Continental AG | Geschäftsbericht 2012 | Lagebericht – Nachhaltigkeit Umwelt Bereits vor 20 Jahren, im Jahr 1992, haben wir ein weltweites Umweltmanagementsystem eingeführt. Dessen Ziele waren und sind die Minimierung des Ressourcenverbrauchs und die kontinuierliche Verminderung der Umweltbelastungen. Unser heutiges, sehr ausgereiftes Umweltmanagement leitet sich aus der Continental ESH-Politik (Environment, Security, Safety und Health) ab. Diese ESHPolitik beruht auf neun Grundsätzen und legt die zu berücksichtigenden Umweltschutzbelange in sämtlichen Stufen der Wertschöpfungskette und der Produktlebenszyklen fest. Grundsätze der ESH-Politik: Ź Wir halten geltende Gesetze und interne Richtlinien ein. Ź Wir leisten mit unseren Prozessen und Produkten einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz, insbesondere zum Klimaschutz. Ź Wir schonen Ressourcen durch Verringerung des Verbrauchs an Energie, Wasser, Roh- und Betriebsstoffen. Ź Wir treffen Vorsorge und schützen alle Personen in unserem Unternehmen vor Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen. Ź Wir betreiben ein Notfallmanagement zur Vermeidung von Personen-, Sach- und Umweltschäden. Ź Wir schulen, informieren und motivieren unsere Mitarbeiter zu sicherem und umweltbewusstem Verhalten. Ź Wir beziehen Vertragspartner, Lieferanten und Kunden in unsere ESH-Aktivitäten ein. Ź Wir kommunizieren offen über Planungen und Aktivitäten mit Öffentlichkeit, Behörden und Organisationen. Ź Wir prüfen ständig unsere ESH-Leistungen und erzielen kontinuierliche Verbesserungen. Effizient organisiertes Umweltmanagement Die Verantwortung für den Umweltschutz läuft unmittelbar vom Vorstandsvorsitzenden über die Zentralbereiche Qualität und Umwelt sowie Umweltschutz Konzern zu den Umweltschutzverantwortlichen der Divisionen und den Umweltmanagern an den einzelnen Standorten. Durch diese schlanke organisatorische Struktur kann Continental strategische Vorgaben direkt kommunizieren und effizient umsetzen. Gleichzeitig schafft die divisionale Struktur auch im Umweltschutz den notwendigen Freiraum für spezifische Anforderungen in den verschiedenen Geschäftsfeldern des Konzerns. Die Anwendung der ESH-Grundsätze wird mithilfe des ESH-Management-Handbuchs konkretisiert, um die konzernweite Umsetzung der Ziele der ESH-Politik in den Divisionen, Produktionsstätten und Entwicklungsabteilungen des Unternehmens sicherzustellen. Unsere darauf aufbauende Umweltberichterstattung orientiert sich an den Sustainability Reporting Guidelines der Global Reporting Initiative (GRI). Als Kontrollinstrument für unsere Umweltziele dienen interne, divisionsspezifische Audits. So nehmen wir den Ist-Zustand für jede Division und jeden Standort auf und leiten den erforderlichen Handlungsbedarf ab. Gleichzeitig stellt das interne Audit die einheitliche Handhabung der ESH-Grundsätze innerhalb des Konzerns sicher. Umweltschutz über alle Wertschöpfungsstufen und Lebenszyklen hinweg Unser Umweltmanagement geht über alle Wertschöpfungsstufen hinweg – von unseren Lieferanten bis zu unseren Kunden. Unsere Verantwortung erstreckt sich dabei über den vollständigen Lebenszyklus jedes unserer Produkte, angefangen bei den eingesetzten Rohstoffen über die Entwicklung, die Produktion, die Nutzung bis zur Verwertung: Ź Wir berücksichtigen schon bei der Entwicklung unserer Produkte den Einsatz nachwachsender Rohstoffe, wie Naturkautschuk und pflanzliche Öle, in der Rubber Group sowie von Metall- und Kunststoffrezyklaten in der Automotive Group. Das schont die Ressourcen und trägt auch zum Klimaschutz bei. 75 Lagebericht – Nachhaltigkeit | Geschäftsbericht 2012 | Continental AG Ź Ź Ź Wir entwickeln Produkte, die hinsichtlich ihrer Energieeffizienz und Ressourcenschonung in der Produktion und insbesondere während ihrer Nutzung weltweit führend sind. Dies ist für uns eine der Maximen allen strategischen und operativen Handelns. Im Rahmen der Produktion achten wir als global agierendes Unternehmen beim Bezug von Rohstoffen und Vorleistungen auf internationalen Märkten auf die Einbindung unserer Lieferanten in unsere Umweltschutzziele. Daher werden neue Lieferanten vor der Beauftragung einer detaillierten Lieferantenanalyse unterzogen, mit der Umweltaspekte wie Energie- und Ressourcenverbrauch, Umwelt- und Notfallmanagement sowie Ordnung und Sauberkeit im Betrieb überprüft werden. Zusätzlich motivieren wir unsere Lieferanten, vergleichbare Umweltdaten bei ihren Vorlieferanten einzuholen. Für die überwiegende Mehrheit der bereits vertraglich gebundenen Lieferanten erfragt Continental regelmäßig den Stand der Umweltzertifizierungen. Die so gewonnenen Lieferanteninformationen zum Umweltschutz werden in ein praktikables und aussagefähiges Bewertungssystem integriert. In Zusammenarbeit mit unseren Kunden tragen wir Sorge für die zweckbestimmte Nutzung der Produkte. Hierzu gehören ein umweltschonender Einsatz sowie die Wartung und Pflege bis zur Ausschöpfung des vollen Leistungspotenzials und die Erreichung einer möglichst langen Nutzungsdauer. Steuerung der Umweltauswirkungen über Ökobilanzen Um die Umweltauswirkungen unserer Produkte festzustellen und die Umweltbelastungen stetig zu reduzieren, nutzen wir Ökobilanzen (Life Cycle Assessment, LCA), mit denen wir verschiedene Ziele verfolgen: 76 Ź Wir gewinnen Umweltinformationen zu Produkten und Produktgruppen. Ź Wir identifizieren Verbesserungsmöglichkeiten der Umweltleistung von Produkten während des gesamten Produktlebenszyklus. Ź Wir sammeln Informationen für den Dialog mit Entscheidungsträgern in Industrie, Behörden oder Nichtregierungsorganisationen. Ź Wir entwickeln relevante Indikatoren für die Umweltleistungsbewertung. Ź Wir unterstützen die Produktentwicklung. Ź Wir unterstützen das Marketing. Ź Wir begleiten die innerbetriebliche strategische und operative Planung. Folgende Beispiele verdeutlichen die Bedeutung der Ökobilanz während des gesamten Lebenszyklus: Ź Bei Reifen entsteht der höchste Anteil, etwa 90 %, der Umweltauswirkungen während ihrer Nutzungsphase. Grund ist der Rollwiderstand des Reifens, der durch Einsatz von Energie bei der Fortbewegung des Pkw überwunden werden muss. Die Rohstoffgewinnung schlägt sich dagegen mit weniger als 10 % in der Ökobilanz nieder. Die Umweltauswirkungen während der Herstellung sind noch geringer. Die zwischen den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus erforderlichen Transportprozesse machen weniger als 2 % der Umweltauswirkungen des gesamten Lebenszyklus aus. Ź Die Betrachtung des Gesamtsystems Fahrzeug führt zu einem ähnlichen Bild wie beim Produkt Reifen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass mit etwa 80 % des Energieverbrauchs der weitaus überwiegende Verbrauchsanteil über die Nutzung eines Fahrzeugs anfällt, während lediglich 10 % des gesamten Energiebedarfs den Herstellungsprozess betrifft. Zu unserem Ziel, mit unseren Produkten einen spürbaren Beitrag für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes gerade in der Nutzungsphase zu leisten, tragen alle Divisionen unseres Unternehmens bei. Unsere sich aktuell in Serienproduktion befindlichen mobilitätsbezogenen Produkte und Anwendungen tragen insgesamt dazu bei, CO2-Emissionen um rund 26 g/km zu verringern. Wesentliche Beiträge leisten beispielsweise Hybrid- und Elektromotoren, Piezo-Common-RailInjektoren, Direkteinspritzungen, Downsizing-Lösungen und Turbolader, Telematiksysteme, intelligente Geschwindigkeitsregelsysteme (Adaptive Cruise Control, ACC), Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS) oder Leichtbauprodukte von ContiTech. Continental AG | Geschäftsbericht 2012 | Lagebericht – Nachhaltigkeit Ökobilanz eines Pkw-Reifens (in %) 100 91,4 90 95,0 94,4 80,2 80 85,7 70 60 50 40 30 20 10 6,6 2,5 9,1 6,1 4,1 0 Rohstoffgewinnung 0,5 0,5 1,0 2,0 1,5 1,0 Transporte Globales Erwärmungspotenzial Versauerungspotenzial Überdüngungspotenzial Derzeit sind 88 % unserer weltweiten Standorte nach ISO 14001 zertifiziert. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die von unseren Produktionsstätten ausgehenden Umweltbelastungen zu senken. Die Zielgrößen unseres Umweltmanagements werden in Kennzahlen zum Umweltschutz quantifizierbar gemacht. Sie geben den Ressourcenverbrauch und die Emissionen pro Tonne Fertigprodukt an. Ambitionierte Umweltziele und -kennzahlen Wir verfolgen ambitionierte Umweltziele: Bis zum Jahr 2015 wollen wir im Vergleich zum Jahr 2011 bei unseren Herstellungsprozessen eine Verringerung der CO2Emissionen um ca. 12 % erreichen. Im Rahmen unserer Umweltzielsetzung wollen wir den Energieeinsatz, den Wasserverbrauch und das Abfallaufkommen weiter verringern. Dabei sollen jährliche Einsparungen von jeweils 3 % erreicht werden. Die Abfallverwertungsquote wollen wir gleichzeitig pro Jahr um 2 % erhöhen. 9,6 6,1 Reifenproduktion Kumulativer Energieaufwand Laufende Überprüfung der Emissions- und Verbrauchsziele Für unsere Produktionsstätten haben wir bereits vor einigen Jahren Konzern-Umweltziele definiert: CO2Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch sowie das Abfallaufkommen und die Abfallverwertung. Diese Zielgrößen werden u. a. im Rahmen regelmäßiger interner und externer Audits überwacht und die Erfüllung unserer Ziele überprüft. Daraus können wir den erforderlichen Handlungsbedarf ableiten und einen Know-howTransfer innerhalb des Konzerns sicherstellen. 2,0 0,5 Reifennutzung Sommersmog Durch den zunehmenden Einsatz von Rezyklaten wollen wir den Rohstoffverbrauch reduzieren. Dadurch tragen wir in indirekter Weise dazu bei, den Energieund Ressourcenverbrauch bei der Gewinnung von Rohstoffen zu senken. Erstmalige Prüfung durch unabhängigen Dritten 2012 haben wir erstmalig ausgewählte klimarelevante Umweltkennzahlen zu unseren CO2-Emissionen des Geschäftsjahres 2011 einer unabhängigen betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter Sicherheit durch die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterzogen, welche zu einem Ergebnis ohne Beanstandungen führte. Die Prüfung berücksichtigte auch die zugehörigen Richtlinien, Systeme, Prozesse und internen Kontrollen des Berichtswesens. Bessere Platzierung im Carbon Disclosure Project Seit 2009 nimmt Continental jährlich am „Carbon Disclosure Project“ (CDP), einer Initiative zur Verbesserung der Transparenz bezüglich klimaschädlicher Emissionen, teil. Nach einer Platzierung im oberen Mittelfeld im Vorjahr hat Continental im Berichtsjahr deutlich bessere Resultate erzielt. Mit 82 von 100 Punkten ist es uns gelungen, als einziger Automobilzulieferer einen Platz im Carbon Disclosure Leadership Index (CDLI) der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu belegen. 77