Das Sehen des Kindes Entwicklungsstufen des kindlichen Sehens Das Baby besitzt eine einfache Schwarz-Weiß-Kontrastwahrnehmung (ausgereift Ende 3. Geburt ab 4 Wochen ab 7 Wochen ab 3 Monate ab 4 Monate ab 6 Monate 9 - 12 Monate - 18 Monate - 4 Jahre - 5 Jahre -6 Jahre - 7 Jahre Lebensjahr). Das visuelle Gedächtnis ist leer. Einäugige Fixation durch Augenfolgebewegungen und Blicksprünge (unkontrolliert, ruckartig). Beginn der Farbkontrastwahrnehmung. Zentrale Fixation, Augenfolgebewegungen werden gleitend, Blicksprünge kontrolliert. Vermutlicher Beginn der Akkommodationsfähigkeit (Scharfeinstellung der Augen für die Nähe). Fusionsfähigkeit (Verschmelzung zweier Wahrnehmungen) (ausgereift Ende 5. Lebensjahr). Tiefenunterscheidungsfähigkeit (räumliches Sehen) (ausgereift 7. Lebensjahr). Krabbelphase: für die Entwicklung der Motorik, insbesondere auch der Augenmotorik von besonderer Bedeutung. Diese Phase sollte möglichst lange dauern und darf nicht durch Aufsteh- oder Lauflernhilfen verkürzt oder abgebrochen werden. (Das Laufen ergibt sich am Ende dieser Entwicklungsstufe von selbst!) Kritische Phase des binokularen Sehens (beidäugig/räumlich). Wurden bisher keine grundlegenden beidäugigen Fixationsbewegungen erlernt, besteht die erhöhte Gefahr von Schielfehlern. Ausreifung der Farbwahrnehmung. Ausreifung der beidäugigen Fixationsfähigkeit (Objektfolgebewegungen und Blicksprünge). Ausreifung der Fusionsfähigkeit (Verschmelzung zweier Wahrnehmungen). Ausreifung der Tiefenunterscheidungsfähigkeit (räumliches Sehen). Es ist heute allgemein anerkannt das effektive visuelle Wahrnehmung eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung und schulische Leistung eines Kindes ist. Weniger bekannt ist dagegen das dazu neben der Sehschärfe zahlreiche weitere Sehfunktionen eine wichtige Voraussetzung sind. So haben amerikanische Optometristen der University of Ohio in einer Studie 200 Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren auf den Einfluss verschiedener Sehfunktionen auf die Leseleistung untersucht. Dabei wurden bei allen Kindern Sehschärfe, räumliches Sehen und die Fähigkeit der Augen sich beim Sehen von Nah auf Fern umzustellen geprüft. Anschließend wurde ein spezieller Lese Leistungstest durchgeführt. Es zeigte sich das die Leseleistung um so höher ist je besser räumliches Sehen und die Flexibilität der Augen sind, der Einfluss der Sehschärfe dagegen war eher gering. Es ist daher wichtig den Unterschied zwischen Sehen und visueller Wahrnehmung zu begreifen: Sehen ist die Fähigkeit eines Auges, auf Licht zu reagieren und eine Sehschärfe zu erzielen. Visuelle Wahrnehmung ist das Resultat der Fähigkeit des Kindes, die Informationen, die es mittels der Sehschärfe der beiden Augen erhalten hat, zu verarbeiten und zu interpretieren. Voraussetzung für gute visuelle Wahrnehmung ist neben der Sehschärfe eine gute Zusammenarbeit beiden Augen, die Fähigkeit des Augenpaares sich schnell auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen, gute Raumwahrnehmung, gute Augen-Hand-Koordination und visuelle Formwahrnehmung. Anzeichen von Nahsehproblemen Um in der Nähe deutlich zu sehen, zu lesen, müssen sich die Augen in Schärfe und Zielrichtung sehr fein einstellen. Dies kann zu Anstrengungsproblemen führen. Schnelles Ermüden beim Lesen, gähnt nach kurzer Lesedauer, geringe Konzentration oder Nervosität beim Lesen sind typische Anzeichen von Problemen im Nahsehen. Augenbewegungen Um im Unterricht viele Informationen aufzunehmen ist eine schnelle und kontrollierte visuelle Erfassung erforderlich. Wenn dabei die Augenbewegungen langsam, beschwerlich und springend sind, wird darunter die Informationsmenge leiden. Bei Problemen dieser Art werden die Schwierigkeiten immer deutlicher und zwar immer dann wenn längere Zeit in der Nähe konzentriert gearbeitet werden soll. Nahsehen wird vermieden, die Kopfunruhe nimmt zu und die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Koordinierte Augenbewegungen Der Sehapparat des Menschen ist so eingerichtet, dass beide Augen und die dazugehörigen Muskeln zusammenarbeiten können, damit beide Augen so funktionieren, als ob nur eines vorhanden wäre. Die Koordination beider Augen ist nicht automatisch von Geburt vorhanden, sie muss durch einen Lernprozess vor der Einschulung erworben werden. Wird dies nicht optimal erlernt, kann es zu Problemen in der Raumwahrnehmung, im Auffassen von Zusammenhängen und Abständen bedeuten. Häufiges An-zeichen solcher Probleme sind Tollpatschigkeit in der Schule oder auf dem Spielplatz, Augenzu-sammenkneifen, häufiges Blinzeln oder schiefe Körperhaltung bei Lesen. Augen Hand Koordination Augen und Hände müssen beim Lernen wie ein Satz integrierter Werkzeuge funktionieren. Das Ergebnis des Zusammenspieles von Augen und Händen zeigt sich in der Geschicklichkeit, Größen, Formen, Oberflächen und Anordnung von Objekten visuell zu unterscheiden. Die Fähigkeit und Genauigkeit, zeichnen und schreiben zu können, ist von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des visuellen Verständnisses in der Auffassung von Wörtern und Ziffern. Probleme auf diesem Gebiet machen sich dadurch bemerkbar, dass ein Kind zur Erforschung und Untersuchung von Gegenständen immer seine Hände zur Hilfe nehmen muss. Oft wird es in der Schule zu Mängeln bei der Einhaltung von Linien und der Orientierung kommen. Visuelle Formwahrnehmung Im Laufe der Entwicklung eines Kindes werden bestimmten Gegenständen im Gehirn Bilder zugeordnet und gespeichert. Der Sehvorgang besteht aus einem ständigen Vergleich von im Gehirn gespeicherten Seherfahrungen mit der visuellen Wahrnehmung. Visuelle Formwahrnehmung ist eine erlernte Fähigkeit. Ihr wichtigster Zweck ist die das sofortige und genaue Erfassen von Ähnlichkeiten und Unterschieden. Wenn auf diesem Gebiet Probleme bestehen, wird dies oft als schlechtes Gedächtnis oder als Nachlässigkeit bei feinen Details (Buchstabenverwechslungen) bewertet. Sehschärfe Fehlsichtigkeiten bewirken, dass die Augen nicht effektiv arbeiten. Sie behindern gleichzeitig die Prozesse des Erfassens und Verstehens. Ein deutlicher Hinweis auf solche Probleme ist es, wenn ein Kind alle Tätigkeiten vermeidet, die sich in der Nähe abspielen, z.B. Malen und Lesen. Erkennen von Sehproblemen Vor allem bei Problemen die mit dem Sehen zusammenhängen können oder bei Schulschwierigkeiten ist eine umfassende optometrische Prüfung der gesamten visuellen Wahrnehmung nötig. Es ist außerordentlich wichtig zu verstehen, dass diejenigen Sehprobleme, die ein Kind in der Schule hemmen, weder mit herkömmlichen Sehprobentafeln noch mit Sehtestgeräten aufgedeckt werden können! Solche Teste können keine genaue Prüfung durch einen Augenarzt, Augenoptiker/Optometristen ersetzen. Korrektur von Sehproblemen Brille Die meisten Probleme der Sehschärfe können mit einer Brille leicht behoben werden. Auch viele Schwierigkeiten des Nahsehens können auf diese Weise gelöst werden. Mit speziellen Brillengläsern können meist auch Probleme der Zusammenarbeit der beiden Augen oder des räumlichen Sehens behoben werden. Optometrisches Visual Training Zahlreiche Sehfunktionen lassen sich durch bestimmte Sehübungen verbessern. Visual Training kann sowohl zusätzlich zu einer Brillenkorrektion als auch unabhängig davon sinnvoll eingesetzt werden. Optik Knecht AG Oberstadt 12 8200 Schaffhausen Tel. 052 624 20 01