Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen 3

Werbung
Marktbreiter Fachtage für Sozialpsychiatrie, 10./11. März 2014
Intensivseminar:
DGPPN S3-Leitlinie
„Psychosoziale Therapien bei schweren
psychischen Störungen“
Teil II: Einzelinterventionen
Thomas Becker, Katrin Arnold, Uta Gühne*, Steffi Riedel-Heller*
Klinik
l k für
f Psychiatrie
h
und
d Psychotherapie
h h
II, Universität Ulm
l
*Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig
[email protected]
Bild der LL!
2013
Ia
Meta-Analyse von mindestens 3 randomisierten kontrollierten
Studien (Randomised Controlled Trials,
Trials RCTs)
Ib
Mindestens 1 RCT oder Meta-Analyse
von weniger als 3 RCTs
IIa
Mindestens 1 kontrollierte nicht-randomisierte Studie
mit methodisch hochwertigem
g
Design
g
IIb
Mindestens 1 quasi-experimentelle Studie mit gutem Design
III
Mindestens 1 nicht-experimentelle deskriptive Studie
(Vergleichsstudie, Korrelationsstudie, Fallserien)
IV
Berichte/ Empfehlungen von Expertenkomitees,
klinische Erfahrung respektierter Autoritäten
Evidenz-Level: gesamte Evidenz zu einer Intervention
„up
up“ und „down
down-grading“
grading im Konsensusverfahren möglich
Qualität der Evidenz
Hoch
Empfehlungsgrad
p
g
Starke Empfehlung
A, ⇑⇑
Moderat
Empfehlung
B, ⇑
Schwach/sehr
schwach
Empfehlung offen
0, ⇔
Kriterien für die Graduierung (Konsensusaspekte):
• Konsistenz der Studienergebnisse
• Klinische Relevanz der Endpunkte und Effektstärken
• Nutzen-Risiko-Verhältnis
• Ethische Verpflichtungen
• Patientenpräferenzen
• Anwendbarkeit, Umsetzbarkeit
Die folgenden Folien umfassen folgende Themen (S. 82 ff):
• Training von Alltags- und sozialen Fertigkeiten
• Künstlerische Therapien
• Ergotherapie
Sport- und Bewegungstherapie
• Sport
• Psychoedukative Interventionen für Betroffene und
Angehörige, Peer-to-peer-Ansätze und Trialog (nur
Empfehlungen)
Training
g von Alltagsg und sozialen
Fertigkeiten
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych
psych. Erkrankungen
Training von Alltags- und sozialen Fertigkeiten
ƒ chronische psychische Erkrankungen sind häufig mit Beeinträchtigungen
alltagspraktischer und sozialer Fertigkeiten verbunden
Hintergr nd Leitlinien
Hintergrund:
alle notwendigen Fertigkeiten, die
für ein unabhängiges Leben in der
Gemeinde erforderlich sind
sind, zz.B.
B
Umgang mit Geld
z.B.: Fähigkeit zur Aufrecht-erhaltung
einer Konversation,
situationsadäquater Ausdruck
von Empathie und Emotionen
ƒ zahlreiche Trainingsprogramme zur Stärkung von Fertigkeiten zur Gestaltung
eines selbstbestimmten und weitgehend unabhängigen Lebens entstanden
ƒ Unterscheidung in:
Training alltags- oder
lebenspraktischer Fertigkeiten
(life skills training)
und
Training sozialer Fertigkeiten (social
skills training)
S3 Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych
S3-Leitlinie
psych. Erkrankungen
Training
g von Alltagsfertigkeiten
g
g
ƒ Begriff „Alltagsfertigkeiten“ bezeichnet alle notwendigen Fertigkeiten, die für ein
unabhängiges Leben in der Gemeinde erforderlich sind
ƒ Beispiele:
− Umgang mit finanziellen Ressourcen
− Pflege der Wohnung oder des eigenen Körpers
− regelmäßige Einnahme der Medikamente
− Planung
g und Organisation
g
alltäglicher
g
Erfordernisse
ƒ verschiedene Trainingsprogramme wurden entwickelt, nicht selten
Überschneidungen zu Training sozialer Fertigkeiten (Bsp. UCLA (University of
California San Francisco) Social and Independent Living Skills Program)
ƒ auch deutlicher Überschneidungsbereich mit kompetenzzentrierter Ergotherapie
Hintergrund: Leitlinien
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
Training von Alltagsfertigkeiten: Evidenz
ƒ Evidenz-Basis: 1 Metaanalyse, 1 RCT
Metaanalyse
RCT
Tungpunkom & Nicol 2008
Einschluss von 4 RCT‘s
Gigantesco 2006
n=78
• Functional Adaptation Skills Training
(FAST) bzw. kombinierte Trainingseinheiten
zu Alltagsfertigkeiten (Bereiche: Hygiene,
Stressmanagement, Ernährung,
Zeitmanagement, Umgang mit finanz.
Ressourcen) vs. Standardrehabilitation mit
F k auff Freizeitgestaltung,
Fokus
F i it
t lt
KunstK
t und
d
Beschäftigungstherapie)
• Trainingsprogramm aus 26 Domänen
(z.B. Körperhygiene, Kleidungspflege,
Wohnungspflege, Organisation von alltägl.
Aufgaben, Finanzen, Notfallprävention,
Kinderbetreuung) vs. Standardbehandlung
vor Ort
Ergebnisse:
• keinerlei Gruppenunterschiede bzgl.
verbesserter Alltagsfertigkeiten,
g
g
Psychopathologie und Anzahl von
Behandlungsabbrüchen
Hintergrund: Leitlinien
Ergebnisse:
• sign. Unterschiede zugunsten des
Alltagsfertigkeitentrainings
g
g
g hinsichtlich
verbesserter sozialer und
Alltagsfertigkeiten
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
Training sozialer Fertigkeiten
ƒ verschiedene
hi d
Modelle
M d ll des
d T
Trainings
i i
sozialer
i l F
Fertigkeiten
ti k it
ƒ überwiegend Nutzung verhaltenstherapeutischer Prinzipien/Techniken
ƒ oft verwendete Komponenten:
− Problemidentifikation
− Erarbeitung einer Zielsetzung
− Anwendung von Rollenspielen/konkreten Übungen
− positive und negative Verstärkung
− Motivation zu „Hausaufgaben“
(Kopelowicz 2006)
Hintergrund: Leitlinien
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
T i i sozialer
Training
i l F
Fertigkeiten:
ti k it
E
Evidenz
id
ƒ Evidenz-Basis: 5 Metaanalysen, 5 RCTs, 5 RCTs zu speziellen Aspekten
Metaanalysen
RCT‘s
Pilling Pfam. Kurtz NICE Roder Horan Galderisi Xiang Kern Hog.
↑ soz. Fertigkeiten
+
++
↑ soz.
soz Funktionen
++1 ++
↓ Symptomschwere (allg.)
++
↓ Negativsymptome
↓ andere Symptome
↑ Lebensqualität
++1
↓ Rückfallrisiko u. stat.
~ ++1
Wiederaufnahmen
↓ stat. Behandlungszeiten
↓ Behandlungsabbrüche
~
↑ Patientenzufriedenheit
↑ Selbstbewusstsein
++
↑ kogn. Funktionen
↑ be
berufl.
u
Wiedereingliederung
Hintergrund: Leitlinien
↑ Krankheitseinsicht
1
:Ergebnis aus Einzelstudie
++
++
++
~
++
~
~
~
+
++
++
++
~
++
++
~
~
++
++
~
~
++
~
~
++
~
++
++
++
++
++
~
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
Training sozialer Fertigkeiten: Zusammenfassung der Evidenz
ƒ Es gibt starke Evidenz, dass ein Training sozialer Fertigkeiten zusätzlich zur
Standardbehandlung im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung:
(++)
die sozialen Fertigkeiten verbessert (Ia)
(++)
die soziale Anpassung/ soziale Funktionen verbessert (Ia)
ƒ Es gibt eingeschränkte Evidenz, dass ein Training sozialer Fertigkeiten zusätzlich zur
Standardbehandlung:
((+))
die Symptomschwere, insbesondere die Negativsymptomatik, bei
Schizophreniepatienten senkt (Ia)
ƒ Es gibt vereinzelte Evidenz, dass ein Training sozialer Fertigkeiten zusätzlich zur
Standardbehandlung:
(+)
das Selbstbewusstsein, kognitive Funktionen,
Krankheitseinsicht und berufl. Wiedereingliederung verbessert
ƒ unklare Befundlage bzgl. Lebensqualität, Behandlungsabbrüchen, Rückfallrisiko und
stat. Wiederaufnahmeraten
ƒ Effektivität neuerer Modifikationen der Trainingsmanuale (z
(z.B.
B Kombination mit
kognitiven Techniken, expliziter Einbau von Unterstützung für Alltagstransfer)
Hintergrund: Leitlinien
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
Empfehlungen zu Training sozialer Fertigkeiten
Ein Training sozialer Fertigkeiten soll als Intervention bei Vorhandensein sozialer
Beeinträchtigungen
g g mit dem Ziel der Verbesserung
g sozialer Kompetenzen
p
durchgeführt werden.
(Empfehlungsgrad: A, Evidenzebene: Ia)
Das Training sozialer Fertigkeiten soll gemessen an den individuellen
Bedürfnissen der Betroffenen in ein komplexes, auch längerfristiges
Behandlungs und Unterstützungsangebot eingebettet werden
Behandlungswerden.
(Empfehlungsgrad: KKP (Good Clinical Practice))
Statement:
Es gibt Hinweise, dass eine Kombination von Interventionen, die gleichermaßen
kognitive und soziale Funktionen stärken, positive Effekte zeigen.
Statement:
Auch wenn noch keine systematischen Untersuchungsergebnisse vorliegen: der
Transfer von im Training erlernten Fertigkeiten auf Alltagsbedingungen sollte
durch
begleitende Interventionen
Hintergrund:
Leitlinien unterstützt werden.
S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psych. Erkrankungen
Empfehlung zu Training sozialer Fertigkeiten
Übergreifende Empfehlung:
Da schwere psychische Erkrankungen häufig mit Beeinträchtigungen von
Alltagsfertigkeiten und sozialen Funktionen verbunden sind und dadurch die
Teilhabe am sozialen Leben deutlich erschwert ist, haben Hilfen zur eigenen
Lebensgestaltung und die Befähigung zur Teilhabe an sozialen Aktivitäten in
verschiedenen Lebensbereichen (Selbstsorge, Familie, Freizeit, Arbeit,
Gesellschaftliche Teilhabe) einen hohen Stellenwert in der Behandlung.
E f hl
Empfehlungsgrad:
d KKP
Ein Training sozialer Fertigkeiten soll als Intervention bei Vorhandensein
sozialer Beeinträchtigungen mit dem Ziel der Verbesserung sozialer
Kompetenzen durchgeführt werden.
Empfehlungsgrad: A, Evidenzebene: Ia
Das Training sozialer Fertigkeiten soll gemessen an den individuellen
Bedürfnissen der Betroffenen in ein komplexes, auch längerfristiges
Behandlungs und Unterstützungsangebot eingebettet werden
Behandlungswerden.
Hintergrund: Leitlinien
Empfehlungsgrad:
KKP (Good Clinical Practice)
Künstlerische Therapien
Klinische Fragestellung
Welche Evidenz gibt es für die Wirksamkeit von künstlerischen
Therapien bei Menschen mit schweren psychischen
Erkrankungen?
• Kunsttherapie
• Musiktherapie
M ikth
i
• Dramatherapie
• Tanztherapie
Zielgruppe
Menschen mit schweren psychischen
Erkrankungen (SMI)
•p
psychische
y
Störung
g nach ICD-10 ((Schizophrenie,
p
, Depression,
p
, Bipolare
p
Störung,
g,
Zwangsstörung und/oder Persönlichkeitsstörung)
• ausgeprägte Beeinträchtigungen messbar über Skalen, die die Psychopathologie oder das soziale Funktionsniveau erfassen
• Dauer der Erkrankung bzw. Behandlung mind. über 2 Jahre
Æ Personen mit hohen erlebbaren Belastungen aufgrund einer psychischen Störung sowie
Personen, welche aufgrund der psychischen Erkrankung umfangreiche professionelle
Unterstützungsangebote benötigen bzw.
bzw in Anspruch nehmen
Nach Ruggeri et al. (2000) und Parabiaghi et al. (2006)
Ruggeri et al. 2000
Systematische Recherche: Suchkriterien
• Personen mit „schwerer psychischer Erkrankung“ lt. Definition
• Personen zwischen 18 und 65 Jahren
• keine Restriktionen hinsichtlich des Erscheinungszeitraumes
g
• Systematische Reviews und Metaanalysen von Randomisierten
kontrollierten Studien (RCTs) und später erschienene
Ei
Einzelstudien
l t di (RCTs)
(RCT )
• Publikationssprache: englisch, deutsch
Systematische Recherche: Ergebnisse
E b i
Ergebnisse
der
d Datenbanksuche:
D t b k h 181 Reviews/867
R i
/867 Einzelstudien
Ei
l t di
Auslese doppelter & irrelevanter Abstracts: 173
R i
Reviews/845
/845 Ei
Einzelstudien
l t di
Screeningergebnis: 8 Reviews/22 Einzelstudien & 8 Reviews/20 Einzelstudien aus
Referenzen
Ausschluss:
• 11 Reviews (methodische Mängel, zu alt, Stichprobe)
• 42 Einzelstudien (methodische Mängel, zu alt, Stichprobe,
Publikationssprache)
Einschluss: 5 Reviews plus Metaanalyse der NICE Leitlinie Schizophrenie
Suche in MEDLINE, Cochrane-Datenbanken, Embase, PsychINFO, Suche nach Leitlinien
und Handsuche (16.08.2010)
Therapieform
Review
Inkludierte
RCTs
N
Diagnosen
Setting
Musiktherapie
Gold 2005*
Yang 1998
72
F2
stationär
Maratos 2004
81
F2
stationär
Tang 1994
76
F2
stationär
Ulrich 2005/2007
37
F1/F2/F3
stationär
Maratos 2008*
Radulovic 1997**
60
F3
stationär
Kunsttherapie
Ruddy & Milnes
2005*
Green 1987
47
F2/F3/F4
ambulant
Richardson 2007
90
F2
ambulant
Dramatherapie
Ruddy & DentBrown 2007*
Nitsun 1974
24
F2
stationär
Gutride 1973
87
F2/F3/F6
stationär
Whetstone 1986
15
Chronische
psychische
Störungen
stationär
Qu 2000
60
F2
stationär
Zhou 2002
24
F2
stationär
Röhricht 2006
45
F2
ambulant
Tanztherapie
Xia & Grant
2009*
* Cochrane-Reviews, ** 1 Studie selektiert
(Stichprobe)
(ICD 10)
Therapieform
Literatur
Inkludierte
RCTs
Musiktherapie
Gold 2005*
Metaanalyse
der NICELeitlinie
M h
2008*
S hi Maratos
Schizophrenie:
i
N
Diagnosen
Setting
Yang 1998
72
F2
stationär
Maratos 2004/
Talwar 2006
81
F2
stationär
Tang 1994
76
F2
stationär
Ulrich 2005/2007
37
F1/F2/F3
stationär
R d l i 1997
Radulovic
60
F3
stationär
i ä
(Stichprobe)
(ICD 10)
Kunsttherapie
Ruddy & Milnes
2005*
Green 1987
47
F2/F3/F4
ambulant
Richardson 2007
90
F2
ambulant
Dramatherapie
Ruddy & DentBrown 2007*
Nitsun 1974
24
F2
stationär
Gutride 1973
87
/ /
F2/F3/F6
stationär
Whetstone 1986
15
Chronische
psychische
Störungen
stationär
Q 2000
Qu
60
F2
stationär
t ti ä
Zhou 2002
24
F2
stationär
Röhricht 2006
45
F2
ambulant
Tanz
Tanztherapie
Xia & Grant
2009*
* Cochrane-Reviews
Evidenz
Künstlerische Therapien
Musik‐
therapie
Kunsttherapie
Dramatherapie
Tanztherapie
Metaanalyse NICE LL 2009
NICE‐LL
2009
k=6
Gold
2005
k=4
Ruddy & Milnes 2005
k=2
Ruddy & Dent‐
Brown 2007
Brown 2007
k=5
Xia & Grant 2009
k=1
~
~1/++1
k.A.
k.A.
•Negativsymptomatik
++
++
++1
++1
•Positivsymptomatik
~
k.A.
~
Krankheitsassoziierte Merkmale
↓ Symptomschwere (allgemein)
↑ Allgemeinbefinden
k.A.
++1
k.A.
k.A.
k.A.
↓ Behandlungsabbrüche
~
~
~
~1
~
↑ Behandlungszufriedenheit
~1
~1
k.A.
k.A.
~
↑ soziale Funktionen
~1
++1
~1
k.A.
k.A.
↑ Lebensqualität ~1
~1
~1
k.A.
~
↑ Selbstbewusstsein
kA
k.A.
kA
k.A.
kA
k.A.
++1
kA
k.A.
↓ Minderwertigkeitsgefühle
k.A.
k.A.
k.A.
++1
k.A.
Behandlungsassoziierte Merkmale
Soziale Funktionen und Lebensqualität
++: signifikanter Vorteil in Experimentalgruppe gegenüber Kontrollgruppe
~: Ergebnisse vergleichbar in beiden Gruppen
k.A.: keine Angaben zu diesem Outcome-Kriterium
↓: Reduktion, ↑: Erhöhung
1: Ergebnisse beziehen sich auf Einzeldaten
Evidenz
Künstlerische Therapien
Musik‐
therapie
Kunsttherapie
Dramatherapie
Tanztherapie
Metaanalyse NICE LL 2009
NICE‐LL
2009
k=6
Gold
2005
k=4
Ruddy & Milnes 2005
k=2
Ruddy & Dent‐
Brown 2007
Brown 2007
k=5
Xia & Grant 2009
k=1
~
~1/++1
k.A.
k.A.
•Negativsymptomatik
++
++
++1
++
•Positivsymptomatik
~
k.A.
~
Krankheitsassoziierte Merkmale
↓ Symptomschwere (allgemein)
↑ Allgemeinbefinden
k.A.
++1
k.A.
k.A.
k.A.
~
~
~
~1
~
k.A.
~
k.A.
k.A.
k.A.
~
++1
kA
k.A.
++1
k.A.
Behandlungsassoziierte Merkmale
↓ Behandlungsabbrüche
↑ Behandlungszufriedenheit
Am
~1
Ende der BehandSoziale Funktionen und Lebensqualität
l
lung
(k
(k=5)
5) sowie
i nach
h6
Monaten (k=2) sign.
↑ soziale Funktionen
~1
Reduktion der Negativ↑ Lebensqualität ~1
symptomatik in EG
↑ Selbstbewusstsein
kA
k.A.
gegenüber
herkömm↓ Minderwertigkeitsgefühle
k.A.
licher Behandlung allein
1
k.A.
Am~Ende
der Behandl
lung
signifikanter
i ifik t V
Vor1
teil ++für
Musiktherapie
~1
gegenüber
herkömm~1
~1
licher
k A Behandlung
k.A.
k A allein
k.A.
(k=3)
k.A.
k.A.
++: signifikanter Vorteil in Experimentalgruppe gegenüber Kontrollgruppe
+: tendenzielle Überlegenheit ohne signifikanten Unterschied in Experimentalgruppe gegenüber Kontrollgruppe
~: Ergebnisse vergleichbar in beiden Gruppen
-: Nachteil in Experimentalgruppe gegenüber Kontrollgruppe
k.A.: keine Angaben zu diesem Outcome-Kriterium
↓: Reduktion, ↑: Erhöhung
1: Ergebnisse beziehen sich auf Einzeldaten
Therapieform
Literatur
Inkludierte
RCTs
N
Diagnosen
Setting
Musiktherapie
Gold 2005*
Yang 1998
72
F2
stationär
Maratos 2004
81
F2
stationär
Tang 1994
76
F2
stationär
Ulrich 2005/2007
37
F1/F2/F3
stationär
Maratos 2008*
Radulovic 1997**
60
F3
stationär
Kunsttherapie
Ruddy & Milnes
2005*
Green 1987
47
F2/F3/F4
ambulant
Richardson 2007
90
F2
ambulant
Dramatherapie
Ruddy & DentBrown 2007*
Nitsun 1974
24
F2
stationär
Gutride 1973
87
F2/F3/F6
stationär
Whetstone 1986
15
Chronische
psychische
Störungen
stationär
Qu 2000
60
F2
stationär
Zhou 2002
24
F2
stationär
Röhricht 2006
45
F2
ambulant
Tanztherapie
Xia & Grant
2009*
* Cochrane-Reviews, ** 1 Studie selektiert
(Stichprobe)
(ICD 10)
Maratos et al. 2008 Musiktherapie bei depressiven
E k
Erkrankungen
k
(Cochrane
(C h
Review)
R i )
Ergebnis der Recherche:
• 5 Studien,
Studien die die Effektivität von Musiktherapie gegenüber SC oder
aktiver Kontrollintervention untersuchten
• 4 der Studien entsprechen nicht den Suchkriterien der aktuellen Suche
(Stichprobenmerkmale)
• deshalb Selektion einer Studie Æ Radulovic 1997: Effektivität einer
2x wöchentlich durchgeführten musiktherapeutischen
Gruppenintervention (rezeptive MT) über 6 Wochen gegenüber
stationärer Behandlung einschließlich medikamentöser Behandlung bei
Patienten mit einer mittleren bis schweren Depression mit
psychotischen
p
y
Symptomen
y p
(N=60)
(
) Æ Reduktion der depressiven
p
Symptomatik
Therapieform
Literatur
Inkludierte
RCTs
N
(Stichprobe)
Diagnosen
Setting
Musiktherapie
Gold 2005*
Yang 1998
72
F2
stationär
Maratos 2004/
Talwar 2006
81
F2
stationär
Tang 1994
76
F2
stationär
Ulrich
2005/2007
37
F1/F2/F3
stationär
Ceccato 2009
67
F2
Stationär &
He 2005
60
F2
stationär
Li 2007
60
F2
stationär
Wen 2005
30
F2
stationär
NEU:
Mössler 2011*
(ICD 10)
Signifikante positive Effekte auf:
ƒ Verbesserung des Allgemeinbefindens**
ƒ Reduktion von Negativsymptomen, depressiven Symptomen, Angst**
ƒ Verbesserung sozialer Funktionen**
bei ausreichend langer Behandlungsdauer (mind.
(mind 20 Stunden)
* Cochrane-Reviews, ** Ergebnis aus einer Studie
ambulant
Zusammenfassung
g der Evidenz
Übereinstimmende
Üb
i ti
d
Evidenz
• Reduktion der Negativsymptomatik (Ib)
Bisher vereinzelt
Evidenz
• Verbesserung von Allgemeinbefinden und
sozialen
i l Funktionen
F kti
(Ib)
• Stärkung von Selbstbewusstsein und Reduktion
von Minderwertigkeitsgefühlen (Ib)
Bisher keine
Evidenz
• Reduktion der Positivsymptomatik
• Erhöhung von LQ und Behandlungszufriedenheit
Empfehlung
Künstlerische Therapien sollten im Rahmen eines
Gesamtbehandlungsplanes und gemessen an den individuellen
B dü f i
Bedürfnissen
und
dP
Präferenzen
äf
d
der B
Betroffenen
t ff
iinsbesondere
b
d
zur
Verbesserung von Negativsymptomen angeboten werden.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzebene: Ib
Hinweis: Der Empfehlungsgrad dieser Empfehlung in Bezug auf die angegebene
Evidenzebene wurde herabgestuft, da die Studienlage nicht einheitlich genug war,
um eine starke Empfehlung zu rechtfertigen.
Wie werden künstlerische Therapien
in anderen Leitlinien bewertet?
S3-Leitlinie Demenzen der DGPPN und DGN 2009
• Musiktherapie zeigt mindestens geringe Effekte auf psychische und
Verhaltenssymptome
y p
bei Menschen mit Demenz Æ Empfehlungsgrad
p
g g
C
• Mangel an hochwertigen Studien zur Bewertung der Wirkung von
Kunst- und Tanztherapie
Schizophrenie Leitlinie des National Institute for Health and
Clinical Excellence ((NICE)) 2009
• Künstlerische Therapien sollen alle Menschen mit einer Schizophrenie
erhalten (entspricht einer A-Empfehlung)
Kunsttherapie
MATISSE
Crawford 2012
N=417
Schizophrenie
A b l
Ambulantes
Setting
12 Monate
1. 1x wöchentliche
K
Kunsttherapie
h
i
(Gruppe) + SC
2. 1x wöchentliche
G
Gruppe
„soziale
i l
Aktivitäten“ + SC
3. SC allein
2-Jahres-followup: keine
signifikanten
i ifik
Vorteile durch
Kunsttherapie:
ƒ Soziales
S i l
Funktionsniveau
ƒ positive und
negative
Symptome
ƒ Kosteneffektivität
Ergotherapie
Hintergrund: Positive Effekte von Arbeit nicht auf Erwerbsarbeit begrenzt
• praktische Betätigung wird seit Antike als Mittel der Behandlung psychisch kranker Menschen von Ärzten beschrieben und empfohlen
• Grundlage: klinische Erfahrung, wonach vor allem depressive oder psychotische Patienten subjektive Entlastung empfinden, wenn sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten sinnvoll betätigen
• vermutete stabilisierende Aspekte bedeutungsvoller Beschäftigung:
¾ Erfahrung eines Handlungserfolges, der positiv auf Selbstwertgefühl und Kompetenzerwartung wirkt
k
¾ unmittelbare Freude am kreativen oder mechanischen Tun ¾ Ablenkung von Grübeln oder psychotischem Denken durch Fokussierung der Abl k
G üb l d
h ti h
D k d hF k i
d
Aufmerksamkeit auf ein Tun
Æ subjektiv bedeutungsvoller Beschäftigung kommt in der modernen Ergotherapie eine zentrale Bedeutung zu
Klinisch relevante Fragestellung
Welche Evidenz gibt es für die Wirksamkeit von Interventionen im Bereich der Ergotherapie bei Menschen mit SMI?
‐ neben Standarddatenbanken Recherche in ergotherapeutischen Fachdatenbanken OTseeker, OTDBASE sowie in CINAHL
Æ166 Treffer
Æ nach Aussortierung doppelter und irrelevanter Abstracts sowie Handsuche Einschluss von 8 RCT‘s
Cook et al. 2009 (N=44) Reuster et al. 2002 bzw. 2006 (N=216)
Buchain 2003 (N=26)
• ET+CMHT vs. CMHT
allein
• Psychosepatienten
• kompetenzzentrierte ET vs.
Selbstbeschäftigung
g g
• Schizophrenie, bipolare Störung,
depressive Störung
• ET+Clozapin vs. Clozapin
allein
• behandlungsresistente
Schizophreniepatienten
• EG:
G übe
über 12 Wochen
oc e
unspezifisches
Ergotherapieprogramm, Sitzungsanzahl variabel
• EG:
G übe
über 4 Wochen
oc e täglich
täg c Werkgruppe,
e g uppe,
Arbeit an je eigenem Produkt, Kontakt des
Ergotherapeuten zu jeder Person
• KG: Material zur Selbstbeschäftigung, kein
Kontakt zu Ergotherapeut
•EG:
G se
selbstgewählte
bstge ä te
Einzelaktivitäten in der
Gruppe sowie gemeinsame
Gruppenarbeit
Ergebnisse:
• Verbesserung von soz.
Funktionsniveau und
Negativsymptomatik in
beiden Gruppen, aber
k i sign.
keine
i
Gruppenunterschiede
Ergebnisse:
• Gesamtgruppe: Verbesserung der
klinischen Outcomes in beiden Gruppen,
Gruppen
aber keine sign. Gruppenunterschiede;
Ausnahme: Kommunikabilität zu 1 von
3 Messpunkten EG>KG
• Patientenbewertungen signifikant
zugunsten Ergotherapie
• Subgruppe Depressionspatienten: sign.
stärkere Verbesserung von Psychopathologie und Angst unter
Ergotherapie
Ergebnisse:
• sign. Überlegenheit der
Gruppe mit Ergotherapie
(gemessen mit EIOTOSkala Æ Index aus
Durchführung von
H dl
Handlungen,
psychotischen
Symptomen, Interaktion,
Selbstsorge)
g )
Liberman et al. 1998 (N= 80)
Kopelowicz et al. 1998 (N= 59)
Wykes et al. 1999 (N= 33)
• Living-Skills Training vs. ET
p
p
• Schizophreniepat.
• Living-Skills-Training vs. ET
• stationäre Pat. mit Schizophrep
nie/ schizoaffektiven Störungen
• kognitive Remediation vs. ET
• Schizophreniepatienten
p
p
• EG: über 6 Monate 4 x
wöchentl. Training in
Konversation Entspannung
Konversation,
Entspannung,
Medikationsmanagement,
Symptommanagement
• KG: ET mit selbstgewählten
k
künstlerischen
l
h und
d
entspannenden Aktivitäten im
Einzel- und Gruppenkontext
• EG: über 2 Wochen 8 Gruppensitzungen, Fokus: verbesserter
Übergang in poststationäre
Phase (Wissensvermittlung über
Sinn der Medikation, Kontaktherstellung zu weiterbeh.
Diensten Training von TagesDiensten,
Tages
strukturierung und
Stressbewältigung)
• KG: nicht weiter spezifizierte ET
• EG: 40 Sitzungen, Fokus:
Verbesserung von kogn.
Flexibilität Arbeitsgedächt
Flexibilität,
Arbeitsgedächtnis, Handlungsplanung
• KG: ET mit Übungen zur
Entspannung, Erfassung soz.
Informationen,
f
Selbstbelb b
hauptung, Schreiben der eig.
Lebensgeschichte,
Rollenspiele
Ergebnisse:
• sign. Vorteil der Living-SkillsGruppe bzgl. Umsetzung
von Fertigkeiten und
Dimension Stress des soz.
Funktionsniv.
• keine sign. Gruppenunterschiede
h d bzgl.
b l Psychopathoh
h
logie, Selbstwertgefühl,
Lebensqualität
Ergebnisse:
• sign. Vorteil der Living-SkillsGruppe hinsichtlich Wissen/
Fähigkeiten für poststationäre
Phase und Wahrnehmen des
ersten ambulanten
Nachbehandlungstermins
Ergebnisse:
• tendenzieller Vorteil der
kogn. Remediation bzgl.
kogn Funktionen
kogn.
Funktionen, sign.
sign
Vorteil bzgl.
Selbstwertgefühl
• keine Gruppenunterschiede
b l Psychopathologie
bzgl.
h
h l i
und soz. Funktionsniveau
Längle et al. 2006
Duncombe (N= 44)
• Arbeitstherapie vs. ausdruckszentrierte ET
• (teil-)stationäre Schizophreniepatienten
• Training zu Nahrungszubereitung/Kochen im
Klinikkontext vs. selbes Training daheim
• Schizophreniepatienten
• EG: über 4 Wochen Anwendung verschiedener • EG: 3 Einheiten eines Kochtrainings in der Klinik
arbeitstherapeutischer Modelle
• KG: 3 Einheiten desselben Kochtrainings daheim
• KG: im Gruppensetting ausdruckszentrierte ET
beim Patienten
mit frei wählbaren Materialien
Ergebnisse:
• Sign.
Sign Vorteil der ET-Gruppe
ET Gruppe bzg
bzg.
Lernfähigkeit
• keine Gruppenunterschiede bzgl.
Kommunikabilität, Anpassungsfähigkeit,
k
kogn.
Leistungsgeschwindigkeit,
i
h i di k i allg.
ll
Funktionsniveau, Psychopathologie,
Lebensqualität, krankheitsspezifischer
g g,
Selbstwirksamkeitsüberzeugung,
Arbeitsmarktintegration, Kosten
künftiger psychiatrischer Behandlung
Ergebnisse:
• in beiden Gruppen sign
sign. Lerneffekte durch das
Training, aber keine sign. Gruppenunterschiede
hinsichtlich der Koch-Fertigkeiten
Cook
et al.
Reuster
2002/06
2009
Soz.
Funktionsniveau
i
~
Psychopathologie
Buchain
et al.
2003
Liberman
et al. 1998
-
~
(Gesamtgruppe)
Kopelowicz
et al. 1998
Wykes
et al.
1999
Längle
et al
2006
(bzgl.
Dimension
St
Stress)
)
~
~
~
~
~
++ (Depressive)
Negativ
Negativsymptome
Kommunikabilität
~
++
(1 v.
3 MessMess
punkten)
~
Lernfähigkeit
+
Anpassungsfähigkeit
~
Duncombe
2004
Cook
et al.
Reuster
2002/06
/
2009
Buchain
et al.
2003
Liberman
et al.
1998
Kopelowicz
et al. 1998
Wykes
et al.
1999
Kogn.
Leistungsgesch
windigkeit
~
-
Kogn. FunktioFunktio
nen allgemein
~
(Gesamtgruppe)
g pp )
++ (Depressive)
Hoffn.losigkeit
o
os g e t
~
Klin. Outcomes
allgemein
+
PatientenPatienten
zufriedenheit
et al
2006
~
Konzentration
Angst
Längle
++
++
Duncombe
2004
Cook
et al.
Reuster
2002/06
2009
Selbstwirksamkeits-/Kontrollüberzeugung
~
Selbstwertgefühl
~
Buchain
et al.
2003
Liberman
et al.
1998
et al. 1998
Wykes
et al.
1999
Längle
et al
2006
~
~
Umsetzung von
Fertigkeiten
-
~
~
Arbeitsmarktintegration
Künft. Versorgungskosten
2004
-
Koch-Fähigkeiten
Behandlungskontinuität
Duncombe
~
Lebensqualität
Wissen/Skills für
poststat.
t t t Ph
Phase
Kopelowicz
~
~
Zusammenfassung Evidenz Ergotherapie (1)
Bisherige Evidenzlage zeigt vereinzelte Effekte für die Wirksamkeit von Ergotherapie:
EEs gibt bisher
ibt bi h eingeschränkte Evidenz (Basis: Einzelstudie) dafür, dass i
h ä kt E id
(B i Ei l t di ) d fü d
kompetenzzentrierte Ergotherapie im Gruppensetting gegenüber Selbstbeschäftigung
‐ die Patientenzufriedenheit verbessert (Ib)
‐ bei Subgruppe der depressiven Patienten Psychopathologie und Angst reduziert (Ib)
Es gibt bisher schwache Evidenz (Basis: Einzelstudie) dafür, dass kompetenzzentrierte Ergotherapie im Gruppensetting gegenüber p
g
p
pp
gg g
Selbstbeschäftigung
‐ die Kommunikabilität erhöht (Ib)
die klinischen Outcomes insgesamt verbessert (Ib)
‐ die klinischen Outcomes insgesamt verbessert (Ib)
Zusammenfassung Evidenz Ergotherapie (2)
Es gibt bisher eingeschränkte Evidenz (Basis: Einzelstudie) dafür, dass die Ergänzung von Pharmakotherapie um Ergotherapie
‐ klinische Outcomes allgemein verbessert (Index aus Bereichen kli i h O
ll
i
b
(I d
B i h
Handlungsperformanz, psychotische Symptome, soziale Interaktion, Selbstsorge) (IIa)
Es gibt bisher
g
schwache Evidenz (Basis: Einzelstudie)
(
) dafür, dass ausdruckszentrierte Ergotherapie im Vergleich zu Arbeitstherapie
‐ die Lernfähigkeit verbessert (Ib)
¾ Studienlage zu Ergotherapie ist gekennzeichnet durch: •
geringe Zahl kontrollierter Studien
•
kleine Stichproben
•
Nur wenige übereinstimmend untersuchte Outcomes ¾ bisher nur wenige solide positive Effekte nachweisbar, weitere hochwertige Studien nötig
Empfehlung zu Ergotherapie
Ergotherapeutische Interventionen sollten bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes hi h E k k
i R h
i
G
tb h dl
l
und gemessen an den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen des Patienten durchgeführt werden (B).
g
( )
Sportp
und Bewegungstherapie
g g
p
WWW.DGPPN.DE
HINTERGRUND
ƒ breites Spektrum unterschiedlicher
Sport- und Bewegungstherapien mit
langer Tradition, die bis in die Antike
zurückgeht
ƒ zählt heute zur Standardbehandlung
im stationären und ambulanten Bereich
ƒ Sport & Bewegungstherapie wird
hier als „ärztlich indizierte und
verordnete Bewegung mit
verhaltensorientierten Komponenten“
verstanden,, „ die vom Therapeuten
p
geplant und dosiert […] mit dem
Patienten allein oder in der Gruppe
durchgeführt wird“
wird (Dt.
(Dt Verband für
Gesundheitssport und Sporttherapie
e.V.)
WWW.DGPPN.DE
KÖRPER- UND BEWEGUNGSORIENTIERTE VERFAHREN
WWW.DGPPN.DE
3 ZENTRALE ANSÄTZE
Ä
1. Sporttherapeutische Verfahren,
1
Verfahren
die in erster Linie die Fitness und Funktionalität des Körpers stärken
Beispiele: Ausdauertraining, Krafttraining, Sportspiele
2. Körperpsychotherapeutische Verfahren,
denen die Annahme zugrunde liegt, dass Körper und Psyche eine
untrennbare Einheit bilden und deshalb die Bewegung
g gg
gezielt zu
psychotherapeutischen Zwecken einsetzen
Beispiele: integrative Bewegungstherapie, konzentrative
Bewegungstherapie
3. Edukativ-psychosoziale Verfahren,
bei denen Körperbewegung und Körpersprache als therapeutische
Mitt l genutzt
Mittel
t t werden,
d
um die
di zwischenmenschliche
i h
hli h B
Begegnung iin
einer Gruppe zu fördern und für die Patienten neue Erlebensräume zu
schaffen
Beispiele: kooperative Spiele, Spiele, die Gruppen- und
Kommunikationsprozesse initiieren
WWW.DGPPN.DE
WIRKMECHANISMEN DER
SPORT- UND
BEWEGUNGSTHERAPIE
„Two-route-strategy“
T o o t t t “ bei der Behandlung psychischer Störungen
Die körperliche Aktivität kann die Lebensqualität der Betroffenen auf 2 Wegen
verbessern:
ƒ über
üb di
die V
Verbesserung
b
d
der kö
körperlichen
li h G
Gesundheit
dh it und
d
ƒ über die Abmilderung der psychischen und somit auch der sozialen
Behinderung (Richardson 2005)
Vielfältige Wirkmechanismen (Hölter 2011):
ƒ Physiologische Erklärungsansätze Æ z.B. bewirke körperliche Aktivität (v.a.
ein Ausdauertraining) die Ausschüttung von Botenstoffen wie Noradrenalin,
S
Serotonin
i und
dD
Dopamin.
i Ei
Eine andere
d
Th
These b
bezieht
i h sich
i h auff verbesserte
b
kardiovaskuläre Funktionen nach einem Ausdauertraining und damit verbundenem
erhöhten Wohlbefinden.
ƒ Psychologische Erklärungsansätze Æ z.B.
lassen sich durch gezielte Bewegungsmaßnahmen
bestimmte psychische Funktionen, wie
Wahrnehmung, Konzentration und Motivation
verbessern.
WWW.DGPPN.DE
ERGEBNISSE DER RECHERCHE
NACH STUDIEN ZU SPORTUND BEWEGUNGSTHERAPIE
Ergebnisse der Datenbanksuche: 6281 Treffer
Auslese doppelter Abstracts: 1797
Bereinigtes Ergebnis: 4484
Auslese irrelevanter Abstracts: 4435
Screeningergebnis: 49 + 19 aus Handsuche
Ausschluss: 52
ƒ 1: Intervention entspricht nicht der Fragestellung
ƒ 7: Fragestellung nicht relevant
ƒ 12: Übersichtsartikel
ƒ 20: Stichprobe entspricht nicht den Suchkriterien
ƒ 9: keine kontrollierte Studie bzw. methodische Mängel
ƒ 3: bereits in Cochrane Review eingeschlossen
Einschluss: 1 Review, 12 RCTs, 3 nicht-randomisierte kontrollierte Studien
WWW.DGPPN.DE
ÜBERSICHT: IDENTIFIZIERTE
EVIDENZ
Bewegungsinterventionen bei Schizophrenie
Systematischer Review:
ƒ Gorczynski & Faulkner (2010): Einschluss von 3 RCTs
Randomisierte kontrollierte Studien:
ƒ Pajonk 2010
Nichtrandomisierte kontrollierte
ƒ Nitsun 1974
Studien:
ƒ Goertzel 1965
ƒHátlová
Hátlová und Bašny 1995
ƒ Maurer-Groeli
M
G li 1976
ƒKnobloch 1993
ƒ Röhricht & Priebe 2006
ƒDeimel 1980
Bewegungsinterventionen bei Depressionen
Randomisierte kontrollierte Studien:
ƒ Martinsen 1985
ƒ Martinsen 1989
ƒ Blumenthal 1999
ƒ Babyak 2000
ƒ Knubben 2007
ƒ Veale
V l 1992
ƒ Pinchasov 2000
WWW.DGPPN.DE
BEWEGUNGSINTERVENTIONEN
BEI SCHIZOPHRENIE
ƒ Einschluss von 3 RCTs (N=96)
ƒ Experimentalinterventionen: körperliches,
überwiegend aerobes Training
ƒ Kontrollinterventionen: Standardbehandlung
(TAU) oder Yoga
ƒ signifikante positive Effekte gegenüber TAU
auf: Positiv- und Negativsymptomatik,
Depressivität Angstsymptome
Depressivität,
Angstsymptome, Maximalkraft
Maximalkraft,
Körperfett
ƒ Yoga zeigte Vorteile gegenüber körperlichem
Training bezogen auf verschiedene Outcomes
WWW.DGPPN.DE
• BEWEGUNGSINTERVENTIONEN
BEI SCHIZOPHRENIE: RCTS
Pajonk et
al. 2010
Nitsun et
al. 1974
Goertzel et
al. 1965
MaurerRöhricht &
Groeli 1976 Priebe
2006
Stichproben- N=24
größe
N=24
N=115
N=37
Intervention
FahrradErgometer
Movement
and drama
therapy
Body-ego
technique
KörperorienKörperorientierte Psycho- tierte Psychotherapie
therapie
Kontrollintervention
Tischfußball
Gruppenpsychotherapie
Rezeptive
Musiktherapi
e
Arbeitstherapie
Beratungsgespräche
ä
Signifikante
Eff kt
Effekte
Vergrößerung
d Hippodes
Hi
campusVolumens
Verbesserung
allg.
ll K
Krankk
heitsschwere,
psychomotorische
Funktionen
Reduktion
d
der
allgemeinen
Psychopathologie
g
Keine sign.
Eff kt auff
Effekte
IchFunktionen
Reduktion
d
der
Negativsympt
omatik
N=45
WWW.DGPPN.DE
•
BEWEGUNGSINTERVENTIONEN BEI
SCHIZOPHRENIE:
NICHTRANDOMISIERTE STUDIEN
Hátlová & Basny
1995
Knobloch et al.
1993
Deimel 1980
Stichprobengröße
N=70
N
70
N=22
N
22
N=43
N
43
Intervention
Sport & Spiel
Sport & Spiel
Sport & Spiel
Kontrollintervention
Entspannungsth
therapie
i bzw.
b
Standardbehandlung
Standardbehandlung
Standardbehandlung
Effekte
Psychische
Ges ndheit unter
Gesundheit
nter
Entspannungstherapie stärker
verbessert
Tendenzielle
Überlegenheit
hinsichtlich sozialer
Kompetenzen, im
Verhaltenstest zeigte
g
sich Kontrollgruppe
überlegen
signifikante Effekte
a f motorisches
auf
Verhalten,
Sozialverhalten und
Emotionalität
WWW.DGPPN.DE
ZUSAMMENFASSUNG:
EVIDENZ BEI SCHIZOPHRENIE
Ein überwiegend
g
aerobes Training
g kann g
gegenüber
g
einer Standardbehandlung:
g
ƒ die Positiv- und Negativsymptomatik reduzieren
ƒ die depressive und Angstsymptomatik reduzieren und
ƒ körperliche Outcomes wie Stärkung von Maximalkraft und motorischem Verhalten
sowie Reduktion von Körperfett beeinflussen
Gegenüber Yoga sind die Effekte kaum darstellbar, z.T. zeigt sich Yoga gegenüber
einem Ausdauertraining
g überlegen
g
Außerdem konnte in einer Studie die Vergrößerung des Hippokampus-Volumens
durch aerobes Training aufgezeigt werden.
Spielorientierte bewegungstherapeutische Programme und ein
kreativitätsbezogenes Bewegungsprogramm resultierten in verschiedenen
positiven Effekten: Stärkung der sozialen Kompetenz und des Sozialverhaltens,
Verbesserung des motorischen Verhaltens
Verhaltens, Stabilisierung von Emotionalität und
allgemeiner Krankheitsschwere und des psychomotorischen Funktionsniveaus.
Körperorientierte Psychotherapie kann positive Effekte auf die allgemeine
Psychopathologie auf die Bewegungsfähigkeit sowie auf das allgemeine
Psychopathologie,
Funktionsniveau haben.
WWW.DGPPN.DE
EMPFEHLUNGEN FÜR
SCHIZOPHRENE PATIENTEN
Bei Menschen mit einer Schizophrenie
sollten – je nach Beschwerdebild und
Neigung sowie unter Berücksichtigung der
körperlichen Leistungsfähigkeit –
Bewegungsinterventionen als Teil eines
multimodalen Gesamttherapiekonzeptes zur
Anwendung kommen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzebene: Ib
Körperpsychotherapeutische Verfahren
sollten bei Menschen mit einer
S hi
Schizophrenie
h
i zur Anwendung
A
d
kommen.
k
Empfehlungsgrad: B, Evidenzebene: IIa
WWW.DGPPN.DE
BEWEGUNGSINTERVENTIONEN BEI
DEPRESSIONEN: RCTs
Blumenthal et al.
1999
Babyak et Knubben
et al.
al. 2000∗
2007
Veale et
al. 1992
Pinchaso
v et al.
2000
Martinse
n et al.
1985
Martinse
n et al.
1989
Stichprobengröße
N=156
N=133
N=38
N=83
N=63
N=43
N=99
Intervention
Aerobes
Training
Aerobes
Training
Aerobes
Training
Aerobes
Training
Aerobes
Training
Aerobes
Training +
Psychotherapie
Aerobes
Training
Kontrollintervention
Medikation bzw.
MedikaMedika
tion &
aerobes
Training
Medikation bzw.
MedikaMedika
tion &
aerobes
Training
Placebo
(leichtes
Stretching
& Entspannung)
Standardbehandlung bzw.
bzw
low
intensity
program
Lichttherapie
Ergotherapie +
PsychoPsycho
therapie
Kraftoder
BewegBeweg
lichkeitstraining
Signifikante
Effekte
↑ Aerobe
Fitness
↓ Depressionsschwere
↓ Depressionsschwere
↑allg.
↑ Depsychisch pressionse Gesund- schwere
h it
heit
↓ Angsterleben
∗ Follow-up nach 6 Monaten aus
Blumenthal 1999
↑ De↑ max.
pressions- Sauerstoff
schwere
f h
aufnahme
↑ max.
Sauerstoff
WWW.DGPPN.DE
aufnahme
ZUSAMMENFASSUNG:
EVIDENZ BEI DEPRESSIONEN
Aerobes Ausdauertraining zeigt auch bei mittelschwerer bis schwerer
Depressivität positive Effekte. Es kann:
ƒ den psychischen Gesamtzustand verbessern,
ƒ die Depressionsschwere und Angstsymptome reduzieren,
ƒd
die
e Lebensqualität
ebe squa tät e
erhöhen,
ö e ,
ƒ das Selbstwertgefühl erhöhen und
ƒ dysfunktionale Einstellungen verändern.
Es gibt zudem
dem Hinweise
Hin eise a
auff Veränder
Veränderungen
ngen physischer
ph sischer Parameter und
nd a
auff
die Reduktion von Rückfällen.
Eine Motivation der Patienten zur kontinuierlichen Fortführung
g des
Trainings resultierte in einer follow-up-Untersuchung 6 Monate nach
Therapieende zu einer signifikanten Reduktion der Depressionsschwere.
WWW.DGPPN.DE
EMPFEHLUNGEN FÜR DEPRESSIVE
PATIENTEN
Bei depressiven Patienten sollte – unter
Berücksichtigung der körperlichen
Leistungsfähigkeit – gezielt regelmäßiges
Trainieren zum Einsatz kommen
kommen.
Empfehlungsgrad: B, Evidenzebene: Ib
(Moderates Trainingsprogramm 3x wöchentlich über 30 min mit
70% der maximalen Belastung (aus Babyak et al. 2000))
Patienten sollten zur selbstständigen Fortbzw. Durchführung regelmäßiger
körperlicher Aktivität in ihrem Alltag ermutigt
und angeleitet werden.
Empfehlungsgrad: 0,
0 Evidenzebene: III
WWW.DGPPN.DE
EMPFEHLUNGEN FÜR ALLE
PATIENTENGRUPPEN
Regelmäßige körperliche
Aktivität unter Anleitung
g sollte
angeboten werden, um
psychische Symptomatik zu
bessern, Körperwahrnehmung
ö
zu fördern, Gemeinschaft zu
finden und Fitness zu stärken.
stärken
Empfehlungsgrad: KKP
WWW.DGPPN.DE
ERWEITERTE
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
In jedem Fall sollte vor einem Beginn von Bewegungsinterventionen der körperliche Gesundheitsstatus des
P ti t und
Patienten
d somit
it seine
i Eignung
Ei
für
fü eine
i körperliche
kö
li h
Belastung überprüft werden. Die Durchführung von
Bewegungsinterventionen bedarf eines gut
ausgebildeten Personals mit Kompetenzen im Bereich
der Bewegungsförderung sowie mit störungsorientiertem
Spezialwissen zur Gruppenleitung, zur Einschätzung
psychopathologischer Symptome sowie über die Effekte
d Medikation.
der
M dik ti
WWW.DGPPN.DE
Psychoedukative Interventionen
für Betroffene und Angehörige,
Angehörige
Peer-to-peer-Ansätze
p
und Trialog
g
(nur Empfehlungen)
Psychoedukative (PE) Interventionen,
Interventionen Peer-to-peer-Ansätze
Peer to peer Ansätze
und Trialog
• Empfehlung 20: Jeder Betroffene mit SMI hat ... ein Recht darauf,
situationsgerechte Informationen zur Erkrankung, Ursachen, Verlauf und
Behandlungsalternativen ... zu bekommen.
bekommen Die Informiertheit des Patienten
ist Grundlage kooperativer klinischer Entscheidungsfindung ...
(Empfehlungsgrad KKP)
• Empfehlung
E f hl
21 PE kann
21:
k
auch
h im
i Rahmen
R h
von Trialogforen
Ti l f
und
d
Psychoseseminaren angeboten werden. (Empfehlungsgrad KKP)
• Empfehlung 22: Zur Optimierung des Wissenserwerbs über die
Erkrankung und zur Reduktion der Rückfallwahrscheinlichkeit sollte eine
strukturierte PE im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes ausreichend
lange und gegebenenfalls wiederholt angeboten werden.
(Empfehlungsgrad B, Edvidenzebene Ia)
Psychoedukative (PE) Interventionen,
Interventionen Peer-to-peer-Ansätze
Peer to peer Ansätze
und Trialog
• Empfehlung 23: Angehörige sollen in die psychoedukative Behandlung mit
einbezogen werden.. Sowohl separate Angehörigengruppen als auch
bifokale Gruppen haben sich dabei als wirksam erwiesen.
erwiesen
(Empfehlungsgrad A, Evidenzebene Ia)
• Empfehlung 24: Evidenz für die Wirksamkeit psychoedukativer
I t
Interventionen
ti
stützt
tüt t sich
i h auff Studien
St di in
i Gruppensettings.
G
tti
PE kann
k
auch
h in
i
Einzelsettings angeboten werden. (Empfehlungsgrad KKP)
• Statement 5: Psychoedukative Ansätze nach dem Peer-to-peer-Modell
ermöglichen Patienten und Angehörigen alternative Wege,
Wissenszuwachs und Krankheitskonzept positiv zu beeinflussen und das
Belastungserleben zu reduzieren.
AKTIVITÄTEN
Ä
ZUR LEITLINIE
Juli 2009
Kick-offV
Veranstaltu
l
ng
Januar 2011
Letztes von 7
Konsensustreff
en
November
2012
E
Erscheinen
h i
der Leitlinie
Fertigstellung in
2013 geplant:
P i
Patienten-Leitlinie
L i li i
Mai 2013 Internetpräsenz unter dem
Dach der DGPPN
2017 geplante
Aktualisierung
der Leitlinie
WWW.DGPPN.DE
Internetpräsenz auf
der DGPPN-Seite
WWW.DGPPN.DE
WWW.DGPPN.DE
WWW.DGPPN.DE
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit !
Th
Thomas
Becker,
B k Ulm/
Ul / Günzburg
Gü b
Steffi Riedel-Heller, Leipzig
Stefan Weinmann
Weinmann, Berlin
Katrin Arnold, Ulm/ Günzburg
Esra-Sultan Ay,
y, Ulm// Günzburg
g
Uta Gühne, Leipzig
[email protected]
Herunterladen