Word-Dokument - St. Josef.at

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Josef Spindelböck
1. Fastensonntag A (17.02.2002)
L1: Gen 2,7–9; 3,1–7; L2: Röm 5,12–19; Ev: Mt 4,1–11
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Jesus Christus, unser Herr, ist in allem uns gleich geworden, außer der Sünde. Er ist der Sohn
Gottes von Ewigkeit, und doch nahm er in der Zeit eine sterbliche und leidensfähige
Menschennatur an. Dies tat er, um uns von der Sünde und der Knechtschaft des Bösen zu
erlösen. Er wurde nach den Worten des Hebräerbriefs (4,15) „in allem wie wir in Versuchung
geführt worden“, hat „aber nicht gesündigt“.
Dies wird uns anhand des heutigen Evangeliums besonders deutlich vor Augen geführt. Der
Teufel zeigt Jesus die Verlockungen dieser Welt und möchte ihn zum Abfall von seiner
göttlichen Sendung bewegen. Jesus Christus begegnet dem Versucher mit Entschiedenheit
und zeigt uns so, wie auch wir das Böse überwinden sollen, wenn es an uns herantritt.
Da ist zuerst die Versuchung zum irdischen Wohlleben in Saus und Braus: „Befiehl, daß aus
diesen Steinen Brot wird.“ Es wäre für den Sohn Gottes kein Problem gewesen, diesen Wunsch
zu erfüllen. Doch er sagt uns allen, daß der Mensch nicht nur vom Brot lebt, sondern von jedem
Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Geistige und ewige Werte zählen also, nicht das
Vergängliche und Irdische. Gerade in der Fastenzeit können wir ausbrechen aus der Mentalität
des Konsums und des hemmungslosen Genusses, um so frei zu werden für Gottes Wort und
Weisung und auch für die zwischenmenschliche Begegnung in Liebe und Freundschaft.
In der zweiten Versuchung möchte der Teufel Jesus dazu bringen, sich vom Tempel zu stürzen
– gleichsam um Gott herauszufordern. Wieder ist die Antwort des Herrn klar: Gott darf man
nicht auf die Probe stellen! Versucht nicht der moderne Mensch allenthalben, Gottes Macht an
sich zu reißen? Denken wir nur an die Versuche, sogar einen Menschen zu klonen und an die
vielen Eingriffe in die belebte und unbelebte Natur, über die der Mensch zwar als Krone der
Schöpfung herrschen soll, aber nicht in ausbeuterischer Absicht und in Willkür, sondern in
Gottes Stellvertretung, dem wir immer verantwortlich bleiben. Nur wenn wir auf die Gesetze
Gottes achten, die der Natur und dem Menschen eingeschrieben sind – auch im sexuellen
Bereich –, dann kann das Leben hier auf Erden gelingen und werden wir das Reich Gottes erben
dürfen.
Die dritte Versuchung schließlich ist fast unwiderstehlich, so scheint es uns. Alle Reiche dieser
Erde, alle Macht der Welt wird Jesus vom Teufel vor Augen gestellt. Der Preis: Er soll
niederfallen und anbeten – nicht Gott, sondern den Versucher höchstpersönlich! Abfall vom
lebendigen Gott und dafür Anbetung des Geschöpfes, ja des gefallenen Engels, des „Vaters der
Lüge“ und des „Menschenmörders von Anbeginn“. Ein unerhörtes Ansinnen, dem Jesus
entschieden begegnet: Allein Gott sollst du anbeten. Ihm gebührt alle Ehre!
Wenn der Mensch seinem Tun und Lassen keine Grenzen mehr zu setzen weiß, wenn er alles an
sich reißt, dann verweigert er Gott die Ehre und macht sich selbst zum Götzen. Er möchte nicht
mehr dienen („non serviam“ ist das Motto des gefallenen Engels) und bereitet sich so seinen
eigenen Untergang. Denn nur kurz ist alle irdische Pracht und Herrlichkeit, wenn sie ohne Gott
Bestand haben soll. Da zeigt uns die Fastenzeit, daß wir eine Alternative haben. Diese heißt
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Selbstbescheidung, Verzicht auf Unnötiges und Hinderliches, um frei zu sein für das
Wesentliche. Wer Schätze sammelt im Himmel, der wird reich sein im Herzen, der braucht nicht
nach irdischer Macht und Anerkennung zu verlangen.
Blicken wir noch auf Maria, die Mutter Jesu. Wie der Sohn, so hat auch sie allezeit dem Bösen
widerstanden. Sie ist ganz rein und heilig, unbefleckt und Gott geweiht. Wenn wir uns ihr
anvertrauen, dann werden wir das Böse besiegen. Gott vergibt uns die Schuld, die wir von
Herzen bereuen, und er schenkt uns immer wieder einen neuen Anfang im Sakrament der
Buße! Mit Gott werden wir Großes vollbringen, denn er stürzt die Mächtigen vom Thron und
erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer
ausgehn. Wer ein offenes Herz hat für Gottes Liebe, der wird sein Erbarmen in Fülle erfahren.
Amen
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