P 673 Depression und kognitive Defizite bei MS-Patienten: eine retrospektive Datenanalyse zur Untersuchung der Korrelation von depressiven Störungen auf die Compliance Elif D. Cindik-Herbrüggen1 1Neuro-Psychiatrisches Zentrum Riem, München, Germany Hintergrund: Depressive Störungen und kognitive Defizite treten häufig bei Multiple Sklerose Patienten auf, werden aber oft in der klinischen Routine nicht ausreichend diagnostiziert und behandelt. Zudem ist nur wenig über die Bedeutung der Behandlung dieser Symptome im Hinblick auf die Compliance der krankheitsmodifizierenden Immuntherapie bekannt. Ziele / Fragestellung: Ziel dieses Projekts war es, den Einfluss einer unbehandelten Depression bei MS Patienten auf die Therapietreue bezüglich einer krankheitsmodifizierenden MS-Behandlung retrospektiv zu untersuchen. Weiterhin sollte evaluiert werden, inwiefern eine unbehandelte Depression die kognitive Leistung von MS-Patienten beeinflussen kann. Methoden: Es wurden insgesamt 60 Patienten mit schubförmige remittierender MS in einer retrospektiven Datenanalyse untersucht. Der Status zur Depression wurde mittels BDI, zur Kognition mittels SDMT ermittelt. Compliance wurde als regelmäßige Einnahme der MS-Medikation (gemessen anhand den Verschreibungen einer krankheitsmodifizierenden MS-Therapie) sowie einer regelmäßigen Vorstellung beim Neurologischen Facharzt berücksichtigt (zwei Mal/Quartal). Ergebnisse: Es zeigte sich eine deutliche Korrelation zwischen der Behandlung der diagnostizierten Depression und kognitiven Defiziten sowie der Therapietreue hinsichtlich der krankheitsmodifizierenden Immuntherapie. MS-Patienten ohne Depression hatten den niedrigsten BDI von durchschnittlich 4,4 Punkten, die meiste Anzahl richtiger Antworten beim SDMT mit einem Mittelwert von 55 und waren im Vergleich am meisten therapietreu. MS-Patienten mit einer behandelten Depression hatten im BDI durchschnittlich 12 Punkte, was einer Teilremission der Depression entsprechen würde, einen SDMT Wert von 41 richtigen Antworten und eine Therapietreue von 85%. Die Gruppe der MS-Patienten mit einer unbehandelten Depression hatte den höchsten BDIMittelwert mit 28 Punkten, den schlechtesten SDMT-Wert mit 35 richtigen Antworten und eine Therapie-Compliance von nur noch 55%. Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die frühzeitige Identifikation und Behandlung einer Depression bei MS-Patienten die Behandlung der MS verbessert, die Therapietreue erhöht und auch die Kognition positiv beeinflusst.