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Dr. Aneta PecanovSchröder: Im Expertenzirkel diskutieren Dr. Dr. M. Zehnder, Dr. D. Sonntag, Dr. H. Dennhardt, Dr. H.W. Herrmann und DiplKffr. M. Schulz
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Endo – Ins Innere
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In den ersten beiden Teilen stellten sich für das DENTAL
MAGAZIN Experten aus Praxis, Hochschule und Industrie Fragen rund um den endodontologischen Themenkomplex:
PD Dr. Matthias Zehnder (Zürich) Dr. David Sonntag (Marburg), Dr. Holger Dennhardt (Landshut), Dr. Hans-Willi
Herrmann (Bad Kreuznach) und Diplom-Kauffrau Martina
Schulz (J. Morita Europe, Dietzenbach) diskutierten über
Herausforderungen in Diagnostik (Endo-Paro-Läsionen) und
Therapie (Desinfektion, Aufbereitung, Wurzelfüllung) bei der
Endo-Behandlung.
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Wie geht man bei Revisionen vor? Sollte jeder endodontologisch arbeitende
Zahnarzt in Dentalmikroskope investieren? In welche Richtung sollte die Industrie Produkt-Weiterentwicklungen und -Neuerungen fördern? Darum geht es im
letzten Teil des Expertenzirkels.
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Endo-Behandlungen können schnell zu einem
„Fischen im Trüben“ werden. Inwieweit kann
ein Operationsmikroskop bei der Endo-Therapie
hilfreich sein?
Sonntag: Es ist für jeden praktisch tätigen Endodontologen ein absolut unverzichtbares Werkzeug!
Mit dem Operationsmikroskop werden Details der
Pulpakammer und der Wurzelkanäle für das Auge
zugänglich gemacht. Darin liegen die wesentlichen
Vorteile.
Schulz: Über sämtliche Arbeitsschritte gewinnt
der Zahnarzt eine wesentlich bessere Erfolgskontrolle. Unter dem Mikroskop ist ein gezielterer
und damit schonenderer Substanzabtrag möglich.
Außerdem gelingt logischerweise das Auffinden
der Wurzelkanäle besser. Das Mikroskop hat ganz
neue Techniken ermöglicht, man denke z. B. an
das Entfernen frakturierter Instrumente oder
mikrochirurgische Operationstechniken bei der
Wurzelspitzenresektion.
Sonntag: Den größten Teil meiner Arbeitszeit
verbringe ich mit Revisionen fehlgeschlagener
endodontischer Behandlungen. Winzige, ohne
optische Vergrößerung nicht erkennbare Details
sind nicht selten bei der Erstbehandlung übersehen worden. Liegt die Ursache offensichtlich in
einer koronalen Karies, gilt es jeden noch so
kleinen Guttaperchaanteil von der Kanalwand zu
entfernen. Häufig ist dies nur unter direkter
Sicht möglich.
Dennhardt: Statt von einem Operationsmikroskop
zu sprechen, sollten wir übrigens, wie schon
Dr. Michael Arnold (Dresden) vorschlug, in der
Zahnheilkunde den Begriff Dentalmikroskop verwenden, denn Operationsmikroskope unterscheiden sich erheblich von denen, die in der Zahnheilkunde eingesetzt werden. Dentalmikroskope
sind für einen Zahnarzt, der seinen Tätigkeitsschwerpunkt in der Endodontie sieht, unabdingbar! Sie gehören ebenso fest zum Behandlungsschema wie rotierende Nickel-Titan-Feilen oder
der Kofferdam.
Herrmann: In meiner Praxis erfolgen Wurzelkanalbehandlungen zu 100 Prozent von der Trepanation
bis zum definitiven Verschluss nach Wurzelkanalfüllung unter Dentalmikroskop-Kontrolle! Ein Arbeiten
ohne Dentalmikroskop in der Endodontie ist für
mich undenkbar, der Einsatz ist bei mir obligat,
selbst im Notdienst.
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Sollte denn jeder Zahnarzt darin investieren?
Herrmann: Natürlich „sollte“ jeder Zahnarzt darin
investieren. Das Dentalmikroskop eröffnet eine
neue, faszinierende Welt. Eine Vielzahl von Dingen,
die selbst dem lupenbrillenbewehrten Auge verborgen bleiben, können damit sichtbar gemacht und
dadurch therapiert werden. Das Dentalmikroskop
bringt für denjenigen, der es konsequent nutzt,
automatisch eine Verbesserung seiner Arbeitsqualität mit sich. Weiterhin ist es, mit digitaler Fotooder Videokamera ausgestattet, ein hervorragendes
Medium zur Falldokumentation, Patienteninformation und damit auch Motivation.
Die Frage ist jedoch, kann jeder Zahnarzt darin
investieren und macht es in jedem Falle Sinn? Und
hier müssen beide Fragen ganz klar verneint werden.
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Können Sie das bitte näher ausführen, Herr
Herrmann?
Herrmann: Die Zahnmedizin bewegt sich seit einigen Jahren in einem ungesunden Feld: Immer
höhere Investitionen werden notwendig, denen
keine zusätzlichen Einnahmen gegenüberstehen.
Man denke nur an die Entwicklungen im Bereich
der Praxishygiene. Selbst wenn – wie im Falle der
Hygienediskussion – die Notwendigkeit über die
ärztliche Ethik eingefordert wird, so trifft dies auf
das Arbeiten mit einem Dentalmikroskop nicht zu.
Natürlich freue ich mich über jeden Kollegen, der
ein Dentalmikroskop in seiner Praxis einsetzt, weil
ich es für eine wichtige und ganz hervorragende
Sache in der Zahnmedizin halte. Aber ich wehre
mich dagegen, wenn ein Zwang konstruiert wird,
der dazu dienen soll, den Absatz solcher Geräte zu
erhöhen.
Sonntag: Auch ich bin der Meinung, dass nicht
jeder Zahnarzt darin investieren sollte. Viele endodontische Erstbehandlungen können erfolgreich mit
einer Lupenbrille und koaxialem Licht in Form
einer LED-Lampe gelöst werden.
Herrmann: Das stimmt. Unverzichtbar für den
Erfolg einer endodontischen Behandlung ist ein
Dentalmikroskop nicht! Es gehört gewissermaßen
zum großen Einmaleins der Endodontie. Insofern
macht es nur Sinn für denjenigen, der das kleine
Einmaleins der Endodontie beherrscht. Darunter
verstehe ich alle Maßnahmen, die notwendig sind,
um eine hohe Erfolgsquote im Rahmen der Wurzelkanalbehandlung zu erreichen. Solange in der
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Nutzen Sie für Anmerkungen zu diesem Expertenzirkel den direkten
Draht in die Redaktion:
redaktion@
dentalmagazin.de.
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Teil 1, 2 und 3 des Expertenzirkels stellen wir
Lesern des DENTAL
MAGAZINs unter
www.dentalmagazin.de
als pdf zur Verfügung.
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Abb. 1: Röntgenologische Untersuchung von Zahn 16 mit
Fistelgang. In den Fistelgang wurde ein Guttaperchapoint
eingesteckt. Deutlich erkennbar ist der lokalisierte parodontale Einbruch bei sonst parodontal gesunden Verhältnissen. Eine endodontische Ursache gilt somit als wahrscheinlich.
Abb. 2: Klinisches Bild des Zahnes aus Abb. 1. Eine vertikale Frakturlinie, die sich aus dem Kanal über den Pulpakammerboden bis in die Pulpakammerwand zieht. Die Vermutung einer primär endodontischen Ursache konnte
somit bestätigt werden.
zahnmedizinischen Öffentlichkeit die Anwendung
von Kofferdam in der Endodontie als verzichtbar
diskutiert wird, brauchen wir über die Investitionsnotwendigkeit von Dentalmikroskopen nicht zu
sprechen.
Schulz: Die Vorteile eines Mikroskops sind ja auch
erst nach intensivem Training nutzbar, und die
finanzielle Investition ist nicht geringfügig. Unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnt sich die
Anschaffung eines Mikroskops nur für die High-end
Zahnmedizin, d. h. auch nur für eine bestimmte
Klientel von Patienten.
Herrmann: Mag sein. Aber das müssen nicht
zwangsläufig besonders wohlhabende Patienten
sein. Ich habe in meiner Praxis die Erfahrung
gemacht, dass Patienten, die ein adäquates Zahnbewusstsein aufweisen, auch das Arbeiten mit dem
Dentalmikroskop zu schätzen und honorieren wissen. Eine solche Einstellung ist vom sozialen Status unabhängig.
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Lesetipp: „Wenn der
Zahnarzt durch das
Mikroskop schaut“,
Dr. Gisela Peters für das
DENTAL MAGAZIN 4/2005
(S. 48) und 5/2005 (S. 60).
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Dr. David Sonntag
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Sonntag:
„Viele endodontische
Erstbehandlungen
können erfolgreich mit
einer Lupenbrille und
koaxialem Licht in Form
einer LED-Lampe gelöst
werden.“
beendete 1998 das Studium der Zahnmedizin an
der Philipps-Universität Marburg. Zunächst als
Assistent, später als Oberarzt beschäftigte er sich
in der Klinik für Zahnerhaltungskunde vornehmlich
mit der Endodontie. Dr. Sonntag ist Spezialist für
Endodontie (DGZ) sowie Certified Member der European Society of Endodontology (ESE). Er ist Leiter
der ARGET Studiengruppe der Philipps-Universität
Marburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im
Bereich des Arbeitsverhaltens und Einsatzes rotierender Aufbereitungsinstrumente, der endodontischen Ausbildung sowie der Traumatologie.
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Herr Dr. Sonntag erwähnte eben, dass er den
größten Teil seiner Arbeitszeit mit Revisionen
fehlgeschlagener endodontischer Behandlungen
verbringe. Wie hoch ist der Anteil in Ihrer Praxis, Herr Dr. Dennhardt?
Dennhardt: Revisionen machen die Mehrzahl der
Behandlungen unserer Praxis aus. Sie werden erwartungsgemäß auch in Zukunft zunehmen, da wir es
derzeit mit den Füllungen zu tun haben, die das
Erreichen des apikalen Drittels zum Ziel hatten. Zudem zeigen die meisten Patienten ein verstärktes Bewusstsein, ihre eigenen Zähne zu erhalten, um somit
auf Brücken oder auch Implantate zu verzichten.
Wie gehen Sie bei Revisionen konkret vor?
Dennhardt: Die Industrie hat uns verschiedenste
Revisionsinstrumente in die Hand gegeben, die alle
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Abb. 3: Neben den völlig insuffizienten Kronen an 26 und
27 fällt ein Parodontalabbau mit massivem Knochenverlust
auf. Der Zahn 26 wird nicht erfolgreich endodontisch therapierbar sein, da der Knochenverlust – auch aufgrund der
Parodontalerkrankung – zu groß ist.
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Abb. 4: Zahn 46 mit insuffizienter Wurzelfüllung und deutlich erkennbarer interradikulärer Aufhellung. Nach erfolgreicher Revision des Kanalsystems ist eine Ausheilung bei
sonst parodontal gesunden Verhältnissen sehr wahrscheinlich.
Abb. 1 bis 4: Dr. Sonntag
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sehr erfolgreich eingesetzt werden können. Eines
der wichtigsten Instrumente der Revision sind in
meinen Händen Gates-Glidden-Bohrer. Ebenso kommen K3-Feilen (SybronEndo) zum Einsatz. Die speziell entwickelten Revisionsfeilen der Firmen
Dentsply oder VDW zeigen nach erstem Einsatz viel
versprechende Ergebnisse. Das von mir am meisten
angewande Lösungsmittel ist Endosolv. Die Spülung
mittels EDTA-Lösung zur Beseitigung des Debris
und zur Öffnung der Dentinkanälchen als auch das
Anlösen mittels Alkohol führen in den meisten Fällen mit einer Erweiterung der Kanalmorphologie zu
einer sauberen Aufbereitung.
Wie entfernen Sie insuffiziente Wurzelfüllungen?
Sonntag: Ich setze gerne hierbei zunächst Handinstrumente kleiner ISO Größe (10 bis 15) ein, da
diese nicht nur grazil, sondern auch hochflexibel
sind. Eine Stufenbildung kann somit sicher vermieden werden. Die weitere Entfernung der Wurzelfüllung erfolgt mit rotierenden Nickel-Titan-Instrumenten.
Schulz: Gelegentlich lässt sich ein Teil der Wurzelfüllung aber weder mechanisch noch thermisch
entfernen, dann ist die zusätzliche Anwendung
eines Lösungsmittels indiziert. Trotz aller Risiken
ist doch Chloroform das mit Abstand effizienteste
Lösungsmittel für Wurzelfüllmaterialien.
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Sonntag: Die Anwendung von Chloroform ist nicht
mehr lege artis! Und die Effizienz anderer
Lösungsmittel ist so gering, dass sie die Revisionsbehandlung nach persönlichen Erfahrungen
nicht beschleunigen. Ich setze keine Lösungsmittel ein.
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Dr. Dr. Matthias
Zehnder
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leitet die Station für Endodontologie der Klinik
für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und
Kariologie der Universität Zürich. Nach einem
Forschungsaufenthalt am Department of Oral Biology and Periodontology, Boston University Goldman School of Dental Medicine folgte eine zweijährige Spezialisierungsausbildung in Endodontologie an der Columbia University School of Dental
and Oral Surgery in New York. Im Sommer 2006
promovierte der Hochschullehrer zum PhD an der
medizinischen Fakultät der Universität Turku,
Finnland. Dr. Zehnders Hauptinteressen in der
Forschung liegen in der Diagnostik der Pulpaerkrankungen mittels molekularer Marker und in der
Verbesserung der Desinfektion infizierter Zahnhartgewebe.
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Zehnder: „Das Mikroskop
hat die Endodontologie
revolutioniert. Einfachere
Fälle kann man aber
auch mit Lupenbrille und
geeigneter Lichtquelle
gut lösen.“
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Abb. 5: Stark zerstörte klinische Krone mit kombinierter
Endo-Paro-Läsion. Der Überweiser wollte den Zahn für
eine prothetische Rehabilitation erhalten.
Abb. 5 bis 10: Dr. Dennhardt
Abb. 6: Ein Jahr nach Wurzelfüllung mit Resilon/Epiphany
(Fa. Pentron) ist eine parodontale Regeneration deutlich
sichtbar. Die Calxyleinlage verblieb für vier Wochen,
wobei der Zahn zwischenzeitlich coronal adhäsiv verschlossen wurde.
Zehnder: Auch ich verwende keine Lösungsmittel,
die produzieren höchstens eine Schmiererei im Kanal
und sind nicht besonders biokompatibel. Bei Revisionen mache ich grundsätzlich eine Einlage, außer
wenn der Zahn keine Aufhellung aufweist. Ich verwende Kalziumhydroxidpulver angemischt mit 1 %
Natriumhypochlorit, wie bei jedem devitalen Fall.
Bei Revisionen gehe ich grundsätzlich ähnlich vor
wie bei Initialbehandlungen: von koronal nach
apikal. Erst stelle ich sicher, dass die Karies entfernt ist und der Zahn keine vertikale Wurzelfraktur hat. Dann stelle ich unter dem Mikroskop alle
Kanäle dar und bereite diese auf. Bei bereits
gefüllten Kanälen verwende ich koronal GatesBohrer und dann direkt rotierende Nickel-TitanInstrumente.
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Dennhardt:
„Der von der Industrie
beschriebene Vorteil,
dass Resilon und RealSeal ein gleiches Aussehen wie Guttapercha
haben, finde ich selbst als
Nachteil, denn es ist gerade bei Revisionen sehr
schwierig zu unterscheiden, welches Füllmaterial
verwendet wurde.“
ist in freier Praxis in Landshut niedergelassen.
Nach seinem Examen im Fach Zahnmedizin
1989 folgten postgraduierte Ausbildungen in
den Bereichen Parodontologie, Endodontie und
Mikrochirurgie in Deutschland, Italien und den
USA. Parodontal-endodontische Therapiekonzepte zählen zu seinen besonderen Interessengebieten. Der Endodontie-Spezialist der European Dental Association ist Referent auf nationaler und internationaler Ebene, gehört zu den
„Fellow Members des International College of
Dentists“ (FICD) sowie zu den „Certified Members der European Society of Endodontology,
ESE“.
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Was ist für Sie, Herr Dr. Sonntag, der wichtigste
Schritt einer Revision?
Sonntag: Der wichtigste Schritt besteht in der
Suche nach der Ursache und der Antwort auf die
Frage: Warum ist die endodontische Behandlung
fehlgeschlagen? Dazu gehört es, immer die koronale Restauration vollständig zu entfernen. Nachdem
der Zahn anschließend neu aufgebaut wurde, lege
ich den Pulpakammerboden unter direkter Sicht mit
Ultraschallinstrumenten frei und optimiere die
Zugangskavität. Unter Sicht auf die Kanaleingänge
wird zunächst das Füllmaterial mit Ultraschallinstrumenten im koronalen Kanaldrittel entfernt. Je
nach Dichte und Beschaffenheit des alten Materials
sowie in Abhängigkeit der Kanalgeometrie ist es
möglich, die alte Wurzelfüllung in einem Randbereich zu passieren oder sie sogleich partiell zu entfernen.
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Abb. 7: 15 (!) jähriger Patient, mit Calxyleinlage alio loco.
Massive apikale Parodontitis.
Abb. 8 a,b: Zwölf Wochen nach einer erneuten, dichter
gepackten Calxyleinlage. Weiter bestehende apikale Parodontitis mit V.a. extraradikuläre Infektion. Die endgültige
Füllung wurde mit Real Seal (Fa.Sybron) ausgeführt, welches exakt Resilon (Fa.Pentron) entspricht…
… Dieses Material härtet innerhalb 20 Minuten vollständig
aus, so dass gleichzeitig die Zystektomie durchgeführt
werden kann, und der Biofilm unter mikroskopischer Kontrolle entfernt wurde.
Abb. 9: Die Aufnahme zeigt den Fall drei Monate nach Chirurgie: Deutlich sichtbarer PA-Spalt an Zahn 12 und vollständige Mineralisation an Zahn 11.
Wann füllen Sie erneut, sofort oder erst nach
einer Einlage?
Sonntag: Die neue Wurzelfüllung erfolgt bei
mir zumeist in einer zweiten Sitzung nach medikamentöser Einlage mit CaOH. Die Patienten wer-
den nicht in einer Sitzung versorgt, um Behandlungszeiten von mehr als zwei Stunden zu vermeiden.
In der zweiten Sitzung habe ich zudem die Chance, mich nochmals kritisch mit meiner Arbeit
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Dennhardt: „Ein nicht zu
vernachlässigender Vorteil des Dentalmikroskops gegenüber der
Lupenbrille liegt in der
Möglichkeit, der Assistenz zu ermöglichen, der
Behandlung über Video
just in time zu folgen.“
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tigen Materialien zulassen, zu bekämpfen. Gerade
in den apikalen Bereichen haben sich LightSpeed-Instrumente als sehr sicher und erfolgreich
bewährt.
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Abb. 10: Ein Blick durchs Dentalmikroskop: Ansicht nach
Wurzelbehandlung mit verbliebenem vitalem Gewebe.
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Leserbriefe zum zweiten
Teil des Expertenzirkels
finden Sie auf S. 124.
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auseinander zu setzen und Details zu optimieren.
Bakteriologische Gründe sprechen allerdings aus
meiner Sicht nicht gegen eine einzeitige Therapie.
Dennhardt: Werden Revisionen durchgeführt bei
Patienten, die eine prothetische Neuversorgung
erhalten sollen, und es besteht weder der Verdacht auf Infektionen, apikale Parodontitis,
Schmerzen, Schwellungen, Perkussionsempfindlichkeiten oder dergleichen, ist eine One-VisitEndo möglich. Ich werde allerdings immer versuchen, zunächst eine Calxyl-Einlage einzusetzen,
um eine bakterielle Infektion, so gut es die heu-
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Schulz: „Über sämtliche
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der Zahnarzt eine
wesentlich bessere
Erfolgskontrolle. Unter
dem Mikroskop ist ein
gezielterer und damit
schonenderer Substanzabtrag möglich.“
ist verantwortlich für das Marketing bei J. Morita
Europe. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der
Universität Köln sammelte die gebürtige Rheinländerin berufliche Erfahrung als Produktmanagerin für Abformmaterialien bei Bayer Dental,
Leverkusen, sowie anschließend als Inhaberin
des Prophylaxeshops „Mund und Zähne“ in Köln.
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Einige Angebote, die sowohl Zahnarzt als auch
Patient die Endo-Behandlung erleichtern, sind
schon angesprochen worden. In kurzen Abständen kommen Hersteller mit noch besseren und
innovativeren Produkten auf den Markt.
Herr Dr. Herrmann, welche Angebote würden Sie
persönlich als „Meilensteine“ in der Endodontologie bezeichnen?
Herrmann: Da steht für mich an allererster Stelle
das elektronische Längenmessgerät. Dies ist in der
Tat unverzichtbar bei jeder Wurzelkanalbehandlung,
denn eine exakte Bestimmung der Arbeitslänge ist
ohne elektronische Längenmessung nicht möglich.
Die heutigen Geräte der dritten und nachfolgenden
Generationen, deren Siegeszug mit dem Root ZXGerät der Firma Morita Anfang der 90er Jahre
begann, erlauben zuverlässige und hochpräzise
Bestimmungen der Arbeitslängen als eine Grundvoraussetzung für den endodontischen Behandlungserfolg.
Welche Entwicklung halten Sie für unschlagbar,
Herr Dennhardt?
Dennhardt: Vor kurzem habe ich gerade mit einem
Freund über diese Frage gesprochen und seine erste Antwort war: „Ein ganz entscheidender Meilenstein in der Endodontie ist die Lokalanästhesie!“
Dem kann ich mich nur vorbehaltlos anschließen.
Erst eine sichere Anästhesie ermöglicht uns ein
exaktes Arbeiten.
Wie Kollege Herrmann schon erwähnte: Für die
Längenbestimmung sollte in der heutigen Zeit ein
elektronisches Längenmessgerät der vierten Generation zum Einsatz kommen. Röntgenmessaufnahmen geben dem Behandler die forensische Sicherheit, sollten aber allein nicht die Arbeitslänge
bestimmen.
Gleichwohl halte ich die Einführung des Dentalmikroskops für einen Meilenstein, denn das Gerät hat
die Endodontie revolutioniert. Weiterer Meilenstein
ist für mich die Anwendung biologischer Prinzipien
in der Endodontie.
Herrmann: Wenn wir von Meilensteinen der Endodontie sprechen, dann ist es mir ein Bedürfnis,
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Dr. Hans-Willi
Herrmann
ist seit 1993 in eigener Praxis mit Kassenzulassung in Bad Kreuznach niedergelassen. Seitdem
beschäftigt sich der Zahnmediziner intensiv mit
Fragestellungen der Endodontologie und übernimmt nationale und internationale Referentenund Kurstätigkeit zu endodontischen Themen.
1999 gründete der engagierte Endodontologe
„Endonews“, die erste deutschsprachige zahnmedizinische Newsgroup im Internet zum Thema
„Wurzelkanalbehandlung“. Dr. Herrmann ist
Gastdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie an der Georg-August-Universität Göttingen.
auch wenn es sich dabei nicht um Geräte oder
Instrumente handelt, die bahnbrechenden Arbeiten des Züricher Pulpaforschers Dr. Walter Hess zu
nennen, der durch seine Forschungsarbeiten zu
Beginn des 20. Jahrhunderts das Wurzelkanalsystem in seiner Kompliziertheit und Exotik sichtbar
gemacht hat. Und es ist der Verdienst von Dr. Herbert Schilder (Boston, USA), diese mannigfaltig
vorhandene Anatomie des Wurzelkanalsystems
einer adäquaten Wurzelkanalfüllung zugeführt zu
haben.
Dennhardt: Herbert Schilder hat einen wichtigen
und entscheidenden Schritt hin zu einer erfolgreichen und vorhersagbaren endodontischen Behandlung gelegt! Seine Prinzipien vom Ende der 60er
Jahre gelten auch heute noch. Somit kann man
von dem Weg aus der Wurzelbehandlung hin zur
Endodontie sprechen.
Herr Dr. Zehnder, welche Einführungen haben zu
Quantensprüngen in der Endodontologie
geführt?
Zehnder: Ich vertrete die Ansicht, dass neue Produkte nur dann gut sind, wenn sie klinisch gegenüber bereits vorhandenen Artikeln Vorteile bringen.
Revolutionär waren sicherlich die Einführung von
Nickel-Titan-Instrumenten für die rotierende Aufbereitung und Impedanzmessgeräten zur exakten
Bestimmung der Arbeitslänge. Im Weiteren ist MTA
(Anm. d. Red.: siehe Info am Seitenrand) ein Produkt, das sehr nützliche Eigenschaften hat.
Ansonsten vertraue ich auf „old fashioned dentistry“.
Schulz: Die Einführung des OP-Mikroskops stellt
doch einen wichtigen Schritt in Richtung qualitativ
hochwertiger Endodontie dar! Erst mit dessen Einführung sind neue Einblicke und Techniken möglich
geworden.
Zweifelsohne ist ein Meilenstein in der Endodontie
die Einführung der maschinellen Aufbereitung mit
NiTi-Feilen in Kombination mit Endomotoren. Hierdurch wird auch der nicht spezialisierte Zahnarzt
in die Lage versetzt, seine Wurzelkanalaufbereitung bei gleichzeitiger Zeiteinsparung zu verbessern.
Herrmann: Eindeutig. Und auch wenn es sicherlich möglich ist, mit Handinstrumenten eine adäquate Wurzelkanalbehandlung zu erreichen, so
bleibt doch festzustellen, dass die rotierenden
Nickel-Titan-Instrumente die Aufbereitung und
Formgebung des Wurzelkanals in einer solchen Art
und Weise auf breiter Basis vereinfacht haben,
dass für mich ein Arbeiten ohne diese Instrumente nur schwer vorstellbar ist.
Diese Vereinfachungen gehen über den Aspekt
der reinen Kanalaufbereitung hinaus, denn die
Formgebung führt auch zu Verbesserungen im
Bereich der chemischen Aufbereitung und erleichtert die Wurzelkanalfüllung mit warmer Guttapercha.
Bis vor kurzem eine Technik, die einer Handvoll
Spezialisten vorbehalten war, so sind heute, durch
die Hilfe rotierender Nickel-Titan-Instrumente und
den entsprechenden Geräten und Instrumenten für
das Arbeiten mit warmer Guttapercha diese Wurzelfülltechniken alltagstauglich und damit einer
breiten Masse von Zahnärzten zugänglich geworden.
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Herrmann: „Das Dentalmikroskop gehört zum
großen Einmaleins der
Endodontie. Insofern
macht es nur Sinn für
denjenigen, der das kleine Einmaleins der Endodontie beherrscht.“
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MTA: Mineral-TrioxidAggregat (ProRoot,
DeTrey/Dentsply, Konstanz), ein modifizierter
Portlandzement, der sich
zum Perforationsverschluss und als retrogrades Füllmaterial eignet.
[Schwarze, 2004; Bargholz, 2004; Mente, 2004].
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Können Sie sich anschließen?
Sonntag: Als technische Meilensteine der vergangenen 50 Jahre würde ich die Adhäsivtechnik
(Buonocore, 1955), die elektrometrische Längenbestimmung (Sunada, 1962), rotierende NiTi-Instrumente (Walia, 1986) sowie den Einsatz von optischen Vergrößerungen mit koaxialem Licht bezeichnen.
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DENTAL MAGAZIN 6/2006
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