Skript WELLEN - lehrer.uni

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Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Skript zum Thema Wellen
im zweistündigen Physikkurs der Kursstufe
mit Schwerpunkt Astrophysik
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
1
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Inhaltsverzeichnis
I
MECHANISCHE WELLEN
3
I.1
Einführung
3
I.2
Unterscheidung von Wellen
4
I.3
Querwellen
5
I.4
I.3.1
Kenngrößen
5
I.3.2
Einschub: Gleichung einer fortschreitenden Welle
6
I.3.3
Energietransport
7
I.3.4
Überlagerung von Wellen / Interferenz
7
I.3.5
Reflexion
10
I.3.6
Beugung
13
I.3.7
Brechung
14
I.3.8
Stehende Wellen
15
Längswellen (Schall)
18
I.4.1
Kenngrößen
19
I.4.2
Einschub: Schallgeschwindigkeit
19
I.4.3
Einschub: Schalldruck, Schallintensität und Dezibel
20
I.4.4
Reflexion
21
I.4.5
Interferenz und stehende Wellen
22
I.4.6
Brechung
23
I.4.7
Beugung
24
I.4.8
Doppler-Effekt
24
II ELEKTROMAGNETISCHE WELLEN
26
II.1.1
Entstehung
26
II.1.2
Eigenschaften von EM–Wellen, Wellenmodell
29
II.1.3
EM–Spektrum
30
II.1.4
Einschub: Informationsübertragung
30
II.1.5
Lichtgeschwindigkeit (Messung)
32
II.1.5.1
Zahnradmethode von Armand Fizeau (1849)
32
II.1.5.2
Drehspiegelmethode von Jean Bernard Léon Foucault (1850)
33
II.1.5.3
Variante für jedermann:
33
II.1.6
Fermatsches Prinzip, Brechung, Reflexion
34
II.1.7
Einschub: Beweis des Fermatschen Prinzips
35
II.1.8
Beugung am Einzelspalt
36
II.1.9
Interferenz am Doppelspalt
40
II.1.10
Polarisation
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41
2
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I Mechanische Wellen
I.1 Einführung
Die wohl bekannteste Welle im Alltag ist die Wasserwelle. Diese stellt in der Physik
jedoch nur einen ganz spezifischen Fall des Phänomens Welle dar. Dennoch eignet
sich die Wasserwelle in vielen Aspekten äußerst gut, um Wellen im Allgemeinen zu
kennzeichnen und zu beschreiben.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arun_image30.jpg
Autor
M.arunprasad auf Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2006-0114_Surface_waves-2.jpg#metadata
Autor
Rainer Zenz auf Wikimedia Commons
Eine Wasserwelle entsteht, wenn z.B. ein Stein ins Wasser fällt oder bei einem in ein
gefülltes Becken tropfenden Wasserhahn. Dabei wird der Gleichgewichtszustand
(glatte Oberfläche) gestört und die Wasserwellen breiten sich vom „Störpunkt“
kreisförmig aus. Diese konzentrischen Kreise nennt man Wellenfronten.
Auch ein gespanntes Seil kann eine Störung erfahren,
indem man das Seil z.B. an einem Ende kurzzeitig
auslenkt. Danach „wandert“ diese Störung als Welle
bzw. Wellenberg längs des Seils (siehe Bild rechts).
Die Richtung, in die sich die Störung ausbreitet, heißt
Ausbreitungsrichtung der Welle (im Bild durch einen
Pfeil gekennzeichnet).
Wellen können nur in geeigneten Medien entstehen und sich darin ausbreiten.
Grundvoraussetzung sind dabei in irgendeiner Form gekoppelte (Nachbar–)Teilchen,
wobei die Stärke der Kopplung dafür zunächst einmal keine Rolle spielt. Wird ein
Teilchen nach oben ausgelenkt, so zieht dieses durch die enge Kopplung sein
Nachbarteilchen mit sich nach oben und dieses wiederum sein Nachbarteilchen etc.
Die einzelnen schwingenden Teilchen werden dabei Oszillatoren genannt.
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3
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Bei einer Seilwelle wird jedoch auch deutlich, dass sich die einzelnen Seilstücke nicht
nach rechts bewegen, sondern nur eine vertikale Bewegung haben.
Auch beim Wasser besteht zwischen den benachbarten Wasserteilchen
(Oszillatoren) eine Kopplung, welche in Modellen häufig durch Federn zwischen den
Teilchen dargestellt wird:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_Diagram_of_Phononic_Crystal_Structure.png
Autor
H2g2bob auf Wikimedia Commons
Eine Welle ist die räumliche und zeitliche Ausbreitung einer Störung und ist
periodisch bezüglich Raum und Zeit. Lässt sich das räumliche Muster der Welle zu
jedem beliebigen Zeitpunkt durch eine Sinusfunktion beschreiben, handelt es sich
um eine harmonische Welle.
I.2 Unterscheidung von Wellen
Mechanische Wellen können in zwei Klassen unterteilt werden. Unterscheidungskriterium ist hierbei die Lage die Schwingungsrichtung der einzelnen Oszillatoren zur
Ausbreitungsrichtung der Welle.
Schwingen die Oszillatoren quer zur Ausbreitungsrichtung der Welle (linke Seite im
Bild unten), so liegt eine Transversalwelle bzw. Quer– oder Scherwelle vor. Beispiele
sind Wasserwellen (besser: Oberflächenwellen), Seilwellen oder die „Laola-Welle“.
Schwingen die einzelnen Oszillatoren längs zur Ausbreitungsrichtung der Welle
(rechte Seite im Bild unten), so liegt eine Longitudinalwelle bzw. Längswelle vor.
Diese kann auch als eine Druckwelle aufgefasst werden und ein typisches Beispiel
hierfür ist die Ausbreitung von Schall in gasförmigen, flüssigen oder festen Stoffen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Longitudinalwelle_Transversalwelle.png
Autor
Raphael Frey auf Wikimedia Commons
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Vorkommen der beiden Wellenarten:
Longitudinalwelle
Transversalwelle
X
In Gasen:
--
(Schall in Luft)
In Festkörpern:
X
X
(Schall in Eisen)
(seismische Wellen)
X
In Flüssigkeiten:
(X)
(Schall im Wasser)
An Grenzfläche Flüssigkeit–Gas:
X
--
(Oberflächenwellen)
Im Folgenden werden die beiden Wellenarten genauer beschrieben und bestimmte
Phänomene betrachtet. Da bei manchen Phänomenen nur geringe Unterschiede
zwischen den Wellenarten existieren, wird an entsprechender Stelle darauf
verwiesen.
I.3 Querwellen
I.3.1 Kenngrößen
Eine mechanische harmonische Querwelle wird durch verschiedene Größen
beschrieben.
Elongation y :
Momentane Auslenkung eines Oszillators aus der Ruhelage.
Amplitude ymax :
Maximale Auslenkung eines Oszillators aus der Ruhelage und
damit die Höhe der Wellenberge bzw. Tiefe der Wellentäler.
Schnelle :
Auslenkgeschwindigkeit eines Oszillators.
Wellenlänge λ :
Abstand zweier benachbarter Punkte derselben Elongation und
Schnelle. Somit auch der Abstand zweier benachbarter
Wellenberge bzw. Wellentäler.
Frequenz f :
Frequenz der einzelnen Oszillatoren um ihre Ruhelage und
somit Anzahl der Schwingungen eines Oszillators um seine
Ruhelage pro Sekunde.
Periodendauer T :
Zeit eines Oszillators, bis er alle Phasen seiner Schwingung
durchlaufen hat (= Zeit für eine Schwingung).
T=
1
.
f
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5
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Ausbreitungsgeschwindigkeit c :
Da eine Welle in der Zeit, in der ein Oszillator eine komplette
Schwingung ausführt, genau um eine Wellenlänge weiter läuft,
ergibt sich für die Ausbreitungsgeschwindigkeit c
c=
λ
T
=λ⋅ f .
[Hinweis: Diese Gleichung gilt für alle Wellenarten]
y
c
x
I.3.2 Einschub: Gleichung einer fortschreitenden Welle
Für die zeitliche Abhängigkeit der Elongation (Auslenkung) eines einzelnen
harmonischen Oszillators gilt generell:
y (t ) = ymax ⋅ sin(ω ⋅ t ) = ymax ⋅ sin(
2π
⋅t) .
T
Möchte man zudem die räumliche Abhängigkeit der Auslenkung eines Oszillators ins
Spiel bringen (ein vom Erreger weiter entfernter Oszillator wird von der Welle ja
später erfasst als ein näher gelegener Oszillator), muss man den Zeitpunkt t x
betrachten, zu welchem ein Oszillator in einer Entfernung x vom Erreger von der
Welle erfasst wird:
tx =
x
x
x
=
= ⋅T
c λ⋅ f λ
Damit ergibt sich für diesen Oszillator:
 2π

y ( x, t ) = ymax ⋅ sin 
⋅ (t − t x ) 
 T

x
 2π

= ymax ⋅ sin 
⋅ (t − ⋅ T ) 
λ
 T

  t x 
= ymax ⋅ sin  2π  −  
  T λ 
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I.3.3 Energietransport
Wird an einem Seilende eine Störung erzeugt, z.B. durch Auslenkung des Seilendes
nach oben, so läuft die Welle bekanntermaßen am Seil entlang. Dabei wird wie
erwähnt keine Materie transportiert, da die einzelnen Oszillatoren (Seilstücke) an Ort
und Stelle bleiben und sich nur nach oben und unten bewegen. (Würde dabei
Materie, d.h. jedes einzelne Seilstück transportiert werden, so würde sich ja das
ganze Seil in diese Richtung bewegen!)
Wird ein Oszillator zum Schwingen angeregt, so „nimmt“ er durch die Kopplung mit
dem benachbarten Oszillator diesen mit sich, er „zieht“ ihn gewissermaßen hinter
sich nach oben bzw. unten. Jeder Oszillator verrichtet damit Arbeit an seinem
nächsten Nachbarn und überträgt damit Energie auf diesen.
Fortschreitende Wellen übertragen Energie,
Ausbreitungsrichtung transportiert wird.
ohne
dass
dabei
Materie
in
I.3.4 Überlagerung von Wellen / Interferenz
Wie bei der Überlagerung verschiedener Bewegungen (schiefer Wurf) gilt auch bei
der Überlagerung zweier oder mehrerer Wellen das Superpositionsprinzip. Treffen
beispielsweise zwei Wasserwellen aufeinander, so überlagern sich diese Wellen am
gemeinsamen Treffpunkt, gehen aber danach jeweils in die vorherige Richtung
weiter, als ob sie sich nie begegnet wären.
Superpositionsprinzip:
Treffen sich an einem bestimmten Ort eines
Mediums zwei oder mehrere Wellen, so
addieren sich an diesem Ort die Elongationen
der
Oszillatoren,
d.h.
die
einzelnen
Auslenkungen der Schwingungen.
Dabei müssen die Wellen weder dieselbe
Frequenz noch dieselbe Amplitude besitzen.
Überlagern sich zwei oder mehr Wellen
gleicher Frequenz, so spricht man von
Interferenz.
Besitzen die Wellen zudem noch dieselbe
Amplitude, so können zwei ganz bestimmte
Effekte auftreten:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Interference_of
_sine_waves.JPG
Autor
Brews ohare auf Wikimedia Commons
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Trifft bei der Überlagerung ein Wellenberg genau auf einen anderen Wellenberg und
ein Wellental genau auf anderes Wellental, so verstärken sich die Auslenkungen
maximal. Diesen Fall nennt man konstruktive Interferenz.
Treffen jedoch bei der Überlagerung von Wellen die Wellenberge der einen Welle auf
die Wellentäler der anderen Welle, so schwächen sich die Auslenkungen gegenseitig
ab bis hin zur völligen kurzzeitigen Auslöschung. Diesen Fall nennt man destruktive
Interferenz.
Konstruktive Interferenz
Destruktive Interferenz
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Interference_of_two_waves.svg
Autor
Quibik auf Wikimedia Commons
Wichtig für das Phänomen Interferenz ist der sogenannte Gangunterschied ∆s der
beiden Wellen, d.h. die Größe der gegenseitigen Verschiebung der Sinuskurven.
∆s
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Phase_shift.gif
Autor
Fffred auf Wikimedia Commons
Konstruktive Interferenz entsteht bei einem ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge
als Gangunterschied:
∆s = k ⋅ λ
,
k = 0,1, 2,3,...
Destruktive Interferenz entsteht, wenn der Gangunterschied zweier überlagerter
Wellen genau ein ungerades Vielfaches der halben Wellenlänge beträgt:
1
∆s = (k + ) ⋅ λ ,
2
k = 0,1, 2,3,...
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Auch bei der Überlagerung zweier kreisförmiger Wasserwellensysteme entsteht
Interferenz. Das typische Interferenzmuster zeigt in der Originalaufnahme hellere und
dunklere Bereiche, die für Maxima bzw. Minima der Auslenkung (also Wellenberge
und Wellentäler) stehen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Two-pointinterference-ripple-tank.JPG
Copyright Armedblowfish
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Interferenz.jpg
Autor
Dr. Schorsch auf Wikimedia Commons
Auch im simulierten Interferenzbild zweier punktförmiger Erreger (Kreuze) mit
phasengleicher Frequenz erkennt man das Interferenzmuster. Dabei sind die Maxima
beider Wellen durch rote bzw. grüne Kreise dargestellt.
An den Stellen, an denen sich zwei dieser Kreise schneiden, verstärken sich die
Wellenberge (konstruktive Interferenz, sehr helle Punkte), in den Mitten zwischen
zwei Kreisen befinden sich die konstruktiv verstärkten Wellentäler (dunkle Flecken).
Daneben finden sich auch noch Stellen destruktiver Interferenz.
Sind die beiden Erreger nicht ein
Vielfaches der Wellenlänge voneinander entfernt, so kann man im Interferenzbild deutlich hyperbelförmige
Strukturen dauerhafter Auslöschung
(destruktive Interferenz) und maximaler
Verstärkung (konstruktive Interferenz)
erkennen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Interf.png
Autor
AndreaPersephone auf Wikimedia Commons
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I.3.5 Reflexion und Prinzip von Huygens
Mechanische Wellen, die an einen „Rand“ treffen, werden dort reflektiert. So werden
eine Wasserwelle, die an den Beckenrand trifft, oder eine Welle auf einem Seil am
anderen Ende zurückgeworfen. Entscheidend für die Reflexion ist jedoch die Art des
Endes, an dem die Welle zurückgeworfen wird.
Bei der Reflexion einer Seilwelle ist von Bedeutung, ob das Seilende, an dem die
Reflexion stattfindet, fest – im Sinne von festgebunden – oder lose ist und somit
mitschwingen kann.
Festes Ende:
Ein Berg wird als Tal und ein
Tal als Berg reflektiert.
Erreicht im obigen Bild die Störung das feste Ende, so übt das Seil eine nach oben
gerichtete Kraft auf die Wand aus. Die Wand übt nach dem Newtonschen
Wechselwirkungsgesetz („actio = reactio“) eine nach unten gerichtete gleich große
Kraft auf das Seil aus. Dadurch wird an der Befestigung eine nach unten gerichtete
Störung des Seils erzeugt, die dann als Wellental zurückläuft.
Loses Ende:
Ein Berg wird als Berg und ein
Tal wird als Tal reflektiert.
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Befestigt man das Seilende an einem Ring, der sich an einer Stange (reibungsfrei)
auf und ab bewegen kann, so wird dieser Ring durch die Störung (den Wellenberg)
im Bild oben nach oben gezogen, wodurch das Seil gespannt und gedehnt wird
(doppelte Amplitude). Das anschließende Zusammenziehen des Seils verursacht
wiederum eine Bewegung des Rings nach unten, und das Resultat ist ein Wellenberg, welcher sich entgegen der ursprünglichen Ausbreitungsrichtung ausbreitet.
Auch eine Wasserwelle kann an einem Hindernis reflektiert werden, wie z.B. die
Wasserwellen in der Badewanne am Wannenrand. Dabei trifft allerdings nicht eine
einzelne Welle auf dieses Hindernis, sondern eine ganze Wellenfront.
Nach dem Holländer Christiaan Huygens (1629–1695) lässt sich jeder Punkt einer
Welle als Ausgangspunkt einer Elementarwelle (Welle die sich von diesem Punkt
kreisförmig ausbreitet) auffassen. Durch die Überlagerung dieser Elementarwellen
entstehen die erwähnten Wellenfronten (als sogenannte Einhüllende; s. Bild).
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:HuygensDiffraction.jpg
Autor
Yoyokits auf Wikimedia Commons
Den Ablauf der Reflexion einer Wellenfront an einem Hindernis zeigen die beiden
folgenden Bilder. Trifft eine Wellenfront an einem Punkt schräg auf ein Hindernis, so
geht von diesem Punkt eine kreisförmige Elementarwelle aus (Huygens). Da sich die
Wellenfront weiter in dieselbe Richtung bewegt, wandert dieser Punkt mit der Zeit im
Bild nach rechts. Die bisherigen Elementarwellen haben sich nun allerdings auch
weiter ausgedehnt (Kreise in den Bildern werden größer). Am Ende läuft die Wellenfront unter demselben Winkel gegenüber dem Einfallslot wieder vom Hindernis weg.
Bei der Reflexion einer Welle an einer Grenzfläche gilt:
Einfallswinkel α = Ausfallswinkel β
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http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reflexion_im_Wellenmodell.png
Autor
Herbertweidner auf Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reflexion-im-Wellenmodell.png
Autor
D-blume auf Wikimedia Commons
Das nachfolgende Bild zeigt eine Originalaufnahme der Reflexion einer Wellenfront
an einer Grenzfläche, die am oberen Bildrand als hellblauer Streifen zu erkennen ist.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Straight-reflection-ripple-tank.jpg
Copyright Armedblowfish
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J. Hirsch
I.3.6 Beugung
Trifft eine Wellenfront auf ein breites
Hindernis, so erhält man dahinter
keinen scharf begrenzten „Schattenraum“. Die Wellen breiten sich von der
seitlichen Begrenzung des Hindernisses
startend in den Bereich hinter dem
Hindernis aus.
Erklärung dafür ist wiederum das
Huygens’sche Prinzip, welches besagt,
dass sich von der Kante des Hindernisses aus Elementarwellen in den
Schattenraum ausbreiten.
Dieses Phänomen ist als Beugung
bekannt.
Im nachfolgenden Bild sind die Elementarwellen, die sich von den Kanten der
Öffnung in den linken Raum ausbreiten, als Halbkreise zu sehen. Diese
Elementarwellen erfassen – wie man sieht – auch den Bereich direkt hinten den
Hindernissen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Water_diffraction.jpg
Autor
Lorenzarius auf Wikimedia Commons
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I.3.7 Brechung
Laufen Wasserwellen schräg in ein Gebiet mit abnehmender Tiefe ein, so werden sie
gebrochen. Dabei werden die Wellennormalen (Senkrechte zur Wellenfront), die im
Einfallswinkel α gegenüber dem Einfallslot ankommen, im flacheren Gebiet zum
Einfallslot hin gebrochen. So führt bei einem langsam ansteigenden Strand die
aufgrund einer schrittweisen Verringerung der Tiefe vorhandene, permanente
Brechung dazu, dass sich Wellenfronten immer mehr parallel zur Uferlinie ausrichten.
Deshalb laufen auch die Wellen an einem flachen Strand direkt auf uns zu.
Ein weiteres Phänomen ist die Veränderung der Wellenlänge und der
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle: Je flacher das Wasser ist, desto kleiner wird
die Wellenlänge und desto langsamer breitet sich die Welle aus.
Einfallslot
Wellennormale
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Refraction-ripple-tank.JPG
Copyright Armedblowfish
Da die Frequenz der Welle konstant bleibt, muss
sich
nach
c =λ⋅ f
die
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle um denselben Faktor
ändern wie die Wellenlänge.
Somit laufen Wasserwellen mit größerer Wellenlänge schneller als Wasserwellen mit kleinerer
Wellenlänge. Dies nennt man Dispersion.
Die Dispersion ist vor allem deutlich bei
Wasserwellen zu sehen, die auf den Strand
zulaufen. Sie werden langsam abgebremst und
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WellenBrechung.png
Autor
Stefan-Xp auf Wikimedia Commons
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kinetische Energie wird in potenzielle Energie
umgewandelt, wodurch die Wellenberge höher
werden und schließlich „brechen“.
Für die Brechung von Wellen gilt für den
Brechungsindex n:
www.worldlingo.com/ma/dewiki/de/Wasserwelle
sin α λ 1 c1
=
= =n.
sin β λ 2 c2
Die Brechung ist
Wellenlaufrichtung.
eine
von
der
Wassertiefe
abhängige
Änderung
der
I.3.8 Stehende Wellen
Stehende Wellen sind ein Phänomen bzw. Erscheinungsbild, welches auftritt, wenn
zwei Wellen gleicher Amplitude und gleicher Frequenz, jedoch entgegen gesetzter
Laufrichtung interferieren.
Erinnerung:
Lenkt man ein gespanntes Seil an einem Ende aus, so breitet sich die Störung z.B.
als Wellenberg längs des Seils aus. Am anderen Ende wird der Wellenberg reflektiert
und läuft als Wellenberg oder als Wellental wieder zurück. Die Art der Reflexion
hängt davon ab, ob dieses Ende lose oder fest ist (siehe I.3.5).
Erzeugt man nun auf der einen Seite eines Seils regelmäßige Störungen, so breitet
sich eine harmonische Welle längs des Seils aus, die durch eine Sinusfunktion
beschrieben werden kann. Am festen bzw. losen Ende wird die Welle reflektiert und
läuft der ursprünglichen Welle entgegen und interferiert mit dieser. Bei einer
bestimmten (Anregungs–)Frequenz überlagern sich die Wellen so, dass an
bestimmten Stellen des Seils Schwingungsknoten (Punkte, die sich nicht auf und ab
bewegen) und Schwingungsbäuche entstehen.
In den folgenden Einzelbildern einer Animation zweier entgegengesetzt laufender
Wellen kann man sieben Schwingungsknoten und sechs Schwingungsbäuche
erkennen. Da das Seil in der Animation an beiden Enden fest eingespannt ist, kann
an diesen festen Enden nur ein Schwingungsknoten liegen, da sich die Endpunkte
des Seils nicht vertikal bewegen können. Der Abstand zwischen zwei benachbarten
Bäuchen bzw. Knoten beträgt jeweils λ .
2
Wären die beiden Seilenden lose, so würden an den Enden Schwingungsbäuche
entstehen, zudem würden Knoten und Bäuche ihre Positionen gegenüber zwei
festen Enden vertauschen.
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Ausschnitte einer Animation (erst linke Spalte nach unten und danach rechte Spalte):
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stehende_Welle.gif?uselang=de
Autor
me auf Wikimedia Commons
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J. Hirsch
Eine stehende Welle kann bei zwei festen oder
bei zwei losen Enden nur dann entstehen,
wenn die Länge L des Seils ein ganzzahliges
Vielfaches von λ beträgt, d.h. wenn gilt:
2
L=k⋅
λk
2
mit k = 1, 2,3,...
Damit erhält man k Bäuche und k + 1 Knoten
bei zwei festen Enden bzw. k + 1 Bäuche und
k Knoten bei zwei losen Enden.
Bei einer vorgegebenen Länge L des Seils
kann nur dann eine stehende Welle entstehen,
wenn
λk =
2L
mit k = 1, 2,3,... .
k
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Longitudinal
_mode_v2.svg
Autor
Twisp auf Wikimedia Commons
Für k = 1 erhält man die sogenannte Grundschwingung oder Grundwelle, d.h. die
stehende Welle mit der größtmöglichen Wellenlänge. Für k ≥ 2 entstehen die
Oberwellen.
Bei einem festen und einem losen Ende, d.h. bei zwei verschiedenartigen
Reflexionen können sich ebenfalls stehende Wellen ausbilden.
Dabei ist allerdings zu beachten, dass nun in
die vorgegebene Länge L des Seils ungerade
Vielfache von λ passen müssen, d.h.
4
L = ( 2k − 1) ⋅
λk
4
mit k = 1, 2,3,...
bzw.
λk =
4L
mit k = 1, 2,3,... .
2k − 1
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Overtones_
closed_pipe.png
Autor
LucasVB auf Wikimedia Commons
Grundvoraussetzung stehender Wellen ist u.a. dieselbe Frequenz der beiden Wellen.
Damit sich die Grundwelle bei zwei gleichartigen Reflexionen ausbilden kann, muss
mit c = λ ⋅ f und den obigen Bedingungen gelten:
fk =
c
λk
=
c
k ⋅c
=
2L 2L
k
bzw.
f k = k ⋅ f1 .
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Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Bei zwei verschiedenen Enden ergibt sich entsprechend
fk =
c
λk
=
( 2k − 1) ⋅ c
c
=
4L
4L
2k − 1
bzw.
f k = ( 2k − 1) ⋅ f1 .
Die für das Entstehen von stehenden Wellen möglichen Frequenzen nennt man
Eigenfrequenzen.
I.4 Längswellen (Schall)
Der geläufigste Vertreter einer Längswelle ist der
Schall. Schall breitet sich in der Luft durch
Verdichtungen und Verdünnungen aus, die in
Ausbreitungsrichtung
„schwingen“.
Diese
Eigenschaft
ist
selbst
in
Icons
oder
Lautsprechersymbolen verarbeitet (Bild rechts)
und war im Prinzip schon lange Zeit verstanden –
wie die beiden folgenden Bilder um 1880 zeigen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Soundicon.svg
Autor
Palosirkka auf Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:PSM_V21_D214_Simple_sound_waves.jpg
Autor
Ineuw auf Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:PSM_V13_D058_Sound_waves_1.jpg
Autor
Ineuw auf Wikimedia Commons
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I.4.1 Kenngrößen
Longitudinalwellen lassen sich durch dieselben Kenngrößen charakterisieren wie die
Querwellen im vorherigen Abschnitt. Hier nur die wichtigsten Größen:
Die Amplitude entspricht der maximalen
Auslenkung eines Oszillators (z.B. eines
Luftteilchens) aus der Ruhelage. Sie ist
verantwortlich für die Lautstärke des Tons.
Die Wellenlänge λ gibt den Abstand zweier
benachbarter Verdichtungen (entspricht den
Wellenbergen) bzw. zweier benachbarter
Verdünnungen („Wellentäler“) an. Sie ist
verantwortlich für die Höhe des Tons; ein
höherer Ton hat eine höhere Frequenz.
Die Frequenz
f
gibt die Anzahl der
Schwingungen eines Oszillators um seine http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lattice_wave.svg
Autor
FlorianMarquardt auf Wikimedia Commons
Ruhelage pro Sekunde an, wobei die
Schwingung in Ausbreitungsrichtung der Welle stattfindet.
Die Periodendauer T entspricht der Zeit, bis ein Oszillator alle Phasen seiner
Schwingung durchlaufen hat (= Zeit für eine Schwingung).
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c ist analog zu den Querwellen abhängig von
Frequenz und Wellenlänge.
Es gelten somit dieselben Gleichungen wie bei den Querwellen:
T=
1
f
c=
λ
T
=λ⋅ f .
I.4.2 Einschub: Schallgeschwindigkeit
Die Schallgeschwindigkeit in einem idealen Gas hängt u.a. von der Dichte und dem
Druck bzw. von der Temperatur und der molaren Masse des Gases ab. Mit den
entsprechenden Daten für Luft erhält man die folgende von der Temperatur T (in K)
bzw. ϑ (in °C) abhängige Schallgeschwindigkeit in Luft:
cLuft ≈ 20, 063
m T
m
ϑ /° C
= 331,5
1+
.
s K
s
273,15
Mit guter Näherung lässt sich die Schallgeschwindigkeit auch errechnen mit:
cLuft ≈ (331, 5 + 0, 6 ϑ / °C)
m
.
s
Generell gilt: Je stärker die Kopplung zwischen den Teilchen ist, desto größer ist die
Ausbreitungsgeschwindigkeit. In Festkörpern breitet sich somit der Schall schneller
aus als in der Luft.
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J. Hirsch
Einige Schallgeschwindigkeiten (Quelle: Wikipedia):
Medium
Helium
Kohlendioxid
Wasser
Meerwasser
Glas
Plexiglas
Beton
Buchenholz
Aluminium
Gold
Kupfer
Stahl
Eisen
Schallgeschwindigkeit
longitudinal in m/s
981
266
1484
≈ 1500
5300
2670
≈3700 – 3800
3300
5100
2000
4700
5920
5170
Schallgeschwindigkeit
transversal in m/s
2240
3130
1280
2260
3255
Die Tabelle verdeutlicht, dass sich Schall in manchen Medien auch als Transversalwelle ausbreiten kann. Dies erfolgt dann aufgrund der Elastizität des Stoffes als
Scherwelle, d.h. ist gewissermaßen ein „Verbiegen“ des Kristallgitters des Stoffes.
I.4.3 Einschub: Schalldruck, Schallintensität und Dezibel
Da der Schall sich in Form von Verdichtungen und Verdünnungen ausbreitet und die
Luftteilchen in Ausbreitungsrichtung schwingen, entstehen beim Auftreffen des
Schalls auf eine Oberfläche Druckschwankungen. Diese Druckschwankungen
werden als Schalldruck bezeichnet und können z.B. das Trommelfell im Ohr in
Bewegungen setzen, d.h. zum Schwingen anregen.
Für den Druck gilt allgemein:
p=
F
.
A
Der Gesamtdruck auf ein Trommelfell wäre demnach die Summe aus Luftdruck und
Schalldruck:
pges = p0 + pSchall .
Da unser Trommelfell für den irdischen Luftdruck ausgelegt ist, d.h. der innere Druck
im Ohr diesen Luftdruck wieder ausgleicht, spielt für die effektive Kraft auf das
Trommelfell somit nur der Schalldruck eine Rolle. Ist der Schalldruck zu hoch, so
führt dies zu einer höheren Kraft auf das Trommelfell und zu starken Schmerzen.
Da Schallwellen – wie jede andere Welle – Energie transportieren, definiert man die
Schallintensität als Energiemenge, die pro Zeitintervall durch eine Fläche A tritt.
I=
E
P
=
t⋅A A
[I ] = 1
W
.
m2
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
20
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Der Mensch kann Schallwellen mit einer großen Intensitätsbandbreite wahrnehmen,
die leicht von der Frequenz des Tones abhängt. Für f = 1 kHz gilt:
I 0 ≈ 10−12
W
m2
bis
I max ≈ 1
W
.
m2
Der Schallintensitätspegel wird in „Dezibel (dB)“ angegeben und errechnet sich aus
 I 
LI = 10 ⋅ log   dB .
 I0 
Diese große Bandbreite verdanken wir der physiologische Beschaffenheit und
Arbeitsweise unseres Gehirns. So führt eine Verdopplung der Schallquellen subjektiv
nicht zu einer Verdopplung der Lautstärke, sondern erst eine Zunahme der
Schallquellen um den Faktor 10. Dieses empirisch gefundene Gesetz heißt WeberFechner’sche Gesetz. Die empfundene Lautstärke L wird in der Einheit „phon“
angegeben und ergibt sich aus der objektiv messbaren Schallintensität I :
 I 
LN = 10 ⋅ log   phon .
 I0 
Eine Erhöhung der Schallintensität um 10dB bzw. der empfundenen Lautstärke um
10 phon entspricht einer subjektiven Verdoppelung der Lautstärke.
I.4.4 Reflexion
Treffen Schallwellen auf eine Grenzfläche zweier unterschiedlicher Medien, so
werden sie reflektiert. Die bekannteste Reflexion ist das Echo, d.h. das Reflektieren
des Schalls an einer (Berg–)Wand. Da sich die Wellenlänge des Schalls bei der
Reflexion an einem Hindernis nicht ändert, gilt:
Einfallswinkel = Ausfallswinkel
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wechselwirkung_Ultraschall_Probe_3.gif
Autor
Rainer Ziel auf Wikimedia Commons
Eine Anwendung der Reflexion von Schallwellen ist das Echolot zur Bestimmung von
Wassertiefen oder zum Orten von Fischschwärmen unter Wasser. Fledermäuse und
Delfine benutzen dieses System zur Verortung ihrer Position und zum Aufspüren von
Hindernissen. Allerdings benutzen diese Tiere Ultraschall, der für das menschliche
Gehör außerhalb des Hörbereichs liegt. Auch Ultraschalluntersuchungen in der
Medizin basieren auf der Reflexion von Schallwellen und können mit bildgebenden
Verfahren inzwischen sogar dreidimensionale Bilder erzeugen.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
21
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Embryo_at_12_weeks.JPG
Autor
X.Compagnion auf Wikimedia Commons
I.4.5 Interferenz und stehende Wellen
Analog zu den Querwellen können sich auch Longitudinalwellen überlagern und
interferieren. Die unter bestimmten Bedingungen resultierenden stehenden (Schall–)
Wellen finden vor allem bei Musikinstrumenten ihre Anwendung und die entstehenden Töne bzw. Klänge sind für die einzelnen Musikinstrumente charakteristisch.
Bei der Gitarre oder Geige werden fest eingespannt Saiten angezupft bzw. angerissen. Dadurch breitet sich eine Welle zu den Saitenenden aus, wird dort reflektiert
und überlagert sich mit der inzwischen durch Zupfen oder Streichen neu erzeugten
Welle. Da sich die Wellen mit Schallgeschwindigkeit ausbreiten, hat sich auf der
Saite schon nach wenigen Millisekunden eine stehende Welle gebildet. Da die Saiten
zu beiden Enden fest eingespannt sind, bilden sich nur stehende Wellen aus, wenn
die Saitenlänge L ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge ist:
L=k⋅
λk
2
bzw.
λk =
2L
k
mit k = 1, 2,3,...
Somit lässt sich erklären, warum Musikinstrumente einen Grundton (für k = 1 ) und
mehrere Obertöne (für k > 1 ) haben.
In einer Trompete oder eine Flöte schwingt
beim Anblasen dagegen die Luftsäule im
Instrument. Das zu beiden Seiten offene
Flötenrohr wirkt dabei nur als Resonator
und schwingt nicht selbst. Dabei dienen die
Löcher zur Veränderung der Rohrlänge und
damit
natürlich
zur
Änderung
der
Wellenlänge und Frequenz des Tones.
Im Bild rechts sind die schwingenden
Luftsäulen (stehenden Wellen) in einer
beidseitig offenen Flöte dargestellt. Die dunklen Streifen entsprechen den
Schwingungsknoten, die Bäuche sind bei den hellen Bereichen.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
22
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Der Grundton (oben) hat eine doppelt so große Wellenlänge wie der erste Oberton.
Der erste Oberton besitzt damit die doppelte Frequenz des Grundtons und ist höher.
Der zweite Oberton ( k = 3 ) hat eine dreimal höhere Frequenz als der Grundton, der
dritte Oberton eine viermal höhere Frequenz etc.
Ist nur eine Seite eines Rohres offen, so spricht man von einer „gedackten“ bzw.
„gedeckten“ Röhre, wie sie z.B. in einer Orgel verwendet wird. Vergleicht man eine
offene Pfeife mit einer gedackten Pfeife gleicher Rohrlänge, so ist der Grundton der
gedackten Pfeife eine Oktave tiefer, da er die halbe Frequenz des Grundtons aus der
offenen Pfeife besitzt.
I.4.6 Brechung
Wie jede Wellenart können auch Longitudinalwellen beim Übergang von einem
Medium in ein anderes Medium gebrochen werden. Nach der Brechungsregel
sin α λ 1 c1
=
= =n
sin β λ 2 c2
bedeutet dies, dass der Winkel zum Einfallslot in dem Medium mit der kleineren
Schallgeschwindigkeit ebenfalls kleiner ist als im zweiten Medium. Brechung erfolgt
zum Beispiel beim Übergang von Schallwellen in ein anderes Gas oder aufgrund der
Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit (siehe I.4.2) auch beim Übergang
in Luftschichten mit anderer Temperatur.
Es gibt eine Bauernregel, die besagt, dass Regen kommt, wenn man den Schall der
Kirchenglocken besonders klar und laut hören kann. Die Erklärung dafür ist simpel:
Normalerweise befinden sich in Bodennähe die wärmeren Luftschichten und in
steigender Höhe nimmt die Temperatur der Luftschichten ab. Damit würde der Schall
einer Quelle (Kirchenglocke) permanent so gebrochen werden, dass er sich vom
Erdboden entfernt (Bild b). Bei einer sogenannten Inversionswetterlage (Bild a) sind
die Temperaturunterschiede genau umgekehrt (invers), wodurch der Schall zum
Boden hin gebrochen wird und sich dadurch über große Distanzen ausbreiten kann.
Da Inversionswetterlagen häufig Regen bedeuten, macht die Bauernregel Sinn…
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Outdoor_Sound_Refraction.png
Autor
Yggmcgill auf Wikimedia Commons
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
23
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
I.4.7 Beugung
Das Phänomen der Beugung lässt sich völlig analog zu den besprochenen
Wasserwellen beschreiben. Das Huygens’sche Prinzip findet auch hier seine
Anwendung. Allerdings ist die „Stärke“ der Beugung von der Frequenz des Tones
abhängig: Je niedriger die Frequenz ist, desto stärker werden die Schallwellen „um
die Ecke“ gebeugt. Im Alltag kann man diese Eigenschaft dadurch erkennen, dass
Musik aus einem Zimmer in einem anderen Zimmer deutlich tiefer und dumpfer
klingt. Vor allem die Bässe lassen sich in den anderen Zimmern sehr gut hören, was
in Wohnungen oftmals der Anlass für Ärger ist.
I.4.8 Doppler-Effekt
Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir die Schallquelle bzw. den Empfänger immer als
ruhend angenommen. Bewegt sich jedoch einer der beiden bzw. sogar beide, kann
der Empfänger eine Frequenzverschiebung des Tons wahrnehmen. Dieser nach
Christian Doppler benannte Effekt ist z.B. bei einem vorbeifahrenden Krankenwagen
mit Martinshorn hörbar: Nähert sich der Krankenwagen unserem Standort, so scheint
der Ton immer höher zu werden, entfernt er sich von uns, so nimmt die Tonhöhe ab.
In den folgenden Fällen gehen wir davon aus, dass die Geschwindigkeit v der Quelle
bzw. des Empfängers deutlich unterhalb der Schallgeschwindigkeit liegt ( v ≪ c ).
Sind Quelle und Empfänger in Ruhe, so vergeht beim Empfänger zwischen dem
Eintreffen zweier benachbarter Wellenberge die Zeit
1 λ
T= = .
(1)
f c
Ruhender Sender / Bewegter Empfänger
Falls sich der Empfänger mit der
Geschwindigkeit v auf den Sender zu
bewegt, dann treffen die Wellenberge
mit der effektiven Geschwindigkeit c + v
am Empfänger ein. D.h. zwischen dem
Einlaufen zweier benachbarter Wellenberge vergeht eine kürzere Zeitspanne:
T'=
1
λ
=
.
f ' c+v
(2)
Ein Umformen der Gleichungen (1) und (2) nach λ und Gleichsetzen liefert
c c+v
=
f
f'
bzw.
 v
f ' = f ⋅ 1 +  .
 c
Beachte:
Entfernt sich der Empfänger vom Sender, dann ist seine Geschwindigkeit v negativ!
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
24
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Bewegter Sender / Ruhender Empfänger
Die Wellenfront breitet sich während der Schwingungszeit T um λ = c ⋅ T aus. Da
sich jedoch der Sender in derselben Zeit um die Strecke a = v ⋅ T auf den Empfänger
zu bewegt hat, haben für den Empfänger zwei benachbarte Wellenberge einen
kleineren Abstand λ ' :
c−v
λ ' = λ − a = c ⋅T − v ⋅T = (c − v) ⋅T =
.
f
Bei der Bewegung der Signalquelle wird
also das Wellenfeld deformiert. Da die
Schallgeschwindigkeit c der Wellen
konstant
bleibt
und
die
neue
Wellenlänge λ ' beträgt, ergibt sich die
Frequenz
c
f '= .
λ'
Umformen nach λ ' und Einsetzen in die
obige Gleichung ergibt
f
f '=
.
v
1−
c
Beachte:
Entfernt sich ein Sender vom ruhenden Empfänger, dann ist v < 0 !
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
25
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
II Elektromagnetische Wellen
Elektromagnetische Wellen werden in vielfältiger Weise im Alltag benutzt, z.B.
Radiowellen zum Übertragen von Rundfunksignalen, Mikrowellen bei Mobiltelefonen
und WLAN, Röntgenstrahlen in der Medizin etc.
Auch das sichtbare Licht gehört zu den elektromagnetischen Wellen. Bisher hatten
wir Licht als Teilchen, d.h. als Photonen interpretiert. Diese bewegen sich geradlinig
durch den Raum und haben je nach Farbe des Lichts unterschiedliche Energien. Bei
der Strahlenoptik (Sammellinsen, Zerstreuungslinsen, Reflexion …) reicht dieses
Modell völlig aus, bei manchen Phänomenen kommt es allerdings schnell an seine
Grenzen. Ein weiteres Modell beschreibt Licht als (elektromagnetische) Welle und
kann die Lücke der mit dem Teilchenmodell nicht erklärbaren Phänomene schließen.
Im Folgenden soll es um den Wellencharakter Licht bzw. elektromagnetischer
Strahlung im Allgemeinen gehen.
II.1.1 Entstehung
Ähnlich wie bei mechanischen Wellen muss auch bei der Entstehung von elektromagnetischen Wellen etwas schwingen. In diesem Fall sind es jedoch Elektronen,
die in einem Leiter in Längsrichtung schwingen.
In der Elektrodynamik gibt es eine besondere Schaltung aus einer Spule (Speicher
für magnetische Energie) und einem Kondensator (Speicher für elektrische Energie),
die Schwingkreis genannt wird (Bild A). Ist der Kondensator geladen und wird mit der
Spule verbunden, so entlädt sich der Kondensator nicht in üblicher Weise, sondern
es entsteht eine Wechselspannung. Diese periodische Änderung von Spannung und
damit von der Stromstärke bezeichnet man als elektromagnetische Schwingung.
Die Spannung am geladenen Kondensator ist zunächst maximal, die Stromstärke im
Kreis null. Beim Entladen des Kondensators fließt Strom und es entsteht in der Spule
ein Magnetfeld, während die Ladung und die Spannung am Kondensator abnehmen.
Das entstehende Magnetfeld der Spule sorgt aufgrund der Selbstinduktion dafür,
dass der Strom nach dem vollständigen Entladen des Kondensators in gleicher
Richtung weiterbesteht und der Kondenstor sich mit entgegen gesetzter Polarität
wieder auflädt. Danach wiederholt sich der Vorgang in entgegen gesetzter Richtung,
bis der ohmsche Widerstand des Stromkreises die Schwingung zum Erliegen bringt.
A
B
C
D
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dipolentstehung.gif
Autor
Averse auf Wikimedia Commons
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
26
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Wird dieser Schwingkreis geöffnet, d.h. werden die
Kondensatorplatten wie in den Bildern B, C und D
geöffnet, so entsteht ein Dipol, die Quelle einer
elektromagnetischen Welle (Bild rechts).
An der Abfolge der einzelnen Schritte hat sich gegenüber dem geschlossenen Schwingkreis nichts verändert:
Ist am oberen Ende des Dipols eine Elektronenüberschuss, so entsteht aufgrund des Elektronenmangels
der Unterseite ein elektrisches Feld (blaue Linien im Bild
rechts). Durch das Fließen der Elektronen nach unten
steigen die Stromstärke und somit das magnetische
Feld um den Leiter, das elektrische Feld wird aufgrund
des Ladungsausgleichs schwächer. Ist der Elektronenüberschuss letztendlich am anderen Ende des Dipols,
so existiert wieder ausschließlich das elektrische Feld, jedoch mit umgekehrter
Feldrichtung.
Das Besondere an diesem Vorgang ist die Abkopplung und freie räumliche Ausbreitung von elektrischen Feldbereichen aus geschlossenen Feldlinien. Obwohl die
Elektronen niemals den gesamten Weg von oben nach unten zurücklegen, sondern
mit kleiner Amplitude um ihre „Ruhelage“ schwingen, kann man zur Vereinfachung
einen Dipol betrachten, in dem „positive und negative Ladung schwingt“.
Nach einer Viertelperiode ( t = T ) hat die elektrische Feldstärke ihren Maximalwert.
4
T
Bis zum Zeitpunkt t =
wird das E–Feld jedoch nicht abgebaut, sondern die
2
Feldlinienenden wandern mit den Ladungen in die Mitte des Dipols und werden
abgeschnürt (Mitte des obigen Bildes). Nach jeder weiteren halben Periode löst sich
ein weiteres Feldlinienpaket ab, wobei zwei aufeinander folgende Feldlinienpakete
unterschiedliche Feldlinienrichtungen haben.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
27
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Zudem breiten sich um den Dipol herum magnetische Feldlinien in konzentrischen
Kreisen aus, die gegenüber dem E–Feld um eine Viertelperiode versetzt ihr
Maximum erreichen und ebenfalls in jeder halben Periode ihre Feldlinienrichtung
ändern.
Nach mehreren Perioden sieht das Nahfeld eines Dipols wie folgt aus:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Felder_um_Dipol.jpg
Autor
Averse auf Wikimedia Commons
Bringt man einen zweiten identischen Dipol in die Nähe des Sendedipols, so werden
durch die abgestrahlten Wellen die Elektronen im Empfängerdipol ebenfalls zum
Schwingen angeregt und es fließt in diesem Strom. Ideal sind dabei eine parallele
Ausrichtung der beiden Dipole und eine gemeinsame Mittelebene senkrecht zu den
Dipolen. Bei steigender gegenseitiger Verkippung wird die empfangene Signalstärke
(und damit die Stromstärke im Empfängerdipol) geringer, bei Orthogonalität der
beiden Dipole sogar null.
Fazit:
Finden in einem Dipol (hochfrequente) elektromagnetische Schwingungen statt, so
strahlt dieser elektromagnetische Wellen ab.
Die elektrischen Feldlinien und die magnetischen Feldlinien stehen stets senkrecht
zueinander und die beiden Felder erreichen immer um eine Viertelperiode versetzt
ihre Maximalwerte. Während sich die magnetischen Feldlinien als konzentrische
Kreise um den Dipol herum ausbreiten, koppeln sich elektrische Feldbereiche
gänzlich vom Dipol ab.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
28
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
II.1.2 Eigenschaften von EM–Wellen, Wellenmodell
Elektromagnetische Wellen können analog zu den mechanischen Wellen durch ihre
Wellenlänge, Frequenz, Ausbreitungsgeschwindigkeit und Amplitude beschrieben
werden. Elektromagnetische Wellen brauchen für die Ausbreitung im Gegensatz zu
den mechanischen Wellen jedoch kein Medium und breiten sich im Vakuum mit
Lichtgeschwindigkeit aus, d.h. es gilt:
c = λ ⋅ f = 299792458
m
m
≈ 3 ⋅108 .
s
s
Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ergibt sich zudem aus der elektrischen und
magnetischen Feldkonstanten zu
c=
1
.
ε 0 ⋅ µ0
In Materie ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit kleiner als im Vakuum, da
cM =
1
c
≈
,
ε 0 ⋅ ε r ⋅ µ0 ⋅ µ r
εr
wobei die Dielektrizitätszahl ε r eine materialabhängige Größe ist die angibt, um
welchen Faktor sich das elektrische Feld in diesem Material gegenüber dem Vakuum
abschwächt.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Electromagnetic_wave.png
Autor
P.wormer auf Wikimedia Commons
Kurz zurück zum Dipol:
Die Abstrahlung eines Dipols ist am effizientesten, wenn sich in ihm sozusagen eine
stehende Welle ausbildet. Man spricht in diesem Zusammenhang von Resonanz
(Übereinstimmung) von Anregungsschwingung und Eigenschwingung. Analog zu
den mechanischen Wellen bildet sich (bei zwei festen Enden) für l = λ die erste
2
stehende Welle aus. Für ein optimales Senden bzw. Empfangen einer bestimmten
Frequenz muss der Dipol eine ganz bestimmte Länge haben:
f =
c
λ
=
c
2l
(Eigenfrequenz eines Dipols der Länge l ).
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
29
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
II.1.3 EM–Spektrum
Elektromagnetische Wellen haben einen sehr breiten Wellenlängenbereich bzw.
Frequenzbereich. Das elektromagnetische Spektrum zeigt diese unterschiedlichen
Bereiche geordnet nach Wellenlänge bzw. Frequenz, wobei es keine scharfen
Grenzlinien zwischen den Bereichen gibt, die Übergänge sind fließend.
Im Bild unten liegen zwischen den kleinsten und größten Wellenlängen 1022 Größenordnungen, wobei der für das menschliche Auge wahrnehmbare Bereich darin nur
ein winziger Ausschnitt ist. Es kommen also weit mehr Informationen mit der elektromagnetischen Strahlung zu uns, als wir mit unseren Augen verarbeiten können.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Electromagnetic_spectrum_c.svg
Autor
Horst Frank / Phrood / Anony auf Wikimedia Commons
Alle weiteren Informationen können dem Bild entnommen werden.
II.1.4 Einschub: Informationsübertragung
Frühere Informationsübertragungen beschränkten sich auf Rauchzeichen oder später
auf Lichtsignale. Bei Letzterem gibt es jedoch zunächst nur die Zustände „aus“ und
„an“, was den Informationsgehalt deutlich einschränkt. Mit n Lampen erreicht man
dann schon 2n verschiedene Zustände bzw. Zeichen. Diese Verfahren zählen zu der
optischen Telegraphie.
Hauptvertreter der elektrischen Telegraphie war der Morse-Apparat, mit dem
Nachrichten auch über größere Strecken per Morse-Alphabet übermittelt werden
konnten. Nachteil war jedoch die notwendige Verdrahtung der einzelnen Stationen.
Seit Heinrich Hertz in Karlsruhe mit dem ersten hertzschen Oszillator die
elektromagnetischen Wellen entdeckt hat, ist die Entwicklung in der drahtlosen Übertragung von Informationen rasant fortgeschritten. Die Verbreitung der Information
erfolgt nicht nur mit Lichtgeschwindigkeit, sondern auch ohne Medium.
Für die Informationsübertragung mit elektromagnetischen Wellen benötigt man einen
Sendedipol und einen Empfangsdipol (Antenne). Diese sollten für die optimale
Qualität dieselben Eigenfrequenzen und damit dieselbe Länge haben. Zudem ist eine
identische Ausrichtung der Antennen sinnvoll.
Kommt die elektromagnetische Welle an der Antenne an, so werden die Elektronen
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
30
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
in der Antenne zum Schwingen angeregt und es stellt sich genau derselbe Zustand
wie im Sende-Dipol ein. Da in der Antenne jetzt Strom fließt, kann ein angeschlossenes Lämpchen leuchten, mehr aber auch nicht. Durch An– und Abschalten
des Sendedipols entstehen Zeichen, die lang und kurz sein können, je nachdem wie
lange der Sendedipol eingeschaltet wird (Morse-Alphabet).
Die heutige Technik benutzt die elektromagnetische Welle als Trägerwelle und
kodiert in diese Trägerwelle die zu übermittelnde Information. Dabei gibt es zwei
mögliche Verfahren, die Frequenzmodulation und die Amplitudenmodulation.
Der Unterschied besteht darin, dass bei der Frequenzmodulation (FM) die Frequenz
der Trägerwelle und bei der Amplitudenmodulation (AM) die Amplitude der
Trägerwelle entsprechend dem Signal (Information) verändert (moduliert) wird. Dies
könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
Frequenzmodulation
Amplitudenmodulation
http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Frequency_Modulation.svg
Autor
Gvf auf Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Amplitude-modulation.png
Autor
Gvf auf Wikimedia Commons
Ein Vergleich der beiden Modulationen ist
im Bild rechts dargestellt, in dem dasselbe
Signal einmal über eine Amplitudenmodulation und einmal über eine Frequenzmodulation in die Trägerwelle eingearbeitet
wurde. Da der Empfänger genaue Kenntnis
über die Frequenz und die Amplitude der
originalen Trägerwelle hat, kann er daraus
das kodierte Signal rekonstruieren.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amfm3-en-de.gif
Autor
Berserkerus auf Wikimedia Commons
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
31
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Die FM ist weniger anfällig gegenüber Störungen und ermöglicht gegenüber der AM
eine qualitativ gute, störungsarme Übertragung von Hörfunkprogrammen und
(ehemals) Fernsehtönen, da bei der AM das Signal auch durch bestimmte Filter nicht
komplett vom Rauschen getrennt werden kann. Die FM erfolgt bei Ultra Kurzwellen
(UKW), die AM bei Mittelwellen (MW), Kurzwellen (KW) und Langwellen (LW)
II.1.5 Lichtgeschwindigkeit (Messung)
Im Folgenden
eingegangen.
II.1.5.1
wird
auf
drei
Methoden
der
Lichtgeschwindigkeitsmessung
Zahnradmethode von Armand Fizeau (1849)
Bei dieser Methode wird das Licht
einer Lichtquelle (L) zu einem
halbdurchlässigen Spiegel (S1)
geleitet. Dieser sorgt dafür, dass
das Licht durch eine Lücke des
sich drehenden Zahnrads (Z) zum
zweiten Spiegel (S2) gelangt. Das
Licht trifft senkrecht auf S2, wird
direkt zurückgeworfen und kommt
wieder durch das Zahnrad zurück
zum Beobachter.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zahnradmethode_Fizeau.jpg
Autor
Moneo auf Wikimedia Commons
Die Drehzahl n des Zahnrades wird zunächst so lange erhöht, bis das von S2
reflektierte Licht nicht mehr auf dieselbe Lücke zwischen zwei Zähnen trifft, sondern
auf den nächsten Zacken. Die Drehzahl des Zahnrades wird danach weiter erhöht,
bis das Licht wieder durch die nächste Lücke geht.
Hat das Zahnrad z Zähne, dann beträgt die Zeit, bis ein Zahn an die Stelle der
vorhergehenden Lücke tritt
∆t =
1
.
zn
Die Lichtgeschwindigkeit ergibt sich dann mit
c=
∆s
.
∆t
Fizeau erhielt auf seiner 8,6 km langen Strecke einen Wert von ≈ 315000 km . Die
s
Ungenauigkeiten resultierten hier vor allem aus der Messungenauigkeit der Drehzahl.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
32
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
II.1.5.2
Drehspiegelmethode von Jean Bernard Léon Foucault (1850)
Foucault griff für die Messung der Lichtgeschwindigkeit eine Methode von Dominique
Francois Arago zurück. Das Licht einer Lichtquelle trifft zunächst auf einen drehbaren
Spiegel und wird so auf einen weiteren Spiegel gelenkt, dass es direkt wieder zum
Drehspiegel zurück geworfen wird. In der Zwischenzeit hat sich der Drehspiegel
jedoch mit der Winkelgeschwindigkeit ω um den Winkel α gedreht, so dass der
Lichtstrahl in Bezug zu seiner ursprünglichen Richtung um eine Strecke x versetzt
zur Lichtquelle am Schirm auftrifft.
Grundlegende Beziehungen sind:
a) Winkelgeschwindigkeit Drehspiegel:
ω =
∆α
= 2π ⋅ f
∆t
b) Im Dreieck D-P-Drehspiegel gilt:
tan ( 2α ) =
x
d
c) Für kleine Winkel im Bogenmaß gilt:
tan α ≈ α
⇒α ≈
x
2d
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drehspiegelmethode.png
Autor
Stefan-Xp auf Wikimedia Commons
Damit ergibt sich für die für einen Drehwinkel α benötigte Zeit ∆t :
∆t =
∆α
x
=
.
2π ⋅ f 2π ⋅ f ⋅ 2d
Die Lichtgeschwindigkeit ist demnach
c=
2s
=
∆t
2s
2 s ⋅ 2π ⋅ f ⋅ 2d 8 ⋅ π ⋅ s ⋅ f ⋅ d
=
=
.
x
x
x
2π ⋅ f ⋅ 2d
Das Ergebnis Foucaults lag bei beeindruckenden 298000 km .
s
II.1.5.3
Variante für jedermann:
Die Lichtgeschwindigkeit kann man auch mit einem Schokoriegel bzw. einer Tafel
Schokolade und einer Mikrowelle messen. Legt man die Tafel Schokolade in die
Mikrowelle (sie darf sich dabei nicht drehen!), bilden sich nach 30–40 Sekunden
einzelne Schmelzpunkte, sogenannte Hotspots. Da sich in der Mikrowelle stehende
Wellen bilden, liegen diese Hotspots an den Bäuchen der stehenden Wellen und
somit eine halbe Wellenlänge auseinander. Misst man diese Entfernung x = λ 2 und
kennt die Frequenz, mit der die Mikrowelle arbeitet (steht auf der Rückseite oder in
der Bedienungsanleitung), so kann man damit die Lichtgeschwindigkeit berechnen:
c = λ ⋅ f = 2x ⋅ f .
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
33
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
II.1.6 Fermatsches Prinzip, Brechung, Reflexion
Pierre de Fermat hat im 17. Jahrhundert schon die These vertreten, dass Licht sich
mit einer endlichen Geschwindigkeit ausbreitet. Zudem postulierte er, dass das Licht
immer den schnellsten Weg vom Sender zum Empfänger nimmt.
Anschaulich lässt sich dies mit einem Rettungsschwimmer (R) vergleichen, der im
Wasser einen Ertrinkenden (E) erspäht. Der Rettungsschwimmer kann am Strand mit
einer bestimmten Geschwindigkeit c1 laufen, im Wasser hat er jedoch eine kleinere
Geschwindigkeit c2 .
Der Weg würde schon aus anschaulichen Gründen ungeeignet sein, da er zwar
sehr schnell im Wasser ist, aber beim Schwimmen nur langsam voran kommt. Nimmt
er den kürzesten Weg , so muss er jedoch ebenfalls relativ früh ins Wasser und
verliert beim Schwimmen immer noch zu viel Zeit. Die kürzeste Zeit bis zum
Erreichen des Ertrinkenden braucht der Rettungsschwimmer bei Weg , eine
optimale „Mischung“ aus Laufen am Strand und Schwimmen im Wasser.
Dieses Fermatsche Prinzip spielt sowohl bei der Reflexion als auch bei der Brechung
von Licht bzw. von elektromagnetischen Wellen im Allgemeinen eine entscheidende
Rolle.
E
R
Beim Übergang eines Lichtstrahls (einer elektromagnetischen Welle) in ein anderes
Medium ähnelt die Situation dem Vergleich mit dem Rettungsschwimmer. Der
kürzeste Weg ist meist nicht der schnellste Weg, dieser wiederum ergibt sich nach
einigen mathematischen Überlegungen zu
sin α c1 n2
= = ,
sin β c2 n1
wobei n1 , n2 die sogenannten Brechzahlen der beiden Medien sind.
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
34
Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Ein Beobachter B sieht im Spiegel das Objekt A (Bild unten) und damit das virtuelle
Bild A’. Die Lichtstrahlen könnten jedoch auf unterschiedlichem Weg von A nach B
gelangen. Der schnellste und in diesem Fall auch kürzeste Weg ist jedoch anhand
der Reflexion des Lichtes in Punkt P2. Dies bedeutet, dass Einfallswinkel und
Reflexionswinkel (gegenüber dem Einfallslot gemessen) gleich groß sind.
II.1.7 Einschub: Beweis des Fermatschen Prinzips
s2 = ( x2 − x)2 + y2 2
t2 =
( x2 − x)2 + y2 2
s2
=
c2
c2
s1 = ( x − x1 )2 + y12
t1 =
( x − x1 )2 + y12
s1
=
c1
c1
Das Licht benötigt somit für die Strecken s1 und s2 die Zeit t ( x) , die von der Lage
des Punktes P abhängt:
t ( x ) = t1 + t2 =
( x − x1 ) 2 + y12
( x2 − x ) 2 + y 2 2
+
c1
c1
Mit der Differenzialrechnung wird nun das Minimum der Funktion berechnet:
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
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Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
t '( x) =
t '( x) =
⇒
1
1
−
−
1 1
1 1
⋅ ( ( x − x1 ) 2 + y12 ) 2 ⋅ 2 ⋅ ( x − x1 ) + ⋅ ( ( x2 − x) 2 + y2 2 ) 2 ⋅ ( −2 ) ⋅ ( x2 − x)
c1 2
c2 2
x − x1
c1 ⋅ ( x − x1 ) 2 + y12
x − x1
c1 ⋅ ( x − x1 ) + y
2
2
1
=
−
x2 − x
c2 ⋅ ( x2 − x) 2 + y2 2
=0
x2 − x
c2 ⋅ ( x2 − x) 2 + y2 2
Somit ergibt sich nach einigen Umformungen:
( x − x1 )
( x − x1 ) ⋅ s2 = s1 = sin α .
c1 ( x − x1 ) ⋅ ( x2 − x) + y2
=
=
c2 ( x2 − x ) ⋅ ( x − x1 ) 2 + y12 ( x2 − x ) ⋅ s1 ( x2 − x ) sin β
s2
2
2
q.e.d.
II.1.8 Beugung am Einzelspalt
Genau wie Wasserwellen oder Schallwellen erfahren auch die elektromagnetischen
Wellen eine Beugung an der Kante eines Hindernisses und breiten sich in dessen
Schattenraum aus.
Beim Licht ist der Schatten hinter
einer Kante jedoch nicht scharf
begrenzt, sondern es entstehen
helle und dunkle Lichtstreifen.
Grund
für
unterschiedliche
Helligkeiten am Schirm oder an der
Wand sind die konstruktive und
destruktive Interferenz der nach
dem
Huygens’schen
Prinzip
ausgelösten Elementarwellen.
Je kleiner die Objekte sind, desto
deutlicher wird diese Erscheinung.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Difrakce_sterbina_mala.png
Autor
Pajs auf Wikimedia Commons
Tritt monochromatisches Licht, z.B. Laserlicht mit einer ganz bestimmten
Wellenlänge auf einen engen Spalt, so ergibt sich auf einem mehrere Meter
entfernten Schirm das nachfolgende Muster.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Single_slit_double_slit.jpg
Autor
Moneo auf Wikimedia Commons
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Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Im Beugungsbild sind deutlich abwechselnd dunkle Lücken und hellere Flecken mit
nach außen abnehmender Helligkeit zu erkennen. Die am Schirm auftretende
Intensitätsverteilung kann demnach durch folgende Grafik beschrieben werden.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Single_slit_intensity_distribution.png
Autor
Stw auf Wikimedia Commons
Erklärung der Minima:
Die Minima entstehen immer an den Stellen des Schirms, an denen die Wellen einen
Gangunterschied von einem Vielfachen der halben Wellenlänge haben (vergleiche
Interferenz bei mechanischen Wellen).
Stellt man sich den Spalt mit Breite b in zwei Teile zerlegt vor, so verlassen auch
zwei „Strahlenbündel“ den Spalt. Unter einem bestimmten Winkel ϕ zur Mittelsenkrechten des Spalts kann man dann das erste Minimum beobachten.
Dabei gilt:
sin ϕ =
∆s
.
b
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beugung_am_Einzelspalt_%28Schema%29.svg
Autor
Cepheiden auf Wikimedia Commons
Die beiden Strahlenbündel interferieren destruktiv, d.h. löschen sich aus, wenn
zwischen dem ersten Einzelstrahl des oberen Bündels und dem ersten Einzelstrahl
des unteren Bündels ein Gangunterschied von λ besteht. Somit besteht zwischen
2
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Skript zum Thema
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dem n–ten Einzelstrahl des oberen Bündels und dem n–ten Einzelstrahl des unteren
Bündels jeweils ein Gangunterschied von λ und die beiden Strahlenbündel löschen
2
sich komplett aus (1. Minimum).
Für das erste Minimum ist ∆s = λ und es gilt:
sin ϕ =
λ
.
b
Für das zweite Minimum wird der Spalt virtuell in vier Abschnitte geteilt, so dass vier
Einzelbündel den Spalt verlassen. Bei destruktiver Interferenz des ersten und
zweiten Bündels sowie des dritten und vierten Bündels entsteht wieder ein Minimum,
das zweite Minimum auf dem Schirm. Somit
kann man folgern, dass zwischen zwei
aufeinender folgenden Bündeln jeweils ein
Gangunterschied von λ
existieren muss,
2
d.h. für das zweite Minimum gilt:
sin ϕ =
λ
∆s 4 ⋅ 2 2λ
=
=
.
b
b
b
Zerlegt man gedanklich den Spalt in noch mehr Abschnitte, so ergibt sich für das
n–te Minimum:
sin ϕn = n ⋅
λ
b
;
n = 1, 2,3, 4,...
Die Entfernung xn des n–ten Minimums von der Mittelsenkrechten auf dem Schirm in
der Entfernung l ist demnach
xn = l ⋅ tan ϕn .
Erklärung der Maxima:
Für das Entstehen der Maxima stellt man sich den Spalt in eine ungerade Anzahl von
Teilen zerlegt vor. Ein Maximum entsteht immer dann, wenn zwei benachbarte Teilbündel einen Gangunterschied von λ haben und sich auslöschen. So bleibt immer
2
ein einziges Teilbündel übrig, welches mit steigender Anzahl von Teilzerlegungen
immer dünner wird und damit ein weniger ausgeprägtes Maximum hervorbringt.
Zwischen dem obersten und dem untersten Einzelstrahl muss der Gangunterschied
insgesamt ein ungerades Vielfaches von λ sein, d.h.
2
1 λ
sin ϕ0 = ⋅
2 b
⇒
3 λ
sin ϕ1 = ⋅
2 b
5 λ
sin ϕ2 = ⋅ …
2 b
1 λ

sin ϕ n =  n +  ⋅ .
2 b

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Der Abstand des n–ten Maximums von der Mittelsenkrechten beträgt dann analog zu
den Minima
xn = l ⋅ tan ϕn .
Vereinfachende Überlegung:
Da die Spaltbreite b sehr viel kleiner als die Entfernung des Schirms l ist ( b ≪ l ),
sind die betrachteten Winkel sehr klein. Für kleine Winkel gilt jedoch näherungsweise
tan ϕ ≈ sin ϕ .
λ
n⋅
Maxima:
1  λ xn

n + ⋅ ≈
2 b l

b
≈
xn
l
Minima:
Die Lage der Minima und Maxima hängt zum einen von der Breite des Spalts ab,
zum anderen aber auch von der Wellenlänge des Lichts (der elektromagnetischen
Welle). Je größer die Wellenlänge ist, desto größer ist der Abstand der Minima bzw.
Maxima. Demnach wird rotes Licht stärker gebeugt als gelbes Licht und dieses
wiederum stärker als blaues Licht (siehe Bild unten).
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Diffraction_sunlight_-_color_channels.jpg
Autor
Pieter Kuiper auf Wikimedia Commons
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II.1.9 Interferenz am Doppelspalt
Fällt monochromatisches Licht, d.h.
Licht einer ganz bestimmten Wellenlänge) auf einen Doppelspalt, so
ähnelt das auf einem Schirm
entstehende Interferenzmuster dem
Beugungsbild beim Einzelspalt. Die
einzelnen Beugungsscheibchen sind
allerdings zusätzlich von dunklen
Streifen durchzogen.
Treffen die Wellenfronten einer
ebenen Welle parallel auf den
Doppelspalt, so entstehen an den
beiden Spalten Elementarwellen, die
in Phase sind, d.h. zu gleichen
Zeitpunkten entstehen an den beiden
Spalten gleiche Elementarwellen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Single_slit_double_slit.jpg
Autor
Jordgette auf Wikimedia Commons
Für die Helligkeit an einem Punkt auf dem Schirm in der Entfernung x von der
Mittelsenkrechten ist der Gangunterschied ∆s der ankommenden Wellen ausschlaggebend. Beträgt der Gangunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge,
so liegt konstruktive Interferenz vor, bei einem ungeraden Vielfachen der halben
Wellenlänge erfolgt destruktive Interferenz.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Doppelspalt_schematisch.png
Autor
Peter Suppenhuhn auf Wikimedia Commons
Minima:
1 λ

sin ϕn =  n −  ⋅ ;
2 d

Maxima:
sin ϕn = n ⋅
λ
d
;
xn = l ⋅ tan ϕ n ;
n = 1, 2,3, 4,...
xn = l ⋅ tan ϕn ;
n = 0,1, 2,3, 4,...
Das Maximum nullter Ordnung ( n = 0 ) liegt auf der Mittelsenkrechten, da der Weg
von den beiden Spalten aus dorthin gleich lang ist und somit konstruktive Interferenz
bei einem Gangunterschied ∆s = 0 vorliegt.
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Skript zum Thema
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Vereinfachende Überlegung:
Da der Spaltabstand d sehr viel kleiner als die Entfernung des Schirms l ist ( d ≪ l ),
sind die beiden von den einzelnen Spalten ausgehenden „Strahlen“ in Wirklichkeit
fast parallel und damit ϕ ≈ ϕ ' . Da es sich um sehr kleine Winkel handelt, gilt auch
tan ϕ ≈ sin ϕ ≈ sin ϕ ' .
x
∆s = d ⋅ sin ϕ ' ≈ d ⋅ sin ϕ ≈ d ⋅ tan ϕ = d ⋅ .
l
Minima:
1  λ xn

n − ⋅ =
2 d l

Maxima:
n⋅
λ
d
=
xn
l
Wie beim Einzelspalt hängt die Lage der Maxima bzw. Minima von zwei Größen ab,
von dem Abstand der beiden Spalte und von der Wellenlänge. Je kleiner der
Spaltabstand und je größer die Wellenlänge des Lichts ist, desto größer ist der
Abstand zwischen den Maxima bzw. Minima, d.h. je breiter ist das Interferenzbild.
II.1.10
Polarisation
Elektromagnetische Wellen sind Querwellen, da die Schwingungsrichtungen der
Vektoren des E–Felds senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der Welle stehen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Electromagnetic_wave.png
Autor
P.wormer auf Wikimedia Commons
Ist die Schwingungsrichtung – besser: die Schwingungsebene – bei Querwellen eindeutig festgelegt, so ist die Welle polarisiert. Die Polarisationsrichtung einer elektromagnetischen Welle wird durch die Schwingungsebene der elektrischen Feldstärke
festgelegt, den sogenannten Schwingungsvektor. Natürliches Licht (Sonnenlicht) ist
unpolarisiert, d.h. alle Polarisationsrichtungen kommen gleich häufig vor.
Trifft unpolarisiertes Licht auf ein
Gitter aus Metallstäben, so kommt
nur der Anteil des Lichts durch das
Gitter hindurch, welcher einen
Schwingungsvektor senkrecht zu den
Metallstäben besitzt. Das Licht
dadurch wird polarisiert.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wire-grid-polarizer.svg
Autor
Bob Mellish / Fffred auf Wikimedia Commons
Skript WELLEN, nur zum internen Gebrauch am St. Paulusheim für den zweistündigen Physikkurs mit Schwerpunkt Astrophysik
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Skript zum Thema
WELLEN
J. Hirsch
Ein Gitter aus Metallstäben ist ein sogenannter Polarisationsfilter und hat eine
Transmissionsrichtung (lat. transmittere = hinüberschicken, überqueren), die
senkrecht zu den Gitterstäben liegt, welche in Bildern oftmals als „Spalt“ dargestellt
wird (siehe Bild unten).
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Polarisation.svg
Autor
Wjh31 auf Wikimedia Commons
In der obigen Anordnung ist noch ein weiterer Effekt zu
erkennen: Sind zwei Polarisationsfilter mit zueinander
senkrechten Transmissionsrichtungen hintereinander
angeordnet, dann wird das Licht durch den ersten Filter
so polarisiert, dass es den zweiten nicht mehr
passieren kann.
Derselbe Effekt kann bei zwei übereinander liegenden
Polarisationsfolien mit senkrechten Transmissionsrichtungen beobachtet werden: Im Überlappungsbereich kommt nur Licht durch, wenn die beiden
Transmissionsrichtungen nicht senkrecht stehen,
ansonsten entsteht ein dunkler Bereich (Bilder rechts).
Folgende Bilderserie ist einer Animation entnommen,
bei der ein Polarisationsfilter vor einem ComputerFlachbildschirm gedreht wird. Dabei wird die Lage der
Transmissionsrichtung verändert und man sieht, dass
der Filter immer weniger Licht durchlässt.
http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Polarizer_sheet_parallel.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Polarizer_sheet_perpendicular.jpg
Autor
NielsB auf Wikimedia Commons
Dies ist eine typische Vorgehensweise, wenn untersucht werden soll, ob von einer
Lichtquelle polarisiertes Licht ausgeht oder nicht. In diesem Fall kann man definitiv
sagen, dass Flachbildschirme polarisiertes Licht erzeugen.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Animation_polariseur.gif
Autor
Fffred auf Wikimedia Commons
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