Beweglich bleiben - Johanna-Etienne

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Forum
Ne w s l e t t e r
der
KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN
am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS
01/2013
Beweglich bleiben –
das Fuß- und Sprunggelenk
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere Füße stellen ein sehr komplexes
System dar. Sie bestehen aus 26 Knochen, 27 Gelenken, 32 Muskeln und
Sehnen sowie rund 1 700 Nervenenden. Die Füße sind der meist beanspruchte Teil unseres Körpers.
Während eines Tages tragen die Füße
einer 70 kg schweren Person bis zu
2 520 Tonnen Körpergewicht, etwa
das Gewicht von drei ICE-Zügen. Innerhalb von vier Tagen sind unsere Füße
durchschnittlich einer Belastung ausgesetzt, die dem Gesamtgewicht des
Eiffelturms entspricht.
Beim normalen Gehen wird der Rückfuß mit dem etwa 4,5-fachen des Körpergewichts und beim Joggen sogar
mit dem 9-fachen des Körpergewichts
belastet. Ein durchschnittlicher Bundesligafußballer wiederum legt während
eines Spiels rund 10,5 Kilometer zu-
Therapie des Hallux valgus
S3
Knick-Senkfuß bei Erwachsenen S 5
Endoprothetik des Sprunggelenks S 7
Individuelle Behandlungen für individuelle Zehen
Diagnose und Therapiemöglichkeiten
im Überblick
Alternative zur Versteifung erhält die
Beweglichkeit
Fortsetzung nächste Seite
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Editorial
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mationen. Wie gewohnt können Sie
die vergangenen Ausgaben des Newsletters auch über unsere Geschäftsstelle
bei [email protected] bestellen.
rück, davon 14-mal im Sprint, und
schießt rund 30 Pässe. Während die
Spielerfrauen, aber auch andere Frauen,
statistisch betrachtet, pro Jahr etwa
214 km beim Shopping zurücklegen.
In dem vorliegenden Newsletter wollen
wir Sie über die aktuellen therapeutischen Maßnahmen bei Problemen mit
Fuß- und Sprunggelenken informieren.
Sie werden sehen, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsmethoden gibt, um bei Fuß- und Sprunggelenkbeschwerden jedem Patienten
individuell gerecht zu werden.
Dr. med. Axel Friedrich
Oberarzt
Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie und
Unfallchirurgie, spezielle
Unfallchirurgie
[email protected]
01/2013
Weitergehende Beratung erhalten Sie
natürlich gerne in unseren Spezialsprechstunden, insbesondere in der
Fußsprechstunde.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg Jerosch
Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie
Chefarzt
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
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Differenzierte Therapie des Hallux valgus
Individuelle Behandlungen für individuelle Zehen
Fußbeschwerden gehören bis heute zu
den häufigsten Krankheiten, mit denen
sich Patienten in orthopädische Behandlung begeben. Hierbei stellt der
Hallux valgus die am weitesten verbreitete klinisch relevante Deformität
des Vorfußes dar. Überwiegend sind
Frauen betroffen. Die Mehrheit der
Patienten sind zwischen 50 und 70
Jahre alt.
Ich hoffe, die vorliegende Ausgabe
bietet Ihnen zahlreiche nützliche Infor-
Emmanuel Chelangattucherry
Oberarzt
Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie
[email protected]
Dr. med. Albert Busse
Oberarzt
Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie
[email protected]
Priv.-Doz. Dr. med. Lars Victor
Baron von Engelhardt
Oberarzt
Facharzt für Orthopädie
und Unfallchirurgie
Sprechstunden der Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
8.00 – 15.30 Uhr
Unfallchirurgische Sprechstunde
8.00 – 15.30 Uhr
Unfallchirurgische Sprechstunde
8.00 – 15.30 Uhr
Unfallchirurgische Sprechstunde
8.00 – 15.30 Uhr
Unfallchirurgische Sprechstunde
8.00 – 15.30 Uhr
Unfallchirurgische Sprechstunde
9.00 – 11.30 Uhr
Allgemeine orthopädische
Sprechstunde
9.00 – 12.00 Uhr
Allgemeine orthopädische
Sprechstunde
9.00 – 12.00 Uhr
Allgemeine orthopädische
Sprechstunde
9.00 – 12.00 Uhr
Allgemeine orthopädische
Sprechstunde
9.00 – 12.00 Uhr
Allgemeine orthopädische
Sprechstunde
11.30 – 15.00 Uhr
Privatsprechstunde
9.00 – 13.00 Uhr
Wirbelsäulensprechstunde
9.30 – 11.30 Uhr
Kindersprechstunde
9.30 – 13.30 Uhr
Endoprothesensprechstunde
und Tumorsprechstunde
10.00 – 11.00 Uhr
Handsprechstunde
12.00 – 15.00 Uhr
Fußsprechstunde
11.30 – 14.30 Uhr
Privatsprechstunde
12.00 – 15.00 Uhr
Schultersprechstunde
und Arthroskopiesprechstunde
10.00 – 12.00 Uhr
Knie- und Knorpelsprechstunde
13.00 – 15.00 Uhr
Arthrosesprechstunde
11.00 – 12.00 Uhr
Endoprothesensprechstunde
14.00 – 15.00 Uhr
Golfersprechstunde
12.00 – 14.00 Uhr
Schmerzsprechstunde
Für alle Sprechstunden ist unbedingt eine Terminabsprache über die Ambulanz unter T (02131) 5295-8700 erforderlich.
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01/2013
Hallux valgus
Eine Ursache des Hallux valgus ist die
ständige Einengung des Vorfußes in
modischem Schuhwerk. Vergleichsstudien aus Japan und China belegen diesen Zusammenhang. Etwa ein Drittel
der schuhtragenden Bevölkerung leidet
an einem Hallux valgus. Bei Menschen,
die keine Schuhe tragen, wurde diese
Vorfußdeformität lediglich in einem Prozent der Fälle beobachtet.
Des Weiteren lassen genetische Studien
zur Entstehung des Hallux valgus einen
autosomal-dominanten Erbgang mit
inkompletter Penetranz vermuten. Rezidivierende Mikrotraumen des Großzehengrundgelenks z.B. bei Balletttänzern oder entzündliche Prozesse bei
rheumatoider Arthritis können ebenso
zum Hallux valgus führen.
Bei der Hallux-valgus-Deformität kommt
es zur Lateraldeviation (Abweichung
nach außen) der Großzehe sowie zur
Abweichung des 1. Mittelfußstrahls
nach medial (innen). Die resultierende
Spreizfußdeformität mit deutlicher Zunahme der Vorfußbreite macht häufig
das schmerzfreie Tragen von Konfektionsschuhwerk unmöglich. Über dem
prominenten Köpfchen des 1. Mittelfußknochens (Metatarsale I) bildet sich
ein Schleimbeutel, der im Verlauf zu
Superinfektionen führen kann. Chronische Schleimbeutelentzündungen mit
teilweise eitriger Sekretion sind die
Folge. In fortgeschrittenen Stadien
kommt es durch die veränderte Anatomie des Vorfußes zur Druckverlagerung
vom 1. Mittelfußköpfchen auf die benachbarten Zehen. Die Lastübernahme
führt zu schmerzhaften Überlastungsreaktionen (Transfermetatarsalgie) der
Zehen II-IV.
Die Diagnose des Hallux valgus wird
im Rahmen der klinischen Untersuchung
gestellt. Ergänzend werden Röntgenbilder des Fußes unter Belastung angefertigt. Weitere bildgebende Verfahren
sind in der Regel nicht erforderlich.
Differenzierte Therapie
Ziel der Therapie ist die Wiederherstellung der normalen Anatomie, welche eine biomechanisch korrekte Funk-
Winkelmessung zur Beurteilung des
Hallux valgus
tion der Großzehe erlaubt. Daher sind
konservative Therapieansätze nicht
zielführend. Es sind weit mehr als 150
Operationsverfahren des Hallux valgus
bekannt. Bei der Auswahl der geeigneten Operationsmethode werden
viele Faktoren berücksichtigt. Der Ausprägungsgrad wird durch Winkelbestimmung (Hallux-valgus-Winkel, Intermetatarsalwinkel) im Röntgenbild beurteilt. Nach röntgenologischer Auswertung in Zusammenhang mit dem
Befund der klinischen Untersuchung
werden ebenso allgemeine Faktoren
wie Alter, Aktivitätsgrad und Erwartungen des Patienten mit einbezogen. Zusätzlich vorhandene Deformitäten der
Kleinzehen erweitern den operativen
Eingriff. Eine Arthrose des Großzehengrundgelenkes (Hallux rigidus) führt zu
anderen Therapieverfahren.
Chevron-Osteotomie
Bei geringgradiger Deformität mit einem
Intermetatarsalwinkel unter 15 Grad
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erste Fußwurzelgelenk eine schräg verlaufende Konfiguration sowie eine
Überbeweglichkeit mit beginnendem
schmerzhaftem Gelenkverschleiß auf.
Chevronosteotomie und Röntgenbild
nach Chevronosteotomie
wird mittels einer v-förmigen Osteotomie (Knochenschnitt) das Mittelfußköpfchen nach lateral verschoben. Mit einer Schraube wird die Korrektur gesichert.
Diaphysäre Osteotomie nach Ludloff
Bei mittelgradiger Fehlstellung mit einem Intermetatarsalwinkel von 15 bis
20 Grad reicht eine distale Verschiebung nicht mehr aus. In diesen Fällen
Versteifung des 1. Fußwurzelgelenks
und Röntgenbild nach Versteifung
Dies würde langfristig zu einem erneuten Auftreten eines Hallux valgus
führen. Daher sollte das hypermobile
Gelenk in Korrekturstellung eingesteift
werden. Beim Abrollvorgang des Fußes
macht sich diese Versteifung nicht bemerkbar.
Die beschriebenen operativen Verfahren werden häufig mit einer AkinOsteotomie und einem distalen Weichteileingriff kombiniert.
Ludloffosteotomie und Röntgenbild
nach Ludloffosteomie
Akin-Osteotomie
Stehen die proximalen und distalen
Gelenkflächen des Großzehengrundgliedes nicht parallel, kommt es zur
Lateralabweichung des Endgliedes
gegenüber dem Großzehengrundglied.
4
nahme eines Knochenkeils. Hierdurch
wird der Zehenzwischenraum zum
2. Zeh vergrößert und das Risiko einer
Krallenzehenbildung vermindert.
Distaler Weichteileingriff
Stehen die Gelenkflächen des Großzehengrundgelenks nicht in Deckung
zueinander (Inkongruenz), wird durch
ein gezieltes Lösen der lateralen Gelenkkapsel sowie der Adduktorsehne
zusammen mit einer Raffung der medialen Gelenkkapsel eine Reposition
möglich. Dieser Weichteileingriff kann
und muss häufig in Kombination mit
einer dreidimensionalen Knochenkorrektur erfolgen.
Zusammenfassung
Beim Hallux valgus handelt es sich um
eine komplexe dreidimensionale Veränderung der Vorfußanatomie. Daher
sind konservative Therapiemaßnahmen
nicht zielführend.
Akin-Osteotomie
Diese Fehlstellung nennt man Hallux
valgus interphalangeus. Die Parallelstellung der Gelenkflächen des Grundgliedes erreicht man durch die Ent-
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Bei zusätzlichen Fehlstellungen der
Kleinzehen können diese mit korrigiert
werden. Eine Arthrose im Großzehengrundgelenk führt zu anderen Therapieverfahren.
01/2013
Der Knick-Senkfuß im Erwachsenenalter
Diagnose und Therapiemöglichkeiten im Überblick
Die Sehne des hinteren Schienbeinmuskels (Musculus tibialis posterior)
leistet einen wesentlichen Beitrag zur
aktiven Stabilisation und Aufrichtung
des innenseitigen Fußlängsgewölbes.
Erkrankungen und Verschleiß dieser
Sehne können zu einer Fehlfunktion
führen, wodurch sich ein Knick-Senkfuß
ausbildet. Typischerweise treten diese
Fehlfunktionen der Sehne des hinteren
Schienbeinmuskels (Tibialis posterior
Sehne) bei über vierzigjährigen Patienten auf. Frauen sind dabei dreimal häu-
Nachbehandlung
Damit der Knochen gut verheilen kann
und die umliegenden Weichteile abschwellen, sollte der Fuß für vier Wochen an Unterarmgehstützen teilbelastet
werden. In dieser Zeit wird ein Verbandsschuh mit starrer Sohle angelegt.
Nach vier Wochen zeigt das Röntgenbild den verheilten Knochen und der
Belastungsaufbau kann beginnen.
Die differenzierte Therapie ist auf das
Ausmaß der Fehlstellung abgestimmt.
Das Lösen von Weichteilen und Sehnen
wird mit knöchernen Umstellungen
kombiniert.
wird eine langstreckige VerschiebeRotationsosteotomie (Knochenschnitt)
durchgeführt. Die Korrektur wird mit
zwei Schrauben gesichert.
Versteifung des ersten Fußwurzelgelenks (TMT1-Arthrodese)
Bei hochgradigen Fehlstellungen mit
einem Intermetatarsalwinkel von mehr
als 20 Grad reicht eine diaphysäre
Korrektur nicht mehr aus. Oft weist das
01/2013
Knick-Senkfuß mit abgeflachtem
Längsgewölbe
figer betroffen als Männer. Jedoch leiden auch jüngere Menschen, die viel
Sport treiben, an diesen Fehlfunktionen.
Unbehandelt kommt es oft zu einem
symptomatischen und schnellen Zerfall
der gesamten Fußgeometrie. Es treten
zunehmend Schmerzen auf, die sportliche Aktivitäten einschränken. In fortgeschrittenen Stadien können sie
durchaus bis zur Invalidität führen. Um
diese Spätstadien zu vermeiden, sollte
die Diagnose so früh wie möglich gestellt werden. Nur so kann die Einleitung einer stadiengerechten Therapie
sichergestellt werden.
Zumeist entstehen bei Beginn der Erkrankung undefinierbare Schmerzen im Bereich des Innenknöchels und Fußinnenrands auf. Später kommt oft eine Vielzahl unspezifischer Symptome hinzu,
die dann aber bereits den gesamten
Fuß betreffen.
Der typische Patient klagt anfangs immer wieder über Beschwerden vor allem
beim Gehen und Laufen auf unebenem
Grund. Später stellt sich fast regelmäßig
ein belastungsabhängiger Schmerz ein,
der dann aber auch an der Fußaußenseite zu verspüren ist. Der Fuß erscheint
oft breiter und länger. Der Patient selbst
hat das Gefühl, dass die Schuhe enger
geworden sind. Ein so genannter KnickSenkfuß (Plattfuß) ist entstanden. Dieser
kann durch voranschreitende chronische
Fehlbelastung zu schwerwiegenden
Schädigungen im unteren und oberen
Sprunggelenk führen (Arthrose).
Bei der Untersuchung fällt anfangs der
Druckschmerz im Bereich des Innenknöchels und Fußinnenrands sowie im
Verlauf der oben genannten Sehne
hinter dem Innenknöchel auf. Die Abflachung des Fußlängsgewölbes sowie
die Abknickung der Ferse nach außen
(so genannter Rückfußvalgus) werden
mehr und mehr sichtbar.
Der Zehenstand auf einem Bein sowie
das „too many toes sign“ (zu viele
Zehen) sind spezifische klinische Tests,
die die Diagnose einer Fehlfunktion
der besagten Sehne des hinteren
Schienbeinmuskels nahelegen.
Beim Blick von hinten auf den betroffenen Fuß sieht man neben dem Außen-
Rückfußvalgus
knöchel plötzlich mehr Zehen („too
many toes“) als auf der gesunden Gegenseite. Im beidbeinig ausgeführten
Zehenstand gelingen die Aufrichtung
der Fußlängswölbung sowie die Einwärtsdrehung der Ferse (Rückfußvarus)
am betroffenen Fuß weniger oder gar
nicht.
Rückfußvalgus
Üblicherweise werden für die bildgebende Diagnostik eine Röntgenbelastungsaufnahme des Fußes in zwei verschiedenen Ebenen sowie eine Aufnahme des oberen Sprunggelenks angefertigt. Eine Ultraschalluntersuchung
(Sonografie) kann unter anderem eine
Verdickung der Sehne, Entzündung der
Sehnenscheide (Tendosynovialitis) oder
auch gegebenenfalls die komplette
Ruptur der Sehne feststellen. Mit einer
Kernspintomografie lassen sich bereits
sehr frühe und erst recht fortgeschrittene Veränderungen der Sehne sehr
gut diagnostizieren. In späteren Stadien
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hilft unter anderem eine Computertomografie, bereits ausgebildete Veränderungen am Knochen und Gelenk zu
beurteilen.
Die Fehlfunktionen der Sehne und der
dadurch bedingte Knick-Senkfuß werden
in vier Schweregrade eingeteilt. Jedem
dieser Grade können eine Behandlung
oder mehrere Therapieoptionen zugeordnet werden.
Grad I entspricht im Wesentlichen der
Entzündung der Sehne, die jedoch
noch eine normale Länge aufweist. Die
Fußform und das Längsgewölbe sind
erhalten. Das Stadium äußert sich
durch milde bis moderate Schmerzen
vor allem am Sehnenansatz.
Hier kann noch konservativ mit antientzündlichen Medikamenten, Physiotherapie und vorübergehender Schuheinlagenversorgung behandelt werden.
Bei Fortbestehen der Schmerzen und
ausgereizter konservativer Therapie
kann gegebenenfalls eine Spiegelung
der Sehnenscheide mit Entfernung der
Sehnenschleimhaut (Synovektomie)
durchgeführt werden.
Grad II äußert sich bereits mit Zeichen
einer beginnenden Knick-Senkfuß-Deformierung. Die Abknickung des Rückfußes
nach außen beträgt mehr als zehn
Grad, „too many toes sign“ ist positiv,
im Einbeinzehenspitzenstand bleibt die
Drehung des Rückfußes nach innen aus.
Diese Fehlstellung ist noch ausgleichbar
und kann manuell bei Entlastung in
eine Normalposition gebracht werden.
Auch hier ist nochmals eine konservative Behandlung möglich; langfristig
gesehen ist diese leider nicht sehr erfolgversprechend.
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01/2013
Alternative zur Versteifung erhält die Beweglichkeit
Die Verschleißerkrankung (Arthrose)
des oberen Sprunggelenks trifft nicht
nur ältere Menschen und Rheumatiker,
sondern auch jüngere Patienten.
Bei den Weichteiloperationen wird am
häufigsten eine Verlagerung der langen Sehne der Kleinzehenbeuger (FDLTransfer) auf die Sehne des hinteren
Schienbeinmuskels durchgeführt.
Röntgenbild einer Gelenkversteifung
Grad III ist bereits das fortgeschrittene
Stadium mit verlängerter Sehne, deformiertem und manuell nicht mehr
ausgleichbarem Rückfuß (fixierter Plattfuß).
Das bedeutet, eine passive Reposition
in die Normalposition des Rückfußes ist
nicht mehr möglich. Gelenkerhaltende
Operationen sind in diesem Stadium
nicht mehr zu empfehlen.
Durch eine gelenkversteifende Operation des unteren Sprunggelenks (USGArthrodese, Triple Arthrodese) wird in
den meisten Fällen Schmerzfreiheit erreicht. Die Mehrheit der Patienten kann
nach einer solchen operativen Therapie
ihren gewohnten Freizeitaktivitäten,
wie Wandern oder Radfahren, nachgehen.
Grad IV zeigt zusätzlich zu den oben
genannten Veränderungen auch Schäden im oberen Sprunggelenk (OSG).
01/2013
Endoprothetik des Sprunggelenks
Operativ bestehen in diesem Stadium
der Erkrankung Möglichkeiten der Korrektur von Weichteilen und Knochen
(Fersenbein). Eine Kombination beider
Verfahren kann ebenfalls in bestimmten
Fällen durchgeführt werden.
Bei der knöchernen Korrektur steht die
Verschiebeplastik des Fersenbeins im
Vordergrund. Hierbei wird das Fersenbein durchtrennt und ein Teil zur Innenseite hin verschoben, um hier eine bessere Abstützung des Längsgewölbes zu
erreichen (mediale Verschiebeosteotomie des Kalkaneus).
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Daher muss in diesem Stadium auch
das obere Sprunggelenk operativ berücksichtigt werden.
Die Rehabilitation nach den oben genannten Maßnahmen ist sehr zeitaufwendig. So braucht beispielsweise
eine Sehne ca. zwölf Wochen, bis sie
stabil wird. Der Knochen benötigt
ebenfalls etwa acht bis zwölf Wochen
zur Heilung. In den meisten Fällen
schließt sich an die Operation eine
Gipsbehandlung über mindestens
sechs Wochen an.
Danach erfolgt die schrittweise Mobilisierung bis zur Vollbelastung. Regelmäßige Krankengymnastik zum Muskelaufbau sollte ebenfalls durchgeführt
werden. Insgesamt kann die vollständige Rehabilitation nach solchen Eingriffen durchaus neun bis zwölf Monate betragen.
Für eine persönliche Beratung stehen
wir Ihnen gerne in unserer Fußsprechstunde dienstags von 12 bis 15 Uhr zur
Verfügung
Bitte vereinbaren Sie dafür vorher einen Termin und bringen Sie unbedingt
die Überweisung durch Ihren Orthopäden oder Unfallchirurgen mit.
Bislang gilt die Versteifungsoperation
des Gelenks als ideale Therapie. Durch
die Versteifung des Gelenks ist es möglich, die volle Steh- und Gehfähigkeit
des betroffenen Fußes bei nur geringer
Bewegungseinschränkung wiederherzustellen und den Alltag des Patienten
schmerzfrei zu machen. Es zeigt sich
jedoch in Langzeitstudien, dass zahlreiche Patienten innerhalb von zehn
Jahren schmerzhafte Arthrosen durch
Mehrbelastung in den Nachbargelenken des Sprunggelenks erleiden und
in der Folge weitere Versteifungsoperationen benötigen.
Sind Alltagsbelastung und Körpergewicht normal, halten die Prothesen über
zehn Jahre, vorausgesetzt der Knochen
und Bandapparat sind gesund. Risikofaktoren sind starkes Übergewicht,
Durchblutungsstörungen und Rauchen.
Ein Nachteil ist die eingeschränkte Belastbarkeit des Kunstgelenks. Gerade
bei jüngeren aktiven Menschen kann
sich das Implantat lockern.
Röntgenkontrolle einer Sprunggelenkprothese
rund 12 bis 16 Wochen ist man wieder
fit für Beruf und Sport.
In geeigneten Fällen stellt die Sprunggelenkendoprothese eine ideale Therapie der Sprunggelenkarthrose dar
und kann neben der Versteifungsoperation ebenfalls als Goldstandard bezeichnet werden.
Moderne Drei-Komponenten-Prothese
für das obere Sprunggelenk
(Fa. Corin, Zenith®)
Versteifungsoperation des oberen
Sprunggelenks
Die Entwicklung von Endoprothesen für
das obere Sprunggelenk hat in den
letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte
gemacht. Der entscheidende Vorteil ist
der Erhalt der Beweglichkeit im Gelenk, so dass die Nachbargelenke des
oberen Sprunggelenks nicht überbelastet werden.
Die Prothese wird über einen Hautschnitt an der Vorderseite des Sprunggelenks eingebracht. Die abgeriebenen Gelenkanteile werden entfernt, wobei der Knochenverlust gering ist. Die
Prothese wird ohne Knochenzement befestigt. Zwischen den Metallkomponenten gleitet ein beweglicher Kunststoffkern, so dass die Beweglichkeit des
Gelenks erhalten bleibt.
Nach der Operation wird das Sprunggelenk für sechs Wochen in einer Kunststoffschiene ruhig gestellt. Anschließend erfolgt die Rehabilitation. Nach
Impressum
Newsletter der Klinik für Orthopädie,
Unfallchirurgie und Sportmedizin
am Johanna-Etienne-Krankenhaus
Herausgeber
St. Augustinus-Kliniken gGmbH
Am Hasenberg 46, 41462 Neuss
V.i.S.d.P.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg Jerosch
Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie
und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus
Layout
+
copymed
[email protected]
Fotovermerke
Titelfoto: © Dirima/fotolia.com
Weitere Fotos: Johanna-Etienne-Krankenhaus
Illustrationen
Titel, Rückseite: Charlotte Schmitz
Ausgabe 01/2013
Der Newsletter erscheint viermal jährlich
Auflage 8.000 Exemplare
7
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01/2013
Veranstaltungskalender
Veranstaltungen für Patienten
Anmeldungen sind nicht erforderlich!
Wissenschaftliche Veranstaltungen der Klinik für Ärzte
Anmeldungen im Chefarztsekretariat
Klinischer Nachmittag
mit Fallvorstellung für
niedergelassene Ärzte
Thema: Das Fuß- und Sprunggelenk
Mittwoch, 20.02.2013, 16.00 Uhr
Johanna-Etienne-Krankenhaus,
Raum 02.04.002
(Demoraum im Kellergeschoss)
Patientenforum
Thema: Das Fuß- und Sprunggelenk
Mittwoch, 13.02.2013, 17.00 Uhr
St. Elisabeth-Akademie
Krankenpflegeschule am JohannaEtienne-Krankenhaus
Patientenforum
Thema: Das Kniegelenk
Mittwoch, 15.05.2013, 17.00 Uhr
St. Elisabeth-Akademie
Krankenpflegeschule am JohannaEtienne-Krankenhaus
Klinischer Nachmittag
mit Fallvorstellung für
niedergelassene Ärzte
Thema: Das Kniegelenk
Mittwoch, 22.05.2013, 16.00 Uhr
Johanna-Etienne-Krankenhaus,
Raum 02.04.002
(Demoraum im Kellergeschoss)
Anmeldungen unter www.prosympos.de
Wenn nicht anders angegeben, finden die
Veranstaltungen im MEDucation Center
Rhein/Ruhr in Mülheim an der Ruhr statt.
IGOST Hands-on-Kurs
Injektionstechniken
Freitag, 01.03.2013:
Gelenkinjektionen
Samstag, 02.03.2013:
Wirbelsäulennahe Injektionen
Operationskurs Hüfte
Thema: Kurzschaftendoprothetik
12.04. und 13.04.2013
Operationskurs Hüfte
Thema: Hüftrevisionen
19.04. und 20.04.2013
Ihr Weg zu uns
Neuss/
Kaarst
Johanna-EtienneKrankenhaus
Facharztzentrum
Savita
Vier
sene
Johanna-EtienneKrankenhaus
aße
Facharztzentrum
Kindergarten
B7
Straß
Haupteingang
St. ElisabethAkademie
er
Savita
Am Hasenberg
e
Mecklenburgstr.
Am Hasenberg
Personalparkplatz
Scha
Geulenstraße
bern
ackst
r.
Mit dem Bus Haltestelle Johanna-Etienne-Krankenhaus: 848
Haltestelle Neusser Weyhe: 841, 843, 844, 851, 852
Mit dem Pkw A 57 Ausfahrt Neuss-Holzbüttgen/Kaarst,
Zufahrt über Viersener Straße, Venloer Straße
Am Hasenberg
Am Hasenberg
Personalparkplatz
St. ElisabethAkademie
Kindergarten
nlo
Ve
A 57
Haupteingang
r Str
Johanna-Etienne-Krankenhaus
Am Hasenberg 46
41462 Neuss
Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie
und Sportmedizin
Chefarztsekretariat
Monika Stickelbruck
Terminvereinbarungen Ambulanz
T (02131) 5295-8700
F (02131) 5295-2003
[email protected]
www.johanna-etienne-krankenhaus.de
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