schwa texte

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Superlinks
http://www.abenteueruniversum.de/stersterne/bl6.html
08.12.2006 – Astronomie
http://www.tempolimitlichtgeschwindigkeit.de/
Hinweis auf eine Sternzerstörung durch
Gezeitenkräfte im Zentrum des
Galaxienhaufens Abell 3571
Die Autoren der Veröffentlichung, davon
mehrere vom MPE, entdeckten in den Daten
des ROSAT Satelliten zufällig eine
Röntgenquelle in dem Galaxienhaufen
Abell 3571, die in ihrer Helligkeit über einen
Zeitraum von 13 Jahren stetig abnahm. Solch
eine Beobachtung ist konsistent mit der
Zerstörung eines Sterns durch ein Schwarzes
Loch mit 107 Sonnenmassen. Da das
Schwarze Loch nur wenig Masse verschlingt,
muss es sich um eine teilweise oder explosive
Zerstörung eines Sterns handeln.
ROSAT Falschfarbenbild des Galaxienhaufens A3571. Die variable
Röngenquelle ist durch einen Pfeil markiert.
Bild: MPE
Diese Veröffentlichung wurde von den
Herausgebern der Fachzeitschrift Astronomy
& Astrophysics als A&A Highlight eingestuft.
Die Herausgeber wollen mit diesen
Highlights die Aufmerksamkeit der Leser auf
Veröffentlichungen in der aktuellen Ausgabe
lenken, die sie für besonders wichtig oder
interessant auch für Leser aus anderen
Fachgebieten halten.
Originalveröffentlichung in
Astron. & Astrophys. 495, 523-535 (2009) (in englischer
Sprache)
Weitere Informationen erhalten Sie
vom Autor Nico Cappelluti
(02. März 2009)
Schwarzes Loch bringt Licht ins Dunkel einer
Galaxie
Erstmals Lichtecho eines Röntgenblitzes im Detail
beobachtet
Eine künstlerische Darstellung des Lichtechos der
Zerstörung eines Sterns durch ein Schwarzes Loch
Bild: MPE/ESA
Zum ersten Mal konnte ein Lichtecho der Zerstörung
eines Sterns durch ein Schwarzes Loch im Detail
verfolgt werden. Ein internationales Team um Stefanie
Komossa vom MPE beobachtete dabei die stärkste
Eisenemission, die jemals in einer Galaxie gemessen
wurde und interpretierte sie als Beleg für das
Vorhandensein eines molekularen Torus. Das
Lichtecho führte nicht nur zur Entdeckung des stellaren
Zerstörungsprozesses, sondern stellt zugleich eine
vielversprechende neue Methode dar, Galaxienkerne zu
kartografieren.
MPE Pressemitteilung
Originalveröffentlichung:
ApJ Letters, 678, L13, 2008
Vorabdruck: arXiv:0804.2670v1 [astro-ph] (in englischer Sprache)
(17. April 2008)
Superkick:
Schwarzes Loch aus
Muttergalaxie
verstoßen
Der Raketeneffekt der Gravitation schießt ein Schwarzes Loch aus seiner Galaxie (künstlerische
Darstellung).
Gesamtbild: MPE, zugrundeliegende Galaxie: HST Archiv
Gravitationsrakete
beschleunigte das
Schwerkraftmonster
auf Tausende von
Kilometern pro
Sekunde
Durch einen
gewaltigen Ausbruch
von Gravitationswellen
beim Verschmelzen
zweier Schwarzer
Löcher wurde das
dabei entstandene
Schwarze Loch aus
dem Kern seiner
Galaxie
herauskatapultiert.
Dieser spektakuläre
Vorgang, der von
Theoretikern seit
langem vorhergesagt
worden war, konnte
jetzt zum ersten Mal in
der Natur beobachtet
werden. Das Team um
Stefanie Komossa vom
Max-Planck-Institut
für extraterrestrische
Physik (MPE) hat mit
seiner Entdeckung ein
neues Fenster in der
beobachtenden
Astrophysik
aufgestoßen, mit
weitreichenden Folgen
für unser Verständnis
der
Galaxienentstehung
und -entwicklung im
frühen Universum.
MPE Pressemitteilung
Originalveröffentlichung:
ApJ Letters, 678, L81,
2008 (in englischer
Sprache)
Vorabdruck in astro-ph:
0804.4585 (in englischer
Sprache)
Schwarzes Loch im
Kugelsternhaufen
Omega Centauri
gefunden
Künstlerische Darstellung des Schwarzen Lochs in Omega Centauri
Bild: Gemini Observatory/AURA
Der bekannte
Kugelsternhaufen
Omega Centauri, der
schon mit blossem
Auge zu sehen ist,
beherbergt vermutlich
ein Schwarzes Loch
im Zentrum.
Beobachtungen mit
dem Gemini
Observatorium in
Chile und dem
Hubble
Weltraumteleskop
durchgeführt von Eva
Noyola vom MPE und
internationalen
Kollegen erbrachten
überzeugende
Hinweise auf die
Existenz solch eines
Objektes. Diese
Entdeckung kann
möglicherweise auch
die Entstehung und
Entwicklung der
supermassiven
Schwarzen Löcher in
den Zentren von
Galaxien erklären.
Pressemitteilung des
Gemini Observatoriums
(in englischer
Sprache)
Pressemitteilung der ESA /
Hubble Space Telescope
(in englischer
Sprache)
Pressemitteilung der NASA
/ Hubble Space Telescopee
(in englischer
Sprache)
Artikel in den astronews
(in deutscher
Sprache)
Originalveröffentlichung:
Astrophys. Journ., 676,
1008 - 1015, 2008 (in
englischer Sprache)
(7. April 2008)
Schwarzes Loch bei der Mahlzeit beobachtet
Forscher halten fest, wie das Gravitationsmonster einen Stern einfängt und aufsaugt
Amerikanische Forscher haben erstmals die komplette Sternenmahlzeit eines
Schwarzen Lochs verfolgt. Wie in einem Trickfilm konnten sie einem solchen
Gravitationsmonster in rund vier Milliarden Lichtjahren Entfernung zusehen, wie es
einen vorbeiziehenden Stern zerdrückte und auseinanderriss. Die resultierende
Gaswolke schlürfte das Schwarze Loch dann in sich hinein, wobei ein Feuerwerk an
ultravioletter Strahlung gezündet wurde. Dieses Licht haben die Forscher um Suvi
Gezari vom California Institute of Technology in Pasadena mit dem Satelliten Galex
aufgezeichnet und über Jahre gemessen. Aus den Messdaten lässt sich das Gewicht
des Schwarzen Lochs ableiten und mehr über die Entwicklung dieser Ungetüme im
Universum lernen.
Die Forscher durchmusterten mit dem Weltraumsatelliten Galex weit entfernte Galaxien. Im
Zentrum einer noch namenlosen Galaxie im Sternbild Bärenhüter entdeckten sie durch eine
charakteristische ultraviolette Strahlung ein Schwarzes Loch bei seiner Mahlzeit. Im Verlauf
zweier Jahre schauten sich Suvi und ihre Kollegen diesen Ort immer wieder an. Dabei konnten
sie verfolgen, wie das Schwarze Loch einen Stern einfing und vollständig verschlang. Dies
geschieht Berechnungen zufolge im Durchschnitt nur einmal in 10.000 Jahren.
Der Gravitationskoloss zerdrückte den runden Stern zu einer pfannkuchenartigen Gaswolke,
die er dann langsam einsaugte. Die Gaswolke heizte sich dabei auf mehrere hunderttausend
Grad Celsius auf. Aus dieser Temperatur, der dabei freiwerdenden UV-Strahlung und dem
Verlauf der Strahlungsintensität konnten die Forscher die Masse des Schwarzen Lochs mit
rund vierzig Millionen Sonnenmassen bestimmen. Damit ist der Himmelskörper rund zehnmal
so schwer wie das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße.
In beiden Fällen handelt es sich um so genannte stille Schwarze Löcher. In weit entfernten
Galaxien sind diese nur durch ihre seltenen Mahlzeiten vorbeiziehender Sterne ausfindig zu
machen. In so genannten aktiven Galaxien hingegen befindet sich um das Schwarze Loch eine
Materiescheibe aus Sternenmaterial, die für einen stetigen Nachschub für die hungrigen
Gravitationsmonster sorgt.
Suvi Gezari (California Institute of Technology in Pasadena) et al.:
Astrophysical Journal Letters, Bd. 653, S. 25
ddp/wissenschaft.de – Martin Schäfer
Die Darstellung eines Künstlers zeigt, wie der runde Stern (links) zu einer Gaswolke verformt und durch die
Gravitationskräfte komplett in seine Bestandteile zerlegt wird. Das Schwarze Loch (rechts) saugt die Reste
strudelförmig auf Nimmerwiedersehen in sich hinein. Grafik: NASA/JPL-Caltech/Tim Pyle (SSC)
W. Alef, H. Falcke, D. Graham, A. Kraus, T. Krichbaum, A. Lobanov, R. Porcas, E.
Ros, A. Witzel, J.A. Zensus
Schwarze Löcher faszinieren Wissenschaftler und Laien gleichermaßen. Zwar gibt es heute
viele gute Argument für ihre Existenz, aber gesehen hat sie bisher niemand. Dies ist nicht
verwunderlich, denn die besondere Eigenschaft Schwarzer Löcher ist ja, dass sie Licht und
Material unwiederbringlich verschlucken. Hinzu kommt, dass Schwarze Löcher im
astrophysikalischen Maßstab sehr klein sind, so dass selbst Teleskope mit höchster
Vergrößerung sie bisher nicht abzubilden vermochten. Dies könnte sich aber aufgrund der
stürmischen Entwicklung der Radioastronomie in absehbarer Zeit ändern. Schon heute
erreichen Radiointerferometer mit interkontinentalen Basislängen (VLBI) räumliche
Auflösungen, die um Größenordnungen über denen anderer Methoden liegen und ein Ende
dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Radiointerferometer sind daher nicht nur ideale
Werkzeuge für das Studium Schwarzer Löcher in der Zukunft, auch jetzt schon sind sie
hervorragend dafür geeignet, Schwarze Löcher in großer Zahl aufzuspüren, wie Studien am
MPIfR in Bonn belegen.
Wie kann man nun Schwarze Löcher sehen? Ein Kuriosum Schwarzer Löcher ist, dass sie den
Raum um sich herum so stark krümmen, dass selbst Licht nicht mehr zu einem entfernten
Beobachter auf der Erde gelangen kann, sondern zum Schwarzen Loch hin abgelenkt wird.
Der Punkt ohne Wiederkehr für Photonen ist dabei der »Ereignishorizont« - bei maximal
rotierenden Schwarzen Löchern gegeben durch das Produkt aus Gravitationskonstante und
Masse, geteilt durch die Lichtgeschwindigkeit im Quadrat (Rg=GM/c2). Alles, was sich hinter
dem Ereignishorizont abspielt, entzieht sich unserer direkten Beobachtung. Ursache dieses
Phänomens ist eine extrem hohe Massenkonzentration auf sehr kleinem Raum - die Masse
der Erde auf einen Zentimeter Durchmesser konzentriert würde z.B. ein solches Schwarzes
Loch ergeben. Eine so hohe Massenkonzentration entsteht durch große
Massenansammlungen in den Zentren von Galaxien in den Anfängen des Kosmos oder auch
durch Explosionen sehr großer Sterne (Supernovae).
Die große Masse Schwarzer Löcher führt nicht nur dazu, dass Licht abgelenkt wird, sondern
sie zwingt auch Gas und Staub in ihrer Umgebung auf Spiralbahnen, die letztendlich im
Ereignishorizont enden. Der größte Teil der einfallenden Masse und Energie verschwindet
dann für immer von der kosmischen Bildfläche und nur einem kleinen Teil gelingt es zu
entkommen, z.B. in Form von sogenannten Radiojets, wie sie inzwischen in vielen Kernen
aktiver Galaxien, den besten Kandidaten für Schwarze Löcher, gesehen werden.
Das Einströmen in den Ereignishorizont wie auch das Entweichen der Radiojets passiert nicht
lautlos, sondern die ein- und ausströmende Materie macht durch mehr oder weniger starke
Emission von Photonen verschiedener Energie - vom Radio- bis zum Gammabereich - auf
sich aufmerksam. Theoretisch sollten Photonen sogar in der direkten Nähe des
Ereignishorizonts abgestrahlt werden, allerdings: je näher ein Photon am Schwarzen Loch
abgestrahlt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es im Ereignishorizont
verschwindet. Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt drastisch zu, sobald ein Photon innerhalb
des »Photonenorbits« entsteht. Der Photonenorbit ist eine theoretische Bahn, auf der Licht
unendlich oft um das Schwarze Loch kreisen kann. In der Realität bedeutet dies, dass
Photonen, die sich auf Tangentialbahnen innerhalb des Photonenorbits befinden, früher oder
später in das Loch hinein fallen, während Photonen auf ferneren Bahnen entkommen und
entdeckt werden können (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Photonenbahnen
in der Nähe eines Schwarzen
Lochs. Die Bahnen von vier
Photonen mit fast identischem
Ursprung, die ein Schwarzes
Loch tangential streifen (Einfall
von rechts), werden in der Nähe
des Photonenorbits sehr
unterschiedlich abgelenkt. Die
zwei inneren Photonen enden
letztlich im Ereignishorizont
(gestrichelter Kreis), während
die äußeren beiden Photonen zu
einem entfernten Beobachter
entkommen. Ein Photon
dazwischen könnte theoretisch
ewig um das Schwarze Loch
kreisen.
Das abrupte Verschwinden von Photonen sollte sich dann auch auf die visuelle Erscheinung
eines Schwarzen Lochs auswirken. Eingebettet in einen leuchtenden Halo von aus- oder
einfallendem Gas würde man dann das Schwarze Loch als einen »Schatten« davor erblicken.
In der Tat kann man solche Bilder auf dem Computer simulieren. Wenn man die Masse und
die Rotation des Schwarzen Lochs vorgibt, ist die Bahn eines Photons von jedem Ort aus
durch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie festgelegt und kann berechnet werden. Durch
ein Ray-Tracing-Verfahren, bei dem Lichtbahnen bis zum Beobachter verfolgt werden,
entsteht dann im Computer ein vollständiges, virtuelles Bild der Umgebung eines Schwarzen
Lochs.
Ein Beispiel für eine solche Rechnung wird in der linken Spalte von Abbildung 2 gezeigt.
Man sieht deutlich den klaren, kreisförmigen Schatten im Zentrum der Emission. Dieser
Schatten ist immer vorhanden, solange das Emissionsgebiet transparent (»optisch dünn«)
ist. Die Position des Schattens ändert sich nur ein wenig zwischen einem rotierendem und
einem nicht-rotierenden Schwarzen Loch und auch der Durchmesser ist nur wenig von der
Rotation des Schwarzen Lochs abhängig - entscheidend ist hingegen die Masse. Als
Näherungsformel kann man rechnen, dass der Schatten ungefähr einen Durchmesser von 10
mal dem Gravitationsradius, also DSchatten~10 GM/c2,hat. Der Schatten ist deutlich größer als
der Ereignishorizont, weil unter anderem das Schwarze Loch als seine eigene
Gravitationslinse funktioniert und so sein Bild vergrößert.
Der Durchmesser des Schattens wächst linear mit der Masse und die beobachtbare Größe am
Himmel schrumpft linear mit der Entfernung. Die besten Kandidaten für die realistische
Abbildung des Schattens sind also möglichst schwere Schwarze Löcher in relativ kleinem
Abstand zum Beobachter. Aus diesem Grund ist das Zentrum unserer Milchstraße mit ihrer
hellen Radioquelle, Sagittarius A*, das vielversprechenste Ziel. Messungen der
Eigenbewegung von Sternen im Galaktischen Zentrum haben deutlich gezeigt, dass es sich
bei dieser Quelle wahrscheinlich um das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße handelt, mit
einer relativ genau bestimmten Masse von 3 Millionen mal der Masse der Sonne. Die Größe
des Schattens beträgt dann ungefähr den dritten Teil einer astronomischen Einheit und bei
einer Entfernung von 8 kpc (2,5 1020 m) zum Galaktischen Zentrum entspricht dies einer
Größe am Himmel von ~40 Mikrobogensekunden.
Abbildung 2: Computersimulation eines in transparentes, leuchtendes Gas
eingehülltes Schwarzen Lochs. Die horizontale Achsenmarkierung gibt die räumliche
Skala in Einheiten des Gravitationsradius (Rg) an, während die vertikale Skala relative
Intensitätswerte für vertikale (gestrichelte Linie) und horizontale (durchgezogene
Linie) Querschnitte durch das Bild angibt. Die obere Reihe zeigt ein rotierendes und
die untere Reihe für ein nicht-rotierendes Schwarzes Loch. Die mittlere und rechte
Spalte zeigen Bilder, wie man sie mit Radiointerferometern (VLBI) bei 0,6 und 1,3mm
Wellenlänge für ein optisch dünnes Emissionsgebiet um das Schwarze Loch im
Zentrum der Milchstraße erwarten würde. Der Schatten ist immer noch klar sichtbar.
Eine neue Methode: Direkte Beobachtung Schwarzer Löcher
Die vorangehenden Methoden involvieren alle elektromagnetische Strahlung. Sie erlauben
eine astronomische Messung der Masse des kompakten, dunklen Objekts und des Volumens,
das diese Masse einnimmt. Unter der Annahme, dass es sich bei dem kompakten Objekt um
ein klassisches, rotierendes Schwarzes Loch handele, das durch die Kerr-Raumzeit
beschrieben
wird,
kann
auch
die
Lochrotation
gemessen
werden.
Mit Methoden, die elektromagnetische Strahlung nutzen, ist es jedoch nicht möglich, die
Existenz des Ereignishorizonts und der zentralen Krümmungssingularität nachzuweisen
(Abramowicz et al. 2002; Müller 2007). Das liegt knapp gesagt daran, weil eine Zone mit
exakt Null elektromagnetischer Emission messtechnisch nicht nachweisbar ist. Die
Singularität ist hinter dem Horizont verborgen (kosmische Zensur nach Roger Penrose). Mit
elektromagnetischer Strahlung lässt sich demnach immer nur indirekt schließen bzw.
Alternativen zum klassischen Loch lassen sich nur durch Ausschlussverfahren beseitigen.
Im Web-Artikel über Schwarze
Löcher werden sämtliche Beobachtungsmethoden im Kapitel Beobachtung Schwarzer Löcher
vorgestellt. Die Vermessung von Sternbewegungen ist ein kinematisches Verfahren, die
Auflösung
von
Strukturen
eher
ein
spektrales
Verfahren.
Die theoretische Astrophysik, im Speziellen eine numerische Methode, die man
relativistisches Ray Tracing nennt, gestattet es, bereits im 'Computerlabor' die direkte
Beobachtung von Schwarzen Löchern zu simulieren. Das Resultat zeigt das Bild rechts, bei
dem das (rotierende) Schwarze Loch klar inmitten einer leuchtenden, rotierenden Gasscheibe
hervortritt.
Die Idee ist es, die starke Strahlungsabsorption, also das, was Schwarze Löcher schwarz
macht, direkt mit einem hochauflösenden Teleskop zu messen. Schwenkt man mit diesem
Superteleskop zufällig über den Bereich, wo man ein Schwarzes Loch vermutet, so sollte die
Helligkeit signifikant abnehmen: Man hätte den 'Schwarzen Fleck' (Dissertation von A.
Müller 2004) erblickt! Der schwarze Fleck (engl. Black Spot) entspricht einem Gebiet stark
unterdrückter Emission rund um den äußeren Horizont eines Schwarzen Loches, wie es ein
entfernter Beobachter wahrnimmt. Der Horizontradius steigt mit der Lochmasse an, so dass
der Fleck für schwerere Löcher an Größe gewinnt. Je näher der potentielle Kandidat ist, umso
besser kann der schwarze Fleck mit irdischen Teleskopen aufgelöst werden, weil die
scheinbare Größe zunimmt. Beide Kriterien erfüllt das Galaktische Zentrum. Ein weiterer
guter Kandidat ist das zentrale Loch der aktiven Galaxie M87 (Arbeiten der VLBI-Gruppe am
MPI für Radioastronomie, Bonn). Vermutlich werden innerhalb der nächsten fünf Jahre echte
Radiofotos gemacht werden, die so aussehen wie die Ray-Tracing-Simulation oben!
Doch selbst wenn die direkte Abbildung der Schwärze des kompakten, dunklen Objekts im
Zentrum der Milchstraße gelingt, wird es schwer sein, daraus klar ein klassisches Loch zu
folgern. Die Schwierigkeit ist, das andere kompakte Objekte wie der Gravastern, Holostern,
Bosonenstern oder Fermionenstern aus der Sicht des entfernten Bebachters sehr große
Ähnlichkeit mit einem klassischen Schwarzen Loch haben. Es muss jedoch betont werden,
dass nach gegenwärtigem Stand der Beobachtungen ein klassisches, rotierendes Schwarzes
Loch von 3.6 Millionen Sonnenmassen die Beobachtungen am besten erklärt.
Kosmische Tänze
Auch beim Umlauf der Planeten um die Sonne werden Gravitationswellen erzeugt, allerdings so
schwach, dass sie nicht nachweisbar sind. Als beobachtbare Quellen von Gravitationswellen kommen
nur energiereiche astrophysikalische Ereignisse wie eine Supernova oder der Urknall
beziehungsweise Ereignisse, an denen kompakte Objekte wie Neutronensterne oder Schwarze
Löcher beteiligt sind, in Frage. Da solche Quellen aber weit von uns entfernt sind, ist die Amplitude der
ausgelösten Gravitationswellen am Ort der Erde sehr klein. Die Detektoren dieser Wellen müssen in
der Lage sein, Ausschläge zu messen, die kleiner sind als der Durchmesser eines Atomkerns.
Trotzdem konnte bereits der Nachweis erbracht werden, dass Gravitationswellen tatsächlich
existieren. Im Jahre 1974 entdeckten die amerikanischen Astronomen Russell Hulse und Joseph
Taylor ein Doppelsystem (PSR J1913 + 16), in dem ein Pulsar und ein Neutronenstern einander in
knapp acht Stunden umkreisen [3]. Nach der Geometrodynamik sollte ein solches System
Gravitationswellen abstrahlen und dadurch Energie verlieren. Deshalb rücken die beiden Sterne näher
zusammen und müssen sich dann wegen der Erhaltung des Drehimpulses schneller umkreisen. Im
Laufe der Jahre sollte sich also die Bahnperiode stetig verringern. Genau diesen Effekt haben Hulse
und Taylor gemessen; er beträgt nach 30 Jahren etwa 40 Sekunden und stimmt innerhalb von 0,2
Prozent mit den Voraussagen der Geometrodynamik überein [4].
Ein kleineres Schwarzes Loch umkreist ein extrem massereiches Schwarzes Loch, das von einer
Akkretionsscheibe aus heißer Materie umgeben ist. Beim Durchstoßen dieser Scheibe erzeugt das
kleine Schwarze Loch einen heftigen Energieausbruch.
Quelle: Valtonen/SuW-Grafik
Inzwischen hat man dieses Verhalten an vielen weiteren kompakten Doppelsystemen beobachtet. Das
spektakulärste System heißt OJ 287 - hier umkreist ein Schwarzes Loch mit 100 Millionen
Sonnenmassen ein weiteres mit 18 Milliarden Sonnenmassen (Bild oben). Das massereichere
Schwarze Loch ist von einer Akkretionsscheibe aus Materie umgeben. Alle zwölf Jahre durchstößt das
kleinere diese Akkretionsscheibe, was pro Umlauf zu zwei heftigen Energieausbrüchen führt, die
übrigens schon seit hundert Jahren beobachtet werden. Aus den Bahndaten kann man den Zeitpunkt
des nächsten Ausbruchs vorhersagen. Nur wenn man berücksichtigt, dass dieses System auch
Gravitationswellen abstrahlt, stimmt die Vorhersage, sonst liegt man mittlerweile um 20 Tage daneben
[5].
Wenn ein Körper von Materie umgeben ist, so übt er eine Anziehungskraft auf
diese aus. Anziehungskräfte können enorme Größen annehmen, wenn wir z.B. an
eine bestimmte Art von Röntgendoppelsternen denken (siehe hierzu auch
"kataklysmische Veränderliche").
In solchen Systemen ist ein Weißer
Zwerg von Erdgröße in der Lage, einen gigantischen Roten Riesen regelrecht
aufzusaugen. Diesen Vorgang nennt man Akkretion (lat. accretio, "Zuwachs"). Wie
in dieser Darstellung gezeigt, fließt Materie vom Roten Riesen über zu einem
gravitationsstarken Weißen Zwerg. Die vom Roten Riesen stammende Materie fällt
nicht einfach auf den Zwergstern herunter, sondern bewegt sich auf spiralförmigen
Bahnen zum Zwerg und geht dort vorübergehend in Keplersche Umlaufbahnen über.
Durch Scherung und Turbulenzen wird Drehimpuls in der gebildeten Materiescheibe
nach außen transportiert, so dass Teilchen bzw. Partikel immer weiter nach innen
wandern und schließlich zum Zwerg gelangen. Akkretion spielt nicht nur bei
Röntgendoppelsternen eine wichtige Rolle, sondern auch bei gerade erst
entstandenen Sternen und in den Zentren aktiver Galaxien (AGN, Active Galactic
Nuclei).
Akkretion ist also kein seltener Vorgang im Kosmos. Dieses gravitationsbedingte
Aufsammeln von Materie kann gehemmt werden durch den Gasdruck und durch
Drehimpuls. Der Gasdruck kann aber durch Kühlung (einfache Wärmeabstrahlung)
gemindert werden, Drehimpuls lässt sich umverlagern. Das geschieht in einer sich
um das Schwarze Loch (oder den Stern) bildenden Akkretionsscheibe.
Akkretionsscheiben entstehen, wenn die Scheibenmasse gering im Vergleich zu der
des Zentralkörpers ist und die Geschwindigkeit der thermischen Teilchenbewegung
geringer ist als die Umlaufgeschwindigkeit.
In der elliptischen Galaxie NGC 7052 hat
das Hubble- Weltraumteleskop ein Schwarzes Loch entdeckt (links die Aufnahme
eines erdgebundenen Teleskops). Was auf dem rechten Bild fast wie eine Radkappe
aussieht, ist eine gigantische Akkretionsscheibe von 3700 Lichtjahren Ausdehnung
im Zentrum der Galaxie. Diese riesige Staubmenge stammt vermutlich aus der
Kollision mit einer anderen Galaxie, das Schwarze Loch benötigte mehrere Millionen
Jahre um diese Scheibe auszubilden. Das Loch hat inzwischen eine Größe von 300
Millionen (!) Sonnenmassen erreicht.
Mit freundlicher Genehmigung von Roeland P. van der Marel (STScI), Frank C. van den Bosch (University of
Washington), and NASA
Akkretionsscheiben sind normalerweise axialsymmetrisch und sehr dünn.
Sie bilden sich aus, wenn relativ kühles
und drehimpulsarmes Material aufgesammelt wird. Die Kühlung erfolgt recht leicht
durch einfache Abstrahlung der Wärmeenergie. Der Drehimpuls kann dann in der
Scheibe abgebaut werden. Zum Verständnis dieses Vorgangs müssen wir uns vor
Augen halten, dass in der Akkretionsscheibe differentielle Rotation vorherrscht. Das
bedeutet, dass die Umlauf (Winkel) -geschwindigkeit im Scheibenzentrum am
größten ist und nach außen hin abnimmt. Hinzu kommt die zum Zentrum hin
zunehmende Materiedichte.
Mit freundlicher Genehmigung von Michael Owen, John Blondin (North Carolina State Univ.)
So bleibt es nicht aus, dass zwischen den Teilchen der Materie eine Reibung
entsteht, wodurch sich das Material aufheizt. Radial benachbarte Regionen der
Scheibe sind durch thermische (und/oder magnetische) Turbulenzen aneinander
gekoppelt, innen rotierende Materie versucht benachbarte Regionen mitzureißen. Die
Trägheit der weiter außen rotierenden Partikel erzeugt aber einen Bremseffekt.
Allerdings sind die Scherkräfte in einer Keplerscheibe rotierenden Gases längst nicht
hoch genug, um hydrodynamische Turbulenzen zu erzeugen (hydrodynamisch
deshalb, weil sich die Materie in der Scheibe ähnlich einer Flüssigkeit verhält). Die
genauen Vorgänge in Akkretionsscheiben sind daher noch nicht eindeutig geklärt.
Hier könnten aber magnetische Effekte eine wesentliche Rolle spielen. Die
Temperaturen in Akkretionsscheiben Schwarzer Löcher können sehr hohe Werte
erreichen, bis zu vielen Millionen [K], vor allem in Nähe des Horizontes. Unter diesen
Verhältnissen wird jede Form von Materie ionisiert, d.h. die Elektronen lösen sich von
den Atomen und wir haben es mit einem Plasma zu tun. Aufgrund dieser enormen
Temperatur emittieren Akkretionsscheiben überwiegend Röntgenstrahlung.
Allerdings "kühlen" sich die Röntgenphotonen zum Teil auch ab, indem sie absorbiert
und wieder emittiert werden. Je nachdem, wie oft dieser Vorgang wiederholt wird, ist
die Scheibe am Ende auch im sichtbaren Licht zu beobachten. Umgekehrt können
"kalte" Photonen auch wieder an Energie gewinnen, wenn sie an den
hochenergetischen
Teilchen
der
Scheibe
gestreut
werden
( inverse
Comptonstreuung), wodurch erneut Röntgen- oder Gammastrahlung entsteht.
Akkretion
kann jedoch selbst dann stattfinden, wenn keine Kühlung durch
Wärmeabstrahlung möglich ist. Diesen heißen Materiefluss nennt man ADAF
(advection- dominated accretion flow). Die Hitze sorgt dafür, dass sich der
Materiefluss regelrecht aufbläht und es nicht mehr zur Ausbildung der beschriebenen
Akkretionsscheibe kommt. Vielmehr wird jetzt unser Raubtier aus annähernd
kugelförmigen
Schalen
mit
Materie
gefüttert.
Doch zurück zu den Akkretionsscheiben:
Durch die Ionisation ist die Materie nun elektrisch geladen und die Reibung kann
magnetische Polarisationen ausbilden, falls sie nicht schon von vornherein (z.B.
durch den akkretierten Stern) vorhanden waren.
Letzten
Endes
ist
die
abgestrahlte Wärmeenergie nichts anderes als umgewandelte und freigesetzte
Gravitationsenergie. Durch die Reibung geben die innen umlaufenden Partikel
Drehimpuls ab an die weiter außen laufenden. Das bedeutet, dass die innere Materie
Drehimpuls verliert und damit zum Zentralkörper stürzen kann. Üblicherweise erfolgt
die Abbremsung der inneren Scheibenmaterie recht langsam, weshalb ein
Schwarzes Loch durchaus "sparsam" mit seinem "Futter" umgehen kann. Insgesamt
aber ist die Umwandlung der Gravitationsenergie sehr effektiv: bis zu 20% der
Ruhenergie der Materie wird in Strahlung umgewandelt.
Mit freundlicher Genehmigung von XMM-Newton, ESA, NASA
Bis jetzt
haben wir uns Bilder von rotierenden Schwarzen Löchern und ihren
Akkretionsscheiben angesehen, wie sie ein Beobachter in der Realität eigentlich
nicht wahrnehmen würde. Wir vergaßen nämlich die relativistischen Effekte, die
durch die Raumzeitkrümmung hervorgerufen werden!
Was wir hier sehen
ist ein verzerrtes Abbild einer äquatorialen Akkretionsscheibe, wenn wir sie unter
einem Winkel von 80° zur Symmetrieachse betrachten, wir also fast auf die Kante
der Scheibe schauen. Neben der Kepler- Rotation ist in dieser Studie eine radiale
Drift berücksichtigt, d.h. ab einem bestimmten Radius bewegt sich Materie im freien
Fall auf den Kerr- Geodäten zum Loch. Die Scheibe endet am Rand der inneren
Fläche, wobei dieser Rand den Ereignishorizont darstellt (in Wirklichkeit ist die
Fläche völlig schwarz, denn durch die Gravitations- Rotverschiebung wird hier jede
Strahlung unterdrückt). Die innere Fläche ist dabei das mit a = 0,8 rotierende
Kerrsche Loch, welches natürlich nicht zu sehen ist. Was im Bild hell erscheint, ist
das auf uns zukommende Licht des rotierenden Plasmas, es wird in unsere Richtung
gebündelt. Es handelt sich hierbei um einen relativistischen Effekt ("Beaming"), der
von sehr schnell bewegten ("relativistischen") Teilchen ausgeht: In
Bewegungsrichtung wird die Strahlung immer mehr gebündelt, je schneller sich das
Teilchen bewegt (Forward beaming). Hierdurch erscheint die Strahlungsquelle
heller. Auf der anderen Seite wird dagegen die sich von uns wegbewegende
Strahlung unterdrückt (Back beaming). Je näher wir zum Ereignishorizont hinüber
sehen, umso schwächer wird das Licht, bis es direkt am Rand unendlich
rotverschoben ist. Durch die starke Krümmung der Raumzeit sehen wir als Bogen
oberhalb des Lochs die Unterseite der vorderen Scheibe. Das eigentlich von uns
weggerichtete Licht wird um das Loch herumgelenkt, es wirkt als Gravitationslinse.
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Andreas Müller, wissenschaftlicher Koordinator im Exzellenzcluster
"Origin and Structure of the Universe" der Technischen Universität München.
Bei schnellerer Rotation und veränderten
Blickwinkeln wird das ungewöhnliche Bild
der
Akkretionsscheiben
noch
asymmetrischer und verzerrter, wie diese
Simulation zeigt. Nahe dem Horizont
erkennt man sogar Sekundärbilder des
Scheibeninnenrandes. In diesem Fall
handelt
es
sich
um
eine
Scheibentrunkation, d.h. die Scheibe
umgibt das Schwarze Loch torusförmig,
weshalb eine Lücke zwischen Scheibe
und Loch besteht.
Quelle: J.- P. Luminet
Die Ausbildung magnetischer Strukturen in den Akkretionsscheiben führt uns zu
einem weiteren erstaunlichen Effekt, nämlich der Entstehung so genannter Jets.
Nicht alle zum Schwarzen Loch hinabstürzende Materie wird durch den Horizont zur
Singularität gezwungen, ein Teil kann auch durch das Magnetfeld abgelenkt werden.
Entlang der magnetischen Feldlinien wird die Materie extrem beschleunigt und
gelangt zu den Polen des Schwarzen Lochs, von wo sie mit teilweise fast
Lichtgeschwindigkeit in den Raum gestoßen wird.
Kerrsche Löcher versetzen alles um sich herum in
Rotation. Selbst die umgebende Raumzeit wird unweigerlich von dieser Bewegung
zur Rotation gezwungen. Diese Rotation des Lochs kann aber gebremst werden,
wenn es von ionisiertem Gas umgeben ist, welches ein Magnetfeld aufweist. Das
Loch verhält sich wie ein rotierender elektrischer Leiter, und es bildet sich eine
Spannungsdifferenz aus zwischen den Polen und dem Äquator, ganz ähnlich einer
Autobatterie. Nur dass hier die Spannungsdifferenz nicht 12 Volt, sondern 10 15 [V]
beträgt! Irgendwo weit außerhalb des Lochs schließt sich der Stromkreis. Hier
werden geladene Teilchen beschleunigt und bringen letztendlich die Jets hervor, die
wir bei vielen Quasaren und ähnlichen Objekten ("AGN") beobachten. Es ist sogar
möglich, dass durch die enorme Spannung Teilchen quasi aus dem "Nichts", aus
dem (Quanten-) Vakuum erzeugt werden, vor allem Elektronen und Positronen, die
beobachtete Synchrotronstrahlung lässt darauf schließen. Die entnommene Energie
übt einen Zug auf das rotierende Loch aus, wodurch im Endeffekt die Drehbewegung
gebremst wird. Die Rotation kann allerdings auch weiter beschleunigt werden, wenn
nämlich das Loch Materie akkretiert und deren Drehimpuls übernimmt.
Jets sind also Ströme extrem beschleunigter Materie, besser gesagt aus Plasma, da
wir es mit extrem heißem, hochionisiertem Gas zu tun haben. Sie treten nicht nur bei
Schwarzen Löchern auf, sondern auch beispielsweise bei recht jungen Sternen. Die
imposantesten Erscheinungen werden jedoch durch Schwarze Löcher initiiert, sie
können Jets erzeugen, die sich Millionen von Lichtjahren in den Raum erstrecken.
Einer der bemerkenswertesten Jets
stammt aus der Galaxie fotografiert vom Röntgenobservatorium Chandra . In einer
Falschfarben- Komposition sehen wir den Jet im Radiobereich (rot) kombiniert mit
dem blauen Röntgenanteil. Produziert wird der Jet von hochenergetischen Teilchen,
die vom Zentrum der Galaxie (rechts unten), einem superschweren Schwarzen Loch,
ausgestoßen werden. Der Jet schleppt ein Magnetfeld mit, um dessen Feldlinien
spiralende
relativistische
Elektronen
Synchrotronstrahlung
emittieren.
Die
Synchrotronstrahlung selbst streut nun wieder am heißen Jetplasma, so dass aus der
Radioemission nichtthermische Röntgenphotonen werden.
Mit freundlicher Genehmigung von Chandra Observatory, NASA/ Radio: NRAO, VLA
Wenn sich ein Plasmastrom geradlinig Millionen Lichtjahre in den Raum erstreckt,
muss zwangsläufig die ihn speisende Quelle über lange Zeit sehr konstant den
Materiestrahl erzeugen. Wenn auch das Plasma sich mit fast Lichtgeschwindigkeit
ausbreitet, so benötigt es doch Millionen von Jahren, um die beobachtete
Ausdehnung des Jets zu erreichen. Ein schnell rotierender Kreisel ist ein stabiles
System, man kann ihn kaum aus seiner Rotationslage ablenken. Wenn doch,
stabilisiert er sich nach kurzer Zeit wieder. Schwarze Löcher sind nichts anderes als
gigantische kosmische Kreisel! Ihre unvorstellbar große Rotationsenergie ist die
Quelle der Jets.
Die wahrscheinlichste Erklärung zur Entstehung der Jets liefert der so genannte
Blandford- Znajek- Prozess (nach Roger Blandford und Roman Znajek, 1977).
Die Rotation eines Schwarzen
Lochs versetzt die umgebende Raumzeit in einen wirbelnden Strudel. Davon wird
auch das umgebende Magnetfeld betroffen, welches entweder vom akkretierten Gas
mitgeführt wurde (fast jedes Gas im Kosmos ist magnetisch), oder durch das Plasma
der Akkretionsscheibe selbst entsteht. Die Magnetfeldlinien werden nun
korkenzieherartig durch die Rotation außen entlang der Rotationsachse miteinander
verdrillt. Seitlich aus der Scheibe einfallende Plasmateilchen werden von den
Magnetfeldlinien erfasst und an ihnen entlang zu den Rotationspolen beschleunigt.
Das Plasma ist jetzt relativistisch beschleunigt, es wird also mit fast
Lichtgeschwindigkeit ausgestoßen. Die Wechselwirkungen des Plasmas mit
Magnetfeldern wird durch die so genannte Magnetohydrodynamik beschrieben.
Mit freundlicher Genehmigung von NASA und Ann Field (Space Telescope Science Institute)
M 87, eine 50 Millionen Lichtjahre
entfernte Galaxie im Sternbild Jungfrau. Sie ist schon lange als Radiogalaxie (Bild
links oben) bekannt, von der ein gewaltiger Jet ausgeht. Auch im optischen Bereich
ist er zu sehen (Hubble- Aufnahme, rechts oben). Durch riesige Arrays von
Radioteleskopen (VLBA, Very Long Baseline Array) konnte das Zentrum des Jets
ermittelt werden. Es ist der rote Fleck (Durchmesser: 1/10 Lichtjahr) im unteren Bild,
hier verbirgt sich ein Schwarzes Loch von 3 Milliarden Sonnenmassen.
Mit freundlicher Genehmigung von NASA, National Radio Astronomy Observatory/National Science Foundation,
and John Biretta (STScI/JHU)
Nahezu eine Million Lichtjahre lang
sind die Jets der Radio- Galaxie 3C296, die der elliptischen Galaxie NGC 5532
entstammt. In dieser Aufnahme, in der ein optisches (blau) dem Radiobild (rot)
überlagert ist, sieht man deutlich die großen Radioblasen an den Enden der Jets.
Hot spots ("heiße Flecken") entstehen an einer Stoßfront, wenn die Jets auf das
intergalaktische Medium auftreffen und das fast mit Lichtgeschwindigkeit strömende
Plasma dort urplötzlich abgebremst wird. Die Jetmaterie zerspritzt hier geradezu,
denn sie kann nicht weiterströmen und somit bilden sich die großen Radioblasen.
Turbulenzen im Jet können kleinere "interne" Stoßfronten ausbilden, die wir als
Knoten im Jet beobachten.
Mit freundlicher Genehmigung von AUI, NRAO
Mehr
zur
Akkretion:
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_a02.html#akk
Mehr zu Jets: http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_j.html#jet
Letzte Änderung: 11. Juli 2008
31. August 1999
Die größten Crashs im Universum
Streifende Begegnung Schwarzer Löcher erstmals im Computer simuliert / Verbesserte
Suchstrategien nach Gravitationswellen aus dem All
Abbildung I: Schon nach wenigen Bruchteilen einer Sekunde ist alles vorbei. Die beiden
Schwarzen Löcher verschmelzen vollständig miteinander. Während des Zusammenpralls
verformen sich die Grenzflächen, aus denen kein Lichtstrahl mehr entrinnen kann. Die
künstliche Farbgebung in der Darstellung ermöglicht es, selbst kleinste Schwankungen der
theoretischen Beobachtungshorizonte besser sichtbar zu machen. Die Größenzunahme im
Verlauf der Kollision ist nur ein scheinbarer Zoomeffekt, da der Beobachter sich mit den nach
innen fallenden Gitterpunkten auf das Schwarze Loch zubewegt.
Für die Simulation der Kollision waren komplizierte Einsteinsche Feldgleichungen zu lösen.
Sogar auf den sehr leistungsfähigen Parallelrechnern dauerten die von den Forschern des
Albert-Einstein-Instituts durchgeführten Berechnungen insgesamt rund 140 000 Stunden. Bei
Verwendung nur eines Prozessors wären dafür etwa 16 Jahre notwendig gewesen.
Abbildungen: Albert-Einstein-Institut
Wie zwei Schwarze Löcher bei einer streifenden Kollision miteinander verschmelzen, haben
erstmals Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-EinsteinInstitut) in Golm bei Potsdam mit Computerhilfe berechnet. Solche Simulationen sind eine
wichtige Voraussetzung für den geplanten Nachweis von Gravitationswellen, die bei den
heftigsten Crashs im Universum entstehen.
Schwarze Löcher sind extrem verdichtete Objekte, deren Anziehungskraft weder Licht noch
andere elektromagnetische Strahlung entkommen läßt. Deshalb sind die Chancen nicht sehr
groß, sie zu entdecken. In wenigen Jahren wird es jedoch eine alternative Nachweismethode
geben. Gravitationswellen - winzige "Kräuselungen" der Raumzeit, die bei der Bewegung
großer Massen entstehen - sollen mit speziellen Detektoren aufgespürt werden.
Mit numerischen Simulationen, die Aussagen über die zu erwartenden Profile von
Gravitationswellen liefern, bereitet sich am Albert-Einstein-Institut eine Arbeitsgruppe um
Prof. Edward Seidel auf diese Aufgabe vor. "Kollidierende Schwarze Löcher gehören zu den
aussichtsreichsten Kandidaten für den Nachweis von Gravitationswellen", sagt Prof. Seidel.
In den vergangenen Jahren sei es zwar gelungen, die Veränderungen der Amplitude und
Frequenz von Gravitationswellen Schwarzer Löcher auf direktem Kollisionskurs zu
berechnen. Solche Crashs gibt es aber wahrscheinlich nur sehr selten im All. Häufiger sind
vielmehr Zusammenstöße rotierender "schwarzer Monster", die sich auf spiralförmigen
Bahnen einander näher kommen.
Die weltweit ersten, vollständig räumlichen Rechnungen der Annäherung und des
"nichtfrontalen" Zusammenstoßes zweier Schwarzer Löcher hat kürzlich Dr. Bernd
Brügmann vom Albert-Einstein-Institut durchgeführt und im "International Journal of Modern
Physics" (D8 /1999/ S. 85-100) veröffentlicht. Die numerischen Simulationen erfolgten auf
dem 32-Prozessor-Computer "Origin 2000" des Albert-Einstein-Instituts und zeitweilig auch
auf dem 256-Prozessor-Rechner des National Center for Supercomputing Applications
(NCSA) an der University of Illinois, USA. Mit einer am Konrad-Zuse-Zentrum in Berlin
entwickelten Visualisierungssoftware hat Werner Benger die Vorgänge in bewegten Bildern
dargestellt. Die Simulationen zeigen, wie "schwarze Monster" von weniger als zehn bis zu
vielen hundert Millionen Sonnenmassen verschmelzen und Gravitationswellen erzeugen.
Während der Annäherungsphase der Schwarzen Löcher entstehen sehr schwache, aber
regelmäßige Signale. Der scheinbare Horizont, der eine Näherung für die Oberfläche des
Schwarzen Loches darstellt, jenseits der kein Lichtstrahl mehr das Schwarze Loch verlassen
kann, wird gestreckt und nimmt schließlich die Form einer Erdnuß an. Dann verschmelzen die
scheinbaren Oberflächen der Objekte wie zwei Wassertropfen miteinander. Innerhalb weniger
Mikrosekunden wächst die Amplitude der Gravitationswellen sehr stark an, und auch ihre
Frequenz nimmt deutlich zu. Danach klingen die
Abbildung II: Während der Kollision senden die Schwarzen Löcher große Energiemengen in
Form von Gravitationswellen in das All. In einiger Entfernung vom Kollisionspunkt ist eine
Raumverzerrung (weißer Fleck) sichtbar, die das Intensitätsmaximum der Gravitationswelle
markiert. Sie breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit in das All aus und nimmt dabei an Stärke
ab.
Abbildungen: Albert-Einstein-Institut
Schwingungen - ähnlich wie bei einer Kirchenglocke - langsam aus, während die fusionierten
Schwarzen Löcher einen gemeinsamen Horizont von kugelförmiger Gestalt bilden.
Die Berechnungen zeigen zum Beispiel, dass zwei Schwarze Löcher mit zehn bzw. 15
Sonnenmassen, die aus rund 50 Kilometern Abstand in weniger als 200 Mikrosekunden
"aufeinanderspiralen" und verschmelzen, etwa ein Prozent ihrer Gesamtmasse als
Gravitationswellen aussenden. "Das ist ein gigantischer Energiebetrag, der etwa tausendmal
größer ist als die von der Sonne in fünf Milliarden Jahren freigesetzte Strahlung", erläutert Dr.
Brügmann. Da Wissenschaftler solche Crashs im Universum vorwiegend in sehr großen
Entfernungen erwarten, sind die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitenden
Raumverzerrungen in Erdnähe dennoch sehr winzig. Sie entsprechen in etwa der Änderung
einer einen Kilometer langen Strecke um weniger als ein Tausendstel des Durchmessers eines
Protons.
Mit dem Gravitationswellenexperiment GEO 600 - ein gemeinsam vom Max-Planck-Institut
für Quantenoptik und der Universität Hannover entwickelter Detektor mit zwei je 600 Meter
langen Interferometern - das Ende 2000 bei Hannover in Betrieb gehen soll, wird man diese
Winzigkeit messen können. Vorsichtigen Schätzungen zufolge könnten Kollisionen stellarer
Schwarzer Löcher im Umkreis von 600 Millionen Lichtjahren statistisch einmal pro Jahr
auftreten. Die jetzt durchgeführten Berechnungen sind die Voraussetzung, um die
kurzzeitigen und schwachen Signale aus den gemessenen Daten herausfiltern zu können.
Außerdem werden die Simulationen eine Interpretation der gemessenen Wellenprofile
überhaupt erst ermöglichen sowie astrophysikalische und kosmologische Fragen beantworten
helfen. "Ich glaube, dass die Erforschung Schwarzer Löcher eines der Schlüsselthemen in der
Astronomie des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sein wird", bekräftigt Prof. Bernard
Schutz, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, die hohen Erwartungen der
Wissenschaftler. "Zwar läßt sich mit ihnen nicht experimentieren, doch indem wir ihr
Verhalten im Computer simulieren, erfahren wir eine Fülle von Einzelheiten."
Ein langfristiges Forschungsziel wird es sein, die Wechselwirkungen zweier rotierender
Schwarzer Löcher während mehrerer Umläufe um ihren gemeinsamen Schwerpunkt zu
simulieren. Das erfordert jedoch nicht nur eine weitere Erhöhung der Rechnerkapazitäten,
sondern auch Verbesserungen bei den Lösungsansätzen der komplizierten Feldgleichungen
von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie.
Uwe Seidenfaden
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