FAQ – Entropie

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FAQ – Entropie
S = kB·ln W
1.) Ist die Entropie für einen Zustand eindeutig definiert?
Antwort: Nein, zumindest nicht in der klassischen Physik. Es sei an die
Betrachtung der Ortsraum-Entropie des idealen Gases erinnert. Der Wert von W
ist gegeben durch xN, wobei N die Teilchenzahl ist und x die Zahl der „Kästchen“,
in die man sich das Gasvolumen geteilt denkt. Der Wert von S hängt offenbar vom
Wert von x ab, aber dieser ist frei wählbar.
Anders ist dies für die Entropiedifferenz. Wir haben (am Beispiel der Volumenverdopplung) gezeigt, dass sie unabhängig von x ist. Dies lässt sich verallgemeinern, so dass beim Übergang zwischen zwei Gleichgewichtszuständen die
Entropieänderung immer eindeutig festgelegt ist.
Grundsätzlich anders sieht die Sache aus, wenn x festgelegt ist. Dies ist oft bei
nicht-physikalischen Situationen der Fall, z.B. wenn man nach der Entropie der
Verteilung der 1-Euro-Münzen in den Ländern Europas fragt. Die Anzahl x der
Länder ist vorgegeben.
Auch die Quantenmechanik kann x festlegen. In der Festkörperphysik sind die
Wellenfunktionen der Elektronen in perfekten Kristallen vollständig delokalisiert
und der Impuls ist quantisiert, so dass man die Entropie absolut angeben kann.
FAQ – Entropie
S = kB·ln W
2.) Ist W eine Wahrscheinlichkeit?
Antwort: Nein
Nehmen wir das Beispiel der Euromünzen. W ist die Gesamtzahl der
Verteilungsmöglichkeiten der Euromünzen auf die Länder Europas. Eine typische
Wahrscheinlichkeitsbetrachtung wäre: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich 5 %
aller Münzen in Griechenland befinden? Dann wäre die Wahrscheinlichkeit w
gegeben durch die Zahl der Realisierungsmöglichkeiten WGr dieses Zustandes
geteilt durch W:
WGR = (x-1)0.95·N , und W = xN
⇒ w = WGr / W
Wahrscheinlichkeit, dass 95 % aller Münzen
außerhalb Griechenlands sind
Kreisprozesse
Wärmekraftmaschinen für die Umwandlung von Wärme in Arbeit in einem
periodisch durchlaufenen Zyklus.
Die Plancksche Formulierung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik besagt, dass man mit mindestens zwei Wärmereservoirs
arbeiten muss, einem heißen und einem kalten.
Schema des Energieflusses
Qh
Heißes Reservoir, Th
Q
W
Kaltes Reservoir, Tt
Qt
Wirkungsgrad von Wärmekraftmaschinen
Schema des Energieflusses
Qh
Heißes Reservoir, Th
Q
Kaltes Reservoir, Tt
W
Qt
Von außen zuzuführen: Wärmeenergie Qh
Nach außen abgeführt: geleistete Arbeit W + Abwärme Qt
Wirkungsgrad η:
η =
pro Zyklus abgegebene Arbeit |W|
pro Zyklus aufgenommene Wärme |Qh|
Wirkungsgrad
Gesamte mechanische Arbeit W:
Innere Energie des Gases muss am Ende des Kreisprozesses genauso groß
sein wie am Anfang (sonst liegt kein zyklischer Prozess vor).
∫
∫
Wegen ∆U = -∆W + ∆Q ⇒ Unachher − Uvorher = − dW + dQ = 0
Also:
W=Q
Die beim Kreisprozess gewonnene Arbeit ist
gleich dem integralen Wärmeumsatz
Wirkungsgrad η:
η=
Q = Qh - |Qt|
pro Zyklus abgegebene Arbeit |W|
pro Zyklus aufgenommene Wärme |Qh|
η= 1 -
=
Q
Qh
pro Zyklus anfallende Abwärme
pro Zyklus aufgenommene Wärme
= 1-
|Qt|
Qh
Die vier wichtigsten Kreisprozesse
Stirling-Prozess
Ohne
Verbrennung
und zyklischen
Austausch des
Arbeitsmediums
p
isotherm
p
isochor
isotherm
adiabatisch
V
Otto-Prozess
(schnelle Verbrennung)
Mit
Verbrennung
und zyklischem
Austausch des
Arbeitsmediums
Carnot-Prozess
p
adiabatisch
isochor
V
V
Diesel-Prozess
(langsame Verbrennung)
p
isobar
adiabatisch
isochor
V
Otto-Prozess
Formal lässt sich der OttoProzess in einem einzigen Zyklus
beschreiben, wenn man annimmt,
der Abgasausstoß und das
Ansaugen neuen Kraftstoffes
erfolgten sehr schnell.
p
adiabatisch
isochor
V
Abbildungen aus D. C.
Giancoli, Physics for
Scientists and Engineers,
Prentice Hall
In Wirklichkeit geschehen die
beiden Teilschritte während
einer vollen Umdrehungen des
Kolbens. Der thermodynamische
Zyklus dauert also zwei
Kolbenumdrehungen lang.
Otto-Prozess
Isochore Kompression:
Aufnahme von Wärme Qh
(Wärmeenergie wird
durch den Verbrennungsprozess bereitgestellt)
Q
Qhh
p
Adiabatische Expansion
leiste mechanische
Arbeit Wh
Isochore Expansion:
Abwärme Qt wird
abgegeben (im
wesentlichen in Form
von Restwärme der
Verbrennungsgase)
W
Q
Qtt
Adiabatische
Kompression kostet
Arbeit Wt
V
W
W==W
Whh––W
Wtt
Carnot-Prozess
Der Carnot-Prozess dient oft als Modellprozess, weil er die höchstmögliche
Effizienz aufweist und besonders einfach zu analysieren ist (T-S-Diagramm).
Eine praktische Realisierung hat er nicht.
Sadi Carnot
1796-1832,
Carnot-Prozess
1824 formuliert
Abbildung aus D. C. Giancoli, Physics for Scientists and
Engineers, Prentice Hall
Carnot-Prozess
Analyse ist besonders einfach, wenn man das T-S-Diagramm zugrunde legt.
p
T
adiabatisch
isotherm
isotherm
adiabatisch
→
Th
• Aufnahme von Qh bei der hohen
Temperatur Th
• Abgabe von Qt bei der unteren
Arbeitstemperatur Tt
Q
Tt
V
Wärme wird nur bei den isothermen
Teilschritten ausgetauscht:
isotherm
S1
adiabatisch
S2
T
S
Q
Qhh
Th
Qh
Tt
Qt
S1
S2
Q
Qtt
S
Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses
Wirkungsgrad η:
η= 1 -
pro Zyklus anfallende Abwärme
pro Zyklus aufgenommene Wärme
T
T
Th
Th
Qh
Tt
= 1-
S1
Tt
S2
Qh = Th · (S2-S1) > 0
η = 1 -
Tt · (S2-S1)
Th · (S2-S1)
Qh
Qt
S1
S
|Qt|
S2
S
Qt = Tt · (S1-S2) < 0
⇒
η =
Th - Tt
Th
Arbeitsleistung beim Carnot-Prozess
Die Überlegungen über die innere Energie haben die Bestimmung von η
enorm vereinfacht. Man kann die in der Definition von η auftretende
Arbeit W natürlich auch „zu Fuß“ berechnen (siehe z.B. Giancoli, S. 522).
Zu bedenken ist, dass bei allen vier Teilschritten Arbeit geleistet wird:
p
• Isotherme
Expansion, Gas
leistet Arbeit
11
44
22
V
W12 = NkBT ln⎛⎜V2 ⎞⎟ > 0
⎝ V1 ⎠
• Adiabatische
− p2 κ 1−κ
V2 V3 − V2 > 0
Expansion, Gas W23 =
κ −1
leistet Arbeit
(
33
)
• Isotherme KompresW34 = NkBT ln⎛⎜V4 ⎞⎟ < 0
sion, am Gas wird
⎝ V3 ⎠
Arbeit verrichtet
• Adiabatische
Kompression,
Arbeit am Gas
− p1 κ 1−κ
W41 =
V4 V1 − V4 < 0
κ −1
(
)
Wirkungsgrad generell
Sei ein beliebiger Kreisprozess
betrachtet. Th und Tt seien der
Maximal- bzw. Minimalwert der
Prozesstemperatur.
Der Kreisprozess werde verglichen
mit dem Carnot-Prozess, bei dem die
isothermen Prozesse bei Th und Tt
ablaufen.
Man findet: W ≤ WC
Es sei QCt die Abwärme des
Carnotprozeses.
Dann gilt für die Abwärme Qt des
betrachteten Kreisprozesses:
|Qt| ≥ |QCt|.
⇒η =
WC
W
≤ ηC =
Qt
QCt
T
WC = QC
Th
W=Q
Tt
S1
S2
S
T
Tt
Qt
QCt
S1
S2
S
Kein Kreisprozess kann also einen höheren
Wirkungsgrad als der Carnot-Prozess haben.
Stirling-Prozess
als Beispiel eines praktisch realisierbaren Kreisprozesses
idealisiert
p
isochor
isotherm
isochor
isotherm
V
Abbildung aus W. Martienssen, Einführung in die Physik III, S. 356,
Verlag Harri Deutsch
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