KIRCHE IN NOT Deutschland Geschäftsführerin Karin M. Fenbert Anschrift Telefon Telefax E-Mail Website Lorenzonistraße 62, 81545 München 0 89 – 64 24 888 – 0 0 89 – 64 24 888 – 50 [email protected] www.kirche-in-not.de KIRCHE IN NOT hat die Idee der Weltjugendtage von Anfang an unterstützt. Am 14. August 1993 durfte unser Gründer Pater Werenfried van Straaten auf dem Weltjugendtag in Denver (USA) die nächtliche Gebetswache des Hl. Vaters mit der Jugend einleiten und Hunderttausende Jugendliche für die Neuevangelisierung des ehemaligen Sowjetreiches interessieren. Als der päpstliche Hubschrauber über dem riesigen Kongressgelände auftauchte, unterbrach er seine meine Ansprache und rief den jungen Leuten zu: „Jetzt kommt der Papst! Lasst uns bereit sein, ihn zu trösten in seinem Kummer über den Verrat, die Fahnenflucht, den Ungehorsam und die Sabotage so vieler, die seine treuesten Helfer sein sollten.“ – Im folgenden veröffentlichen wir den Wortlaut seiner Ansprach an die Teilnehmer des Weltjugendtages in Denver Denver, 14.August 1993 Liebe Jugend Gottes! Mein Name ist Werenfried van Straaten. Ich gehöre zu den Prämonstratensern und wurde vor achtzig Jahren in Holland geboren. Vor fünfzig Jahren habe ich die Wohltätigkeitsorganisation „Kirche in Not“ gegründet. Seitdem reise ich um die Welt und klopfe an die Herzen der Christen auf der ganzen Welt, um Spenden und Gebete für unsere Brüder und Schwestern in Not zu sammeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg vertrauten meine Vorgesetzten mir die Aufgabe an, vierzehn Millionen Deutschen, darunter dreitausend Priestern, die aus ihrer Heimat in Zentral- und Osteuropa vertrieben worden waren und sich nun in Flandern und Holland aufhielten, zu helfen. Stellt euch das nur mal vor: Es hieß jetzt dem Feind von gestern zu helfen! Seitdem betrachte ich die Versöhnung und Wiederherstellung der Liebe in der Kirche und in der Welt als meine ganz besondere Berufung. Sie sind heute nötiger als je zuvor. Sie nannten mich den Speckpater. Nicht weil ich vor fünfzig Jahren 250 Pfund auf die Waage brachte, sondern weil ich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Bauernfrauen Flanderns um Speck bat. Sie spendeten hunderte Tonnen Speck. Und es sind hunderte Priester und Kinder, die diesem Speck ihr Leben und ihre Gesundheit zu verdanken haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es wahrlich nicht einfach, in Holland und Belgien für die Deutschen um Hilfe zu bitten. 600 000 Belgier und Holländer hatten in deutschen Konzentrationslagern den Tod gefunden oder waren vergast worden. Es war nicht einfach, sage ich euch. Aber wir mussten es tun. Denn dies war unsere größte Aufgabe nach dem Krieg: die christliche Nächstenliebe in der Welt wieder zu beleben. Nur durch die Liebe werden unsere Sünden vergeben werden. Nur die Liebe ist stärker als der Tod und die Zerstörung, die uns bedrohen. Das ist das bewundernswerte und tröstliche an unserer Arbeit bei „Kirche in Not“. Sie bringt uns jeden Tag neue Beweise dafür, dass die Menschen von heute immer noch der großen und heroischen Liebe fähig und willig sind. Denn die Menschen sind nicht so schlecht wie wir glauben. Sie schlafen nur. Vielleicht haben sie auch nur schlechte Leitbilder. Aber im Herzen sind sie immer noch gut. Wir müssen das Gute in ihnen wecken. Wir müssen ihnen Großherzigkeit zutrauen. Wir müssen ihnen das Große abverlangen: sie werden an der Freude, die sie in ihren guten Taten erfahren, achsen und zu immer mehr fähig werden. Ich könnte noch Stunden über dieses Thema mit euch sprechen. Wie gut der Mensch tief in seinem Herzen eigentlich ist… Ich werde euch ein Beispiel dafür erzählen. Es geschah 1948 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Antwerpen. Während der Predigt erzählte ich vom Elend und der Not der vertriebenen Deutschen, als nach dem Gottesdienst eine Frau zu mir in die Sakristei kam und sagte: „Vater, ich habe Schreckliches durchmachen müssen. Mein Mann wurde während des Krieges nach Deutschland verschleppt. Er ist im KZ in Dachau umgekommen und ich bin mit zwölf Kindern zurückgeblieben. Ich habe nie gehasst, auch wenn es mir manchmal schwer fiel keinen Hass zu empfinden. Aber jetzt habe ich verstanden, dass es nicht ausreicht, die Hassgefühle zu verdrängen oder zu unterdrücken. Ich muss mehr tun. Ich kann nicht viel tun, aber bitte nehmen sie den Pfennig der armen Witwe an. Ich würde gerne den ersten Schritt gehen, um den Deutschen zu helfen.“ Ist das nicht beeindruckend? Die Menschen sind definitiv besser als wir glauben! Vinkt – „Die Menschen sind viel besser als wir glauben“ Vor vierzig Jahren predigte ich in Vinkt. Vinkt ist ein kleines Dorf in Flandern. 1940, als Hitler in Belgien einmarschierte, haben die deutschen Truppen dort 85 Männer erschossen, darunter auch die Bewohner eines Altenheimes. Das älteste Opfer war damals 89 Jahre alt, das jüngste gerade dreizehn Jahre! 85 Tote! Es gab nicht eine einzige Familie im Dorf, die nicht den Tod eines Angehörigen zu beklagen hatte. Der Pfarrer von Vinkt hatte es schwer. Zehn Jahre nach diesem schrecklichen Ereignis war in den Herzen der Bewohner immer noch Hass vorhanden. Er hatte alles versucht, um diesen Hass aus ihren Herzen zu begraben, aber leider ohne Erfolg. Bis er mich an einem Sonntagnachmittag einlud, um den Dorfbewohnern vom Elend und der Not der besiegten Deutschen zu erzählen. Ich sah dem Ganzen nicht mit Wohlbehagen entgegen und so beschloss ich, einen Tag früher in Vinkt anzukommen, um zu sehen, woher der Wind blies. Ich kam also am Samstagabend beim Pfarrer an. Er war verzweifelt als ich ankam und sagte mir: „Vater, wir müssen den Abend absagen. Die Leute sagen: „Was? Der Mönch kommt, um uns um Hilfe für die Deutschen zu bitten? Für die, die unsere Söhne, Ehemänner und Brüder erschossen haben? Keiner von uns wird an diesem Treffen teilnehmen! Er wird vor leeren Stühlen predigen müssen. Er kann von Glück reden, dass er Mönch ist, sonst würden wir ihn windelweich schlagen!“ Was sollte ich tun? Am nächsten Tag, also am Sonntagmorgen, bin ich einfach mit ihm in die Kirche gegangen. Ich war bei allen Gottesdiensten dabei und habe gepredigt. Es war eine Überraschung für die Dorfbewohner, denn sie hatten erwartet, ich würde nur am Abend beim angekündigten Treffen sprechen. Aber ich bin einfach am Morgen im Gottesdienst aufgetaucht. So konnten sie nicht einfach aufstehen und die Kirche verlassen. An dem Tag habe ich sechs Mal gepredigt – immer wieder über die christliche Nächstenliebe. Es war eine der schwierigsten Predigten, die ich jemals gehalten habe. Aber alles verlief gut. Als ich dann nach dem ersten Gottesdienst in der leeren Kirche saß, kam eine Frau auf mich zu. Sie überreichte mir schnell einen Umschlag mit 1 000 Francs und war weg, bevor ich irgendetwas fragen konnte. Aber der Pfarrer hatte sie noch gesehen und erkannt. Er erzählte mir, dass sie die Frau eines Bauern im Dorf sei. Ihr Mann, ihr Bruder und ihr Sohn waren damals von den Deutschen erschossen worden. Und sie war die erste, die bereit war, den Deutschen mit ihrer Spende zu helfen! Am Abend waren fast alle Stühle besetzt. Ich erzählte ihnen von der Not der Deutschen. Ich bat sie weder um Geld noch um Speck. Ich bat sie nur darum, ihre Feinde wieder zu lieben und mit mir für die Deutschen zu beten, damit ihre Not gelindert würde. Wir beteten, und sie hatten Tränen in den Augen. Als es dann dunkel geworden war und keiner den anderen wegen des Lichtmangels erkennen konnte, kamen sie nach und nach in die Sakristei und brachten Geld und kleine Pakete. Auch am Montag kurz vor meiner Abreise kamen noch welche zu mir in die Sakristei. Ich erhielt sechzehn Umschläge mit Geldspenden, sie adoptierten einen deutschen Priester und sammelten Speck. Ja, das war Vinkt. Die Menschen sind viel besser als wir glauben. Ein katholischer Radiosender und der August-Putsch in Moskau Auch Gott ist viel großzügiger als wir glauben. Alles, was Jesus uns über die Güte des himmlischen Vaters erzählt hat, ist wahr geworden. Er hat mein Vertrauen nie enttäuscht. Denn dieser Gott, der in meinem Herzen den Wunsch erwachen ließ, den Armen zu helfen, hat mit seinen Gnaden dort geholfen, wo meine Schwächen und Fehler im Wege standen, indem er in den Herzen unzähliger Christen die Liebe entflammte, um jede Not der Menschen zu lindern, die der Herr uns anvertraut. Wir haben Wunder der Nächstenliebe gesehen, die nur vom Herrn stammen können. Eines dieser Wunder geschah am 28. Oktober 1990 in einer Kirche in der Schweiz. Ich sprach während meiner Predigt von den Offenbarungen in Fatima und der Bekehrung Russlands. Dann erzählte ich vom ersten Kapellenwagen, den wir für Osteuropa bereits in Bestellung gegeben hatten, ohne genau zu wissen, was uns diese Anschaffung kosten würde. Nach der Messe stand ich dann da, mit meinem Millionenhut. Wir hatten bereits 75.000 Schweizer Franken gesammelt, als der letzte Wohltäter einen Scheck von 300.000 Franken in den Hut warf. Also hatte ich jetzt 375 000 Schweizer Franken. So viel war bisher noch nie zusammengekommen. Drei Tage später bekam ich den Kostenvoranschlag für den Kapellenwagen: 375 000 Schweizer Franken! Oh ja, nicht nur die Menschen sind besser als wir glauben, auch Gott ist viel besser als wir uns vorstellen können. Wenn wir also unsere Projekte planen, gehen wir nicht davon aus, was wir tun können, sondern was getan werden muss. Denn mit seiner Kraft können wir alles tun. Dieses bedingungslose Vertrauen in ihn ist nicht wahnsinnig, wenn wir unserer Aufgabe absolut treu sind, nämlich der Kirche zu dienen – sei es die verfolgte, unterdrückte oder hintergangene Kirche oder jene die aus Ruinen wieder aufersteht – überall dort, wo Not herrscht und pastorale Arbeit nötig ist. Ich möchte hier auch nicht so sehr darauf eingehen, wo wir bereits der verfolgten Kirche und den Flüchtlingen in der Vergangenheit haben helfen dürfen. Ich möchte euch etwas berichten, was nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder Grund zu Hoffnung und Optimismus geben soll. Und zwar möchte ich euch von unserem Radioprojekt in Russland erzählen. Das Programm heißt „Blagovest“, „Frohe Nachricht“, und erfreut sich inzwischen großer Popularität. Jeden Tag strahlen wir mit der Hilfe von zwanzig Sendern in der ganzen ehemaligen Sowjetunion und über unseren eigenen Sender in Moskau aus. Der Sender in Moskau war ein Geschenk von uns an unsere orthodoxen Brüder. Als Gegenleistung dürfen wir über den Sender unsere katholischen Programme ausstrahlen. Ein wahrlich ökumenisches Projekt! Leider erhielten unsere orthodoxen Partner in Moskau nicht sofort eine Sendelizenz, so dass wir die ganze Technik erst einmal in einem Lager aufbewahren mussten. Dann kam der Putsch vom 19.August 1991. Alle Radiosender im Land wurden konfisziert beziehungsweise übernommen und das Parlament wurde vom Militär umzingelt. Nachdem Boris Jelzin auf einem Panzerwagen stehend versucht hatte, zum Volk zu sprechen, und dies leider erfolglos verlaufen war, kam er entmutigt in das Parlamentsgebäude zurück und meinte: „Ich brauche dringend einen Radiosender.“ Unser orthodoxer Partner, ein Mitglied des Parlaments, flüsterte ihm zu: „Ich habe einen.“ Binnen kurzer Zeit wurde ein Lastwagen der Armee geschickt, um den Sender – versteckt unter Salatköpfen und Tomaten – in das Parlamentsgebäude zu schmuggeln. Und nur wenige Stunden später konnte Jelzin über den Sender zum Volk sprechen. Das war der Anfang vom Ende des Putsches. Unser Sender blieb bis Ende Dezember im Parlamentsgebäude und wir sendeten religiöse Programme aus dem Parlament. Ein wahres Wunder! „Ich bin froh, auf Marias Seite zu sein“ Ein weiteres, zweites Wunder geschah, als unser Leiter der Rundfunkabteilung, ein Brasilianer, mit dem Leiter der Rundfunkanstalten in Moskau verhandelte. Als dieser wissen wollte, warum unser Freund als Brasilianer so daran interessiert sei, Radioprogramme in Russland auszustrahlen, erzählte ihm dieser, wie er unser Werk durch sein Interesse an Fatima kennen gelernt hatte und wie er so im Radioapostolat seinen Platz gefunden hatte. Sein russisches Gegenüber wollte genaueres über Fatima erfahren. Also erzählte er ihm, was die Muttergottes in Fatima den Kindern über Russland offenbart hatte. Er war offensichtlich sehr ergriffen und sagte, dass er selber zwar Atheist sei, aber dass dieses Thema bei die Gläubigen in Russland durchaus auf Interesse stoßen könnte. Er schlug uns also vor, eine Radio- und Fernsehreportage über Fatima zu machen. Am 13. Oktober 1991 geschah dann das Unglaubliche. Auf einen Schlag erreichte Marias Botschaft aus Fatima die ganze ehemalige Sowjetunion. In Fatima beteten 900 000 Pilger für die Bekehrung Russlands und des materialistischen Westens und für die Versöhnung der katholischen und orthodoxen Kirche. Die fünfundsiebzig Minuten lange Sendung wurde in alle Staaten der Sowjetunion ausgestrahlt und am 13. Oktober sahen über vierzig Millionen russische Bürger die Sendung. Am 7. November, dem Jahrestag der Oktoberrevolution, wurde das Programm wiederholt. Und ein drittes Mal im Mai 1992. Siebzig Millionen Menschen im ehemaligen Reich Satans kannten jetzt den Wunsch der Mutter Gottes die Zwietracht durch Gebet und Buße zu überwinden und die Einheit aller Christen durch Ihr unbeflecktes Herz wieder herzustellen. Das Wunder geschah durch die Fürsprache Mariens und unser Werk durfte dabei eine wichtige Rolle übernehmen. Ich liebe die Heilige Jungfrau Maria, unsere Muttergottes. Ich glaube, sie gab mir den Namen Werenfried: „Krieger für den Frieden“. Und ich schäme mich auch nicht über meinen Spitznamen „Letzter General des Kalten Krieges“, den mir einige Liberale und Kommunisten gegeben haben. Ich bin froh, auf Marias Seite zu sein. Denn lasst euch gesagt sein: Hinter den Kulissen, hinter den internationalen, diplomatischen Verhandlungen, da tobt die Schlacht, wie in der Offenbarung des Johannes beschrieben, zwischen der Frau und dem Drachen. Der Anführer des Bösen ist Satan. Und am Kopf des Himmlischen Heeres steht die Königin der Engel. Er, der „Nein“ zum Herrn sagte, hat das Schlachtfeld betreten, gegen sie, die „Ja“ sagte. Das ist die eigentliche Bedeutung der Oktoberrevolution und die einzige Weltanschauung, die die Geschichte in ihrer ganzen Tragweite zu erklären vermag. „Wir dürfen nicht noch länger warten: Lasst uns endlich bessere Menschen werden“ Noch bevor irgendjemand auch nur ahnen konnte, dass Lenin in Russland angekommen war, um die Revolution herbeizuführen, hatte die Muttergottes bereits sechs Mal, vom 13. Mai bis zum 13. Oktober 1917, die Christen aus dem Westen aufgerufen, zu beten, sich zu bekehren, Buße zu tun und sich ihrem unbefleckten Herzen zu weihen, damit Russland bekehrt und nicht zu Satans Instrument werde, welches unzählige Seelen in seinem Kampf gegen das Reich Gottes mit sich in den Abgrund stürzen würde. Weiter offenbarte uns Maria, dass Russlands Bekehrung möglich sei, wenn ihrer Bitte entsprochen würde. Wenn nicht, würde Russland seine Irrtümer, Krieg und Verfolgung auf der ganzen Welt verbreiten. Viele würden das Martyrium erleiden und der Heilige Vater würde viel leiden, ganze Völker würden vernichtet. Und Gott bestätigte ihre Aussage mit dem Tanz der Sonne, die, wie ein Pfeil, auf die Erde zuraste, um dann wieder im Zickzackkurs aufzusteigen. Und das vor den Augen von 50 000 Pilgern in Fatima. Doch das Wunder von Fatima überzeugte die Welt nicht. Wird das Wunder der Göttlichen Barmherzigkeit, dass sich seit 1989 in Osteuropa abspielt, die Welt überzeugen? Ist ein Ende der Entchristianisierung des Abendlandes abzusehen? Ein Ende des Materialismus, der so viele überschwemmt? Ein Ende des Egoismus, für den eine Katze mehr wert ist als ein Kind und der dazu führt, dass die Quelle der Berufungen versiegt? Wann wird der Mord an unzähligen ungeborenen Kindern aufhören? Nein, der Westen hat sich nicht bekehrt. Das vierte Biest, das der Prophet Daniel aus den Wassern steigen sah, ist noch nicht besiegt. Nicht in China. Nicht in Rumänien. Nicht in Serbien. Und auch nicht in dem Chaos, in das sich Stalins Imperium aufgelöst hat. Das vierte Biest ist nicht tot. Es versteckt sich, verschwört sich und bereitet seine Sabotage vor. Es wartet auf seine Stunde. Die Stunde des Putsches in Moskau. Oder die Stunde des grausamen Krieges in Jugoslawien. Wo wird es als nächstes zuschlagen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, als sei nichts gewesen. Ich weiß, dass es dringlicher ist als je zuvor zu beten. Wir müssen beten, uns bekehren und uns ganz der mütterlichen Fürsorge und dem Schutz Mariens anvertrauen. Wir haben die Waffe des Rosenkranzes, der seine Macht seit Jahrhunderten bewiesen hat. Wir haben das Flehen der Muttergottes, die uns immer wieder darum bittet, den Rosenkranz zu beten, Buße zu tun und uns zu bekehren. Lasst zu, dass ihre besorgten Worte unser Herz berühren. Wir leben in einer mit Schrecken erfüllten Zeit. Viele sind verängstigt. Unzählige Menschen, nun aus der Sklaverei des Kommunismus befreit, gehen im Chaos der postkommunistischen Zeit unter. Denn die Abarten des Roten Terrors haben die Weichen gelegt, nicht für das Gesetz Gottes, sondern für das Gesetz des Dschungels. Ja, das Sowjetische Imperium, das ohne Blutvergießen von Gottes eigener Hand befreit wurde, es ist zu einem Dschungel geworden, in dem Menschen und ganze Nationen sich gegenseitig hassen und von einem grenzenlosen Egoismus gefangen sind. Wo man sich gegenseitig beraubt, hintergeht, nach dem Leben trachtet und verschlingt wie wilde Bestien. Überall brechen Kriege aus. Noch nie war die Bedrohung eines Atomkrieges so groß wie jetzt. Der Mensch kann uns nicht retten. Auch nicht die Vereinten Nationen oder die Supermacht Amerika. Weder Generäle noch Diplomaten vermögen es. Nur Gott alleine kann uns retten. Nur Gott. Er wird uns aber nur dann retten, wenn wir es wert sind, gerettet zu werden, wenn wir wieder sein Volk werden, seine Kinder sind. Ja, denn für seine Kinder wird er durch das Feuer gehen. Er wird für sein Volk kämpfen. Daher müssen wir uns bekehren. Wir müssen uns bessern. Wir alle sind Sünder. Jeder einzelne von uns. Wir wissen jeder für uns, was wir in unserem Leben ändern müssen, was wir aufgeben müssen, was wir beichten müssen. Wir wissen es. Viele junge Menschen gehen den falschen Weg im Leben. Wir dürfen nicht noch länger warten. Es ist an der Zeit. Lasst uns endlich bessere Menschen werden und Gott davon überzeugen, dass wir seiner Rettung würdig sind. Maria hat in Fatima gesagt: „Wenn ihr euch bekehrt und täglich den Rosenkranz betet, dann wird auch Russland sich bekehren.“ Der einzige Ausweg, der uns noch bleibt, ist unsere und Russlands Bekehrung. Die katholische Kirche im Westen und die orthodoxe Kirche im Osten müssen zur Vernunft kommen und gemeinsam die letzten Schritte auf dem Weg der Versöhnung gehen. Wir müssen gemeinsam aus den spirituellen Ruinen des 20.Jahrhunderts auferstehen und der neuen Generation, die den Glauben an Marx verloren hat, das Evangelium verkünden. Diese Generation ist berufen, das Reich Gottes in das dritte Millennium des Christentums zu tragen. Die Gnaden sowohl für unsere Bekehrung wie auch für die Bekehrung Russlands können wir nur durch das Gebet des Rosenkranzes erlangen. Marias Flehen gilt nicht nur uns sondern auch Russland. Siebzig lange Jahre hat Satan die Gläubigen in Russland daran gehindert den Rosenkranz mit uns zu beten. Aber das hat sich seit dem 13. Oktober 1991 geändert. Die Zusammenarbeit von Fatima und Moskau im Fernsehen hat das Flehen Mariens an siebzig Millionen Menschen in der ehemaligen Sowjetunion weitergegeben. Millionen Menschen wollen mehr erfahren. Millionen Menschen sind bereit, sich an dieser letzten Boje der Erlösung festzuhalten, die Maria uns anbietet. Daher rufe ich die orthodoxen und katholischen Christen auf, den Rosenkranz gemeinsam zu beten: für die Bekehrung des materialistischen Westens, für den Sieg Christi in Russland und für die Versöhnung der katholischen und orthodoxen Kirche. Jawohl! Die Versöhnung. Wir gehören zusammen. Wir sitzen alle im selben Boot. Und uns geht es dabei eigentlich noch recht gut. Wir sitzen sozusagen in der ersten Klasse. In der Luxuskabine. Wobei der Osten und der Süden der Welt in der Dritten Klasse, an Deck oder sogar im Frachtraum sitzen. Aber was nützt es uns, in der Ersten Klasse zu sitzen, wenn das Boot untergeht? Wir werden genauso wie die anderen Menschen untergehen, auch wenn wir in der Ersten Klasse sitzen. Und das Schiff sinkt wirklich. Es läuft Gefahr, auseinander zu brechen und zu versinken. Daher müssen auch wir, die wir in der Ersten Klasse sitzen, die Ärmel hochkrempeln und anfangen, das Wasser rauszupumpen, um unser Schiff vor dem Untergang zu bewahren. Wir alle gehören zusammen und werden entweder zusammen siegen oder zusammen untergehen. Jetzt kommt der Papst! Zeigen wir ihm unseren Beistand in seinem Leiden durch den Verrat, die Verlassenheit, den Ungehorsam und die Widerwärtigkeiten, die er erfahren hat von denen, die doch eigentlich seine treusten Mitstreiter sein sollten. Sagen wir ihm: Heiliger Vater, auch wenn wir viel zu wenig Priester haben, um das Wort Gottes in der ehemaligen Sowjetunion zu verkünden, so ist doch, dank der Radiotechnik und unserem Fernsehapostolat, das alte Gebet „Rorate coeli de super“, „O Heiland reiss die Himmel auf …. O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß. Im Tau herab, o Heiland, fließ!“ wahr geworden. Dank der modernsten Technologie kann das ewige Wort Gottes, die Frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus, bis in die letzten Ecken des zusammengestürzten sowjetischen Imperiums fließen. Es kann zu jeder Tages- und Nachtzeit auf die verbrannte Erde fließen, unaufhörlich in die ausgedörrten Seelen fließen, die auf ihren Erlöser warten. Aber das ist nicht genug. Denn lasst euch gesagt sein: Das seelische und geistige Wohl unserer Brüder und Schwestern wird weiterhin in Gefahr sein, wenn unser Medienapostolat nicht von neuen Priestern und Ordenschwestern, die der Herr in sein Weingut schickt, unterstützt wird. Aber das ist ohne eure Zusammenarbeit unmöglich. Daher hoffe und bete ich, dass heute viele junge Männer und Frauen bereit sein mögen, dem Ruf des Herrn zu folgen, wenn er sie in ihren Herzen aufsucht. Jesus braucht ihre Hingabe als Priester und Ordensschwestern, um für die Kirche in Not in den Kampf ziehen. Zehntausende Priester und Nonnen wurden hinter dem Eisernen Vorhang ermordet. Zehntausende Berufungen sind hinter ihm im Keim erstickt worden. 70.000 Priester haben in den letzten dreißig Jahren ihre Berufung aufgegeben. Mehr als 100.000 Nonnen haben ihr Versprechen an Jesus gebrochen. Wenn jetzt nicht zehntausende Kandidaten für das Priesteramt oder das Ordensleben an ihre Stelle treten, dann werden wir die Schlacht für das Reich Gottes in Europa und den Vereinigten Staaten verlieren. Seid also großzügig. Lasst die Kirche in Not nicht im Stich. Wendet euch an Maria. Werdet wieder wie die kleinen Kinder, die sich in ihrer Todesangst an sie unsere Mutter wenden. Betet jeden Tag den Rosenkranz für die Bekehrung des Westens und Russlands. Betet ihn für die Versöhnung der orthodoxen und katholischen Kirche. Betet wie unsere Väter gebetet haben, wie Moses auf dem Berg oder Jona im Wal, wie die drei Jünglinge im Feuerofen und wie Hiob, als er vom Satan geplagt wurde. Die Gebete von ihnen wurden alle erhört! Betet in unerschütterlichem Glauben und mit einem Herzen, dass die ganze Welt mit Liebe umfasst. Und der Herr wird sich zu uns neigen, um uns zu erhören, denn seine Barmherzigkeit wird keine Grenzen haben. Pater Werenfried van Straaten OPraem, Gründer von KIRCHE IN NOT