Predigt zu Titus 2, 11-14 für die Christvesper 2015 in Lützschena - Helge Voigt Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Amen. Lasst uns in der Stille darum beten, dass wir Gottes Willen verstehen. Stille Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und ein Wort für unser Herz. Amen. Liebe Gemeinde, ja, das ist Weihnachten! Die Posaunen, unsere Lindenthaler Kirche, das wunderschöne Krippenspiel, das wir gesehen haben, der Gesang... Ich bin froh, dass Sie und Ihr heute wieder in die Christvesper gekommen sind. Denn so sind wir alle ein Teil der Botschaft, die Kern des Festes ist. Man kann es nicht oft genug sagen, dass Weihnachten etwas mit wohltuender Freude zu tun hat. Karl Valentin, der berühmte Komiker, hat es einmal so auf den Punkt gebracht: „Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger!“ Und jetzt haben wir Zeit hier in der Christvesper. Schon das ist ein Geschenk. Ein Engel nimmt uns mit in die Weihnachtsgeschichte. Und er zeigt, dass es damals nicht darum ging einige besinnliche Tage zu verbringen. Nein, liebe Gemeinde, die Freude des Festes nimmt ihren Anfang in schwierigen Verhältnissen. Und deshalb kann die Weihnachtsbotschaft auch in bedrückende Lebensumstände hinein wirken. Und die komplizierten Verhältnisse kennen wir zur Genüge. Auch ich selbst. Manchmal bricht es hervor. Als ich vor einigen Tagen ein Mann mit Gehhilfe auf der Straße grüßte, da sagte mir dieser: „Sie lachen immer und mir geht es schlecht.“ Ich konnte nicht anders und sagte zu ihm wie aus dem Bauch heraus: „Und ich habe Krebs. Ich hatte zwei Tumore.“ Wir hatten dann ein kurzes und gutes Gespräch. Die Verhältnisse sind kompliziert. Und es holt fast jeden ein, dass etwas nicht so läuft, wie erträumt. Heute und damals auch. Da ist Maria. Ein Mädchen. Eine Jugendliche. Sie war wohl kaum älter als 14 Jahre. Sie war einem Mann versprochen worden, dem Josef. Das war damals so. Maria wurde schwanger. Was nun? Der Engel, der Maria erschienen war, sagt, dass alles mit Gottes Willen zu tun hat. Die Pläne Gottes sind heftig für Maria. Es wird Probleme geben. Dass eine Jungfrau ein Kind bekam klingt wie ein Betrug. Es ist Aufsehen erregend. Dass wir Christen aber daran festhalten, ist vernünftig. Es kommt darauf an, was es bedeutet. Denn diese Botschaft steht ganz bewusst entgegen unserer Erfahrung und Vernunft. Und die besagt, dass der regiert, der sich durchsetzt und der Truppen schicken kann; dass der bestimmt, der Geld hat und es schlau einzusetzen weiß. Gott macht einen zärtlichen Neuanfang ohne menschliches Potenzgehabe. Wer Macht hat, ist egal. Das Prinzip der Stärke wird zärtlich aufgelöst. Es gilt die Kraft des Zerbrechlichen. Die der Zuwendung bedürfen kommen zu ihrem Recht. Dass eine junge Frau ein Kind bekommt wird für uns zur alles entscheidenden Botschaft. Und die Verhältnisse sind kompliziert und sie bleiben es in jeder Generation bis heute. Maria musste sich anhören, dass für sie kein Platz ist. Das Lukasevangelium sagt es nur ganz kurz (Lk 2, 7): „…Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Maria und Josef blieben zusammen. Besser als schutzlos der Kälte ausgesetzt zu sein, ist der Stall für die Tiere. Und die Geburt lässt alles andere unwichtig erscheinen. Unfreundliche Leute - vergessen. Herzlose Einheimische dort in Bethlehem - unwichtig. Der Staub der Straße, die Mühsal der Berge und der Schmutz im Stall - das spielt jetzt keine Rolle. Denn das Seufzen und Glucksen eines Neugeborenen erfüllt den Stall. Die Bibel sagt, es hat sich damit alles für uns geändert. So schreibt Paulus später an Titus (2, 11): „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen…“ Liebe Gemeinde, Heilsames passiert zu Weihnachten. Heilung ist möglich in komplizierten Verhältnissen. Diese Heilung geht von Gott aus. Sie speist sich durch die Weisheit, die uns Menschen von ihm gegeben ist und sie kommt durch Menschen in die Welt. Alles das liegt im Symbol der Geburt des Christkindes. Und, nicht zu vergessen, tiefreichende Liebe! Es ist die heilsame Botschaft des zärtlichen Neubeginns. Keine heile Welt. Aber Frieden und tiefgehende Freude in den jetzigen Gegebenheiten. Was meine ich damit? Ich bin dankbar für jeden Tag. Es gibt so viel Dummes, was uns entgegen kommt, was uns prägt, was wir aber auch selbst verursachen. Das alles sind die komplizierten Verhältnisse. Damit müssen wir leben. Und manchmal nimmt uns Gott heraus und zeigt uns mehr. Gerade auch mit diesem schönen Fest, mit Weihnachten. Jeden Tag, kann ich die Augen und mein Herz dafür offen halten. Das ist nicht schwer. Wer bereit ist sich anrühren zu lassen, der versteht, dass Gott alles Machtgehabe und die Eitelkeit ablegt. Der begreift, dass im Kinderlachen und in der Bedürftigkeit eines Säuglings mehr Weisheit liegt als wir uns träumen lassen. Die Krippe ist Zeichen dafür. Liebe Gemeinde, nach Gottes Willen soll uns das prägen, was damals in Bethlehem geschehen ist: „zärtliche Gnade, tiefer Frieden, heilsame Liebe“. Alles das kommt von Gott in unsere schwierigen Verhältnisse. Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen. Wie gut, dass du geboren bist, Jesus. Zu deinem Geburtstag haben wir viele Kerzen angezündet, an den Weihnachtsbäumen und Weihnachtssternen, in den Fenstern. Wir bitten dich: Mache es in der Welt hell und vertreibe alles, was uns Angst macht. Zu Weihnachten wünschen wir uns von dir: Die Kranken sollen gesund sein. Zu deinem Geburtstag feiern wir mit denen, die wir lieb haben. Wir bitten dich: Tröste alle, die weinen und allein sind. Zu Weihnachten wünschen wir uns von dir: Die Traurigen sollen glücklich sein. Zu deinem Geburtstag essen wir gute Sachen, die uns schmecken. Wir bitten dich: Lass es nicht zu, dass es weiter so ungerecht in der Welt zugeht. Zu Weihnachten wünschen wir uns von dir: Alle sollen satt werden. Zu deinem Geburtstag singen wir zusammen. Wir bitten dich: Lass die Kinder in Bethlehem fröhlich feiern. Lass die Kinder in den Flüchtlingsheimen fröhlich feiern. Zu Weihnachten wünschen wir uns von dir: Überall soll Frieden sein. Zu deinem Geburtstag werden wir beschenkt. Wir bitten dich: Beschenke alle, die heute nichts bekommen. Zu Weihnachten wünschen wir uns von dir: Sei mit dabei, wenn wir unsere Geschenke auspacken und zuhause feiern. Segne uns und alle, die wir lieb haben. Wie gut, dass du geboren bist, Jesus. Amen. Vater unser