Vakuumplasma gespritzte Diffusionsbarrieren für

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Vakuumplasma gespritzte Diffusionsbarrieren
für Hochtemperatur-Brennstoffzellen
K. Barthel, EMPA Thun (CH); B. Gut, EMPA Dübendorf (CH)
Beim Betrieb von Hochtemperatur-Brennstoffzellen muß der elektrische Strom bei Temperaturen von mehr als 900°C von einem elektrochemisch aktiven Element zum nächsten
geführt werden. Zu diesem Zweck werden häufig metallische Verbindungselemente auf der
Basis von Nickel-Chrom-Legierungen verwendet. Diese Materialien bilden bei hohen Temperaturen an oxidierender Atmosphäre eine schützende Cr2O3-Deckschicht, die zugleich bedingt elektrisch leitend ist. Ein Nachteil von chromhaltigen Legierungen ist jedoch die hohe
Flüchtigkeit von Chromoxiden und Oxyhydriden bei Temperaturen über 800°C. Die entweichenden gasförmigen Cr-Spezies werden mit der einströmenden Reaktionsluft direkt zur
Kathode transportiert und verschlechtern langfristig deren katalytische Aktivität.
Bislang verfügt man nicht über chromfreie Materialien, die sich als Stromsammler in Brennstoffzellen eignen. Somit wird eine Kompromißlösung darin gesehen, die chromhaltigen Bauteile kathodenseitig mit einer zusätzlichen Schutzschicht zu versehen. Diese muß ebenfalls
elektrisch leitfähig sein und eine Barrierenwirkung gegen Chrom- und Sauerstoffdiffusion
haben. Für diese Anwendung vielversprechend sind thermisch gespritzte Perowskitschichten
auf der Basis von dotierten Lanthan-Übergangsmetalloxiden wie La-Sr-MnO3 bzw. La-CaCrO3.
Das Poster beschreibt in diesem Zusammenhang die Optimierung von Beschichtungen durch
Vakuumplasmaspritzen (VPS) und deren Eigenschaften. Charakteristisch für die als Ausgangsmaterialien verwendeten Stoffe ist die geringe thermodynamische Stabilität im VPSProzeß. Dieser Umstand erschwert das Auftragen dichter Schichten und erfordert die konsequente Untersuchung der Schichtstruktur mit röntgenographischen Mitteln. Der Einfluß der
Beschichtungsparameter auf die Kristallstruktur, die elektrische Leitfähigkeit und die Schichtporosität wird deshalb für die verschiedenen Materialien diskutiert.
Autor: K. Barthel and B. Gut
Publiziert in: DGM - Hauptversammlung 1997, Braunschweig, 1997,
Seite: 204
Vakuumplasma gespritzte Perowskitschichten als Diffusionsbarriere in
Hochtemperatur-Brennstoffzellen
K. Barthel und B. Gut, Eidgenössisches Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA), Dübendorf und Thun, Schweiz
Einführung
Experimentelles
In Hochtemperaturbrennstoffzellen werden
warmfeste Legierungen mit hohem
Chromgehalt als elektrisch leitende Verbindungselemente (Interconnectoren) bei
Temperaturen bis 1000°C eingesetzt.
Gegenüber alternativen keramischen Interconnectoren (CIC) besitzen metallische
(MIC) eine höhere elektrische Leitfähigkeit,
die die ohmschen Verluste und die thermischen Gradienten minimieren. Des weiteren sind sie einfacher zerspanbar und
mechanisch robuster, was kostengünstige
Formgebung und up-scaling erlaubt [1].
Die schützende Chromoxidschicht steht
oberhalb von 800°C mit gasförmigen
Chromverbindungen
(Oxide
und
Oxihydride [2]) im thermodynamischen
Gleichgewicht. Ein positives Potential an
der Metalloberfläche, wie es eine Brennstoffzelle kathodenseitig aufweist,
beschleunigt die Verdampfung der Chromverbindungen und begünstigt deren
Kondensation an der Kathodenoberfläche
(Bild 1). Dadurch wird die Kathode desaktiviert, die Zellenleistung nimmt ab und die
Zelle wird unbrauchbar [3].
Für die Untersuchung von fünf LanthanPerowskiten mit ABO 3 -Struktur (siehe
Tabelle 1) hinsichtlich Spritzbarkeit und
Dichtigkeit wurden Spritzpulver als
gesintertes Granulat fraktioniert (Bilder 3
und 4). Die wichtigsten Parameter wie die
elektrische Plasmaeingangsleistung (im
weiteren als elektrische Leistung bezeichnet), die Plasmagaszusammensetzung und die Granulatgröße (siehe Tabelle 2) wurden in Spritzversuchen auf ungekühlten Substraten (Ø 60 mm x 3 mm)
aus HS230 und H102 variiert.
Stand der Technik
Einige Brennstoffzellenhersteller wollen
ungeachtet der Chromabdampfung die
Vorteile von MIC nützen. Metallische Alternativen zu chromhaltigen Legierungen gibt
es nicht [4]. Es muß folglich die Chromverdampfung an der MIC-Oberfläche
durch Beschichtung mit einer oxidationsbeständigen, chromundurchlässigen
Schicht verhindert werden. Die häufig verwendete Plansee-Legierung Cr5Fe1Y2O3
wird beispielsweise durch thermisches
Spritzen mit einer dichten Perowskitschicht versehen. Brennstoffzellen mit
derart beschichtetem MIC geben über
lange Zeit konstante Leistung ab.
Problemstellung
Die Herstellungskosten für Brennstoffzellenstapel sind zur Zeit entschieden zu
hoch. Ein großer Kostenanteil fällt dabei
auf die Interconnectorplatten, insbesondere bei Verwendung der PlanseeLegierung. Die Substitution dieser durch
Nickel-Chrom-Legierungen oder chromhaltige warmfeste Stähle eröffnet ein
beträchtliches Einsparungspotential. Der
Luft
Kontaktfüsse
VPS-PEN:
Kathode,
Elektrolyt,
Anode
CrO3
Nickelfilz
InterconnectorPlatte,
dreiteilig,
unbeschichtet
Brenngas
Bild 1: VPS-Hochtemperatur-Brennstoffzelle und
Chromabdampfung bei unbeschichteten
chromhaltigen Interconnectoren (schematisch)
Kurzbezeichnung
Zusammensetzung
Mittlerer Korndurchmesser
LSCo
La0.6Sr0.4CoO3
6 µm, 11 µm, 17 µm,
LSM-20
La0.8Sr0.2MnO3
17 µm, 34 µm
LSM-50
La0.5Sr0.5MnO3
22 µm, 34 µm
LCCr
La0.7Ca0.32CrO3
15 µm, 35 µm
LCCrCo
La0.7Ca0.3Cr0.85Co0.15O3
19 µm, 35 µm
24 µm, 31 µm
Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung und
Korngrößen der untersuchten Perowskite
Einsatz solcher Materialien als MICVarianten soll durch spezielle Beschichtungen, die eine Chromabdampfung
verhindern, ermöglicht werden.
Zielsetzung
Basierend auf der Idee, die chromhaltigen
Bauteile kathodenseitig mit einer Schutzschicht zu versehen [5], werden für die
neuen Substrate geeignete Schichtmaterialien evaluiert. Diese müssen elektrisch
leitfähig sein, einen ähnlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten wie MIC und Kathode und eine Barrierenwirkung gegen
Chrom- und Sauerstoffdiffusion haben.
Geeignet sind thermisch gespritzte Perowskitschichten, da diese Keramiken
auch als Kathoden eingesetzt werden. Als
Verfahren bietet sich das Vakuumplasmaspritzen (VPS) an, da auf diesem Weg
bereits elektrochemisch aktive Stapelwiederholungseinheiten für Brennstoffzellen gefertigt werden [6,7]. Die verwendete VPS-Anlage ist in Bild 2 dargestellt.
Es werden dünne Perowskitschichten von
30 bis 50 µm angestrebt. Dadurch wird der
Übergangswiderstand minimiert und es
kann schnell und materialsparend beschichtet werden.
Bild 2: Vakuumplasma-Spritzanlage (VPS)
Lanthanhydrat
Mn-, Cr- oder Co- Oxid
Strontiumcarbonat
P
Mischen und feinmahlen
der Ausgangspulver als
Schlicker
Feinmahlen des
Perowkitpulvers
Sprühtrocknen
der Mischung
Sprühtocknung zur
Granulation
Wärmebehandlung zur
Granulatversinterung
Wärmebehandlung
zur Phasenreaktion
Perowskitpulver
- Phasenanalyse
Spritzgranulat :
P
G
- Korngrössenverteilung
- Morphologie
Bild 3: Herstellung von granuliertem PerowskitSpritzpulver
20 µm
10 µm
50 µm
Bild 4: LCCr-Spritzgranulat, gesintert
und fraktioniert
Bild 5: LSM-Schicht auf HS230,
Dicke 50 µm
Resultate und
Ausdehnungskoeffizienten zurückzuführen.
Rißfreie Schichten ließen sich mit LCCr
und LCCrCo in der Pulverfraktion 35 µm
auf vorgeheizten Substraten (400 bis
500°C) herstellen (Bild 6).
Der elektrische Widerstand senkrecht zur
Schicht wurde durch zwei-Punkt-Messungen ermittelt. Die auf eine konstante
Schichtdicke bezogenen Resultate zeigen
insbesonde bei LSM-50 eine starke
Abhängigkeit des Widerstandes von der
elektrischen Leistung beim Beschichten
(Bild 8). Bei den Verbindungen LCCr und
LCCrCo wurde erst bei Leistungen ab ca.
45 kW ein drastischer Anstieg ermittelt.
Auch XRD-Messungen weisen bei hohen
elektrischen Leistungen beim VPS auf
mögliche strukturelle Veränderungen im
Perowskit hin, die dessen elektrische
Eigenschaften verschlechtern. Hervorzuheben ist der im untersuchten Bereich
geringere Widerstand von LCCrCo im Vergleich zu LCCr.
Diskussion
Gasdichte Schichten werden beim VPS typischerweise mit Hilfe eines Ar/H2-Plasmas erzeugt, in welchem durch hohe elektrische Leistung und hohe Plasmaenthalpie gute Aufschmelzbedingungen für die
Pulver vorliegen. Bei den hier untersuchten
Materialien besteht die Gefahr, die Perowskitphase in H2-haltiger Umgebung zu
reduzieren. Eine zunehmende Anfälligkeit
hierfür wurde in der Reihe LCCr, LSM,
LSCo festgestellt. Röntgendiffraktogramme (XRD) zeigten, daß LSCo nur dann als
phasentreue Spritzschicht vorliegt, wenn
bei elektrischen Leistungen kleiner 25 kW
mit H 2 -freiem Plasma gespritzt wurde
(Bild 7).
Verfahrensparameter
LSCo
Kammerdruck (mbar)
60 - 80
80 - 100
Spritzabstand (mm)
175 - 225
225 - 275
Bild 6: LCCr-Schicht auf HS230,
Dicke 30 µm
LSM-20, LSM-50,
LCCr und LCCrCo
Schlußfolgerungen
Plasmagas-Zusammensetzung
(Standardliter / min)
Argon
40 - 50
35 - 45
Helium
0 - 10
0 - 10
Wasserstoff
0-1
2-6
Elektrische Leistung (kW)
18 - 25
30 - 46
und Ausblick
Die durch VPS mit geringen elektrischen
Leistungen erzeugten LSCo-Schichten
sind offenporig und somit als Diffusionsbarriere gegen gasförmige Verbindungen
ungeeignet. Ebenso sind auch die Risse
im LSM nicht tolerierbar.
Für Diffusionsbarrieren mit Dicken unter
50 µm bieten sich die Verbindungen LCCr
und LCCrCo an. Angesichts der geringen
Widerstandszunahme von LCCrCo ist
dieses Material ein aussichtsreicher
Tabelle 2: Verfahrensparameter zum phasentreuen
Vakuumplasma-Spritzen von Perowskitpulvern bei
Verwendung eines F4-MC-Brenners
Gute Spritzbarkeit wurde für die Verbindungen LSM, LCCr und LCCrCo bei
größeren H 2 -Anteilen und elektrischen
Leistungen über 40 kW ermittelt. Die in
den LSM-Schichten entstandenen Risse
(Bild 5) sind vermutlich auf den im Vergleich zum Substrat höheren thermischen
Intensität
Schutzschichtwerkstoff für HS230 und
H102. Langzeituntersuchungen der Abdampfung von Chromoxid durch die
Schichten unter betriebsnahen Bedingungen laufen zur Zeit und werden Aufschluß über die Wirksamkeit der Schichten
geben.
Danksagung
Die Autoren danken Dr. K. Berroth und Dr.
St. Siegmann für zahlreiche Diskussionen
sowie dem schweizerischen Bundesamt
für Energiewirtschaft für die finanzielle
Unterstützung.
Referenzen
[1] R. Diethelm and K. Honegger,
in Proceedings of the Third International Symposium
on SOFC, Honolulu, Hawaii, ed. S.C. Singhal and H.
Iwahara, 1993, p. 822
[2] D. Das, M. Miller, H. Nickel and K. Hilpert,
in First European Fuel Cell Forum, Lucerne, 3.-7.
October 1994, U. Bossel (Editor), Lucerne,
Switzerland, 1994
[3] E. Batawi, K. Honegger, R. Diethelm,
in Proceedings of the sixth IEA Workshop, Rome,
Italy, 1994, p. 175-81
[4] P. Kofstad,
in Second European Fuel Cell Forum, Oslo, 6. - 10.
Mai 1996, B. Thorstensen (Editor), Oslo, Norway,
1996
[5] E. Fendler, R. Henne and R. Ruckdäschel,
H. Schmidt,
in Second European Fuel Cell Forum, Oslo, 6. - 10.
Mai 1996, B. Thorstensen (Editor), Oslo, Norway,
1996, p. 269-78
[6] H. Gruner, J. Moens,
ibidem, p. 261-7
[7] E. Fendler, R. Henne, M. Lang, S.-F. Miralai,
in Werkstoffwoche, Symposium 3: Werkstoffe für die
Energietechnik, Stuttgart, Mai 1996, DGM Informationsgesellschaft GmbH, Frankfurt, Germany 1997
Widerstand/Schichtdicke (kΩ/µm)
3000
LaSrCoO3
1000
Ausgangspulver
Spritzschicht
2500
100
2000
LCCr
LaSrCoO3
r2CoO4
1500
LCCrCo
10
LaSrCoO3
LaSrCoO3
1
1000
LSM-50
0.1
500
0
20
25
30
35
40
45
2 Theta
Bild 7: Röntgendiffrations-Messungen (X RD) an LSCo-Spritzpulver und VPS-Schicht
50
0.01
20
25
30
35
40
45
50
Elektrische Leistung (kW)
Bild 8: Einfluß der elektrischen Plasmaeingangsleistung im VPS-Prozeß auf den
elektrischen Widerstand von Perowskit-Spritzschichten
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