Seminarvortrag ”Brauergruppe” von Cora Welsch WS 2010/11 1 Begriffe Zuerst wollen wir uns an ein paar Begriffe erinnern. Sei A eine einfach unitäre K- Algebra. zentral einfache K- Algebra A: Zentral bedeutet, dass K1A das Zentrum von A ist, also Z(A)∼ =K. Einfach bedeutet, dass es kein (zweiseitiges) Ideal von A gibt außer (0) und (1)=A. Schiefkörper: Ein Schiefkörper ist ein Ring, in dem alle Elemente außer 0 invertierbar sind. Es handelt sich also um einen nicht notwendigerweise kommutativen Körper. Divisionsalgebra D über dem Körper K: Eine Divisionsalgebra D ist eine K-Algebra, in der jedes Element außer 0 invertierbar ist. Jede Divisionsalgebra ist ein Schiefkörper. Opponierter Ring Aopp : Die additive Stuktur ist dieselbe wie in dem Ring A. Für die Multiplikation in Aopp gilt (a, b)7→ba. Vereinbarung: Ab jetzt ist immer das Tensorprodukt über K gemeint. Wir schreiben nur noch ⊗ und meinen damit ⊗K . 2 Vorbereitung Wir erinnern an das Strukturtheorem von Wedderburn: Jede Q halbeinfache K- Algebra S ist isomorph zu einen endlichen direkten Produkt der Form ∼ S= Mni (Di ) mit Di K- Divisionsalgebren. Es gibt also eine Divisionsalgebra D mit S ∼ = Mn (D), wobei S eine einfache K- Algebra ist. Es gibt dann, bis auf Isomorphie, nur einen einfachen S- Modul M und es gilt: EndS (M ) ∼ = Dopp 2.1 Lemma Sei K ein Körper und S eine unitäre K- Algebra. Dann gelten folgende K- Algebren Isomorphien. (i) Mn (S) ∼ = S⊗Mn (K) 1 (ii) Mm (K)⊗Mn (K) ∼ = Mmn (K) 2.1.1 Beweis zu (i): Wir betrachten die Abbildungen S → Mn (S) mit s 7→ sEn (En ist die Einheismartix) und die natürliche Inklusion Mn (K) → Mn (S). Damit gilt für A∈Mn (S): (sEn )A= sA = As= A(sEn ), d.h. die Bilder der Abbildungen kommutieren. Aus dem letzten Vortrag wissen wir, dass dadurch eine K- Algebra Homomorphismus S⊗ Mn (K)→ Mn (S), 1⊗eij 7→ eij existiert. Wobei eij die Matrix ist die nur aus Nullen besteht bis auf einer 1 an der Position i,j. Da die Abbildung die S-Basis auf eine S-Basis abbildet ist sie ein Isomorphismus. zu (ii): Wir setzen in die Formel aus (i) S = Mm (K) ein. Damit ergibt sich aus S⊗Mn (K)∼ =Mn (S) ∼ Mm (K)⊗Mn (K) ∼ M (M (K)) M (K) = n m = nm Gegeben seien zwei zentral- einfache K- Algebren S und T . Wir wissen schon, dass wir diese als Matrizenringe über K- Divisionsalgebren D und E schreiben können. Wir wählen eine Darstellung S ∼ = Mn (D) und T ∼ = Mm (E). Ferner wissen wir, dass beide Algebren einen einfachen Modul besitzen, der bis auf Isomorphie eindeutig ist. Sei M ein einfacher S-Modul und N ein einfacher T -Modul. 2.2 Definition Dann sagen wir, S und T seien ähnlich, in Zeichen S ∼ T , wenn eine der folgenden äquivalenten Aussagen zutrifft: 1. Die Divisionsalgebren D, E sind isomorph. 2. Es existieren natürliche Zahlen l, k, so dass die Algebren S ⊗ Ml (K) und T ⊗ Mk (K) isomorph sind. 3. Es existieren natürliche Zahlen l, k, so dass die Algebren Ml (S) und Mk (T ) isomorph sind. 4. Es gilt die Isomorphie von Algebren EndS (M ) ∼ = EndR (N ). 2.2.1 Beweis Es bleibt, die Äquivalenz der Aussagen zu zeigen. 2 1. ⇔ 2. ”⇐”: Wir nehmen an, es gelte 2. Dann haben wir einerseits die Isomorphie von Algebren S ⊗ Ml (K) ∼ = Mn (D) ⊗ Ml (K) ∼ = D ⊗ Mn (K) ⊗ Ml (K) ∼ = D ⊗ Mnl (K) ∼ = Mnl (D) (1) Hierbei haben wir erst die Isomorphie S ∼ = Mn (D) ausgenutzt und dann nacheinander die Isomorphismen (i), (ii) und (i). Genau analog findet man T ⊗ Mk (K) ∼ (2) = Mmk (E) Aus zwei folgt also die Isomorphie Mml (D) ∼ = Mnk (E) Da man aber die Divisionsalgebra aus dem Matrixring ablesen kann, folgt D ∼ = E, also 1. ”⇒”: Nehmen wir an, umgekehrt gelte für die Divisionsalgebra, die den zentral einfachen Algebren zu Grund liegen, dass E ∼ = D. Es folgt dann mit den Isomorphien (1) und (2), dass T ⊗ Mk (K) ∼ = Mmk (E) ∼ = Mnl (D) ∼ = S ⊗ Ml (K) also 1. 2. ⇔ 3. Die äquivalenz folgt sofort aus den Isomorphismen S ⊗ Ml (K) ∼ = Ml (S) und T ⊗ Mk (K) ∼ = Mk (T ) 4. ⇔ 1. ”⇐”: Da D ∼ = E nach 1. gilt, folgt für den eindeutigen S- Modul M und den T - Modul N EndS (M ) ∼ = Dopp ∼ = E opp ∼ = EndT (N ). ”⇒”: Es gilt EndS (M ) ∼ = EndT (N ) und der Struktursatz liefert uns, für Divisionsalgebren D und E, S ∼ = Mn (D) und T ∼ = Mm (E), also die Vorrausetzung von 1. opp ∼ Nun gilt D = EndS (M ) ∼ = EndT (N ) ∼ = E opp . Und damit auch D ∼ = E. 2.3 Bemerkung Wir sehen also durch 1. aus 2.2 , dass jede Ähnlichkeitsklasse eine Isomorphieklasse zentraler, endlich dimensionaler K- Divisionsalgebren enthält. Wir betrachten also nur noch die Divisionsalgebren und nicht mehr die unterschiedlichen Matrixgrößen. Somit ist [Mn (D)]=[Mm (D0 )], wenn D ∼ = D0 . 3 3.1 Brauergruppe Lemma A⊗B und B⊗A sind als Algebren isomorph zueinander. Dies wissen wir aus dem vorhergehenden Vortrag. Der Isomorphismus sieht wie folgt aus, τ : A⊗B → B⊗A mit a⊗b 7→ b⊗a 3 3.2 Definition Die Brauer Gruppe von einem Körper K, geschrieben Br(K), ist die Menge der Äquivalenzklassen [A] = {B | B ∼ A } (bezüglich der Ähnlichkeit) von endlich dimensionalen zentral einfachen K- Algebren. 3.2.1 Bemerkung Die Brauergruppe beschreibt die Isomorphieklassen zentral endlicher K- Divisionsalgebren. Wieso werden dann die Äquivalenzklassen von K- Algebren betrachtet. Dies wird gemacht, da das Tensorprodukt von Divisionsalgebren nicht unbedingt wieder eine Divisionsalgebra ist. Bei zentral einfachen Algebren ist dies jedoch anders. 3.2.2 Wohldefiniertheit: Wenn S∼S 0 und T ∼T 0 , dann haben S und S 0 die selbe Divisionsalgebra D und T und T 0 die selbe Divisionsalgebra E. Also können wir schreiben S ∼ = Mm0 (E) für = Mn0 (D) und T ∼ = Mm (E), T 0 ∼ = Mn (D), S 0 ∼ 0 0 natürliche Zahlen n, n , m, m . Damit ist S⊗T ∼ = Mn (D)⊗Mm (E) ∼ = D⊗Mn (K)⊗E⊗Mm (K) nach (i) ∼ = D⊗E⊗ Mnm (K) nach (ii) ∼ = Mnm (D⊗E) nach (i) Das Selbe gilt bei S 0 ⊗T 0 ∼ = Mnm (D⊗E) und da sie die gleiche Divisionsalgebra besitzen gilt: 0 0 S⊗T ∼ S ⊗T 3.2.3 Abgeschlossenheit: Seien A und B zweit endlich dimensionale zentral einfache K- Algebren. Sei [A],[B]∈ Br(K). A⊗B ist endlich dimensional und wie wir aus dem vorherigen Vortrag wissen, ist A⊗B wieder eine zentral einfache Algebra. Damit ist [A⊗B] ∈ Br(K). 3.3 Satz Br(K) ist mit dem Tensorprodukt als Gruppenoperation [A]·[B]=[A⊗B] eine abelsche Gruppe. 3.3.1 Beweis: Assoziativität: Wir wollen also zeigen [A]·([B]·[C])=([A]·[B])·[C]. [A]·([B]·[C])=[A]·[B⊗C] Def =[A⊗(B⊗C)] Def 4 =[(A⊗B)⊗ C] Assoziativität des Tensorproduktes =[A⊗B]·[C] Def. =([A]·[B])·[C] Neutrale Element: Das Neutrale Element ist e=[K]=[M1 (K)]=[Mn (K)] [A]·[K]=[A⊗K]=[A] dies gilt nach den Regeln des Tensorproduktes. Inverse: [A]−1 = [Aopp ] denn A⊗Aopp ∼ = Mn (K) . opp ∼ Das A⊗A = Mn (K) gilt, wissen wir aus einem vorgehenden Vortrag. Und das Mn (K)∼K ist haben wir schon beim neurtalen Element verwendet. Damit ist dann also [Aopp ⊗A]=[Mn (K)]=[K]=e Kommutativität: [A]·[B]=[A⊗B]=[B⊗A]=[B]·[A] Das mittelere Gleichheitszeichen gilt, da das Tensoprodukt kommutativ ist. 4 Beispiele Nun betrachten wir für bestimmte K die dazugehörige Br(K). Haben wir zwei K- Divisionsalgebren D und E so sind die dazugehörigen zentral einfachen KAlgebren genau dann in einer Äquvivalenzklasse, wenn D∼ =E. D.h. bis auf Isomorphie steht jede K- Divisionsalgebra für eine Klasse. Also müssen wir, um die Anzahl der Äquivalenzklassen zu erhalten, die K- Divisionsalgebren bestimmen. 4.1 K=R Behauptung: Br(R)={[R],[H]} Beweis: Frobenius zufolge gibt es nur 3 Divisionsalgebren (bis auf Isomorphie) über R und das sind R, C und H. Aber nur R und H haben R als Zentrum, denn Z(C)=C. [K]=[R] ist wie eben bewiesen das Neutralelement. H∼ = Hopp , was wir aus der Algebra 2 wissen. Außerdem wissen wir, dass A⊗Aopp ∼ = Mn (K) ist, wenn Z(A) = K und dimK (A) = n. Mit A =H ist Z(H) =R wie wir wissen und dimR (H) = 4. Damit gilt H⊗H ∼ = M4 (R) und somit [M4 (R)] = [R] = [K] = e, also ist [H] invers zu sich selbst. [H] hat als Gruppenelement die Ordnung 2 und erzeugt damit die Gruppe Br(R). Da es bis auf Isomorphie nur eine Gruppe der Ordnung 2 gibt, ist Br(R) isomorph zu Z/2Z. 5 4.2 K=C Behauptung: Br(C)={[C]}={e} Beweis: Wir haben also K=C, d.h. wir suchen sowohl eine zentral einfache C- Algebra und die dazugehörigen Divisionsalgebren über C. Hierfür verwenden wir die Aussage, dass die einzige endlich dimensionale Divisionsalgebra D über einen algebraisch abgeschlossenen Körper K der Körper selber ist. Also ist D = K. Da C algebraisch abgeschlossen ist gilt die Behauptung Br(C)={[C]}. Die Aussage von eben wurde schon in einem früheren Vortrag bewiesen, ich erinnere nur noch einmal Kurz an den Beweis. Beweis: Sei x ∈ D. Dann erzeugt x einen Körper K(x)⊂D.Nach Algebra I ist die Körpererweiterung K(x) algebraisch abgeschlossen über K, da D endlich dimensional ist. Da K algebraisch abgeschlossen ist, folgt K(x) = K für jedes x ∈ D. Also gilt D = K. 6