Laser Linienlaser für die 3D-Automatisierungstechnik Christoph Böhm, NextSense GmbH Maher Zein, Coherent (Deutschland) GmbH Die Bildverarbeitung ist ein Anwendungsbereich, der verschiedene Technologien miteinander verknüpft, um eine automatisierte Qualitätssicherung zu ermöglichen. Die Verwendung von Linienlasern als Lichtquelle beim Lichtschnittverfahren zur Vermessung eines Höhenprofils entlang einer projizierten Lichtlinie ist eine gängige Praxis. Zur präzisen, einfachen und flexiblen 3D-Inspektion werden die Laser mit asphärichen Liniengeneratoren kombiniert. gleichmäßig ausgeleuchtet wird. Es gibt mehrere gängige Möglichkeiten, einen gaußförmigen Laserstrahl in eine homogene Intensitätsverteilung (ein- und zweidimensional) umzuwandeln. Eine äußerst wirkungsvolle und flexible Methode basiert auf dem asphärischen Liniengenerator (ALG) (Bild 2). Bild 1: Aufbau eines Lasermoduls Die optische Triangulationsmessung ist bereits ein etabliertes Messverfahren in der 3D-Bildverarbeitung. Das Laserschnittverfahren hat aufgrund der stetig zunehmenden Qualitätskriterien an Messzyklen, Genauigkeit und lückenlose Inspektion gegenüber anderen Methoden (Punkt zu Punkt-Abtastung, Stereo Vision, TOF, etc.) deutliche Vorteile, da die Form- bzw. Tiefenvermessung sowie Rekonstruktion von Bildern ohne Korrespondenz- und Disparitätsprobleme, mühsame Kalibrierungen, Pikosekunden schnelle Elektronik und extrem hohen Rechenaufwand auskommt. Zur Bewältigung dieser Aufgaben werden höchste Anforderungen an die Linienhomogenität, Liniengeradheit, Schärfentiefe, Punkt- bzw. Leistungsstabilität von < 10 μRad/°C bzw. < 2%, und nicht zuletzt an die Flexibilität sowie die Reproduzierbarkeit bei der Fertigung der Linienlaser gestellt. Asphärischer Liniengenerator (Flat-Top-Technologie) der Gaußscher oder nahezu Gaußscher Intensitätsverteilung. Die Gaußsche Intensitätsverteilung ist akzeptabel und häufig sehr nützlich für viele Anwendungen, bei welchen der Laserstrahl auf einen kleinen Spot fokussiert werden muss. Es gibt allerdings viele andere Anwendungen, für die eine homogene Intensitätsverteilung, oft auch als „Flat-Top“ bezeichnet, die optimale Lösung bedeutet. Zum Beispiel für Aufgaben u.a. in der Materialbearbeitung, gewährleistet eine homogene Intensitätsverteilung, dass die Fläche vollständig und Linienlaser für die 3D-Automatisierung Die heute meist verwendeten Laser, bestehend aus Laserdiode, Kollimatorlinse, Liniengenerator und externer Fokussierung (Bild 1), erzeugen entweder kreisförmige oder elliptische Strahlprofile mit entwe38 Photonik 2/2014 Refraktive asphärische Liniengeneratoren erzeugen ein homogenes zylindrisches Profil, indem die optische Funktion einer asphärischen Zylinderlinse und eines giebelförmigen Prismas vereint wird. Einerseits fächert das Prisma den einfallenden Laserstrahl unter einem spezifischen Winkel (Fan Angle „FA“) auf, andererseits verteilt die asphärische Zylinderlinse die Energie gleichmäßig mit einem homogenen Intensitätsverlauf zwischen den Endpunkten. Da diese Struktur ausschließlich ein refraktives Element darstellt, bestehen keine Wellenlängen- bzw. Temperaturabhängigkeiten, Überlagerungen von Strukturen, Interferenzen bzw. Auflösungsprobleme durch die eingeschränkte Winkeltrennung. Von großer Bedeutung ist jedoch, die zu polierende Fläche an den einfallenden Laserstrahl so gut wie möglich anzupassen, da sonst die Energieverteilung in und entlang der Linie inhomogen verlaufen könnte. Linienhomogenität ist entscheidend Bild 2: Ein asphärischer Liniengenerator Eine unzureichende Komponentenanpassung bei der Linienformung bewirkt unerwünschte Wellenfront-Strukturen im Linienprofil. Als Ergebnis können hohe Laser reichs und somit die Erhöhung der Auflösung und Rechengeschwindigkeit. Boresight: Optische-/mechanische Justierung und Öffnungswinkel Bild 3: Linienbreite Intensitätsspitzen an beiden Linienenden, periodische Strukturen, Streuung und letzten Endes ein unebenes Linienprofil beobachtet werden. Die Homogenität der zu projizierenden Laserlinie ist daher abhängig von verschiedenen Variablen: Größe des auf den ALG einfallenden Laserstrahls, Oberflächenrauhigkeit des ALG, asphärisches Profil etc. Dabei spielt die Anpassung der zu polierenden Fläche an die Größe des einfallenden Laserstrahls die dominierende Rolle. Darüber hinaus hängt die Reproduzierbarkeit der Linsenanpassung an den kollimierten Laserstrahl auch von der Streuung der Divergenz der Laserdioden, bzw. der Genauigkeit des Polierprozesses für die optischen Komponenten ab. Optimierte Systeme erzielen bis zu 95% Leistungseffizienz und +/-7,5% Linienhomogenität. Mittels dynamischer Linienkorrektur bei „Off-Axis“-Beleuchtung und externer Fokussierung durch einen fein einstellbaren Übersetzungsmechanismus lassen sich zuverlässige, optisch verzerrungsfreie und wiederholbare Messungen durchführen. Linienbreite für den Nachweis kleinster Erhebungen Obwohl die Linienbreite eine Funktion mehrerer Parameter ist, lässt sich diese am besten durch die Größe des einfallenden Laserstrahls beschreiben. Allgemein gilt, je größer der einfallende Laserstrahl ist, desto kleiner fällt die Fokussierung auf einen bestimmten Arbeitsabstand aus. Der Durchmesser des einfallenden Laserstrahls verändert sich mit der Divergenz der Laserdiode bzw. der Brennweite des verwendeten Kollimators (Bild 3). (Gl. 1) Mit entsprechenden Kollimatoren können 9 μm feine Linien erzeugt werden. Lückenlose Abtastung mittels gerader Linien Projizierte Laserlinien sind selten gerade. Spitz zulaufende Enden oder eine leichte S-Form können auftreten und sind ein Hinweis auf eine mangelhafte Liniengeradheit (Bild 4). Die Ursache hierfür liegt in der optischen Ausrichtung und/oder Unrein- Die Linienkrümmung (Bild 6) resultiert aus dem Winkel zwischen der Linse und dem einfallenden Laserstrahl. Die Wölbung drückt man als (dx/L) x 100 aus (Bild 7). Faustformel: Wölbung (%) = Öffnungswinkel [°] x Boresight [mrad] / 4375 Aus obiger Formel geht hervor, dass die Abhängigkeit der Liniengeradheit direkt proportional zu „Boresight“ und Öffnungswinkel ist. Bild 6: Einfallender Laserstrahl vs. schlecht ausgerichtete Linse Bild 4: Typische Geradheitsfehler. Das Laserlinienprofil kann, wie in den zwei obigen Beispielen ersichtlich, in der Form variieren. heit der Linsen, wie z.B. eine ungleichmäßige Oberfläche. Bild 5 veranschaulicht dies anhand zweier durchgeführter Messungen. Je gerader die Linie verläuft, desto genauer erfolgt die 3D-Bildrekonstruktion. Die starke Linienkrümmung im oberen Bildteil führt zu einer Vergrößerung des Auslesebereichs (Rechteck) zur Bestimmung und Analyse der Grauwerte. Die Vergößerung des Auslesebereichs erhöht unnötig die Bild 5: Hohe Auflösung durch gerade Linien Bild 7: Gewölbtes Linienprofil Schärfentiefe (DOF) Die Schärfentiefe einer fokussierten Linie wird typischerweise ins Verhältnis zur Rayleigh-Länge, ausgehend von einer Strahltaille (Z0) gesetzt. Die Rayleigh-Länge definiert die Entfernung, bei der sich die Linienbreite um √2 vergrößert. Für Coherent-Laser gibt es zwei DOF-Zustände. Je nach Wahl der Dioden-Achse (langsame oder schnelle) lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Divergenzen die Fokussierung anpassen. Entscheidet man sich für die schnelle Achse, so ist die Divergenz größer und die DOF kleiner (Bild 8). Bei Anwendungen, bei denen das Höhenprofil eines Objekts groß ist bzw. die Position des Prüflings während des Messvorgangs Schwankungen erfährt, empfiehlt es sich, die langsame Achse für die Fokussierung zu verwenden, da dies die größte DOF und somit die besten Messergebnisse liefert. (Gl. 2) Rechengeschwindigkeit bei der Bildanalyse und verschlechtert die Auflösung in vertikaler Richtung. Auf der anderen Seite erlaubt die Laserlinie in der unteren Bildhälfte die Verkleinerung des Auslesebe- Divergenz Da die Gaußschen Strahlen dem Gesetz der diffraktiven Optik unterliegen, kann ein Photonik 2/2014 39 Laser Bild 9: Änderung der Divergenz in Abhängigkeit des Arbeitsabstands und Öffnungswinkels im Vergleich zu herkömmlichen, abtastenden Messverfahren kontaktfreies Messen (Bild 10) und damit deutlich zuverlässigere und besser reproduzierbare Messwerte auch bei beengten Platzverhältnissen unter dem Fahrzeug in der Servicewerkstätte. Klassische Messfehler, wie zum Beispiel bei Messungen mit Lehren durch schräge Ablesung, undefinierte Messkraft oder verkipptes Ansetzen sind ausgeschlossen. Kontakt: Maher Zein Coherent (Deutschland) GmbH Dieselstr. 5b 64807 Dieburg Tel.: 06071-968 331 Fax: 06071-968 490 eMail: [email protected] www.coherent.com Bild 8: Divergenz und Schärfentiefe perfekt kollimierter Strahl nicht verwirklicht werden. Die Strahldivergenz ist eine Funktion der Strahltaillengröße, die wiederum von der optischen Anordnung festgelegt wird. Die Divergenz im Fernfeld kann als das Verhältnis der Wellenlänge zur Strahltaille am Fokuspunkt beschrieben werden. (Gl. 3) Bei den meisten Anwendungen wird die Strahltaille eines Lasers auf das zu untersuchende Objekt fokussiert. Die Divergenz ändert sich mit der Position der Strahltaille. Christoph Böhm NextSense GmbH Straßganger Straße 295 A - 8053 Graz eMail: christoph.boehm@ nextsense.at Tel.: +43/316 232400-533 Fax: +43/316 232400-599 www.nextsense.at Linienlaser in der Praxis Bild 10: Kontaktfreie Verschleißmessung 40 Photonik 2/2014 Linienlaser mit entsprechenden Messgeräten kommen u.a. bei der Vermessung von Hochleistungsbahnstrecken und modernen Zugtypen zum Einsatz. Fahrzeuge und Strecken werden auf Verschleißerscheinungen an Rädern und Schienen geprüft. Hierbei sind exakte und benutzerunabhängig Messergebnisse mit einer Genauigkeit in der Größenordnung von wenigen 1/100 mm erforderlich. Linienlaser bieten www.photonik.de Webcode 2004