Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zustandssummen einmal anders Ein Ring sie zu berechnen, sie alle zu finden. . . Sebastian Gattenlöhner Hauptseminar, theoretisch: Kombinatorische Quantenfeldtheorie WS 05/06 Universität Konstanz 24. Februar 2006 Zusammenfassung Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Ziel des Vortrages Verständnis der Übersetzungstabelle“ zwischen der Theorie ” symmetrischer Polynome und den Zustandssummen in der statischen Mechanik. Kennenlernen von neuen, effektiven Rechentechniken zur Berechnung von Zustandssummen. Erkennen von Symmetrien zwischen Fermionen und Bosonen. WANTED! Bezüge zur Quantenfeldtheorie Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung 1 Einführung 2 Zustandssummen in a nutshell – kurze Erinnerung an die Statistische Mechanik 3 Der Zusammenhang zwischen symmetrischen Polynomen und Zustandssummen 4 Anwendungsbeispiele 5 Zusammenfassung und Ausblick Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Problem und Ansatz der Statistische Mechanik Problem Makroskopische Systeme haben ≈ 1023 Freiheitsgrade. Mikroskopische Behandlung (beinhaltet die Lösung von ≈ 1023 Bewegungsgleichungen) deshalb nicht möglich Ansatz Betrachte nur statistisch gemittelte Größen. Diese Mittelung ergibt sich nach der Vorschrift X hAi = Pr Ar , r wobei A die zu mittelnde Größe ist und r die möglichen Mikrozustände des System durchlabelt. Die Berechnung der Wahrscheinlichkeit Pr ist die Grundaufgabe der Statistik. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Das mikrokanonische Ensemble Ausgangspunkt des mikrokanonischen Ensembles Betrachte Sytem bei vorgegebener Energie E . Postulat: alle Mikrozustände zur Energie E sind gleichwahrscheinlich, Pr (E ) = const. P Die Konstante ergibt sich aus der Bedingung r Pr (E ) = 1. Resultat Es ergibt sich Pr (E ) = Ω(E )−1 , wobei Ω – die mikrokanonische Zustandssumme – gegeben ist durch X Ω= 1. E −δE ≤Er ≤E Entropie S = kB ln Ω. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Das kanonische Ensemble Wir wollen die Wahrscheinlichkeiten für das Teilsystem 1 berechnen. Teilsystem 1 kann Energie mit dem viel größeren Teilsystem 2 austauschen, die Temperatur wird allerdings festgehalten. Das Gesamtsystem kann im Rahmen des mikrokanonischen Ensembles betrachtet werden; dies ergibt (den Umstand nutzend, dass Teilsystem 2 “ Teilsystem 1 ist) . . . ” Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Das kanonische Ensemble das kanonische Ensemble Das kanonische Ensemble beschreibt den Gleichgewichtszustand eines Systems bei vorgegebener Temperatur T : Pr (T ) = 1 −βEr e , Z (T ) Darin ist Z (T ) = X β= 1 kB T e−βEr = tr e−βH r die kanonische Zustandssumme. Der Zusammenhang zur Thermodynamik wird durch die Beziehung F (T ) = −kB T ln Z (T ) hergestellt, wobei F = hE i − TS die freie Energie bezeichnet. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Das großkanonische Ensemble Wir wollen die Wahrscheinlichkeiten für das Teilsystem 1 berechnen. Teilsystem 1 kann Energie und Teilchen mit dem viel größeren Teilsystem 2 austauschen, die Temperatur und das chemische Potential werden allerdings festgehalten. Das Gesamtsystem kann im Rahmen des mikrokanonischen Ensembles betrachtet werden; dies ergibt (den Umstand nutzend, dass Teilsystem 2 “ Teilsystem 1 ist) . . . ” Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Das großkanonische Ensemble Das großkanonische Ensemble Das großkanonische Ensemble beschreibt den Gleichgewichtszustand eines Systems bei vorgegebener Temperatur T und vorgegebenem chemischem Potential µ: Pr ,s (T , µ) = 1 e−β(Er (Ns )−µNs ) , Z(T , µ) β= 1 kB T Darin ist Z(T ) = X r ,s −β(Er (Ns )−µNs ) e = ∞ X z N Z (T , N ) N =1 die großkanonische Zustandssumme und z = exp (βµ) die Fugazität. Der Zusammenhang zur Thermodynamik wird durch die Beziehung J (T , µ) = −kB T ln Z(T , µ) hergestellt, wobei J = hE i − TS − µ hN i das großkanonische Potential bezeichnet. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung symm. Polynome ↔ Zustandssummen? Betrachte nun nichtwechselwirkendes Quantengas (Teilchenzahl N ). Eigenzustände sind festgelegt durch Angabe einer Folge von Besetzungszahlen (ni )i ≡ n, die angeben wie oft das i -te Niveau besetzt ist (evtl. Entartung werden berücksichtigt E1 ≤ E2 ≤ · · · ≤ EL ). Zwei Beispiele für N = 3 und L = 4 Energieniveaus : Bsp. für Bosonen n = (0, 1, 2, 0) Bsp. für Fermionen n = (1, 1, 0, 1) Forderungen an die ni 1 2 P i ni = N , Für Fermionen ni ∈ {0, 1}, für Bosonen ni ∈ {0, 1, 2, . . . }. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Eigenzustände ↔ Monome Jetzt kommt die Kernidee! Die Folge der Besetzungszahlen n eines Eigenzustandes steht in 1-1-Beziehung zum Monom xn ≡ L Y xini . i=1 Darin sind die xi , i = 1, . . . , L symbolische, kommutierende Variablen, die jeweils dem i -ten Energieniveau zugeordnet sind, und deren Exponent innerhalb des Produkts angibt, wie oft dieses Niveau besetzt ist. Beispiele: n = (0, 1, 2, 0) ←→ x2 x32 n = (1, 1, 0, 1) ←→ x1 x2 x4 Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zustandssummen ↔ ? Berechnung der Zustandssumme Über alleP möglichen Besetzungen n mit den Energien E (n) = i Ei ni ist zu summieren: X ZN (β) = exp (−βE (n)) n ! = X exp −β X n = XY n = e−βEi ni i XY n E i ni i i xini xi =exp(−βEi ) Zustandssumme ZN (β) ↔ Auswertung eines gewissen Polynoms der xi vom Grad N bei xi = exp (−βEi ) Einführung symm. Polynome ↔ Zustandssummen Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Mathematische Struktur der Polynome Betrachte N = 2 Bosonen (+) bzw. Fermionen (−), bei L = 3 Energieniveaus: Z1+ = x1 + x2 + x3 ≡ b1 Z2+ = x12 + x22 + x32 + x1 x2 + x1 x3 + x2 x3 ≡ b2 Z1− = x1 + x2 + x3 ≡ f1 Z2− = x1 x2 + x1 x3 + x2 x3 ≡ f2 Die bN und fN sind offenbar symmetrisch unter Vertauschung der Energieniveaus“ xi . ” Die Gesamtheit aller in diesem Sinne symmetrischen Polynome bilden einen Ring – den Ring der symmetrischen Polynome Λ. Einführung symm. Polynome ↔ Zustandssummen Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Mathematische Struktur der Polynome Bei den Mathematikern heißen die bN vollständige symmetrische Polynome und die fN elementarsymmetrische Polynome und werden durch ihre erzeugenden Funktionen F (z ) = ∞ X B (z ) = r =0 ∞ Y (1 + xl z ) = br z r ∞ Y ! = (1 − xl z )−1 r =0 ∞ X ! fr z r l=1 l=1 definiert. F (z ) und B (z ) sind nicht unabhängig voneinander; man erkennt leicht die Beziehung F (z )B (−z ) = 1 Sind Fermionen und Bosonen doch nicht so verschieden? Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Mathematische Struktur der Polynome Man kann allgemein zeigen: die bN und fN , N = 1, 2, . . . , bilden eine Basis des Rings der symmetrischen Polynome Λ (Basis in dem Sinne, dass alle p ∈ Λ als Polynom der bN bzw. fN geschrieben werden können). P Die potenzsymmetrischen Polynome sN = i xiN bilden ebenso ein Basis von Λ. Das bedeutet insbesondere, dass man die fN als Polynom der bN bzw. sN ausdrücken kann und umgekehrt. Dies wusste schon Newton! Die sog. Newton-Identität lautet mfm = m−1 X (−1)k +1 fk sm−k , 1 ≤ m ≤ n. k =0 Diese stellt eine Rekursionsrelation für die fN als Polynom der sN dar. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Mathematische Struktur der Polynome Es gibt entsprechende Relationen für sN ← fN und bN ↔ sN . Diese sind aber in dem Sinn etwas komplizierter, als dass hierfür zunächst einige zusätzliche kombinatorische Begriffe definiert werden müssen; wir lassen sie deshalb fort. Wie helfen uns diese Erkenntnisse über die mathematische Struktur der symmetrischen Polynome nun aber physikalisch weiter? Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Mathematische Struktur der Polynome Einerseits gilt: Die Zustandssumme eines nichtwechselwirkenden Quantengases aus N Teilchen (bei gegebener Anzahl L von möglichen Energieniveaus) wird beschrieben durch ZN+ (β) = bN |xi =exp(−βEi ) (Bosonen) ZN− (β) = fN |xi =exp(−βEi ) (Fermionen) Andererseits können die bN als Polynom der fN geschrieben werden (und umgekehrt). Die bosonische Zustandssumme kann als Polynom in der fermionischen Zustandssumme geschrieben werden (und umgekehrt). Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Wir haben noch nicht ausgenutzt, dass die Potenzsummen sN ebenfalls den Ring der symmetrischen Polynome aufspannen. Deren physikalische Interpretation wird klar, wenn man sie bei xi = exp(−βEi ) auswertet: X sN |xi =exp(−βEi ) = exp(−N βEi ) = Z1 (N β) i Wertet man die Potenzsummen bei xi = exp(−βEi ) aus, so erhält man die Einteilchenzustandssummen bei einer reskalierten Temperatur. Zusammen mit den Relationen zwischen den bN bzw. fN und den sN kann man dadurch von der Einteilchenzustandssumme auf die Vielteilchenzustandssummen schließen! Dies wollen wir bei der konkreten Berechnung einer Vielteilchenzustandssumme benutzen . . . Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zustandssumme N nichtwechselwirkender harmonischer Oszillatoren im kanonischen Ensemble Ziel ist es, die kanonische Zustandssumme von N nichtwechselwirkenden harmonischen Oszillatoren(als Bosonen betrachtet) zu berechen. Die Berechnung erfolgt in drei Schritten: 1 Berechnung der Einteilchenzustandssumme Z1 (β). 2 Ausdrücken von bN als Polynom der sN . 3 Auswerten dieses Polynoms bei xi = exp(−βEi ) und Verwendung von sN |xi =exp(−βEi ) = Z1 (N β) liefert das Ergebnis. Packen wirs an! Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zustandssumme N nichtwechselwirkender harmonischer Oszillatoren im kanonischen Ensemble Berechnung der Einteilchenzustandsdichte Energien eines harmonischen Oszillators: En = ~ω n + Für die kanonische Zustandssumme gilt somit Z1 (β) = = ∞ X n=0 ∞ X e−βEn 1 e−β~ω(n+ 2 ) n=0 1 = e− 2 β~ω ∞ X n=0 = − 21 β~ω e 1 − e−β~ω e−β~ω n 1 2 . Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zustandssumme N nichtwechselwirkender harmonischer Oszillatoren im kanonischen Ensemble Ausdrücken von bN als Polynom der sN Für das Beispiel N = 5 ergibt sich: b5 = 1 (24s5 + 30s4 s1 + 20s3 s2 120 +20s3 s12 + 15s22 s1 + 10s2 s13 + s15 am besten mit dem Computer zu berechnen, da von Hand recht aufwändig. Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zustandssumme N nichtwechselwirkender harmonischer Oszillatoren im kanonischen Ensemble Einsetzen der Einteilchenzustandssumme Für unser Beispiel N = 5 ergibt sich das (exakte) Endergebnis: Z5 (β) = 1 (24Z1 (5β) + 30Z1 (4β)Z1 (β) + 20Z1 (3β)Z1 (2β) 120 +20Z1 (3β)Z1 (β)2 + 15Z1 (2β)2 Z1 (β) +10Z1 (2β)Z1 (β)3 + Z1 (β)5 − 1 β~ω Z1 (β)= e 2 1−e−β~ω Einführung Zustandssummen symm. Polynome ↔ Zustandssummen Anwendungsbeispiele Zusammenfassung Zusammenfassung und Ausblick Die symmetrischen Polynome haben sich als ein effizientes mathematisches Tool zur Berechnung von Zustandssummen erwiesen. Symmetrien zwischen Fermionen und Bosonen wurden deutlich. Auch alte“, vergessene“ Mathematik kann sich für die Physik ” ” als sehr hilfreich erweisen! Verbindungen zur Quantenfeldtheorie gefunden?