Intensivierte Wahrnehmung im Flow-Erlebnis

Werbung
senseLAB - Programm
Mary Bauermeister
Umkehrung und Teilhabe
Aktuell arbeitet Mary Bauermeister an zwei Großprojekten: Das erste Projekt bearbeitet die
Umkehrung der deutschen Flaggenfarbe (Gold oben, Schwarz unten), das zweite Projekt
handelt von Themenkomplexen wie: Arm-Reich, zu wenig - zu viel, mit dem Titel: „zu Tisch“.
Welche sensible Rolle dabei die Wahrnehmung spielt, dieser Frage wird Mary Bauermeister
im Rahmen des Symposiums nachgehen.
Vita
Mary Bauermeister, geboren 1934 in Frankfurt am Main, ist eine international bekannte
Künstlerin. Sie hat als „Mutter der deutschen Fluxus-Bewegung“ in den frühen 60er Jahren
wichtige Impulse gesetzt, und Konzerte und Happenings mit Avantgarde-Künstlern wie John
Cage, Karlheinz Stockhausen, Christo, und anderen inszeniert. Ab 1962 lebte Mary
Bauermeister in New York, wo ihre Kunst schnell Anerkennung auf internationaler Ebene
erfuhr. Ihre Werke sind in vielen großen Museen vertreten. Im August 2015 wird das
Mittelrheinmuseum in Koblenz eine Retrospektive Ihrer Werke zeigen.
Nicole Berner
Sensibilität als notwendige Voraussetzung für bildnerische Kreativität. Befunde aus der
Kreativitätsforschung.
Wie laufen kreative Prozesse ab? Hier ist sich die Kreativitätsforschung einig, dass am Anfang
eine vertiefte Auseinandersetzung mit der das Individuum umgebenden Welt stehen muss
(u. a. Amabile, 1996; Preiser, 2006; Wallas, 1927). Dabei stellt die defokussierte
Aufmerksamkeit am Prozessbeginn – nicht nur in den Künsten – eine wichtige Bedingung
auch für das Wahrnehmen dar (vgl. Dillon, 1982). Diese geforderte breite Aufmerksamkeit
mündet im Verlauf künstlerischen Schaffens bestenfalls in ein vollkommen auf das eigene
Tun gerichtetes kreative Flow-Erleben (Csikszentmihalyi, 2001).
Ausgehend von einem zusammenfassenden theoretischen Modell bildnerischer Kreativität
(Berner, 2013) wird anhand von ausgewählten Fallbeispielen erörtert, inwiefern eine breite
Wahrnehmung und Wahrnehmungssensibilität notwendige Voraussetzungen darstellen, um
einen kreativen Gestaltungsprozess in Gang zu setzten.
Vita
(geboren 1981), Juniorprofessorin für Kunstpädagogik an der Alanus Hochschule für Kunst
und Gesellschaft. Studium der Kunstpädagogik, Psychologie und Pädagogik an der
Universität Augsburg. 2007 bis 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Otto-FriedrichUniversität Bamberg in der Grundschulstudie PERLE (Persönlichkeits- und Lernentwicklung
von Grundschulkindern) tätig. 2012 bis 2014 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für
Kunstpädagogik an der Universität Augsburg. 2013 Promotion zum Thema Bildnerische
Kreativität im Grundschulalter. Aktuell leitet sie in Kooperation mit der Universität Kassel
das Forschungsprojekt KuBiK5, das Wirkungen kultureller Bildung auf die Kreativität
untersucht.
Prof. Jochen Breme
"Aus dem Häuschen" - Verlust des Leibbezuges unserer Wahrnehmung?
Der Philosoph Gernot Böhme beschreibt mit Blick auf eine sich fortschreitend
virtualisierende Lebenswelt eine neue Ästhetik, für die die Definition
der auf die Umgebung gerichteten Wahrnehmung von Atmosphären als Notwendigkeit
dargestellt wird. Dem soll eine zweite Notwendigkeit gegenübergestellt werden:
die Erforschung des Zusammenhangs zwischen zentrierter Leibwahrnehmung und
jener auf die sinnliche und virtuelle Umgebung gerichteten Wahrnehmung von
Atmosphären.
Vita
Jahrgang 1955, Studium der Bildhauerei an der Alanus Hochschule und bei
Günther Mancke, Weißenseifen. Masterstudium "Environmental Education"
an der Rudolf-Steiner-University Oslo, später freie künstlerische Arbeit und
Ausstellungstätigkeit in Berlin. Seit 1989 ist Jochen Breme Dozent für Bildhauerei an der
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft.
Marlies Rainer
Wahrnehmung – Erfahrung
Die Welt außerhalb unserer selbst wird von uns mehr oder weniger intensiv erlebt. Wenn
unsere gesamte, konzentrierte Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gerichtet wird,
können sich Aspekte zeigen, die beim ersten oberflächlichen Hinschauen übersehen wurden.
Neben einem erweiterten optischen Eindruck ist vielleicht ein Klang zu hören oder ein Duft
wahrzunehmen. Auch unsere inneren Regungen, Gefühle, Gedanken können anders erlebt
werden, wenn wir ihnen echtes Interesse entgegenbringen, ohne sie gleich zu beurteilen.
Eine vorschnelle Bewertung führt leicht zu selektiver Wahrnehmung, die uns zwar im Alltag
vor Verunsicherung und Überforderung schützen kann, aber manches wirkliche Erlebnis
verhindert.
Es wird die Möglichkeit eröffnet, Erfahrungen mit der eigenen Wahrnehmung zu machen
und sich darüber auszutauschen.
Vita
Seit 2002 pädagogische Leiterin der Weiterbildungseinrichtung Alanus Werkhaus. Als
Kunstpädagogin und Bildhauerin seit vielen Jahren tätig in der Erwachsenenbildung.
Kunstpraktische Unterstützung zahlreicher Projekte in Organisationen und Unternehmen.
Entwicklung von Qualifizierungen von Künstlern für die Begleitung sozialer Prozesse.
Prof. Frency Fernandez Rosales
The confluence between sensorial perception and the use of technology in the
development of the Emerging Media art.
One of the main elements of my research has been related to the confluence between
sensorial perception and the use of technology in the development of the Emerging Media
art.
In the middle of the interdisciplinary creative processes that we are experiencing in the XXI
Century, it is important to understand how to enhance the confluence between science,
applied technology and artistic practice with the poetical, spiritual, social and political
contents.
Prof. Dr. Gerd E. Schäfer
Ästhetische Welterfahrung als Bedingung von Kreativität
Die Sinne bilden die Kontaktfläche eines Organismus zu seiner Umwelt. Menschen sind
Organismen, die in sehr flexiblen Umwelten leben, die sich zudem permanent kulturell
verändern. Sie benötigen Sinne, die in der Lage sind, sich eigenständig solchen wechselnden
Bedingungen anzupassen. Sinnliche Erfahrungen sind daher weder gegeben, noch
funktionieren sie automatisch, sie müssen sich vielmehr entwickeln. Ästhetik hat daher
zunächst etwas mit mehr oder weniger differenzierter Weltwahrnehmung unserer
Alltagswelt zu tun. Mit der Trennung von Geist und Körper hat unsere Kultur jedoch die
Ästhetik in diesem elementaren Sinn aus dem Alltagsverständnis von Welterfahrung
herausgelöst und ihr einen Sonderstatus in der Kunst verpasst. Damit ist aber auch das
Verständnis für die ästhetischen Prozesse in unserem Alltagsleben, wie im Umgang mit der
Wirklichkeit im Allgemeinen verloren gegangen.
Vita
Gerd E. Schäfer ist Professor der Pädagogik der frühen Kindheit i. R. an der Universität zu
Köln und seit 2011 Professor im Bereich „Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit“ an
der Hochschule für Künste in Bremen. Sein Arbeitsbereich ist die frühkindliche
Bildungsforschung, insbesondere in den Bereichen Naturwissen und Ästhetik (Gestaltung,
Musik). Aktuell beginnen an der Hochschule für Künste in Bremen zwei Projekte zur
Qualifikation von Fachpersonen im Bereich der musikalischen Bildung in der Frühen
Kindheit.
Prof. Dr. Thomas Schmaus
Intensivierte Wahrnehmung im Flow-Erlebnis
Beim Flow-Erlebnis handelt es sich um die beglückende Erfahrung, selbstvergessen in einer
Tätigkeit aufzugehen und auf diese Weise in Fluss zu geraten. Viele Künstler kennen dieses
Phänomen aus schöpferischen Prozessen, die (wie) von selbst, also eigendynamisch,
ablaufen. Weil dabei Mensch und Welt bzw. Künstler und Medium als Momente eines
Geschehens zu verstehen sind, ist es sinnvoll, hier mit Heinrich Rombach von
„Konkreativität“ zu sprechen. Der Vortrag erläutert, was geschieht, wenn „es“ gelingt, und
konzentriert sich dabei auf die Intensivierung der sinnlichen Wahrnehmung, die im Flow mit
dem Verschwinden des reflexiven Bewusstseins verbunden ist.
Vita
Nach dem Studium der Philosophie, Katholischen Theologie und Religionspsychologie in
München und Wien in 2004 Abschluss mit Diplom in Theologie an der LMU München.
Danach Mitarbeiter am dortigen Klaus-Mörsdorf-Studium (Kanonistisches Institut der
Ludwig-Maximilians-Universität München), danach, im Anschluss an ein
Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung, in 2010 Promotion an der
Hochschule für Philosophie in München.
Ab 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 2013 Juniorprofessor für philosophische
Anthropologie am Institut für Philosophische und Ästhetische Bildung der Alanus
Hochschule; hier auch stellvertretender Leiter des Studium Generale.
Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind philosophische Anthropologie, Phänomenologie,
Kultur-, Kunst-, Technik- und Religionsphilosophie
Andrea Sunder-Plassmann
Berührung nur eine Randerscheinung?
Zur taktilen Qualität in der zeitgenössischen Kunst, ins Besondere der Photographie und
den Neuen Medien
Der Tastsinn ist der erste Sinn, der ausgebildet wird im Kontakt mit der Außenwelt. Taktile
Erfahrungen begegnen uns ständig im Alltag, nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf
sozialer, emotionaler, geistiger und seelischer Ebene. Entgegen der verbreiteten Ansicht,
digital erzeugte Kunst könne kaum taktil wirksam sein, zeigt dieser Vortrag einige Beispiele
und Strategien, in diesem Genre eine Taktilität zu erlangen.
Vita
Jahrgang 1959, Studium der Kunst und Kunstpädagogik an der Universität der Künste Berlin.
Weitreichende internationale Ausstellungstätigkeit im Bereich Photographie, Video,
Installation, Neue Medien. Seit 2007 als Professorin an der Alanus Hochschule tätig im
Bereich der transklassischen Verfahren. Seit 2009 Gastprofessorin an der Universität der
Kunst, ISA, Havanna, Kuba. Mitbegründerin der Projekte senseLAB und Browsing Beauty.
Prof. Dr. Marcelo da Veiga
How much theory is in perception?
We normally surmise perceiving and thinking as being opposed to one another and consider
thoughts to be a kind of after- image of sensorial experience. But if we get engaged in a
more accurate analysis of the cognitive process that precedes the realization of sensorial
objects, the picture may change. We then begin to abandon our static assumptions about
this relationship and commence to investigate how perceiving and thinking are in fact
interwoven and complementary. We start a philosophical journey in which the initial
entanglements of these two activities of our mind are analyzed and untangled. We thus
develop also a new type of awareness for processes that normally remain hidden and
undetected.
What is role of our senses and what is role of thinking? What constitutes our senses and are
they identical to the physical organs of our body? These are the guiding questions for this
short phenomenological endeavor.
Vita
Dr. phil. Marcelo da Veiga (*1960 in Blumenau, Brazil) is professor and rector of the Alanus
University of Arts and Social Sciences.
He has, since he was voted as the Alanus University's first rector in 2002, seen his principal
task in developing the university’s artistic and academic profile of excellence in teaching and
research. His work was officially recognised in May 2010 when the University was awarded
institutional accreditation by the German Scientific Council and was assigned the right to
award doctorates.
Marcelo da Vega’s academic focus is currently on education, social innovation and questions
of epistemology.
Dr. Prof. Barbara Wichelhaus:
Das Material in der Kunsttherapie
Marginalisierungen des Materials, d.h. der sinnlichen Basis kunsttherapeutischer Prozesse
und Ergebnisse, sind in der Kunsttherapie weit verbreitet. Insbesondere sogenannte
„kunstferne“ Materialien kommen sehr selten zum Einsatz. Den Ergebnissen wird
hauptsächlich hinsichtlich Inhaltlichkeit und Form Bedeutung beigemessen.
Dabei wird übersehen, dass das Material nicht nur Ausgangspunkt und Initiator für kreative
Prozesse ist, sondern auch entscheidend an der Bedeutungsgenerierung eines
künstlerischen Objektes beteiligt ist. In dem geplanten Vortrag geht es einerseits darum,
grundsätzliche Aspekte der Materialität („in einem immateriellen Zeitalter“), wie z.B.
Symbolizität oder Spiritualität zu erläutern und andererseits Impulse für eine auch
materialorientierte kunsttherapeutische Praxis zu geben.
Vita
Professorin der Universität zu Köln, Lehrstuhl Heilpädagogik, Kunsterziehung/Kunsttherapie
(bis 2007); im Anschluss Gastprofessur im Masterstudiengang Kunsttherapie (2007 -2011)
an der Alanus Hochschule in Alfter (2007 -2011), Mitherausgeberin der Zeitschrift K+U (1990
-2007), Wiss. Beirat der Zeitschrift Musik-Tanz- und Kunsttherapie.
Forschungsschwerpunkte: Kunsttherapie, Kinderzeichnung, Semiotik, Kunstpädagogik
Dagmar Wohler
Empathiebildung auf der Grundlage Interaktiver Wahrnehmungsprozesse
Ausgangspunkt und Initiation eines kreativen Prozesses bildet die Wahrnehmung. Sie
wird über die künstlerisch-ästhetische Tätigkeit verdichtet zu einer spezifischen Erfahrung,
zu einer Konfiguration von Präsenz.
Damit ein Aktionsfeld in einem gemeinsamen Wahrnehmungsraum entstehen kann, muss
diesem ein sich Einlassen auf einen responsiven Prozess vorausgehen. Empathie bildet sich
über sinnliche Offenheit einem Anderen gegenüber. Anhand von Videosequenzen sollen
Einblicke in verschiedene Prozesse der Empathiebildung gegeben werden, die im Rahmen
des Workshops “senseLAB“ auf Kuba entwickelt wurden.
Vita
Dagmar Wohler, Professorin im Fachbereich Künstlerische Therapien an der Alanus
Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Gastprofessorin am Instituto Superior de Arte in
Havanna (Kuba).
Studium der Kunst und der Kunsttherapie. Forschungsschwerpunkte: Kunsttherapie bei
Störungen des Sozialverhaltens und ADHS- Syndrom, sinnliche Wahrnehmung als Grundlage
kreativer Prozesse. Außerdem nationales und internationales Engagement in Projekten im
klinischen Kontext. Zahlreiche Veröffentlichungen, umfangreiche künstlerische und
kuratorische Vita.
Herunterladen