Kein Folientitel

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Ergänzende Unterlagen zur Vorlesung
Elektrodynamik
(437.257)
von
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Oszkár Bíró
1
Inhalt
1. Das elektrostatische Feld
1.1 Die elektrische Ladung, Ladungsverteilungen
1.2 Das Coulomb‘sche Gesetz
1.3 Die elektrische Feldstärke
1.3.1 Elektrische Feldstärke von Ladungen im Vakuum
1.3.2 Potentielle Energie einer Punktladung im elektrostatischen Feld
1.3.3 Die Wirbelfreiheit der elektrostatischen Feldstärke
1.3.4 Das elektrostatische Potential, die Spannung
1.3.5 Energie und Potential einer Ladungsverteilung
1.4 Die elektrische Flussdichte (elektrische Verschiebung)
1.4.1 Das Gauß´sche Gesetz der Elektrostatik
1.4.2 Elektrische Flussdichte einer Punktladung
1.4.3 Elektrische Flussdichte einer beliebigen Ladungsverteilung
1.4.4 Verhalten der elektrischen Flussdichte auf einer Fläche mit einer
Flächenladungsdichte
1.5 Leiter im elektrostatischen Feld (Influenz)
1.6 Kondensatoren und Kapazität
1.6.1 Teilkapazitäten von mehreren Leitern
1.6.2 Im Kondensator gespeicherte Energie
2
1.7 Methode der fiktiven Ladungen
1.7.1 Das Spiegelungsprinzip
1.8 Energie und Kräfte im elektrischen Feld
1.8.1 Energieinhalt des elektrischen Feldes
1.8.2 Kräfte auf Leiter im elektrischen Feld
1.8.3 Prinzip der virtuellen Verschiebung
1.8.4 Der elektrische Dipol
1.8.5 Kräfte auf einen elektrischen Dipol
1.9 Elektrische Felder in Materie
1.9.1 Atomare und molekulare Dipole
1.9.2 Polarisationsdiche und die elektrische Flussdichte
1.9.3 Grenzflächenbedingungen
2. Das stationäre elektrische Strömungsfeld
2.1 Elektrischer Strom, Stromdichte
2.2 Kontinuitätsgleichung, Ladungserhaltung
2.3 Das Ohm´sche Gesetz
2.4 Grenzflächenbedingungen
2.5 Analogie zwischen dem stationären Strömungsfeld und dem elektrostatischen
Feld
2.6 Die Leistung im elektrischen Strömungsfeld
2.7 Medien mit Permittivität und Leitfähigkeit
3
3. Das stationäre Magnetfeld
3.1 Magnetische Kräfte
3.2 Kraft zwischen zwei parallelen, stromdurchflossenen Leiter (unendlich lange
Stromfäden)
3.3 Die magnetische Feldstärke, Flussdichte
3.3.1 Flussdichte eines unendlich langen geraden Stromfadens
3.3.2 Der magnetische Fluss, die Quellenfreiheit der magnetischen
Flussdichte
3.4 Die magnetische Erregung
3.4.1 Der Ampere‘sche Durchflutungssatz
3.4.2 Magnetische Erregung eines unendlich langen Stromfadens
3.4.3 Zusammenhang zwischen der Flussdichte und Erregung im Vakuum
3.4.4 Beispiele zum Durchflutungssatz
3.4.5 Das Biot-Savart‘sche Gesetz
3.5 Induktivität, Gegeninduktivität
3.6 Kräfte im magnetischen Feld
3.6.1 Der Hall-Effekt
3.6.2 Der magnetische Dipol
3.6.3 Kräfte auf einen magnetischen Dipol
4
3.7 Magnetische Felder in Materie
3.7.1 Atomare magnetische Dipole
3.7.2 Magnetisierung und magnetische Erregung
3.7.3 Grenzflächenbedingungen
3.7.4 Nichtlinearität, Hysterese, die B/H Kennlinie
4. Elektromagnetische Induktion
4.1 Bewegungsinduktion
4.1.1 Bewegung eines stabförmigen Leiters in einem homogenen Magnetfeld
4.1.2 Bewegung einer rechteckigen Drahtschleife in einem homogenen
Magnetfeld
4.1.3 Bewegung der Leiterschleife in einem inhomogenen Magnetfeld
4.1.4 Fluss durch die bewegte Schleife
4.2 Zeitlich veränderliches Magnetfeld: Das Faraday‘sche Induktionsgesetz
4.3 Die Lenz‘sche Regel
4.4 Energie im magnetischen Feld
4.4.1 Energieinhalt des magnetischen Feldes
4.4.2 Magnetische Energie bei Anwesenheit ferromagnetischer Werkstoffe
4.4.3 Virtuelle Verschiebung
5
5. Elektromagnetische Wellen
5.1 Zeitlich veränderliches elektrisches Feld: der Verschiebungsstrom
5.2 Die Maxwell‘sche Ergänzung des Durchflutungssatzes
5.3 Leitungen
5.3.1 Verteilte Netzwerkparameter
5.3.2 Die Leitungsgleichungen
5.3.3 Lösung der Leitungsgleichungen im Frequenzbereich
5.3.4 Ideale Leitung
5.3.5 Abschluss von Leitungen
6. Die Maxwell‘schen Gleichungen
6.1 Die integrale Form der Maxwell‘schen Gleichungen
6.2 Vektoranalysis
6.2.1 Gradient eines Skalarfeldes
6.2.2 Divergenz eines Vektorfeldes, der Gauß‘sche Integralsatz
6.2.3 Die Rotation eines Vektorfeldes, der Stokes‘sche Satz
6.2.4 Gradient, Divergenz und Rotation in orthogonalen
Koordinatensystemen, der Nabla-Operator
6.3 Die differentielle Form der Maxwell‘schen Gleichungen
6
1. Das elektrostatische Feld
1.1 Die elektrische Ladung
• Kraft zwischen Objekten, welche durch Reibung
„elektrifiziert“ werden.
• Ursache dafür: Ladungstrennung
• Kraft kann abstoßend oder anziehend sein: zwei Arten von
Ladung => positiv oder negativ: Vorzeichen von Q
• Einheit der Ladung: [Q] = 1 C (Coulomb) = 1 As
• Ladungserhaltung: Ladungsmenge in einem
abgeschlossenen System bleibt konstant
7
Ladung ist quantisiert: es existiert eine kleinste, weiter
nicht teilbare Ladungsmenge:
e = 1,6021892 . 10-19 C
Bohr‘sches Atommodell:
Manfred Albach: Grundlagen der Elektrotechnik 1
Elektron hat eine Ladung von –e
Proton hat eine Ladung von e
8
Die diskrete Verteilung der Ladungen kann in der klassischen
Elektrodynamik außer Acht gelassen werden.
Es wird angenommen, dass die Ladungsverteilung durch eine
stetige Funktion der Ortskoordinaten beschrieben werden
kann => Makroskopische „Verschmierung“ einer diskreten
Ansammlung vieler Punktladungen zu einer Ladungsdichte.
Volumselement dΩ = dx´dy´dz´ in
kartesischen Koordinaten.
Das Volumselement dΩ ist nicht
infinitesimal klein im Sinne der
r′ = x′e x + y′e y + z ′e z Infinitesimalrechnung, es befinden sich in
dΩ noch immer „sehr viele“
Elementarladungen!
O
9
N
dQ = ∑ Q j
j =1
N
ρ ( x´, y´, z´) =
∑Q
j =1
dΩ
j
: Raumladungsdichte dQ = ρ ( x´, y´, z´)d Ω
ρ ist eine Feldgröße (eine Funktion der
C
[ρ ] = 1 3
Ortskoordinaten): ρ = ρ(r)
m
Die Raumladungsdichte ρ ist, makroskopisch
gesehen, eine kontinuierliche Ladungsverteilung.
Die Ladung in einem Volumen Ω:
QΩ = ∫ ρ d Ω
Ω
dΩ
Ω
QΩ ist eine integrale Größe
(von den Ortskoordinaten
unabhängig)
10
Flächenladungsdichte
C
[σ ] = 1 2
m
dΓ ´
Γ
dQ = σ ( x´, y´, z´) d Γ ′
QΓ = ∫ σ d Γ ′
Γ
Linienladungsdichte
C
[τ ] = 1
m
ds´
C
dQ = τ ( x´, y´, z´) ds′
QC = ∫ τ ds′
C
Die Ladungsdichten sind Feldgrößen.
11
Punktladung
Physikalisches Modell: geladener Körper, dessen
Abmessungen viel kleiner als die Abstände des gerade
untersuchten Problems sind
Q r0
r0  D
D
ρ
Mathematisches Modell: Ladung, welche in einem Punkt
konzentriert ist
r′
O
Q
ρ=
( r ) Qδ ( r − r′ )
Dirac-Funktion δ ( r ) in 3D:
∫ w (r )δ (r ) d Ω = w ( 0)
3
12
1.2 Das Coulomb‘sche Gesetz
Medium: Vakuum
r12= r2 − r1
r21 =
r1 − r2 =
−r12
r12= r2 − r1
r21 = r1 − r2 = r12
r2 − r1
e12 =
r12
r1 − r2
e 21 =
= −e12
r21
1 Q1Q2
1 Q1Q2
F2 =
e12 und F1 =
e 21 = −F2
2
2
4πε 0 r12
4πε 0 r21
13
Die Konstante
1
4πε 0
gilt im Einheitssystem SI:
2
2
Nm
VAsm
9 Vm
≅ 8,9876.109 2 ≈ 9.109
=
9.10
C
mA2 s 2
As
4πε 0
1
−9
As
F
10
F
−12
−12
=8,8542.10
≈
ε 0 ≅ 8,8542.10
:
Vm
m 36π m
Permittivität des leeren Raumes (Vakuum)
Nach den neuesten Messungen (1971) gilt die
Abhängigkeit vom Abstand r als 1/r2 mit einer
Genauigkeit von δ < 10-15, wenn die Annahme
F
1
r
2±δ
getroffen wird.
14
Additivität der elektrischen Kräfte, Superpositionsprinzip
Drei Messungen:
1 Q2Q3
F32 =
e 23
2
4πε 0 r23
1 Q3Q1
F31 =
e13
2
4πε 0 r13
Erste Messung; Q2 unendlich weit entfernt
Zweite Messung; Q1 unendlich weit entfernt
F3 = F31 + F32 =
1 Q3Q1
1 Q3Q2
e
+
e 23
13
2
2
4πε 0 r13
4πε 0 r23
Dritte Messung; alle Ladungen platziert
15
1.3 Die elektrische Feldstärke
Mit Hilfe der elektrischen Feldstärke kann die Kraft
auf eine Punktladung als Nahwirkung beschrieben
werden.
F = QE
Die elektrische Feldstärke E ist im Aufpunkt
vorhanden und übt auf eine sich dort befindende
Ladung Q eine Kraft F = QE aus (lokale
Beziehung).
N
VAs 1
V
Einheit der elektrischen Feldstärke: [=
E] 1= 1
= 1
C
m As
m
16
E ist eine Feldgröße: eine Vektorfunktion der
Ortskoordinaten E = E(r).
E(r)
r
O
Bei der Messung der elektrischen
Feldstärke mit Hilfe der Beziehung
F
E=
Q
aus der Kraft F auf eine Probeladung Q ist darauf zu achten,
dass die Probeladung die Verteilung der Ladungen, welche
das elektrische Feld hervorrufen, nicht ändert. Falls diese
Ladungen mechanisch fixiert sind, spielt die Größe von Q
keine Rolle. Wenn sie frei beweglich sind, soll Q klein sein.
17
1.3.1 Elektrische Feldstärke von Ladungen im Vakuum
Anordnung von N Punktladungen. Die Probeladung QA
befindet sich im Aufpunkt A
rQ j ... Quellpunktsvektor
r, rA ... Aufpunktsvektor
rQ j =
rA − rQ j
A
FA= F=
N
QAQ j eQ jA
∑ 4πε r
j =1
2
0 Qj A
F
E A= E= A=
QA
N
Qj
∑ 4πε r
j =1
2
0 Qj A
rQ j A
rQ j A
18
Spezialfall N = 1: elektrische Feldstärke einer
Punktladung im Vakuum
rQ =
r´=
x´e x + y´e y + z´e z
Q rQA= r − r′
rA ==
r xe x + ye y + ze z
A
eQA
rQ = r′
E A = E (r )
rQA rQA r − r′
e=
= =
QA
=
r
r
z
A
rQA rQA r − r′
x O y
E (r )
1 Q
1
1 Q ( r − r′ )
Q r − r′
=
eQA
=
2
4πε 0 rQA
4πε 0 r − r′ 2 r − r′ 4πε 0 r − r′ 3
19
Raumladung mit Dichte ρ verteilt in einem Volumen Ω:
E(r )= E=
1
4πε 0
∫Ω
ρ (r´)dx´dy´dz´ (r − r´)
r − r´
2
r − r´
=
1
4πε 0
∫Ω
ρ ( r′ )( r − r′ )
r − r′
3
dΩ ′
1 Q ( r − r′ )
Falls ρ ( r ) =
Qδ ( r − r′ ) , d.h. Punktladung: E ( r ) =
4πε 0 r − r′ 3
20
Flächenladung mit Dichte σ verteilt auf einer Fläche Γ:
E(r ) =
1
4πε 0
∫Γ
σ (r´)(r − r´)
r − r´
3
dΓ ′
Linienladung mit Dichte τ verteilt entlang einer Linie C:
E(r ) =
1
4πε 0
∫
C
τ (r´)(r − r´)
r − r´
3
ds′
21
1.3.2 Potentielle Energie einer Punktladung im
elektrostatischen Feld
Die Kräfte, welche in einem elektrostatischen Feld auf
eine Punktladung wirken sind konservativ: wird eine
Punktladung in einem elektrostatischen Feld (mit
infinitesimal kleiner Geschwindigleit, ohne
Beschleunigung) entlang eines geschlossenen Weges
bewegt, ist die geleistete mechanische Arbeit Null:
∫ F
mech
⋅ ds =
0
Fmech = −F
C
22
Diese konservative Eigenschaft kann für das elektrostatische
Feld einer Punktladung Q1 bewiesen werden:
C
Q
ds1
ds2
Eine Punktladung Q wird entlang der
geschlossenen Kurve C bewegt.
Die Kugelschale der Dicke dr ist konzentrisch
zur Ladung Q1 angeordnet. Deshalb hat die Kraft
F im Bereich der Kugelschale überall den
gleichen Betrag und ist radial von Q1 weg- oder
hingerichtet.
Die Längen der beiden Wegelemente
dr
dr
sind ds1 =
bzw. ds2 =
cos α1
cos α 2
Differentielle Arbeiten im Bereich der
Kugelschale:
dr
dr
dW2 =
F ⋅ ds 2 =
− Fds2 cos α 2 =
−F
cos α 2 =
− Fd r
cos α1 =Fd r
cos α 2
cos α1
Die beiden differenziellen Arbeiten heben einander auf. Da der gesamte Weg in solche
Kugelschalen zerlegt werden kann, ist die Gesamtarbeit gleich Null.
Wegen des Superpositionsprinzips gilt dies für das Feld einer beliebigen
23
Ladungsverteilung!
dW1 =F ⋅ ds1 =Fds1 cos α1 =F
In einem konservativen Kraftfeld kann die potentielle
Energie in einem Punkt P definiert werden: sie ist die
mechanische Arbeit, welche dann geleistet wird, wenn die
Punktladung aus einem Bezugspunkt P0 (hier ist die
potentielle Energie konventionsgemäß gleich Null) zum
Punkt P gebracht wird.
∫ Fmech ⋅ ds =0 =
C
=
P
C1
∫F
⋅ ds − ∫ Fmech ⋅ ds
mech
C1
C2
⇓
C
E
P0
W pot ( P=
)
∫F
mech
C1
C2
⋅ d=
s
∫F
mech
⋅ d=
s
C2
P
=
∫F
mech
P0
⋅ ds
24
1.3.3 Die Wirbelfreiheit der elektrostatischen Feldstärke
Fmech =−F =−QE
Es gilt daher:
0 für eine beliebige geschlossene Kurve C
∫ E ⋅ ds =
C
C
E
ds
25
Verhalten der elektrischen Feldstärke auf einer Fläche mit
einer Flächenladungsdichte
t: Einheitsvektor in der Tangentialebene
C n12
und in der Ebene von E1, E2 (C ist ein
E2
Rechteck in der gleichen Ebene mit
t
2
σ Γ Seitenlängen h und ∆s).
E1 Wirbelfreiheit der elektrischen Feldstärke:
h
∆s
0
∫ E ⋅ ds =
1
+
+ +
+
+
++ + +
+
+
+
+
+
+
+ +
+ + + +
+ + ++ ++ +
+
+
+
+
+ + +
+ +
+ +
+
+ + + + + + + +
++ + + + + + + +
+
+
+
+ +
+
+ ++
+ +
+ ++ +
+
++ + +
+ +
+
+ +
+
+
C
Grenzübergänge: h → 0, Δs → ds, ds =
tds ⇒ E2 ⋅ t∆s − E1 ⋅ t∆s =0
E2 ⋅ t = E1 ⋅ t
Die Tangentialkomponente der elektrischen Feldstärke ist stetig!
26
Im Ausdruck E.t für die Tangentialkomponente hängt t von E ab.
Es ist Vorteilhaft, die Tangentialkomponente mit Hilfe des
Normalvektors n auszudrücken (n hängt nur von der Fläche ab
und ist von E unabhängig):
E= n ( E ⋅ n ) + t ( E ⋅ t )= nEn + tEt
n × ( E × n ) = E ( n ⋅ n ) − n ( E ⋅ n ) = t ( E ⋅ t ) : Tangentialkomponente



E
Statt n × ( E × n ) reicht der Vektor E × n für die Beschreibung
der Tangentialkomponente:
.
E
nEn
.
n . tE
t
E×n
Stetigkeitsbedingung:
Γ
E2 × n = E1 × n
27
1.3.4 Das elektrostatische Potential, die Spannung
Die potentielle Energie in einem elektrischen Feld E(r)
einer Punktladung Q in einem Punkt P ist:
P
P
P0
P0
W pot ( P ) =
−Q ∫ E ⋅ ds
∫ Fmech ⋅ ds =
Definition des elektrostatischen Potentials:
P
P0
P0
P
V ( P) =
− ∫ E ⋅ ds =
∫ E ⋅ ds
W pot ( P ) = QV ( P )
Die Wahl der Kurve zwischen P0 und P ist wegen der
Wirbelfreiheit der elektrostatischen Feldstärke beliebig.
V ist eine Feldgröße, eine Skalarfunktion der
Ortskoordinaten: V = V(r).
28
Die Einheit des elektrostatischen Potentials ist:
V
1 m=
1V
[V ] =⋅
[E] [ Länge] =
m
Die Definition der Spannung zwischen zwei Punkten P1 und P2
in einem elektrostatischen Feld ist:
U=
12
P2
∫ E ⋅ ds
P1
U12
P2
P1
Die Wahl der Kurve ist wegen der Wirbelfreiheit der
elektrostatischen Feldstärke beliebig. Die Spannung ist
eine integrale Größe: sie ist von den Ortskoordinaten
unabhängig.
29
Die Spannung zwischen zwei Punkten ist die
Differenz der Potentialwerte: Potential im
Anfangspunkt minus das Potential im Endpunkt:
U12
P1
∫ E ⋅ ds =0 =
P2
C12
C1
C
=
C
C2
P0
∫ E ⋅ ds + ∫ E ⋅ ds − ∫ E ⋅ ds=
C12
C1
C2
= U12 − V1 + V2
⇓
U12= V1 − V2
=
Natürlich ist die Einheit der Spannung: [U
]
[V=]
1V
30
1.3.5 Energie und Potential einer Ladungsverteilung
Bringt man in einem feldfreien Raum eine Punktladung Q1 vom Unendlichen (P0) zu einer
bestimmten Position (P1) im Endlichen, wird keine Arbeit geleistet. Bringt man jetzt eine
zweite Punktladung Q2 vom Unendlichen in eine Position im Abstand r12 zur Q1, ist die
geleistete Arbeit vom Weg unabhängig. Es wird daher eine Gerade gewählt.
P0 : ∞
P2
P1
=
W
P2
∫F
mech
⋅ ds
QQ
Fmech =
−Fel =
− 1 2 2 er
4πε 0 r
ds = −e r dr
P0
r wird als Integrationsvariable verwendet; dr muss positiv sein: Integration
von r12 bis ∞
∞
∞
QQ
QQ
Q1Q2
W=
− 1 2
=
∫r 4πε1 0 r2 2 dr =
4πε 0 r r12 4πε 0 r12
12
31
Diese Arbeit ist gleichzeitig die potentielle Energie der Ladung
Q2 im Feld der Ladung Q1. Daher ist das elektrostatische
Potential im Feld der Ladung Q1 in einem Abstand r12 davon ist
(Bezugspunkt mit V=0 im Unendlichen):
Q1 1
V ( r12 ) =
4πε 0 r12
Allgemein, hat man eine Punktladung Q an einer Stelle r´, ist
daher das Potential an der Stelle r:
Q
1
V (r ) =
4πε 0 r − r′
32
Für N Punktladungen kann das Superpositionsprinzip
angewendet werden. Das Potential im Aufpunkt A (der Abstand
der Punktladung Qj zu A ist rQ j A ) :
N
Qj
j =1
4πε 0 rQ j A
V =∑
Verallgemeinerung auf Raumladungen, Flächen- und
Linienladungen:
τ (r′)ds′
ρ (r′)d Ω ′
σ (r′)d Γ ′
V (r ) = ∫
V (r ) = ∫
V (r ) = ∫
′
′
4πε 0 r − r′
C
Ω 4πε 0 r − r
Γ 4πε 0 r − r
Diese Beziehungen gelten nur, wenn alle Quellen im Endlichen
sitzen und der Bezugspunkt im Unendlichen gewählt werden kann.
33
Als nächstes wird die Punktladung Q3 aus dem Unendlichen (P0) auf einem beliebigen Wege
herangebracht, dessen Anfangspunkt P0 und dessen Endpunkt P3 ist:
P3
W3 =
− ∫ F3 ⋅ ds
P0
Superposition:
P3
P3
P3
QQ
QQ
W3 =
− ∫ (F31 + F32 ) ⋅ ds =
− ∫ F31 ⋅ ds − ∫ F32 ⋅ ds = 1 3 + 2 3
4πε 0 r13 4πε 0 r23
P0
P0
P0
QQ
QQ
Q1Q2
+ 1 3 + 2 3
Wges =
W=
4πε 0 r12 4πε 0 r13 4πε 0 r23
Verallgemeinerung auf N Ladungen:
1 N N Qi Q j
W = ∑∑
2=i 1 =j 1 4πε 0 rij
i≠ j
Die Beziehung für W ist symmetrisch, es können i und j
vertauscht werden. Daher treten die einzelnen Terme doppelt
auf (deshalb der Faktor).
34
Die Ladung Qi kann nach vor gezogen werden. Der
Ausdruck in der Klammer entspricht dann dem
Potential Vi der restlichen N-1 Punktladungen an der
Stelle der Ladung Qi:
N

N
Q
1
1
j


W =
Q
QV
∑
∑
i ∑
i i


πε
r
2
4
2
=i 1 =j 1
0 i j =i 1
 i ≠ j


N
Vi
Übergang auf eine kontinuierliche Ladungsverteilung:
∑ → ∫ ; Qi → ρ d Ω
1
W = ∫ ρVd Ω
2Ω
35
1.4 Die elektrische Flussdichte (elektrische Verschiebung)
Flussbegriff aus der Hydromechanik:
Das Vektorfeld v sei ein homogenes Geschwindigkeitsfeld.
a)
b)
c)
Der Fluss in m3 pro Sekunde durch ein Rechteck wird gemessen
a) ψ = v ⋅ Γ = vΓ
b) ψ = 0
c) ψ = vΓ cos α
36
Fluss durch eine beliebige geschlossene Oberfläche gibt
Auskunft darüber, ob eine Vektorgröße im Volumen innerhalb
der Fläche Quellen besizt:
Volumen: Ω, Fläche Γ = ∂Ω
D
Fluss des Vektorfeldes D
(hier durch Feldlinien
dargestellt) durch die
Oberfläche Γ des Gebietes
Ω
n ist der Einheitsvektor der äußeren Flächennormalen
37
Dj
Γ j = n jΓ j
ψ=j D j ⋅ Γ j
ψ ≈ ∑Dj ⋅Γj
j
Grenzübergänge:
Γ j → d Γ; d Γ =
nd Γ
∑→ ∫
ψ=
Die Oberfläche wird in kleine
ebene Flächenstücke Γj zerlegt
Γ∫ D ⋅ d Γ = Γ∫ D ⋅ nd Γ = Γ∫ D d Γ
n
38
Die elektrische Flussdichte D ist eine Feldgröße, welche in
unmittelbarem Zusammenhang mit den Ladungen steht:
der Fluss von D über eine geschlossene Fläche ist gleich
die Ladungen im Volumen innerhalb der Fläche.
1.4.1 Das Gauß´sche Gesetz der Elektrostatik
Die elektrische Flussdichte wird als die Vektorfunktion D(r)
definiert, welche für ein beliebiges Volumen Ω (Randfläche ∂Ω )
das folgende Gauß‘sche Gesetz der Elektrostatik erfüllt:
∫Ω D ⋅ nd Γ = Ω∫ ρ d Ω=
QΩ
∂
Q]
[
Einheit von=
D: [ D] =
[ Fläche]
C
1 2
m
39
1.4.2 Elektrische Flussdichte einer Punktladung
er
z
r = re r
x Q y
Wegen der Symmetrie muss gelten:
D ( r ) = D ( r ) er
Γ
∫ D ⋅ d=
Γ
D
2
Dd
=
Γ
D
r
d
=
Γ
4
π
r
D (r )
(
)
∫
∫
Γ
Γ
Gauß‘sches Gesetz:
4π r 2 D ( r ) = Q
Q
D(r ) =
4π r 2
Γ: Kugel, Q im Mittelpunkt, Radius r
40
Im Vakuum gilt für die elektrische Feldstärke einer Punktladung:
E ( r ) = E ( r ) er
E (r ) =
Q
4πε 0 r 2
Beziehung zwischen D und E einer Punktladung:
D ( r ) = ε 0E ( r )
41
1.4.3 Elektrische Flussdichte einer beliebigen Ladungsverteilung
Die elektrische Flussdichte D=ε0E einer Punktladung erfüllt
im Vakuum das Gauß‘sche Gesetz der Elektrostatik auch für
eine beliebige Hüllfläche:
r r=
, R R,
=
D(R)
,A A
=
a a=
 R2 
 2 
r 
 R2  1
A = a 2 
b) Neigung um α:
 r  cos α
Fluss durch a: ψ=
D ( r ) ⋅=
a ε 0 E ( r ) ⋅=
a ε0E (r ) a
a
Fluss durch A:
ψ=
D( R) ⋅ A
= ε 0E ( R ) ⋅ A
= ε 0 E ( R ) A cos α
A
D ( R ) ε 0 E ( R) r 2
Wegen = =
gilt:
D ( r ) ε 0 E (r ) R 2
a) Strahlensatz
D(r)
Q
Das Flächenstück A ist größer als das
Flächenstück a wegen:
r 2 R2 1
=
ψ A ε=
a 2
cos α ψ a
0 E (r )
2
α
R
r
cos
 
ε 0E( R )
A
42
N Ladungen im Inneren der Oberfläche, Superposition:
ψ=
=
=
Γ∫ D ⋅ d Γ = Γ∫ ε E ⋅ d Γ =
0
Γ∫ ε ( E
0
1
+ E2 + ... + E N )=
⋅ dΓ
Γ∫ ε E ⋅ d Γ + Γ∫ ε E
0
1
0
= Q1 + Q2 + ... + QN
2
⋅ d Γ + ... + ∫ ε 0 E N ⋅ d Γ
=
Γ
N
Γ∫ ε E ⋅ d Γ=∑ Q
0
j =1
j
∫ ε 0E ⋅ d Γ =
∫ ρdΩ
Γ
Ω
Kontinuierliche Ladungsverteilung:
Q j=
→ dQ ρ d Ω ,
∑→ ∫
ε0E erfüllt im Vakuum das Gauß‘sche
Gesetz!
Im Vakuum gilt allgemein: D=ε0E
43
Das Gauß‘sche Gesetz der Elektrostatik kann daher in
einfachen Fällen (mit hoher Symmetrie) auch zur
Bestimmung der elektrischen Feldstärke verwendet werden.
Beispiel: unendlich lange Gerade mit konstanter
Linienladungsdichte τ
D=ε E
Wegen Symmetrie:
er 0
D ( r ) = D ( r ) er
d Γ ∫ Dd=
Γ
Γ∫ D ⋅ =
Γ
M
D(r )
Γ
∫Γ d=
M
= D ( r ) 2π rl = ∫ τ ds = τ l ⇒ D =
C
τ
er
2π r
E=
τ
er
2πε 0 r
44
Gerade unendlich lang in der z-Richtung: Feld von z
unabhängig
rQ= r=´ x´e x + y´e y
τ
rQA= r − r′
rA=
A
eQA
rQ = r′
E A = E (r )
e=
QA
=
r
r
y
A
O x
E (r )
r= xe x + ye y
rQA rQA r − r′
= =
rQA rQA r − r′
1 τ
1
τ r − r′
1 τ ( r − r′ )
=
eQA
=
2πε 0 rQA
2πε 0 r − r′ r − r′ 2πε 0 r − r′ 2
45
Potential einer unendlich langen geraden Ladung mit
konstanter Linienladungsdichte
P0
ds = dr*er
*
r*: Integrationsvariable
P0: Bezugspunkt, r*=r0
P: Aufpunkt, r*=r
P
τ 1
er
2πε 0 r *
P
r
τ
τ
− ∫ E ⋅ ds =
−∫
−
ln r *
V=
dr* =
2πε 0 r *
2πε 0
P
r
E=
0
r
r0
0
r0
τ
V (r ) =
ln
2πε 0 r
46
Das Potential wird im Unendlichen unendlich groß, da die
meiste Ladung im Unendlichen liegt.
Die Spannung zwischen zwei Punkten mit den Koordinaten
r1 und r2:
r0
r0
r0 r2
r2
τ
τ
τ
τ
U12 =V1 − V2 =
ln −
ln =
ln
=
ln
2πε 0 r1 2πε 0 r2 2πε 0 r1r0 2πε 0 r1
Der Abstand r0 des Bezugspunktes fällt bei der
Differenzbildung weg.
Für r2 größer als r1 ist die Spannung positiv.
47
1.4.4 Verhalten der elektrischen Flussdichte auf einer Fläche
mit einer Flächenladungsdichte
D2
+
+ +
+
+
++ + +
+
+
+
+
+
+
+ +
+ ++ +
+ + + ++ + +
+
+
+
+
+
+ +
+ +
+ +
+
+ + + + ++ + +
++ + + + + + + +
+
+
+
+ + +
+ ++
+ +
+ ++ +
+
++ + +
+ +
+
+ +
+
2
h
n12
n
Ω
1
+
σ Γ
D1
∆Γ n
QΩ=σ∆Γ
Ω: Zylinder mit Randfläche ∂Ω
bestehend aus den Stirnflächen ∆Γ
und der Mantelfläche der Höhe h
Gauß‘sches Gesetz:
∫Ω D ⋅ nd Γ
=
QΩ
∂
Grenzübergänge: h → 0, ΔΓ → d Γ ⇒ D2 ⋅ n12 ∆Γ − D1 ⋅ n12 ∆Γ =σ∆Γ
D2 ⋅ n12 − D1 ⋅ n12 =
σ
Die Normalkomponente der elektrischen Flussdichte springt
mit dem Wert der Oberflächenladungsdichte!
48
Beispiel:Unendlich ausgedehnte Flächenladung in der xyEbene mit konstanter Dichte σ
Γ
∫ D ⋅ d =
2 D Γ=
σΓD
D
Γ
D
⇓
σ
σ
=
D =
,E
2
2ε 0
D
h
D ist unabhängig von
2
das Feld ist homogen
Dz springt bei z = 0 um σ
49
1.5 Leiter im elektrostatischen Feld (Influenz)
Wird ein leitender Körper in ein elektrisches Feld gebracht,
bewegen sich die Elektronen durch die elektrischen Feldkräfte
und gruppieren sich solange um, bis das von ihnen erzeugte Feld
das externe Feld genau kompensiert. Die umgruppierten
Ladungen sitzen als Flächenladungen nahe an der Oberfläche
des Körpers. Das Innere ist raumladungsfrei. Eine negative
Ladungsverteilung auf Teilen der Oberfläche geht auf Kosten
einer entsprechen positiven Verteilung (positive Atomrümpfe)
auf den restlichen Teilen der Oberfläche. Dieser Vorgang heißt
Influenz. Im Leiterinneren muss das elektrische Feld
verschwinden, sonst würden sich die Ladungen nach wie vor
bewegen.
50
Leiter im homogenen elektrostatischen Feld: ein leitender Körper
wird in ein homogenes elektrisches Feld gebracht.
1. Das homogene Feld wird durch zwei unendlich ausgedehnte,
konstante, fixierte (d.h. unbewegliche) Flächenladungsschichten
erzeugt.
Die Ladungen ordnen sich an der
Oberfläche so an, dass das
resultierende Feld Ei im Inneren Null
wird. Dieser Vorgang erfolgt sehr
schnell. Das Feld des Leiters wirkt
nicht auf die Flächenladungen
zurück, da diese als nicht beweglich
angenommen sind.
51
2. Das homogene Feld wird durch einen geladenen
Parallelplattenkondensator erzeugt.
Unendlich
ausgedehnte
leitende
Ebenen:
Elektroden
Das Feld des Leiters wirkt auf die
Flächenladungsverteilung auf den Kondensatorplatten
zurück. Sie ist nicht mehr konstant.
52
Bedingungen an der Grenzfläche Leiter-Isolator (Leiteroberfläche):
D
Di = 0
Der Sprung der Normalkomponente der
elektrischen Flussdichte ist die
Oberflächenladungsdichte: D ⋅ n − Di ⋅ n =
σ
Da Di=0 ist, gilt:
D ⋅ n = Dn = σ
En =
σ
ε0
Die Tangentialkomponente der
elektrischen Feldstärke ist stetig:
E × n = Ei × n = 0. Da Ei=0 ist, gilt:
E×n =
0
=
D ε=
nσ
0E
Et = 0
Das elektrische Feld steht normal auf
die Leiteroberfläche!
53
Das Potential ist auf der Leiteroberfläche konstant:
P
P1 ist ein beliebig gewählter bestimmter
Punkt auf der Leiteroberfläche:
P1
P1
V ( P1 ) ==
V1 − ∫ E ⋅ ds
Ei=0
P0
P ist ein beliebiger Punkt ebenfalls auf
der Leiteroberfläche; die Kurve, welche
P1 mit P verbindet verläuft auf der
Leiteroberfläche. Daher ist das Potential
im P:
P0
P
P1
V ( P) =
− ∫ E ⋅ ds =
− ∫ E ⋅ ds −
P0
P0




=V1
P
∫ E ⋅ ds
=
V1
P1


=0, da E normal auf
die Kurve steht
54
Der Faraday‘sche Käfig:
Das Innere eines hohlen Leiters, gleich welcher Gestalt, ist
feldfrei, vorausgesetzt, dass der Innenraum selbst ladungsfrei
ist.
Der ungeladene oder
geladene Leiter befindet
sich in einem externen
Feld.
55
Beweis für Ei=0:
Γi
Gauß‘sches Gesetz der Elektrostatik:
⋅ nd Γ
∫Γ D=
0, da D=
=ε 0 E 0
D.h. die eventuell auf der inneren Oberfläche sitzenden
Ladungen (es gibt nur Flächenladungen!) sind in Summe Null:
∫Γ σ d Γ
=0
i
Mögliche Ladungsverteilung auf der Innenseite:
∫ E ⋅ ds = ∫ E ⋅ d s + ∫
i
C
Ci
E ⋅ ds ≠ 0
CLeiter
Widerspruch zur Wirbelfreiheit von E!
56
Auch andere Ladungsverteilungen mit
immer die Wirbelfreiheit von E!
∫Γ σ d Γ
= 0 verletzen
i
Die einzige mögliche
Ladungsverteilung ist:
=
σ 0 auf Γi
Es gibt weder im Hohlraum noch auf dessen Randfläche
Ladungen: die elektrische Feldstärke kann nur Null sein.
57
1.6 Kondensatoren und Kapazität
Kondensator: Anordnung bestehend aus zwei leitenden
Körpern (Elektroden). Die Gesamtladung der beiden
Elektroden ist Null: positive Elektrode hat Ladung Q,
negative Elektrode hat Ladung –Q. Die Ladung Q ist der
Spannung zwischen den Elektroden proportional.
Q
–Q
U = V1 – V2
E
V1
Ei=0
Ei=0
Γ1
Γ2
σ1
U
V2
Q=
∫Γ σ d Γ
1
1
= − ∫ σ 2d Γ
Γ2
Q = CU
σ2
C>0: Kapazität
hängt nur von der
Geometrie ab!
58
Beispiel:
σ
d
−σ
Unendlich ausgedehnter Parallelplattenkondensator. Die
Ladungen sitzen an den Innenseiten der Platten. Sonst
wäre das Platteninnere nicht feldfrei.
Die Ladungsdichte σ ist konstant. Das elektrische Feld
ist homogen.
59
Ist die Plattenfläche ΓC endlich und die Plattenabmessungen
sehr viel größer als der Plattenabstand d, können die
„Randeffekte (Streufeld)“ vernachlässigt werden!
y =0
d
Γ CU ε 0
ε 0Γ C
σ
σ
−∫
U=
V2 − V1 =∫ E.d s =
(−e y ).e y dy = d =
Ed
ε
ε0
y d=
y 0 0
=
Q σΓ
=
=
C
C=
ε 0Γ C
d
= U = UC
d
d
C
As
[C=] 1= 1 = 1F ... Farad
V
V
z.B.: C = 1F, d=1 mm, ΓC=? Γ=
C
1.10−3
2
≈

113km
ε 0 8,854.10−12
Cd
Ein Farad ist eine sehr große Kapazität!
Deshalb: 1µF=10-6 F, 1nF=10-9 F, 1pF=10-12 F
60
Ist der Plattenabstand im Vergleich zu den Plattenabmessungen
nicht klein, muss das Streufeld in den Randbereichen mit
berücksichtigt werden. Bei Berücksichtigung der Randeffekte ist
die Kapazität höher.
61
1.6.1 Teilkapazitäten von mehreren Leitern
Beispiel: drei Leiter
a)
V=
0
V1 ≠ 0 V=
2
3
V=0
Q1 = c11V1
c11>0
Q2 = c21V1
c21<0
Q3 = c31V1
c31<0
Für V1 positiv, sind Q2 und
Q3 negativ, d.h. die
Kapazitätskoeffizienten c21
und c31 sind negativ.
62
b)
V=0
V=
0
V2 ≠ 0 V=
1
3
Q1 = c12V2
c)
V=0
Q2 = c22V2
c12<0
c22>0
Q3 = c32V2
c32<0
V=
0
V3 ≠ 0 V=
1
2
Q1 = c13V3
c13<0
Q2 = c23V3
c23<0
Q3 = c33V3
c33>0
63
Die Überlagerung der Fälle a), b) und c) ist auch ein
möglicher Zustand des Systems (Superposition!):
Q1 = c11V1 + c12V2 + c13V3
+ c23V3 Qi
Q2 = c21V1 + c22V2 =
Q3 = c31V1 + c32V2 + c33V3
cij: ... Kapazitätskoeffizienten
cij negativ für i ≠ j
c V i, j
∑=
ij
j
1, 2,3
j
cij = c ji
64
3
Addition und Subtraktion von
∑c V
k =1
k ≠i
ik i
zur i-ten Zeile (i=1,2,3):
Q1 = (c11 + c12 + c13 )V1 − c12 (V1 − V2 ) − c13 (V1 − V3 )
Q2 =
−c21 (V2 − V1 ) + (c22 + c21 + c23 )V2 − c23 (V2 − V3 )
Q3 =
−c31 (V3 − V1 ) − c32 (V3 − V2 ) + (c33 + c31 + c32 )V3
−cij ; i ≠ j
Teilkapazitäten: Cij =
3
Cii = ∑ cik
k =1
Q1 = C11V1 + C12 (V1 − V2 ) + C13 (V1 − V3 )
Q=
C12 (V2 − V1 ) + C22V2 + C23 (V2 − V3 )
2
Q=
C13 (V3 − V1 ) + C23 (V3 − V2 ) + C33V3
3
65
Teilkapazitäten und Feldlinien (für V1 > V2 > V3 > 0 ):
66
1.6.2 Im Kondensator gespeicherte Energie
V2=U0
V1=0
dQ0
Die differenzielle Arbeit dW:
Q0
=
dW dQ
=
dQ0
0U 0
C
Ein Kondensator wird auf die
Ladung Q aufgeladen, indem von
der Elektrode 1 die Ladung in
kleinen Portionen dQ0 auf die
Elektrode 2 gebracht wird. Zu
einem bestimmten Zeitpunkt
dieses Vorganges beträgt die
Ladung ±Q0 und die Spannung
zwischen den Elektroden ist von
Null auf U0 angestiegen: Q0=CU0
67
Die zur Aufladung des Kondensators, ausgehend von Q0=0
bis Q0=Q (bzw. U0 = 0 bis U0 = U), benötigte Arbeit ist:
Q
W
1
1 Q2
Q0 dQ0
=
∫
2 C
C Q0 =0
Diese geleistete Arbeit ist als elektrische Energie im
Kondensator gespeichert:
1 Q2 1
1
2
W =
CU
QU
=
=
2 C 2
2
68
1.7 Methode der fiktiven Ladungen
Das elektrostatische Potential ist auf der Oberfläche von
Metallelektroden konstant. Gelingt es eine Ladungsverteilung
im Inneren der Elektrode (fiktive Ladungen) zu finden, so dass
das Potential auf der Elektrodenoberfläche konstant ist, kann
das elektrische Feld außerhalb der Elektrode als das Feld
dieser Ladungen bestimmt werden.
V=konstant
V=konstant
E
E
außerhalb
ist E in
Q.1
Ei=0
beiden
.
σ
QN.
Fällen
gleich!
Elektrode
Fiktive Ladungen
69
Die Gesamtladung auf der Elektrodenoberfläche ist gleich die
Summe der fiktiven Ladungen:
E
σ
E
Ei=0
Q. 1
ΓElektrode
.
.
QN
Γ
Γ
Gauß‘sches Gesetz der Elektrostatik:
Γ∫ ε E ⋅ nd Γ
0
∑Q
Γ∫ ε E ⋅ nd Γ =
=
∫ σ d Γ
0
Γ Elektrode
∫

Γ
Elektrode
N
j =1
i
N
σ d Γ = ∑ Qi
j =1
70
Beispiel: Kugelelektrode (Radius R) mit Bezugselektrode im
Unendlichen
Q
Potential einer Punktladung: V =
4πε 0 r
Äquipotentialflächen sind Kugelflächen:
=
r konstant =
⇒ V konstant
Die Punktladung ist die gesuchte Ladung,
die kugelförmige Äquipotentialflächen hat.
Q
Q
V= U=
=
4πε 0 R C
Im Unendlichen ist V gleich Null.
Kapazität einer Kugelelektrode gegen Unendlich:
C = 4πε 0 R
71
Beispiel: Zwei konzentrische kugelförmige Metallelektroden
Q
Q
; Vi
Va =
=
4πε 0 Ra
4πε 0 Ri
Q
1 1
Q
U =Vi − Va =
( − )=
4πε 0 Ri Ra
C
4πε 0 Ri Ra
C=
Ra − Ri
72
Beispiel: Unendlich langer Zylinderkondensator (Koaxialkabel)
Kapazität je Länge:
2πε 0
C=′ =
U ln Ra
Ri
τ
Äquipotentialflächen einer
unendlich langen Linienladung mit
konstanter Linienladungsdichte
sind Zylinderflächen
r0
τ
r0
τ
ln
Va =
ln
Vi =
2πε 0 Ra
2πε 0 Ri
Ra
τ
U =Vi − Va =
ln
2πε 0 Ri
Zylinderkondensator (Koaxialkabel) der
Länge l (l  Ri , Ra ) bei Vernachlässigung
der Randeffekte:
2πε 0l
C=
Ra
ln
Ri
73
1.7.1 Das Spiegelungsprinzip
Punktladung über unendlich ausgedehnter leitender Ebene:
Q 1
Q 1
Q 1
Q 1
VEbene =
−
=
−
=0
+
−
+
+
4πε 0 r
4πε 0 r
4πε 0 r
4πε 0 r
VEbene
Die Anordnung von Q
+
r
r-=r+
und –Q im Abstand 2d
σ
beschreibt für die
rechte Halbebene das
Problem: –Q ist eine
fiktive Ladung:
Spiegelladung
In der linken Halbebene ist beim
Originalproblem die Feldstärke Null!
74
Feldstärke in einem beliebigen Aufpunkt: =
E
rQA = xe x + ye y + ( z ± d )e z
Q
Q xe x + ye y + ( z − d )e z
−
+
E = −
E =
3
4πε 0
4πε 0 2
2
2 2
 x + y + ( z − d ) 
E+ + E−
xe x + ye y + ( z + d )e z
3
2
 x 2 + y 2 + ( z + d ) 2 
Q
d
e
Für die xy - Ebene (z = 0) ergibt sich: E = −
3 z
2πε 0 2
(x + y2 + d 2 )2
Flächenladungsdichte auf der Ebene:
σ ε=
=
0E
=
r
−Qd
3
2 2
2π (r 2 + d )
x2 + y 2
75
Influenzierte Gesamtladung auf der Ebene:
∞
∞
Qd
2π rdr
Qinf =
σ 2π rdr =
−
=
3
∫r 0=
∫
2π r 0 2
(r + d 2 ) 2
1
1
)=
Qd (
=
−
−Q
∞
d2
Die influenzierte Ladung ist gleich groß, wie die
Spiegelladung: -Q.
Der Betrag der influenzierten Ladung ist gleich groß wie die
influenzierende Ladung Q.
Punktladung über Ebene ist ein wenig realistisches Beispiel.
76
Beispiel: Kugelelektrode über Ebene
Eine Kugelelektrode mit dem Radius R befindet sich im Abstand
h über einer leitenden Ebene. Rechts: Ersatzproblem mit
Spiegelladung im Kugelmittelpunkt (Näherung für R  h ).
Zwei Punktladungen Q und -Q haben nur eine kugelförmige
Äquipotentialfläche, nämlich die Symmetrieebene mit V=0
(Radius dieser „Kugeloberfläche“ ist unendlich!) Alle anderen
Äquipotentialflächen sind keine Kugelflächen.
77
Die Kugelfläche ist aber näherungsweise äquipotentiell,
falls R  h : nur im Feld von Q ist sie exakt äquipotentiell.
Q
Im Feld von –Q ist das Potential in verschiedenen
2h+R
2h-R r-
Punkten der Kugelfläche verschieden, da die
Abstände r- zur Spiegelladung –Q verschieden
sind. Es gilt aber: 2h − R ≤ r− ≤ 2h + R , d.h. für
Q 1
V = −
hat man:
4πε 0 r−
-Q
Q
1
Q
1
−
−
≤V ≤ −
2h-R 2h 2h+R
4πε 0 2h + R
V
r- 4πε 0 2h − R
Q 1
−
4πε 0 2h
Q 1
−
Gute
Näherung:
V
=
−
=
konstant
1
4πε 0 2h
−
r−
−
78
U=
VKugel − VEbene =
VKugel =
V + + V − (Superposition)
Q 1
V =
4πε 0 R
+
V− ≈−
1
4πε 0 2h
Q
4πε 0
8πε 0 Rh
Q
Q 1 1 
U=
≈
 − ⇒C ≈ 1 1 =
2h − R
C 4πε 0  R 2h 
−
R 2h
79
Beispiel: Unendlich lange Zylinderelektrode über Ebene
r-
-τ
V + + V − (Superposition)
=
U=
VZylinder − VEbene =
VZylinder
τ
h
V+ =
ln
2πε 0 R τ
h
h
h
τ
τ
−
ln
ln
ln
−
≤V ≈ −
≤−
2πε 0 2h − R
2πε 0 2h
2πε 0 2h + R
Kapazität je Länge:
2πε 0
τ
τ  h
h 
τ
2h
′
U=
≈
ln
−
ln
=
ln
⇒
C
≈


2h
C ′ 2πε 0  R
2h  2πε 0 R
ln
R
80
Das Problem hat auch eine exakte Lösung: Alle
Äquipotentialflächen der Anordnung τ, -τ sind exzentrische
Kreiszylinder!
Die Ladungen sind
bzgl. des Mittelpunktes
um e verschoben.
U
= VZylinder
= V + +V −
Bezugspunkt
V=0
R
-τ
h-e
τ
τ
h−e
τ
h−e
τ
2h − e − R
U=
=
ln
−
ln
=
ln
C ′ 2πε 0 R − e 2πε 0 2h − e − R 2πε 0
R−e
C′ =
2πε 0
2h − e − R
ln
R−e
81
Bestimmung von e: Äquipotentialflächen eines Liniendipols
d2
r =r +
− rd sin ϕ
4
d2
r =r +
+ rd sin ϕ
4
d2
2
+ rd sin ϕ
r +
r0
r0
τ
τ
4
=
V
(ln − ln=
)
ln
d2
r+
r−
2πε 0
4πε 0
2
− rd sin ϕ
r +
4
2
+
2
Äquipotentialflächen: V= V=
konstant ⇒ e
0
4πε 0V0
τ
2
−
2
=
c>0
d2
d2
d2
2
2
0 r sinϕ = y
c(r +
− rd sin ϕ ) =r +
+ rd sin ϕ ⇒ r (c − 1) + (c − 1) − rd sin ϕ (c + 1) =
4
4
4
2
r=
x2 + y 2
a) c =1 ⇒ V0 = 0 ⇒ 2 yd = 0 ⇒ y = 0 ... Symmetrieebene
2
c +1 d 2
b) c ≠ 1 ⇒ x + y − dy
+
=
0
c −1 4
2
2
d c + 1 2 d 2  c + 1 2  d 2 4c
d 2c
x + (y − =
=
=
)
(
) − 1
2
2 c −1
4  c − 1
(c − 1) 2
 4 (c − 1)
2
Kreise, deren Mittelpunkte
d c +1
um t =
verschoben
2 c −1
sind
82
Der Radius ist: R =
d c
c −1
Abstand des Mittelpunktes von +τ und –τ :
d d c +1
1
= (
− 1) =d
2 2 c −1
c −1
d d c +1
c
2h − e = t + = (
+ 1) = d
2 2 c −1
c −1
e =t −
⇒ e.( 2h − e ) =
R2
e 2 − 2he + R 2
=0 ⇒ e =h ± h 2 − R 2
e < h!
Der Abstand von τ zum Mittelpunkt ist die Exzentrizität e:
e =−
h
h2 − R 2
Abstand von -τ zum Mittelpunkt: 2h − e = h + h 2 − R 2
83
Beispiel: Spiegelung an rechtwinkeliger Ecke 90°:
Punktladung in 90° Ecke
180
=
α =
, n 1, 2,...
Es geht, falls
n
Punktladung in rechteckiger
Box. Unendlich viele
Spiegelungen:
Abbruch, wenn
Abstand groß
genug!
84
1.8 Energie und Kräfte im elektrischen Feld
1.8.1 Energieinhalt des elektrischen Feldes
E und D seien die elektrische Feldstärke und die
elektrische Flussdichte in einem Punkt im Raum. In einem
sehr kleinen Volumen ∆Ω um diesen Punkt kann das Feld
als homogen betrachtet werden.
Energie eines infinitesimalen Parallelplattenkondensators:
∆ΓC
1
1
1
∆
W
=
E
∆
d
σ
∆
Γ
=
ED
∆
d
∆
Γ
=
E ⋅ D∆Ω
C
C

σ=D
∆d
2 U  2
2
−σ E
Q
elektrische Energiedichte
(eine Feldgröße) wird postuliert als:
∆W 1
=
we
=
E⋅D
∆Ω 2
85
Elektrische Energie in einem Volumen Ω:
1
=
W ∫ we=
dΩ
E ⋅ Dd Ω
∫
2Ω
Ω
Die Energie wird nicht in den Ladungen, sondern im
elektrischen Feld gespeichert. Die Äquivalenz
1
1
ρVd
Ω
=
E ⋅ Dd Ω
∫
∫
2Ω
2 3
wird im Kapitel 6 bewiesen.
86
1.8.2 Kräfte auf Leiter im elektrischen Feld
Kraft auf die Elektrode eines Parallelplattenkondensators
(Streufeld vernachlässigt, Fläche ist ΓC):
σ 2Γ C
σ
−∫ σ d Γ ex =
−
F=
ex
∫Γ dQE =
ε0
ε0
Γ
Falsch!
Das eigene Feld der differentiellen Ladung σdΓ darf nicht
berücksichtigt werden: das richtige Ergebnis ist nur die Hälfte!
87
Beweis für beliebige Elektrodenoberfläche
Kleine Scheibe aus geladener
Elektrodenoberfläche wird
herausgeschnitten und getrennt
betrachtet
Die Normalkomponente von E bei
der getrennt betrachteten Scheibe
σ .
ist wegen der Symmetrie
2ε 0
88
Die Tangentialkomponenten von E heben sich auf, sie
brauchen daher nicht betrachtet werden, es interessieren nur
die Normalkomponenten.
Es müssen alle restlichen
Ladungen auf der Oberfläche
der Elektrode (und alle
sonstigen, vorhandenen
Ladungen außerhalb der
σ
Elektrode) ein Feld n
am Ort des entfernten 2ε 0
Scheibchens erzeugen, so dass
das Feld nach Überlagerung
mit dem Scheibchenfeld innen
Null wird und somit außen
σ
den Wert n
annimmt.
ε0
89
σ
Die Scheibe befindet sich also im Fremdfeld mit der Stärke n
und dieses Feld ist für die Kraft auf die Scheibe verantwortlich2ε 0
1
dF =
2
σ 2d Γ
n
ε0
bzw.
1 σ 2d Γ
F = ∫n
2Γ
ε0
Die Kraft auf die Kondensatorplatte, wie auch auf jede
anderen beliebig geformte Elektrode ist exakt halb so groß,
da das auf das Flächenelement wirkende Feld nur halb so
groß, wie das Gesamtfeld ist.
Richtige Kraft auf die Kondensatorplatte ist daher:
σ 2Γ C
=
F
(−e x )
2ε 0
90
1.8.3 Prinzip der virtuellen Verschiebung
Der Körper, an dem die Kräfte angreifen, wird um ein
infinitesimal kleines Wegstück dr verschoben. Die dazu
nötige Arbeit wird vom Feld geleistet, wenn es sich um ein
abgeschlossenes physikalisches System handelt, in dem der
Energieerhaltungssatz gilt. Die Summe aller in einem
solchen System auftretenden Energien bleibt stets konstant.
Es gilt in einem solchen abgeschlossenen System:
F.d r + dW =
0 bzw.
F.d r = −dW
91
Beispiel 1: Parallelplattenkondensator (Batterie abgeschlossen)
Die Ladung Q wird konstant gehalten
(Batterie abgeschlossen):
energetisch abgeschlossenes System
Die obere Platte wird um dx bzw. ∆x in positive x-Richtung
verschoben:
ε 0 Γ C ( x + ∆ x) 2 ε 0 Γ C x 2
∆W = W2 − W1 =
E2 −
E1
2
2
E=
E=
E , da Q
= konstant
1
2
⇒=
E
Q
ε 0Γ C
⇒ =
∆W
ε 0 Γ C ∆xE 2
Q 2 ∆x
=
2
2Γ C ε 0
92
F.d r = Fdx = − dW bzw. F.∆r= F ∆r ≈ −∆W
σ 2Γ C
Q2
F=
−
ex =
−
ex
2Γ C ε 0
2ε 0
Gleiches Ergebnis, wie aus der Kraft auf die Ladungen
im elektrischen Feld.
93
Ist die Batterie angeschlossen, spricht man von einem
gekoppelten physikalischen System. Hier muss gelten, dass
die Summe der von einem System aufgenommenen Energie
gleich ist der vom anderen System abgegebenen Energie.
Der Zuwachs der Energie eines Systems ist gleich der vom
anderen System geleisteten Arbeit:
F.d r + dW =
− dWBatt
mit
dWBatt = − dQU
dQU
Somit ist: F.d r + dW =
Man könnte auch die Batterie in das System mit einbeziehen
und hat dann wieder nur ein einziges abgeschlossenes
System. In diesem Fall kann man sagen, dass die von der
Batterie geleistete Arbeit zum Verschieben des Körpers und
zur Erhöhung der Feldenergie verwendet wird:
F.d r − dQU + dW =
0
94
Beispiel 2: Plattenkondensator (Batterie angeschlossen)
Die Spannung U wird konstant gehalten (Batterie angeschlossen).
Da U=konstant, ändert sich E bei der Verschiebung:
1
U
U U
(
∆E = E2 − E1 =
− =
− 1)
x + ∆x x x 1 + ∆x
x
U
U ∆x
∆x
∆E ≈ (1 −
− 1) =− 2
⇒ ∆Q =Q2 − Q1 =ε 0 Γ C ∆E
x
x
x
∆W = W2 − W1 =
ε 0 Γ C ( x + ∆x)U 2
ε 0 Γ C xU 2
=
−
2( x + ∆x)
2 x2
2
ε 0 Γ CU 2
2x
ε 0 Γ C ∆xU 2
1
− 1) ≈ −
(
2
∆x
x
2
1+
x
95
Fdx − dQU + dW =
0 bzw.
Fdx − dEε 0 Γ C U + dW =
0



dQ
Damit ergibt sich:
U 2 dxε 0 Γ C ε 0 Γ C dxU 2
U 2ε 0 Γ C
Fdx =
dx
−
+
=
−
2
2
2
x
2x
2x
F= −
ε 0 Γ CU 2
2
ex
2x
Die Kraft auf die Platte ist selbstverständlich gleich wie für
2
ΓC
Q
2
das Beispiel 1, es braucht nur U durch 2 mit C = ε 0
x
C
ersetzt werden.
96
1.8.4 Der elektrische Dipol
Betrachtet wird die Doppelquelle im gegenseitigen
Abstand l.
rl
, l l=
, r1 r1 =
, r2 r2
=
r r=
Die elektrische Feldstärke im Aufpunkt A:
Q
E=
4πε 0
 1 r1 1 r2 
Q
 r 2 r − r 2 r = 4
 1 1 2 2  πε 0
 r1 r2 
 r3 − r3 
2 
1
97
l
r1 = r − , r1 =
2
2
r ⋅l
l
2
r − r ⋅ l + ≈ r 1− 2
r
4
l2
r ⋅l
r + r ⋅ l + ≈ r 1+ 2
4
r
x
x
Für x  1 gilt: 1 − x ≈ 1 − , 1 + x ≈ 1 + ,
2
2
1
1
≈ 1 − x,
≈ 1 + x, (1 + x )3 ≈ 1 + 3 x, (1 − x )3 ≈ 1 − 3 x
1+ x
1− x
l
r2 = r + , r2 =
2
2
1
1  3 r ⋅l 
 r ⋅l  1 1  r ⋅l 
r1 ≈ r 1 − 2  ,
≈ 1 + 2  , 3 ≈ 3 1 +
2 
 2r  r1 r  2r  r1 r  2 r 
1
1  3 r ⋅l 
 r ⋅l  1 1  r ⋅l 
r2 ≈ r 1 + 2  ,
≈ 1 − 2  , 3 ≈ 3 1 −
2 
 2r  r2 r  2r  r2 r  2 r 
98
l
l


r
r
−
+
Q 
 3 r ⋅l 
 3 r ⋅ l 
2
2
E≈
− 3 1 −

 3 1 +
2 
4πε 0  r  2 r 
r  2 r 2 


3 r ⋅l
l 3 r ⋅l
l 3 r ⋅l 
 3 r ⋅l
E≈
r+
r− −
l −r +
r− +
l
3 
2
2
2
2 
4πε 0 r  2 r
2 4 r
2 r
2 4 r 
Q
r ⋅l 

E≈
−l + 3 2 r 
3 
4πε 0 r 
r 
Q
Grenzübergang: l → 0; Q → ∞ , damit Ql endlich (mathematischer
Dipol): Das Dipolmoment p = Ql ist ein konstanter Vektor:
r ⋅p 

=
E
−p + 3 2 r 
3 
4πε 0 r 
r

1
für r → ∞ verschwindet E mit 1 r 3
99
Ähnlich ist das Potential im Aufpunkt A:
Q
Q
1 1
=
V
( −=
)
(
4πε 0 r1 r2
4πε 0
1
2
−
1
2
)
l
l
2
r − r.l +
r + r.l +
4
4
1
1
1
1
Q
Q
(
)≈
(
)
−
−
V≈
1
.
1
.
r
l
r
l
4πε 0 r
4πε 0 r 1 −
r.l
r.l
1+
1− 2
1+ 2
2
2
2
r
2
r
r
r
1 r.l
1 r.l  Q(r.l )
Q 
(1 +
) − (1 −
) =
V≈
2
2 

4πε 0 r 
2r
2 r  4πε 0 r 3
2
Potential eines Dipols mit Dipolmoment p:
p.r
V=
4πε 0 r 3
für r → ∞ verschwindet V mit 1 r 2
100
1.8.5 Kräfte auf einen elektrischen Dipol
Dipol im homogenen Feld:
T= p × E
Drehmoment: T= r × F
l
l
l
T = × QE − × (−QE) = 2 × QE = lQ × E
2
2
2
gilt für auch für ein inhomogenes Feld
Ist der Dipol ausgerichtet, verschwinden Kraft
und Drehmoment
101
1.9 Elektrische Felder in Materie
Wird der Raum zwischen den Elektroden eines Kondensators
statt Vakuum mit einem dielektrischen (nichtleitenden,
isolierenden) Material gefüllt erhöht sich die Kapazität um einen
Faktor εr > 1. Dieser heißt auch relative Dielektrizitätskonstante
und ist eine Eigenschaft des Dielektrikums.
Betrachten wir einen Parallelplattenkondensator in drei
verschiedenen Situationen:
1. Batterie angeschlossen, Vakuum zwischen Platten
ε 0Γ C
C1 =
d
U1
Q
E0 =
=
Γ Cε 0 d
102
2. Batterie getrennt, Q bleibt konstant, ungeladene
Metallplatte der Dicke b wird eingeschoben
E0 =
Q
Γ Cε 0
Die Spannung U2 zwischen den Platten wird kleiner:
U=
E0 (d − b) < U1
2
Daher ist die Kapazität größer:
Q ε 0Γ C
C
=
2
=
> C1
U2 d − b
103
3. Batterie getrennt, Q bleibt konstant, ein Isolator der
Dicke b wird eingeschoben
E0 =
Q
Γ Cε 0
Polarisationsladungen
Die Spannung U3 zwischen den Platten wird kleiner, bleibt aber
größer als U2. Damit ist die Kapazität größer, als im Fall 1 aber
kleiner als im Fall 2: U 2 < U 3 < U1 ⇒ C1 < C3 < C2
U=
E0 (d − b) + bEi
3
⇒ 0 < Ei < E0
Die elektrische Feldstärke im Dielektrikum ist kleiner als
im Vakuum, ist aber nicht Null.
104
1.9.1 Atomare und molekulare Dipole
1.9.1.1 Induziertes Dipolmoment (unpolare Medien)
Wasserstoffatome im Grundzustand: Die
Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ist kugelförmig
(exponentielle Verteilung).
Atomares Dipolmoment:
p = ε 0α E
α: atomare
Relative Dielektrizitätszahl ε r von
unpolaren Medien etwa 2 bis 7
Polarisierbarkeit, meist
konstant
Die für die Praxis wichtigen Isolationsstoffe sind unpolar (Öl,
Glass, Holz, Substrat, …)
105
1.9.1.2 Permanentes Dipolmoment (polare Medien)
Polare Medien haben bereits in Abwesenheit eines
elektrischen Feldes ein Dipolmoment (permanentes
Dipolmoment).
Beispiel: Wassermolekül H2O
ε r = 80
Weitere polare Medien: ferroelektrische Kristalle
106
1.9.2 Polarisationsdichte und die elektrische Flussdichte
Makroskopische „Verschmierung“ der atomaren Dipolmomente
in einem makroskopischen Volumselement dΩ:
p
∑
P=
dΩ
a
: Polarisationsdichte
d p = Pd Ω
P und D haben die gleiche Einheit:
Ql ]
[
=
=
[P]
[Volumen]
Cm
C
1=
1
m3
m2
107
Plattenkondensator mit dielektrischer Platte:
Es werden im externen elektrischen Feld Dipole induziert
(unpolare Medien) oder bereits vorhanden permanente Dipole
ausgerichtet (polare Medien). Im Inneren der Platte
kompensieren sich die Ladungen, an den Deckflächen bleiben
sogenannte Polarisationsladungen (das sind gebundene
Ladungen im Gegensatz zu den freien Ladungen) zurück.
Das elektrische Feld im Inneren der Platte kann im Gegensatz
zur Influenz nicht völlig verschwinden, weil sonst die Ursache
für die Polarisation wegfällt.
108
1.9.2.1 Zusammenhang zwischen Polarisationsdichte und
Polarisationsladung
=
=
Γ.d l (P.d Γ=
d p P=
d Ω P d
) d l dQd l

dΩ
dQ
=
dQ P=
.d Γ P.n=
dΓ σ PdΓ
σ P = P.n
Gilt auch, wenn P beliebig orientiert ist.
109
Plattenkondensator
σ
σP
e
=
E E0 + E′
=
E E0 −
P
ε0
Die Polarisationsflächenladungen erzeugen ein Feld E´, das
dem ursprünglichen Feld E0 entgegenwirkt.
Das Feld E0 wird durch die freien Ladungen σ erzeugt,
es gilt daher σ = ε0E0.e. Nach der Definition der
elektrischen Flussdichte D gilt σ = D.e. Damit hat man
D = ε0E0. Daher:
D P
E=
− ⇒ D = ε 0E + P
ε0
ε0
110
Verhalten von P für verschiedene homogene und inhomogene
Dielektrika bei einer ebenen und einer kugelförmigen Elektrode:
Im Allgemeinen sind die Quellen
von P die negativen
Polarisationsladungen:
+Q
Γ∫ P ⋅ nd Γ
=
−QP =
− ∫ ρPd Ω − ∫ σ Pd Γ
Ω
ΓP
Ω
111
Sind auch freie Ladungen ρ vorhanden, bilden diese zusammen
mit den Polarisationsladungen die Quellen von ε0E:
Γ∫ ε E ⋅nd Γ= Ω∫ ρ d Ω + Γ∫ σ
0
P
d Γ + ∫ ρPd Ω
Ω
P



−
∫ P⋅nd Γ
Γ
∫ (ε 0E + P ) ⋅ nd Γ =
∫ ρdΩ
Γ
Ω
Die freien Ladungen sind die Quellen von D:
Γ∫ D ⋅ nd Γ =
∫Ω ρ d Ω
Es gilt daher im Allgemeinen:
=
D ε 0E + P
112
Das Medium ist linear, wenn P proportional zu E ist:
P = ε0χE
Der Proportionalitätsfaktor χ heißt elektrische
Suszeptibilität:
D=
ε 0 E + ε 0 χ E =ε 0 (1 + χ )E
In linearen Medien sind daher D und E auch proportional
113
Kapazität eines Parallelplattenkondensators, welcher mit
einem Medium mit der Suszeptibilität χ gefüllt ist:
Q σΓ c DΓ c
C= =
=
=
U
Ed
Ed
(1 + χ ) ε 0
Γc
d

C0
C0: Kapazität des mit Vakuum gefüllten Kondensators.
Es gilt laut Messungen: C = εrC0. Damit gilt:
εr = 1+ χ
=
D ε=
εE
rε 0E
ε = εrε0: Permittivität oder Dielektrizitätszahl
114
1.9.3 Grenzflächenbedingungen
Verhalten von D auf der Grenzfläche zwischen zwei Medien
mit verschiedener Permittivität:
Γ∫ D ⋅ nd Γ
=
−n12 ⋅ D1∆Γ + n12 ⋅ D2 ∆Γ =
0
⇓
n12 .(D2 − D1 ) = D2 n − D1n = 0
115
Die Normalkomponente von D ist stetig, wenn auf der
Grenzfläche keine freien Flächenladungen sitzen!
D2 n = D1n
E1n ε 2
Wegen
=
ε 2 E2 n ε=
1 E1n gilt
E2 n ε1
Die Normalkomponenten von E verhalten sich an der
Grenzfläche umgekehrt proportional zum Verhältnis der
Permittivitäten!
116
Verhalten von E auf der Grenzfläche zwischen zwei Medien mit
verschiedener Permittivität:
∆r sehr klein, sodass E
im Bereich von ∆r
konstant in 1.Näherung
∫ E ⋅ dr = ∆r ⋅ E
2
− ∆r ⋅ E1 = ∆r ⋅ (E2 − E1 ) = ( E2t − E1t )∆r = 0
C
117
Die Tangentialkomponenten von E sind stetig!
E2 × n = E1 × n
D1t D2t
D1t ε1
Wegen
gilt
=
=
ε1
ε2
D2t ε 2
Die Tangentialkomponenten von D verhalten sich an der
Grenzfläche direkt proportional zum Verhältnis der
Permittivitäten!
Verhalten des Potentials an der Grenzfläche:
h
→0
2
2
V2 − V1 =
∫ E ⋅ dr = ∫ E
1
2
⋅ dr − ∫ E1 ⋅ dr =
=
( E2t − E1t )dr =
0
Das Potential ist an der Grenzfläche wegen E2t = E1t stetig!
118
2. Das stationäre elektrische Strömungsfeld
2.1 Elektrischer Strom, Stromdichte
• Strömende elektrische Ladung: elektrischer Strom
• Bewegung von Ladungsträgern: positive und negative
Ionen (geladene Teilchen)
n
• Strom(stärke) I:
I
Ladung durch eine
Γ
Fläche Γ je Zeit
• Einheit des Stromes:
[ Ladung ]
C
As
[=
I]
= 1= 1 = 1A (Ampere)
[ Zeit ]
s
s
• Stationärer Strom: I ist zeitlich konstant
119
Spezialfall: konvektiver Strom beweglicher Teilchen
gleicher Größe Q mit gleicher zeitunabhängiger
Geschwindigkeit v
n: Teilchendichte (Anzahl der
Teilchen je Volumeneinheit),
[n] = 1/m3
Ladungsdichte: ρ = Qn
Anzahl der Teilchen durch Fläche im Zeitintervall ∆t: nv.Γ∆t.
Damit ist der Strom durch die Fläche:
Qnv ⋅ Γ∆t
I=
=
Qnv ⋅=
Γ ρv ⋅Γ
∆t
Homogene Stromdichte J:
I= J ⋅ Γ
J = ρv
120
Leitungsmechanismus in Metallen:
Frei bewegliche Elektronen führen stochastische
(thermische) Bewegungen durch. Für die Stromleitung ist
die mittlere Geschwindigkeit (Driftgeschwindigkeit) v
ausschlaggebend
1 N
v = ∑ vi
N i =1
J = ρv
Für eine inhomogene Stromdichteverteilung (d.h. ρ und v
sind Funktionen vom Ort) gilt für eine beliebige Fläche Γ:
I = ∫ J ⋅ d Γ = ∫ J ⋅ nd Γ
Γ
Γ
dΓ
n J
Γ
A
J ist eine Feldgröße. Einheit: [J ] = 1 2
m
Die Wahl der Orientierung von n
bestimmt die Zählrichtung des Stromes
121
Oberflächenstromdichte: K (manchmal wird auch α verwendet)
K
n
⇒ IC =
∫ Κ ⋅ nd s
C
A
[K ] = 1
m
C
Fläche
122
2.2 Kontinuitätsgleichung, Ladungserhaltung
Ein Strömungsfeld ist stationär, wenn die Stromdichte
∂J
überall zeitlich konstant ist, d.h.
= 0.
∂t
Strom durch eine geschlossene Fläche:
Es kann kein zeitlich unabhängiger Strom I aus einer
geschlossenen Oberfläche beliebig lang (unendlich lang!)
aus- oder eintreten. Das ist im Widerspruch zum
Ladungserhaltungssatz. Es müsste im eingeschlossenen
Volumen laufend Ladung aus dem Nichts erzeugt werden.
Es gilt daher für das stationäre Strömungsfeld:
∫ J ⋅ d Γ =
Γ
∫ J ⋅ nd Γ = 0
Γ
Die Quellen des stationären
Strömungsfeldes sind Null!
123
Ist im Allgemeinen die Stromdichte J zeitabhängig, muss ein
aus einer geschlossenen Oberfläche austretender Strom eine
Abnahme der Ladung im Inneren bewirken.
In der Zeit dt fließt die Ladung dQ aus dem Volumen durch
die Oberfläche, d.h. die Ladung im Inneren nimmt um


 ∫ J ⋅ d Γ  dt ab. Dies bedeutet, dass die Änderung der
Γ

Ladung in der Zeit dt 

dQ =
Q(t + dt ) − Q(t ) =
−  ∫ J ⋅ d Γ  dt ist. Daraus folgt das
Γ

Kontinuitätsgesetz:
dQ
d
∂ρ
−
=
− ∫ ρdΩ =
−∫
dΩ
Γ∫ J ⋅ d Γ =
dt
dt Ω
Ω ∂t
124
2.3 Das Ohm‘sche Gesetz
Im Gegensatz zum konvektiven Strom mechanisch bewegten
Ladungen ( J = ρv), werden in einem Leiter die Ladungen
durch ein elektrisches Feld bewegt: Leitungsstrom.
Die häufigste Ursache für das Zustandekommen eines Stromes
ist das elektrische Feld, das eine Kraft auf die Ladungen
ausübt und sie in Bewegung versetzt, falls dies die
Eigenschaften der Materie, in der sich die Ladungsträger
befinden, gestatten (Leiter!).
125
Eine der frühesten experimentellen Entdeckungen über
elektrische Ströme in Materie wird durch das
Ohm´sche Gesetz beschrieben: der Strom, der z.B. in
einem Stück Kupferdraht fließt, ist proportional der an
seinen Enden liegenden Spannung:
U
=
I =
, bzw. U RI
I
R
U
Bei konstanter Temperatur ist der Widerstand R von der
Stromstärke unabhängig, er hängt nur von der Geometrie
und vom Material ab.
126
Das Ohm´sche Gesetz ist Ausdruck einer bemerkenswerten
und allgemeinen Eigenschaft der Materie. Das Grundgesetz,
das sich dahinter verbirgt ist folgendes:
In Leitern, in denen das Ohm´sche Gesetz gilt, ist die
Stromdichte J an jedem Punkt im Raum der elektrischen
Feldstärke E proportional. Der Proportionalitätsfaktor
hängt nur vom Leitermaterial ab und nicht von der
Geometrie des Leiters:
J =γE
Der Proportionalitätsfaktor γ ist die spezifische Leitfähigkeit.
J]
[
1
A m
S
Einheit: [=
γ ] = 1 2 .=
=1
[ E] m V Ω m m
Ω : Ohm, S : Siemens
127
S
6 S
Stahl
:
=5.10
γ
Typische Werte für γ : Cu : γ =5,7.10
m
m
−2 S
7 S
Erde : γ =10
Al : γ =3,5.10
m
m
Diese sonderbare Eigenschaft der Leiter bedarf einer
Begründung, werden doch frei bewegliche Ladungen im
elektrischen Feld beschleunigt, d.h. es ist der Zusammenhang
zwischen J und E keinesfalls linear. Der Grund für die Linearität
ist der, dass die Elektronen bei ihrer beschleunigten Bewegung
laufend ihre Richtungsinformation durch Stöße mit den Atomen
des Leiters verlieren und immer wieder „von vorne“ anfangen
müssen. Der Verlust der Richtungsinformation erfolgt durch die
thermische Bewegung der Elektronen. Ist die thermische
Geschwindigkeit sehr viel größer als die durch das Feld
hervorgerufene, wird die mittlere Geschwindigkeit der
Elektronen (Driftgeschwindigkeit) der Feldstärke E proportional.
7
128
Im stationären Zustand gilt die Wirbelfreiheit der
elektrischen Feldstärke auch in leitenden Medien:
0 für eine beliebige geschlossene Kurve C
∫ E ⋅ ds =
C
C
E
ds
Die Wirbelfreiheit gilt im
Allgemeinen für die elektrische
Stromdichte J = γE nicht, da γ
ortsabhängig sein kann
129
Beispiel: Drahtstück zwischen zwei Elektroden mit der
Spannung U
=
J γ E;=
I Γ=
J Γγ E ; =
U El
U
El
l
R
= =
=
I Γγ E γΓ
Auch Messungen zeigen, dass der
Widerstand proportional der Länge
des Drahtes und umgekehrt
proportional der Querschnittsfläche
des Drahtes ist.
130
2.4 Grenzflächenbedingungen
Die Grenzflächenbedingungen sind analog zur
Elektrostatik. Die Quellenfreiheit von J und die
Wirbelfreiheit von E sind für die Bedingungen
verantwortlich.
h
→0
2
∆Γ → d Γ
Γ∫ J ⋅ d Γ = 0
⇒ J 2 n − J1n = 0
=
Mit J1n γ=
γ 2 E2 n
1 E1n und J 2 n
J 2 n = J1n
E1n γ 2
=
folgt:
E2 n γ 1
131
h
→0
2
∫ E ⋅ dr =0 ⇒ E
1t
=E2t
C
J1t γ 1
J1n
J1n
=
=
Mit E1n =
und E1n
folgt:
J 2t γ 2
γ1
γ1
Wegen E1t = E2t ist auch das Potential stetig.
132
2.5 Analogie zwischen dem stationären
Strömungsfeld und dem elektrostatischen Feld
Die Gesetzmäßigkeiten des stationären Strömungsfeldes
und des elektrostatischen Feldes sind analog:
Die elektrische Feldstärke ist in beiden Fällen
Wirbelfrei:
0 für eine beliebige geschlossene Kurve C
∫ E ⋅ ds =
C
Quellen der elektrischen Stromdichte J =γ E sind Null:
Γ∫ J ⋅ nd Γ
=
0 für eine beliebige geschlossene Fläche Γ
Γ∫ D ⋅ nd Γ
=
QΩ für eine beliebige geschlossene Fläche Γ
Quellen der elektrischen Flussdichte D=ε E sind die Ladungen:
133
Analoge Größen:
E⇔E
J⇔D γ ⇔ε
U ⇔U
I ⇔Q
1
I
= G= =
R
U
∫Γ J ⋅ nd Γ
∫ E ⋅ ds
⇔
Q
C
= =
U
∫Γ D ⋅ nd Γ
∫ E ⋅ ds
134
Beispiel: Unendlich tief eingegrabener Kugelerder
Die Zuleitung ist isoliert
und aus dem Feldgebiet
ausgeklammert
angenommen.
Γ∫ J ⋅ nd Γ
=
0 ⇒I=
∫Γ J ⋅ nd Γ
Obwohl das stationäre Strömungsfeld keine Quellen hat, tritt
wegen Ausklammerung der Zuleitung I als Quelle auf!
I
I
2
∫Γ J ⋅ nd Γ =I =J 4π r ⇒ J =4π r 2 er , bzw. E =4πγ r 2 er
Wie die elektrische Feldstärke einer Punktladung!
135
Potential des Kugelerders gegen die unendlich entfernte
Bezugselektrode:
r0
I
V=
−∫ E ⋅ dr =
4πγ
∞
(− dr )
I
=
U
∫∞ r 2 4πγ r0 =
r0
(wie das Potential
einer Punktladung!)
Erdausbreitungswiderstand RE gegen die unendlich weit
entfernte Elektrode:
U
1
=
R=
E
I 4πγ r0
Wegen der Analogie zwischen stationärem Strömungsfeld
und elektrostatischem Feld kann ein Verfahren analog zur
Methode der fiktiven Ladungen (auch Spiegelungsprinzip)
verwendet werden: fiktive Stromquellen.
136
Beispiel: Endlich tief eingegrabener Kugelerder
An der Erdoberfläche muss die Normalkomponente von J
Null sein. Im Ersatzmodell wird das durch eine
Spiegelquelle mit gleichem Vorzeichen realisiert.
Die Äquipotenialflächen der beiden Punktquellen I sind
keine Kugelflächen. Näherung für h  r0 .
137
Die Gegenelektrode mit Nullpotential befindet sich im
Unendlichen: U = VKugel
VKugel =
U≈
2h + r0
1 1
+ ) ⇒ RE ≈
4πγ r0 2h
8πγ r0 h
I
(
Beispiel: Unendlich tief eingegrabener Staberder mit
endlicher Länge
138
Die Ersatzquelle ist eine Linienquelle der Länge l mit
konstanter Quellstärke.
Der zylindrische Staberder wird durch eine Rotationellipsoide,
welche durch den Punkt A verläuft, angenähert, da die
Äquipotentialflächen einer Linienquelle Rotationsellipsoide sind.
Id ξ
2
2
rQA = ( x − ξ ) + y
dV =
4πγ rQAl
l
l
l 2
2
(
)
+
+
+
+
x
x
y
2
I
dξ
I
2
2
ln
V =
4πγ l ∫ l ( x − ξ ) 2 + y 2 4πγ l
l
l 2
2 139
ξ =−
(
)
x
x
y
−
+
−
+
2
2
2
Das Potential im Punkt A (x = 0, y = r0) ist die angelegte
Spannung U:
l
l2
+
+ r0 2
I
I
l
2
4
≈
≈
VA =
U=
ln
ln
2
2
4πγ l
4πγ l
l
l
4r0
l l
2
− +
+ r0
− +
1+ 2
2
4
l
2 2
I
2
I
l
≈
ln
U
≈
ln
2r0 2
4πγ l
4πγ l r0
−1 + (1 + 2 )
l
l
ln
r0
RE ≈
2πγ l
140
2.6 Die Leistung im elektrischen Strömungsfeld
In der Zeit dt wird die
Ladung dQ = ρ d Ω um das
Wegelementd s = vdt
verschoben
Die an dQ geleistete Arbeit ist: dW= dQE ⋅ ds= ρ d Ω E ⋅ vdt
Wegen E v ds und J = ρ v gilt: dW = EJd Ω dt
2
p EJ
= γ E=
Leistung je Volumen ist Leistungsdichte:=
Joule‘sches Gesetz: P =∫ E ⋅ Jd Ω =∫
Ω
Ω
J
γ
2
J2
γ
dΩ
141
2.7 Medien mit Permittivität und Leitfähigkeit
Reale Isolatoren haben auch eine endliche spezifische
Leitfähigkeit, d.h. es ist immer ein elektrisches Strömungsfeld
vorhanden. In der Elektrostatik (Gleichspannungen!) stellt
sich daher die Potentialverteilung nach genügend langer Zeit
immer nach dem Strömungsfeld ein.
Das zeitlich konstante elektrische Feld im Materie ist immer
ein Strömungsfeld! Ein elektrostatisches Gleichfeld kann
nur im Vakuum (idealer Isolator) entstehen.
142
Beispiel: Parallelplattenkondensator mit geschichtetem
Medium
Nach genügend langer Zeit stellt sich ein stationäres
J=
J n=
J=
J
Strömungsfeld ein: J n=
1
1
2
2
Für die elektrische Feldstärke folgt aus dem Verhältnis der
Leitfähigkeiten: E1 γ 2
=
E2 γ 1
143
Mit D1 = ε1E1 und D2 = ε 2 E2 wird im allgemeinen Dn1 ≠ Dn 2
D.h. es sammelt sich an der Grenzfläche eine freie
Flächenladung σ an:
n ⋅ ( D2 − D1 ) = Dn 2 − Dn1 = D2 − D1 = σ
ε 2 J ε1 J
ε 2 ε1
σ = D2 − D1 =
−
= J( − )
γ2
γ1
γ 2 γ1
Mit der Spannung: U =U1 + U 2 =
σ
ε 2 ε1
( − )
d1 d 2 γ 2 γ 1
+
γ1 γ 2
U
J
γ1
d1 +
J
γ2
d2 = J (
d1
γ1
+
d2
γ2
)
ε 2 ε1
Wenn =
wird σ Null!
γ 2 γ1
Ist die Leitfähigkeit ortsabhängig,
entsteht auch eine Raumladung aus
freien Ladungen.
144
3. Das stationäre Magnetfeld
3.1 Magnetische Kräfte
• Magnetnadel verdreht sich in der Nähe zum
stromdurchflossenen Draht
• Experimente durch Hans Christian Oersted (1820)
Oersteds fehlgeschlagenes Experiment. Die
Magnetnadel war von vornherein normal zum Draht
angeordnet. Deswegen hat sich kein Ausschlag
beim Einschalten des Stromes ergeben.
145
Oersteds neues Experiment auf Vorschlag eines Zuhörers, die
Magnetnadel vor Einschalten des Stromes parallel zum Draht
anzuordnen.
Im stromlosen Zustand ist die Magnetnadel parallel zum
Draht (im Bild liegt die Nadel über dem Draht) angeordnet.
Nach dem Einschalten des Stromes verdreht sich die Nadel.
146
Noch im gleichen Jahr 1820 wurde durch Jean Baptiste Biot
und seinem Assistenten Felix Savart durch exakte
Messungen das Gesetz ermittelt, das die Auswirkung des
Stromes in einem Draht im Aufpunkt angibt (BiotSavart´sches Gesetz). Auch Ampere und Faraday haben zur
gleichen Zeit grundlegende Arbeiten auf diesem Gebiet
geleistet, so dass nach kurzer Zeit eine im Wesentlichen
vollständige und exakte Theorie der magnetischen
Wirkungen von elektrischen Strömen zur Verfügung stand.
147
Gleichsinnig stromdurchflossene Leiter ziehen sich an,
gegensinnig durchflossene stoßen sich ab
Die Kraft ist direkt proportional dem Produkt beider Ströme
und umgekehrt proportional zum Abstand.
148
Die Wirkung zwischen den beiden Leitern hat nichts mit
eventuell auf den Drähten sich befindenden Ladungen zu tun:
diese Kräfte hängen nur von der Ladungsbewegung (in dem
Fall von den Strömen) ab.
Eine zwischen den Leitern
angebrachte nicht
ferromagnetische Metallplatte
beeinflusst die Kräfte nicht
149
Die Kompassnadel Oersteds hat wenig Ähnlichkeit mit einem
Gleichstromkreis. Jedoch hat Ampere als erster vermutet, dass
magnetisiertes Eisen von in Bewegung befindlichen Ladungen
erfüllt ist, die kleinen (atomaren) Kreisströmen entsprechen.
Eine dünne stromdurchflossene Drahtspule verhält sich unter
dem Einfluss eines Stromes wie eine Magnetnadel:
150
Auch frei bewegte Ladungen werden in der Nähe eines
stromführenden Leiters abgelenkt:
151
3.2 Kraft zwischen zwei parallelen, stromdurchflossenen
Leitern (unendlich lange Stromfäden)
Medium: Vakuum
I1 F
1
r21
e21 F
2
I2
r21= r1 − r2
r21= r1 − r2
r2
r1
O
e 21 =
r21
r21
r12= r2 − r1
r12
e12 =
r12= r2 − r1
r12
Kraft je Länge (Kraftbelag):
µ0 I1 I 2
µ0 I1 I 2
F2′ =
e 21 und F1′ =
e12 = −F2′
2π r21
2π r12
Kraft auf Länge l:
′
=
F1 lF
=
lF2′
1 ; F2
152
µ0
Die Konstante
gilt im Einheitssystem SI:
2π
µ0
−7 N
−7 VAs
−7 Vs
2.10
2.10
= 2.10
=
=
2
2
2π
A
mA
Am
Vs
−7 H
4π .10
µ0 4=
π .10
Am
m
Permeabilität des leeren Raumes (Vakuum)
−7
I=
1A; r21= 1m :
Beispiel: I=
1
2
=
F′
4π .10
N
= 2.10−7
2π
m
−7
Definition der
Einheit Ampere
153
3.3 Die magnetische Feldstärke, Flussdichte
Es lässt sich die Wechselwirkung von Strömen mit anderen
bewegten Ladungen (d.h. allgemein die Wechselwirkung
zwischen bewegten Ladungen!) durch Einführung eines
Magnetfeldes beschreiben, genauso wie früher die
Kraftwirkung auf Ladungen (Coulomb´sches Gesetz) durch
Einführung des elektrischen Feldes erklärt wurde.
Ein elektrischer Strom (allgemeiner: bewegte elektrische
Ladungen) ruft ein Magnetfeld im umgebenden Raum
hervor. Andere Ströme bzw. bewegte Ladungen erfahren in
diesem Magnetfeld eine Kraft, die proportional zur Stärke
des Magnetfeldes, B, und zur Geschwindigkeit, v, ist.
154
Diese Kraft ist auch stets senkrecht zu v und B gerichtet:
F =QE + Q( v × B)
Fm
B
elektrische
Kraft Fe
magnetische
Kraft Fm
v
Q
B ist die magnetische Feldstärke, wird aber gewöhnlich
magnetische Flussdichte (manchmal magnetische
Induktion) genannt.
Einheit der magnetischen Flussdichte:
Ns
VAs 1 s
Vs
=
= 1=
1T (Tesla)
[B] 1 = 1
2
Cm
m As m
m
155
Kraft auf einen Stromleiter im Magnetfeld
Annahme: der Leiterquerschnitt ist sehr klein.
dF =
dQ( v × B) mit dQ =
ρdΩ
d Γ  ds  J  v
dΩ
= d Γ ⋅ ds
Mit J = ρ v kann man schreiben:
d F =ρ (d Γ ⋅ ds)( v × B) =(d Γ ⋅ ds)(J × B) =J × Bd Ω .
Kraft auf einen Leiter im Volumen Ω :
F= ∫ ( J × B ) d Ω =
∫ fd Ω
Ω
Ω
Kraftdichte: f = J × B.
156
Für einen fadenförmigen Leiter gilt:
( J ⋅ d Γ ) ( ds × B )
dF =

I
Stromelement: Ids
Kraft auf Stromelement: d=
F Ids × B
C
dF
Kraft auf fadenförmige
Stromschleife mit Strom I:
B I
ds
=
F I ∫ ds × B
C
157
3.3.1 Flussdichte eines unendlich langen geraden Stromfadens
r

F2
1
2
µ0 I1 I 2
ex
Kraft auf ein Stück der Länge l des Stromfadens I2: F2 = l
2π d
z +l
Mit der Flussdichte: F2= I 2
∫ dze
z
× B= lI 2e z × B
z
µ0 I1
Vergleich e x = e z × ( −e y ) =
: B
−e y )
(
2π d
µ0 I1
(−eϕ )
Im Abstand r vom Stromfaden I1: B=
(r )
2π r
158
Flussdichte eines unendlich langen geraden Stromfadens I
(Quellpunkt r´, Aufpunkt r):
rQ= r=´ x´e x + y´e y
ez I
rQA= r − r′
eQA
rQ = r′
A
rA = r
y
O
B A = B (r )
rA= r= xe x + ye y
rQA rQA r − r′
= =
e=
QA
rQA rQA r − r′
x
µ0 I 1
µ0 I 1 
r − r′ 
=
B
e z ×=
eQA )
(r )
(
 ez ×

2π rQA
2π r − r′ 
r − r′ 
159
3.3.2 Der magnetische Fluss, die Quellenfreiheit der
magnetischen Flussdichte
Der magnetische Fluss einer Oberfläche Γ ist das Integral
der magnetischen Flussdichte über Γ:
Φ Γ = ∫ B ⋅ d Γ = ∫ B ⋅ nd Γ
Γ
Γ
dΓ
Γ
n B
Analogie mit elektrischem
Strom:
I = ∫ J ⋅ d Γ = ∫ J ⋅ nd Γ
Γ
Γ
160
Die Quellen der magnetischen Flussdichte werden durch den
magnetischen Fluss von geschlossenen Oberflächen
beschrieben:
B ⋅ nd Γ
∫
Γ Ω
0
=
∫ Ω B ⋅ nd Γ
0
=
1 =∂
Γ 2 =∂
1
2
Die Quellen sind Null: egal wie man das Volumen legt, es
lässt sich keine Anordnung finden, die einen Nettofluss
ungleich Null aufweist.
161
Man kann wieder auf mehrere gerade Stromfäden
verallgemeinern, dann den Übergang auf gekrümmte
Stromfäden und schließlich auf ein beliebiges Strömungsfeld J
durchführen:
0 für eine beliebige geschlossene Fläche Γ
Γ∫ B ⋅ d Γ =
Die magnetische Flussdichte ist Quellenfrei!
Analogie mit elektrischem Fluss: das magnetische Feld hat
keine Ladungen (magnetische Monopole). Das ist bis jetzt
noch nicht experimentell widerlegt worden, obwohl intensiv
nach magnetischen Monopole gesucht wird.
162
Betrachten wir eine Fläche Γ1 mit dem Rand C, und dann
„drücken“ wir die Fläche nach unten und erzeugen dadurch
die Fläche Γ2.
Die Flüsse der beiden
Flächen sind:
Φ1 =
∫ B ⋅ d Γ und Φ 2 =
∫ B ⋅ d Γ.
Γ1
Γ2
Die Flächen Γ1 und Γ2 bilden
die Hüllfläche Γ eines
Volumens. Es gilt daher:
Γ∫ B ⋅ d Γ= Γ∫ B ⋅ d Γ +Γ∫ B ⋅ (−d Γ =)
1
1
2
2
∫Γ B ⋅ d Γ =Γ∫ B ⋅ d Γ , bzw. Φ
1
1
2
2
0, daher:
1
=Φ 2 =Φ .
163
Verhalten der magnetischen Flussdichte auf einer Fläche mit
einer Flächenstromdichte
2
n12
Ω
h
1
n
Ω: Zylinder mit Randfläche ∂Ω
B2K
Γ
B1
∆Γ n
bestehend aus den Stirnflächen ∆Γ
und der Mantelfläche der Höhe h
Die Flussdichte ist quellenfrei:
∫Ω B ⋅ nd Γ
=
0
∂
Grenzübergänge: h → 0, ΔΓ → d Γ ⇒ B 2 ⋅ n12 ∆Γ − B1 ⋅ n12 ∆Γ =
0
B 2 ⋅ n12 − B1 ⋅ n12 =
0
Die Normalkomponente der magnetischen Flussdichte ist stetig!
164
3.4 Die magnetische Erregung
Die magnetische Erregung H ist eine Feldgröße, welche in
unmittelbarem Zusammenhang mit den Strömen steht: der
Wirbel von H entlang einer geschlossenen Kurve ist gleich der
(stationäre) Strom durch eine beliebige Fläche, deren Rand die
Kurve ist.
Wegen der Quellenfreiheit der stationären Stromdichte ist der
Strom durch alle Flächen mit der gleichen Randkurve gleich
(Analogie mit Flussdichte und Fluss):
C=
∂Γ1 =
∂Γ 2
dΓ1
J I1 = ∫ J ⋅ d Γ =I 2 = ∫ J ⋅ d Γ
Γ1
Γ2
Γ1
dΓ 2
Γ2
Die Richtung der Kurve und
der Fläche sind durch die
Rechtshandregel verknüpft!
165
3.4.1 Der Ampere‘sche Durchflutungssatz
Die magnetische Erregung wird als die Vektorfunktion H(r)
definiert, welche für eine beliebige Fläche Γ (Randkurve ∂Γ )
den folgenden Ampere‘schen Durchflutungssatz erfüllt:
∫Γ H ⋅ ds = Γ∫ J ⋅ d Γ =
IΓ
∂
I]
[
=
Einheit von H:
[H] =
[ Länge]
A
1
m
Aus dem Durchflutungssatz folgt die Quellenfreiheit der
elektrischen Stromdichte: er ist daher nur für stationäre
Ströme gültig!
166
3.4.2 Magnetische Erregung eines unendlich langen
geraden Stromfadens

ds
H
Wegen der Symmetrie muss gelten:
H ( r ) = H ( r ) eφ
∫ H ⋅ d=s ∫ Hd=s
C
C
H ( r ) ∫ d=
s 2π rH ( r )
C
Ampere‘scher Durchflutungssatz:
2π rH ( r ) = I
H (r ) =
I
2π r
C: Kreis, I durch Mittelpunkt, Radius r
167
Im Vakuum gilt für die magnetische Flussdichte eines
unendlichen langen Stromfadens:
B ( r ) = B ( r ) eφ
µ0 I
B (r ) =
2π r
Beziehung zwischen B und H eines unendlich langen
Stromfadens:
B ( r ) = µ0 H ( r )
168
3.4.3 Zusammenhang zwischen der Flussdichte und
Erregung im Vakuum
Die magnetische Erregung H=B/µ0 eines unendlich langen
geraden Stromfadens erfüllt im Vakuum den Ampere‘schen
Durchflutungssatz auch für eine beliebige Kurve:
Verschiedene geschlossene Wege,
die den Leiter nicht umschließen:
Weg in radiale Stücke und Bogenstücke zerlegt. Das
Integral entlang der radialen Stücke ist Null, da B
normal auf ds steht. Entlang der Bogenstücke heben
sich die Beiträge zum Wegintegral auf, da die Länge
der Bogenstücke mit dem Radius zunimmt und
gleichzeitig aber B mit 1/r abnimmt. Ein beliebiger
Weg ist in radiale und azimutale Stücke zerlegbar.
Alle Wege, die den Leiter nicht umschließen, liefern
daher:
1
∫ µ
C
0
B ⋅ ds =
0
169
Für einen einfachen kreisförmigen Weg C, welcher den Leiter
umschließt haben wir
1
1
1
1
⋅ d s ∫ =
Bd s
B=
d s 2π r B
C∫ µ0 B=

∫
µ0
µ0 C
µ0
C

ds
µ0 I
1
Mit B
folgt:
=
=
B ⋅ ds I .

∫
2π r
µ0
C
Wichtig für diese Überlegungen ist, dass das Feld des
Stromfadens exakt mit 1/r abnimmt, ähnlich wie das
Feld einer Punktladung exakt mit 1/r2 abnehmen muss.
170
Das Wegintegral über jeden beliebigen den Leiter
umschließenden Weg liefert das gleiche Ergebnis. Der Weg im
rechten Bild umschließt den Leiter nicht, das Integral ergibt Null.
Daher muss das Wegintegral über den äußeren Weg (dieser
ist identisch mit Weg auf der linken Seite) gleich groß mit
negativem Vorzeichen sein, wie das Wegintegral über den
inneren, kreisförmigen Weg. Dies ist aber –I, da der
Umlaufsinn die Rechtshandregel nicht erfüllt. Daher gilt:
1
I
∫ B ⋅ d r =
C
µ0
171
System von N unendlich langen geraden Stromfäden
(Superpositionsprinzip):
N
1
∑Ij
∫ B ⋅ d s =
C
µ0
j =1
Dies gilt auch für gekrümmte
Stromfäden (Postulat der Theorie, das
jedoch experimentell noch nicht
widerlegt worden ist). Nun kann die
Verallgemeinerung auf ein beliebiges
Strömungsfeld J gemacht werden:
1
∫ B ⋅ ds = ∫ J ⋅ d Γ
µ0
Γ
B/µ0 erfüllt im Vakuum den
C
Ampere‘schen Durchflutungssatz!
Im Vakuum gilt allgemein: B=µ0H
172
3.4.4 Beispiele zum Durchflutungssatz
Der Ampere‘sche Durchflutungssatz kann in einfachen
Fällen (mit hoher Symmetrie) auch zur Bestimmung der
magnetischen Erregung, bzw. der Flussdichte verwendet
werden.
Beispiel: Unendlich langer gerader Leiter mit
kreisförmigem Querschnitt
I
J= 2
Rπ

ds
Für r ≤ R gilt: ∫ H ⋅ ds = H 2π r = ∫ J ⋅ d Γ = Jr 2π
H
C
Γ
µ0 Ir
Jr
Ir
=
H =
eϕ
eϕ ; B = 2 eϕ
Daraus folgt:
2
2
2R π
2R π
173
Für r ≥ R gilt:
∫ H ⋅ ds = H 2π r =
C
2
J
Γ
⋅
d
=
JR
π= I
∫
Γ
µ0 I
; B
⇒=
H
eϕ=
eϕ
2π r
2π r
I
Das Feld im Inneren des
Leiters ändert sich linear mit
r, während es außerhalb des
Leiters mit 1/r abnimmt.
Außerhalb des Leiters ist das
Feld nicht unterscheidbar
vom Feld eines Fadenstromes
in der Leiterachse.
174
Verhalten der magnetischen Erregung auf einer Fläche mit einer
Flächenstromdichte
t: Einheitsvektor in der Tangentialebene
C n H2
und in der Ebene von H1, H2 (C ist ein
12
Rechteck in der gleichen Ebene mit
t
2
Γ Seitenlängen h und ∆s).
H1
L
Ampere‘scher Durchflutungssatz:
h
K
∆s
1
∫ H ⋅ ds =I =∫ K ⋅ ( n12 × t ) ds
C
L
Grenzübergänge: h → 0, Δs → ds, ds =
tds ⇒
H 2 ⋅ t∆s − H1 ⋅ t∆s = K ⋅ ( n12 × t ) ∆s = ( K × n12 ) ⋅ t∆s
K
Da t in der Ebene von H1 und H2 liegt:



H 2 − H1 =K × n12 ⇒ n12 × ( H 2 − H1 ) =n12 × ( K × n12 )
n12 × ( H 2 − H1 ) =
K
175
Beispiel: Unendlich ausgedehnter Flächenstrom
Eine unendliche ausgedehnte Flächenstromschicht
erzeugt, ähnlich wie eine unendlich ausgedehnte
Flächenladung ein homogenes Feld.
K

H
K = − Ke z

H
Der Durchflutungssatz
entlang des Weges C
(l und h können
endlich sein!)
angewendet, ergibt:
−2 Hl =
− Kl
∫ H ⋅ ds =
∫Γ J ⋅ d Γ =
C
=
H
K
K
σ
σ
=
; B µ0
(vergleiche:
=
D =
;E
)
2
2
2
2ε 0
176
Das Feld B ist homogen und unendlich ausgedehnt und hat
rechts vom Flächenstrom die negative und links die positive yRichtung. Der Flächenstrom K erzeugt einen Sprung in der
Tangentialkomponente von B mit der Größe µ0K. Das gilt
immer, auch wenn noch ein anderes Magnetfeld überlagert ist.
Ist kein anderes Magnetfeld vorhanden, ist dieser Sprung
symmetrisch ± µ0 K .
2
µ0 K / 2
µ0 K
− µ0 K / 2
177
Beispiel: Flächenstromdoppelschicht
µ0 K
2

K

K
K
µ0 K
2
Analogon zum
Parallelplattenkondensator:
Erzeugung eines
homogenen Magnetfeldes
zwischen einer
Flächenstromdoppelschicht.
178
Die Flächenstromschicht ist eine Idealisierung einer dünnen,
einlagigen Wicklung:
Strom I, N´ Leiter je Meter:
K = IN ′
K
Durchflutungssatz:
∫ H ⋅ ds =
C
Hl =
∫Γ J ⋅ d Γ = IN ′l ⇒ B =
µ0 IN ′
179
Beispiel: Unendlich ausgedehnte Zylinderspule
Unendlich lange Spule mit Radius R. B
ist außen Null.
N´ Windungen je Meter mit dem Strom I
auf K=IN´ verschmiert.
Durchflutungssatz:
− Hl =
−Kl
∫ H ⋅ ds =
∫Γ J ⋅ d Γ =
C
⇓
µ0 IN ′e z
=
B µ=
0 Ke z
180
Beispiel: Endlich lange Zylinderspule

K

K
Länge l, N Windungen, Windungsstrom I:
NI
K=
l
Es sind Randeffekte vorhanden.
Außen ist das Feld Ba nicht mehr
Null! Für l  R kann man die
Randeffekte vernachlässigen, d. h.
Ba ≈ 0 annehmen: ⇒ Bi ≈ µ0 K
181
3.4.5 Das Biot-Savart‘sche Gesetz
Ampere‘sches Modell des Magnetismus: magnetische
Effekte werden durch Ströme verursacht, die Kräfte
werden durch die Wirkung der magnetischen Flussdichte
B auf Ströme erzeugt.
Die Hertz-Heavyside‘sche Analogie zwischen
elektrischen und magnetischen Feldern postuliert
magnetische Ladungen und erklärt die magnetischen
Kräfte als die Wirkung von H auf eine fiktive
magnetische Punktladung Qm:
Fm Q=
QE)
m H (analog zu Fe
Die magnetische Flussdichte einer magnetischen
Punktladung ist:
Qm
Q
B =
e (analog zu D
e )
2 r
2 r
4π r
4π r
182
Nach dieser Hertz-Heavyside‘schen Definition der
magnetischen Erregung, könnte H magnetische Feldstärke
genannt werden (englischer Sprachgebrauch). Dies soll aber
auf Deutsch nicht verwendet werden.
Betrachten wir eine Leiterschleife C mit einem Strom I und
bestimmen wir die magnetische Erregung H in einem
Aufpunkt A. Dazu bringen wir eine magnetische
Punktladung Qm zum Aufpunkt und definieren wir H nach
der Hertz-Heavyside‘schen Analogie als die Kraft auf Qm
dividiert durch Qm. Die Kraft auf die magnetische
Punktladung ist gleich die Kraft auf die Leiterschleife mit
negativem Vorzeichen.
183
I ∫ ds′ × B
FC =
−FQm =
I
C
Qm
r′ − r
A
B=
2
Qm
′
4π r − r r − r′
B ds′ r − r′
C
r′
r
=
FQm I ∫ ds′ ×
C
FQm
H (r ) =
Qm
I
⇒ H (r ) =
4π
∫
C
ds′ × ( r − r′ )
r − r′
3
r − r′
2
4π r − r′ r − r′
Qm
Biot-Savart‘sches
Gesetz
Für räumlich verteilte Ströme (Ids′ = Jd Ω ′) :
1
H (r ) =
4π
∫Ω
J × ( r − r′ )
r − r′
3
dΩ ′
184
3.5 Induktivität, Gegeninduktivität
Spule: Anordnung bestehend aus einer Stromleiterschleife.
Der magnetische Fluss durch die Schleife ist dem Strom
proportional.
Stromrichtung und Flächenrichtung: Rechtshandregel!
Φ
= ∫ B ⋅ nd Γ
Γ
C
Γ
Der Fluss ist für alle
n B
Flächen mit der
dΓ
Randkurve C gleich!
I
Φ = LI
L>0: Induktivität (Selbstinduktionskoeffizient) hängt nur von
der Geometrie ab!
185
Bei der Berechnung der Induktivität einer fadenförmigen
Leiterschleife tritt ein Problem auf, da der Integrand im
Flussintegral singulär wird. Das Problem ist, dass in der Nähe
eines Stromfadens B mit 1 r zunimmt und bei der
Flussberechnung das Integral dr mit r → 0 divergiert.
∫r
In diesem Fall muss der tatsächliche endliche Querschnitt des
Leiters berücksichtigt werden. Die Idealisierung der Leiter in
Form von „Stromfäden“, die sich für viele Anwendungen als
zweckmäßige herausgestellt hat (z. B. Biot-Savart´sches Gesetz),
endet jetzt mit einem unendlich großen Wert. Die Induktivität
einer fadenförmigen Stromschleife ist unendlich.
Einem unendlich dünnen Draht kann man keinen Strom
einprägen.
186
Eine näherungsweise Lösung des Problems ist, die
Abmessung des Leiterquerschnittes als endlich
anzunehmen, und den Fluss beispielsweise nur durch die
Innenkontur der Schleife zu berechnen:
Stromfaden in Leiterachse = C1
Innenkontur = C2
Bei dieser Näherung haben wir nur den Fluss, der außerhalb der Leiterschleife mit dem
gesamten Strom I verkettet ist, berücksichtigt. Diesen Fluss nennt man auch äußeren
Fluss und die damit verbundene Induktivität äußere Induktivität. Der durch das
Leiterinnere gehende Fluss steht nicht mehr in Beziehung zum Gesamtstrom I und die
damit zusammenhängende Induktivität wird auch innere Induktivität genannt. Bei den
üblichen dünnen Drähten ist dieser Anteil meist vernachlässigbar.
187
Beispiel: Induktivität pro Länge einer unendlich langen
Leiterschleife von parallelen Leitern
Annahme: d  r0
r0
Γ
r0
n=-ey
µI
B( x) =
−B ( x)e y =
− 0 ey
2π x
Fluss pro Länge (Φ ′ =Φ / l =Φ1′ + Φ 2′ = 2Φ1′):
Φ1′
=
d − r0
d − r0
0
0
µ0 I
µ0 I d − r0 µ0 I d
1
=
∫r B( x)dx 2π=
∫r x dx 2π ln r0 ≈ 2π ln r0
Φ1′ µ0 d
L Φ′
L=′ =
= 2
≈ ln
l
I
I
π r0
188
Betrachten wir zwei Schleifen C1 und C2. In der Schleife 1 fließt
ein Strom I1.
=
Der Fluss Φ21 durch die Schleife 2 ist durch Φ
21
gegeben.
∫Γ B
Der Fluss Φ21 ist proportional zum Strom I1. Der
Proportionalitätsfaktor M21 (oder L21) wird auch als
Gegeninduktivität bezeichnet:
Φ 21
M 21 =
I1
1
⋅ d Γ2
2
189
Als nächstes ist I1 Null und I2 ungleich Null. Der Fluss
durch die Schleife 1 ist:
Φ
=
12
∫Γ B
2
⋅ d Γ1
1
M12 ist dann durch M 12 =
Φ12
I2
Es gilt der Reziprozitätssatz: M 12 = M 21
190
3.6 Kräfte im magnetischen Feld
3.6.1 Der Hall-Effekt
In Stromleitern wirkt die magnetische Kraft auf die
Ladungsträger in Bewegung. Wodurch wird sie auf die
Leiter übertragen, da sich doch die Elektronen
(Leitungselektronen) frei im Leiter bewegen können?
Die magnetische Kraft lenkt die Elektronen ab, welche sich
an der Wand anhäufen und einen Druck ausüben.
Es entsteht ein elektrisches Feld, quer zur Stromrichtung
(und zur Richtung des Magnetfeldes), welches die
magnetische Kraft aufhebt. Dieses elektrische Feld
verursacht eine messbare Spannung, die Hallspannung.
191
Qv × B; Fe =
QEt
Fm =
Fm + Fe =0 ⇒ Et =− v × B
ez
t
Falls die Ladungsträger
Elektronen sind: v = -vey
Et =
− v ( −e y ) × Be x =
− vBe z
Falls die Ladungsträger
positive Ionen wären: v = vey
Et =
− v ( e y ) × Be x =
vBe z
Die Polarität der Hallspannung
hängt vom Vorzeichen der
Ladungsträger in Bewegung ab.
Edward M. Purcell: Elektrizität und Magnetismus
192
Da die Hallspannung der Flussdichte proportional ist, kann
der Hall-Effekt zur Messung des Magnetfeldes verwendet
werden: Hall-Sensor. Der Faktor der Proportionalität hängt
vom Material ab.
193
3.6.2 Der magnetische Dipol
Äquivalenz einer infinitesimal kleinen Stromschleife mit
einem magnetischem Dipol:
Analog zum elektrischen Dipol:
µ0 
r ⋅m 
=
−m + 3 2 r 
B
3 
4π r 
r

m=
Magnetisches Dipolmoment:
1
µ0
Qm l
m = IΓ
Das Stromschleifenmodell ist das physikalisch richtige, da es in
der uns bekannten Materie für das Magnetfeld zuständig ist.
194
3.6.3 Kräfte auf einen magnetischen Dipol
Magnetischer Dipol im homogenen magnetischen Feld
Γ= a × b

a
b
b
T =r × F1 + r × F2 = × I ( −a × B ) − × I ( a × B ) =
2
2
=
− Ib × ( a × B ) =
− Ia ( b ⋅ B ) + B ( a ⋅ b ) =
− IB × ( a × b ) =
− Ia ( b ⋅ B ) + b ( B ⋅ a )







0
T = IΓ × B = m × B
Γ
Ist das Feld B inhomogen stimmt diese
Beziehung noch immer, wenn die Schleife
infinitesimal klein wird (Γ → d Γ )
0
195
Im inhomogenen Feld wirkt eine Kraft auf einen in der
Richtung des Feldes ausgerichteten Dipol.
Beispiel: elektrischer Dipol im Feld einer Punktladung.

dr
dE=
d r ⋅ gradEr
r
d=
Fges Q (E2 − E1 )


∂Er d Er
d Er =
dre r
∂r
dFges= p ⋅ gradEr
= I=
Γ Qm l für die
Analog zur Elektrostatik gilt wegen m
Kraft auf einen magnetischen Dipol (Stromschleife) im
inhomogenen magnetischen Feld:
m ⋅ gradBy , dF=
m ⋅ gradBx , dF=
dF=
m ⋅ gradBz .
y
x
z
196
3.7 Magnetische Felder in Materie
Auch in Magnetfeldern zeigt sich ein Einfluss auf Materie. In
inhomogenen Magnetfeldern treten Kräfte auf sich dort
befindliche Medien auf, die in drei verschiedene Arten
aufgeteilt werden können:
1)
Es wird eine Kraft in Richtung abnehmendes
Magnetfeld ausgeübt (Diamagnetische Medien),
2)
Die Kraft wirkt in Richtung zunehmendes Magnetfeld
(Paramagnetische Medien),
3)
Eine starke Kraft wird in Richtung zunehmendes
Magnetfeld ausgeübt (Ferromagnetische Medien)
197
Da die Kraft nur im inhomogenen Feld ausgeübt wird, sind
analog zum elektrischen Feld, magnetische Dipole an den
Kraftwirkungen beteiligt.
Nach unseren heutigen Vorstellungen sind Magnetfelder die
Folge von elektrischen Strömen (Ampere´sches Modell).
Schon Ampere ist davon ausgegangen, dass die
magnetischen Eigenschaften der Materie
(Magneteisenstein, Kompassnadeln) durch winzige
Kreisströme im Inneren der Materie verursacht werden. Es
hat allerdings noch 100 Jahre gedauert, bis seine
Vorstellung bestätigt worden ist.
198
3.7.1 Atomare magnetische Dipole
Das magnetische Verhalten der Materie lässt sich auf das
Verhalten der Elektronen zurückführen. Zum einen kreisen
diese in einem primitiven Atommodell um den Kern und
stellen so atomare Kreisströme dar, zum anderen haben
Elektronen selbst auch, wegen ihres Spins, ein
magnetisches Moment. Ohne die Einbeziehung
quantenmechanischer Phänomene können die
magnetischen Eigenschaften nur qualitativ beschrieben
werden.
199
Diamagnetismus
Am einfachsten lässt sich noch das Verhalten der um den
Kern kreisenden Elektronen beschreiben. Dieses
klassische Modell (das andere Probleme aufwirft) reicht
aus, um den Einfluss eines externen Magnetfeldes auf
ein um den Atomkern kreisendes Elektron, das somit
einen Kreisstrom darstellt, zu untersuchen.
Annahme: B ist dem Dipolmoment
entgegengerichtet und nimmt mit der Zeit zu.
Es wird eine elektrisches Feld induziert (siehe
Kapitel 4), das das Elektron beschleunigt, d. h. der
durch das kreisende Elektron dargestellte
Kreisstrom I wird größer, um der Vergrößerung von
B entgegenzuwirken („Lenz’sches Gesetz“). Somit
wird das magnetische Dipolmoment m des
Elektronenkreisstromes größer. Das nun schneller
kreisende Elektron stellt einen größeren Kreisstrom
dar und schwächt das Magnetfeld zusätzlich.
200
Umläuft das Elektron in entgegengesetzter Richtung, wird
es durch das induzierte E gebremst, der Kreisstrom wird
kleiner und somit auch m, das in diesem Fall nach oben
gerichtet ist.
Es zeigt sich also, dass bei einer Erhöhung des externen Feldes bei betrachteten Atomen,
deren Elektronenbahnen etwa normal auf B stehen und deren Elektronen gegensinnig
umlaufen, das gleichgerichtete m kleiner und das entgegen gerichtete m größer wird.
Somit wird der feldschwächende Effekt größer.
Das beschriebene Verhalten wird auch als Diamagnetismus bezeichnet. Ohne externes
Magnetfeld sind alle Momente m statistisch so verteilt, dass kein resultierendes Moment
vorhanden ist. Erst bei Anlegen eines äußeren Feldes treten für die etwa normal zu B
liegenden Kreisbahnen die oben beschriebenen Effekte auf.
Typische diamagnetische Substanzen sind Wasser, Kupfer, Diamant, flüssiger Stickstoff,
Kochsalz.
201
Paramagnetismus
Neben der Bahndrehbewegung besitzt das Elektron auch
einen Eigendrehimpuls der Größe  2 ( = h 2π ; h ist die
Plank Konstante), Spin genannt. Es sieht so aus, als ob sich
das Elektron um seine eigene Achse drehen würde. Das
rotierende Elektron stellt einen Kreisstrom dar, dessen
magnetisches Moment gegen den Eigendrehimpuls (Spin)
gerichtet ist.
Für den Diamagnetismus kann der Bahndrehimpuls des Elektrons
vielfache Werte von h annehmen, der Eigendrehimpuls des
Elektrons ist jedoch immer  2 und somit kann sich auch m nicht
ändern. In einem äußeren Feld kann sich zwar m nicht ändern, es
wirkt aber ein Drehmoment auf m:
T= m × B
Dieses Drehmoment wirkt so, dass m parallel zu B gestellt wird.
Dieser Effekt wird als Paramagnetismus bezeichnet.
202
Der Paramagnetismus ist der Polarisation im elektrischen Feld ähnlich. Die Verstärkung
des angelegten Magnetfeldes ist jedoch aus zwei Gründen sehr klein. Erstens stört die
thermische Bewegung die Ausrichtung der Spinmomente und zweitens können sich nicht
alle Momente ausrichten, da sie nicht frei sind. In den meisten Atomen bzw. Molekülen
ordnen sich die Elektronen zu Paaren, wobei deren Spin immer antiparallel sein muss.
D.h., diese Momente löschen sich aus und es bleibt nur der Diamagnetismus über. Nur
wenige Moleküle enthalten eine ungerade Anzahl von Elektronen (z.B. NO mit 15
Elektronen). Bestimmte Atome enthalten jedoch auch nicht gepaarte Elektronenspins, die
sich in einem äußeren Feld ausrichten können. Die thermische Bewegung versucht jedoch
immer, diese Ausrichtung zu stören. Es stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein.
Die Effekte des Dia- und Paramagnetismus können, ähnlich wie in der Elektrostatik,
durch die Einführung einer relativen Permeabilitätszahl µr beschrieben werden.
Insbesondere kann auch die magnetische Suszeptibilität
χ=
µr − 1
m
definiert werden, wobei χ m ( bzw. µ r ) in weiten Bereichen von B unabhängig (linear) ist.
Für paramagnetische Stoffe (z.B. Aluminium, flüssiger Sauerstoff) liegt µr bei ca. 1,001
und für diamagnetische Materialien typischerweise bei etwa 0,999. Üblicherweise
brauchen daher Dia- und Paramagnetismus nicht berücksichtigt werden.
203
Ferromagnetismus
Ferromagnetismus ist eine extrem starke Form des
Paramagnetismus. Da die meisten Spins in einem Atom gepaart
vorhanden sind, scheint Ferromagnetismus ein Effekt zu sein,
bei dem die wenigen freien Spins sehr stark ausgerichtet sind.
Ferromagnetische Materialien (z.B. Eisen, Nickel) zeichnen
sich dadurch aus, dass sich die Spins bestimmter Elektronen
des z.B. Eisenatoms spontan in dieselbe Richtung stellen, ohne
dass ein äußeres Feld vorhanden ist. Es bilden sich in solchen
Medien Bezirke mit vielen Milliarden Atomen mit nahezu
perfekter Ausrichtung der Spins und somit der magnetische
Momente (Weiß´sche Bezirke).
204
Diese spontane Ausrichtung wird ab einer bestimmten Temperatur zerstört (Curie-Punkt).
Diese Curie Temperatur (Pierre Curie) liegt für Eisen bei 770 °C (bei Nickel 358 °C). Die
Erklärung für die spontane Ausrichtung ist nur quantenmechanisch möglich und hat,
obwohl auch energetisch begründet, nichts mit der magnetischen Wechselwirkung
zwischen den einzelnen Dipolmomenten zu tun. Die Zerstörung der spontanen
Magnetisierung über dem Curie-Punkt ist thermisch bedingt. Es geht, ähnlich wie beim
Schmelzen, ein Zustand hoher Ordnung (Kristall) in einen weniger geordneten Zustand
(Flüssigkeit) über. Auch am Curie Punkt erfolgt ein solcher Phasenübergang.
In einem unmagnetisierten Eisenstück ist diese spontane Magnetisierung in sehr vielen
Bezirken, aber überall mit unterschiedlichen Richtungen vorhanden, so dass im Mittel die
Magnetisierung Null ist. Solche Bezirke treten auch in Einkristallen auf, man kann sie
unter einem normalen Mikroskop sehen. Sie enthalten Milliarden magnetischer Momente.
Die unterschiedliche Magnetisierung der einzelnen Bezirke ist energetisch günstiger als
die einheitliche Ausrichtung (dies würde einem starken Permanentmagneten
entsprechen). Wird ein äußeres Feld angelegt, werden sich die Bezirke, deren
Magnetisierung mehr oder weniger dem äußeren Feld gleichgerichtet ist, auf Kosten von
benachbarten Bezirken mit falscher Magnetisierungsrichtung vergrößern. Dies geschieht
durch Verschieben der Bezirksgrenzen.
205
3.7.2 Magnetisierung und magnetische Erregung
Wie in der Elektrostatik, führen wir eine makroskopische
Mittelung der atomaren magnetischen Dipole in einem
makroskopischen Volumselement dΩ durch, wobei wir
fordern, dass in dΩ eine genügend große Zahl atomarer
Dipole vorhanden ist:
m
d m = ∑ m Aj M =
∑
j
Aj
: Magnetisierung
dΩ
Die Magnetisierung M ist als magnetisches
Moment je Volumen definiert:
dm = M d Ω
j
M und H haben die
gleiche Einheit:
IΓ ]
[
=
=
[M ]
[Volumen]
Am 2
A
1=
1
m3
m
206
Betrachten wir ein Stück homogen magnetisierte Materie,
von der eine Scheibe normal zur Magnetisierung
herausgeschnitten wird. Diese Scheibe unterteilen wir in
weitere kleine Stücke dΩ :
Zusammenhang
zwischen dm und dI:
dm dId
=
=
Γ Md=
Γ dz Mdzd Γ
⇓
dI = Mdz = Kdz ⇒ K = M
dI
K
Der Strom dI fließt als Flächenstrom Kdz um den
Mantel von dΩ
207
Die Ströme im Inneren der Scheibe heben sich auf, es bleibt
nur der Strom auf dem Scheibenrand übrig:
Stapeln wir jetzt diese einzelnen Scheiben der Dicke dz
übereinander, erhalten wir unseren ursprünglichen
magnetisierten Block, von dem wir ausgegangen sind. Das
Magnetfeld außerhalb dieses magnetisierten Blockes
unterscheidet sich nicht vom Feld eines an der Oberfläche
fließenden Flächenstromes mit K = M . Man kann sogar bis
an die Oberfläche gehen (nicht auf Molekülabstand!).
208
K
K
An der Mantelfläche des homogen
magnetisierten Blockes fließt ein
Flächenstrom (K = M ).
Im Inneren des Blockes muss das
gemittelte mikroskopische Feld dem
makroskopischen Feld B gleichen
(ohne Beweis).
Mds = Kds
=
K (M × n )
209
Bei inhomogener Magnetisierung können auch
Magnetisierungsströme im Inneren des Mediums
(Volumsstromdichte JM) auftreten. Diese Ströme sind im
Gegensatz zu den freien Strömen in Leitern gebundene
Ströme.
K
JM Γ
dl
L
Im Allgemeinen sind die Wirbel
von M die Magnetisierungsströme:
∫ M ⋅ ds= Γ∫ J
C
M
⋅ d Γ + ∫ K ⋅ dl
L
C
210
Homogen magnetisierte Materie kommt im Gegensatz zu
homogen polarisierten Dielektrika in der Praxis häufig vor.
Man nennt sie auch Permanentmagnete (in der Elektrostatik
Elektrete).
Im Außenraum sind die Felder E und B eines Elektreten bzw.
Permanentmagneten identisch. Innen sind die Verhältnisse
vollkommen unterschiedlich. E ist an den Stirnflächen wegen
der Polarisationsflächenladung σP unstetig, während B an den
Mantelflächen wegen K unstetig ist.
211
Sind auch freie Ströme vorhanden, bilden diese zusammen
B
mit den Magnetisierungsströmen die Wirbel von
:
B
∫ µ
C
0
µ0
⋅ ds = ∫ J ⋅ d Γ + ∫ J M ⋅ d Γ +
Γ
Γ
∫ K ⋅ dl
LM


∫ M⋅ds
C
B

C∫  µ0 − M  ⋅ ds = Γ∫ J ⋅ dΓ
Die freien Ströme sind die Wirbel von H:
∫ H ⋅ ds = Γ∫ J ⋅ dΓ
C
Es gilt daher im Allgemeinen:
B
H=
− M oder B =
µ0 H + µ0 M
µ0
212
Die Beziehung zwischen M und dem Feld H ist häufig
linear, d.h. es gilt:
M = χmH
Die magnetische Suszeptibilität χm ist für diamagnetische
Stoffe negativ, für paramagnetische und ferromagnetische
Medien positiv.
B=
µ0 H + µ0 χ m H =
µ0 (1 + χ m ) H
In linearen Medien sind daher H und B auch proportional.
Die relative Permeabilität ist µr = 1 + χ m
=
B µ=
µH
r µ0 H
µ = µrµ0: Permeabilität
213
3.7.3 Grenzflächenbedingungen
Verhalten von B auf der Grenzfläche zwischen zwei Medien
mit verschiedener Permeabilität:
0
Γ∫ B ⋅ d Γ =
h
→ 0; ∆Γ → d Γ
2
Γ∫ B ⋅ d Γ = B ⋅ d Γ
1
1
+ B2 ⋅ d Γ2 = 0
Mit d Γ1 =
−n12 d Γ und d Γ 2 =
n12 d Γ folgt: − B1n + B2 n =
0
214
Die Normalkomponente von B ist stetig!
B2 n = B1n
H1n µ2
Wegen µ2 H 2 n µ=
=
1 H1n gilt
H 2 n µ1
Die Normalkomponenten von H verhalten sich an der
Grenzfläche umgekehrt proportional zum Verhältnis der
Permeabilitäten!
215
Verhalten von H auf der Grenzfläche zwischen zwei Medien mit
verschiedener Permeabilität
Für K = 0 gilt:
∫ H ⋅ ds =
H1 ⋅ ds1 + H 2 ⋅ ds 2 = 0
C
⇒ − H1t ds + H 2t ds =0
ds1 = (−n × n12 )ds
ds 2 = (−n × n12 )ds
H1 ⋅ ds1 = H1 ⋅ (n12 × n)ds = n ⋅ (H1 × n12 )ds = n ⋅ (−nH1t )ds = − H1t ds
216
Die Tangentialkomponenten von H sind stetig, wenn auf
der Grenzfläche keine freien Flächenströme fließen!
H 2 × n = H1 × n
B1t B2t
B1t µ1
=
Wegen
=
gilt
µ1 µ2
B2t µ2
Die Tangentialkomponenten von B verhalten sich an der
Grenzfläche direkt proportional zum Verhältnis der
Permeabilitäten!
217
3.7.4 Nichtlinearität, Hysterese, die B/H Kennlinie
Die Beziehung B = µH ist in ferromagnetischen Medien nur
eine Näherung (weichmagnetische Materialien). In
Permanentmagneten (hartmagnetische Medien) gilt sie
überhaupt nicht.
Betrachten wie den Permanentmagneten in einem Punkt im
Inneren. Es gilt dort : µ0 H= B − µ0 M
Im Inneren des
Permanentmagneten (M
ist fest vorgegeben)
haben B, H und M nicht
einmal die gleiche
Richtung!
218
Stecken wir ein Stück ferromagnetisches Material in eine Spule
mit N Windungen und erhöhen den Strom durch diese von Null
auf einen bestimmten Endwert, so wird sich ein typischer
Zusammenhang zwischen B und dem Strom I (und somit mit H)
ergeben. Damit B einigermaßen homogen ist, könnte man das
Eisen als Torus ausführen:
Durchflutungssatz:
∫ H ⋅ d=s ∫ Hds= H ∫ ds=
C
C
= ∫ J ⋅ d Γ = NI
Γ
2π rH
C
NI
⇒ H=
2π r
H ist proportional zu I und zu 1/r. Für ri ≈ ra , wird H
einigermaßen homogen.
219
B/H Kennlinie
Hc: Koerzitiverregung
Br: Remanenzflussdichte
Erhöht man den Strom I von Null ausgehend, nimmt B nichtlinear
zu. Zuerst etwas langsamer, dann schneller und dann sehr viel
langsamer, bis die Steigung der Kurve dem µ0 entspricht (wäre
auf der Ordinate statt B die Magnetisierung M aufgetragen, würde
die Kurve bei der Sättigungsmagnetisierung Ms horizontal
werden). Der erste Teil der Kurve ist vom „Bezirkswachstum“
geprägt, im flachen zweiten Teil „klappen“ die verbliebenen
Bezirke mit falsch orientierter Magnetisierung in die
220
Feldrichtung.
Wird der Spulenstrom wieder verringert, folgt der B/H Verlauf
nicht mehr der Neukurve, sondern der gestrichelt gezeichnete
Kurve, wobei bei H = 0 das Remanenzfeld Br bleibt. Diese
Irreversibilität wird Hysterese genannt. Sie beruht darauf, dass
u. a. die „Rückwandlung“ der Bezirksgrenzen nicht mehr
vollständig erfolgt (Reibung!). Dieser Effekt ist einerseits
unangenehm, da er für die sogenannten
Ummagnetisierungsverluste in z.B. Transformatoren
verantwortlich ist, andererseits wird er in Permanentmagneten
ausgenutzt. Die skizzierte Kennlinie ist eine typische
Permanentmagnetkennlinie (Alnico, Aluminium, Nickel, Kobalt
Legierung mit Br ≈ 1, 2 T ). Andere typische
Permanentmagnetmaterialien sind Legierungen von Kobalt mit
seltenen Erden (Samarium-Kobalt, Br ≈ 1, 22 T).
221
B/T
In weichmagnetischen
2.0
Materialien kann die Hysterese
1.8
oft vernachlässigt werden, und
die B/H-Kennlinie ist mit guter 1.6
1.4
Näherung eine nichtlineare
eins-zu-eins Beziehung. In
1.2
diesem Fall gilt für „kleine“
1.0
Werte von B (bis ca. 1,5 T)
Eisen
0.8
B = µ r µ0 H
mit µr ≈ 103 − 105 .
Für höhere Flussdichten ist µ
eine nichtlineare Funktion
von H, bzw. B.
0.6
0.4
0.2
0.0
0
Luft
20
40
60
80
-1
100
120
140
H/Am
222
4. Elektromagnetische Induktion
Drei charakteristische Experimente Faradays (1831)
Experiment 1:
Eine Leiterschleife, abgeschlossen mit einem Widerstand R
(oder auch kurzgeschlossen) wird nach rechts mit der
Geschwindigkeit v aus einem Bereich mit einem normal zur
Zeichenebene gerichteten von einem ruhenden Magneten
erzeugten Magnetfeld B herausgezogen. Es fließt in der
Schleife ein Strom I.
223
Experiment 2:
Die Leiterschleife ruht und es wird der Magnet nach links mit
der Geschwindigkeit v bewegt. Es fließt in der Schleife ein
Strom I.
224
I
B(t)
R
Experiment 3:
Leiterschleife und Magnet sind in Ruhe, aber das
Magnetfeld B ist entsprechend zeitabhängig B = B(t). Es
fließt wieder ein Strom I in der Schleife.
225
Im ersten Fall bewegt sich die Leiterschleife in einem
statischen Magnetfeld, d.h. ein Stromfluss kann nur
zufolge der Lorentzkraft auf die in der Schleife
mitgeführten Elektronen zustande kommen.
In den Fällen 2 und 3 ist die Leiterschleife in Ruhe, der
Strom kann nicht auf die Lorentzkraft zurückgeführt
werden, es muss vielmehr ein elektrisches Feld dafür
verantwortlich sein. Es war die geniale Idee Faradays,
dass dieses elektrische Feld durch die zeitliche Änderung
des Magnetfeldes induziert wird (Faraday‘sches
Induktionsgesetz).
226
Dass der Strom in den Fällen 1 und 2 identisch ist, ist eine
Folge der speziellen Relativitätstheorie, da es der zufolge
nur auf die Relativgeschwindigkeit zwischen Magnet und
Leiterschleife ankommt.
Spezielle Relativitätstheorie: in Koordinatensystemen,
welche sich gegenüber einander mit einer konstanten
Geschwindigkeit bewegen, laufen alle physikalischen
Vorgänge in identischer Weise ab.
Dies bedeutet, dass das elektrische Feld und das
Magnetfeld in verschiedenen Koordinatensystemen
nicht übereinstimmen können: im Experiment 1 wirkt
ein Magnetfeld auf die sich bewegenden Ladungsträgern
im Experiment 2 sind die Ladungsträgern in Ruhe, es
kann nur ein elektrisches Feld auf sie wirken.
227
Zwei Koordinatensysteme:
S :ruhendes System, Laborsystem
S´: bewegt sich mit der konstanter Geschwindigkeit v bzg. S
Transformation der elektrischen und magnetischen Feldern:
Größen in S: E, B, Größen in S´: E´, B´.
Aufteilung in Komponenten parallel (  ) und senkrecht (⊥) zu v:
E=
E + E⊥ , E′ =
E′ + E′⊥ , B =
B  + B ⊥ , B′ =
B′ + B′⊥
=
E′ E ,=
E′⊥
=
B′ B , =
B′⊥
1
2
( E⊥ + v × B ⊥ )
v
1− 2
c
1
v


B
−
×
E
⊥
2
2  ⊥
c


v
1− 2
c
Für v  c :
E′ = E + v × B,
B′ = B
228
4.1 Bewegungsinduktion
4.1.1 Bewegung eines stabförmigen Leiters in einem homogenen
Magnetfeld
=
F Q ( v × B)
229
Durch die Bewegung des Leiters im Magnetfeld werden sich
zufolge der Lorentzkraft (magnetische Kraft) Elektronen am
hinteren Ende des Stabes ansammeln und positive
Atomrümpfe am vorderen Ende des Stabes hinterlassen. Es
baut sich ein elektrisches Feld auf, bis im stationären Zustand
das elektrische Feld im Gleichgewicht mit der magnetischen
Kraft steht:
F =QE + Q ( v × B ) =0 ⇒ im Leiter gilt: E =
−( v × B)
230
In einem mit dem Stab mitbewegten Bezugssystem S´, stellt
der Beobachter ein Magnetfeld B und ein homogenes
elektrisches Feld E= v × B fest (angenommen, dass v im
Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit c klein ist).
In diesem elektrischen Feld ruht der Stab, es treten keine
magnetischen Kräfte auf, auf der Oberfläche des Stabes
stellen sich Flächenladungen so ein, dass das Innere des
Stabes feldfrei ist (Influenz). Diese Oberflächenladungen
erzeugen außerhalb des Stabes ein zusätzliches elektrisches
Feld, das, für v  c , gleich wie das in S beobachtete
elektrische Feld aussieht.
231
4.1.2 Bewegung einer rechteckigen Drahtschleife in einem
homogenen Magnetfeld
In S treibt die Lorentz-Kraft
die Ladungsträger quer zur
v. Es fließt kein Strom in
der Schleife.
Im Bezugssystem S´, in dem die Schleife ruht, stellt der
Beobachter die Felder B′ ≈ B und E′ ≈ v × B fest. Die Kraft auf
die Ladungen ist hier eine rein elektrische, da die Ladungen in
S´ ruhen. Das Leiterinnere ist feldfrei (Influenz).
232
Die Kraft, welche auf die Ladungsträger wirkt ist konservativ:
∫ F ⋅ d=s Q ∫ ( v × B) ⋅ d=s
C
S
C
∫ F′ ⋅ d s=′ Q ∫ E′ ⋅ d s=′
C′
0 in
0 in
S ′.
C′
Es gibt keine induzierte Spannung. Der Fluss der
Leiterschleife ist in beiden Systemen zeitunabhängig.
233
4.1.3 Bewegung der Leiterschleife in einem inhomogenen
Magnetfeld
Im Laborsystem S bewegt sich die Leiterschleife mit der
Geschwindigkeit v in y-Richtung in einem inhomogenen
Magnetfeld. Wieder treten nur magnetische Kräfte auf die
Elektronen in der Schleife auf. B sei nur eine Funktion von
y: B = B( y )
234
Das Linienintegral
∫ F ⋅ d=s
C
Q ∫ ( v × B) ⋅ d=
s Qv( B1 − B2 )b
C
ist die Arbeit, die von der Kraft F während eines Umlaufes an
der Ladung Q verrichtet wird. Die Arbeit je Ladung ist die
induzierte Spannung UEMK (EMK, elektromotorische Kraft):
U EMK =
1
F ⋅ ds =

∫
QC
∫ ( v × B) ⋅ d s =
vb( B1 − B2 )
C
Es wird ein Strom fließen, der durch das Ohm´sche Gesetz
gegeben ist:
U EMK
I=
R
235
4.1.4 Fluss durch die bewegte Schleife
Position der Schleife zur
Zeit t+dt
aus Schleife
austretender
Fluss
neu in Schleife eintretender
Fluss
B1bvdt
Austretender Fluss: − dΦ 1=
Eintretender Fluss: dΦ 2 = B2bvdt
Flussänderung: dΦ =
−( B1 − B2 )bvdt
U=
vb( B1 − B2 )
EMK
⇓
U EMK
dΦ
= −
dt
236
Diese Beziehung gilt nicht nur für diese spezielle Schleife, sondern
für eine beliebige Anordnung:

ds
Die Schleife C1 hat sich in der Zeit
dt weiterbewegt und hat nun die
Form C2.
Die ursprüngliche Fläche Γ1 bildet
mit der neuen Fläche Γ2 (mit dem
Rand C2) und der Randfläche dΓM
die Hüllfläche eines Volumens, für
dessen Oberfläche wegen des
zeitlich unveränderlichen
Magnetfeldes gilt:
Γ 1+

∫
Γ
Γ
2 +d
B ⋅ dΓ =
0
M
237
Der Differenzfluss ist genau der Fluss durch die Randfläche dΓM :
Φ (t + dt ) =
∫Γ
Γ 1+d
B ⋅ d Γ = Φ (t ) +
d
M
dΦ = Φ (t + dt ) − Φ (t ) =
d
∫Γ
∫Γ
B ⋅ dΓ =
M
B ⋅ dΓ
M
∫ B ⋅ ( vdt × ds)
C1
dΦ
⇒
=
B ⋅ ( v × d s) =
− ∫ ( v × B) ⋅ d s

∫
dt C1
C1
Die Kraft F auf eine ladung Q ist=
F Q ( v × B ) . Somit:
F
dΦ
d
U EMK =
d
s
v
B
d
s
B ⋅ dΓ
⋅
=
×
⋅
=
−
=
−
(
)
C∫ Q
C∫
∫
dt
dt Γ
U EMK
dΦ
= −
dt
238
4.2 Zeitlich veränderliches Magnetfeld: das
Faraday‘sche Induktionsgesetz
Ändert sich B auch zeitlich, ist die totale Ableitung des
Flusses noch um das Flächenintegral über die zeitliche
Änderung von B zu ergänzen:
dΦ
=
dt
∂B
∫Γ ∂t ⋅ d Γ − C∫ ( v × B) ⋅ d s.
Wegen der zeitlichen Änderung von B ist nun auch ein
elektrisches Feld vorhanden, welches zusätzlich einen
Beitrag zur EMK leistet:
U EMK=
∫ (E + v × B) ⋅ d s.
C
239
Somit ergibt sich wiederum die Flussregel:
U EMK
∂B
dΦ
=
−∫
⋅ d Γ + ∫ ( v × B) ⋅ d s =
−
C∫ (E + v × B) ⋅ d s =
dt
Γ ∂t
C
Faraday‘sche Induktionsgesetz:
Die zeitliche Änderung des Magnetfeldes erzeugt ein
elektrisches Feld:
∂B
−∫
⋅ dΓ
C∫ E ⋅ d s =
Γ ∂t
Dies gilt auch, wenn keine Leiterschleife vorhanden ist.
240
4.3 Die Lenz‘sche Regel
Ändert sich der Fluss einer Leiterschleife mit einem
endlichen Widerstand, induziert die EMK einen Strom.
Dieser Strom verursacht ein Magnetfeld, welches den Fluss
der Schleife ändert. Die Lenz‘sche Regel sagt, dass die
Änderung des Flusses durch den induzierten Strom der
induzierenden Änderung des Flusses entgegenwirkt.
241
Beispiel: Ruhende Schleife mit zeitlich veränderlichem
Fluss
dΦ
∂B
U EMK =
−∫
⋅ nd Γ =
−
C∫ E ⋅ ds =
dt
Γ ∂t
dΦ
Fall A. Fluss nimmt zu:
> 0 ⇒ U EMK < 0
dt
B: Rechtshandregel
n
I
B ⋅ n < 0 ⇒ Φ nimmt ab!
C
Fall B. Fluss nimmt ab:
n
dΦ
< 0 ⇒ U EMK > 0
dt
B: Rechtshandregel
I
B ⋅ n > 0 ⇒ Φ nimmt zu!
C
242
Beispiel: Bewegung einer Leiterschleife im inhomogenen
Magnetfeld
Der Fluss nimmt wegen
der Bewegung ab.
Das Magnetfeld des
Stromes wirkt der
Flussabnahme entgegen.
Die Kraft auf die Schleife
ist nach links gerichtet, für
die Bewegung der Schleife
mit der Geschwindigkeit v
nach rechts muss eine
Kraft aufgewendet werden.
243
Beispiel: Fallender Kupferring im Feld einer Spule
Der Ring oberhalb der Spule fällt nach unten. Der Fluss
durch den Ring nimmt zu. Es wird eine Spannung
induziert, die einen Strom I treibt, der selbst wieder ein
Magnetfeld erzeugt, das der Zunahme des Spulenfeldes
entgegenwirkt. In diesem Fall ist das Magnetfeld des
Ringes dem Spulenfeld entgegen gerichtet.
Der Ring unterhalb der Spule fällt nach unten. Der Fluss
durch den Ring nimmt ab. Es wird eine Spannung
induziert, die einen Strom I treibt, der selbst wieder ein
Magnetfeld erzeugt, das der Abnahme des Spulenfeldes
entgegenwirkt. In diesem Fall unterstützt das Feld des
Ringes das Spulenfeld.
244
Die Beziehung zwischen der Spannung und dem Strom einer
Spule
i
L
B
u
n
Γ
i
CΓ
u
Faraday‘sches Induktionsgesetz für die Fläche Γ:
d
dΦ
C∫ E ⋅ ds + dt Γ∫ B ⋅ nd Γ =−u + dt =0.
Γ
di
u=L
dt
245
4.4 Energie im magnetischen Feld
Energie von zwei Leiterschleifen mit den Strömen I1 und I2.
I2
I1
Die Ströme werden von 0 auf die jeweiligen Endwerte I1,
bzw. I2 erhöht. Die dabei geleistete Arbeit ist die Energie.
Annahme: lineare Materialeigenschaften
=
B µ=
H, bzw. Φ LI
246
Energie der Schleife 1: der Strom i1 wird in der Zeit dt um di1
erhöht (die andere Schleife bleibt stromlos). Dadurch erhöht
sich der Fluss Φ1 durch die Schleife um dΦ1: dΦ 1 = L11di1 .
Es wird eine Spannung
dΦ 1
di 1
induziert.
u 11=
−
=
− L11
dt
dt
Um diese Stromerhöhung di1 zu realisieren, muss die
angelegte Spannung –u11 betragen. Dabei wird in der Zeit
dt eine Arbeit dW1 =
−u11dQ1 =
−u11i1dt =
L11i1di1 geleistet.
Die gesamte Arbeit, d.h. der magnetische Energieinhalt
der Schleife 1 ist:
I1
1
1
2
=
=
W1 ∫ L=
L11 I1
I1Φ1
11i 1di 1
2
2
i1 =0
247
Auf ähnliche Weise wird danach in der Schleife 2 der Strom von
Null auf I2 erhöht. Die dabei von der Quelle zu leistende Arbeit
I2
ist:
1
1
2
W2 ∫ L=
L 22 I 2
I 2Φ 2
=
=
22 i 2 di 2
2
2
i2 =0
Wird der Strom in der Schleife 2 in der Zeit dt um di2 erhöht,
ändert sich auch der Fluss in der Schleife 1 um den Wert
dΦ 12 = L12 di2 und es wird in der Schleife 1 eine Spannung
dΦ 12
di
u 12 =
−
=
− L12 2 induziert.
dt
dt
Diese Spannung muss der Generator der Schleife 1
kompensieren (– u12), da sich der Strom I1 in der Schleife 1 nicht
mehr ändern darf. Die Quelle 1 leistet daher die Arbeit dW12:
I2
dW12 =
−u12 dQ1 =
−u12 I1dt =
L12 I1di2 , bzw. W12 =
L12 I1 I 2
∫ L12 I 1di 2 =
i2 =0
248
Die gesamte von den Quellen geleistete Arbeit, welche als
magnetische Energie im System der beiden Schleifen steckt, ist:
1
1
2
W = L11 I1 + L 22 I 22 + L12 I1 I 2
2
2
Wird zuerst die Schleife 2 auf Strom gebracht und danach erst
die Schleife 1, ist das Ergebnis:
1
1
2
W = L11 I1 + L 22 I 22 + L 21 I 2 I1
2
2
249
Allgemein gilt für N Schleifen wegen der Symmetrie und
I1I2 = I2I1:
1 N N
W = ∑∑ Lij I i I j magnetische Energie eines systems von N Schleifen
2=i 1 =j 1
N
Der Ausdruck Ψ i = ∑ Lij I j ist der Fluss (Flussverkettung)
j =1
durch die Schleife i zufolge der Ströme in allen N Schleifen:
1 N
W = ∑ I iΨ i
2 i =1
250
4.4.1 Energieinhalt des magnetischen Feldes
B und H seien die magnetische Flussdichte und die
magnetische Erregung in einem Punkt im Raum. In einem
sehr kleinen Volumen ∆Ω um diesen Punkt kann das Feld als
homogen betrachtet werden.
Energie einer infinitesimalen Leiterschleife:
K=H
∆d
B
∆Γ
1
1
1
∆W =
H ⋅ B∆Ω
K ∆d 
B∆Γ =
HB∆d ∆Γ =

2 I
2
2
Φ
magnetische Energiedichte
(eine Feldgröße) wird postuliert als:
∆W 1
w
=
=
H ⋅B
m
∆Ω 2
251
Magnetische Energie in einem Volumen Ω:
1
W ∫ wm=
dΩ
=
H ⋅ Bd Ω
∫
2Ω
Ω
Die Energie wird nicht in den Strömen, sondern im
magnetischen Feld gespeichert.
252
4.4.2 Magnetische Energie bei Anwesenheit ferromagnetischer
Werkstoffe
Die Energiedichte für Materialien mit einer
nichtlinearen Beziehung zwischen B und H ist: w=
m
wobei die Flussdichte von Null bis zum endgültigen
Wert B erhöht wird.
Magnetische Energie:
B
∫ H ⋅ d B,
0
B
=
W
∫Ω ∫ H ⋅ d Bd Ω
0
253
Ist der Zusammenhang zwischen B und H linear, führt das
1
=
H ⋅B
Integral für wm auf die bereits bekannte Beziehung w
m
2
Die magnetische
Energiedichte entspricht der
oberen Dreiecksfläche:
B
1
∫0 H.d B = 2 HB
Die untere Dreiecksfläche ist gleich groß wie die obere und
wird magnetische Koenergiedichte genannt.
254
Ist der Zusammenhang zwischen B und H nichtlinear, ergibt
das Integral im Allgemeinen einen kleineren Wert als die
Dreiecksfläche (Sättigung) während sich für die
Koenergiedichte ein größerer Wert als die Dreiecksfläche
ergibt:
wm
wmc
Für die Koenergiedichte gilt:
wmc = H ⋅ B − wm
255
Unter Berücksichtigung der Hysterese erhält man bei
periodischen Vorgängen während der beispielsweise
positiven Halbperiode des Stromes als Differenz der
magnetischen Energiedichten die halbe Schleifenfläche.
Die der Schleifenfläche entsprechende Energiedichte über das
gesamte Volumen integriert, geht während einer Periode von I
als Verlustenergie (Hysteresisverluste, Wärme) verloren.
256
4.4.3 Virtuelle Verschiebung
Berechnung der Kraft auf stromführende Leiterschleifen
aus Energieerhaltungssatz. Die Schleife wird um ein
kleines Wegelement dr im Feld aller Schleifen
verschoben. Für ein energetisch abgeschlossenes System
gilt:
0 bzw.
F ⋅ d r + dW =
F ⋅ dr =
− dW
Dies ist der Fall, wenn durch die Verschiebung keine
Spannungen in den Schleifen induziert werden. Dafür muss
der Fluss Φ durch die Schleifen konstant gehalten werden.
257
Halten wir jedoch die Ströme in den Schleifen konstant,
handelt es sich um ein gekoppeltes System. Die Summe der
Energien, die vom einen System aufgenommen werden, ist
gleich der Energie, die vom anderen System abgegeben wird.
In diesem Fall werden in den Schleifen bei der Verschiebung
Spannungen induziert, die von den Quellen kompensiert
werden müssen. Die Quellen leisten dabei die Arbeit:
N
dΦ j
=
Ij
dt ∑ I j dΦ j
∑
dt
j 1=
j 1
N
dWQ
Für dieses gekoppelte System gilt daher:
dWQ=
N
∑ I dΦ =
j =1
j
j
dW + F ⋅ d r
258
1 N
Im linearen Fall ist die Energie W = ∑ I jΦ j , d.h.
2 j =1
1 N
dW = ∑ I j dΦ j
2 j =1
N
1 N
1 N
F dr
dWQ − dW =
I j dΦ j − ∑ I j dΦ j = ∑ I j dΦ j =
dW =⋅
∑
2 j 1=
2 j1
=j 1 =
Für konstant gehaltene Ströme gilt daher im linearen Fall:
F ⋅ dr =
dW
259
Im nichtlinearen Fall (Anwesenheit von ferromagnetischer
Materie) gilt:
N
B
B
WQ − W =∑ I jΦ j − ∫ ∫ H ⋅ d B d Ω =∫ H ⋅ B d Ω − ∫ ∫ H ⋅ d B d Ω =Wmc
j =1
Ω 0
Ω
Ω 0
Wmc ist die Koenergie und das Prinzip der virtuellen
Verschiebung ergibt:
F ⋅ dr =
dWmc
260
5. Elektromagnetische Wellen
5.1 Zeitlich veränderliches elektrisches Feld: der
Verschiebungsstrom
Ändert sich das elektrische Feld zeitlich, gilt für die
Quellen der elektrischen Stromdichte das
Kontinuitätsgesetz:
dQ
d
∂ρ
−
=
− ∫ ρdΩ =
−∫
dΩ
Γ∫ J ⋅ d Γ =
dt
dt Ω
Ω ∂t
dΓ1
∂Γ1 =
∂Γ 2
C=
J
Aus dem Durchflutungssatz
Γ1
Γ2
dΓ 2
∫ H ⋅ ds = Γ∫ J ⋅ d Γ = Γ∫ J ⋅ d Γ
folgt aber, dass ∫ J ⋅ d Γ =
0
Γ
C
1
2
261
Der Widerspruch ist bei der Entladung eines Kondensators
offensichtlich:
∫ H ⋅ ds = Γ∫ J ⋅ d Γ =
C
I
1
steht im Widerspruch zu
∫ H ⋅ ds = ∫ J ⋅ d Γ = 0
C
Γ2
Auch durch Γ2 muss der Strom I auftreten. Die entsprechende
Stromdichte ist die Verschiebungsstromdichte JD:
∫ H ⋅ ds= Γ∫ J
C
2
D
⋅ d Γ= I
262
5.2 Die Maxwell‘sche Ergänzung des Durchflutungssatzes
Der Durchflutungssatz muss daher lauten:
∫ Γ H ⋅ ds = Γ∫ ( J + J ) ⋅ d Γ für eine beliebige offene Fläche Γ
D
C =∂
C=
∂Γ1 =
∂Γ 2
Γ1
Γ2
dΓ1
J+JD
Daraus folgt
∫Γ ( J + J ) ⋅ d Γ = Γ∫ ( J + J ) ⋅ d Γ
D
dΓ 2
1
D
2
D.h., dass für eine beliebige geschlossene Fläche Γ gilt:
0
(J + J ) ⋅ d Γ =

∫
Γ Ω
D
=∂
263
Die Quellen der Summe der Leitungsstromdichte und der
Verschiebungsstromdichte sind daher Null, d.h. die Quellen
der Leitungsstromdichte sind:
J⋅dΓ =
− ∫ J

∫
Γ Ω
Γ Ω
⋅dΓ
D
=
∂
=
∂
Die Quellen der Leitungsstromdichte sind aus dem
Kontinuitätsgesetz:
d
J⋅dΓ =
− ∫ ρdΩ

∫
dt Ω
Γ =∂Ω
Es gilt daher für die Verschiebungsstromdichte:
d
J D ⋅ d Γ =∫ ρ d Ω

∫
dt Ω
Γ =∂Ω
264
Aus dem Gauß‘schen Gesetz hat man
ρdΩ
D ⋅ dΓ =
∫
∫

Γ Ω
Ω
=∂
D.h.:
d
∂D
⋅dΓ
J D ⋅ d=
Γ
D ⋅ d=
Γ

∫

∫

∫
dt Γ =
∂t
Γ=
∂Ω
∂Ω
Γ=
∂Ω
Da dies für eine beliebige geschlossene Fläche gilt, hat man
∂D
JD =
∂t
Die Maxwell‘sche Ergänzung des Durchflutungssatzes ist daher:
∫ Γ
C =∂
H ⋅ ds=
∂D 

J
+
∫Γ  ∂t  ⋅ d Γ
265
Die Beziehung zwischen der Spannung und dem Strom eines
Kondensators
n
u
Γ
i
i
i
C
Ω
∂D
∂t
Integration des Kontinuitätsgesetzes über Ω:
d
dQ
∫Γ J ⋅ nd Γ + dt Ω∫ ρ d Ω = −i + dt = 0.
du
i=C
dt
266
Auch die ein zeitlich verändertes elektrisches Feld
verursacht ein Magnetfeld!
∂D
J+
∂t
Speziell, falls
∂
=0
∂t J
H
H
im Vakuum:
∂B
∂D
−
∂t
∂t
H (t )
E(t )
aber auch im Vakuum
∂D
∂t
H
Das zeitveränderliche elektrische
und magnetische Feld erzeugen
einander gegenseitig:
elektromagnetisches Feld,
elektromagnetische Wellen
267
5.3 Leitungen
Leitung: sehr (unendlich) lange Anordnung von zwei
parallelen Leitern mit konstantem Querschnitt:
z
z
z. B.:
r0
allgemeine Leitung
r0
d
Doppeldraht mit kreisförmigem Querschnitt
z
Materialeigenschaften:
µ , γ , ε in der Umgebung,
γ l in den Leitern.
ri
ra
Koaxialkabel
268
5.3.1 Verteilte Netzwerkparameter
Widerstand, Induktivität, Leitwert und Kapazität pro
Längeneinheit: R´, L´, G´, C´. Einheiten: Ω/m, H/m, S/m, F/m.
du1
Serielle Parameter:
i( z, t )
Strömungsfeld in
γ
l
du2
Leitern
du = du1 + du2 = iR′dz ,
R´ hängt von der
Geometrie und von γl ab.
i( z, t )
z
z + dz
i( z, t )
dψ = iL′dz ,
dψ
L´ hängt von der
Geometrie und von µ ab.
µ
Magnetfeld in der
Umgebung
i( z, t )
z
z + dz
269
Parallele Parameter:
di = uG′dz ,
u ( z, t )
G´ hängt von der
Geometrie und von γ ab.
di
z
γ
Strömungsfeld in
der Umgebung
z + dz
dQ
dQ = uC ′dz ,
u ( z, t )
− dQ
ε
elektrisches Feld
in der Umgebung
C´ hängt von der
Geometrie und von ε ab.
z
z + dz
270
5.3.2 Die Leitungsgleichungen
i( z, t )
dψ
u ( z, t )
i( z, t )
z
Induktionsgesetz:
CΓ
u ( z, t ) +
∂u
dz
∂z
Γ
z + dz
d
− ∫ B ⋅ nd Γ ,
C∫ E ⋅ ds =
dt Γ
Γ
∂u
∂
u ( z , t ) + dz − u ( z , t ) + iR′dz =
− (iL′)dz ,
∂z
∂t
−
∂u
∂i
= R′i + L′ .
∂z
∂t
271
ΓΩ
i( z, t )
dQ
u ( z, t )
di
z
Kontinuitätsgesetz:
Ω
z + dz
∫ J ⋅ nd Γ = −
ΓΩ
i( z, t ) +
∂i
i ( z , t ) + dz
∂z
d
ρ d Ω,
∫
dt Ω
∂i
∂
dz − i ( z , t ) + uG′dz =
− (uC ′)dz ,
∂z
∂t
∂i
∂u
− = G′u + C ′ .
∂z
∂t
272
Leitungsgleichungen:
−
∂u
∂i
= R′i + L′ ,
∂z
∂t
−
∂i
∂u
= G′u + C ′ .
∂z
∂t
∂ 2u
∂i
∂ 2i
∂i
∂ ∂i
,
− 2 = R ′ + L′
= R ′ + L′
∂z
∂z
∂z∂t
∂z
∂t ∂z
Telegraphengleichungen:
∂ 2u
∂ 2u
∂u
′
′
′
′
′
′
=
L C 2 + ( R C + L G ) + R′G′u.
2
∂z
∂t
∂t
Ähnlich für den Strom:
∂ 2i
∂ 2i
∂i
′
′
′
′
′
′
=
L
C
+
(
R
C
+
L
G
)
+ R′G′i.
2
2
∂z
∂t
∂t
273
5.3.3 Lösung der Leitungsgleichungen im Frequenzbereich
u ( z , t ) Uˆ ( z ) cos(ω t + ϕ u ( z )),
=
Annahme:
=
i ( z , t ) Iˆ( z ) cos(ω t + ϕ i ( z )).
Komplexe Amplituden
(komplexe Scheitelwerte): U ( z ) = Uˆ ( z )e jϕu ( z ) ,
I ( z ) = Iˆ( z )e jϕi ( z ) .
Leitungsgleichungen im Frequenzbereich:
dU ( z )
( R′ + jω L′) I ( z ),
=
dz
dI ( z )
−
=
(G′ + jωC ′)U ( z ).
dz
−
274
d 2U ( z )
dI ( z )
′
′
=
−
(
R
+
j
ω
L
)
=
( R′ + jω L′)(G′ + jωC ′)U ( z ).
2
dz
dz
p2 =
( R′ + jω L′)(G′ + jωC ′),
d 2U ( z )
2
=
p
U ( z ).
2
dz
p=
( R′ + jω L′)(G′ + jωC ′) : Ausbreitungskoeffizient.
p= α + j β ,
α = Re( p ) ≥ 0, β = Im( p ) ≥ 0.
=
U ( z ) U + e − pz + U − e pz .
275
1
dU ( z )
p
p
I ( z) =
−
=
U + e − pz −
U − e pz ,
R′ + jω L′ dz
R′ + jω L′
R′ + jω L′
R′ + jω L′
Z0 =
=
p
R′ + jω L′
: Wellenimpedanz.
G′ + jωC ′
U + − pz U − pz
=
I ( z)
e −
e .
Z0
Z0
276
+
+ − pz
U
=
( z ) U=
e
U + e − (α + j β ) z
beschreibt eine sich in der positiven z-Richtung ausbreitende,
gedämpfte Welle:
=
u + ( z , t ) U + e −α z cos(ω t − β z ).
Die Phase der Spannung kann im Zeitpunkt t an der Stelle z
gleich sein, wie im Zeitpunkt t+∆t an der Stelle z+∆z:
ω t − β=
z ω (t + ∆t ) − β ( z + ∆z ) ⇒ ω∆t = β∆z.
∆z
ω
= v=
β
∆t
Wellenlänge λ:
Phasengeschwindigkeit.
βλ = 2π ⇒ λ =
2π
β
.
277
1
t t + ∆t
0.8
U + e −α z
0.6
0.4
0.2
0
z
-0.2
-0.4
-0.6
∆z = v∆t
-0.8
-1
0
1
3
2
4
5
6
7
λ
278
1
0.8
0.6
0.4
0.2
0
-0.2
-0.4
-0.6
-0.8
-1
0
1
2
3
4
5
6
7
279
Ähnlich beschreibt
−
− pz
U=
( z ) U=
e
U − e(α + j β ) z
eine sich in der negativen z-Richtung ausbreitende, gedämpfte
Welle:
u − ( z , t ) U − eα z cos(ω t + β z ).
=
Bedingung für die gleiche Phase im Zeitpunkt t an der Stelle z
und im Zeitpunkt t+∆t an der Stelle z+∆z:
∆z
ω
= v= − .
ω t + β=
z ω (t + ∆t ) + β ( z + ∆z ) ⇒ ω∆t =− β∆z ,
∆t
β
α : Dämpfungsfaktor , β : Phasenfaktor.
280
Allgemeine Lösung: =
U ( z ) U + e − pz + U − e pz ,
U + − pz U − pz
=
I ( z)
e −
e .
Z0
Z0
Die Wellenimpedanz Z0 ist das Verhältnis zwischen den
komplexen Amplituden der sich in der positiven Richtung
ausbreitenden Spannungs- und Stromwellen.
Für die sich in der negativen Richtung ausbreitenden
Wellen ist dieses Verhältnis -Z0.
281
5.3.4 Ideale Leitung
=
R′ 0,=
G′ 0.
p=
( jω L′)( jωC ′)= jω L′C ′ ⇒ α= 0, β= ω L′C ′.
Keine Dämpfung!
Z0
=
=
v
jω L′
=
jωC ′
ω
=
β
L′
.
C′
Die Wellenimpedanz ist reell!
1
. Im Allgemeinen gilt L′C ′ = µε .
L′C ′
Im Vakuum: v =
1
m
≈ 2.9979 ⋅10
= c : Lichtgeschwindigkeit!
s
µ 0ε 0
8
282
Ideale Leitung bei allgemeiner Zeitabhängigkeit:
∂u
∂i
∂i
∂u
′
′
L , − =
.
=
C
Leitungsgleichungen: −
∂z
∂t
∂z
∂t
∂ 2u
∂ 2u
= L′C ′ 2 ,
2
∂z
∂t
∂ 2i
∂ 2i
= L′C ′ 2 : skalare 1D Wellengleichung.
2
∂z
∂t
z
Alle Funktionen der Form f ( z , t ) = f (t  ) sind Lösungen
v
1
):
der 1D Wellengleichung (v =
L′C ′
2
∂2 f
1
z
f
z
1
z
∂
′′
f
(
t
),
=

′
′
′
′
′′
′′
=
L C 2 L=
C f (t  )
f (t  ).
2
2
2
v
v
∂z
v
v
v
∂t
q. e. d.
283
z
f (t − ) beschreibt eine sich in der positiven z-Richtung mit einer
v
Geschwindigkeit v ausbreitende Welle:
f (− x)
z.B.
x
f ( z, t ) t = 0
t = ∆t
z
v∆t
284
5.3.5 Abschluss von Leitungen
I ( z)
U0
Z2
U ( z)
0
l
z
U (0) = U 0 , U (l ) = Z 2 I (l ).
=
U (l ) U + e − pl
Z2
+
−
U
U
e − pl −
e pl .
, I (l )
+ U − e pl =
Z0
Z0
U − e pl
1 + + − pl
U + e − pl + U − e pl
U e .
Z=
Z
0
0
U − e pl
U + e − pl − U − e pl
1 − + − pl
U e
285
U − e pl U − 2 pl
r2 =
e : Reflexionskoeffizient.
=
+ − pl
+
U e
U
1 + r2
,
Z2 = Z0
1 − r2
Z2 − Z0
r2 =
.
Z2 + Z0
U ( z ) U + e − pl (e p ( l − z ) + r2 e − p ( l − z ) ),
=
U + − pl p ( l − z )
I ( z)
e (e
− r2 e − p ( l − z ) ).
Z0
einfallende Wellen
reflektierte Wellen
286
Am Anfang der Leitung:
U0
U =
,
−2 pl
1 + r2 e
+
+
−2 pl
U (0)
U
(1
r
e
),
= U=
+
0
2
U − = U + r2 e −2 pl .
Z2 − Z0
r2 =
.
Z2 + Z0
Anpassung:
Wenn=
Z 2 Z=
0.
0 : r2
Keine Reflexion:
+
U
e − pz .
U ( z ) = U + e − pz , I ( z ) =
Z0
U ( z)
= Z0 .
I ( z)
287
Kurzschluss:
Wenn Z 2 = 0 : r2 = −1.
Mit der Bezeichnung x = l − z :
+
U
− px
e − pl (e px + e − px ).
U ( x) U + e − pl (e px − e=
), I ( x)
=
Z0
Spezialfall: ideale Leitung =
(α 0,=
p jβ )
− jβ x
U
=
( x) U + e − j β l (e j β x − e=
) 2 jU + e − j β l sin β x,
U + − jβ l jβ x − jβ x
U + − jβ l
=
I ( x)
e (e + e=
) 2
e cos β x.
Z0
Z0
Stehende Wellen.
288
Spannung und Strom beim Kurzschluss.
t2 > t1
1
0.8
t1
t3 > t 2
u ( x, t )
0.6
t 4 > t3
0.4
x
0.2
0
0
t5 > t 4
-0.2
-0.4
-0.6
-0.8
-1
0
1
2
3
4
5
6.2832
6
7
i ( x, t )
1
x
t2 > t1
t3 > t 2
0
-1
t1
t 4 > t3
0
0
t5 > t 4
6.2832
289
Leerlauf:
Wenn Z 2 → ∞ : r2 =1.
Für ideale Leitungen:
− jβ x
U
( x) U + e − j β l (e j β x + e=
) 2U + e − j β l cos β x,
=
U + − jβ l jβ x − jβ x
U + − jβ l
=
I ( x)
e (e − e=
) 2j
e sin β x.
Z0
Z0
290
Spannung und Strom beim Leerlauf:
u ( x, t )
1
t2 > t1
x
t1
t3 > t 2
0
-1
0
t5 > t 4
t 4 > t3
6.2832
0
t2 > t1
1
0.8
t1
t3 > t 2
i ( x, t )
0.6
t 4 > t3
0.4
x
0.2
0
0
t5 > t 4
-0.2
-0.4
-0.6
-0.8
-1
0
1
2
3
4
5
6
6.2832
7
291
6. Die Maxwell‘schen Gleichungen
6.1 Die integrale Form der Maxwell‘schen Gleichungen
Die 1. Maxwell‘sche Gleichung
∫ Γ
H ⋅ ds=
C =∂
Γ
C = ∂Γ
∂D 

J
+
∫Γ  ∂t  ⋅ nd Γ
∂D
n J + ∂t
ds d Γ
H
für alle Flächen Γ
Der Ampere‘sche
Durchflutungssatz mit
der Maxwell‘schen
Ergänzung: die Wirbel
der magnetischen
Erregung sind die
Leitungs- und
Verschiebungsströme
292
Die 2. Maxwell‘sche Gleichung
∂B
−∫
⋅ nd Γ
E ⋅ ds =

∫
C =∂Γ
Γ ∂t
Γ
C = ∂Γ
∂B
n − ∂t
ds d Γ
E
für alle Flächen Γ
Das Faraday‘sche
Induktionsgesetz: der
Wirbel der elektrischen
Feldstärke ist die
zeitliche Ableitung des
magnetischen Flusses
293
Die 3. Maxwell‘sche Gleichung
B ⋅ nd Γ

∫
Γ Ω
=
0 für alle Volumen Ω
=∂
dΓ n
Γ = ∂Ω
Ω
B
Quellenfreiheit der
magnetischen Flussdichte
294
Die 4. Maxwell‘sche Gleichung
ρ d Ω für alle Volumen Ω
D ⋅ nd Γ =
∫
∫

Γ Ω
Ω
=∂
dΓ n
Γ = ∂Ω
Ω
ρ
D
Gauß‘scher Satz: Die Quellen
der elektrischen Flussdichte
sind die Ladungen
295
6.2 Vektoranalysis
Die integralen Maxwell‘schen Gleichungen gelten für
beliebige Flächen, bzw. Volumen. Mit Hilfe der
Vektoranalysis können Sie als Beziehungen für die
Feldgrößen in beliebigen Punkten als (partielle)
Differentialgleichungen geschrieben werden.
296
6.2.1 Gradient eines Skalarfeldes
Die Änderung einer Skalar-Vektorfunktion u(r) (Ortsvektor
r als unabhängige Variable) wird durch eine Vektorfunktion,
den Gradienten: gradu(r) beschrieben.
In einer beliebigen Richtung (Einheitsvektor e), beschreibt
der Differentialquotient
u ( r ) ∆s
e
u ( r + ∆se )
r
u ( r + ∆se ) − u ( r )
lim
r + ∆se
∆s →0
∆s
O
die Änderung von u. Für den Gradienten gilt:
u ( r + ∆se ) − u ( r )
lim
e ⋅ gradu ( r ) =
∆s →0
∆s
297
Die Richtung des Gradienten ist die Richtung der schnellsten
Änderung von u.
Der Gradient ist senkrecht auf die Flächen u = konst.
Das Linienintegral des Gradienten hängt nur von den
Werten der Funktion u im Anfangs- und Endpunkt der
Linie ab:
gradu
P2
P2
ds
∫ gradu ⋅ d=s u ( P2 ) − u ( P1 )
P1
P1
Daher:
0 für alle geschlossenen Linien
∫ gradu ⋅ ds =
C
298
Beispiel:
Die elektrostatische Feldstärke E hat die Eigenschaften:
∫ E ⋅ d=s
C
P2
0 und ∫ E ⋅ d=
s V ( P1 ) − V ( P2 )
Es gilt daher:
P1
∂
− gradV falls
=
0
E=
∂t
299
6.2.2 Divergenz eines Vektorfeldes, der Gauß‘sche Integralsatz
Die Quellen einer Vektor-Vektorfunktion v(r) (Ortsvektor r
als unabhängige Variable) werden durch eine Skalarfunktion,
die Divergenz divv(r) beschrieben. Für die Divergenz gilt in
einem Punkt r:
=
divv ( r ) lim
Ω →0
r∈Ω
1
Ω
v ⋅ nd Γ

∫
Γ Ω
=∂
300
Der Fluss von v durch die Randfläche Γ eines Volumens Ω:
v ⋅ nd Γ

∫
Γ Ω
=∂
Γ= Γ 1′ + Γ 2′
Γ=
Γ 1′ + Γ 12
1
Γ=
Γ 2′ + Γ 12
2
Zerlegt man Ω in
zwei Teilgebiete
Ω1 und Ω2:
Γ∫ v ⋅ d Γ + Γ∫ v ⋅ d Γ = Γ∫ v ⋅ d Γ +Γ∫ v ⋅ n
12
1
2
1′
dΓ +
12
∫Γ v ⋅ d Γ +Γ∫ v ⋅ n
2′
21
dΓ
12
Γ∫ v ⋅ d Γ =Γ∫ v ⋅ d Γ + Γ∫ v ⋅ d Γ
1
2
301
Für eine N-fache Unterteilung des Volumens Ω gilt:
N
∑ ∫ v ⋅ d Γ =∫ v ⋅ d Γ
Γ
Γ
i =1
∫ v ⋅ d Γ=
i
i
N
Γ∫ v ⋅ d Γ
N
∑ ∫ v ⋅ d Γ= ∑ Ω
i
Ωi
 


→divv
→∫ d Ω
i 1=
i 1
=
Γ
Γi
i
N
Grenzübergang N → ∞ : ∑ Ω i → ∫ d Ω und
i =1
Γ∫ v ⋅ d Γ
Ω
i
Ωi
→ divv
Damit ergibt sich der Gauß’sche Integralsatz:
divvd Ω
v ⋅ dΓ =

∫
∫
Γ Ω
Ω
für alle Volumen Ω
=∂
302
Beispiel:
Die elektrische Flussdichte hat die Eigenschaft:
ρ d Ω für alle Volumen Ω
D ⋅ nd Γ =

∫
∫
Γ Ω
Ω
=∂
Aus dem Gauß'schen Satz folgt:
divDd Ω und daher
D ⋅ nd Γ =

∫
∫
Γ Ω
Ω
=∂
∫Ω divDd Ω = Ω∫ ρ d Ω für alle Volumen Ω
Es gilt daher:
divD = ρ
303
6.2.3 Rotation eines Vektorfeldes, der Stokes‘sche Satz
Die Wirbel einer Vektor-Vektorfunktion v(r) (Ortsvektor r
als unabhängige Variable) werden durch eine
Vektorfunktion, die Rotation rotv(r) beschrieben. Für die
Rotation in einer Richtung (Einheitsvektor e) gilt in einem
Punkt r (e ist der Normalvektor der Fläche Γ in diesem
Punkt):
e ⋅ rotv =
( r ) lim
Γ →0
r∈Γ
1
Γ
∫ Γ v ⋅ ds
C =∂
304
Das Linienintegral von v über einen geschlossenen Weg
(Randkurve C einer Fläche Γ):
v ⋅ dr
∫ Γ
C =∂
Zerlegt man Γ in
zwei Teilflächen
Γ1 und Γ2:
C= C1′ + C2′
C1 =
C1′ + C12 ;
C2 =
C2′ + C12
∫ v ⋅ dr + ∫ v ⋅ dr = ∫ v ⋅ dr + ∫ v ⋅ dr + ∫ v ⋅ dr
1
C1
2
C2
1
C1′
2
1
C12
C2′
+
∫ v ⋅ dr= ∫ v ⋅ dr
2
C12
− d r1
C
305
Für eine N-fache Unterteilung der Fläche Γ gilt:
N
∑ ∫ v ⋅ d s =∫ v ⋅ d s
i =1 Ci
∫ v ⋅ d=s
i
C
N
Γ∫ v ⋅ d s
N
∑ ∫ v ⋅ d=s ∑ Γ
i
Γi
 
→n⋅rotv
→∫ d Γ
i 1=
i 1
=
C
Ci
i
N
Grenzübergang N → ∞ : ∑ Γ i → ∫ d Γ und
i =1
Γ
∫ v ⋅ d s
Ci
Γi
→ n ⋅ rotv
Damit ergibt sich der Stokes’sche Satz:
∫ Γ v ⋅ d=s Γ∫ rotv ⋅ nd Γ
für alle Flächen Γ
C =∂
306
Beispiel:
Die elektrostatische Feldstärke hat die Eigenschaft:
0 für alle Flächen Γ
∫ Γ E ⋅ ds =
C =∂
Aus dem Stokes'schen Satz folgt:
∫ Γ E ⋅ d=s Γ∫ rotE ⋅ nd Γ
und daher
C =∂
∫Γ rotE ⋅ nd Γ
0 für alle Flächen Γ
=
∂
=
rotE 0=
falls
0
Es gilt daher:
∂t
∂
0 ist äquivalent:
− gradV falls
=
Die Aussage E =
∂t
rotgradu = 0 für alle Skalarfunktionen u
307
6.2.4 Gradient, Divergenz und Rotation in orthogonalen
Koordinatensystemen, der Nabla-Operator
Allgemeine orthogonale Koordinaten x1, x2, x3
Kartesische Koordinaten: x1 = x, x2 = y, x3 = z.
(r , φ , z )
z
Zylinderkoordinaten:
y
x1 = r , x2 = φ , x3 = z.
x = r cos φ , y = r sin φ
r
φ
x
Kugelkoordinaten:
x1 = r , x2 = θ , x3 = φ .
x = r sin θ cos φ , y = r sin θ sin φ ,
z = r cosθ
z
( r ,θ , φ )
θ
y
r
φ
x
308
x3
x1 , x2 , x3 bilden ein Rechtssystem :
x1
⋅
⋅ ⋅
x2
Im Allgemeinen bedeuten x1,
x2 und x3 keine Längen.
Der differenzielle Abstand ds1 zwischen den Punkten
(x1, x2, x3) und (x1+dx1, x2, x3) ist h1dx1.
x3
x3 + dx3
Allgemein: dsi = hi dxi
x1 + dx1 h1dx1 h3 dx3
( x1 , x2 , x3 )
h1, h2, h3: metrische
x1
h2 dx2 x2 + dx2
Koeffizienten
x2
309
Metrische Koeffizienten in verschiedenen Koordinatensystemen:
Kartesisches Koordinatensystem: ds1 = dx, ds2 = dy, ds3 = dz ,
x1 = x, x2 = y, x3 = z
Zylinderkoordinatensystem:
x1 = r , x2 = φ , x3 = z
Kugelkoordinatensystem:
x1 = r , x2 = θ , x3 = φ
h1 = 1, h2 = 1, h3 = 1.
ds1 = dr , ds2 = rdφ , ds3 = dz ,
h1 = 1, h2 = r , h3 = 1.
ds1 = dr , ds2 = rdθ , ds3 = r sin θdφ ,
h1 = 1, h2 = r , h3 = r sin θ .
310
Gradient im allgemeinen, orthogonalen Koordinatensystem:
u ( x1 , x2 , x3 ) sei eine Skalarfunktion.
u ( x1 + ∆x1 , x2 , x3 ) − u ( x1 , x2 , x3 ) 1 ∂u
( gradu )1 = ∆lim
=
s1 →0
h1 ∂x1
∆s1
1 ∂u
1 ∂u
1 ∂u
gradu ( x1 , x2 , x3 ) =
e1 +
e2 +
e3
h1 ∂x1
h2 ∂x2
h3 ∂x3
∂u
∂u
∂u
ex + e y + ez
∂x
∂z
∂y
∂u
∂u
1 ∂u
gradu (r , φ , z ) = e r +
eφ + e z
r ∂φ
∂r
∂z
∂u
1 ∂u
1 ∂u
θ
φ
e
e
+
eφ
gradu (r , , ) =
θ
r +
∂r
r ∂θ
r sin θ ∂φ
gradu ( x, y, z ) =
311
Divergenz im allgemeinen, orthogonalen Koordinatensystem:
v ( x1 , x2 , x3 ) sei eine Vektorfunktion.
divv
lim
Ω →0
∫Γ v ⋅ nd Γ
1
1
Ω
∫ v ⋅ nd Γ
Γ
=
−v1h2 h3 dx2 dx3
x3 Γ1
Γ2
Ω
v1
x2
ds3 = h3 dx3 ds2 = h2 dx2
ds1 = h1dx1



∂h2 h3
∂v1
h2 h3 +
dx1  dx2 dx3 =
∫Γ v ⋅ nd Γ = v1 + ∂x1 dx1 
∂x1


2
∂v1
v1 +
dx1
∂x1
x1
∂ (v1h2 h3 )
= v1h2 h3 dx2 dx3 +
dx1dx2 dx3 + O(dx1dx1dx2 dx3 )
∂x1
312
∂ ( v1h2 h3 )
v ⋅ nd Γ =∫ v ⋅ nd Γ + ∫ v ⋅ nd Γ =
dx1dx2 dx3
∫
∂x1
Γ 1 +Γ 2
Γ1
Γ2
 ∂ ( v1h2 h3 ) ∂ ( v2 h1h3 ) ∂ ( v3 h1h2 ) 
+
+
dΓ 
 dx1dx2 dx3
Γ∫ v ⋅ n=
∂x2
∂x3 
 ∂x1
=
Ω ds
=
h1h2 h3 dx1dx2 dx3
1ds2 ds3

1  ∂
∂
∂
(v1h2 h3 ) + (v2 h1h3 ) + (v3h1h2 )
divv ( x1 , x2 , x3 ) =

∂x3
h1h2 h3  ∂x1
∂x2

 ∂v x ∂v y ∂v z 
+
divv ( x, y, z ) = 
+

 ∂x ∂y ∂z 
1 ∂ (rvr ) 1 ∂vφ ∂v z
divv (r , φ , z ) =
+
+
r ∂r
r ∂φ ∂z
1 ∂ (r 2 vr )
1 ∂ (sin θvθ )
1 ∂vφ
divv (r ,θ , φ ) = 2
+
+
r
∂r
r sin θ
∂θ
r sin θ ∂φ
313
Rotation im allgemeinen, orthogonalen Koordinatensystem:
v ( x1 , x2 , x3 ) sei eine Vektorfunktion.
C1 = C1(1) + C1( 2 ) + C1( 3) + C1( 4 )
1
x1 C ( 2 )
d
=
⋅
v
r
( rotv )1 Γlim
1
( 3)
∫

1 →0 Γ
C
1
1 C1
x2
x
3
Γ
1
∫(1)v ⋅ dr = v2 h2 dx2
ds2 = h2 dx2
h
dx
ds
=
C1
3
3
3
C1( 4 ) C1(1)



∂v2
∂h2
∫(3)v ⋅ ndΓ = − v2 + ∂x3 dx3  h2 + ∂x3 dx3 dx2 =
C1
∂ (v2 h2 )
= −v2 h2 dx2 −
dx2 dx3 + O(dx2 dx3 dx3 )
∂x3
∂ (v2 h2 )
dx2 dx3
v ⋅ dr = −
∫
∂x3
C (1) + C ( 3 )
1
1
∂ (v3 h3 )
v ⋅ dr =
dx2 dx3
∫
∂x2
C ( 2 ) +C ( 4 )
1
1
314
∂ (v3 h3 )
∂ (v h )
Γ 1 ds
=
h2 h3 dx2 dx3
dx2 dx3 − 2 2 dx2 dx3 =
2 ds3
∂x3
∂x2
C1
1
1
1
(rotv( x1 , x2 , x3 ) )1 =
e1
e2
e3
h1h2
h2 h3
h3 h1

∂
1  ∂
∂
∂
∂
(
)
(
)
−
=
h
v
h
v
3 3
2 2 

rotv =
∂x3
h2 h3  ∂x2

∂x3
∂x1
∂x2
h1v1
h2 v2
h3v3
∫ v ⋅ dr =
z. B.: Kartesische Koordinaten:
ex
∂
rotv =
∂x
vx
ey
∂
∂y
vy
ez
∂
∂z
vz
315
Der Nabla-Operator (∇-Operator) :
In kartesischen Koordinaten:
∂
∂
∂
=
∇
ex + e y + ez .
∂x
∂y
∂z
Gradient, Divergenz und Rotation mit ∇ :
 ∂
∂
∂ 
∂u
∂u
∂u
u  e x + e y + e z =
u
∇=
ex + e y + =
e z gradu
∂y
∂z 
∂x
∂y
∂z
 ∂x
 ∂
∂
∂ 
vz e z )
=
∇ ⋅ v  e x + e y + e z  ⋅ ( vx e x + v y e y + =
∂y
∂z 
 ∂x
∂vx ∂v y ∂vz
=
+
+
= divv
∂x ∂y ∂z
316
∇× v
ex e y ez
∂
∂
∂
= rotv
∂x ∂y ∂z
vx v y vz
Produktregeln:
grad ( uv ) = ∇ ( uv ) = ∇ ( uc v ) + ∇ ( uvc ) = u∇v + v∇u =
= ugradv + vgradu
div ( uv ) = ∇ ⋅ ( uv ) = ∇ ⋅ ( uc v ) + ∇ ⋅ ( uv c ) = u∇v + v ⋅∇u =
= udivv + v ⋅ gradu
rot ( uv ) = ∇ × ( uv ) = ∇ × ( uc v ) + ∇ × ( uv c ) = u∇ × v + ∇u × v =
= urotv + gradu × v
317
Beispiel: Beweis der Äquivalenz der zwei Ausdrücke
für die elektrische Energie:
1
1
E ⋅ Dd Ω
=
We
ρVd
=
Ω
∫
∫
2 Ωρ
2 3
div(VD)= VdivD + gradV ⋅ D= V ρ − E ⋅ D
∫ ρVd Ω =Ω∫ ρVd Ω =∫ E ⋅ Dd Ω + ∫ div (VD ) d Ω
3
3
ρ
Gauß'scher Satz:
3
∫ div (VD ) d Ω = ∫ VD ⋅ nd Γ
3
∂3
=

∫
Γ
VD ⋅ nd Γ
→∞
318
Das Potential jeder im Endlichen liegenden Ladungsverteilung
geht im Unendlichen mit 1/r gegen Null, während die
elektrische Flussdichte mit 1/r2 gegen Null geht.
Daher geht das Produkt VD.n mit 1/r3 gegen Null, die
Integrationsoberfläche aber nur mit r2 gegen unendlich. Damit
gilt:
0
∫ VD ⋅ nd Γ =
Γ →∞
Ω ∫ ρVd=
Ω ∫ E ⋅ Dd Ω
∫ ρVd=
Ω
3
ρ
3
1
1
=
We
ρVd
=
Ω
E ⋅ Dd Ω
∫
∫
2 Ωρ
2 3
q. e. d.
319
6.3 Die differentielle Form der Maxwell‘schen Gleichungen
Die 1. Maxwell‘sche Gleichung
∂D 

H ⋅ ds= ∫  J +
 ⋅ nd Γ

∫
∂t 
C =∂Γ
Γ
Stokes‘scher Satz:
für alle Flächen Γ
ds ∫ rotH ⋅ nd Γ
∫ Γ H ⋅ =
Γ
C =∂
Daher:
∂D 

∫Γ rotH ⋅ nd Γ = Γ∫  J + ∂t  ⋅ nd Γ
Da dies für beliebige Flächen gilt:
rotH= J +
∂D
∂t
320
Die 2. Maxwell‘sche Gleichung
∂B
E ⋅ ds =
−∫
⋅ nd Γ

∫
C =∂Γ
Γ ∂t
Stokes‘scher Satz:
für alle Flächen Γ
∫ Γ E ⋅ d=s Γ∫ rotE ⋅ nd Γ
C =∂
Daher:
∂B
−∫
⋅ nd Γ
∫Γ rotE ⋅ nd Γ =
Γ ∂t
Da dies für beliebige Flächen gilt:
∂B
rotE = −
∂t
321
Die 3. Maxwell‘sche Gleichung
B ⋅ nd Γ

∫
Γ Ω
=
0 für alle Volumen Ω
=∂
Gauß‘scher Satz:
divBd Ω
B ⋅ nd Γ =

∫
∫
Γ Ω
Ω
=∂
Daher:
∫Ω divBd Ω = 0
Da dies für beliebige Volumen gilt:
divB = 0
322
Die 4. Maxwell‘sche Gleichung
ρ d Ω für alle Volumen Ω
D ⋅ nd Γ =

∫
∫
Γ Ω
Ω
divDd Ω
Gauß‘scher Satz: ∫ D ⋅ nd Γ =
∫
Γ Ω
Ω
=∂
=∂
Daher:
∫Ω divDd Ω = Ω∫ ρ d Ω
Da dies für beliebige Volumen gilt:
divD = ρ
323
Zusammenfassung:
∂D
,
∂t
∂B
II . rotE = − ,
∂t
III . divB = 0,
IV . divD = ρ ,
I . rotH = J +
=
D ε=
E, B µ=
H, J γ E.
B
 D

1
1
w = we + wm = E ⋅ D + H ⋅ B  = ∫ E ⋅ dD + ∫ H ⋅ dB ,
2
2

 0
0
2
J
.
p= =
W ∫=
wd Ω , P ∫ pd Ω .
γ
Ω
Ω
324
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