Pressemitteilung 25. Juni 2015 UNTERNEHMERTUM IM INTERNATIONALEN VERGLEICH: TIEFE ANGST VOR DEM SCHEITERN, AUSGEPRÄGTES FRAUEN-UNTERNEHMERTUM UND RÖSTIGRABEN Veröffentlichung des Global Entrepreneurship Monitor 2014 (GEM) Der GEM Report on Switzerland 2014 analysiert die unternehmerischen Einstellungen und Aktivitäten der erwerbstätigen Bevölkerung des vergangenen Jahres. Namhafte Experten verschiedener Gebiete schätzen zudem die Rahmenbedingungen für Unternehmertum in der Schweiz ein. Die Resultate der Studie zeigen einen mangelnden Willen bei der Umsetzung von unternehmerischen Aktivitäten, dies trotz hervorragenden Rahmenbedingungen und einer tiefen Angst vor dem Scheitern. Gerade bei der jüngeren Bevölkerung (18-24 Jahre) ist dieser Trend besonders ausgeprägt. Derweil gibt es deutliche Unterschiede je nach Sprachregion. Die Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, dem SUPSI, der ZHAW School of Management and Law und der Credit Suisse haben diese Studie 2014 für den Global Entrepreneurship Monitor realisiert. Mehr als 2000 Experteninterviews waren von Nöten um die profunde Analyse über das Unternehmertum in der Schweiz auszuwerten. Keine Angst vor dem Scheitern Die Schweiz zählt zu den Ländern mit den besten Rahmenbedingungen für unternehmerische Aktivitäten. Überragend sind die Einschätzungen der Experten insbesondere in den Bereichen Finanzen, wirtschaftliche Infrastruktur, tertiäre Ausbildung, Wissens und Technologietransfer sowie in der Stabilität der inländischen Marktdynamik. Einzig in Singapur werden viele Bereiche von den Experten ähnlich gut oder besser eingeschätzt als in der Schweiz. Zudem weist die Schweiz im Vergleich zu anderem innovationsbasierten einen Land ausserordentlich tiefe Angst vor dem Scheitern auf. Nur gerade 29% der erwerbstätigen Bevölkerung würde die Angst vor dem Scheitern davon abhalten, eine eigene Firma zu gründen. Mit diesem Wert liegt die Schweiz nun sogar vor den USA. Trotzdem liegt die Gründungsaktivität (gemessen an der erwerbstätigen Bevölkerung) von 7.1% unter dem Durchschnitt der innovationsbasierten Länder und ist im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht rückgängig. Insbesondere bei der jüngsten Bevölkerungsgruppe, der 18-24-jährigen, ist dieser Wert im internationalen Vergleich besonders tief. Ob diese Altersgruppe nicht unbedingt bereit ist, die Komfortzone einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit zu verlassen oder es ein Indiz für mangelndes unternehmerisches Selbstvertrauen ist, sei dahingestellt. Es stellt sich jedoch auch die Frage, ob in der Schweiz zu spät mit unternehmerischen Anreizen und Ausbildungen gestartet wird und schon während der obligatorischen Schulzeit fundiert Unternehmergeist und innovatives Verhalten vermittelt werden sollte. Der Röstigraben auch im Unternehmertum verankert Der GEM Report verweist diesmal auch auf starke regionale Unterschiede innerhalb der Schweizer Sprachkulturen. Die erkannten Geschäftsmöglichkeiten und die Selbsteinschätzung der erwerbstätigen Bevölkerung über die Fähigkeit eine eigene Firma zu gründen, sind in der deutschsprachigen Schweiz deutlich höher als in der Westschweiz und der italienischsprachigen Schweiz. Auch die tiefe Angst vor dem Scheitern lässt sich hauptsächlich auf die tiefen Deutschschweizer Werte zurückführen. Dennoch bezeichnen die französischsprachigen Schweizer eine unternehmerische Karriere signifikant attraktiver und weisen deutlich höhere unternehmerische Absichten auf. Auch ist der Status eines erfolgreichen Unternehmers in der Westschweiz und im Tessin ausgeprägt positiv und auf einem Wert deutlich über dem der deutschsprachigen Schweiz. Es bleibt jedoch in allen Landesteilen eine typische Schwäche in Bezug auf den Transfer dieser Eigenschaften in eine tatsächliche Unternehmensgründung vorhanden. Kontakt : Rico Baldegger, Direktor der HSW-FR, T. +41 79 719 19 20, E-mail : [email protected]