Kasuistik Niedermolekulare Heparine bei rezidivierender Nierenarterienstenose – ein Therapieversuch In der Charité stellte sich eine 52-jährige Patientin vor, die erstmals im 11. Lebensjahr (1965) mit einer rechtsseitigen Nierenar terienstenose auffällig wurde. Therapeutisch erfolgte damals eine Bypass-Operation. Weiterer Verlauf: Mit 50 Jahren (2004) trat bei der Patientin ein Hypertonus auf. Die Diagnose lautete: beidseitige Nierenarterienstenose. Es erfolgte eine perkutane transluminale Angioplastie links; die Patientin erhielt Clopidogrel in Kombination mit Acetylsalicylsäure. Dennoch kam es innerhalb weniger Wochen zu einem Verschluss der A. femoralis li., der thrombektomiert werden musste. Die im gleichen Jahr durchgeführte PTA des Bypasses der rechten Nierenarterie verlief komplikationslos. Ein Jahr danach (2005) ereigneten sich erneut Restenosen bds. mit Hypertonus. Sechs Wochen nach einer beidseitigen Bypass-Operation traten Verschlüsse des rechten Bypasses sowie der Truncus- und Mesenterialarterien auf, in deren Folge die rechte Niere insuffizient wurde. Seitdem erhielt die Patientin eine orale Antikoagulation mit Falithrom® in einem hohen Einstellungsbereich. Dennoch konnte dadurch eine erneute Restenose der verbleibenden linken Nierenarterie im Dezember 2006 nicht verhindert werden. Die Patientin stellte sich daraufhin in unserer Ambulanz zu einem neuerlichen Therapievorschlag vor. Anamnese: Die Patientin ist in gutem Allgemein- und Ernährungszustand (76 kg, 165 cm, RR: 150/90 mmHg). Die klinische Untersuchung war unauffällig. Anamnestisch besteht eine Hypercholesterinämie und eine Hyperurikämie. Die Medikation zum Zeitpunkt der Vorstellung bestand aus Falithrom®, Inegy, Blopress® Plus, Carvedilol, Torasemid. Unter den Laborwerten sind Lipoprotein (a) und die Akute-Phase-Proteine Fibrinogen und FVIII:c erhöht. Dagegen ist die Konzentration des C-reaktiven Proteins normal. Es besteht kein Hinweis auf eine Thrombophilie-Disposition. Tabelle: Messergebnisse vor und nach der NMH-Gabe Messwerte 58 vor Gabe nach Gabe von NMH von NMH RR systolisch (mmHg) 200–240 (Spikes) 120–140 110–130 RR diastolisch (mmHg) 120–140 (Spikes) 70–85 75–85 Widerstand 0,55–0,58 0,58–0,60 0,60–0,72 Systolische Spikegeschwindigkeit 3 2,5 < 1,8 VASCULAR CARE 2/2007 VOL. 13 Normalwert Kasuistik Therapeutisches Vorgehen: Es wurde ein Therapieversuch mit niedermolekularen Heparinen begonnen und die orale Antikoagulation dazu abgesetzt. Nach zwei Wochen NMH-Behandlung bildete sich die Stenose deutlich zurück, so dass die NMH-Gabe (2 x Fragmin® P Forte) für drei Monate fortgesetzt wurde. Schon zwei Wochen nach Beginn der NMHGabe normalisierte sich der Blutdruck (Tab.). Auch die Ergebnisse der Farbduplex-Messungen besserten sich. Diese Tendenz hielt über die nächsten Monate an. Fazit: Anscheinend hat NMH der lokalen Infektion im Bereich der Stenose entgegengewirkt und den endothelialen Schaden gebessert. Anschrift der Verfasser Dr. med. Thomas Bartolmäs, Univ.-Prof. Dr. Dr. H. Kiesewetter Charité - Universitätsmedizin Berlin Institut für Transfusionsmedizin Luisenstraße 65 10117 Berlin VASCULAR CARE 2/2007 VOL. 13 59