Klausur – Arbeitsweisen in der Soziologie

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Klausur – Arbeitsweisen in der Soziologie
FSU Jena, Institut für Soziologie, WS 11/12
Dr. Stefan Schmalz
Name, Vorname: ____________________ Matrikel: _________________
Tutor_in: __________________
Punkte (auszufüllen vom Dozenten):
/50
□ Bestanden
□ Nicht bestanden
In der Klausur sind 50 Punkte zu erreichen. Zum Bestehen der Klausur sind mind. 25 Punkte
notwendig; eine Benotung findet nicht statt. Es sollen alle Fragen ohne Hilfsmittel bearbeitet
werden!
Bearbeitungszeit: 90 Minuten
Viel Erfolg!
1. Nennen Sie je einen kausalen und genetischen Fehlschluss und erläutern Sie diese
kurz! (4 Punkte)
1
2. Wozu soll ein Exzerpt dienen? (3 P)
3. Erläutern sie kurz den Unterschied zwischen einer Monographie und einem
Sammelband! (2 P)
4. Was ist der Unterschied zwischen Deduktion und Induktion? Welche Eigenheiten
kommen diesen Arten des Schlussfolgerns jeweils zu? (4 P)
5. Erläutern Sie den Unterschied zwischen direktem Zitieren und indirektem Zitieren
bzw. Paraphrasieren! (4 P)
2
6. Welche Informationen gehören auf jeden Fall auf das Deckblatt einer Hausarbeit? (3
P)
7. Was sollte bei der Arbeit mit Internetquellen beachtet werden? (2 P)
8. Was macht ein Plagiat aus? (2 P)
9. Nennen Sie einige Faktoren für gutes Zeitmanagement am Beispiel eines Referats (3
P)
3
10. Finden Sie 16 Fehler im folgenden Literaturverzeichnis! Markieren Sie diese und
schreiben Sie eine kurze Begründung (Stichpunkte) an Rand (was ist jeweils
fehlerhaft?)! (8 P)
Farrokhzad, Schahrzad und diverse andere: Verschieden-Gleich-Anders?
Geschlechterarrangements im intergenerativen und interkulturellen Vergleich,
Wiesbaden. Oder auch online unter: www.sozLit/Gender/Mig?/Txt1.de zu finden;
zuletzt überprüft am 12.12.2011.
Geißler, Rainer 1996: Kein Abschied von Klasse und Schicht. Ideologische Gefahren
der deutschen Sozialstrukturanalyse, in: KZfSS, Jg. 48, H. 2, 1996.
Geißler Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung
mit einer Bilanz zur Vereinigung, Wiesbaden, 20008.
Gomolla, Mechthilt/Frank-Olaf Radtke: Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung
ethnischer Differenz in der Schule, Wiesbaden, 2007…
Jungwirth, Ingrid/Karin Scherschel: Ungleich prekär – Zum Verhältnis von Arbeit,
Migration und Geschlecht, in: Manske, Alexandra/Katharina Pühl (Hrsg.):
Prekarisierung zwischen Anomie und Normalisierung. Geschlechtertheoretische
Bestimmungen, Münster, Verlag?, 2010, S. 110-129.
Groh-Samberg, O.: Die Aktualität der sozialen Frage – Trendanalysen sozialer
Ausgrenzung 1984-2004, in: WSI-Mitteilungen, Jg. 58, H. 11, 2005, S. 616-623.
11. Finden Sie 13 formale und/oder inhaltliche Fehler im folgenden (gekürztem) Text!
Markieren Sie diese und schreiben Sie eine kurze Begründung (Stichpunkte) an Rand
(was ist jeweils fehlerhaft?)! (13 P)
1. Einleitung
Wer heute von Säkularisierung spricht, meint in der Regel jede Form von
Verweltlichung, sprich die Ablösung religiöser Prägung durch weltliche, diesseitige
Gestaltungskräfte – gleich, ob dies in der politischen, kulturellen oder ethischen
Sphäre geschieht. Doch der
Begriff der Säkularisierung hat, um mit dem
Religionssoziologen Peter L. Berger zu sprechen, „eine etwas abenteuerliche
Geschichte“ (Berger 1973: 102). Zunächst kann man festhalten, dass Säkularisierung
sich vom lateinischen Wort „saeculum“ ableitet, welches soviel wie „Jahrhundert“
oder auch „Zeitalter“ bedeutet. Weiterhin lassen sich mindestens zwei Bedeutungen,
welche vom heutigen Sprachgebrauch deutlich abweichen ausmachen: Erstens
bezeichnete Säkularisierung die „Entlassung von Land und Eigentum aus kirchlicher
Kontrolle“ (ebd.) und zweitens „die Rückkehr einer Ordensperson in die ‚Welt’“
(ebd.). Im Gegensatz zu der heutigen Bedeutung, welche oftmals normativ aufgeladen
ist, also den Prozess der Säkularisierung „je nach Gesinnung“ (Werter zitiert nach
Münch 2010: 12) auch gleich positiv oder negativ wertet, ist diese frühere Bedeutung
jedoch stets wertfrei verwendet worden. Diese Arbeit ist aus Sicht einer negativen
Bewertung von Säkularisierung geschrieben, welche zudem durch die
Mehrheitsmeinung der Bevölkerung gestützt wird.
2. Max Weber – Säkularisierung als Entzauberung der Welt
4
Mit Weber (ein wichtiger Soziologe aus Heidelberg) lässt sich Säkularisierung als
Rationalisierung der Religion begreifen. Säkularisierung steht dann nehmen anderen
Teilprozessen wie z. B. der Industrialisierung, Spezialisierung oder Bürokratisierung
in den Bereichen Wirtschaft, Politik oder Recht. Ihnen allen ist gemein, dass sie
kennzeichnend für die Moderne sind sowie auf Systematisierung und oftmals
Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Prozesse beruhen (vgl. Kaesler 1998: 219f;
Dirkens 656). Rationalisierung bei Weber ist folglich kein vorrangig normativer
Begriff.1 Dies entspräche ohnehin nicht dem Weberschen Verständnis von
Wissenschaft. Vielmehr will er gesellschaftliche Prozesse beschreiben, welche im
Folgenden offen für durchaus ambivalente Bewertungen sind (vgl. Weber 2005a:
161fff.).
Das Verhältnis von Religion und Rationalisierung wird dabei von Weber auf folgende
Art beschrieben:
„Für die Stufe der Rationalisierung, welche eine Religion repräsentiert, gibt es
vor allem zwei, übrigens miteinander in vielfacher innerer Beziehung stehende
Maßstäbe. Einmal den Grad, in welchem sie die Magie abgestreift hat. Dann der
Grad systematischer Einheitlichkeit, in welche das Verhältnis von Gott und Welt
und demgemäß die eigene ethische Beziehung zur Welt von ihr gebracht worden
ist“ (selbe Quelle wie oben).
Demnach ist es möglich, dass Religion eine bestimmte Triebfeder im
Rationalisierungsprozess darstellt – je nachdem wie sehr sie den oben genannten zwei
Maßstäben entspricht (vgl. Marter 1988: 11). Man sieht also: Die Religion gibt es,
damit sich die Welt rationalisiert.
3. Fazit
Natürlich kann am Ende dieser knappen Ausführungen keine abschließende oder
umfassende Bewertung der Säkularisierungsthese stehen. Deutlich geworden ist
vielmehr, dass die Beantwortung der Frage nach einem Rückgang des Religiösen
problematischer sein könnte, als zunächst angenommen. Nicht nur hängt sie im
beträchtlichem Maße von der Definition von Religion ab, auch dürfte eine valide und
befriedigende empirische Überprüfung dieses zu einem Teil innerlich-subjektiven
Phänomens schwierig sein (vgl. Franzmann et al. 2008: 20f.). Auch gibt es
überdeutliche Hinweise darauf, dass die Ergebnisse der empirischen
Religionssoziologie zu einem sehr großen Maß von der Konzeption des
Umfrageinstruments abhängen (Jörns 1999: 24). Trotz dieser grundsätzlichen Zweifel
haben die Ausführungen Pollacks nach Auffassung des Autors eine gewisse
Plausibilität. Zumindest auf dem Fundament der vorgestellten Autoren scheint das
Verhältnis von Theorie und Empirie, von methodisch gesicherter Erkenntnis und
gesellschaftstheoretischer Überlegungen bei ihm am ausgeglichensten zu sein. Die
neusten Studien der wissenschaftlichen Forschung lassen aber auch seine Ergebnisse
zweifelhaft erscheinen!
1
Vgl. Berker 2009: 5.
5
12. Welches ist ein gutes und geeignetes Abstract? (2 P)
Gutes Abstract: Nr: _1____
1. Eine wichtige Aufgabe der Medizin- bzw. Gesundheitssoziologie besteht darin,
soziale Determinanten von Gesundheit und Krankheit anhand theoretischer Konzepte
und empirischer Methoden zu untersuchen. In diesem Beitrag werden zwei
theoretische Konzepte zur Identifizierung psychomentaler und sozioemotionaler
Belastungen im Erwerbsleben dargestellt, das Anforderungs-Kontroll-Modell und das
Modell beruflicher Gratifikationskrisen. Die von den Modellen identifizierten
Belastungen spielen im Wirtschaftsleben moderner Gesellschaften eine wichtige Rolle.
Diese wird zusätzlich durch ungünstige physische Arbeitsbedingungen, aber auch
durch ökonomische Globalisierung gesteigert. Anhand epidemiologischer Studien
wird gezeigt, dass das Erkrankungsrisiko weit verbreiteter Gesundheitsgefährdungen
wie koronarer Herzkrankheiten und Depressionen bei Erwerbstätigen, die von diesen
Belastungen betroffen sind, doppelt so hoch ist wie bei Beschäftigten in
belastungsarmen Berufen. Im Beitrag werden empirische Ergebnisse aus
internationalen Studien zu dieser These dargestellt, und es wird abschließend auf die
gesundheits- und sozialpolitischen Konsequenzen aus diesen wissenschaftlichen
Erkenntnissen hingewiesen.
2. Die gegenwärtig vorherrschende Konzeption der instrumentellen Rationalität betont
die Sichtweise, dass Akteure die Mittel zur Erreichung ihrer Ziele rational auswählen,
während ihnen ihre Ziele, Werte oder Überzeugungen durch soziale, kulturelle,
biologische oder psychologische Bedingungen aufgedrängt werden, über die sie wenig
Kontrolle besitzen oder die ihnen unbewusst sind. Diese Sichtweise ist jedoch
unbegründet. Im Beitrag wird unter Hinzuziehen verschiedenster Methoden ein
gänzlich neuartiges Verständnis von Vernunft entwickelt, das die soziologischen
Erklärungen von Rationalität revolutionieren wird. Eine Möglichkeit, uns von den
Problemen, die mit den unterschiedlichen Versionen der Rationalität
zusammenhängen, zu befreien, besteht darin, diese durch eine Theorie der
Alltagsrationalität zu ersetzen. Der Aufsatz setzt bei klassischen Konzeptionen an,
geht über zu fünf der bekanntesten modernen Klassiker und endet in der aktuellen
soziologischen Zeitdiagnose; er entwirft eine Übersicht über den logischen Mehrwert,
den diese gegenüber den gegenwärtig benutzten Rationalitätstheorien bietet, wie
insbesondere der sogenannten Rational-Choice-Theorie.
13. Eintragen von Matrikel und Namen auf Seite 1 (+ 0,5 Extrapunkte)
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