Arzneistoffen gehören retardiertes Naloxon, Methylnaltrexon und Almivopan. Weitere Nebenwirkungen, die während der Therapie mit Opioiden immer berücksichtigt werden müssen, sind Benommenheit und Schwindel, denn es besteht immer die Gefahr von Stürzen und daraus folgenden starken Einschränkungen der Mobilität bis hin zur Pflegebedürftigkeit (37). Dagegen werden kognitive Funktionen mit Ausnahme der Ersteinstellung oder Dosis-Eskalation kaum beeinträchtigt. Auch die Gefahr einer Suchtentwicklung bei einem therapeutisch korrekten Einsatz der Opioide ist relativ gering (33). Schwache und starke Opioide sind Bestandteil des WHO Stufenschemas zur Schmerztherapie. Ihr Einsatz bei geriatrischen Patienten erfordert jedoch die - 209 - Beachtung der Veränderungen von Pharmakokinetik und Pharmakodynamik im Alter (Tab. 3). Von besonderer Bedeutung dabei sind Veränderungen der Plasmaspiegel der Opioide und deren Metabolite, die durch Interaktionen mit anderen Arzneistoffen hervorgerufen werden können (s.o.). Dies betrifft vor allen die schwachen Opioide Codein, Dihydrocodein, Tramadol und Tilidin sowie die starken Opioide Buprenorphin und Fentanyl, bei welchen das Interaktionspotential aufgrund der hepatischen Metabolisierung erheblich ist. Diese Opioide sind daher bei Patienten mit Polypharmakotherapie weniger gut geeignet, können aber bei sorgfältiger Überwachung dennoch eingesetzt werden. Eine ähnliche Problematik liegt bei Leber- und/oder Niereninsuffizienz vor (4, 33). So akkumulieren die beiden Metabolite Morphin-6-Glukuronid und Morphin-3-Glukuronid bei Einschränkungen der Nierenfunktion und können so zu gefährlichen Überdosierungen führen. Hinweise für die Therapie mit Opioiden bei geriatrischen Patienten vorsichtige Titration bis zur benötigten Dosierung, mit niedriger Dosis beginnen und Dosis nur langsam steigern („start low, go slow, keep low“) auf bekannte Nebenwirkungen wie Verwirrung, Übelkeit und Sedierung vor allem bei Initiierung und Dosis-Eskalation achten und diese gegebenenfalls behandeln Obstipation beachten und durch Laxantien oder nicht im ZNS verfügbare Opioidrezeptor-Antagonisten vorbeugen bzw. behandeln Therapieverlauf engmaschig kontrollieren, insbesondere auf Nebenwirkungen und Interaktionen achten bzw. diesen vorbeugen Interaktionsprüfung bei jeder Neuverordnung und jedem Selbstmedikationswunsch, auch bei Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme verordneter sedierend wirkender Arzneimittel (Abgabehinweise sind wichtig) Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme sedierend und/oder anticholinerg wirksamen Selbstmedikationsarzneimittel (z.B. Diphenhydramin, Doxylamin, cave: Alkoholgehalt in Säften/Tropfen) Vorsicht bei der Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac oder ASS (cave: akutes Nierenversagen, Ulcera, Magen-Darm-Blutungen) ausführliche Hinweise zu Dosierung und Dosierungsintervall an Patienten und Angehörige bzw. Pflegekräfte geben (z.B. große Schriftgröße wählen!) Applikationshilfen wie Tablettenteiler, Schraubdeckelöffner und Sortierkästen für orale feste Arzneiformen anbieten Tab. 3: Hinweise für die Therapie mit Opioiden bei geriatrischen Patienten. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten Deshalb gilt Morphin bei geriatrischen Patienten als weniger gut geeignet als beispielsweise Hydromorphon oder Buprenorphin (33, 38). Fentanyl ist etwa 75-100-Mal stärker wirksam als Morphin und eignet sich daher weniger für die Initiierung einer Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten. Die genannten Gefahren einer Therapie mit Opioiden bei geriatrischen Patienten müssen auch vor dem Hintergrund der begrenzten Kontrollmechanismen in der ambulanten Versorgung, der größeren Empfindlichkeit alter Patienten gegenüber den Wirkungen der Opioide, der häufigen Überschätzung der Nierenfunktion, der Häufigkeit des Vorkommens einer Einschränkung der Nierenfunktion sowie der Häufigkeit von Polypharmakotherapie und Arzneimittel-Interaktionen betrachtet werden. Es besteht allerdings kein Grund bei geriatrischen Patienten eine Therapie mit Opioiden einzuschränken oder diese den Patienten vorzuenthalten. Wichtig bleiben eine individuelle abgestimmte - 210 - Auswahl von Wirkstoff und Dosierung des Opioids sowie eine engmaschige Überwachung der Therapie (Tab. 3). Fazit Bei geriatrischen Patienten wird Schmerz trotz des sehr häufigen Vorkommens oft nicht richtig erkannt bzw. eingeschätzt und oft auch nicht adäquat therapiert. Zur Behandlung sind Paracetamol, mit Einschränkungen Metamizol und die Opioide gut geeignet. Dagegen sollten NSAR wegen ihrer höheren Toxizität bei dieser Patientengruppe vermieden bzw. nur sehr kurzfristig und mit großer Vorsicht eingesetzt werden. Innerhalb der Gruppe der Opioide müssen bei der Therapie die Veränderung der Pharmakokinetik und der Pharmakodynamik bei alten Menschen unbedingt beachtet werden, insbesondere bei Polypharmakotherapie oder vorliegenden Einschränkungen der Funktion von Leber und Nieren. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2014;8(6):197-214 Opioid-Therapie bei geriatrischen Patienten - 211 - Erklärung zu Interessenkonflikten Der Autor erhielt Forschungsgelder1 sowie dienstlich genehmigte Beratungs-2 und Referentenhonorare3 von den Arzneimittelherstellern: Actavis1, Boehringer3, Mundipharma3, Schwarz Pharma1 (heute UCB), Pfizer1,2 und Shire1 Weblinks 1) Bundesministerium des Inneren, Informationsbroschüre „innenpolitik“, Ausgabe „Spezial Demografie“, Zugriff am 22.11.2014 http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/2013/Innenpolitik_demografie.html?nn=3316956 2) Webseiten des „United States Census Bureau“, Zugriff am 1.12.2014 http://www.census.gov/newsroom/releases/archives/aging_population/cb10-72.html 3) Kojda G. Antihypertensive Pharmakotherapie bei geriatrischen Patienten. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2013;7(5):145-158 (5. 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