Mechanik Prof. Dr. O. Willi Experimente: Dr. H. Wenz Übungen: J. Böker Dr. M. Cerchez M. Swantusch Dr. T. Toncian email: [email protected] 1 Mechanik und Spezielle Relativitätstheorie I. II. I. I.1 I.2 I.3 I.4 I.5 I.6 I.7 I.8 I.9 I.10 I.11 I.12 I.13 Mechanik Spezielle Relativitätstheorie Mechanik Einleitung Mechanische Grundgrößen Kinematik des Massenpunktes Dynamik (Newton’sche Gesetze) Arbeit und Energie Teilchensysteme Stöße Drehimpuls, Drehmoment, Drehimpulssatz Kinematik starrer Körper Statik und Dynamik starrer Körper Planetenbewegung (Kepler’sche Gesetze) Elastizität Mechanik deformierbarer Medien II. Spezielle Relativitätstheorie II.1 Einleitung II.2 Relativitätsprinzip der klassischen Mechanik II.3 Michelson-Morley Experiment II.4 Einsteins Postulate II.5 Zeitdilatation II.6 Längenkontraktion II.7 Lorentztransformation II.8 Addition der Geschwindigkeiten II.9 Relativistische Dynamik, Impuls, Energie 2 Literatur: Gerthsen, Kneser, Vogel: Physik Demtröder: Experimentalphysik I, 2. Auflage Bergmann-Schäfer: Band I Berkeley Physik Kurs: Bd. 1 Alonso-Finn: Physics Bension: University Physics 3 I. I.1 Mechanik Einleitung Was ist Physik? Wissenschaft von der leblosen Materie, eingebettet in ein Raum-Zeit-Kontinuum. Ziel der Physik Gesetzmäßigkeiten finden, um Vorgänge zu erkennen Vorgänge vorherzusagen Vorgänge anzuwenden Während Ihres Studiums werden Sie einen Überblick über die einzelnen Gebiete der Physik erhalten. Wo finden die Gesetze der Mechanik Anwendung? Beschreibung des Verhaltens aufgrund von Kräften von: - Makroskopischen Systemen: Enthalten sehr viele Atome/ Moleküle >> 106 ⇒ Ausdehnung >>10 nm (Die Mechanik wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Existenz von Atomen noch nicht nachgewiesen war) - Mikroskopischen Systemen: Enthalten wenige Atome/ einzelne Teilchen Gesetze der Mechanik sind - leicht anwendbar - klassische Mechanik: Geschwindigkeiten << c sonst: relativistische Mechanik Beispiele: - Bewegung eines Balles, Kreisels, Flugzeugs, Schiffes, Satelliten, etc. 4 Auch in Zusammenhang mit Flüssigkeit und Gas - Himmelsmechanik - Verhalten von festen Körpern, Verformung, Schwingung - Statik: Gebäude etc. Zentrales Ziel der Mechanik Vorhersage der Bewegung von Körpern Einheiten Zehnerpotenz 1018 1015 1012 109 106 103 1 10-3 10-6 10-9 10-12 10-15 10-18 Vorsilbe ExaPetaTeraGigaMegaKilo- Kurzzeichen E P T G M k MilliMikroNanoPikoFemtoAtto- m µ n p f a Selten benutzt (außer bei cm): Zehnerpotenz 102 101 10-1 10-2 Vorsilbe HektoDekaDeziZenti- Kurzzeichen h da d c 5 I.2 Mechanische Grundgrößen Länge, Masse, Zeit Basiseinheiten der Grundgrößen: MKS-System: m, kg, s cgs-System: cm, g, s Seit 1978 Gesetz über Einheiten im Messwesen: SI-Einheiten (frz.: Système International d’Unités): Länge : 1m Masse: 1 kg Zeit : 1s I.2.1 Längenmessung - wird durch Maßstab gemessen (Urmeter, befindet sich im metrologischen Institut von Sevres bei Paris) Folie: Urmeter Film: „Power of Ten“ Versuche: - Anlegung eines Maßstabes: - materiell: Mikrometerschraube, Schublehre, Maßband - Lichtwelle: Laserinterferometer, insbesondere zur Messung von Abstandsveränderungen 6 Maßstab ist hier die Wellenlänge des Laserlichts - Laufzeitmessung mit Pulsen (Schall, Licht, Radiowellen) bekannter Geschwindigkeit (Sonne, Ultraschalldiagnostik, Radar) Folie: N2 -Laser Bild: Mondreflektor I.2.2 Masse - Eigenschaft von Körpern, die mit dem Inhalt der Materie zu tun hat. - Urkilo (platium irdium) in Paris - wird gemessen durch Vergleich mit Referenzmassen Bild: Urkilo Versuch: Balkenwaage Folie über Massen I.2.3 Zeitmessung Bilder Uhren - Uhren basieren auf zeitabhängigen Prozessen, in der Praxis werden meist periodische Prozesse verwendet (im Gegensatz zur Sanduhr) 7 wichtige Ausnahme: Datierung durch radioaktiven Zerfall - Quarzuhren, eine elektrisch angeregte Quarzplatte mit äußerst gleichmäßigen Eigenschwingungen mit Periode ~ 0.1 – 30 µs, Quarzuhren werden anhand von Atomuhren geeicht. - Atomuhren, auf Ihrer Basis ist auch die Einheit der Zeit definiert. Diejenige elektromagnetische Strahlung, die ein Cäsiumatom resonant absorbiert hat. Schwingungsperiode: Folie typische Zeitdauern I.3 Kinematik eines Massenpunktes I.3.1 Definitionen Def. Massenpunkt: punktförmiges Objekt ohne Ausdehnung Masse m zur Zeit t am Ort Aus einzelnen Massenpunkten werden Punktsysteme, wie starre Körper, Festkörper, Flüssigkeiten, Gase zusammengesetzt. Def. Kinematik: - Lehre von der Bewegung ohne Berücksichtigung der Kräfte - Deutung von Bewegungsvorgängen mit Hilfe von Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung 8 - Bei der Bewegung unterscheidet man 1. fortschreitende Bewegung = Translation 2. Drehbewegung = Rotation dagegen: Statik = Lehre von Kräften im Gleichgewicht ohne Bewegung Def. Dynamik: Lehre von den Kräften als Ursache der Bewegung I.3.2 Eindimensionale Kinematik Def. Eindimensionale Bewegung = Bewegung auf vorgegebener Bahn Speziell: lineare, eindimensionale Bewegung Zur Zeit t besitzt der Massenpunkt die Ortskoordinate x : Im Zeitintervall Δt = te - ta verändert der Massenpunkt seine Lage bei Verschiebung 9 Def. mittlere Geschwindigkeit: andere Schreibweise: <v> Dimension: Einheit: Weg-Zeit Diagramm mittlere Geschwindigkeit Als Geschwindigkeit bezeichnet man den pro Zeiteinheit zurückgelegten Weg. Def. Momentangeschwindigkeit: Dimension: Einheit: Momentangeschwindigkeit 10 heißt auch Ableitung der Kurve x(t). Die Operation heißt Ableiten oder Differenzieren. Beispiele: 1) v = const. Versuch Rechner Albert x(t), v(t) Versuch Geschwindigkeitsmessung, time of flight 2) 11 Beschleunigung: Geschwindigkeit ändert sich mit der Zeit ⇒ beschleunigte Bewegung Def. mittlere Beschleunigung: Def. momentane Beschleunigung: Dimension: Einheit: Beachte: Spezialfälle: Def. gleichförmige Bewegung: 12 Def. gleichförmige beschleunigte Bewegung: Anfangsgeschwindigkeit Versuch von x ⇒ v von a ⇒ v Rechner Albert x(t), v(t), a(t) ⇒ ⇒ a x Differentiation Umkehroperation Integration Anfangsgeschwindigkeit Startpunkt Experimente zur gleichförmig beschleunigten Bewegung (in Natur freier Fall) Versuch Milchtröpfchen ~ freier Fall, x ~ t2 Fallbeschleunigung oder Erdbeschleunigung ⇒ 13 Versuch Versuch äquidistant quadratisch Versuch Magnetfallgerät Folie Messung von g: Fallbeschleunigung g hat für alle Körper unabhängig von Größe, Form, Material, den gleichen Wert (an der gleichen Stelle der Erdoberfläche). g = 9.81 ± 0.02 m/s2 für hiesige geographische Breite (51° N) bis zu 6 km Höhe g ändert sich mit der geographischen Breite: Quito (Ecuador) Madras (Indien) Hongkong Kairo New York London/ Düsseldorf Oslo Murmansk Spitzbergen Nordpol 0° 13°N 22°N 30°N 41°N 51°N 60°N 69°N 80°N 90°N 9,780 m/s2 9,783 9,788 9,793 9,803 9,811 9,819 9,825 9,831 9,832 Konstanz von 10-10 geprüft für Erde, g variiert im Verlauf eines Jahres um nur 4 . 10-7 m/s2 g Abhängigkeit für Planeten: je größer (Masse) der Planet, desto größer ist g (Folie) Folie: Planeten 14 I.3.3 Allgemeine Kinematik Vektorrechnung: Übung Festlegung der Position eines Massenpunktes durch 3 Koordinaten x, y, z Ortsvektor Ursprung des KoordinatenSystems = 0 (auch: Bahnkurve: Def. mittlere Geschwindigkeit: Vektorschreibweise: Graphisch 15 ) Def. momentane Geschwindigkeit: hat Richtung der Tangente an Bahnkurve Versuch Schleifstein Def. mittlere Beschleunigung: Def. momentane Beschleunigung: 16 Bewegung mit konstanter Beschleunigung: vorher: gleichförmige Bewegung, v = const. gleichförmig beschleunigte Bewegung, a = const. jetzt mehrdimensional: gleichförmige Bewegung im Raum - gleichförmig beschleunigte Bewegung Beispiele: 1) horizontaler Wurf - freier Fall senkrecht nach unten - zusätzlich horizontale Komponente der Geschwindigkeit Versuch: Fallgerät 17 Versuch: Schußapparat Video: Affe Video 2) Schiefer Wurf Versuch (Bild): Wasserparabel, horizontal und schief - keine Kraft in der horizontalen Richtung: - in vertikaler Richtung: für einsetzen in oder Maximum, wenn Versuch oder Rechner Albert: schiefer Wurf 18