Gesundheitspresse-Seminar der ABDA, 10. Juli 2007 Selbstmedikation bei Kindern – Hausapotheke für Kinder Apothekerin Christina Jäger, Bremen Kurzfassung Selbstmedikation bei Säuglingen und kleinen Kindern ist ein heißes Eisen. Welcher Vater oder welche Mutter erkennt sicher, ob es sich nur um ein kleines Wehwehchen oder um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, die in die Hände des Kinderarztes gehört? Zumal Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Kinder vertragen nicht alle Wirkstoffe, die für Erwachsene bestimmt sind. Dosierungen für Erwachsene auf Kinder umzurechnen, kann fatale Folgen haben. Viele Arzneistoffe werden von Kindern anders aufgenommen, anders verteilt und anders abgebaut als von Erwachsenen. Ihre Organe sind noch nicht vollständig gereift, Stoffwechselvorgänge noch nicht optimal ausgebaut. Die Besonderheiten der kleinen Körper ändern sich von Altersgruppe zu Altersgruppe. Deshalb gilt für Eltern: Zögern Sie nicht lange bei Beschwerden Ihrer Kinder und suchen Sie schnell Rat beim Arzt oder beim Apotheker. Selbst bei der Behandlung eines banalen Schnupfens mit abschwellenden Nasentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern Vorsicht geboten. Überdosierungen können in diesen Altersgruppen zu Vergiftungen mit Atemstörungen und im schlimmsten Fall zu komatösen Zuständen führen. Deshalb verordnet der Arzt Säuglingen und Kindern bis zu zwei Jahren Nasentropfen und kein Spray. Nasentropfen werden schlechter in die Blutbahn aufgenommen, demzufolge ist das Risiko der Nebenwirkungen geringer. Auch das Anwenden pflanzlicher Präparate, die für Eltern immer weniger gefährlich scheinen als chemische Wirkstoffe, bergen für kleine Sprösslinge Gefahren. Die Anwendung ätherischer Öle auf der Nasenschleimhaut kann bei Säuglingen und Kleinkindern den HolmgrenKratschmer-Reflex auslösen. Beim Einatmen schleimhautreizender Substanzen kann es zu einem Krampf der Stimmritzen und weiter zum reflektorischen Atemstillstand kommen. Werden Halsschmerzen in der Selbstmedikation behandelt, muss vorher sicher sein, dass kein bakterieller Infekt, wie zum Beispiel Scharlach, vorliegt. Bei Scharlach ist die Gabe eines Antibiotikums zwingend. Halslutschtabletten und Gurgellösungen, etwa mit Myrrhe und 1/3 Salbei, sollten daher in der Selbstmedikation nur kurzfristig gegeben werden. Tritt in zwei bis drei Tagen keine Besserung ein, muss der Arzt aufgesucht werden. Kleine Patienten mit fieberfreiem Husten sollten ebenfalls nur kurzfristig in der Selbstmedikation behandelt werden. Husten kann viele Ursachen haben und muss daher ärztlich abgeklärt werden. Es gibt unterschiedliche Therapien bei trockenem und schleimigem Husten. Ferner kann es sich beim lang anhaltenden Husten auch um Asthma, Pseudokrupp oder eine Lungenentzündung handeln. Schnell können Bakterien und Viren vom Nasen-Rachenraum über die Eustachische Röhre in die Ohren gelangen. Deshalb sollten Ohrenschmerzen bei den Kindern vorsichtshalber immer vom Arzt abgeklärt werden. Ohrentropfen sind für die Selbstmedikation nicht geeignet. Fieber ist bei Kindern häufig. Fieber sollte ab 39 Grad bei Kindern gesenkt werden. Es sei denn, das Kind leidet unter Fieberkrämpfen, dann sollten fiebersenkende Maßnahmen schon ab 38 Grad getroffen werden. Hält das Fieber über zwei Tage an oder steigt es über 39 Grad, muss ein Arzt aufgesucht werden. Säuglinge sollten aus Sicherheitsgründen bei Fieber immer sofort dem Arzt vorgestellt werden. Paracetamol und Ibuprofen sorgen für eine Fiebersenkung. Paracetamol wirkt zusätzlich schmerzstillend. Ibuprofen wirkt zusätzlich schmerzstillend und entzündungshemmend. Eltern müssen je nach Alter und Gewicht auf Dosierung und Dosierungsintervalle achten. „Warum wird mein Kind so oft krank“? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Die Antwort ist ganz leicht: Kleine Kinder erkranken im Jahr an etwa zehn bis zwölf Infekten, weil ihr Immunsystem noch nicht trainiert ist. Es muss erst die Bekanntschaft mit vielen Krankheitserregern machen, um ihnen Paroli bieten zu können. Kinder stärken ihr Immunsystem, indem sie sich viel an frischer Luft bewegen, vitaminreich ernährt werden, ausreichend Schorlen oder Tee trinken und hin und wieder auf einen Krankheitserreger treffen. Damit bei kleinen Wehwehchen immer schnell geholfen werden kann, sollten Eltern für ihre Sprösslinge eine Hausapotheke bereithalten, in der sich die wichtigsten Medikamente befinden. Fiebersenkende und schmerzstillende Arzneien, sowie Pflaster und Wunddesinfektion für Stürze, Hustenmittel, Halslutschtabletten, Mittel gegen Durchfall und Verstopfung sollten immer vorrätig sein. Wichtig sind natürlich auch Notfallmedikamente. Leidet ein Kind an Pseudokrupp müssen immer Kortisonzäpfchen vorrätig sein, hat ein Kind Asthma muss immer ein Asthmaspray vorhanden sein. 2/3 Nachfragen: Dr. Ursula Sellerberg Stellvertretende Pressesprecherin ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Tel.: 030 – 40004 134 Fax: 030 – 40004 133 Mail: [email protected] www.abda.de 3/3