Carlos Salgado, 20 Jahre NLP - Erfahrung NLP – METHODENKOFFER ODER EINSTELLUNGSSACHE? 1 Themen dieses Webinars • • • • • Kommunikation auf Augenhöhe Empathie und Wertschätzung entfalten Toleranz und Akzeptanz erfahren Leid und Freude – Freunde oder Feinde? Persönlichkeitsentwicklung - nicht nur mit NLP MENSCHENBILD UND NLP Herausforderung und Konsequenzen 3 Menschenbild - NLP • Thesen • Das Menschenbild eines Menschen, beeinflusst seine Herangehensweise ans NLP. • Das eigene Menschenbild ist meistens nicht bewusst. • Menschen mit unterschiedlichen Menschenbildern haben mehr Spannungen in ihren Beziehungen als Menschen mit gleichem oder ähnlichem Menschenbild. Einleitung „Halte ich meine Mitarbeiter für Tiere oder wirklich für Menschen?“ Götz Werner Chef der Drogeriemarktkette dm, im Interview mit der WirtschaftsWoche (40/2006). Führungskräfte in deutschen Betrieben sprechen oft Sätze wie „die muss man auf Trab bringen“ oder „der funktioniert nicht richtig“. Auch wenn diese Aussagen unbedacht gemacht werden, lassen sie das dahinter liegende Menschenbild erkennen. Die einen denken tatsächlich, die Mitarbeiter wären wie Pferde, die man antreibt und antraben lässt. Andere halten Mitarbeiter für einen Produktionsfaktor, wie eine Maschine und sprechen unbewusst von „funktionieren“ als gäbe es Stellschrauben am Menschen, an denen nur richtig gedreht werden muss. Führungskräfte sind sich in der Regel nicht bewusst nach welchem Menschenbild sie ihre Mitarbeiter führen. Oft ist das eigene Menschenbild über Jahre entstanden, ohne dies zu bemerken. Manche Führungskräfte verhalten sich in verschiedenen Situationen bzw. Kontexten so, als hätten sie unterschiedliche Vorstellungen vom Menschen. Begriffsdefinition: Menschenbild • Was ist ein Menschenbild? Was ist der Mensch? • Funktion eines Menschenbildes • Menschenbilder in der Antike • Erkundung des Menschenbildes Was ist ein Menschenbild? Was ist der Mensch? Unter einem „Menschenbild“ versteht man in der Psychologie das Set an Grundannahmen darüber, was den Menschen ausmacht, welche den unterschiedlichen Theorien zugrunde liegen. Diese können sowohl implizit als auch explizit sein. Implizit deshalb: nicht immer werden diese Grundannahmen explizit benannt oder gar bewusst diskutiert. Menschenbild, als gebräuchlicher Begriff in der philosophischen Anthropologie bedeutet das Bild, das ein Mensch vom Wesen eines Menschen hat. 7 Funktion eines Menschenbildes Menschenbilder können unterschiedliche Funktionen haben, zum einen können sie eine kritische oder eine bestätigende Funktion haben. In manchen Fällen können Menschenbilder auch eine utopisch-konstruktive Funktion erfüllen. Im Falle dieses Tagesseminars sollen Menschenbilder helfen, Unterschiede im Umgang mit NLP bewusst zu machen. 8 Menschenbilder in der Antike Bereits Platon und später sein Schüler Aristoteles beschrieben in vielen Schriften den Menschen und lieferten somit implizit ein Menschenbild. Der Mensch soll sein Handeln an Ideen ausrichten, so Platon. Er schrieb auch, dass der Mensch die Möglichkeit hat, die „wahre“ Wirklichkeit zu erkennen. Somit beschreibt er ein Bild des Menschen, in dem der Mensch erkenntnisfähig ist. Bildquelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Sanzio_01_Plato_Aristotle.jpg&filetimestamp=20050313200728 9 Erkundung des Menschenbildes Das Menschenbild eines Menschen kann durch ein Interview erfragt werden. Es geht dabei zum Beispiel um folgende Fragen: •Gibt es einen Unterschied zwischen Mensch und Tier? •Falls ja, worin liegt dieser? •Was macht ein menschliches Wesen zu einem Menschen? •Was macht den Menschen aus? •Wo liegen die Grenzen in der menschlichen Entwicklung? •Sollte Entwicklung überhaupt ein menschliches Ziel sein? •Gibt es so etwas wie menschliche Werte? •Sind alle Menschen gleich? •Sollen alle Menschen gleiche Rechte haben? Drei Menschenbilder im Detail • Homo-oeconomicus-Menschenbild • Behavioristisches Menschenbild • Humanistisches Menschenbild Menschenbilder Struktur der Vorstellung der einzelnen Menschenbilder •Historische Einordnung •Vertreter •Zentrale Begriffe und Hauptthesen •Glaubenssätze des NLP-Anwenders •Auswirkung auf Didaktik und Methodik im NLP-Training Homo-oeconomicus-Menschenbild Historische Einordnung • 17. -19. Jahrhundert Vertreter • Adam Smith Zentrale Begriffe und Hauptthesen • • • • Rationalität Der Mensch handelt zweckrational (Ziel/Mittel). Der Mensch verfügt über vollkommene Information der Bedingungen, Möglichkeiten und Folgen des Handelns (Besitz und Nutzung). Zielsetzung des Menschen ist die Maximierung des eigenen Nutzens bei Minimierung des Aufwands (Minimax-Prinzip / Ökonomisches Prinzip). Homo-oeconomicus-Menschenbild Glaubenssätze des NLP-Anwenders • • • • • Menschen müssen informiert werden. Menschen können durch Leistungsanreize motiviert werden. Menschen können mit logischen Argumenten überzeugt werden. Menschen sind berechenbare Wirtschaftsfaktoren. Menschen brauchen Struktur und Klarheit um zu lernen Homo-oeconomicus-Menschenbild Auswirkung auf Didaktik und Methodik im NLP-Training • • • • Seminaranbieter und Trainer informieren sachlich und strukturiert über die Aufgaben des Teilnehmers. Der Trainer findet heraus, welche Ziele der Teilnehmer hat und verknüpft die Inhalte des Seminars mit den Zielen des Teilnehmers. Der Trainer argumentiert sachlich in schwierigen Situationen und überzeugt so den Teilnehmer weiter aktiv am Seminar teilzunehmen. Wenn der Trainer strukturiert, logisch und sachlich trainiert und es versteht, die Lernziele des Trainings (Seminar, Ausbildung) mit den Zielen des Teilnehmers zu verknüpfen, dann ist die Mitarbeit durch den Teilnehmer abgesichert. Behavioristisches Menschenbild Historische Einordnung •Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu den 50er Jahren Vertreter •Edward Lee Thorndike ("Gesetz der Wirkung„) •Iwan Petrowitsch Pavlov (Konditionierung) (1904 den Nobelpreis) •John B. Watson (Reiz und Reaktion) •Burrhus Frederic Skinner (Skinner-Box) Behavioristisches Menschenbild Zentrale Begriffe und Hauptthesen •Verhalten •Reiz-Reaktion •Verstärkung, Löschung, Bestrafung •Verhalten ist beliebig veränderbar •Es ist legitim Menschen, zu verändern. Behavioristisches Menschenbild Glaubenssätze des NLP-Anwenders •Das Verhalten von Menschen kann durch Lob verstärkt und durch Bestrafung geschwächt werden. •Menschen können durch Training so geschult werden, so das diese dann ihre Aufgaben gut erfüllen. •Jeder kann jedes Verhalten erlernen. •Mit der richtigen Technik bzw. Format, ist jedes Verhalten beliebig veränderbar. Behavioristisches Menschenbild Auswirkung auf Didaktik und Methodik im NLP-Training •Es werden Ziele gesetzt, die an bestimmten Verhaltensweisen gemessen werden. Diese sind sozusagen konkret wahrnehmbar. •Misserfolg eines Menschen (Teilnehmer, Coachee) führt zur Teilnahme an einem Verhaltenstraining (richtig führen, richtig verkaufen, richtig überzeugen usw.) •Training und Coaching werden zur Integration von neuem Verhalten genutzt. •Im Training gibt es Verhaltensregeln. Humanistisches Menschenbild Historische Einordnung 50er Jahre des 20. Jahrhunderts •Vertreter – Carl Rogers (Aktives Zuhören) – Fritz Perls (Gestalt) – Abraham Maslow (Bedürfnispyramide) – Ruth Cohn (TZI) Humanistisches Menschenbild Zentrale Begriffe •Autonomie •Entwicklung •Erfahrung – Selbstkonzept (Wahrnehmung und Wissen um die eigene Person) •Akzeptanz (Wertschätzung) •Empathie (Einfühlungsvermögen) •Kongruenz (Authentizität) Humanistisches Menschenbild Hauptthesen •Menschen sind eine Ganzheit von Körper, Geist und Seele. •Menschen können sich entwickeln. •Entwicklung wird beeinflusst von Selbstkonzept und Erfahrung. •Probleme entstehen, wenn die Entwicklung blockiert ist. •Entwicklung wird durch die drei Variablen, Wertschätzung, Empathie Kongruenz unterstützt. •Zentraler Wert: Autonomie •Menschen entwickeln sich autonom (werden nicht konditioniert). •Aufgabe: Autonomie (eigene und die des anderen) akzeptieren und unterstützen. Humanistisches Menschenbild Glaubenssätze des NLP-Anwenders •Der Mensch wird als ganzes Wesen wahrgenommen, mit all seinen Bedürfnissen. •Persönlichkeitsentwicklung spielt eine große Rolle, diese Entwicklung wird durch entsprechende Angebote unterstützt. •Trainer und Coaches unterstützen die Entwicklung der Menschen durch Wertschätzung, Empathie und Kongruenz. •Feedback wird so eingesetzt, das der Mensch sein Selbstkonzept weiterentwickelt. •NLP-Anwender verfügen über Gesprächsführungskompetenzen, um den Menschen entsprechend zu begleiten. Humanistisches Menschenbild Auswirkung auf Didaktik und Methodik im NLP-Training •In Gesprächen achtet der Trainer auf die Autonomie des Teilnehmers, erfragt Erfahrungen und das Selbstkonzept des Teilnehmers, mit dem Ziel den Menschen bestmöglich in seiner Entwicklung zu unterstützen. •Wenn Störungen (Konflikte) entstehen, reagiert der Trainer, je nach Situation, mit angemessener Wertschätzung, Empathie, Kongruenz und unterstützt so die Auflösung der Blockade in der Entwicklung des Teilnehmers. •Der Trainer schafft in seinen Trainings Raum für Wertschätzung und Entwicklung, achtet dabei auf die eigene Autonomie und verstrickt sich nicht mit dem Teilnehmer. Modell der maximalen Autonomie 25 VORANNAHMEN DES NLP • • • • • • • Wir alle sind einzigartig und erleben die Welt auf unterschiedliche Weise. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigene Art zu sein. Eine Landkarte, d.h. ein „Modell der Welt“, spiegelt nicht punktgenau ein konkretes Gebiet wider, sondern vielmehr dessen Struktur. Darin liegt ihre Brauchbarkeit begründet. Unsere geistige Einstellung beeinflusst unser psychisches und physisches Wohlbefinden. Ebenso kann das, was wir tun, auch unser Denken verändern. Jedes Verhalten ist Kommunikation. Auch Schweigen. Nonverbales Verhalten beeinflusst die Wirkung einer Botschaft. Die Bedeutung von Kommunikation ergibt sich aus der Reaktion, die sie hervorruft– nicht aus der Absicht des Senders. Menschen orientieren sich bei ihrem Handeln an Vorstellungen, ihrer „geistigen Landkarte“, und nicht an der Welt selbst. Geist, Körper und Umwelt bilden ein einheitliches System. VORANNAHMEN DES NLP • • • • • Wahlmöglichkeiten sind besser als keine Wahlmöglichkeiten. Menschen sind nicht neurotisch, verrückt oder gebrochen. Sie treffen stets die beste Wahl aus dem, was ihnen an Optionen zur Verfügung steht. Sie funktionieren in ihrem „Modell der Welt“. Jedes menschliche Verhalten ergibt einen Sinn, wenn es im Kontext der „geistigen Landkarte“ der betreffenden Person gesehen wird. Die Schwierigkeit besteht i.d.R. nicht darin, dass Menschen die falsche Wahl treffen, sondern dass ihnen nicht genügend Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Das flexibelste System-Element kontrolliert das System (vgl. kybernetisches „Gesetz der erforderlichen Vielfalt“). Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg. VORANNAHMEN DES NLP • • • • • • Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht. Jedes Verhalten ist in einem bestimmten Kontext nützlich. Menschen besitzen bereits alle Ressourcen, die sie für eine Veränderung benötigen. Es gibt kein Versagen, es gibt nur Feedback. Wenn das, was du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes. Alles, was ein Mensch kann, ist erlernbar. Alles ist erreichbar, wenn die Aufgabe in hinreichend kleine Schritte unterteilt wird. EBENEN DES LERNENS UND DER VERÄNDERUNG VISION BERUFUNG AUFGABE SINN IDENTITÄT Die höheren Ebenen bestimmen die tieferen Ebenen GLAUBENSSÄTZE / WERTE FÄHIGKEITEN Der Sinn dahinter, der größere Zusammenhang Wofür? Für was? Für wen? Rolle und Selbstverständnis Wer? Glaubenssätze über sich selbst und Andere; Erklärungen, Interpretationen, Regeln Warum? Wozu? Pläne, Strategien, Fertigkeiten Wie? VERHALTEN Alle beobachtbaren Verhaltensweisen, Handlungen, Automatismen und Reaktionen Was? UMGEBUNG Äußere Bedingungen, Orte, Dinge, Menschen, Informationen Wann? Wo? EBENEN DES LERNENS UND DER VERÄNDERUNG VISION BERUFUNG AUFGABE SINN IDENTITÄT GLAUBENSSÄTZE / WERTE FÄHIGKEITEN VERHALTEN UMGEBUNG 30 Literatur Pervin, Lawrence A. (2005): Persönlichkeitstheorien, 3., neubearbeitete Auflage. Stuttgart: UTB, Ernst Reinhardt Verlag München und Basel. Skinner, Burrhus Frederic (1978): Was ist Behaviorismus? (dt. Fassung von: About Behaviorism). Reinbek: Rowohlt. Gordon, Thomas (2005): Managerkonferenz, Effektives Führungstraining in aktualisierter Neuausgabe. München: Heyne-Verlag. Buber, Martin. (2009): Das dialogische Prinzip, 11. Auflage, Gütersloher Verlagshaus.