Erfahrungsbericht über das Auslandspraktikum in Frankreich Ich bin Christine Werdecker, 22 Jahre jung und an der Staatlichen Fach- und Technikerschule für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, wo ich im Sommer meinen Abschluss als Technikerin im Gartenbau machen werde. Dass wir im Rahmen der zweijährigen Ausbildung ein Praktikum machen würden, stand fest. Der Betrieb liegt nur 4 km Eigentlich hatte ich vor, in Deutschland zu bleiben und mir eine vom Meer entfernt, lange Kräutergärtnerei zu suchen, ich hatte schon die Möglichkeit in der Strandspaziergänge sind Nähe von Bremen geboten bekommen. garantiert. Ausschlaggebend dafür war mein damaliger Freund, hauptsächlich wegen ihm wollte ich in Deutschland bleiben. Als wir uns dann Anfang Januar trennten kam alles anders. Durch meine Freundin in der Schule bekam ich von ihrem alten Betrieb in Frankreich mit und zwei Wochen später stand fest: vom 15. Juni bis 14. August bin ich am Mittelmeer. Jean Rey ist eine große französische Baumschule, die jährlich 12 Millionen Pflanzen auf 89 ha produzieren. Ich war in der Abteilung Vermehrung eingesetzt, wo die Schwerpunkte bei den Oliven, Oleander, Lantanen und Zitronen lagen. Jetzt im Nachhinein denke ich, dass ich mich ganz schön ins kalte Wasser geworfen habe. Fremdes Land, fremde Sitten und vor allem fremde Sprache! Ich habe zwar im Voraus einen Französisch-Kurs belegt, der mir allerdings nicht viel weitergeholfen hat. Im gärtnerischen Sinne habe ich nicht viel Neues dazu gelernt, vielleicht wie gut man auch ohne Technik zurechtkommen kann. In Deutschland fahren die Tische computergesteuert durch die Gewächshäuser, in Frankreich gibt es noch nicht einmal Tische. Meine Hauptaufgaben waren die Mithilfe beim Beschaffen des Stecklingsmaterials, der Schnitt von Stecklingen, das Abstecken der Stecklinge und verschiedene Pflegemaßnahmen an der Pflanze, wie das Zurückschneiden oder Umräumen. So wenig wie ich beruflich dazugelernt habe, umso mehr hat es mir menschlich gebracht. Die neue Situation, dass ich in einem Land bin, wo ich die Menschen nicht verstehe, lässt einen sehr kreativ werden. Die wenigen Wörter, die man am Anfang kennt, werden jetzt sehr wichtig, um alles andere halbwegs verständlich zu umschreiben. Zum Glück gibt es Hände und Füße, denn Englisch hilft in Frankreich nicht wirklich weiter. In den dortigen Schulen wird Englisch im gleichen Stundenumfang wie in Deutschland unterrichtet, aber viele verstehen die einfachsten Wörter nicht, selbst die junge Der Vermehrungs-Betriebsteil der Generation streikt bei Englisch, was meine Baumschule, in der ich neun Wochen Erfahrungen waren. gearbeitet habe. Ein großes Glück war, dass mein Chef ein Deutscher war und ich mich mit ihm manchmal unterhalten konnte. In den ersten Wochen versucht man, sich in die Sprache hineinzuhören, was mir allerdings erst nach acht bis neun Wochen gelungen ist, als es für mich wieder nach Hause ging. Hier werden an einem einfachen Hänger mit Erde Jasminum polyanthum in 2l Container getopft. Da ich nicht sehr schnell neue Sprachen lernen kann, ist man in den ersten Wochen eher schweigsamer und arbeitet so vor sich hin. Nach sechs Wochen habe ich ein längeres Telefonat mit meiner Mama geführt und da hörte ich mich mal wieder reden und es hat sich etwas ungewohnt angehört. Es ist eine große Erfahrung, wenn man sich komplett anpassen muss, etwas anderes blieb mir nicht übrig. Mit diesem Bericht möchte ich die jungen Leute ansprechen, die sich vielleicht nicht trauen ins Ausland zu gehen. Wie gesagt, am Anfang hätte ich mich auch nicht getraut ganz alleine in ein fremdes Land zu gehen und dort zu arbeiten. Ich bereue keinen einzigen Tag, den ich dort verbracht habe, auch wenn mich zwischendurch starkes Heimweh geplagt hat, aber auch das ist eine lehrreiche Erfahrung gewesen. Durch die neun Wochen habe ich sehr viel an Selbstbewusstsein gewonnen und ich habe jetzt das Gefühl, die Welt steht mir offen. Ein Appell an alle, die die Möglichkeit haben, ins Ausland zu gehen: „Ihr werdet es nicht bereuen!“ Wenn ihr euch jetzt fragt, ob ihr irgendwelche In voller Sonne werden hier am Vormittag Voraussetzungen mitbringen müsst, dann kann ich nur Oleander geschnitten, sagen, dass man alles erstmal austesten muss, bevor man um Stecklingsmaterial kritisiert. Man muss offen für Neues sein und einfach Spaß zu erhalten. am Leben haben. Mit Freundlichkeit kommt man überall weiter.