Pressemitteilung - Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought

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Pressemitteilung
Eine Sudanesin im Kampf gegen Despotismus
Die Frauenrechtlerin Fatima Ahmed Ibrahim erhält den
Ibn Rushd Preis für Freies Denken 2006
(Berlin) Der diesjährige Ibn Rushd Preis wird der politisch engagierten Sudanesin
Fatima Ahmed Ibrahim verliehen. Sie erhält den Preis für ihren langwährenden und
unnachgiebigen Kampf um Frauenrechte, Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit
im Sudan und der arabischen Welt. Die Preisträgerin, die den Preis am Freitag, dem
08. Dezember 2006 persönlich in Berlin entgegennimmt, wurde von einer
internationalen, unabhängigen Jury gewählt.
Der Ibn Rushd Preis für Freies Denken wird in diesem Jahr zum achten Mal
verliehen. Ganz im Geiste des Namenspatrons Ibn Rushd (1126-1198), dem
Philosophen und Vermittler zwischen den Kulturen, widmet sich der Ibn Rushd Fund
für Freies Denken dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Demokratie in der
arabischen Welt. Der diesjährige Preis war ausgeschrieben für eine politisch
engagierte Frau, die sich um Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Demokratie
in der arabischen Welt verdient gemacht hat.
Fatima Ahmed Ibrahim gehört zu den bedeutendsten politischen Figuren des Sudan.
Ihr Engagement begann bereits vor der Unabhängigkeit des Sudan im Jahr 1956, als
sie 1952 in einem politisch schwierigen Klima die sudanesische Frauen-Union mit
gründete und die ersten Hürden der langsam entstehenden Frauenbewegung mit
unnachgiebigem Willen und Beständigkeit mit zu überwinden verhalf. Die von der
Union herausgegebene Frauenzeitschrift Sawt al-mar’a (Stimme der Frau), deren
Redaktion Frau Ibrahim bei der Gründung 1955 leitete, spielte eine Vorreiterrolle im
Wiederstand gegen die Militärregierung von Abboud (1958-1964). Drei
Militärregierungen hat die Frauen-Union überlebt, wenn auch zeitweise im
Untergrund. Die Union war maßgebend an der sudanesischen Oktober-Revolution
von 1964 beteiligt: Frauen erhielten danach das aktive und passive Wahlrecht.
1965 wurde Fatima Ibrahim als erste Frau des Sudans Abgeordnete im Parlament.
Viele der von ihr eingebrachten Gesetzesvorlagen wurden 1968 in die Verfassung
übernommen (freie Berufswahl, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, Mutterschutz
und Recht auf höhere Schulbildung für Mädchen) und sie arbeitete an weiteren
Forderungen wie Schutz gegen Zwangsehen, Verheiratung Minderjähriger,
Polygamie.
Der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene an-Numairi löste jedoch alle
Parteien und politische Institutionen auf. Er regierte mit einem revolutionären
Kommandorat, welches alle erkämpften Ansätze zunichte machte.
Weil Fatima Ibrahim und ihr Mann, Shafi’, ein einflussreicher Gewerkschaftsführer,
die Zusammenarbeit mit an-Numairi verweigerten, kam es 1970 zum folgeschweren
Bruch. Ihr Mann wurde 1971 gefoltert und hingerichtet, Frau Ibrahim wurde zu
zweieinhalb Jahren Hausarrest verurteilt. Auch nach ihrer Freilassung blieb sie
politisch aktiv und entkam einer lebenslangen Haft nur dank der aufgebrachten
Massen und Proteste weltweit. 1990 ging sie ins Exil nach London, wo sie sich für
Menschenrechte engagierte. 1991 wurde sie zur Vorsitzenden der International
Democratic Women’s Union gewählt. 1993 wurde sie mit dem UN Award für ihre
Verdienste um Menschenrechte ausgezeichnet.
Seit 2005 lebt Fatima Ahmed Ibrahim wieder im Sudan und ist dort
Parlamentsabgeordnete der sudanesischen Kommunistischen Partei.
Der Kampf um Frauenrechte im Sudan ist gleichzeitig ein Kampf um politische
Unabhängigkeit, Freiheit und Menschenrechte. Im Hintergrund dieses
gesellschaftlichen Transformationsprozesses zwischen politischer Willkür und
Reform ist Fatima Ahmed Ibrahims Wirken im Sudan zu sehen. Mutig durchbrach sie
alle Hindernisse und forderte ihr Recht ein. Für diesen unnachgiebigen, für die
arabische Welt vorbildhaften Mut wird sie mit dem Ibn Rushd Preis ausgezeichnet.
Frau Fatima Ahmed Ibrahim wird aus Khartum anreisen und am 08. Dezember 2006,
um 17 Uhr im Goethe Institut, Neue Schönhauser Straße 20, in Berlin-Mitte den
Ibn Rushd Preis persönlich entgegennehmen.
Ein Empfang mit arabischem Tee, Bakhlava und Zeit für persönliche Diskussionen
schließt die Feierlichkeiten ab.
Kurzbiographie der Preisträgerin
CV Deusch
Kurzbiographie (Mitglieder der Jury)
CV Jury Deusch
Foto der Preisträgerin
Foto
Ibn Rushd Webseite
Web
Ibn Rushd
Fund for Freedom of Thought
Wiesenstr. 53
16348 Wandlitz
Tel.: +49 (0) 33056 - 436469
Fax.: +49 (0) 33056 - 436470
[email protected]
www.ibn-rushd.org
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