1 KAPITEL III DAS SCHEITERN DER ALTEN AUFFASSUNG VOM

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KAPITEL III
DAS SCHEITERN DER ALTEN AUFFASSUNG VOM ANFANG UND DIE
BEGRÜNDUNG DES KONKRET-ALLGEMEINEN BEGRIFFES DER
MATERIE
Die Fragestellung des Anfangs in der materialistischen Dialektik unterscheidet sich
bedeutend von dieser Fragestellung in der früheren Philosophie, die diese als
Wissenschaft über die Welt als Ganzes betrachtete. In seiner „Kritik…“ hat Kant
richtig erkannt, dass zu jener Zeit der Philosophie die Erkenntnis und die
Untersuchung des absoluten Anfangs, der unbedingten Natur der Seele usw. für das
wichtigste Problem gehalten wurden. Das Bestreben, diese Aufgabe zu lösen,
kennzeichnet die gesamte Geschichte der Philosophie. Alle diese philosophischen
Systeme setzten die Rolle der konkreten Wissenschaften beträchtlich herunter und
behielten sich die Bedeutung der „Wissenschaft der Wissenschaften“ vor.
Das war eine Zeit grandioser philosophischer Systeme, die einander ununterbrochen
abwechselten. Kant war der erste, der die Lösung dieser enorm umfangreichen
Aufgabe bis zu der Zeit aufschob, in der die Möglichkeit des allgemeinen und
erweiterten Wissens begründet würde. Die Möglichkeit sowie die Unmöglichkeit der
Metaphysik hängen laut Kant von der Möglichkeit der Begründung der allgemeinen
und der synthetischen Grundlagen der Philosophie ab.
Die Philosophie von Kant hat die alte metaphysische Philosophie, ihre Lehre von der
Welt als Ganzes und vom absoluten Anfang hart getroffen, obwohl Kant die
Möglichkeiten einer solchen Wissenschaft im Prinzip noch nicht bestritt. Eine
endgültige Niederlage erlitt die gesamte frühere Philosophie erst durch die
materialistische Dialektik. Hier ist die materialistische Weltanschauung prinzipiell
und vollständig begründet, der konkret-allgemeine Begriff der Materie ausgearbeitet.
Gegenstand der Philosophie sind die allgemeinen Gesetze der Natur, der Gesellschaft
und des menschlichen Denkens, in denen die gesamte Geschichte der Erkenntnis, der
Kultur und der praktisch-reformierenden Tätigkeit des Menschen akkumuliert sind.
In der dialektischen Auffassung werden die Verhältnisse vom Ganzen und vom Teil
konkret und dialektisch untersucht. Das Ganze existiert nicht getrennt von seinen
Teilen und die Teile selbst bilden in ihrem inneren Zusammenhang ein reales Ganzes.
Jede Wissenschaft untersucht ein bestimmtes Gebiet, eine bestimmte Form der
Bewegung der Materie, doch alle Wissenschaften in ihrer Einheit sind im Stande, eine
ungeteilte Anschauung der Welt darzustellen, obwohl auch sie historisch ist und
einem bestimmten Niveau der Kenntnisse entspricht. Deswegen kann es keine
Wissenschaft über den absoluten Anfang, über die endgültige Anschauung der Welt
als Ganzes geben. Selbst eine solche Aufgabenstellung ist historisch begrenzt, sie ist
ein Produkt der metaphysischen Weltauffassung.
In der materialistischen Dialektik ist im Prinzip die Frage des absoluten Anfangs der
Welt im ontologischen Sinne aufgehoben, da die wissenschaftliche und die
philosophische Unlösbarkeit des Problems des absoluten Anfangs in Bezug auf die
endlose objektive Welt bewiesen sind. Die Entdeckung des Anfangs des Unendlichen
würde eigentlich die Beendung des Unendlichen bedeuten. Selbst der Versuch, diese
Frage zu stellen, führt zur Theologie. Eine der Offenbarungen der Eingeschränktheit
des alten, metaphysischen Materialismus ist sein Bestreben, den absoluten materiellen
Anfang der objektiven Welt zu entdecken.
Ein grundsätzlicher Unterschied der materialistischen Dialektik besteht in der
konsequent vorgenommenen materialistischen Weltanschauung, im grundsätzlichen
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Aufwerfen und der Lösung der Frage der materiellen Einheit der Welt, in der
Ausarbeitung der allgemeinen konkreten Auffassung der Materie und in dem
ausführlichen Erarbeiten der Formen der Materie. In der objektiven Wirklichkeit
existieren die Materie und ihre Formen in einem untrennbaren inneren
Zusammenhang. Deswegen wird die Materie hier nicht als ausdruckslose abstrakte
Grundlage, sondern als objektive Welt behandelt, die in ihrem Wesen betrachtet wird.
W.I. Lenin schrieb: „Einerseits muss man die Erkenntnis der Materie bis zur
Erkenntnis der Substanz vertiefen, um die Ursachen der Erscheinungen aufzudecken.
Andererseits ist die wirkliche Erkenntnis der Ursache eine vertiefte Erkenntnis von
der Außenseite der Erscheinung zur Substanz.“(1)
In der dialektischen Auffassung werden die endlichen Formen nicht ins Absolute
umgestaltet, es offenbart sich ihr Platz in der Einheit der Natur, der Gesellschaft und
des menschlichen Denkens. Im Laufe der Entwicklung der Wissenschaft und des
theoretischen Denkens erkennt der Mensch konkret die endlichen Formen, die
konkreten Tatsachen der objektiven Realität, was unvermeidlich zur Erkenntnis des
Unendlichen führt. Nur bei metaphysischem Herangehen an die Frage trennt sich das
Endliche endgültig von dem Unendlichen, doch bei einer dialektischen, konkreten
Untersuchung sind sie eine ungeteilte Einheit. So offenbart sich das Absolute in
unerschöpflicher Vielfalt relativer, endlicher Erscheinungen. Die materielle
Wirklichkeit wird nicht auf ihre endlichen Formen zurückgeführt, sie ist eine Einheit
des Endlichen und des Unendlichen, des Relativen und des Absoluten.
Der Positivismus, der Existentialismus sowie andere philosophische Strömungen sind
bestrebt, die marxistische These über die Einheit der Welt umzustoßen. Avenarius hat
zu seiner Zeit geschrieben, dass er weder das Physische noch das Psychische kenne,
sondern nur das Dritte. Somit wird von ihm die abstrakt-allgemeine Vorstellung von
der Existenz im Allgemeinen dem Begriff über die materielle Einheit der Welt, dem
konkret-allgemeinen Begriff der Materie entgegengesetzt. Der Neopositivist Schlick
nimmt die Einheit der Welt als Erkenntnistätigkeit wahr. Einer der Hauptvertreter des
Existentialismus, Jaspers, behauptet, indem er die Einheit der Welt bestreitet, dass die
Welt zumindest aus vier unabhängigen und primären Welten besteht.
Jaspers macht einen Fehler, indem er die Philosophie des dialektischen Materialismus
kritisiert, weil er den modernen Materialismus mit dem mechanischen Materialismus
verwechselt. Obwohl die Leitsätze der modernen Naturwissenschaft den materiellen
absoluten Anfang des ursprünglichen metaphysischen Materialismus wirklich
umstoßen, bestätigen sie gleichzeitig die Wahrhaftigkeit des konkret-allgemeinen
Begriffes der Materie des modernen Materialismus, der ein Ergebnis der Geschichte
der Erkenntnis und der Kultur ist. Im Laufe ihrer Entwicklung bestätigt die moderne
Wissenschaft die Lehre von der materiellen Einheit und der Unerschöpflichkeit der
Welt. Außerdem beansprucht die dialektisch-materialistische Philosophie die
Schöpfung eines universalen Weltbildes nicht, weder eines naturell-mechanischen
noch eines physischen. Sie untersucht die allgemeinen Gesetze der Natur, der
Gesellschaft und des menschlichen Denkens, ist die Logik und die Theorie der
Erkenntnis.
Im Laufe ihrer Entwicklung schaffen verschiedene Wissenschaften verschiedenartige
Weltbilder – mechanische, elektromagnetische usw. Aber keines dieser Bilder ist das
letzte und erschöpfende Bild der Welt als Ganzes. Sie sind alle historisch bedingt und
ändern sich entsprechend der Entwicklung der Erkenntnis. Ausgehend von der
Tatsache der Veränderlichkeit des Weltbildes und wegen des Unverständnisses der
Dialektik bestreiten die Positivisten die Objektivität der Kategorien und der Begriffe
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der Wissenschaft und bezweifeln selbst die Möglichkeit der wahrhaften Erkenntnis
der Welt.
Im Gegensatz zum Positivismus stellt die materialistische Dialektik die Frage
dialektisch, konkret. Jedes naturwissenschaftliche Weltbild ist bestimmt
eingeschränkt, aber es widerspiegelt einen Aspekt, eine Seite der unendlichen
Materie, der Natur. In der Entwicklung der Wissenschaft wird die Widerspiegelung
der objektiven Realität immer vollständiger. Wenn eine gesonderte Wissenschaft die
erschöpfende Auffassung der Welt als Ganzes beansprucht, so versetzt sie sich in die
Position der ursprünglichen Philosophie, der Ontologie. Der moderne Materialismus
gibt eine konsequente Lösung der Frage der Unmöglichkeit einer Wissenschaft über
den absoluten Anfang, über die absolute und ungeteilte Struktur der Welt.
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, den Gegenstand der Kosmologie
klarzustellen, der von einigen ihrer Vertreter als Lehre vom Universum und der Welt
als Ganzes behandelt wird.
Solche Auffassung ruft eine Mehrzahl von Schwierigkeiten hervor. Sie ergibt, dass
ein Zweig der Naturwissenschaften real die Möglichkeit in Anspruch nimmt, als
allgemeine Wissenschaft aufzutreten. In Wirklichkeit hat es jede Wissenschaft,
darunter auch die Kosmologie, mit einem endlichen, historisch bestimmten Weltbild
zu tun. Sie untersucht lediglich einen begrenzten Teil des Universums, das uns
umgibt, und ihre Theorien sollen sich nur auf diesen Teil beziehen.
Das Universum, die Welt als Ganzes sind im philosophischen Sinne nicht Gegenstand
der Kosmologie. Die Kosmologie ist eine Wissenschaft über die kosmische Materie,
die ein innerlich verbundenes Ganzes bildet. Sie bildet ein bestimmtes objektives
Gebiet, für das eigene spezifische Gesetze gelten. Das Bestreben, die kosmische
Materie (die mit der philosophischen Auffassung der Welt, des Universums nicht
übereinstimmt) zu verstehen, ist die wichtigste Aufgabe der Kosmologie.
Die Kosmologie ist, wie alle Wissenschaften, historisch bedingt. Ihre Vorstellung von
der Welt, der kosmischen Materie hat sich ständig geändert. Im Laufe der
Entwicklung der Kosmologie, wie auch der anderen Wissenschaften, werden die
dialektisch-materialistischen Leitsätze über die Einheit der Welt, die konkretallgemeine Auffassung der Materie und die Idee der Unerschöpflichkeit der Welt
immer vollständiger bestätigt.
Die erweiterte Auslegung des Gegenstands der Kosmologie ergibt auch
Schwierigkeiten anderer Art. Viele produktive, wissenschaftlich begründete
Schlussfolgerungen der modernen relativistischen Kosmologie, wie: die Erweiterung
des Weltalls, die Endlichkeit der kosmischen Welt usw., stießen und stoßen auf
ernsthafte Einwände einiger Philosophen und Gelehrten, weil in diesen
Schlussfolgerungen die kosmische Auffassung der Welt mit der Vorstellung vom
Universum, von der Welt als Ganzes identifiziert wird. Infolge solcher Verwechslung
der Auffassungen sahen einige Vertreter der relativistischen Kosmologie in den
Schlussfolgerungen ihrer Wissenschaft die Widerlegung des philosophischweltanschaulichen Prinzips über die Unendlichkeit der Welt als Ganzes. Besonders
eifrig ist in dieser Hinsicht die neotomistische Philosophie, die bestrebt ist, die
wissenschaftlich-philosophische Weltauffassung durch die theologische zu ersetzen.
Die sorgfältige Analyse der Angaben der modernen Kosmologie bestätigt die
Wahrhaftigkeit des philosophischen Leitsatzes über die Einheit der Welt, der Materie.
1965 hat das Akademiemitglied G.I. Naan auf einem Symposium in Moskau, das den
Problemen der Kosmologie gewidmet war, betont, dass in der theoretischen
Behauptung, die Kosmologie beweise, dass das Universum unendlich (endlich) sei,
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unklar bleibt, was unter der Kosmologie, dem Universum und der Unendlichkeit
verstanden wird. Dieser Umstand ruft viele Diskussionen hervor.
Zurzeit haben sich drei Standpunkte bezüglich des Gegenstands der Kosmologie und
ihrer Position im System anderer Wissenschaften herausgebildet. Nach dem ersten
Standpunkt ist die Kosmologie
eine naturwissenschaftliche Disziplin. Ihre
Hauptprobleme, darunter auch das Problem der Endlichkeit sowie der Unendlichkeit
des Universums, können mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden, durch die
Auswahl eines räumlich geschlossenen oder eines offenen Modells gelöst werden.
Die Vertreter dieser Konzeption lehnen die Beteiligung der Philosophie an der
Lösung dieses Problems ab. Der zweite Standpunkt kennzeichnet die Kosmologie als
Wissenschaft, die am Berührungspunkt der Astronomie, der Physik, der Mathematik
und der Philosophie entsteht. Die Methoden der Kosmologie sind die Methoden aller
dieser Wissenschaften. Nach dem dritten Standpunkt ist die Kosmologie eine
Wissenschaft über das Universum, doch wird angenommen, dass das Hauptproblem,
die Endlichkeit und die Unendlichkeit des Universums mit naturwissenschaftlichen
Methoden nicht lösbar ist. Es kann nur mit Hilfe der Philosophie gelöst werden.
Den ersten Standpunkt vertreten die meisten Gelehrten, die sich mit konkreten
Wissenschaften beschäftigen (Astronomen, Astrophysiker, Physiker und
Mathematiker). Den zweiten Standpunkt haben G.I. Naan und teilweise A.L.
Selmanow entwickelt. Den dritten Standpunkt behaupten die Philosophen S.T.
Maljuchin, W.I. Swiderski, A.S. Karmin u.a.
Zur effektiven Lösung des Meinungsstreits sollte man davon ausgehen, dass im
modernen Materialismus im Gegenteil zur Naturphilosophie die Auffassung des
absoluten Anfangs, die Möglichkeit der Philosophie, das Bild der Welt als Ganzes zu
geben, bestritten wird. Sollten auch konkrete Weltbilder existieren, so werden sie von
speziellen Wissenschaften geschaffen (unter anderem auch von der Kosmologie).
In seiner Kritik des „Weltschematismus“ von Dühring hat Engels folgende Meinung
geäußert: „Wenn der Schematismus nicht aus dem Kopf, sondern nur mit dem Kopf
aus der realen Welt, und die Prinzipien des Daseins aus dem, was es gibt, abgeleitet
werden, so brauchen wir dafür nicht die Philosophie, sondern positive Kenntnisse der
Welt und dessen, was in ihr geschieht; was wir im Ergebnis einer solchen Arbeit
bekommen, ist auch keine Philosophie, sondern eine positive Wissenschaft.“ (2) Und
weiter: „Wenn die Philosophie als solche nicht mehr gebraucht wird, so wird auch
kein System gebraucht, nicht einmal das Natursystem der Philosophie. Die
Auffassung dessen, dass sich die Gesamtheit der Prozesse in der Natur in einem
systematischen Zusammenhang befindet, bewegt die Wissenschaft, diesen
systematischen Zusammenhang überall zu erkennen, sowohl in Einzelheiten als auch
im Ganzen. Eine erschöpfende wissenschaftliche Darstellung dieses Zusammenhangs,
die vollkommen ihrem Gegenstand entspricht, der Aufbau eines präzisen
Denkabbildes des Weltsystems, in dem wir leben, bleibt sowohl für unsere Zeit als
auch für alle Zeiten unmöglich.“(3)
Die Kosmologie ist eine positive Naturwissenschaft. Sie untersucht die Welt nicht im
traditionellen philosophischen Sinne, sondern als Gebiet der kosmischen Materie. Die
Philosophie bezieht sich auf die Kosmologie genau so, wie auf die Physik, die
Biologie, die Chemie, die politische Ökonomie. Der Unterschied der Kosmologie von
den anderen konkreten Wissenschaften besteht im Spezifikum
ihres
Gegenstandsgebietes.
Die Kosmologie untersucht ein bestimmtes Gebiet – den Endteil des Universums, der
Welt. Im Laufe ihrer Entwicklung wird die Kosmologie erweitert, vertieft und sie
nähert sich immer mehr der Widerspieglung der Welt, wird aber nie zu ihrer
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endgültigen Kenntnis. Jede naturwissenschaftliche Darstellung der Welt ist relativ,
aber in ihr kommt auch Absolutes zum Ausdruck, da das Absolute nicht außerhalb des
Relativen existiert. Aus diesem Grunde ist die erweiterte Auffassung der Kosmologie
als Wissenschaft von der Welt als Ganzes nicht gerechtfertigt. W.I. Swiderski und
A.S. Karmin unterstreichen: „Solche rückhaltlose Extrapolation der Veränderlichkeit,
die sich bis zur Behauptung der Möglichkeit der Entstehung sowie der Vernichtung
der Materie im Allgemeinen ausdehnt, ist für die idealistische philosophische
Interpretation der endlichen kosmologischen Modelle kennzeichnend. Im Ergebnis
werden diese Modelle als „wissenschaftliche“ Begründung der Endlichkeit des
Universums (und nicht nur der Metagalaxis) behandelt… Aus der Endlichkeit
einzelner konkreter Formen und Zustände der Materie folgt keinesfalls die
Endlichkeit der materiellen Welt, des Universums.“(4)
Diese Behauptung enthält wirklich die richtige Idee, dass man die Leitsätze, die
wissenschaftlichen Angaben der Kosmologie nicht ohne weiteres auf das Universum,
auf die Welt als Ganzes extrapolieren darf. Hier machen wohl die Physiker einen
Fehler, die die Begriffe der Entwicklung, der Erweiterung und der Endlichkeit des
Universums auf die Welt als Ganzes übertragen.
In der Grundlage einer solchen Gleichstellung der kosmischen Welt mit der
philosophischen Welt als Ganzes ist der bekannte Standpunkt enthalten, wo Stoff und
Feld mit der Materie identifiziert werden. Im Grunde genommen ist das ein Versuch,
die Naturphilosophie, die die Errichtung eines ungeteilten Systems des Universums,
der Welt als Ganzes in Anspruch nimmt, wieder zu beleben.
Im Prinzip ist die Schöpfung einer einheitlichen Lehre über die kosmische Welt, die
die objektive Realität offenbart, möglich. Doch ist keine Wissenschaft imstande, ein
absolutes Bild der Welt als Ganzes (in der philosophischen Auffassung des Wortes)
zu schaffen.
Das alles verringert den Wert der Kosmologie, ihrer wissenschaftlichen
Schlussfolgerungen sowie ihrer Thesen nicht. Die Aufgabe besteht in der Auslegung
der Angaben der modernen Kosmologie vom Standpunkt der materialistischen
Dialektik aus.
Das Universum und die Welt als Ganzes sind auch nicht Gegenstand der Philosophie.
Im modernen Materialismus wird die Welt als Ganzes überhaupt nicht untersucht.
Solche Auffassung entsteht infolge der Verwechslung des Gegenstands der
materialistischen Dialektik mit den Aufgaben der traditionellen Philosophie.
In diesem Zusammenhang kann man auf die Leitsätze von W.I. Swiderski und A.S.
Karmin nicht eingehen. Sie behaupten: „Wenn die Philosophie mit absolutem „im
Allgemeinen“ oder sozusagen mit „absolut Absolutem“ zu tun hat, so befassen sich
die konkreten Wissenschaften mit Absolutem unter bestimmten Bedingungen oder
sozusagen mit „relativ Absolutem“(5). Oder: „Die Kosmologie unterscheidet sich von
der Philosophie dadurch, dass sie nicht die Materie im allgemeinen untersucht,
sondern bestimmte konkrete Zustände der Materie und ihre Schlussfolgerungen nicht
auf das gesamte Universum, sondern nur auf die Metagalaxis bezieht.“(6)
Im gegebenen Fall lassen die Autoren die Besonderheiten der materialistischen
Dialektik fast außer Acht. Die alte Philosophie war wirklich eine Lehre über die Welt
als Ganzes, sie war bestrebt, ein allgemeines Bild des Universums, der Welt zu
schaffen. Das war die Hauptaufgabe der Philosophie von Platon, Aristoteles,
Descartes, Leibniz, Hegel u. a. Das war gerechtfertigt, weil sich die
Naturwissenschaften damals noch nicht entwickelt und viele Wissenschaften sich
noch nicht von der Philosophie abgezweigt hatten. Deswegen schufen die
Philosophen grandiose philosophische Lehren über die Welt als Ganzes. Das
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Entstehen konkreter Wissenschaften hat die Naturphilosophie gegenstandslos
gemacht. Für sie blieb nur die Übersetzung in die philosophische Sprache dessen, was
schon bekannt war, oder die Verteidigung des veralteten, historisch abgestellten
Bildes der Naturwissenschaften.
Die weitere Entwicklung der konkreten Wissenschaften hat die Ansprüche der
Naturphilosophie endgültig abgelehnt. Jetzt bedurfte man keiner besonderen
philosophischen Wissenschaft über konkrete Gebiete der Natur und der Gesellschaft.
Lenin unterstrich: „Laut Standpunkt von Marx und Engels ist die Philosophie nicht
berechtigt, selbständig, separat zu existieren, ihr Material wird zwischen
verschiedenen Gebieten positiver Wissenschaften verteilt. Also versteht man unter der
philosophischen Motivierung entweder den Vergleich ihrer Voraussetzungen mit den
festgelegten Gesetzen anderer Wissenschaften (auch Herr Struve hat erkannt, dass es
selbst in der Psychologie Leitsätze gibt, die veranlassen, auf den Subjektivismus zu
verzichten) oder die Erfahrungen aus der Anwendung dieser Theorie. Diesbezüglich
haben wir die Aussage von Herrn Struve, dass das Verdienst des Materialismus
immer darin bestehen wird, dass er einer Reihe sehr wichtiger historischer Fakten eine
tief greifende wissenschaftliche und wahrhaft philosophische Auslegung gegeben hat.
Diese Aussage des Autors enthält das Bekenntnis, dass der Materialismus die einzig
wissenschaftliche Methode der Soziologie ist und deswegen von diesem Standpunkt
eine „Überprüfung der Fakten“ notwendig ist.“(7)
Es existiert nur eine positive wissenschaftliche Auffassung der materiellen Welt und
ihrer Struktur. Alle Wissenschaften stellen in ihrer historischen Entwicklung ein
zufrieden stellendes Bild der Welt dar, das historisch und von bestimmten Stufen der
Entwicklung der Wissenschaften bedingt ist. Die Rolle des modernen Materialismus
besteht nicht darin, dass er endlich das beste Bild der Welt als Ganzes geschaffen hat,
sondern darin, dass er allen prätentiösen Bestrebungen der alten Philosophen, die
Lehre über die absolute Welt zu schöpfen und den absoluten Anfang zu finden, ein
Ende macht.
In diesem Lichte gesehen erscheinen einige Leitsätze von W.I. Swiderski und A.S.
Karmin unexakt: „Wenn jede konkrete Wissenschaft mit der Untersuchung eines
bestimmten Gebiets der Naturerscheinungen beschäftigt ist, so untersucht die
Philosophie als allgemeine Theorie der Weltanschauung, als allgemeine
Methodologie der Wissenschaft im Gegenteil zu ihnen die Welt als Ganzes, bestimmt
die allgemeinen Gesetze der Entwicklung der Materie. Deswegen untersucht die
Philosophie den Begriff des Absoluten im weitesten, im allgemeinsten Sinne und hält
für absolut nur das, was unabhängig von beliebigen Bedingungen, im Allgemeinen
usw. für die Welt „als Ganzes“, für die Materie „überhaupt“ unbestreitbar,
unzerstörbar ist.“(8)
In der materialistischen Dialektik wird die Frage der Welt als Ganzes nicht gestellt.
Man hat konkrete Begriffe der Materie, der Einheit der Welt und deren Materialität,
der Abhängigkeit des Bewusstseins vom Sein ausgearbeitet. Gegenstand des
modernen Materialismus sind die allgemeinen Gesetze der Natur, der Gesellschaft
und des Denkens. Sie werden nicht unmittelbar von der Natur oder der Gesellschaft
abgeleitet, sondern als Gesetze des Denkens erarbeitet, die sich im Prozess der
Entwicklung der praktischen Tätigkeit sowie der gesamten Geschichte der Erkenntnis
herausgebildet haben.
Somit ist in der materialistischen Dialektik die gesamte alte Philosophie und ihre
Auffassung des Anfangs auf revolutionär-kritische Art bezwungen. Der schlimmste
Nachteil des gesamten früheren Materialismus ist die Identifizierung der Materie mit
konkreten Formen, solchen wie Wasser, Luft, Atomen usw. Kennzeichnend ist für die
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Geschichte des traditionellen Materialismus das Bestreben, eine allgemeine Form des
Materiellen zu finden, doch solcher Versuch konnte nicht erfolgreich sein, weil die
Philosophen sie mit konkreten, endlichen, körperlichen Formen der Materie
gleichstellten.
Außerdem wurde in der Philosophie der früheren Materialisten die Gesellschaft (die
gesellschaftlichen Beziehungen) nicht als besondere Form des Materiellen aufgefasst.
Deswegen wurde die Grundlage der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft im
Idealen, in der Vernunft gesucht. Aus diesem Grunde waren die alten Materialisten
nicht im Stande, den Ursprung der Ideen, der Begriffe, des Idealen zu erklären, sie
konnten ihre sekundäre Bedeutung in Bezug auf die Materie, die Natur nur
konstatieren. Dabei waren sie nicht konsequent: Sie erkannten das Primäre und den
Ursprung der Ideen in der gesellschaftlich-historischen Entwicklung. Das ist
verständlich, weil man die komplizierte gesellschaftliche Entwicklung, die realen
Beziehungen der Menschen mit der konkreten sachlichen Auffassung des Anfangs
nicht gleichstellen kann.
Diese Fragen sind von der materialistischen Dialektik alle tiefgehend erarbeitet und
gelöst, weil hier die Materialität
der gesellschaftlichen und der
Produktionsbeziehungen der Menschen entdeckt und theoretisch bewiesen sind.
Davon werden rationell und konsequent alle Formen des Idealen abgeleitet. Der
marxistischen Auffassung der Materie sind die Nachteile, die für die Anfänge der
alten Materialisten kennzeichnend waren, nicht eigen.
Im modernen Materialismus wird unter der Materie nicht ein Teil verstanden, sondern
das, was mit der universalen Bestimmtheit der Dinge verbunden ist. Wenn es für den
alten Materialismus schwierig war, von der Materie, welche in materieller Form
aufgefasst wurde, die geistigen Erscheinungen, das Ideale zu deduzieren, so wird
dieses Problem in der materialistischen Dialektik grundsätzlich gelöst. Hier wird das
Ideale und seine Formen nicht als etwas äußerst selbständiges behandelt, sie werden
auf Grund einer bestimmten gesellschaftlich-historischen Tätigkeit erklärt und
deduziert. Im modernen Materialismus wird nicht nur die Entstehung sowie die
Entwicklung idealer Beziehungen theoretisch erklärt, sondern auch konsequent
gezeigt, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen reale Voraussetzungen für das
Loslösen bestimmter Formen idealer Beziehungen von ihrer materiellen und
Produktionsgrundlage geschaffen werden.
Bekanntlich trat neben dem Entstehen des Privateigentums eine reale Möglichkeit für
das Loslösen des unmittelbaren Produzenten von den Produkten seiner Tätigkeit auf.
Diese Entfremdung tritt als realer Grund für die Hypertrophie der idealen geistigen
Formen und ihrer Umwandlung in selbständige Wesen auf. Das reale Faktum des
Privateigentums ist ein Grund für die Umwandlung des wirklichen Subjekts in ein
Prädikat und des Prädikats in ein Subjekt. Die idealistische Philosophie fasst dieses
Faktum lediglich empirisch zusammen.
Der wahre Grund, der Mechanismus der gegebenen Umwandlung wurden erst im
modernen Materialismus erklärt. In Wirklichkeit existiert im gesellschaftlichen
Leben, außerhalb der einzelnen Individuen, ein bestimmtes, innerlich
zusammenhängendes, ausgeprägtes System idealer Beziehungen, Normen, die das
Individuum in seinem alltäglichen Leben berücksichtigen muss. Für das Individuum
sind sie eine objektive, spontane, äußerliche Kraft. Für die Menschen, die in einer
Gesellschaft leben, die sich auf das Privateigentum stützt, hat dieses System idealer
Beziehungen denselben spontanen Charakter wie die Naturkräfte. Und die Frage ist,
worin die Grundlage dieser, auf eigene Art zusammenhängender idealer Beziehungen
besteht.
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In der Philosophie von Hegel wird das alles von der Selbstentwicklung der
objektiven, absoluten Idee abgeleitet, die der wahrhaftige Anfang der hegelschen
Philosophie ist. Die Logik von Hegel ist zweifellos die höchste Form des Idealismus
als Idealismus. Hier wurde ein grandioses und künstliches System mit spekulativer
Konstruktion geschaffen. Und nicht zufällig kommt nach der Herrschaft der
hegelschen Philosophie zuerst der Materialismus von Feuerbach auf die historische
Arena, dann die dialektisch-materialistische Philosophie von Marx und Engels.
In der materialistischen Dialektik werden die wichtigsten Errungenschaften der
hegelschen Dialektik nicht aufgegeben, sondern auf der Grundlage des konsequenten
Materialismus, der materialistischen Auffassung der gesellschaftlichen Entwicklung
kritisch bewältigt. Hier erweist sich eingehend, dass die Idee, das theoretische Denken
nicht unabhängig existieren: Sie sind die Widerspiegelung tief greifender
gesellschaftlicher Produktionsverhältnisse. Doch ist das kein totes, mechanisches
Spiegelbild, sondern eine dialektische Widerspiegelung der Wirklichkeit.
Die materialistische Dialektik begründet konsequent die Haltlosigkeit des subjektiven
Idealismus, der die Außenwelt, die Natur von den Gefühlen, den Vorstellungen des
Subjekts trennt. In Wirklichkeit ist der Mensch ein Produkt der Gesellschaft, der
gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. In der Gesellschaft werden nicht nur die
Ideen, die Gedanken der Menschen von der Praxis, den gesellschaftlichen
Produktionsverhältnissen determiniert, sondern auch die Gefühle und Vorstellungen
der Menschen in der Gesellschaft sowie im Prozess der historischen Entwicklung
gestaltet. Der konkrete Mensch ist selbst ein Produkt der gesellschaftlichen
Beziehungen.
In der materialistischen Dialektik wird entsprechend der modernen Wissenschaft
unterstrichen, dass alle menschlichen Eigenschaften als solche zweifellos ein Ergebnis
der sozialen Entwicklung sind. Nach Aussage der Psychologen ist selbst die
aufrechte Gangart ein Produkt der Arbeit. Das alles zeugt noch einmal davon, dass die
idealen, geistigen Beziehungen der Menschen nicht übernatürlich und kein
unmittelbares Produkt der physiologischen Gestaltung des Hirns sind, sondern als
Produkt der gesellschaftlichen und der Produktionsverhältnisse der Menschen
entstehen und geprägt werden. Hier ist dieser Aspekt der Frage prinzipiell und
konsequent untersucht, das heißt, man hat bewiesen, dass keine einzige Form idealer
Verhältnisse ungeachtet ihrer scheinbaren Selbständigkeit außerhalb der sozialen
Bedingungen entsteht. Dadurch wird nämlich erklärt, dass keine Tierart imstande ist,
irgendeine Form der menschlichen Vorstellung zu formulieren. Die menschlichen
Organe unterscheiden sich neben ihrer Ähnlichkeit wesentlich von den gleichartigen
Organen der Tiere.
Somit liefert die marxistische Philosophie die Erklärung der Natur des idealen,
theoretischen Denkens ausgehend vom sozialen Leben, und dadurch ist die
idealistische Auffassung des Anfangs, die Gegenüberstellung der Idee der Materie,
des Geistes der Natur kritisch überwunden. Im Ergebnis ist auch das Hypostasieren
der Idee, des Begriffes behoben. Die Illusion der Selbständigkeit der Ideen gründet
darauf, dass in der Gesellschaft, unabhängig vom einzelnen Individuum, ideologische
Formen existieren, deren Berücksichtigung für die Individuen unvermeidlich ist.
Doch zeugt diese Tatsache nicht von der Übernatürlichkeit der geistigen Formen,
sondern nur davon, dass die idealen Beziehungen eine Form der gesellschaftlichen
Produktionsverhältnisse sind.
Also sind die ideologischen Beziehungen keine selbständigen Wesen. Ungeachtet
ihrer Objektivität und Unabhängigkeit von einzelnen Menschen, leben sie nicht ein
unabhängiges Leben und sind umso weniger eine Form der Selbstentwicklung
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irgendeiner absoluten, außer der Zeit existierenden Idee, sondern die Widerspiegelung
des wahren realen Subjekts, der Gesellschaft. Von diesem Standpunkt aus ist die
materielle, praktische Tätigkeit der Menschen letztendlich der Schlüssel zum
Verständnis der Formen der geistigen und der ideologischen Tätigkeit.
Mit der Erkennung der welthistorischen Rolle der Arbeitstätigkeit in der Entwicklung
der Gesellschaft ist die Möglichkeit der Fetischisierung und der Mystifikation
endgültig liquidiert. Von nun an werden die Geheimnisse der übersinnlichen,
geistigen Tätigkeit in der Sphäre der sinnlich-praktischen Tätigkeit ermittelt. Daraus
folgt, dass die Ideen, die Gedanken, die geistigen Beziehungen nicht selbst existieren,
dass sie von wirtschaftlichen und von Produktionsverhältnissen abhängen und
selbstverständlich nicht den Anfang von Dingen und Erkenntnissen bedeuten können.
Somit sind in der marxistischen Philosophie die ideologischen Beziehungen, die Ideen
ihrer wahren Grundlagen, das heißt der wirtschaftlichen und der
Produktionsverhältnisse, dialektisch zusammengefasst.
Alle Materialisten vor Marx fassten die Gesellschaft idealistisch auf und führten die
gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen auf die Ideen, den Verstand zurück.
Selbst die französischen Materialisten, die die Priorität der Materie, der Natur
leidenschaftlich verteidigten, später Feuerbach, waren Idealisten in der Auffassung
des gesellschaftlichen Lebens. Die kontemplativen Materialisten verallgemeinerten
empirisch die Tatsache, dass die Menschen im Laufe ihrer praktischen Tätigkeit im
Gegensatz zu den Tieren zweckmäßig handeln, ihre Tätigkeit planen. Marx
beschränkt sich nicht auf die Konstatierung dieser Tatsache, er erschließt den Grund,
ihre Basis, als deren Formen diese Erscheinungen auftreten. Marx untersucht nicht
einfach die Beweggründe, er dringt tief greifend in die Substanz, in die Motive der
Beweggründe in der Entwicklung der Gesellschaft ein.
Marx und Engels begründeten die materialistische Auffassung der Geschichte,
erkannten das welthistorische Gesetz der gesellschaftlichen Entwicklung. Sie haben
wissenschaftlich bewiesen, dass das gesellschaftliche Leben der Menschen nicht eine
geistige, ideologische sondern eine tiefgehend materialistische Grundlage hat. Die
sinnlich-praktische Tätigkeit der Menschen ist nach ihrem Wesen eine materielle
Tätigkeit. Im Vorwort „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ unterstreicht Marx:
„…die rechtlichen Beziehungen wie auch die Staatsformen können weder aus sich
selbst heraus, noch auch aus der
so genannten allgemeinen
Entwicklung des menschlichen Geistes verstanden werden, im Gegenteil, sie wurzeln
in den materiellen Lebensbeziehungen, deren Gesamtheit Hegel, wie auch die
englischen und französischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, als „bürgerliche
Gesellschaft“ bezeichnet haben, und die Struktur der bürgerlichen Gesellschaft in der
politischen Ökonomie aufzufinden ist.“(9)
Seit der Erkennung der Materialität der gesellschaftlichen, ökonomischen
Beziehungen der Menschen ist die Wahrhaftigkeit der materialistischen
Weltanschauung konsequent bewiesen. Wenn alle Formen der geistigen,
ideologischen Beziehungen durch die gesellschaftlich-materielle Grundlage, die
ökonomische Gesellschaftsordnung, die eine spezifische Form der Materie ist,
determiniert werden, so bleiben keine Zweifel hinsichtlich dessen, dass die Materie,
die Natur in Bezug auf das Bewusstsein, die ideologischen Beziehungen primär ist.
Zwar kann das Wesen des Bewusstseins, der ideologischen Beziehungen nicht direkt
von der Natur abgeleitet werden: sie können lediglich auf Grund besonderer,
spezifischer Formen des Materiellen, das heißt ausgehend von der gesellschaftlichen
Produktionstätigkeit der Menschen, aufgefasst werden.
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Die materialistische Dialektik hat nicht nur eine besondere Form des Materiellen und
die Bedeutung der sinnlich-praktischen Tätigkeit der Menschen erkannt, sie hat der
Materie eine tief greifende, universelle Definition gegeben. Eigentlich wurde die
universellste und allgemeinste Bestimmtheit der Materie historisch etwas später
gegeben, als die besondere Form des Materiellen in gesellschaftlicher und
ökonomischer Art der Beziehungen, von denen die geistigen und ideologischen
Beziehungen der Gesellschaft real abhängen, entdeckt wurde. In diesem
Zusammenhang ist die Behauptung von Marx gerechtfertigt, dass bei der Entwicklung
des wissenschaftlichen Denkens die Untersuchung komplizierter Kategorien ihre
Reife wesentlich schneller erreicht, als die Auffassung abstrakter Kategorien, das
bedeutet, dass die Wissenschaft wesentlich früher herrliche Schlösser baut, als sie das
Fundament legt.
In ihrer Entwicklung hat die Philosophie die grandiose Logik von Hegel erreicht,
erfolgreich verschiedene Formen der geistigen und der materiellen Beziehungen
untersucht, doch konnte sie die allgemeine Bestimmtheit der Materie nicht
erschließen und wissenschaftlich begründen.
Wenn man verschiedene Formen des Materialismus, von Thales bis Feuerbach,
analysiert, so identifizieren sie alle den Anfang mit einer konkreten Substanz, Atomen
usw. Die methodologischen Prinzipien von Thales, der den Anfang des Wesens im
Wasser suchte, oder Demokrit, der ihn im Atom vermutete, blieben bis zur Zeit der
französischen Materialisten und Feuerbach erhalten. Der große deutsche Materialist
Feuerbach behauptete in seiner Charakteristik der Natur: „Ich verstehe unter der Natur
die Gesamtheit aller sinnlichen Kräfte, Dinge und Wesen, die der Mensch im
Unterschied zu sich als nicht menschlich bezeichnet. Oder, praktisch gesehen, die
Natur ist alles das, was dem Menschen – ungeachtet seiner übernatürlichen
Suggestion des theistischen Glaubens – unmittelbar, sinnlich, wie der Grund und der
Gegenstand seines Lebens erscheint. Die Natur ist Licht, Elektrizität, Magnetismus,
Luft, Wasser, Feuer, Erde, Tier, Pflanze, Mensch, da er ein Wesen ist, das
unwillkürlich und unbewusst handelt, - unter dem Wort „Natur“ verstehe ich nichts
mehr als dies, nichts mystisches, nichts verschwommenes, nichts theologisches.“
Diesbezüglich unterstrich W.I. Lenin in seinen „Philosophischen Heften“: „Die Natur
schließt somit alles ein, außer dem Übernatürlichen. Feuerbach ist hervorragend, aber
oberflächlich. Engels hat den Unterschied zwischen dem Materialismus und dem
Idealismus tief greifender definiert.“(10)
Die Beschränktheit der Auffassung der Materie, der Natur und des gesamten
vormarxschen Materialismus von Feuerbach kommt besonders krass zum Vorschein
im Vergleich mit der klassischen Definition der Materie im Werk „Materialismus und
Empiriokritizismus“ von W.I. Lenin, in dem gnoseologisch der konkret-allgemeine
Begriff der Materie erschlossen ist. „Die Materie ist eine philosophische Kategorie“,
schrieb Lenin, „zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen
Gefühlen gegeben ist, die von diesen Gefühlen kopiert, fotografiert, abgespiegelt wird
und unabhängig von ihnen existiert.“ (11) Bei aller Ähnlichkeit der Definitionen der
Materie von Lenin und Feuerbach, unterscheiden sich diese Definitionen wesentlich.
Die Definition von Feuerbach ist nach ihrem logischen Inhalt empirisch, die
Definition von Lenin ist theoretisch, dialektisch.
Im gegebenen Fall sind die Unterschiede in den logisch-methodologischen Prinzipien
der Auffassung des Gegenstands deutlich zu erkennen. Wenn Feuerbach sein
Augenmerk auf das abstrakt-allgemeine, auf die quantitative Seite der Natur richtet,
so offenbart Lenin das Konkret-Allgemeine. Nach der Beurteilung von Feuerbach
schließt die Natur das quantitativ-allgemeine „alles“, ein, und in der Definition von
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Lenin schließt der Begriff der Materie die allgemeine Bestimmtheit des gesamten
Natur-Gesellschaftlichen ein.
In der Geschichte der Philosophie hat den Unterschied des Qualitativ-Allgemeinen
vom Allgemeinen schon Rousseau tiefgründig unterschieden. Er unterstrich, dass der
Wille aller noch nicht der allgemeine Wille ist. Hegel hat diese These von Rousseau
hoch geschätzt. Die Definition der Natur als „alles“ (Elektrizität, Magnetismus usw.)
unterscheidet sich in Wirklichkeit wesentlich von der Definition, in der die allgemeine
Bestimmtheit des Materiellen als objektive Realität offenbart wird.
Im ersten Fall handelt es sich um die empirische, quantitative Bestimmung der
Materie, wogegen die Definition von Lenin qualitativ, theoretisch ist und die
allgemeine Bestimmtheit der Natur und der Gesellschaft erfasst.
In der Evolution des Anfangsverständnisses, von Thales bis Feuerbach, wurde sie
immer mit einem bestimmten materiellen Träger verknüpft. Als solchen materiellen
Anfang brachte Thales das Wasser, Anaximenes die Luft, Heraklit das Feuer,
Demokrit die Atome und Feuerbach die Gesamtheit aller existierender Körper vor.
Wenn man die innere Logik der Auffassung des materiellen Anfangs von Thales bis
Feuerbach und dann weiter bis Marx und Lenin eingehend untersucht, so kommt die
Entwicklung vom Einzelnen zum Besonderen und von da zum Allgemeinen klar zum
Vorschein. Wenn in der ionischen Philosophie die Definition des materiellen Anfangs
in Einzelform auftritt, so gibt Feuerbach eine umfassende Form und die marxistische
Philosophie eine allgemeine Form der Definition der Materie.
Hier soll betont werden, dass die Begründung der allgemeinen Bestimmtheit des
Materiellen, des Begriffes der Materie, ein historisches Ergebnis der langfristigen und
schwierigen Entwicklung der Philosophie sowie der Wissenschaft ist. Eigentlich
wurden das Erkennen und die Begründung des konkret-allgemeinen Begriffes der
Materie erst in einer bestimmten historischen Epoche möglich. Dazu haben auch die
bedeutendsten Entdeckungen der einzelnen Wissenschaften beigetragen. Außerdem
konnte man die allgemeine Bestimmtheit der Materie erkennen, weil die Materialität
der gesellschaftlichen Produktionstätigkeit der Menschen begründet war. Einer der
Gründe des Idealismus vor Marx in der Geschichtsauffassung besteht darin, dass man
die gesellschaftlich-historische Entwicklung nicht auf irgendeine Materie
zurückführen konnte. Die Entdeckung der Radioaktivität, der Elektronen, der
Teilbarkeit der Atome haben die prinzipiellen Nachteile des alten Materialismus und
die Haltlosigkeit der substanziellen Auslegung der Materie offenbart. Die Gesamtheit
dieser objektiven Bedingungen hat eine reale Möglichkeit zur Erkennung und
Begründung des allgemeinen Begriffes der Materie geschaffen.
Gegenstand der materialistischen Dialektik sind die allgemeinen Gesetze der Natur,
der Gesellschaft und des menschlichen Denkens, die in ihrem inneren subordinierten
Zusammenhang existieren. Deswegen stellen sie eine ganzheitliche Logik sowie die
Methodologie des Erkennens der objektiven Realität dar. Im dialektischen
Materialismus sind die Materie und die Bewegung unzertrennlich. Nach Meinung von
Engels hat es nie und nirgends eine Materie ohne Bewegung geben können. „Die
Bewegung im Weltraum, die mechanische Bewegung weniger bedeutender Massen
auf einzelnen Himmelskörpern, die Schwingung der Moleküle als Wärme, als
elektrischer oder magnetischer Strom, chemischer Zerfall oder Verbindung,
organisches Leben – das sind die Formen der Bewegung, in denen sich – in einer oder
in einigen gleichzeitig – jedes einzelne Atom der Materie der Welt in jedem
gegebenen Augenblick befindet. Jeder Ruhezustand, jedes Gleichgewicht ist relativ:
Sinn haben sie nur in Bezug auf die eine oder die andere bestimmte Form der
Bewegung.“(12) In ihrer Bewegung sowie in ihren Änderungen hat die Materie
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zahllose Formenbildungen erlitten. Bezüglich der Lehre Kants über den
Anfangsnebel, aus dem die Himmelskörper entstanden sind, hob Engels hervor:
„Dieser Nebel ist einerseits der Ursprung der existierenden Himmelskörper und
andererseits die früheste Form der Materie, zu der man zurzeit zurückreichen kann.
Das schließt keinesfalls aus, sondern im Gegenteil erfordert die Annahme, dass die
Materie vor diesem Ausgangsnebel eine unendliche Reihe anderer Formen erfahren
hatte.“(13)
Die dialektisch-materialistische Auffassung der Materie (Erkennung und Begründung
allgemeiner Bestimmtheiten und Formen der Materie) ist dem Dühring’schen „sich
selbst gleichen“ und unbeweglichen Zustand der Materie entgegengesetzt. Wenn die
konkret-allgemeine Auffassung der Materie ein Spitzenergebnis der Entwicklung der
Philosophie und der Wissenschaft ist, so ist die abstrakte Vorstellung Dührings von
der Materie das Ergebnis eines gewaltigen Denkfehlers. Laut F. Engels ist „der
unbewegliche Zustand der Materie eine der nichtigsten und absurdesten
Vorstellungen, eine wahrhafte Wahnphantasie. Um dazu zu kommen, soll man sich
das relative mechanische Gleichgewicht, in dem sich der eine oder der andere Körper
auf unserer Erde befindet, als absoluten Ruhezustand vorstellen und dann diese
Vorstellung auf das Universum als Ganzes übertragen.“(14)
Im konkret-allgemeinen Begriff der Materie ist die universale, allgemeine
Bestimmtheit der objektiven Wirklichkeit erfasst. Doch kann man trotz ihrer
gesamten Bedeutung von der allgemeinen Bestimmtheit die besonderen Formen, die
Formen des Bewusstseins, die ideologischen Beziehungen nicht direkt ableiten. Das
Bewusstsein, das Denken, das System ideologischer Beziehungen werden nicht direkt
von den allgemeinen Bestimmtheiten der Materie abgeleitet, sie bekommen eine
Erklärung durch das Auffinden einer besonderen Form der Materie – der
gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen, in denen Widersprüche zwischen der
Materie, der Natur und dem Bewusstsein real zulässig sind. Somit wird die objektive
Wirklichkeit durch die Verfolgung vom Abstrakten zum Konkreten erfasst; alles, was
in der Natur, in der Gesellschaft, im menschlichen Denken existiert, wird in der
materialistischen Dialektik durch die Offenbarung und die Begründung der
allgemeinen Bestimmtheit der Materie theoretisch reproduziert. Doch ist das noch
nicht alles. Weiterhin wird solch eine besondere Form der Materie entdeckt, wie das
System der gesellschaftlichen Beziehungen, von denen alle anderen Formen des
Bewusstseins, des Denkens und der ideologischen Beziehungen abhängig sind.
In der materialistischen Dialektik werden die Beziehungen zwischen der Natur, der
Gesellschaft und dem Bewusstsein nicht als etwas Passives, Einseitiges, sondern als
etwas Aktives betrachtet. Deswegen existiert zwischen ihnen nicht die Beziehung des
mechanischen Nachfolgens, sondern der Wechselwirkung. Dabei sind die Natur, die
gesellschaftliche Produktionstätigkeit der Menschen in Bezug auf das Bewusstsein
primär. So wird ein innerlich verbundenes System der objektiven Realität in Form
von allgemeinen Gesetzen und Begriffen, von der Bestimmtheit der Materie bis zu
den geistigen Beziehungen, reproduziert. Im Ergebnis wird die innere Verbindung
der Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens erfasst. Die Fortbewegung
der Erkenntnis von der allgemeinen Bestimmtheit der Materie zur besonderen Form
und von ihr zum Denken ist die theoretische Art und Weise, dank der die allgemeinen
Gesetze dieser drei Gebiete reproduziert werden.
Wenn in der traditionellen Philosophie die inneren Verbindungen der Natur, der
Gesellschaft und des menschlichen Denkens nicht erfasst sind, so ist ihre Einheit in
der materialistischen Philosophie erkannt.
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Die frühere Philosophie, sowohl die materialistische als auch die idealistische,
verwendete in der Untersuchung der Beziehungen zwischen der Natur und dem
Bewusstsein im Grunde genommen die gleiche Methodologie. Die Idealisten führten
die Gesetze der Natur und der Gesellschaft auf die idealen Anfänge und die
Materialisten mit derselben Einseitigkeit das Ideale auf das Materielle zurück.
Selbstverständlich entstanden bei jeder dieser Richtungen unlösbare Schwierigkeiten.
Jede der Seiten wies die andere missachtend zurück, blieb im Prinzip aber selbst auch
anfechtbar. Obwohl es in der Geschichte der Philosophie immer eine Mehrzahl derer
gegeben hat, die erklärten, dass ihre Philosophie „über“ dem Materialismus und dem
Idealismus stehe, hat es deren Überwindung nie gegeben und auch nicht geben
können. Eine passive Widerspiegelung dessen und der Schwäche der positivistischen
Philosophie ist die Anschauung von Karnap, der die Hauptfrage der Philosophie ein
„Pseudoproblem“ nennt. Laut R. Karnap gehören alle philosophischen Fragen, die
von Bedeutung sind, zur Logik und Syntax der Sprache. Was die Frage der
Objektivität der Welt betrifft, so ist sie nicht ein Problem der wissenschaftlichen
Philosophie, sondern stellt in Wirklichkeit ein Pseudoproblem dar, das in der
traditionellen Philosophie entstanden ist. R. Karnap hebt hervor, „Es ist nicht
gerechtfertigt, meine semantische Methode als etwas zu interpretieren, was mit dem
Glauben an die Realität abstrakter Objekte verbunden wäre, weil ich Thesen dieser
Art als metaphysische Pseudoangebote ablehne. (15)
Karnap unterscheidet zwei Arten von Fragen: „innere“ und „äußere“. In die erste
Gruppe reiht er solche Fragen ein wie: „Liegt auf meinem Tisch ein Fetzen weißes
Papier?“ „Hat der König Artur wirklich gelebt?“ usw. Laut R. Karnap „ist die
Auffassung der Realität, die in diesen inneren Fragen vorkommt, eine empirische,
wissenschaftliche, nicht metaphysische Auffassung. Etwas als reales Ding oder
Ereignis anzuerkennen – bedeutet es zu verstehen, dieses Ding in ein System von
Dingen in eine bestimmte räumlich-zeitliche Lage unter andere Dinge einzufügen, die
entsprechend den Regeln des Gerüstes als real anerkannt wurden.“(16) Zu den
„äußeren“ gehört laut Karnap auch die Frage der Realität der Welt der Dinge. Er
unterstreicht, „Im Gegenteil zu der ersten Art der Fragen ist diese Frage nicht von
einem einfachen Menschen und nicht von einem Gelehrten, sondern von Philosophen
angeschnitten wurde.“ Und er fügt noch hinzu: „Diese Frage ist unlösbar, weil sie
falsch gestellt wird.“ (17)
In seiner Kritik derjenigen, die glauben, dass die Anerkennung der Realität der Dinge
an sich für die Auffassung des Wesens der Logik notwendig ist, hebt Karnap hervor:
„Viele Philosophen erörtern Fragen dieser Art als ontologische Fragen, welche
gestellt werden, und auf die eine Antwort vor der Einführung neuer sprachlicher
Formen erhalten werden soll.“ (18) Weiterhin behauptet er: „Wir gehen davon aus,
dass die Einführung neuer Redensarten keiner theoretischen Rechtfertigung bedarf,
weil sie keine Bestätigung der Realität beabsichtigen. Ein Satz, der auf die
Bestätigung der Realität eines Systems von Objekten Anspruch erhebt, ist eine
Pseudobestätigung ohne Erkenntnisinhalt.“ (19)
Derselben Einstellung ist auch M. Schlick, der behauptet, dass Pseudosätze dann
entstehen, wenn die Leute versuchen einen Gegenstand festzustellen, der durch ein
gegebenes Wort bezeichnet wird, außer Abhängigkeit von dem Wort selbst. Für
Schlick ist das ein „sinnloses Problem“. (20)
Laut Neopositivismus sind die Fragen vom Objekt Gegenstand der speziellen
Wissenschaften, das Problem der Sprache, der Wissenschaft gehört zur Logik; und
„Pseudoprobleme“ betreffen den Gegenstand der Philosophie. Die ganze Geschichte
der Philosophie sieht den Neopositivismus als eine Kette von Problemen und Fragen,
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die keinen wissenschaftlichen Sinn haben. Daher stammt die neopositivistische
Konzeption, die darin besteht, dass aus der ganzen Philosophie nur die Untersuchung
„der Logik der Wissenschaft“ und die Theorie der logischen Strukturen und Sätze
Sinn hat. In diesem Zusammenhang ist folgende Behauptung von R. Karnap
charakteristisch, dass an die Stelle des Problemkomplexes, der sich nicht lösen lässt,
der Philosophie genannt wird, die Logik der Wissenschaft tritt (21).
Hier wurde die Schwäche der positivistischen Philosophie aufgedeckt, die die
Materialität der Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, der sozialen Natur des
Denkens nicht wahrnimmt, und somit die Zusammenhänge und Subordination der
Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens nicht begreift.
Die Einseitigkeit der alten Philosophie, des Idealismus, und des alten Materialismus
ist nur auf einer prinzipiellen Grundlage zu überwinden. In diesem Zusammenhang
hat Marx eine welthistorische Heldentat vollbracht, indem er endgültig eine
mechanische Gleichstellung der Natur, des Materiellen mit der Idee und umgekehrt
der Idee, des Denkens mit der Natur abgelehnt hat. Die ganze Geschichte der
Philosophie zeugt davon, dass auf diesem Wege nichts Vernünftiges erreicht werden
kann. Aus diesem Grunde haben Marx und Engels von Anfang an nach der realen
Quelle der Ideen gesucht, wie sie in einer systematischen Form in der Hegelschen
Logik gegeben sind. Es ist wahr, dass den ersten Schlag auf die Hegelsche spekulative
Philosophie der große deutsche Materialist Feuerbach führte. Auch er hat darauf
hingewiesen, dass das Geheimnis der Religion und der hegelschen spekulativen
Konstruktion in der irdischen Grundlage, in der Natur und im Menschen liegt.
Weiter als diese Andeutung ist Feuerbach nicht gegangen. Er versteht den Menschen
als ein abstraktes Naturwesen, gleich für alle Zeiten und Epochen. Aus dem
Feuerbachschen abstrakten Menschen ist es natürlich unmöglich den ganzen
Reichtum der Ideen, der Systeme der ideologischen Beziehungen herauszuziehen und
zu verstehen. Es war notwendig weiter zu gehen, das Problem konkret und dialektisch
zu betrachten.
In der materialistischen Dialektik wird der Mensch konkret als die Gesamtheit der
gesellschaftlichen Beziehungen verstanden. Im sinnlich- praktischen System der
Produktionsbeziehungen und der Form ihrer Entwicklung wurden das Geheimnis
verschiedener Formen und der ideologischen Beziehungen sowie der Charakter ihrer
Entfremdung aufgedeckt. Gerade auf solche Weise wurde rationell die idealistische
Weltauffassung überwunden. Marx und Engels haben die materialistische
Weltanschauung voll entwickelt, sie konsequent bei der Analyse des
gesellschaftlichen Lebens verwendet, auf dessen Grundlage sich verschiedene Formen
der geistigen Beziehungen formieren und existieren. Als dessen Ergebnis wurde die
idealistische Auffassung des Anfangs kritisch überwunden. Ideen, geistige Dinge
müssen nicht als etwas Selbstzwingendes, Substantielles, sondern als eine
Erscheinungsform der bestimmten, spezifischen Form der Materie ausgelegt werden.
Soviel dazu, andererseits haben Marx und Engels den alten metaphysischen
Materialismus und seine Auffassung von Anfang an nicht ruhen lassen.
Wenn die Rede vom alten Materialismus ist, unterstreicht man gewöhnlich seinen
Idealismus bei der Auffassung des gesellschaftlichen Lebens und das Metaphysische
in seiner Methode. Mit dieser Frage ist eng die Begrenztheit, das Verstandesmäßige
seiner Auffassung des Anfangs verbunden. Die Sache ist die, dass der Materialismus
vor Marx nicht den konkreten Begriff der Materie, der allgemeinen Bestimmtheit, der
Natur und der Gesellschaft erarbeiten konnte. Die große Rolle der Klassiker des
Marxismus besteht darin, dass sie den konkret-allgemeinen Begriff der Materie
formulierten, der als der wahre Anfang in der Erkenntnis der objektiven Realität gilt.
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Der konkrete Begriff der Materie hat eine gigantische Bedeutung für die Logik der
wissenschaftlichen Erkenntnis, für die theoretische Reproduktion der Natur, der
Gesellschaft und des menschlichen Denkens. Er ist frei von den Mängeln, die den
Anfängen des alten Materialismus eigen sind. Deshalb wurde in der materialistischen
Dialektik der Boden unter den Füßen verschiedener antiwissenschaftlichen
spiritualistischen Auffassungen weggezogen.
In der philosophischen Literatur der letzten Zeit wurde tiefgründig der Begriff der
Materie erörtert. Diese Frage wurde in den Forschungsarbeiten von F.T. Archipzew,
I.W. Kusnezow, W.S. Bibler, I.S. Narski u. a. speziell theoretisch untersucht. Sehr
ernsthaft wurde diese Frage von den Philosophen Ungarns, der DDR, Polens und
anderer Länder behandelt. Im Buch „Die materielle Einheit der Welt“ bemühen sich
die polnischen Philosophen H. Eilstein und S. Amsterdamski die Materie als ein
„physisches Sein“ vorzustellen, dessen charakteristische Merkmale Struktur,
Dynamik, Existenz in Raum und Zeit und die Unendlichkeit sind. Die ungarischen
Philosophen J. Schipan und T. Feleschi sind der Meinung, dass Lenin nur eine
gnoseologische Definition der Materie gegeben hat, aber die Aufgabe besteht nach
ihrer Meinung in der Formulierung der ontologischen Definition, nach der die Materie
mit dem physischen Universum identifiziert werden konnte (22).
Unseres Erachtens nach sehen diese Kritiker der Leninschen Definition der Materie
die Besonderheiten der marxistischen Auffassung der Aufgabe der Philosophie nicht.
Davon zeugt ihr Streben zu ontologisieren, die Materie als eine gewisse Grundlage
alles Physischen, der Natur vorzustellen.
Was die Vertreter der modernen westlichen Philosophie (Wetter, Falk, Hant u. a.)
anbetrifft, so versuchten sie in ihrer Kritik der leninschen Definition der Materie zu
zeigen, dass sie keine ontologische Definition ist. „Der philosophische Begriff der
Materie von Lenin“, schreibt Ch. Wetter, bestimmt die Materie nicht an und für sich,
sondern in ihrer Beziehung zum erkennenden Subjekt, er teilt nichts davon mit, was
die Materie an und für sich ist (23). Der katholische Philosoph G. Falk verfälscht das
leninsche Verständnis von der Materie, indem er behauptet, Lenin habe mit der
Trennung des naturwissenschaftlichen Begriffe vom philosophischen „alles das für
unmöglich erklärt, was die Naturwissenschaft von der Materie behauptete.“ (24)
Die Kritiker des leninschen Begriffs der Materie vereint das Unverständnis der
Tatsache, dass sich mit der Entstehung der materialistischen Dialektik der Gegenstand
der Philosophie und ihre Vorausbestimmung radikal veränderten. Von nun an ist die
Philosophie nicht mehr die Wissenschaft der Welt im Ganzen und baut kein
ontologisches System der Welt und des Weltalls. Darum sucht sie nicht den absoluten
Anfang der Welt im naturwissenschaftlichen Sinne. Der konkret-allgemeine Begriff
der Materie ist keinesfalls der ontologische Anfang der Welt. In diesem Sinne hat die
ganze alte Philosophie ein Ende.
In der materialistischen Dialektik wird prinzipiell anerkannt, dass es keine
philosophische Lehre über die Welt im Ganzen neben der konkret-wissenschaftlichen
existieren kann. Real existiert nur das konkret-wissenschaftliche Bild der objektiven
Welt. Spezielle Wissenschaften in ihren Zusammenhängen und ihrer Entwicklung
widerspiegeln immer komplexer die uns umgebende objektive Welt, und es besteht
keine Notwendigkeit in der Schaffung eines besonderen philosophischen Weltbildes.
In der alten Zeit schufen die Philosophen eine philosophische Lehre von der Welt im
Ganzen, suchten ständig und unermüdlich nach dem absoluten Anfang, auf welchem
sie ihre schwergewichtigen Weltsysteme aufbauen mussten. Das alles konnte solange
geduldet werden, wie die konkret-wissenschaftlichen Kenntnisse (Physik,
Kosmologie, Astronomie, Biologie, Politökonomie usw.) nicht entwickelt waren.
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Die Haltlosigkeit solcher Aufgabenstellung zeigte schon I. Kant. Der Versuch, eine
ontologische Definition der Materie zu geben, hätte die Wiederherstellung der alten
Metaphysik mit ihrem Anspruch auf eine Weltlehre im Ganzen bedeutet. Der
konkrete Begriff der Materie ist eine philosophische Verallgemeinerung der ganzen
Entwicklung der menschlichen Erkenntnis und Praxis. Er hat äußerst allgemeinen
Charakter und verbindet sich mit keiner konkreten Materieform. Hier ist eine
Loslösung des philosophischen, gnoseologischen Materiebegriffs von den
naturwissenschaftlichen Angaben, wie das H. Falk behauptet, nicht am Platze,
sondern kommt eine tiefere Verbindung zum Vorschein, denn dieser Begriff, der als
eine Verallgemeinerung der ganzen Erkenntnisgeschichte auftritt, gibt eine absolute
Perspektive für die Entwicklung der Naturwissenschaften. Der grundlegende
leninsche Leitsatz von der Unerschöpflichkeit der Materie ist eine notwendige Folge
des konkret-allgemeinen Materiebegriffs.
In der materialistischen Dialektik sind nicht nur allgemeinste Gesetzmäßigkeiten der
Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens, sondern auch ihre innere
Verbindung, die Logik erfasst. Jeder von diesen Bereichen wiederum besteht aus
einer
Vielheit
von
Systemen,
die
Forschungsobjekte
verschiedener
Spezialwissenschaften sind. Dabei steigt jede Wissenschaft in ihrer Entwicklung von
der empirischen Stufe auf die theoretische auf.
In ihrer Entwicklung ordnet sich die Philosophie denselben dialektisch-logischen
Gesetzen unter, wie auch andere theoretische Wissenschaftsbereiche. Infolgedessen
haben allgemeintheoretische Errungenschaften der Philosophie eine große Bedeutung
für alle Spezialwissenschaften und ihre Ergebnisse für die Philosophie. Freilich
unterscheiden sich die Wechselbeziehungen der Philosophie mit den
Spezialwissenschaften von den Wechselbeziehungen einer Spezialwissenschaft mit
der anderen. Wenn die Philosophie allgemeine Gesetze der Natur, der Gesellschaft
und des menschlichen Denkens erforscht, ihre Logik aufdeckt und eine
methodologische Bedeutung hat, so untersuchen die Spezialwissenschaften
strukturelle Wechselbeziehungen und die realen Prozesse der objektiven Welt. Das
bestimmt grundsätzlich den Platz der Philosophie unter den anderen Wissenschaften.
Während die Philosophie allgemeine Materiebestimmtheiten feststellt, eine
Weltanschauung ist, Logik und Erkenntnistheorie, so untersuchen die
Spezialwissenschaften die Natur, die Gesellschaft, decken ihre spezifische Gesetze
auf. Eine vollständige und konkrete Erkenntnis der materiellen Welt und des
Menschen darin ist die Sache aller Wissenschaften in ihrer historischen Entwicklung.
Alle Wissenschaften, angefangen von der Mechanik, Astronomie, Physik bis hin zur
Psychologie und Ästhetik, schaffen ein ganzheitliches historisches Wirklichkeitsbild,
und dieser Prozess ist ebenso unendlich, wie die Welt unendlich ist.
Wenn man die Erkenntnisgeschichte betrachtet, so war am Anfange nur eine
Wissenschaft (Philosophie) und von ihr zweigten sich andere Wissenschaften ab. Ihr
Differenzierungsprozess setzt sich fort, aber ebenso gibt es auch die Tendenz zur
Integration. Viele Wissenszweige entstehen in den Grenzbereichen der
Wissenschaften. Darum wird die Frage der Wechselbeziehungen der Philosophie und
der Spezialwissenschaften immer wieder neu gestellt.
Vor allem entsteht folgende Frage, ob die Verstärkung des Integrationsprozesses der
Spezialwissenschaften nicht dazu führt, dass sie selbst alle Zusammenhänge und
Beziehungen verschiedener Materieformen feststellen können und die Philosophie als
besondere Wissenschaft überflüssig machen ?
Nach unserer Meinung ist eine solches Vereinnahmen der Philosophie durch die
Spezialwissenschaften nicht möglich. Die Sache ist die, dass in der dialektischen
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Logik „Alles“ und „das Allgemeine“ sich prinzipiell unterscheiden. Alle
Wissenschaften in ihren Wechselbeziehungen können zur Vorstellung von der
Materialität der Natur und Gesellschaft kommen, aber sie sind nicht im Stande,
selbständig den konkret-allgemeinen Materiebegriff zu entwickeln, was zur Aufgabe
der philosophischen Wissenschaft gehört. Sie bildet den konkret-allgemeinen
Materiebegriff auf der Grundlage der Verallgemeinerung der ganzen
Erkenntnisgeschichte und Praxis heraus. Außerdem hat sich im Laufe der langen
Entwicklung der Philosophie und der konkreten Wissenschaften deutlich der eigene
Fachbereich der modernen Philosophie herausgebildet, der durch allgemeine
Entwicklungsgesetze der Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens
vertreten ist.
1. Lenin, W.I. Sämtliche Werke, Bd.29, S.142-143
2. Marx, K., Engels, F. Sammelwerke, Bd.20, S.35
3. Ebenda, S.35-36
4. Swiderkij, W.I., Karmin A.S. Das Endliche und Unendliche, M., 1996, S.240
5. Ebenda, S.219
6. Ebenda, S.235
7. Lenin, W.I. Sämtliche Werke, Bd.1. S.438
8. Swiderskij, W.I., Karmin, A.S., Das Endliche und Unendliche, S.214
9. Marx K., Engels F. Sammelwerke, Bd.13, S.6
10. Lenin, W.I. Sämtliche Werke, Bd.29, S.47
11. Ebenda, Bd.18, S.131
12. Marx, K., Engels, F. Sammelwerke, Bd.20, S.59
13. Ebenda, S.58
14. Ebenda, S.60
15. Karnap, R. Die Bedeutung und die Notwendigkeit, M., 1959, S.315
16. Ebenda, S.301
17. Ebenda
18. Ebenda, S.310
19. Ebenda
20. Schlick, M.Erw.Werk, S.179
21. Karnap, R. Logische Syntax der Sprache, Wien, 1934, S.205
22. Narskij, N.S. Von der philosophischen Bedeutung der leninschen Definition
der Materie. In: Philosophische Wissenschaften, 1964, Nr.6, S.37
23. Wetter, G.R. Der dialektische Materialismus, Freiburg, 1960,
S.340
24. Falk, H. Die Weltanschauung des Bolschewismus, S.51
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