Kirchengeschichte der Antike und des Mittelalters

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Kirchengeschichte der Antike und des Mittelalters
Modul 2: Quellen und Entwicklungen – Das Christentum in seiner Geschichte
Universität Duisburg-Essen, Vorlesung Sommer-Semester 2006, Prof. Dr. E. Stöve
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006). Name (mit Studiengang):
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A Multiple Choice (max. 3 Punkte je Frage)
1. Was leistet die Allegorese in der Schriftauslegung? (3 Antworten sind richtig)
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sie deckt den geistlichen Sinngehalt eines Textes auf
sie drückt komplizierte Sachverhalte einfach aus
sie löst die Anthropomorphismen bei Aussagen über Gott auf
sie ist die höchste Stufe des mehrfachen Schriftsinnes und wird auch als anagogischer
Schriftsinn bezeichnet
sie entlockt unglaubwürdigen oder unverständlichen Stellen eine verborgene Weisheit
2. Was versteht man unter Antijudaismus? (2 Antworten sind richtig)
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der Begriff ist synonym mit Antisemitismus
die feindliche Haltung arabischer Staaten gegen Israel
die Feindschaft des Nordreiches Israel gegen das Südreich Juda
im Gegensatz zum rassistischen Antisemitismus die religiös begründete Judenfeindschaft
die traditionelle, religiöse Form der Judenfeindschaft, insbesondere im Christentum
3. Welche Aussagen über die devotio moderna sind zutreffend? (2 Antworten sind richtig)
 in den Augen der Römer pflegten die Christen eine devotio moderna
x devotio moderna heißt moderne Frömmigkeit und bezeichnet eine niederländische
Reformbewegung im Späten Mittelalter
x Thomas von Kempen ist der bekannteste Vertreter der devotio moderna
 sie bezeichnet die kirchenkritische Frömmigkeit der Hussiten
 sie ist ein Sammelbegriff für die Frömmigkeit der Bettelorden
4. Was ist eine Bulle ? Welche 2 Antworten sind uneingeschränkt richtig?
x eine Urkunde mit einem in einer Kapsel eingeschlossenen Siegel
 ein päpstliches Schreiben, wenn es gegen den Kaiser gerichtet ist
x eine feierliche Urkunde, die von hohen Würdenträgern (Kaiser, Könige, Päpste) ausgefertigt
und nach den ersten Worten der Einleitungsfloskel benannt (z.B. „Unam sanctam“)
 ein feierliches Schreiben, das der Papst zur Einberufung eines Konzils benutzt
 ein Dokument, das mit einem goldenen Siegel beglaubigt wird
5. Was sind „Evangelische Räte“? (2 Antworten sind richtig)
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Verlautbarungen evangelischer Kirchen im Gegensatz zu katholischen Bullen
die protestantischen Bekenntnisschriften
Weisungen der Evangelien wie z.B. die ethischen Forderungen der Bergpredigt
Empfehlungen für diejenigen, die nach Vollkommenheit streben im Gegensatz zu der
allgemein verbindlichen Geltung der Zehn Gebote
 die Vorläufer der Protestanten in der spätmittelalterlichen Frömmigkeit
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 1
A Multiple Choice, Forts.
6. Was bezeichnet der Begriff Makarismen? (2 Antworten sind richtig)
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Aussprüche von Erzbischofs Makarios III.
die Antithesen der Bergpredigt
die Verheißung der Seligkeit für Leidende, Verfolgte, Sanftmütige, Verachtete
eine Sammlung von Aussprüchen der Säulenheiligen
die Seligpreisungen der Bergpredigt in Matthäus 5
7. Was bezeichnet der Begriff Hellenisierung? (3 Antworten sind richtig)
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die Formulierung der christlichen Dogmen mit Hilfe der griechischen Philosophie
die Anpassung der christlichen Botschaft an den spätantiken Zeitgeist
das Eindringen des Neuplatonismus ins Christentum
die Vorrangstellung von Byzanz in der Alten Kirche
das Zurückdrängen der lateinischen Sprache in der Spätantike
8. Was ist Simonie? (1 Antwort ist richtig)
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die übertriebene Verehrung des Simon Petrus durch die römische Kirche
die Wahl eines Papstes aufgrund von Bestechung
ein anderer Begriff für Ablasshandel
der Kauf kirchlicher Ämter, benannt nach Simon Magus in Apg. 8,18-25
die Verehrung des Säulenheiligen Simeon Stylites
9. Was ist mit dem Begriff „Konstantinische Wende“ gemeint? (3 Antworten sind richtig)
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das Ende der Christenverfolgung und der Beginn staatlicher Förderung der Christen
Beginn einer nachhaltigen gesellschaftlichen Etablierung des Christentums
die Hinwendung Kaiser Konstantins zum Christentum
der Rückfall eines römischen Kaisers ins Heidentum (Julian Apostata)
der Rückzug Kaiser Konstantin nach Konstantinopel (330)
10. Was heißt „Laieninvestitur“? (2 Antworten sind richtig)
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die Übertragung eines geistlichen Amtes durch einen Nicht-Kleriker (Kaiser, Fürst)
die Einsetzung eines Laien in ein geistliches Amt
die Einsetzung eines Laien in ein weltliches Amt
die Einsetzung eines Bischofs durch den Kaiser
der Eintritt eines Laien in ein Kloster
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 2
B. Antwort in Stichworten (max. 4 Punkte je Frage)
11. Jenseitsvorsorge: Was besagt der Begriff? Nennen Sie Beispiele solcher Stiftungen?
erwartete Antwort:
eine geistliche Stiftung zugunsten des jenseitigen Lebens / Stiftungen von Klöstern, Kirchen,
Hospizen, Altäre, an denen Messe gelesen wird
12. Hostienfrevel: Wem wird er unterstellt, was besagt der Frevel, welche dogmatische
Vorstellung ist vorausgesetzt?
erwartete Antwort:
den Juden im Mittelalter / Misshandlung der geweihten Hostie / die Transsubstantiation bzw.
Wesensverwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi
13. Was sind Kardinaltugenden, welche sind es, wo leiten sie sich her, was sind ihre
theologischen Parallelen?
erwartete Antwort:
Grundtugenden, auf die alle Tugenden zurückgeführt werden können / Klugheit, Gerechtigkeit,
Tapferkeit, Mäßigung (prudentia, iustitia, fortitudo, temperantia) / Glaube, Hoffnung, Liebe
(fides, spes, charitas)
14. Wofür steht der Buchtitel: De civitate Dei (Über den Gottesstaat)? (Verfasser, Programm,
Epoche)
erwartete Antwort:
Augustin, Geschichte ist der Kampf zweier Staaten, der Civitas Dei und der Civitas terrena (oder
Civitas diaboli), frühes 5. Jh. nach dem Fall von Rom unter Alerich
15. Was besagt der Begriff „Gnade“ in der christlichen Theologie? Welcher Theologe des Neuen
Testaments hat den Begriff besonders profiliert, bei welchen späteren Theologen spielt der
Begriff eine große Rolle?
erwartete Antwort:
die göttliche Verleihung der Gerechtigkeit an den Gläubigen / Paulus / Augustin / Luther /
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 3
C. Beantworten Sie die Fragen zu den folgenden Zitaten (in Stichworten)!
Wenn Sie genaue Namen und Daten nicht wissen, versuchen Sie, Kontext und Zusammenhang zu
erschließen (max. 5 Punkte pro Zitat).
oft sind mehrere Antworten möglich, sie sind durch Kommata abgetrennt
1. Zitat
„Eine heilige katholische apostolische Kirche (Unam sactam catholicam et apostolicam
ecclesiam) müssen wir im Gehorsam des Glaubens annehmen und festhalten. Und wir glauben
diese fest und bekennen sie schlicht, und außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der
Sünden ... Von dieser einen und einzigen Kirche also gibt es nur einen Leib und ein Haupt,
Christus nämlich und Christi Stellvertreter, Petrus und Petri Nachfolger; sagt doch der Herr zu
Petrus selbst: «Weide meine Schafe». ...
Dass aber die geistliche Macht an Würde und Adel jede weltliche überragt, müssen wir um so
freier bekennen, als überhaupt das Geistliche mehr wert ist das das Weltliche. Das ersehen wir
auch deutlich aus dem Regiment in der Welt. Denn in Wahrheit: Die geistliche Macht hat die
weltliche einzusetzen und ist Richterin über sie, wenn sie nicht gut ist.“
1.
Welche Stellung hat der Autor? – Papst
2.
Um welche Textsorte handelt es sich? – Bulle
3.
In welcher Zeit ist der Text entstanden? – 1302
4.
Gegen wen richtet sich der Text? – Autonomie der weltlichen Gewalt (König, Kaiser)
5.
Wo wird diese Auffassung noch lange vertreten? – Kurie in Rom
2. Zitat
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: «Du sollst deinen Nächsten lieben» und deinen Feind
hassen. - Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit
ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und
Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben,
was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu
euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“
1. Wem wird diese Aussage zugeschrieben? - Jesus
2. Textsorte? - Rede
3. Woher stammt das Zitat im Text? – AT, 3. Mose 19,18
4. Welchem Komplex gehört der Text an? - Bergpredigt
5. Wie wird die Gegenüberstellung: „Ihr habt gehört, dass...“ - „Ich aber sage euch ...“
genannt? - Antithesen
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 4
3. Zitat
„(1) Jedermann sei den vorgesetzten Obrigkeiten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit außer
von Gott, die bestehenden aber sind von Gott eingesetzt. (2) Somit widersteht der, welcher
sich der Obrigkeit widersetzt, der Anordnung Gottes; die aber widerstehen werden für sich
ein Urteil empfangen. (3) Denn die Regierenden sind ein Gegenstand der Furcht nicht für den
der Gutes tut, sondern für den Bösen.
Willst Du Dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten? Dann tue das Gute, und Du wirst Lohn
von ihr haben; (4) denn Gottes Dienerin ist sie für Dich zum Guten.
Wenn Du aber das Böse tust, so fürchte Dich, denn nicht umsonst trägt sie das Schwert; denn
Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht für den, der das Böse verübt.“
1. Welche religiöse Gruppierung wird kritisiert? - Zeloten
2. Wann ist der Text entstanden? – Mitte erstes Jh. n. Chr.
3. Textsorte? – Brief, Mahnrede
4. Autor? – Paulus, Römer 13
5. In welcher politischen Situation kann diese Anweisung fatal sein? – Unter Diktaturen
4. Zitat
„«Das Reich Gottes ist inwendig in euch» [Lk 17,21], sagt der Herr. Bekehre dich also
gänzlich zu Gott, verlasse diese elende Welt, und deine Seele wird gänzlich Ruhe finden.
Lerne das Äußerliche verschmähen und dem Innerlichen dich hingeben: so wirst du das Reich
Gottes in dich kommen sehen. ... Christus wird zu dir kommen und dir seine Tröstung weisen,
wenn du ihm innerlich eine würdige Wohnung bereitet hast. «All sein Ruhm und Schmuck ist
innen» [Ps 44,14], und dort gefällt es ihm ...“
1.) Nennen Sie weitere Begriffe für den hier beschworenen Gegensatz: innerlich / äußerlich? Seele/Leib, Geist/Materie, Geist/Fleisch etc.
2.) Welcher Richtung ist die hier sich ausdrückende Frömmigkeit zuzurechnen? – devotio moderna
3.) Welcher Epoche? - Spätmittelalter
4.) Wer käme als Verfasser in Frage? – Thomas von Kempen
5.) Welche Ideale monastischer Frömmigkeit kommen hier gar nicht zum Tragen? - Armut,
Keuchheit, Gehorsam
5. Zitat
„In eine Kirche kann jemand gehen, ohne es zu wollen [d.h. gezwungenermaßen], zum Altar
treten, ohne es zu wollen, das Sakrament empfangen, ohne es zu wollen: Glauben kann
jemand nur, wenn er will (credere non potest nisi volens)“
1. Um welche Textsorte handelt es sich? – Traktat, Abhandlung, Kommentar
2. In welcher Epoche ist er entstanden? – Antike, Alte Kirche
3. Welcher bekannte Kirchenvater könnte den Text verfasst haben? – Aurelius Augustinus
4. Welche Haltung in Glaubensdingen legitimiert der Text? - Toleranz
5. Welche Mittel in Glaubensdingen schließt der Text aus? - Glaubenszwang
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 5
D Bildkommentare und Bildanalyse in Stichworten (bitte Pfeile benutzen),
Bild 1 (max. 5 Punkte)
- Deuten Sie die Doppelfigur rechts oben: sechs Flügel, Kreuz! – Seraphim und Kruzifix
- Was verbinden die weißen Linien (Strahlen)? – die Wundmale Christi mit den Stigmata
- Wer ist die Figur links unten? – Franz von Assisi
- Was wird in der Szene dargestellt? – Franz erhält die Stigmata
- Welcher Epoche ordnen Sie das Bild zu? – Armutsbewegung, Bettelorden, 13. Jh.
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 6
Bildkommentare und Bildanalyse, Bild 2 (max. 5 Punkte)
1. Wie heißt der Engel im Mittelpunkt des Bildes? - Gabriel
2. Geben Sie der Szene einen Namen? – Verkündigung Mariens, Englischer Gruß
3. Was symbolisiert der Strahl von links oben kommend? – das Eindringen des göttlichen Logos
in Maria
4. Was ist auf der linken Bildseite dargestellt? – die Vertreibung aus dem Paradies
5. Welche Personen sind in diesem linken Bildteil dargestellt? – Adam, Eva, Cherub
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 7
Bildkommentare und Bildanalyse, Bild 3 (max. 5 Punkte)
Francesco Pier Sacchi, 1516, Öl auf Leinwand, 196 x 167, Paris Louvre
1. Figuren im Vordergrund – zwei Bischöfe (Ambrosius, Augustin)
2. Figuren im Hintergrund – links Papst (Gregor d. Gr.), rechts Kardinal (Hieronymus)
3. beigestellte (symbolische Figuren) – Symbole der Evangelisten
4. Was bedeutet die Taube im Medaillon? –die Inspiriertheit der Kirchenlehrer
5. Was stellen diese Figuren dar? - doctores ecclesiae, die Kirchenlehrer
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 8
Bildkommentare und Bildanalyse, Bild 4 (max. 5 Punkte)
kleine Elfenbeintafel des 10. Jh., Musée Cluny, Paris
- Wer ist die Figur im Zentrum? - Christus
- Wer ist links dargestellt (vgl. Inschrift!)? – Otto der Grosse
- Wer ist rechts dargestellt (vgl. Inschrift!)? – Theophanu (byzantinische Kaisertochter
- Was ist die Botschaft des Bildes? – die Kaiserwürde (imperium) ist unmittelbar von Gott
- Was soll mit der Darstellung abgewehrt werden? – Machtanspruch des Papstes
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 9
Bildkommentare und Bildanalyse, Bild 5 (max. 5 Punkte)
Elfenbeintafel, Metz, 9. Jh. (Victoria und Albert Museum, London)
- Was ist in der zentralen Zone der Elfenbeintafel abgebildet? – Kirche und Synagoge unter dem
Gekreuzigten
- Was ist in der darunter liegenden Zone abgebildet? – Gräber tun sich auf, Hauptmann Longinus
mit erhobener Lanze, Kriegsknecht Stephaton mit Schilfrohr und Essigschwamm
- Was ist über dem Kreuz abgebildet? - Sonne, Mond, Engel
- Was ist in der untersten Zone abgebildet? - Oceanus, Gäa (die Erde)
- Geben Sie der Darstellung einen Namen? – Kirche und Synagoge
Abschlusstest 1 (13. Juli 2006) Kirchengeschichte SoSe 2006, Modul 2: Quellen und Entwicklungen - Seite 10
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